Die Rückkehr ües Kronprinzen. Während m<m sich im Ausland mit der Rückkehr des früheren deutschen Kronprinzen sehr eingehend beschäftigt, und zum Teil ganz übertriebene Vorstellungen von der Bedeutung dieser Rückkehr hat oder dem Publikum suggeriert, kann sich die Berliner Presse zu diesen Ereignissen nicht äußern. Interessant ist die beut- liche Kritik, die die„Frankfurter Zeitung " an diesem Beschluß der Reichsregierung übt. Sie weist darauf hin, daß nach früheren Mitteilungen das Reichskabinett nur seine grundsätzliche Zu» stimmung ausgesprochen, den gegenwärtigen Zeitpunkt aber für ungeeignet erklärt habe. Sie ist, wie wir glauben, mit Recht der Meinung:„Kein Mensch wird behaupten können, daß der gegenwärtige Zeitpunkt geeignet sei." Sie kommt dann in der Charakterisierung des Kronprinzen zu folgendem Ergebnis: „Cr ist ein Durchschnittsmensch, der in einer Atmosphäre aufwuchs, in der er nicht einmal die soliden Eigenschaiten eines Durchschnittsmenschen entwickeln konnte. Seine Rückkehr darf lediglich als eine deutsche lnnerpolitische Frage aufgefaßt werden. Wir sind geneigt zu glauben, daß der Kronprinz zurzeit den ehrlichen Vorsatz hat, dem von ihm gegebenen Wort entsprechend nicht gegen die deutsche Republik und die Weimarer . Verfassung zu intrigiere»/ Das Intrigieren werden aber andere für ihn besorgen, haben andere ja schon eine Zeitlang für ibn besorgt, und so wird Wilhelm der Jüngere alsbald im Mittelpunkt von allerlei Intrigen stehen. Daß er dann die Charakterstärke haben wird, sich davon frei zu machen, ist bei einem Mann wie er es ist, nicht zu erwarten. So kann in unserer Zeit der inneren Zer- sctzung nm seine Person ein neuer Gefahrenherd entstehen. Das hatte ein« umsichtige und charaktervolle Regierung verhüten müssen." Die„Frankfurter Zeitung " weist auch auf die internationalen Schwierigkeiten, die Deutschland aus der Beunruhigung des Aus- landes erwachsen sind: „Es wird nichts an der Tatsache zu ändern sein, daß die erfolgte Rückkehr des also Beargwöhnten die inlernallenale Atmo- sphärc erneut vergiftet. Es liegt auf der Hand, wie wenig das Deutschland gerade im jetzigen Augenblick brauchen kann, wo z. B. die Reichsregierung unter berechtigtem Hinweis auf unsere inneren Zustände die zzorderung der Botschafterkonierenz auf Wiederaufnahme der militärischen Kontrolle zurückweisen mußte, im jetzigen Augenblick, wo die innerdeutsche E n t w i ck- lungim Reich immer stärker unter den Einfluß der Rechten gerät. Die Rückkehr des früheren Kronprinzen erfolgt« an einem denkbar ungeeigneten Z? tounkt. Nur durch gewissenhafte Aufklärung des In- und Auslanoe» und durch Ergreifung energischster Vorsichtsmaßnahme» wird die Reichsregierung die dadurch entstehenden Schwierigkeiten überwinden können." In die Intrigen, von denen die„Frankfurter Zeitung " spricht, stürzt sich>» der„Deutschen Zeitung" Max Maurenbrecher sofort mit vollem Eifer. Er sieht auch„Besorgnisse", die die Rück- kehr des Kronprinzen wachrufen kann. Freilich Maurenbreche- rische Besorgnisse, denn der Kronprinz ist den Rassereinen nicht stubenrein genug. Der Kronprinz hat seine Kriegserinnerungen einem jüdischen Schriftsteller zur Verarbeitung übergeben. Dieser hat ihn in diesem Buche an mehreren Stellen mit bewußter Absichtlichkett aussprechen lassen, er kenne keinen Unterschied zwischen Christen und Iuden(!). ihm seien alle deutschen Staatsbürger gleich nah, gleichgültig was ihr Religionsbekenntnis sei. Er hat sich damit von der völkischen Ausfassung dos Deutschtums geschieden, er hat den Gedanken preisgegeben, daß nur durch bewußtes Aus- schalten des Judentums und durch zusammengeraffte völkische Selbstbesinnung das Deutschtum wieder zu Kraft und Ehre bringen sein wende.... Den Herren um Guttmann, Frisch, Warburg usw. mag das gsfsllen haben. Ei« mögen Morgenluft wittern und darauf schleunigst ihr kaisertreues Herz wieder ent- decken. Der völkisch fühlende Deutsche will kein Kaisertum von Iudas Gnadenl Die Rückkehr des Kronprinzen erhärtet also auch von neuem die Tatsache, daß die Monarchisten am allermeisten in Verlegenhei kommen werden, wenn sie ihren Kronprätendenten be- nennen sollen. So wie das Bürgertum politisch immer wieder in hundert Gruppierungen zerfällt, so.zersplittern sich auch naturnot- wendig die Monarchisten. Bayern hat das deutlich genug demon sttiert. Diese Einsicht kann aber die Bedenken gegen die Rückkehr " 11 J-L JL1. �_ J II'!. I, II. I l
Querschnitt, Von K u h e i. Ist Berlin Deutschland ? Das Band von Stahl klirrt eine Nacht unter dir, peinlich wichtig und gleicherweise oberflächlich wirst du zehnmal überprüft und untersucht, dann— D a n z t g. Die deutsche Mark ist hier schon zu Grabe getragen. Aus Goldrechnung wurde«ffeliiver Papiergeldverkehr. Die Devise ist frei. Jeder zweite wechselt oder schiebt; die anderen„schränken sich ein".(Dante hat vergessen, die Höllenaualen Unschuldiger zu beschreiben. deren Atmungsraum sich gleich langsam und unerbittlich verengt bis zum kulturellen, geistigen und körperlichen Erstickungs- tod.) Die Konjunktur— ein Schndomünzenbegrifs der Volkswirt- schast für ziemlich schwierig-dunkle Borgänge— ist leidlich. Zwifchenstaaten, Autonomien, Provisorien, Korridore Und Bölker- künde, das sind, wie wir alle lernen mußten, zwar Ingredienzen aus Metternichs und Tallsyrands Zeit, sie helfen aber noch heut« mit Erfolg beim internationalen Großgefchäst. Die Bvlker, die Staaten, die Menschen? Garungsperioden sind Notzeiten, ihnen mangelt die seelische Freiheit der weiten Uebcrsicht. So wird meist nicht erkannt, daß da» Repertoire des Weltthealcrs leider immer noch von den Besuchern der Logen be- stimmt wird.— Der Zug rattert durch brandenburgisches Üedlaud, fruchtbare mitteldeutsche Eebrelten, überpudert sich mit dem Knlkstaub der Zementsabriken an der Porta Westfalika, stürmt an Fördertürmen, neben Koksbatterien vorüber und knattert über tausend Weichen. Halt: 5z o m m. Ein Glied In der Kette des Kriegs- und Grenz- Verkehrs der sich längs des besetzten Gebietes herausgebildet hat. I» Schwerte steht Schupo am Bahnhof, Handgranaten im Gürtel. Arbeitssose Eisenbahner warten und stehen, sprechen leise und blicken bitter. In Danzig spricht frühere Blütezeit zur blutlosen Gegenwart. 5)ier frißt der Moloch Großindustrie wie ein Dreckschwein die Per- gangenheit, ohne sich die Mühe zu nehmen, dabei bewußt sich neu zu gestalten. Es wird an der Ruhr nach hundert. Jahren nicht viel geben, das an die Gegenwart erinnert.— Nur«ine Nacht, und wir sind in der Vergangenheit geistlichen Herrenlandee: Aschaffenburg . Die Stiftskirche ist«in Denk- mal über tausend Jahre, vier zusammengewaehsene Kulturwellen und Ausdrucksepochen. Dazwischen liegen Dunkelheiten, in denen ganz« Geschlechierreihen namenlos verschwunden sind. Die Erwerbslosen stehen vor dem Haupteinaang zum Schloß Iobannisburg des Kurfürsten von Mainz . Bei ihm ist heute das Ardeitsomt untergebracht.— Wir suchen das revolutionäre Gesicht der deutschen Vergangen- yeit: Bauernkrieg und Reformation. In Nördlingen sind die Festungetore mit kleine» Bretter- schildern benagelt(Format: Kegelklub Schieb' schief!), auf ihnen«In Schlageterspruch. In der St. Georgskirch« ist evangelisäier Refor- mationsgotlesdisnst. Der Herr Pfarrer klagt über die Liebäugelei mit den katholischen Asußerlichteiten und bedauert, daß die Beiträge — er nennt sie„Stiftungen"— so schlecht eingehen. Die Madonna
des Kronprinzen in diesem Augenblick keineswegs ab- schwächen. » Die Heimkehr des Cxkronprinzen ist nach einer angeblich offiziösen Meldung der italienischen Korrespondenz„Volta" und erst recht nach der Poincare-Presse für die Entente noch keines- wegs erledigt. Dagegen sagt Reuter, da der Mann im Ver- sniller Text nicht erwähnt sei, könnte man höchstens an Holland einen Tadel richten. Nebrigens ist der Exkronprlnz erst gestern, Dienstag, abends in Oels eingetroffen.
der kommuniftistbe Zmanzminifter. Lärm im sächsischen Sandtag. Dresden , 13. November. (Eigener Drahtbericht.) Die Dienstags- sitzung des Landtages nahm teilweise einen außerordentlich stürmischen Verlauf. Bei der zweiten Verahing des Anleihegesetzes kam der Fraktionsredner der Demokraten auf die Regierungs- arbeit des früheren tommunistisä)«» Finanzministers Böttcher zu sprechen. Cr verlangt««ine Klarstellung darüber, aus welchen staatsrechtlichen Mitteln Böttcher einem jungen Leipziger Bankbeamten, der als sein fachmännischer Berater fungierte, die Bezüge eines Ministerialdirektors gewährt habe. Ebenso müsse festgestellt werden, warum Böttcher bei der Ver- Wendung von 800 Billionen Mark, die vom Reich für den Ausbau der Staatsbetriebe überwiesen, aber lediglich für die Erwerbslosen verwendet wurden, das Bewilligungsrecht des Landtags übergangen habe. Außerdem habe Böttcher Karpfen aus dem Moritzburger Teiche, die nicht dem Staate, fon- dern dem Pächter gehören, den Erwerbslosen geschenkt. Finanzminister Held erklärte zum gleichen Thema, es lasse sich nicht leugnen, daß die vom Reiche gegebenen Kredite von 800 Billionen Mark rechtswidrig verwendet worden sind. Der Kommunist B ö t t ch er versuchte seine Maßnahmen als Finanz- minister zu rechtfertigen, doch wurden seine Behauptungen sofort vom Finanzminister Held widerlegt, der dabei ausführte, daß durch die völlig gesetzwidrige Verwendung von 800 Villionen Reichsgeldern auf jeden Erwerbslosen höchstens 5 bis 7 Pfund Kartoffeln entfallen sind; die ganze Aktion stelle sich infolgedessen nur als eine Verzettelung von Reichs- und Staatsgel- dern dar. Die von dem Minister Böttcher„verschenkten" Karpfen sind von einem Teil der Erwerbslosen aus dem Teich« herausgeholt und an Schlemmerlokale weiterverkauft woitden. Der Finanzminister schloß mit der Feststellung, daß man mit den von den Kommunisten geübten Maßnohmen den Erwerbslosen nicht hilft, sondern ihre Rot nur vergrößert. Ein Teil der Ausführungen des Genossen Held ging im Lärm der Kommuni st en unter. Die Sitzung mußt« schließlich wegen des Tumultes auf eine Viertelstuulde unterbrochen werden. Das Anleihegesetz fand dann mit iß gegen 39 Stimmen Annahme. Mit Stimmenmehrheit wurde ferner ein 2lntrag gutgeheißen, der einen Untersuchungsausschuß zur Nach- Prüfung der Maßnahmen des Kommunisten Böttcher als Finanzminister verlangt. Ein oolksparteilicher Antrag, die Re- gierung zu ersuchen, nach den Vorgängen Englands, der Vereinigten Staaten und der Schweiz die Arbeitslosigkeit durch Gewährung von Exportkrediten zu vermindern, insbesondere Verhandlungen über die Heranziehung ausländischer Kredite zu fördern, wird von Kommu- nisten und Deutschnattonalen gemeinsam bekämpft. Au neuen Tumultszenen kommt es, als der Kommunist Siewers versucht, gegen den Willen des deutschnationalen Vizepräsidenten einen Brief zu verlesen, in dem die Brutalität der Reichs- wehr gegenüber den Arbeitern ausführlich geschildert wird. Schließlich mußte die Sitzung abermals unterbrochen werden. Nach Wiederaufnahm« der Verhandlungen ließen die Kommunisten nie- wand mehr zu Worte kommen, indem sie mit ihren Pultdeckeln einen ungeheuren Lärm vollführten. Daraufhin beschloß der Aeltestenausschuß die Vertagung auf Donnerstag mittag 1 Uhr. KsmmunZftenverhastung in Sachsen . Dresden , 13. November. (Eigener Drahtbericht.) Uebcr die Verhaftung des kommunistischen Landtagsabgeordneten Schneller werden jetzt nähere Einzelheiten bekannt. Danach er-
ans der Werkstatt des Veit Stoß lächelt nachsichtig zu dem Geseires des langweiligen Däffchenmannes. In Rothenburg an der Tauber, der Dar- und Hauptstadt des Bauernkrieges, saßen in den Tannen am Stoeberleinsturm spatzenfreche Zehnjährige und sangen aus voller Brust:„Nicht zählen wir den Feind, nicht die Gefahren all..." Ich Hab' ihnen einig« Milliarden geschenkt.— Würzburg ist nicht nur bayerisch« Stadt. Hier malte im Kaisersaal der kurfürstlichen Residenz auch der große Italiener Tiepolo den Fürstbischof Schönbarn in recht ungenierter Beschäftigung mit der nackten Gattin seines Freundes überlebensgroß an die Decke. Das ist aber Vergangenheit. Heute wirst du morgens nicht vom Zimmermädchen, sondern von der..Fremd«n"-Polizei geweckt. Sonst merkst du kaum, daß du in der Kahrkarei bist. Von Hitler und Ludendorff redeten die Leute nicht. Sie haben vernünftigere Sorgen.— Und der Querschnitt? Erstens: Von unserer geschichtlichen Vergangenheit kennen wir vielleicht die Ereignisse und denken nicht der dazugehörigen Menschen; in der Gegenwart, die wir erleben, werden nur die Wen- scheu empfunden, aber die tausend Fäden nicht gesehen, die sich zu dem gewaltigen Teppich der Historie fügen. Zweitens: Alle Geschichte ist Zerstören und Aufbauen. Zerstören mußten wir wahrlich genug, es wird Zeit, daß mit dem Aufbau angefangen wird. So manche herrlich« Kirchs ist Zwangs- arbeit s„Erwerbslostnfürsorgt") gewesen. Wenn wir leider jetzt auch keine Volkshäuser unserer Zeit bauen können, so mögen es Kanäle und Clcktrizitätsanlagcn sein! Arbeitslos« sind überall in Deutschland genug vorhanden.
proletarische Zeierftunöen. «Der Moloch" von Bruno Schönlavk. Tiefee Dunkel erfüllt den bis auf den letzten Platz gefüllten riesigen Kuppelbau des Großen Schauspielhauses. Van oben her strömen feierliche Orgclklänge. Etwas Wehes, Schmerz- ecrissenes klingt aus diesen Tönen. Ein dumpfer banger Druck er- üllt da» Herz. Der Vorhang teilt sich. In starrer Ruhe wird auf der Bühne der Sprechchor sichtbar: Frauen, Männer. Kinder. Dunkle Gestalten im Alltagsgewand, Gesichter wie auf alten Holz- Shnitten, gebeugte Frauenrücken und runde Kindergesichter, wie aus en Käthe-Kollwitz-Maopen. Banges, erwartungsvolles Schweigen. Dann die klangvollen Stimmen des Sprechers und der Sprecherin, unterbrochen von dunklen und hellen Chören. Organisch eingegliedert in den Gang der Dichtung fliegen die Stimmen der anderen Chöre auf: Mütter, Kinder. Priester, Auf- seher, Spekulanten, Frauen, Soldaten. Ein gewaltige» Orchester sprechender Instrumente,«in Zusammenklingen von Tönen, Worten und Gedanken, einheitlich zusammengefaßt vom Willen des Dir!» gente», hineingepreßt in eine Dichtung, die von der Mass« ausgeht, um durch die Masse zu der Masse zu sprechen. Der Sinn der Dichtung kann in wenige Worte zusammengefaßt werden. Es ist der ewige schicksalsschwere Kampf der arbeitenden Menschheit gegen den Moloch der Rot, der Unterdrückung, des Krieges. Ihm, dem Moloch, wird alles geopfert: das Leben und
schien Schneller am Sonntagabend plötzlich mit mehreren Begleitern in Lichtenstein-Gallenberg; mit ihnen trat er im Gasthof zu einer „Funktionärkonferenz" zusammen. Von der Bevölkerung wurde die Gendarmerie benachrichtigt, die dem Wehrkreiskommando Meldung gab. Nach kurzer Zeit kam ein Lastauto mitReichs- wehr; die Truppen umzingelten den Gasthof und lösten die Ver- sammlung auf. Schneller, als Vorsitzender nach dem Zweck der Zu- sommenkunft befragt, erklärte, daß sich die Konferenz mit den Ar- beiterentlassungen und dem Einmarsch der Reichswehr beschäftigt habe. Bei Schneller, der am Kriegs als Oberleutnant teilnahm und zurzeit die Stellung eines Volrsschullehrers bekleidet, sollen mehrere Generalstabskarte» sowie Aufzeichnungen über Standorte und Telephonverbindungen der Reichswehr gefimden worden sein. Er wurde im Schloß festgesetzt, während sein« De- gleiter im Gasthof als Untersuchungsgefangene sestgehalten werden. Dem Landtagspräsidenten hat Schneller ein Telegramm zugehen lassen, in dem er von seiner Verhaftung Mitteilung macht und er- sucht, seine Freilassung zu fordern.
der Währungskommissar ernannt. Zur Ernennung des Reichswährungskommissars wird amtlich mitgeteilt: Dr. Hjalmar Schacht ist zum Reichswährung s- tommissar ernannt worden. Dieser Posten ist geschassen worden, weil die Währungesragen zurzeit einen derartigen Raum in den Aufgaben der Reichsregierung einnehmen, daß die beteiligten Ressorts, insbesondere der Finanzminister, nicht mehr in der Lage wären, ohne Benachteiligung ihrer übrigen ebenso dringenden Oo- liegenheiten die Verantwortung weiterhin allein zu tragen. Da andererseits die Ressortarbeit in vollem Umfange erhalten bleiben muß, so ist der Reichswährungskammissar der Reichsoerwaltung in der Form beigeordnet worden, daß alle Maßnahmen auf währungspolitischem Gebiet vorbehaltlich der Reckzte des Reichskablnetts sein« Zustimmung bedürfe» und daß er dar Reichsregierung für die rechtzeitige Anordnung von Maßnahmen verantwortlich ist. Der Reichswährungskommissar hat beratende Stimme im Reichskabinett. Dr. Schacht wurde für den Posten eines Reichswährungs- kommissars gewählt, weil seine Tätigkeit im Wührungs- und Bank- wesen ihn für diese außerordentlich wichtige Aufgabe als besonders geeignet erscheinen läßt,_ England vor Neuwahlen. Abg. Genosse Ramsay Macdonakd sagte in einer Rede zu London , die Arbeiterpartei werde im Unterhaus die erste Ge- legenhsit benutzen, um Baldwins Versicherung, daß Schutzzölle eine Verminderung der Arbeitslosigkeit bringen würden, zu be- streiten und Valdwin zu«klären, daß, wenn er solche Vorschläge mache, nicht nur das Versprechen bezüglich der Tarif.: breche, son- dern auch das Versprechen, das der Mehrheit bei den letzten Wahlen zum Erfolg verholfen habe, daß nämlich nur auf die Herstellung des Friedens in Europa hingearbeitet werden würde. Die Arbeiterpartei sei bereit. Sie sei niemals so kampflustig gewesen wie jetzt, denn sie habe genug van der inneren und aus- wärtigen Politik der Regierung. BaldwinS Gründe. London . 13. November.(MTB.) Bald w in sagte im Unter- Haus«, das heut« nach feinen Ferien wie�r zusammentrat, er habe dem König angeraten, das Parlament zm frühe st möglichen Zeitpunkt aufzulösen, und er sehe keinen Grund, weshalb dies nicht am nächsten Freitag, den 16. November, geschehen solle. Neu- wählen seien stets ein störendes Element und mühten so rasch wi« möglich erledigt werden. Der Donnerstag werde zur Erörterung des Mißtrauensvotums der Arbe i t s pa r t« i zur Der- fügung gestellt werden. Der Premierminister erklärte, er habe dem Arbeitslose nproblem seine Aufmerksamkeit zugewendet und sei nicht geneigt, zu versuchen, weitere Mittel zu gebrauchen, die nach seiner Ueberzeugung für diesen Zweck nutzlos seien. Der einzige Weg, der einer ehrlichen Meinung offen stehe, sei, dem Lande seine Ansicht zu unterbreiten und«s darauf ankommen zu lassen.
die Gesundheit der Männer und Frauen, die Kraft und die Freude der Jugend, die Zukunft der Kinder. Ihm dienen alle Mächte der Gegenwart, in seinen Händen ruht die Entscheidung über Krieg und Frieden, über Tod und Leben der Menschen. Eisern lastet sein Fuß auf dem Nacken der geknechteten Menschheit, würgend umtrollt seine Faust den Hals der von ihm Unterdrückten und Ausgebeuteten. Und doch strebt die Menschheit einem anderen Leben zu, dem Kinder- lande der Zukunft. Der Chor der Kinder singt: „Gebt un« die Hand, Führt un» ins Land, Wo Freude glüht, Und alles blüht. Wo Märchen sind Und froh ein Kind. Wo Lieb« weilt: Ach, kommt und eilt." Der Ruf der Kinder geht unter in den Klagen der Mütter und Frauen, in dem Schreien der Aufseher und Molöchpriester. Rasselnd erschollt die monotone Musik der Gewaltherrschaft: „Und die Trommel geht: Rataplan, Rataplan! Und die Fahne weht Himmelan, Himmelan!" Doch schließlich erhebt sich die unterdrückte Masse. Allen Warnungen und Beschwörungen der Molochpriester zum Trotz bäumt sie sich gegen den Götzen auf, der von ihrem Ansturm zcr- schmettert wird. Hell kündigt sich der Anbruch eines neuen Mensch- heitstages an. Selten wohl waren Dichtung, Darstellung und Hörerichost io eng miteinander verbunden, wie bei der Aufführung des„Molocb". Mag an Einzelheiten manche« noch reformbedürftig sein: der van Albert Florath geleitete Spre6)chor wurde der Aufgabe ge- recht, die der Dichter an sein Können stellte. Di» einleitenden Worte de« Genossen Crlspien taten da» Ihrige, um die Hörer in die Gedankenwelt der Dichtung einzuführen. A. Stein.
„Oesiliche und weskllche Weisheit" bciitette Graf Hermann K a y s e r li n g seinen zweiten Berliner Vortragsabend(Sing» akademie). Seine Ausführungen suchten nachzuweisen, daß Orient und Okzident einander seit jeher sich geistig zu durchdringen be- strebt gewesen seien. Dos Jneinanderkllngen ihrer ethischen und religiösen Lehren erwiese das seit Jahrtausenden. Dies« zweite, gleichfalls Überaus stark besuchte Vortrag stellte an die Zuhörer ver- hältnirmätzig hohe geistige Anforderungen. l. Gi ohe Voiköoper. Dt« lieutige Voniellung.?,« verlautte Vraut" beginnt»m 1/I8 Uhr. Tie Haupttokleli sind besetzt mit Berta Malkin, Albert Rei«, Ott« Kotitz, Albert Ernesti. Mattia Battistiui wird ein einmalige« Gaststiel an der Staat«. ober obiolvieren. Er singt am lg. den.Searpia' tn der ,To«ca". Der Künstler Haida « mit ihm»ereindarte Honorar auSschltetzllch wohltätigen Zwecken vorbehalte».