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Abendausgabe

Nr. 500+ 40. Jahrgang

400 Millionen M.

Donnerstag

= Vorwärts=

Ausgabe B Nr. 252

Bezugsbedingungen und Argeigenpreise

find in der Morgenausgabe angegeben

Rebaftion: SW. 68, Lindenstraße 3

Fernsprecher: Dönhoff 292-295

Tel- Adresse: Sozialdemokrat Berlin

Berliner Volksblatt

25. Oktober 1923

Berlag und Anzeigenabteilung Geschäftszeit 9-5 Uhr

Berleger: Borwärts- Berlag GmbH. Berlin SW. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 2506-2507

Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands

unternommen war,

zu tun.

Pfalz und Reich.

Gegen die Verleumder.

Für die Einheit des Reiches!

Bon Theodor Leipart.

Die dringendste Forderung, die die Gewerkschaften an die Reichsregierung zu stellen hatten, war, daß sie endlich Gestern gegen Mittag erhielten wir telegraphisch aus äußern. Sie ist bekannt und eben erst vom Parteivorstand in Ernst macht mit der Schaffung eines wertbeständigen fozialdemokratischen Kreisen der Pfalz die überraschende mit ganz unmißverständlicher Weise festgestellt. Ein Partei Bahlungsmittels für die Lohn- und Gehaltsempfänger teilung, daß die Bildung eines von Bayern losgelösten pfälzi- mitglied, das es unternahme, im Einver- und daß sie mit der notwendigen Entschlossenheit eingreift, um schen Freistaats im Rahmen des Reichs unmittelbar bevor ständnis mit einer auswärtigen macht auch für die armen Schichten des Volkes und insbesondere der stehe. Der Entschluß zu dieser Tat wurde mit der bayerischen nur einen Fuß breit deutschen Bodens vom Arbeiterschaft die Lebensmittel heranzuschaffen, die sie Untreue dem Reich gegenüber und mit der ständig wachsen Reich abzulösen, wäre für die Partei er zur Fristung der dürftigsten Existenz brauchen. Zu diesem den Separatistengefahr begründet, die Selbstver- ledigt. 3wed waren am Dienstag abend Vertreter des Bundesvor­standes beim Reichskanzler. Die Reichsregierung hat, wenn ständlichkeit, daß es sich um eine Staatenbildung im Berband Bayern hat die Reichsverfassung geanders sie ihrer Aufgabe gewachsen sein will, angesichts der des Reiches handle, war ausdrücklich betont. Diese Nachricht brochen, das ist gestern von der Konferenz der deutschen nicht mehr zu überbietenden verzweifelten Notlage des Volkes und unsere genaue Kenntnis der Anschauungen unserer pfälzi- Ministerpräsidenten einstimmig festgestellt worden. Das schen Genossen ließen feinen Zweifel daran, daß die Aktion Reich hat sich diesen Verfassungsbruch gefallen lassen, ohne schütteln und durch rasches, zielbewußtes Handeln die unerträg unter allen Umständen die bisherige unschlüssigkeit abzu­um im Gegensatz zu Bayern die etwas Entscheidendes dagegen zu tun. Wenn dann unsere liche wirtschaftliche Not zu lindern. Sie hat gestern zugesagt, Reichstreue der Pfalz zu dokumentieren und gegen Genossen in der Pfalz , von der Berzweiflung gepackt, eine Tat endlich von der ihr erteilten Ermächtigung Gebrauch zu machen die separatistische Bewegung einen entscheidenden Schlag begehen, mit der sie dem Reich zur Hilfe fommen wollen, so und dem Zahlungsmittelelend einen Riegel vorzuschieben. soll man deswegen auf sie feine Steine werfen. Gegen Ver­Die Bertreter Frankreichs in der Pfalz haben durch ein leumdungen, die aus parteipolitischen Gründen gegen sie er die Gewerkschaften für die unumgängliche Pflicht der Reichs­Ueber diese unmittelbaren Maßnahmen hinaus halten es perfides Manöver diese Aktion in ihr Gegenteil umzudrehen hoben werden, haben sie ein Recht auf den Schuß der Partei. regierung, durch entschlossenes Handeln den üblen versucht, sie haben damit ihre annerionistischen Ziele in scham­Eine ganz andere Frage ist, ob sie im einzelnen taktisch ma chenschaften entgegenzutreten, die bewußt oder un­loser Offenheit aufgedeckt. Der pfälzische Kreistag, einschließ richtig gehandelt haben und ob sie nicht in Voraussicht eines bewußt auf den Zerfall des Reiches gerichtet lich der Sozialdemokraten, hat gegen dieses Manöver sofort drohenden französischen Manövers unter den gegebenen Um find. Die Gewerkschaften lassen feinen Zweifel darüber, daß Stellung genommen und es unzweideutig abgelehnt. Was tut die deutsch nationale Breise? Gie ständen auf ihre Attion besser verzichtet hätten. Die Frage sie nur die Reichsregierung auf die Dauer unterstützen werden, wendet sich nicht gegen den französischen Annexionismus und bedarf noch der Klärung, und in ihr behalten auch wir uns die den klaren und selbstverständlichen Mut aufbringt, die ein abschließendes Urteil vor. Einheit des Reiches gegen ihre innerdeutschen Gegner, seine unbefugte Einmischung in innerdeutsche Verhältnisse, sondern gegen die Sozialdemokratie, die sie wenn es nicht anders geht, unter Einsatz aller verfügbaren Mittel, zu verteidigen. tobend und freischend des Landesverrats beschuldigt. Ihr ganzes Bestreben ist darauf gerichtet, aus einer Angelegen: heit, die jedem ehrlichen Freund der deutschen Einheit an die Nerven geht, einen parteipolitischen Braten für sich zu machen. Es ist wohl kein Zufall, daß der Münchener Völkische Beobachter" zugleich einen Artikel veröffentlicht, in dem gegen das 3 enfrum im Zusammenhang mit den Bor­gängen im Rheinland genau dieselben Vorwürfe erhoben werden, wie gegen die Sozialdemokratie in der Pfalz . Diesen Herrschaften kommt es eben nicht darauf an, das Reich zu retten, sondern nur darauf, mit Lügen und Berleumdungen ihre innerpolitischen Gegner niederzuhetzen.

Es hieße Wasser ins Meer tragen, wollten wir uns über die Stellung der Sozialdemokratie zum Reich noch ausführlich

Ein heute morgen hier eingetroffenes Telegramm des sozial­demokratischen Bezirksvorstandes in Ludwigshafen teilt mit: le Nachrichten von Trennung der Pfalz vom Reich Lügen". Mahnung vom Rhein nach München .

Köln , 24. Oftober. Zu den Vorgängen in der Rheinpfalz und in Speyer schreibt die ,, Kölnische Boltszeitung" u. a.: Hoffent lich wird man in München aus diesen Vorfällen eine Lehre ziehen. Es ist nicht die Zeit zur Austragung innerpolitischer Machtkämpfe. Das deutsche Bolt erwartet vor allem Zusammen­stehen von Reich und Ländern. Das rheinische Volk im besonderen richtet in dieser Stunde höchster Not die Mahnung an Bayern , die Reichsgewalt zu stärken!

Berfall des Reiches. Es kann aber nicht der geringste Zweifel Fatalisten sprechen schon jetzt mit Totengräbermiene vom darüber bestehen, daß die Einheit des Reiches von dem Mut, dem Glauben und der unbeugsamen Entschlossen­heit all der Kreise abhängt, die sich treu zur deutschen Republik und zu der Verfassung des Reiches bekennen.

Die Note an die Reparationskommission. ursache der fortdauer der Unordnung sei die französische Bereichs Gnaden war und ist. Sie haben den Gegenstoß gegen

Die Aufnahme in Frankreich .

Die Gewerkschaften sind in allen Gebieten, in denen landesverräferischer Separatismus unter dem wohlwollenden Schuß Frankreichs und Belgiens die Loslösung vom Reich be­trieb, unentwegt für die Einheit des Reiches ein­getreten. In dieser großen nationalen Frage gibt es für die deutsche Arbeiterbewegung fein Schwanken. letzten Tagen haben die Gewerkschaften, vereint mit den reichs­treuen Elementen des Bürgertums, die Butschversuche nieder­geschlagen, deren Ziel eine Rheinlandföderation von Frank­diese Feinde des Reichsgedankens erfolgreich durch geführt, trotzdem die Sonderbündler auf die Hilfe der fran­zöfifchen und belgischen Besagungsbehörden rechnen fonnten, und unbekümmert um die Gefahr, der sie sich von seiten der französischen und belgischen Truppen aussetzten. Der Bundes vorstand des ADGB. dankt den Kameraden im Rheinland für den bewiesenen Mut und dafür, daß sie sich nicht von dem wehleidigen Geschwätz haben ansteden laffen, daß die Auf­lösung des Reichs doch nicht mehr aufzuhalten sei.

sehung des Ruhrgebiets gewesen. Vom Standpunkt der Reparationen gesehen sei diese Politik von katastrophaler Erfolg Paris , 25. Offober.( TU.) Es ist anzunehmen, daß die Re- losigkeit gewesen. Es sei klar, daß die Franzosen die Zahlungsfähig parationstommiffion in ihrer ordnungsmäßigen Sigung am fommen- feit Deutschlands zerstörten. Das Ruhrgebiet sei nicht mehr ein den Freitag sich mit der Note der deutschen Regierung Aktivum, sondern ein Passivum, und man werde sehen, daß Repa befassen und über die darauf zu erteilende Antwort beraten wird. rationen nicht von einem zerstückelten und ruiniertem Lande erzielt Am Quai d'Orsay erklärt man, daß die französische Regierung vor- werden können. England habe bereits mehr durch Arbeitslosigkeit läufig feinen Anlaß habe, zu der Note Stellung zu nehmen. verloren, zu der die chaotische Lage Europas sehr viel beitrage, als Paris , 25. Oftober.( WTB.) Die Note der deutschen Regierung es jemals durch die Bezahlung von Reparationen wieder erlangen an die Reparationsfommission wird von einem Teil der französischen werde. Das von der britischen Regierung gemachte Angebot sei nicht Presse bereits abgelehnt. Der Quai d'Orsay hat nach dem Quoti- angenommen worden, und England müsse daher das Problem neu dien" schon gestern abend angekündigt, Louis Barthou werde Be- erwägen, das nach Ansicht der Franzosen die Frage der infer. fehl erhalten, sich der Prüfung der Note zu entziehen, bis die alliierten Schulden zwischen den Regierungen ebenso wie deutsche Regierung die Finanzierung der Sachlieferungen wieder die ter Reparationen einschließt. aufgenommen habe. Petit Parisien" schreibt: Zu der Entscheidung Die Rede Mac Rennas wird ebenso wie die Rede Smuts , be­der Reparationskommission müsse man, ohne dem vorzugreifen, be- fonders auch im Hinblick auf die morgige richtige Erklärung Bald­merken, die Tatsache, daß das Reich erkläre, és fet geneigt, die wins in Plymouth , in der Deffentlichkeit viel beachtet. Es wird Lieferungen wieder aufzunehmen, es befinde sich aber in der Un- darauf hingewiesen, daß beide in ihren Schlußfolgerungen überein­möglichkeit, fie zu finanzieren, bedeute, daß es nichts tun werde. Stimmen. Der politische Berichterstatter des Star" schreitt, die stand nicht. Echo de Paris" führt aus: Die These der französischen ihrem Appell an Frankreich werde überall und besonders auch von stand am Rhein und an der Ruhr organisierten und zahlloje Die deutsche Note ändere also in Wirklichkeit den bisherigen Zu Bedeutung der Rede des Generals Smuts mit ihrer Warnung und Regierung ist klar begründet worden. Es kann nicht davon die Smuts spreche nicht als ein isolierter Premierminister eines Do- Arbeiter, Angestellte und Beamte sich lieber von Haus und Rede sein, zu parlamentieren, so lange der Zustand vor dem 11. Ja minions, seine Ansichten seien die Ansichten aller Ueberseestaats­muar nicht wiederhergestellt ist und solange die unterbrochenen männer, die sich augenblicklich in London befinden. Sachlieferungen nicht wieder aufgenommen sind. Das französische Ministerium ist um so weniger geneigt, von diesem ein für allemal festgelegten Grundsatz abzugehen, da es nur rafch an Terrain ver­

lieren würde.

Vor einer internationalen Konferenz. Wichtige Verhandlungen im Gange. London , 25. Oftober.( WIB.) Den Blättern zufolge find

Einer der Gründe, weshalb Baldwin eine öffentliche Erklärung der britischen Außenpolitik verschoben habe, sei gewesen, daß er zuvor die Billi­gung der Premierminister der Dominions erhalten wollte, die er gung der Premierminister der Dominions erhalten wollte, die er jetzt besize.

Zurückhaltung der Börse.

innern muß, was die Gewerkschaften in den Monaten Es ist eine Schmach, daß man in Deutschland daran er­innern muß, was die Gewerkschaften in den Monaten des Ruhrkampfes für die Nation geleistet haben. Aber an­gesichts des gehässigen und nichtswürdigen Berleumdungsfeld­zuges, der von den Parteigängern der Reaktion in den lezten Wochen inszeniert wurde, wird dieser Hinweis zur traurigen Pflicht. Was haben die bayerischen Monarchisten, was haben die Nationalsozialisten in Bayern , die Deutschvölkischen in diesem aufgezwungenen Kampf geleistet? Die Frage stellen werkschaften organisierten Arbeiter den passiven Wider­heißt sie beantworten. In derselben Zeit, als die in den Ge­

Herb vertreiben ließen, als dem Reich die Treue zu brechen, haben die üblen Agitatoren dieser nationalen" Organisationen nichts anderes getan, als die Autorität der Reichsregierung die Republik zu hetzen, deren Bestand von ihren erbittertſten mit allen Mitteln der Berleumdung zu untergraben und gegen Gegnern bedroht war. Jezt, wo diese Männer, die das Reich ohne Rücksicht auf ihre persönlichen Interessen verteidigten, dem Hunger und Elend preisgegeben sind, wagt man es, gegen fie die Sturmfahne der Gegenrevolution zu entfalten und zum Generalangriff auf die Grundrechte vorzugehen, die in diesen schweren Kämpfen zum unantastbaren Gut der gesamten Nation hätten werden müssen.

wichtige Verhandlungen zwischen den Alliierten im Gange gewejen, Die reichstreuen Kundgebungen der pfälzischen Bevölkerung, um eine konferenz der Staaten, die den Versailler Vertrag die Niederschlagung des Hamburger Butschversuches und die Ein­Es ist elende Lüge und Anmaßung, wenn ausgerechnet unterzeichnet haben, im Dezember nach Paris einzuberufen. Eine dämmung der separatistischen Bewegung im Rheinland ebenso wie Herr von kahr, der einen meuternden General in Schutz derartige Konferenz würde sich, wie verlautet, mit den miteinander die Aussicht auf eine Verständigung zwischen Berlin und München nimmt, die Gewerkschaften und die sozialistische Partei als zusammenhängenden Fragen der Reparationen und der interalliierten haben eine zuversichtlichere Stimmung aufkommen Feinde des Reiches zu brandmarken versucht. Er wagt es, den Schulden befassen. Jede Nation würde direkt vertreten sein. Die lassen. Ferner bildeten die im Verlaufe des heutigen Vormittags Kampf, den gewisse Gruppen in Bayern angeblich im Namen Absicht sei, unabhängig von der Reparationskommission und dem eingetretene Geldknappheit im Zusammenhange mit den der Nation und tatsächlich um partikularistischer, offen ver­Bölkerbund zu handeln, aber technische und andere Sachverständige Streifdrohungen des Personals der Notendruckereien einen starten fassungsfeindlicher Interessen willen führen, als einen Kampf sowie deutsche Vertreter von hohem Ruse" würden daran Anlaß zur Zurüdhaltung der Nachfrage nach Devisen. Die teilnehmen. Baldwins Erklärung am morgigen Tage werde vielleicht der Erwartung Ausdrud geben, daß eine derartige Konje­renz zu einem nicht fernen Zeitpunkt zusammentrefen werde.

gegen den internationalen Marrismus" hinzustellen. Es ist Geldklemme hat sich so verschärft, daß die meisten Berliner von einem beschränkten bayerischen Bureaukraten älteren Banten heute keine Auszahlungen vornehmen können. Die Um Schlages nicht zu verlangen, daß er auch nur das Geringste säge sind geringer denn je zuvor. Die Goldanleihe wurde im freien weiß vom Wesen des Marrismus oder von dem wahren Verkehr mit 65 milliarden gehandelt. Es war der Reichsbank Charakter des Internationalismus der deutschen Arbeiterbe­ein leichtes, durch geringe. Abgdben eine Steigerung zu verhindern. wegung. Aber es muß von ihm so gut wie von jedem ver­Die Tendenz für Effekten ist zwar fest, doch sieht man der morantwortlichen Minister verlangt werden, daß er die Tatsache gigen Börse mit einiger Sorge entgegen, da noch nicht bekannt anerkennt, die ein Blinder mit Händen greifen kann, daß die ist, ob die Schwierigkeiten im Zahlungsverkehr bis morgen behoben werden können.

Mac Kenna für aktive englische Politik. Condon, 25. Oftober.( WTB.) Der bekannte englische Bantier und frühere Schazkanzler Mac Kenna erklärte in einer Rede in der Kandelskammer von Belfast , wenn England den Stand der Handelstätigkeit wie vor 1914 erreichen wolle, so müsse es zu aller­erst in ganz Europa die Bedingungen des Friedens und der Sta- Der amtliche Mittelfurs des Dollars ist heute, am 25. Offober, bilität wieder herstellen, die damals bestanden haben. Die Haupt- 65 milliarden Mart.

internationalen Marristen" in Wahrheit die überzeug­testen Borfämpfer der Reichseinheit in den letzten Jahren gewesen sind, jederzeit bereit zu persönlichen Opfern im Interesse des ganzen Bolkes, jederzeit bereit, agi­