Sapern ist erledigt! Dcutschvölkische Enttäuschungen. Der Stoß� den die rechtsradikale Bewegung am Q. November von Hitler . Ludendorff und K a h r erhielt, hat sie viel mehr getroffen, als irgendein Dolchstoß eines der bisherigen No- vemberverbrecher. Die Spalten der rechtsradikalen Zeitungen und Blättchen sind angefüllt mit Auseinandersetzungen, mit Beschuldi- gungcn und Beschwörungen. Das moralische Ansehen der rechts- radikalen Bewegung ist tödlich getroffen. Schon die politisch« Entwicklung der nächsten Zeit wird das noch deutlicher zeigen, als es bisher schon zum Ausdruck gekommen ist. Die verrate-! rischen Schüsse Kohrs gegen den Lud«ndorffschen Demonstrationszug wexden auch Kohr trotz aller eifrigen Bemühungen der Ku'iffenschieber nicht mehr gestatten, die erträumte Führerrolle zu spielen. Der„F ri d er i c u s" bringt eine neue Darstellung über die Münchener Vorgänge, die sich ausdrücklich auf Angaben Ludendorffs stützt. Unwichtig sind die Einzelheiten, ausschlag- gebend sind nur die bestimmten und konkreten Angaben Luden- dorffs über v. Kahrs politische Gesamteinstellung. Unzweideutig heißt es in der Darstellung: «Die Herren v. Lohr. v. Lossow und v. Seltzer, so erklärte General Ludendorsf, waren zum Losschlagen gegen Berlin bereit. Es sehlken nur noch einige prominente Männer aus Norddeutsch- land, die mit ihren, Namen dieses Vorgehen unterstützten. 3a einer Besprechung, die am Donnerstag, 8. November, 4 Uhr nach- mittags, zwischen Dr. v. Kohr. v. Lossow, v. Seltzer und General Lubcndorfs staltsand, kam diese Meinung deutlich zum Ausdruck." Dies« unmißverständlich« Behauptung wird in einer Reihe von Einzelheiten belegt und kehrt am Schluß eines langen Berichtes über die Ursachen der Schießerei an der Feldherrnhalle in der rhetorischen Fragestellung wieder: „Klipp und klar müssen die Herren v. Kahr , v. Lossow und o. Seltzer erklären, ob sie schon seit Wochen den Marsch nach Berlin erwogen haben, ob das ihre wirklich« oder ihre scheinbare Meinung war, aus welchem Grunde sie diese Meinung änderkcu. ober scheinbar aufrechterhielten, warum sie, nachdem sie in der Nacht wieder Bewegungsfreiheit. Truppen und Po'izei hatten, ihren Mitverschworenen General Ludendorff und Hitler das nicht mitteilten und warum schließlich die Truppe an der Feldherrn- hall« gegen einen marschierenden, nicht in Kampsformation de- sindlichen Zug in einer Weis« vorging, wie es nirgends in der Welt üblich ist."- Der„Friderieus" erwartet offenbar kein« Antwort von Kahr mehr. Auch er kommt zum Ergebnis, datz Bayerns Rolle in der rechtsradikalen Bewegung ausgespielt ist: „Bon Bayern, so hofften wir, käme Deutschlands völkische Erneuerung. In Bayern , so glaubten wir, sei die vaterländisch« Bewegung so einig und so stark, datz sie dem großen Vaterlande abaeben könne von ihrer Kraft. Wir haben diese hossnuug be- graben. Die vaterländische Bewegung Bayerns ist ein Torso— zur Freude der Juden und derer, die ihren Christenglauben zum politischen Handwerkszeug herabwürdigten und aus dem deutschen Va'�r'nnd« ein neues römisches Reich deutscher Nation machen wollen." Bayerns Rolle in der rechtsradikalen sogenannten nationalen Venxgung ist deswegen ausgespielt, weil Bayern selber keine nationale Rolle spielen will. Der Konflikt zwischen Kahr und Ludendorff ist schließlich nicht» anderes als der Konflikt zwischen dem bayerischen Föderalismus und dem rechts- radikalen Reichsgedanken. Die phantastischen Kreise, die von einer„Wiedergeburt" des Deutschen Reiches träumen, haben an dem bayerischen föderativen Egoismus, an den wittelsbacherischen Träumen auf Wiederherstellung einer bayerischen hausmacht ihre erste schwere Enttäuschung erlebt. Sie haben sich selber lächerlich und unmöglich gemacht durch die groteske Verlennung der�Kräft«, auf die sie sich zu stützen glnubten.� Mancher ehrliche nationalistisch Befangen« wird auch in Nord- deutschland seine Enttäuschung an den schwerindustriellen Kreisen erleben, mit denen zusammen man hier die verhatzte Re- publik beseitigen zu können glaubt. Es liegt«in« tiefe Tragik darin, datz die verblendet überspannten fanatischen Kreise der Rechtsradikalen sich immer und überall, in Bayern wie in Nord- diutschland, mit den„starken Bataillonen" der in Wirklichkeit a n t i- Im Theater am Kur f ü rst e n da m m vertieft man sich in diese immerhin vorhanden« Graz « eines leidlichen Dolksstücks. Die Schauspieler wurden so ausgewählt, daß die Rolle zu ihrem Patent gehören mußte: Frau höflich, Köchin, prachtig, blond, rundlich, gemütlich, Frau S a n d r o ck, die soziale Gräfin, über-, geschnappt, in der Kleidung außerordentlich karrikiert. die tra- gische Stinnn« sützlich verdrehend, ein Wunder der Komik. Herr Tiedtte, ein dickbäuchiger Räsonneur, Schwadronneur, Allerwelt- Philosoph und der rechte Mann, der an den Stammtisch patzt. Das ist schon mehr als landläufige Lustigkeit, das ist Aerwachsen- fein mit dem Spießertum. Herr Morgan, Herr Salfn er. Herr Zilzer— das spielt« alles mit, sehr gut gelaunt, sehr kultiviert, beinahe aufgeopfert für«ine antiquarische«ach«. Man lacht« trotzdem, besonders im ersten Akt über Tiedtke, und so wurde das Prinzip der Fröhlichkeit Gott sei Dank gerettet. M. h. „Vom allen Volkslied zur modernen Volksbühne" war der Vor» trag betitelt, den Dr. Siegfried N e st r i e p k e in der Aula des Realgymnasiums Weinmeistersirahe im Auftrage der Volks- b ü h n e E. V. unter.Hinzunahme von Lichtbildern und graphischen Darstellungen hielt. Die ersten Theaterspiele entstanden im alten Griechenland und später in Rom . Die damaliqen Auiführun- gen waren natürlich nicht zu vergleichen mit unserem heutigen Theater. Was man damals bot, waren mehr„Volksspiole". Regel- rechte Theaterbauten existierten ebenfalls nicht. Alles spielte sich im Freien unter Hinzuziehung uns äußerst primitiv erscheinender Mittel ab. Die Tragödie, die vornehmlich gespielt wurde, kannte noch keine Berufsschauspieler, denn erst die später in Erscheinung tretenden Mimen machten den Anfana dazu. Drei männliche Per- sonen und der Chor bildeten die Darstellertruppe, d-e Masken und Stelzen trugen, um beim Spiel, das ja immer im Freien stattfand. auch aufzufallen. Den Tragödien folgten Schwanke. Die Mimen, die, wie schon erwähnt, den Anfang zum Berufsschauspielertum bildeten, trugen keine Masken, und es steht fest, datz das deutsche Theater im Mittelalter von diesen Leuten stark beeinflußt wurde. Auch die in Deutschland eindringende Kirche hatte �»ald den Wert des Mimenwicls erkannt und nahm zur Grundlage ihrer Aufführungen die biblische Geschichte. Jedoch war das Spiel in allen Fällen auch bei den Meistersingern ein unbeholfenes. Alle diele Aufführungen wußten aber ihren volkstümlichen Charakter zu wahren. Der eintretende Einfluß Englands und später Italiens führte zur Verfeinerung der mimischen Darstellung. Sind doch die italienischen Fürstenhöse als die Pslegestätten der prunkvollen Oper anzusehen. In Deutschland eröffnete L e s s i n g die Periode des modernen deutschen Theaters. Besondere Häuser wurden dazu ae- schassen und alte Dramen aufgeführt. Am Schlüsse ieiner Ausfüh- runacn behandelte der Redner noch die Theaterbauten und den Unterschied zwischen Geschäftstheater und Pflege- statten der Kunst._ R. Sch. gzrahe ZZotksoper. Degen plötzlicher Erkrankung Itt bie_ Premiere von(Sarrnen* am Sonnabend, den 24. Nov. In Umänderung des svielplane»: Dienstag„Samson und Dalila ", Mittwoch„Lohen- grin". Donnerstag..ZchneeflöSchen", Freitag..Die verkauste Braut". Scnff.Weorgt wird am b c n t s a e n S o n n t a g. abend» s Ubr, in der Philharmonie einen Lu st igen Abend unter dem Gesamt- titel„Trotz Alledem und Alledem" veranstalten. Karten an der Saalkasse vorm. 11—1 und abend» von 7 Uhr ab.
national gesinnten Kräfte, sei es bayerischer Föderalisten, sei' Glaubens aus Bayern zu tun gedenke. Dizeminister S e y d a es grotzindustrieller moderner Raubritter, verbinden. Die Ent- erklärte, die polnische Regierung hätte in dieser Angelegenheit täuschung wird auch hier nicht ausbleiben, sie wird vielleicht noch nachdrückliche Schritte in München und Berlin unter. g r ö ß e r I e i n, als sie in München am ö. November gewesen ist. nommen..
Kahrs neue ZMäne. München , 17. November(Eigener Drahtbericht.) Der General- staotslommiss.rr Herr o. Kahr trügt sich mit neuen Plänen. Einem Artikel der„Münchener Zeitung", dem offiziösen Organ Kahrs, ist zu entnehmen, cah, nachdem der Generalstaatskommissar fest seinem Regicrungsbcginn versucht habe, die politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge zwischen Bayern und dem Reich bis zum äußersten zu wahren, jetzt unter dem Eindruck der äutzeren Not Bayern selbständig vorgehen und wieder wie früher sich die hilfs- quellen des eigenen Landes zunutze machen müsie. Damit wird praktisch die Wiederausrichtung des allen Bismarckfchen F ö d e r a- t i v o e r h ä l t u i s s e s in Angriff genommen, das durch die Schaf- fung eines eigenen wertbeständigen Geldes noch weiter ausgedehnt werden soll. Bezeichnend ist, daß man nun nicht mehr länger auf die Münchener Instanzen warten will. Ein solches diktatorisches Vorgehen würde aber, wie in gut unterrichteten Kreisen auf das bestimmteste versichert wird, auf erheblichen Widerstand in der bayerischen Regierung stoßen. Gerade bezüglich der Aus. gäbe eines wertbeständigen bayerischen Geldes stehen der bayerische Finanzminister und Handelsminister auf dem Standpunkt, daß der bayerische Staat als solcher ein wertbeständiges Zahlungsmittel nicht schaffen kann. Diese Frag« ist seit Monaten, besonder» aber in den letzten Wochen von beiden Ministerien in Verbindung mit berufenen Fachleuten aus der Bankwell und dem Wirtschaftsleben eingehend geprüft worden. Um im Augenblick einen direkten Kon- flikt mit dem Generalstaatskommissar zu vermeiden, will man nach Auffassung der Mehrheit der bayerischen Vglrspartei ein« A b- grenzung der Kompetenzen der Regierung und des General st aatskommissariats vornehmen. tzitlerianer in Innsbruck verhastet. Innsbruck , 17. November. (WTB.) Den Blättern zufolge wurden von der hiesigen Polizei drei an dem Putsch in München beteiligt gewesene Führer der Hitler - Truppen in Innsbruck ermittelt. Dem Vernehmen nach werden sie ausgewiesen werden. Hauptmann G ö h r i n g, der Adjutant 5)itlers, liegt schwer krank im Innsbruck «! Spital._ polen � Deutschlanö � Kahrbapern. Warschau , 17. November. (Eigener Drahtbericht.) In einer Red« vor dem Sejmausschutz für auswärtige Angelegenheiten sagte Außenminister Dmowsti über die Lage in Deutschland , daß sowohl ein rechtsradikaler wie ein linksradikaler Umschwung Polen ernsten Gefahren aussetzen könnte. Dennoch würde Polen seinem Grundsatz der Nichteinmischung treu bleiben. Polen müsse aber die Entwicklung der Ereignisi« aufmerksam ver-; folgen und bere t sein, sein« Interessen erforderlichenfalls zu! verteidigen. Der jüdische Abg. Reich interpellierte die Regierung, was sie! angesichts der Ausweisung polnischer Staatsbürger jüdischen!
Der Jall Aeigner.
Di««Leipziger Neuesten Nachrichten" bringen einen längeren Artikel, eine Darstellung gewisser Vorgänge während der Amtszeit Dr. Z e i g n e r s als Jusiizminister. U. a. schreiben sie: „Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat wegen Verdachts der Bestechlichkeit im Sinne des§ 332 des Strafgesetzbuches ein Verjähren gegen den früheren Ministerpräsidenten Dr. Zeig. ner eingeleitet. Dieser Paragraph bedroht überführte passive Be- stechung mft Zuchthaus bis zu fünf Iahren. Dr. Zeigner war be« kanntlich, bevor er die Ministerpräsidentschast übernahm, s ä ch s i« scher I u st i z m i n i st s r. Man wird sich erinnern, daß er in dieser Stellung ein« auffallende Fülle von Begnadigungen ergehen ließ, was seinerzeit schon in der gesamten deutschen Oeffentlichkeit bedenkliches Kopsschütteln erregte, wenngleich sich Dr. Zeigner dabei auf Amnestieerlasse zu stützen suchte. Nun hat aber Dr. Zeigner seine Stellung als Vorstand des Sächsischen Justizministeriums dazu mißbraucht, Leute, die rechtskräftig zu Freiheitsstrafen verurteill waren, unter dem Deckmantel der Be- gnadigung diese Strafen zu erlassen, und zwar gegen bar und viele Geschenke. Er hat sich also die Vegnadi- gungen abkaufen lassen." Des weiteren behaupten h»:„Leipziger Neuesten Nachrichten". daß er in dringlichen Fällen entsprechende telegrophische Anweisun. gen zur Freilassung der Begnadigten erteilt habe und es sei vor» gekommen, daß bereits Inhaftierte wieder entlassen werden mußten. Dr. Zeigner habe die Geschenke zum Teil in seiner Wohnung, zum Teil im Kaffeehaus, ja auf der Straße in Leipzig entgegen- genommen. Insbesondere hätte er seine amtlichen Reisen zur Er- ledigung dieser Gefchäste benutzt. Die Zeitung wiederholt, daß sie über die Einzelheiten der Fälle vollkommen unterrichtet ist und sich heute mit allgemeinen Hinweisen begnügt. Weitere Einzelheiten über den Fall Zeigner könne sie jederzeit mitteilen. Dr. Zeigner hält sich zurzeit wieder in Dresden auf, ist aber zu den Frakiionssitzungen nicht erschienen, und hat seine Mandatsmeder» legung nur schriftlich mitgeteilt. « Dr. Zeigner, der bekanntlich der richterlichen Laufbahn«nt- stammt, war von unseren sächsischen Parteigenossen mit raschem Vertrauen aufgenommen worden. Wäre auch nur ein geringer Teil der erhobenen Anschuldigungen sachlich begründet, so wäre es klar, daß dieses Vertrauen an einen ganz Unwürdigen verschwendet wurde. Der sächsische Iustizmin ister, Genosse Neu, hat die selbst. verständliche Anordnung getrosftn, den Fall ohne Ansehen der Person zu verfolgen, und die Landtagsfraktion hat Dr. Zeigner aufgefordert, sein Mandat niederzulegen und sich damit des Schutzes der Jmmunftät zu begeben. Erst das öffentliche Gerichts- verfahren wird ein entscheidendes Urtejl darüber gestatten, ob es sich um ungerechte Pcrdächtigun-gen handelt oder ob in diesem Fall wirklich das Vertrauen unserer sächsischen Parteigenossen schwer mißbraucht worden ist. Wir erwarten volle und unparteiische Auf- klärung
Am 15. November ging uns eine Aufforderung des Groß- Berliner Sekretariats der KPD. zu, in der wir ersucht wurden, am 19- November, abends 7 Uhr, zwecks Schaffung eines zentralen Aktionsausschusses zu einer Sitzung zusammenzutreten. Dieselbe Einladung ist. wie wir erfahren, verschiedenen anderen Or- ganisationen zugegangen. Ganz abgesehen davon, daß die Veran- staltung einer solchen gemeinsamen Beratung bei völliger Unkcnnt- nis der«ingeladenen Organisationen und Personen alz v o l l k o m- men verfehlt erscheint, müssen wir bei der Beantwortung der an uns gerichteten Aufforderung auf einige grundsätzliche Dinge«in- gehen. Wir haben es nie abgelehnt, zum Zweck gemeinsamer Ak- tionen mit anderen proletarischen Parteien und Organisationen in Fühlung zu treten. Wir waren stets bestrebt, die proletarisch« Ein- heitssront dort herzustellen, wo sie ehrlich und t a m e r a d- s ch a s t l i ch gemeint war und Voraussetzungen enthielt, die den Erfolg gemeinsamer Aktionen sicherstellten. Wir können aber unsere Hand für Unternehmungen nicht bieten, die bewußt darauf angelegt sind. neue Zersplliterung, neue Verhetzung, neue Treulosigkeit in die Arbeiterklasse zu tragen. Diese Ziele sind jedoch seit Jahr und Tag von der Kommunistischen Partei planmäßig verfocht« worden. Mit Warten wurde die„Einheitsfront" angestrebt, in Wirklichkeit jedoch wurde die Zusammenarbeit mit den anderen po- litischen und gewerkschaftlichen Organisationen von der KPD. ge- wünscht, um Gelegenheft zu finden, an die breiten proletarischen Masten heranzukommen und sie dem Einfluß ihrer politischen und gewerkschaftlichen Führer zu entreißen. Statt gemeinsamen Wirkens im Interesse der proletarischen Klasse war stets nur das parteiegoistische Interesse der kommunistischen Führer der Hauptinhalt ihrer Aktionen. Das zeigte sich in den letzten Mo- naten sowohl bei den Unterhandlungen zwecks Herstellung einer Einheitsfront in Hamburg und Berlin , wie bei dem un- würdigen und treulosen Verhalten der Kommunisten in Sachsen und Thüringen . Diese Grundeinstelluna der Kommunistischen Partei hat sich auch jetzt nicht verändert. Es liegen im Gegenteil dokumentarische Delege dafür vor, daß die erneute Propaganda der„Einheftssront" durch die KPD. nichts weiter ist, als ein Teil jenes groß angelegten„Ma- nöoers", das von wen Kommunisten im Interesse ihres Parteige- schästs betrieben wird. In den letzten Nummern der Moskauer „Prawda", des Zentralorgans der Kommunistischen Partei Ruß- lands, sind eine Reche von Erklärungen des Vorsitzenden der Kom- munistischen Internationale, Sin owj« w, abgedruckt, die grelles Licht auf die eigentlichen Ziele der deutschen Kom- munisten werfen. Aus diesen Erklärungen des maßgebenden Führers der Moskauer Internationale geht hervor, daß die Kom- munisten, in der Hoffnung auf einen demnächst eintretenden revo- lutionären Ausbruch in Deutichland sich folgende Ziele stellen: 1. Beeinflussung der breiten Mäste der Arbeiterschaft mit Hilfe des Manövers der„Einheitsfront": 2. Zertrümmerung der Sozial- demokratischen Partei und der Gewerkschaften, die gewaltsam erobert werden müssen: 3. Diskreditierung der„linken" sozial- demokratischen Führer, die als die schlimmsten Gegner der kom- munistischen Ziele erklärt werden. Einige Zitate aus der„Prawda" mögen dies« Behauptungen illustrieren. So schreibt S i n o w s e w über die Eroberung der Gewerkschaften:„Am Tag« nach der proletarischen Umwälzung wird man sich der Gewerkschaften bemäch- t i g e n müiien, oft mit denselben Mitteln, mit denen man sich der staatlichen Behörden oder der Betriebe bemächtigt."(„Prawda"
Nr. 237.)„Die wichtigste politische Aufgabe des' Augenblicks be- steht darin, den Einfluß der deutschen Sozialdemokratie, der„rech. ten" wie der„linken", endgültig zu liquidieren, um dadurch den Weg für den Sieg der Arbeiter frei zu machen."(„Prawda Nr. 248.) „Die breite Masse des deutschen Proletariats, die Millionen und ober Millionen Arbeiter werden jetzt begreifen, was früher nur die Fortgeschrittenen begriffen haben: daß der entscheidende Kampf nur möglich ist gegen die konterrevolutionären Führer der So, zialdemokratie, daß die„rechten" Führer der Sozialdemokratie die bösartigsten Agenten der bürgerlichen Konterrevolution sind, wäh> rend die„linken" sozialdemokratischen Führer nur als Anhängsel der„rechten" Führer dienen."(„Prawda" Nr. 248.) Zur Taktik der Einheitsfront schreibt Sinowjew :„Die deutsche Kommunistische Partei ist selbstverständlich verpflichtet, alles zu tun. um jene sozialdemokratischen Arbeiter, die noch zwischen der Sozialdemokratie und den Kommunisten schwanken, zu sich hin., überzuziehen. Zu diesem Zweck waren Unterhandlungen, wie kürz» lich in 5? a m b u r g oder in Berlin , wahrscheinlich notwendig. Aber bei diesen Unterhandlungen sei„kostbare Zeit verloren gegcm. gen". Wenn die deutsche Kommunistische Partei während solcher Unterhandlungen die praktische Vorbereitung aller notwendigen Maßnahmen auch nur um ein haar breit verringert, wenn sie in der Hoffnung auf das Bündnis mit den sozialdemokratischen Führern umfassende Pläne ausstellt, würde sie ein wahres Derbrechen begehen. Wir sind fest überzeugt, daß die KPD. einen solchen Fehler niemals begehen wird. D e r h a n d> lungen bleiben Verhandlungen, und Arbeit bleibt Arbeit."(„Prawda" Nr. 244.) Besonders interessant sind die Ausfälle Sinowjews gegen die„linken" sozialdemokratischen Führer. Er schreibt:„Die„linke" Sozialdemokratie ist eine der letzten II« lusionen der deutschen Arbeiter. Eine der wichtigsten Loraussetzun» gen des Erfolges weiterer entschlossener Handlungen der Kom. munisten besteht darin, daß sie den Arbeitern helfen, diese Illusion zu überwinden. Möge der deutsche Arbeiter schnellstens einsehen, daß selbst, die sogenannten„linken" Sozialdemokraten einen entschlossenen Kampf gegen die Bourgeoisie nicht führen wollen und nicht führen werden. Die Führer der linken Sozial« demotraten, alle diese Crispien und Rosenseld, werden selber dafür sorgen, daß sie sich vor den Arbeitern schnell. stens und gründlich st kompromittieren. Wir werden ihnen hierbei helfen."(„Prawda" Nr. 237.) Wir wären auf diese Erklärungen nicht so ausführlich einq«� gangen, wenn sie bei der notorischen Abhängigkeit der deutschen Kommunisten von der Moskauer Exekutiv« nicht maßgebend wären für die Beurteilung der Taktik der KPD . In der Tätigkeit der KPD. ist noch kein Fall zu verzeichnen, wo sie es gewogt hatte, entgegen den Weisungen Sinowjews zu handeln. Diese Weisungen sind aber derart, daß es für eine sich selbst achtend« Partei aus. geschlossen erscheint, mit einem Partner zu unterhandeln, dessen Taktik auf Gehässigkeit, Treulosigkeit und Verrat aufgebaut ist. Will die KPD., wie sie vorgibt, tatsächlich die proletarische Ein» heitssront im Kampfe gegen die Reaktion herstellen, io hat sie zu- nächst zu erklären, daß sie sich von den treulosen Weisunaen des Vorsitzenden der Moskauer Exekutiv« lossagt und geimllt ist, proletarische Disziplin und proletarische Kam«. radschaftlichkeit im gemeinsamen Kampfe zu halten. Vezirksverband der VSDD. Grosz-Verssn I. A.: Franz Künstler.