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Nr. 503 40.Jahrgang Ausgabe A nr. 251

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Der Borwärts" mit der Sonntags beilage ,, Bolt und geit", der Unter haltungsbeilage ,, Heimwelt" und der Beilage ,, Siedlung und Kleingarten" erscheint wochentäglich zweimal, Sonntags und Montags einmal,

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Morgenausgabe

Vorwärts

Berliner Volksblatt

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Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands

Redaktion und Verlag: SW 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Redaktion: Dönhoff 292-295 Verlag: Döuboff 2506-2507

Sonnabend, den 27. Oktober 1923

Vorwärts- Verlag G.m.b.H., SW 68, Lindenstr. 3 Postscheckkonto: Berlin 375 36 Bankkonto: Direktion der Diskonto- Gesellschaft, Depositenkasse Lindenstraße 3

Poincaré nimmt den Konferenzplan an.

Aber an Versailles soll nicht gerüttelt werden.

Paris , 26. Oftober.( WIB.) In seiner Rede in Plymouth zember 1922, als der Staatssekretär Hughes in seiner| intakten moralischen Autorität auf die noch widerstrebenden hat gestern Baldwin Poincaré aufgefordert, er möge den Vor- Rede von Newhaven die Anregung einer unparteiischen Fest- Mächte auszuüben. schlag des Präsidenten der Vereinigten Staaten , eine Konferenz sezung der deutschen Leistungsfähigkeit und der deutschen Die britische Anregung, festgelegt in den langen In einzuberufen, die die Zahlungsfähigkeit Deutschlands Schuld vorbrachte, und dabei ebenso rückhaltlose 3 u st i m= struktionen Lord Curzons an seinen Botschafter in Washington , bestimmt, annehmen. mung bei England und Deutschland fand, wie rücksichtslose die wir gestern abend im Auszug wiedergegeben haben, Der diplomatische Mitarbeiter der Agentur Havas will wissen, 2 ble hnung bei Frankreich . Ein zweites Mal setzt sich ein ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Diese günstige Poincaré habe namens der franzöfifchen Regierung in Washing - Staatsmann nicht so leicht einer peinlichen Absage aus. Aufnahme muß bereits vor einigen Tagen in eingeweihten fon bereits mitgeteilt, daß er die Bildung dieser Sachverstän- Wenn Großbritannien es dennoch wagen fonnte, unter Londoner Kreisen bekannt geworden sein. Die Rede digenkonferenz annehmen wird und daß er die Mitwirkung der Berufung auf die Rede Hughes' in Newhaven sich an Amerika des füdafrikanischen Vertreters auf der Reichskonferenz, amerikanischen Bertreter begrüße. Aber an diese Annahme müsse zu wenden, so nicht nur wegen der offensichtlichen Steigerung Smuts , in der die Einberufung einer solchen internatio­er eine Bedingung fnüpfen, die er wiederholt ausgesprochen der chaotischen Zustände in Europa und der drohenden An- nalen Konferenz als wahrscheinlich bezeichnet wurde, wirkte habe. Die Bildung der Kommiffion dürfe dem Friedensvertrag von archie in Deutschland , sondern wohl auch deshalb, weil sich drüben sensationell. Ebenso erregten die Worte des amerika­Bersailles feinen Abbruch fun. Die Sachverständigen inzwischen ein Präsidentenwechsel in Amerika vollzogen hat, nischen Botschafters in London , Harvey, der auf einer müßten also in voller Freiheit von der Reparations- und Coolidge als außenpolitisch unverbrauchter Mann Bankettrede eine aktive Mitarbeit der Vereinigten Staaten tommission bestimmt werden. eher als sein Vorgänger Harding in der Lage sein fonnte, in Aussicht stellte, lebhaftes Aufsehen. Allein in Deutschland , eine zustimmende Antwort zu erteilen und den Druck seiner wo man durch die innerpolitischen und wirtschaftlichen

Optimismus in London .

Condon, 26. Oftober.( WIB.) Reuter erfährt, in brifi­schen Kreisen sei man bezüglich der Einberufung einer internationalen Reparationsfonferenz hoffnungsvoll gestimmt. Man werde zunächst die Antworten auf die Einladungen abwarten, die an die Alliierten überfandt worden sind. In diesen Einladungen wird weder der Ort noch das Datum der vorgeschlagenen Konferenz festgesetzt. Es hängt von den Antworten ab, ob eine volle egetu­five Konferenz oder eine Konferenz im Zusammenhang mit der

Reparationstommiffion veranstaltet werden soll. Bisher ist noch

feine Antwort eingegangen.

Auch Belgien einverstanden.

Keine Pfalz- Republik.

Erklärung der Pfälzer Sozialdemokratie.

Ludwigshafen , 26. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Die tages, des Handels, der Industrie, der landwirtschaftlichen Berufs­Leitung der Sozialdemokratischen Partei der Pfalz stände, der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, verpflichten sich, im völligen beschloß folgende Erklärung: Einvernehmen mit der hohen Interalliierten Rhein

Der Verfassungsbruch der bayerischen Kahr- Regierung landtommission zusammenzuarbeiten in der Erforschung der Paris , 26. Oktober. ( WTB.) Aus einer Brüsseler Meldung hat in den freiheitlich gesinnten Kreisen der Pfalz die größte wirtschaftlichen Fragen, die in der jetzigen Stunde die des" Temps " ergibt sich, daß die belgische Regierung den Vor- Empörung ausgelöst. Alle unsere Warnungen wurden, zuletzt Pfalz beschäftigen. schlag des Präsidenten der Vereinigten Staaten , durch Sachver- noch von der Regierung Knilling, in den Wind geschlagen. Zu- 2. Insbesondere mitzuarbeiten an der Gründung eines In ständige die Zahlungsfähigkeit Deutschlands bestimmen zu lassen, gleich tamen aus allen Teilen des besetzten Gebietes alarmierende stitutes( Währungs bank) zur Ausgabe einer Währung, welche vorausgesetzt, daß die Reparations tommission diese Sach- Nachrichten über die lehten Rüstungen der Sonderbünd. Gültigkeit hat im befeßten Gebiet und welche 3 ahlungs­verständigen berufen werde, annimmt. ler. Als Protest gegen den bayerischen Verfassungsbruch und zum fraft hat sowohl innerhalb des besetzten Gebietes als auch im Schuhe gegen die drohende Separatistengefahr fam die Leitung Auslande. Sie übernehmen die Verpflichtung, bis zu zwei der pfälzischen Sozialdemokratischen Partei zu dem Entschluß, aus Dritteln an der Sicherheit einen Teil ihres beweglichen und unbeweg Ueber die Beratungen der britischen Reichskonferenz, die der Pfalz einen felbständigen Staat im Verbande des Deutschen lichen Vermögens zur Verfügung zu stellen. unter der Teilnahme führender Staatsmänner aus sämtlichen Reiches zu bilden. Diesen Standpunkt haben die Beauftragten General de Metz gestattete den Vertretern eine kurze Pause zur englischen Kolonien in den lezten Wochen in London tagte, der pfälzischen Sozialdemokratie in feinem Stadium der Berhand- Beratung. Während dieser Pause wurde das Schriftstück von 4 landwirtschaftlichen Vertretern unterschrieben. ist nur wenig in die Deffentlichkeit gelangt. Pariser Blätter lungen verlassen. Nachdem die Absicht der Sozialdemokratischen erklärten dieses Stillschweigen mit wachsenden Unstimmig- Partei in verschiedenen Kreifen der Pfalz erhebliche wider. Die übrigen Anwesenden erklärten ihre Bereitschaft zur Unter feiten zwischen dem Ministerpräsidenten Baldwin und dem stände gefunden hat und nachdem die Reichsregierung schrift des ersten Teiles, aber nicht für den übrigen Teil. Außenminister Curzon in der Beurteilung des deutsch - fran- eine Abtrennung der Pfalz von Bayern unter Verbleib des Landes General de Meg fragte die anwesenden landwirtschaftlichen Ver­zösischen Konfliktes, und sie wußten sogar die Namen der im Reichsverband nicht anerkennt, für die Sozialdemokratische Partei treter: Kann ich annehmen, daß die Landwirte entschlossen sind, keine jenigen Dominionpertreter zu nennen, die für den einen oder aber grundfählich keine Abtrennung der Pfalz von Bayern außer- Kartoffeln herzugeben gegen falsches Geld( deutsches Papiergeld)? für den anderen Partei ergriffen hätten; wobei Baldwin als halb des Deutschen Reiches in Frage kommt, fehen wir von der Hierauf erwiderte der Landwirt Heinz Orbis , sie seien dazu ent der Mann hingestellt wurde, der sich gelegentlich seiner furzen Durchführung unseres Borhabens ab. Wir wollten schlossen, keine Produkte herzugeben gegen Papiermart. General Begegnung mit Poincaré im September von der Berechti- durch unsere Aktion die durch die Separatisten drohende Gefahr de Metz machte auf die Schwierigkeiten aufmerksam, die sich daraus gung der französischen These habe überzeugen lassen, während der Abtrennung vom Reich verhüten. Nachdem man unsere Absicht für die Ernährung der Arbeiterschaft ergeben würden, und erklärte, Curzon mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit an dem Stand- verkannt und ihr unlautere motive unterschoben hat, müssen wir daß er jede Verantwortung vollkommen ablehne. Damit war die Sigung geschlossen. pun? t festhalte, den er in seinen letzten Noten im August gegen die Verantwortung für die kommenden Geschehnisse den anderen die Ruhrpolitik entwickelt habe. Parteien überlassen."

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Es mag wohl sein, daß die beiden Hauptlenker der eng­Speŋer, 26. Oktober. ( Eigener Drahtbericht.) Am Freitag Der pfälzische Zwischenfall ist erledigt, die bayerische lischen Bolitik in der Beurteilung der Ruhrfrage nicht ganz nachmittag um 4 Uhr sprachen die drei Vertreter der pfälzischen Frage bleibt bestehen. übereinstimmen, obwohl es eine französische Selbsttäuschung Sozialdemokratie, Hoffmann- Kaiserslautern , lee foth und Die pfälzische Sozialdemokratie hat von ihrem Vorhaben sein dürfte, zu glauben, die Argumente Poincarés hätten auf wagener in Speyer bei General de meh vor und überreichten Abstand genommen, nachdem dieses gegen ihren Willen durch seinen englischen Kollegen einen so überwältigenden Eindruck gemacht, daß er als befehrter Anhänger der Ruhrpolitik nach ihm die inzwischen als Flugblaft in der Pfalz verbreitete Erklärung die Einmischung des französischen Annexionistengenerals ein gemacht, daß er als bekehrter Anhänger der Ruhrpolitik nach der Sozialdemokratischen Partei, die den Entschluß enthält, von der total verändertes Gesicht bekommen hatte. Ihre Reichs­London zurückgekehrt wäre. Indessen erkennt man jetzt den London zurückgekehrt wäre. Indessen erkennt man jetzt den Durchführung der Trennung der Pfalz von Bayern im treue hat sich bewährt. Wie steht es mit der Reichs­wahren Grund des strengen Stillschweigens, das wochenlang über die Beratungen und Beschlüsse der Konferenz des briti Rahmen des Reiches Abstand zu nehmen. General de Meh nahm treue der Kahr und Lossow? diese Erklärung lediglich zur Kenntnis. An diesen Empfang der schen Weltreiches gewahrt wurde: es war eine großangelegte vertreter der Sozialdemokratie schloß sich eine Besprechung des Diplomatische Aktion im Gange, die man um so weniger gewillt war, durch vorzeitige Mitteilungen zu beein- Generals der Bejahungsarmee mit den Vertretern der Pfalz , an trächtigen, als das Objekt dieses Unternehmens erfahrungs- der jedoch keine Sozialdemokraten teilgenommen haben. Der Ge­neral setzte die Vertreter von der Zurückziehung des sozialdemo­gemäß einer besonders behutsamen Behandlung bedarf. England, oder vielmehr in diesem Falle das britische tratischen Antrags in Kenntnis. Da ein weiterer Antrag nicht vor­Weltreich, hat wieder einmal bei den Bereinigten liegt, fei die politische Frage erledigt. Staaten angefragt, ob es nicht doch bereit wäre, angesichts Die bayerische Regierung läßt halbamtlich bekanntgeben: Gegen der katastrophalen Entwicklung der Dinge auf dem europäis die pfälzischen Landesverräter wird Anklage wegen Landesver schen Kontinent art der Regelung der Reparationsfrage und rat erhoben werden, auf dem nach der Notverordnung vom 11. Mai der interafliierten Schuldenfrage attiv mitzuwirken. 1923 der Verlust der öffentlichen Aemter und der daraus ent­springenden Rechte sowie die Todesstrafe stehen.

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Eine Anfrage von solcher Tragweite mußte um so ge­nauer erwogen und vorsichtiger eingeleitet werden, als die amerikanischen Staatsmänner auf diesem Gebiete oft recht. Ein neuer Vorstoß des Generals de Meh. schlimme Erfahrungen gemacht haben. Einmal sind ihre Ludwigshafen, 26. Oftober.( TU.) Bei dem heutigen Empfang Hände seit der Ablehnung des Versailler Vertrages durch den früheren Kongreß zum Teil durch verfassungsrechtliche Be- der Vertreter der Pfalz bei General de Metz wurde auch die Wäh General de Metz legte den Er stimmungen gebunden, die sich nicht ohne die Entfesselung rungsfrage behandelt. schwierigster innerpolitischer Kämpfe umgehen lassen. Außer- fchienenen ein Schriftstück zur Unterschrift vor, das folgenden Wort­dem aber ist das letzte spontane Angebot Amerikas , an der laut hatte: Regelung der europäischen Fragen mitzuwirken, an der 1. Die unterzeichneten Vertreter der Pfalz , beauftragt und starren Ablehnung Frankreichs gescheitert: das war im De - handelnd im Namen der großen öffentlichen Körperschaften des Kreis.

Das Reichskabinett hat gestern nachmittag beraten; es ist um 10 Uhr abends zu einer neuen Sizung zusammen getreten, die bis spät in die Nacht dauerte. Was soll geschehen? Mit Befriediguna hat man gehört, daß die Ministerpräsi denten sich einmütig hinter die Reichsregierung gestellt haben. Aber jetzt gilt es, nicht einmütig zu stehen, sondern einmütig vorwärts zuschreiten.

Welche Druckmittel moralischer, verwaltungstech nischer, wirtschaftlicher oder sonstiger Art will die Reichs­regierung anwenden, um zu zeigen, daß sie ihre Autorität nicht perhöhnen, die Reichsverfassung nicht mit Füßen treten, be­schworene Eide nicht ungestraft brechen läßt?

Sie hat der Pfalz gesagt, daß sie bei Bayern bleiben soll. Heißt das etwa, daß sie mit einem Bayern gehen soll, das vom Reich abfallen will oder gegen das Reich zum Bürgerkrieg rüftet?

Herr Knilling, der verfassungsmäßige Ministerpräsi­dent, der nichts mehr zu sagen hat, sieht besorgt in die Zu funft. Es geht ihm wie dem Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht los werden kann. Die Reichstreuen in Bayern warten auf Befreiung von einem rechtswidrigen Gewalt­regiment.

Wie lange will man sie noch warten lassen?