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rufen:loten f* Nun, dort in München   woren dt«lotmenfchen". Wie|oa man sich aber die Politik denken, trenn sie von solchen Tat- menschen gemacht wird?(Sehr richtig!) was im übrigen gegen die Persönlichkeiten des ü. Ztovember zu tun ist. das mutz Sache des Reichsanwaits sein. Was die Bestrebungen der bayerischen Kampfverbänd« so be. denklich macht, ist dos eine: geistige 5ttaftquellcn sieht man nichL Man sieht nur Wirtschaft und die angeblich alleinize Versinnbild­lichung des nationalen Gedankens und nationalen Verbandes. Wenn sich eine Regierung allein darauf stützen wollte, so wäre eine solche Diktatur die abhängigste Regierung, die sich denken läßt. Dann hat man eine Diktatur/ die ausgeübt wird von gewissen Führern des Wirtschaftslebens und von den nätio- n a l e n Verbänden, und der Inhalt der Regierungspolitit richtet sich dann danach, was diese Verbände als nationale Politik ansehen. Glaubt man, datz aus diese Weise überhaupt eine ver- nünftige Politik möglich ist?(Stürmische Zustimmung.) Die Art, wie manche Teile des L a n d b u n d e s vorgehen, weise ich zurück.(Stürmische Zustimmung.) Man läßt von dieser Seite immer durchblicken, daß ein Vertrauensverhältnis zwischen Landwirtschaft und Regierung für die Voiksernährung unerläßlich sei. Gewiß, aber ich bin der Ansicht, daß es unter allen Umständen Pflicht und Schuldigkeit der Landwirtschaft ist, für die Ernährung des deutschen   Volkes zu sorgen.(Stürmische Zustimmung.) Wenn der Landbund das abhängig macht oon der Zusammensetzung der Regierung, dann gibt er damit den V e a m- t«n und Arbeitern ein böses Beispiel. Dann kann dasselbe schließlich auch von links verlangt werden, dann können auch die Notendrucker verlangen, daß ein Kommunist Wirifchafts- minister sein soll, wenn sie dem Deutschen Reiche   die Noten drucken sollen. Schließlich produzieren doch nicht nur diejenigen, die sich Produzenten nennen, auch die geistigen Arbeiter, die am Wiederausbau des Vaterlandes arbeiten, sind Produzenten.(Stür­mische Zustimmung.) Deshalb warn« ich vor dem Wege, den die- jsnigen gehen wollen, die sich lediglich auf die wirtschaftlichen Kraft- quellen stützen. Ein Kabinett, das sich auf ein« parlamentarif che Mehr- h« i t stützt, ist im Deutschen Reichstag von vornherein durch keine Kombination zu erzielen. Das gegenwärtige Kabinett hat dies« Mehrheit gewiß auch nicht. Es muß sich die Mehrheit suchen, und wenn es die Mehrheit nicht findet, so wird die Frag« akut werden: Soll nun der Reichstag   aüfgeläst werden oder soll das Direktorium kommen, das sich unter Ausschaltung der Parteien auf die wirtschaftlichen Verbände stützt. Bor diesem zwei- ken Wege warne ich. Wenn ich im Amte bleiben und die bis- herige Politik weiter oertreten soll, dann kann ich es nur, wenn mir in der eigenen Fraktion keine Schwierigkeiten gemacht werden.(Stürmischer, immer wieder einfetzender Beifall.) Eine Abkehr von der jetzigen verfassungsmäßigen Regierungsprlitik ist nicht nur innenpolitisch, sondern auch außenpolitisch verhängnisvoll. KSme die DIkkainr, so würden wir die außenpolitische Di ehr- belcistung. die daraus crtvächst, nicht mehr tragen können. Wir haben außenpolitisch viele Belastungsproben aushalten müssen, die Fortführung der Militärkontrolle haben wir a b- lehnen müssen. Wir haben eine Belastung zu tragen, die uns die Vorgänge in München   außenpolitisch verursachte. Man wirft uns die Rückkehr des Kronprinzen vor und droht uns mit neuen Sanktionen. Ich halte es aber doch für besser, neuen fran- zösischen Brutalitäten ausgesetzt zu sein, als den Vorwurf/daß der letzt« Deutsche   aus dem Weltkriege noch im Auslände fern von seiner Familie weilen muh.(Stürmische Zustimmung.) Alle diese Be- lastung ist außenpolitisch oon uns zu tragen. Man wird uns vor- aussichtlich die Forderung stellen, den Kronprinzen auszuliefern und wir werden diese Forderung selbstoerständlich ablehnen.(Stürmi- scher Beifall.) Wir stehen tn Verhandsimgen.über a u s l a n d ss ch V K r e- d i t e. Diese Berhandlungen können nur zum Erfokg führen, wenn Deutschland   sich von inneren Krisen frei hält. Für die Mehrleistung und Mehrproduttion wird die.Regierung die Voraussetzung schaffen. Die Regelung der Arbeitszeit wird ungefähr in dem Sinne erfolgen, wie sie durch das Arbeitszeitgesetz vorgesehen war. Daß es hier mit dem cinfochen Diktieren nicht getan, hoben die Erfahrungen im Ruhrgcbiet bewiesen. Die Verminderung des Be- nmtenapparates, die Aufhebung dev Ausfuhrkontrolle, �dis Führung von Kreditverhondlungen und alles, was an Regierungstätigkeit vor Augen liegt, wird Ihnen zeigen, daß das Kabinett es an Arbeit, Aktivität und Verantmortungssreudigkeit nicht hat fehlen lassen. Ob seine Tätigkeit in allen Punkten ein Erfolg ist, wird sich erst später zeigen können. Eins aber ist heute scheu, klar: Sie haben das Recht, ein Urteil darüber zu fällen, ob der Weg, den wir gegangen sind, richtig war oder nicht. Sie können ober von dem Führer Ihrer
Der junge IeZöherr. Eine unzeitgemäße Erinnerung von f>ans W e s e m a n n. Verdun  , du kochende �ölle, die Hunderttausende verschlingt im Zermahlcn der Erde, im Zerschmettern der Wälder, im Erdrücken der Dörfer und Städte an der Front unter einem unerträglichen brüllenden eisernen Orkan von. Granaten, Minen, Pulver und Gas nie wird man dich vergessen! Ein kleines Dorf hinter der Front. Ein altes Chüteau inmitten, mit hohen Linden im wohlgepflegten Park und einer schönen weißen Mauer, die Schmutz und Lärm der Außenwelt abhält. Automobil« halten an der Auffahrt, Offiziere eilen mit Aktenmappen, Feldgen­darmen stolzieren, Lakaien führen glatte Reitpferde vorüber/ Ein« Standart«' weht. Hauptquartier der Arme« Krone Prinz. Draußen zieht die grau« Landstrah« vorbei. Kreideschlamm auf ihr, der die ungezählten Tritte der Hunderttausend« empfängt, die auf ihm dem Tode entgegenmarschleren, der mit unaufhörlichem Gemurre da vorn lauert auf sie und auf alle, die nach ihnen kommen. Lachen, laute Stimmen. Ein« Gruppe von Osfizieren ist an den Torweg getreten. Ein großer Hund springt bellend über einen Stock, den einer von ihnen hochhält. Draußen marschieren die grauen namenlosen Soldaten und sehen stumpf auf dieses Bild eines Lebens, das ihnen ferne und unverständlich bleibt. Dann plötzlich«in scharfes Kommando:Achtung!" und die Beine ziehen an, patschend fliegen die Füße in den Dreck, im Parademarsch ziehen sie alle vorbei, die alten und die jungen Sol- baten. Sie grüßen ihrenFsliZherrnT. Der aber steht lachend, unbekümmert und winkt ihnen mit der leichten Gerte in seiner Hand. Er trügt eine elegante Husarenuni- foRri und aus der linken Brustseit« funkelt ein heller Stern, der alle Blicke anzieht. Die Soldaten marschieren, stramm, in eiserne Disziplin gepreßt.' Die Musik schmettert, und der Dreck, der alle Kleider durchdringt, spritzt in di« Augen und macht sie zu wandelnden Kotsäulen. Sie sehet- alle aus ihn. Der jungeFeldherr" lächelt aber noch immer, er sagt etwas zu seinen Offizieren, die ergeben und dankbar seine Wort« auf- nehmen, dann wendet er sich in den Park zurück und läßt den Hund nochmals über seine Gert« springen. Es ist ein wirtlich drolliges Tier und all« lachen über ihn.'... Das Dröhnen von der Front her ist lauter geworden, die Musik Ist kaum noch zu hören. Die grauen Ssldaten marschieren in den Tod.  . Die NintrittSgelder für die staatlichen Mpscen werden setzt nach G o l d m a r k berechnet. Der Eintritt an Zahltagen kostet 10 Pf. für In­länder, 1 M. für Ausländer, die Sonntage und zwei Wochentage sind srcl.
Partei nur oerlangen, daß er das Opfer bringt, diesen Weg weiter zu gehen, wenn er seine eigene Partei hinter sich hat.(Stürmischer, sich immer wieder erneuernder Beisoll. Die Anwesenden erheben sich von ihren Plätzen und bereiten dem Reichskanzler eins stür- mische Ovation.) Die Aussprache, an der sich Vertreter aller Wahlkreis«, wie auch zahlreiche Mitglieder der Fraktion beteiligten, gestaltet« sich zu einer Vertrauenstundgebimg für den Reichskanzler. Das Er­gebnis der Aussprach« fand seinen Ausdruck in der oben erwähnten Entschließung. Vor dem Zentralausschuß seiner Partei hat Dr.Stresemaim wie üblich einen starken rednerischen Erfolg davongetragen. Ob dieser Erfolg aber auch nur ausreichen wird, um die rechtsgerichteten Treiber innerhalb der eigenen Fraktion zum Schweigen zu veranlassen, muß immer noch bezweifelt wer- den. Dieser Flügel, der trotz aller Vertraulichkeit der Ver- Handlungen dauernd engste Verbindung mit den Deutsch  - nationalen aufrecht erhalt, läßt sich auch durch eine glitzernde Rede nicht von dem selbstgesteckten Ziele abbringen. S-oweit die allgemein politischen Betrachtungen Strese» mann in Frage kommen, so wird im Reichstag wahrscheinlich noch das Notwendige dazu gesagt werden. Hier wollen wir uns für heute begnügen, auf einige innenpolitische Ge- sichtspunkte hinzuweisen. Wenn Dr. Stresemann es jetzt so darzustellen versucht, daß das Vorgehen gegen Sachsen   nicht als eins militärische Aktion aufzufassen sei, so wird er nach allem, was bisher über das Austreten der Reichswehr   in Sachsen   bekanntgeworden ist, wohl nur noch vor seinen eigenen Parteifreunden mit seiner Ansicht bestehen konfiem Roch schlimmer aber steht es mit seinen Behauptungen über Bayern  . Wenn er meint, daß in Bayern   bis zum 9. November Leben und Eigentum nicht bedroht waren, fon- dern daß es sich nur um bündesstaatliche Forderungen gegen- über der Zentralgewält handelte, so zeugt das von einer bei einem Reichskanzler mehr als bedauerlichen Un- k e n n t n i s der Dinge. Ist Herrn Dr. Stresemann wirklich unbekannt geblieben, daß seit Jahr und Tag in Bayern   die schlimmsten Gewalttaten nationalistischer Horden gegen Sozialdemokraten gang und gab» waren? Ist ihm wirklich unbekannt geblieben, daß das Gebäude der Münchener Post" mehr als einmal von Hitler  -Gardisten überfallen und beschädigt wurde? Sind ihm die Attentate aufführende Parteigenossen nicht zur Kenntnis gelangt? Weiß er nicht, daß der Innenminister Schweyer selbst schon Polizei zum Schutze derMünchener Post" gegen die Hakenkreuzjünglinge stellen mußte? Und daß die sozialisti- fch-en Sicherhsitsahteilungen in stillem Einverständnis mit dem Polizeiminister aufgestellt wurden, damit das Eigentum sozialistischer Arbetter vor den bewaffneten Banden geschützt wurde? Wo ist in Sachsen   mehr als in Bayern   Leben und Eigen- tum bedroht worden? Freilich behauptet man, daß in Sachsen  nationalliberale Fabrikbesitzer von Arbeitern be- drängt, in einzelnen Fällen vielleicht auch mißhandelt worden sind. Berechtigt aber diese Talsache, wenn man sie als gegeben unterstellt, dazu, Sachsen   anders zu behandeln als Bayern  , wo die Sozialisten zum Freiwild erklärt werden? Es bleibt dabei, daß die Regierung Stresemann   gegen die bayerischen Gewalttaten auch vor dem 9. November nichts unternommen hat, daß sie ihre Regierungsgewalt aber in provozierender.Weise gegsii Sachsen anwandte und. auch den Versuch unternahm, sie in Thüringen   dürchzusetzen. Rur durch die öffentlich gezeigte Schwäche der Reichsregierung wurden die Putschisten in München   ermuntert, ihren Schlag vom. 9. November zu versuchem Aber was tut Stresemann  jetzt gegen Kahr  , Lossow, Ludcndorsf und Hitler? Er verweist aus den R e i ch s a n w a l t. Ehrhardt und Roßbach aber, die schon einmal dem Reichsanwalt unter den Händen waren, sitzen in München/organisieren   ihre gesetzwidrigen Armeen und lachen den Kanzler aus, während der Zentralausschuß seiner Partei ihm stürmische Ovationen dar- bringt!
fius vehmels Leben. Die beiden umfangreichen Bände von Briefen Dehme  ! s, die im letzten Jahre veröffenilicht wurden, werfen ein vielleicht zu grelles Licht in die leideuschastliche Gefühlswelt dieses dämonischen Schöpsers, der das große WortSelbstzucht" auf sein Panier ge- schrieben hatte und in einem heldenhasten Ringen feine gewaltig« Persönlichkeit und seine Kunst, zu harmonischer Reife, formte.' Ent­wicklung und Wesen des Dichters erscheinen hier in jener wunder- vollen Lebendigkeit der Empfindung, die uns aus seinen besten Schöpfungen leuchtend entgegentritt. In dem Kinde entfaltete sich bereits ein geheimes inneres Leben: er war bald in sich gekehrt, oann wieder unbändig lüstig. Auf der Schule erfolgte der erste Zusammenprall dieses glülfenden Geistes mit der Wirklichkeit.Ich gehörte immer zu den besten Schülern," erzählt er,war aber den meisten Lehrern wegen' meines unge- bundenen und manchmal wohl auch unbändigen Geistes verhaßt. Dies führte in der Prima zu einem so heftigen Zusammenstoß mit dem orthodoxen Direktor, daß meines Bleibens im Bannkreise der Berliner   Schuthierarchie nicht länger war; ich ging nach Danzig  und machte dort in einem halben Jahr mein Abiturientenexamen. trotzdem man mich in Berlin   hatte VA Jahre zurückstellen wollen wegen Unreife." Die ersten> Anzeichen seiner Schöpferkraft waren ein visionäres Schauen gewaltiger Symbole:Mit 18 Jahren kam ich zum erstenmal aus der Fläche der Mark nach dem bergigen Süden. Da sah ich auf dem Kamme Wolken lagern. Dos war mir neu, ich dachte: hier sind ja so viele Kohlenmeiler. Aber als die Wolken zu wandern begannen auf dem Kamm, da fiel mir ein. wie Gott   vor dem Volk« Israel   in einer Wolke einHerzog. Davon war ich erschüttert." Dehmel   wurde dann eine Zeitlang Sekretär des Verbandes der Versicherungsgesellschaften, und in der Schule des nüchternen Bureaudienstes lernte er Selbstbeherrschung und fand in seinem Schaffen die Form, seine Visionen zu bändigen und zu gestalten. Damals gab er seine ersten drei Gedichtbücher heraus, auf denen noch heute ein gut Teil seines bleibenden Ruhmes beruht.Es war mir wie den Singvögeln ergangen, die erst im Käfig ihre volle Stimme entwickeln," sagt er von dieser Zeit. Mit seinem Schaffen hat er die deutsche Dichtung aus dem Naturalismus zum Siii des Symbolismus herausgeführt. Julius Hart   erzählt davon ln seinen Erinnerungen einen bezeichnenden Zug:Als eines Tages Richard Dehmel�   zu meinem Bruder und mir ins Zimmer trat und mit liebenden Händen sorgfältig ein in vielfäitig Seidenpapier gehülltes Paketchen auseinanderfaltete und einen in zartesten Farben schillernden Schlips umcr stammelnden Warten der Bewun» derung enthüllte:Ist das nicht auch ein echtes, absolutes Kunst- werk? Köstlich wie ein Glas von Salviäll? Er hat 18 Mark gekostet! Aber ich mußte ihn kaufen." Da drückte ich ihm die Hand:Der Naturalismus ist toi. eine neue Kunst geboren!" Wie jede große Kunst wurde auch die seine aus dem unbe- wußten Rausch geboren und erst dann von dem Verstände geformt. Ein großer Teil seines gewaltigen Lebensgedichts in Romanzen Zwei Menschen", entstand in wenigen Wochen auf emer Rordseeinsel: sein DramaDer Mitmensch" schrieb er in
De? Kampf um Sanktkoneu. Heute, Montag, tritt in Paris   die Votschasterkonferenz der Ententegroßinächt« wieder zusammen, um in den Ange- legenheiten der Militärkontrolle und der Heimkehr des Ex- kronprinzen Beschluß zu fassen. Der britische   Botschafter Lord Creme hat gestern, Sonntag, spät abends dem Prä- sidenten der Bofichafterkonferenz. Jules C a m b o n, an- geblich erklärt, daß Großbritannien   gegen neue Sanktionen fei; er hat auch mit dem Italiener d'Avvezzano konferiert, gewiß über ein gemeinsames Vorgehen. Havas erklärt, der Nollet-Kommission, wenn sie erst ihre Kontrollarbeit wieder. aufnehme, könne man die Sorge überlassen, ihr« Tätigkeit klug, politisch und'wirkungsvoll auszuüben. So werde man also in der einzigen Art. die zulässig sei, auf die Reali- täten und die Möglichkeiten des Augenblicks, wie man es in London   wünsche, Rücksicht nehmen. Aber die deutschen   Behörden dürften nicht eingreifen, um die Militärkontrolle der Alliierten, sei es zeitlich, sei es örtlich, zu begrenzen. P o i n c a r 6 hat gestern, Sonntag, bei einer Krieger- denkryalsenthüllung in Neullly zunächst über die Repara- tionssrage geredet, ohne neues zu sagen. Er fuhr dann fort: Ebenso wie an Reparationen liegt uns an unserer Sicher- h e i t. Deutschland   schaltet und waltet schon lange willkürlich mit den Sicherheitsbestimmungen. Es hat di« Tätigkeit der inter  - alliieren Kontrollkommission lahmgelegt und versucht im geheimen wieder zu rüsten sowie di« militärischen Formationen, die im Vertrag verboten sind, neu zu bilden. Gleichzeitig erteilt es dem Exkronprinzen. der als erster auf der Liste der Kriegsschuldigen steht, die Erlaubnis, nach Hause zurückzukehren. Das bedeutet eine verwegene Her- ausforderung der Verbündeten,«ine schamlose Verletzung des Berfailler Vertrages und auch einen frechen Anschlag auf den Frieden. Sanktionen müssen ergriffen werden. Wir werden sie ergreifen, folls wir keine Genugtuung erlangen. Wir find außer­dem entschlossen, das besetzt« Gebiet kraft des Vertrages nicht zu räumen, bevor nicht die in Versailles   unterschriebenen Bestimmun­gen voll erfüllt sind und wir uns gegen die Möglichkeit eines neuen Angriffs hinreichend vorgesehen haben. Wir wollen nicht, daß das Opfer unserer Toten vergeblich seu Das Blut, das sie oer- gössen haben, ruft nach Gerechtigkeit. Gerechtigkeit soll ihnen zuteil werden. Wir wollen nicht, daß unsere Opfer vergeblich bleiben. Wie England denkt, zeigt eine Bemerkung derTimes" im Anschluß an einen Offenen Brief des Generals Smuts  an das Blatt, in dem er als einzige Hoffnung für die Ret- tung Europas   die unverzügliche Einberufung einer Repa» rationskonferenz dsrch Großbritannien   im Einvernehmen mit Amerika  , nötigenfalls auch ohne Frank- reich, befürwortet. Dazu schreibt das Blatt: Di« Reise und der Aufenthalt des ehemaligen Kronprinzen sind in Wirklichkeit belanglos. Alles, was über den früheren Kaiser geredet wird, ist leeres Alarmgeschrei. Die äugen- blicklich alles überragende, wirklich wichtige Tatsache, die die bri- tische Regierung ins Auge fassen muß, ist, daß Europa  , mit Ein- schluß unserer eigenen Alliierten, die von dem Ver. sailler Vertrage zugezogenen Linien durchbrochen hat""d daß es neue und gefährliche Formen annimmt, deren wahre Bedeutung man in England noch kaum angefangen hat zu begreifen. Im französischen   Außenministerium sagte man den Pressevertretern über die vermutliche Entschließung der Bot- schafterkonserenz, die Alliierten werden eine gemeinsame energische Rote an Deutschland   richten, die gegen das Bcr  - bleiben des Exkronprinzen in Deutschland   Protest führt. In der Frag« der Militärkontrolle würde man eine progrcs- s i v e Wiederaufnahme ins Ange fassen, wobei es dem Er- wägen des Generals Rollet überlassen bleiben würde, wo diese Kontrolle ausgeübt werden kann, ohne unbedingt zu Zusammenstößen mit der deutschen   Bevölkerung füh- ren zu müssen.(Also dort nicht, wo si« am meisten finden würde? Red.) Man würde diese Rote als einen letzten
ZI Tagen. Inbrünstig rang er um Leichtigkeit und Grazie des Ausdrucks, und er hat sich selbst einmal mit jenen Raubvögeln ver- glichen, die sich nur schwer emporheben� aber dann um so leichter und sicherer stiegen.Wenn ich noch ein« gewisse Leichtigkeit des Ausdrucks hätte," meinte er wohl scherzhast,wäre ich«in Genie ersten Ranges. So bin id) eigentlich nur ein geniates Monstrum." Aber er Hot diesen Mangel überwunden und in seinen besten Werken die dumvf«, dunkle Schwere seiner Natur zu leuchtender Anmut und schwebender Kraft geläutert. Richard-Dehmel-Icier in der Volksbühne. Die Volksbühne. immer bestrebt, Oase in der Wüsteniei der Gegenwart und dem geistigen Menschen ein« heimische Stätte zu sein, feiert« gestern du» Gedächtnis des dahingeschiedenen Dichters Dehmel  , der am 18. November seinen 60. Geburtstag hätte begehen können. Julius Bad entwarf ein Bild Richard Dehme!? mit glühenden Farben, die seine Persönlichkeit und die Eigenart seines dichterischen Schafsens lebendig werden ließen. Erst' spät habe er begonnen, seiner poetischen Sendung Raum zu geben, aber dann habe sich sein urweltliches Kraftgefühl freigemacht und die Jugend mitgerissen. Kräftig und fest im Boden wurzelnd als Dichter der Landschaft, stürmend, berühmt und berüchtigt als Dichter der Erotik, der Brunst, und immer ein Dichter der Freiheit, wild und chaotisch in seinem Cmpcirungswillen. Ueberall atmet aus' seinen Gedichten der Geist des Aufruhrs, ober nicht ein Geist des Wüsten und Verworrenen, sondern des Aufruhrs als Naturkraft, des Willens, das Alt« zu stürzen, um neue Form, neue Gesetze, eine neu« höhere Ordnung zu gewinnen. Em geringes bürgerliches Leben habe er nicht gelebt, sondern ein Leben voller Enttäuschungen, mit Irrwegen und Irr- tümern. Im Laufe dieses Weges sei er immer laulerer und wahrer geworden, nie siegreich, aber stets sieghaft, kein Triumphator, aber ein Mensch, ein Mann mit dem Ziel harmonischer Vollendung. Konzertsänger Sidney B i de n sang von Theodor Streicher und Richard Strauß   vertonte Lieder und vermittelte einen Eindruck von der lyrischen Kraft des Dichters, Ernst Legal   trug in seiner warmen und eindringlichen Sprechweise Gedicht« ausZwei Men- schen",Das chinesische   Trinklied" undAnno domini 1812" vor, und zum Schluß sprach der Chor für di« proletarischen Feierstunden dasMailied  " und dasErntelied". Das bange, drohende, jubelndeMahle, Mühle, mahle" der hundertfältigen Chorstimme war von erschütternder Eewalt. Die Feier, erfreulich stark besucht, tröstete über die Stumpfheit und Leere der ungeistigen Gegenwart. Dgr. lieber daS englische Tbeater spricht beute. nbeiidS 71/, Uhr, Dr. Fritz.'do in eher aus Einludung der Volksbühne T. V. In der Aula de? Gymnasiums Zum Grauen Kloster, Kloilcrstr. 74. Karten am Saaleingang. Fränze Nolosf von der Volksbühne lieg am Mittwoch den St. > Bu> lag), abends i> Ut>r, in den Räumen der Buch- und Kunfthandlnng R e:i tz und Pollack' ans Ebrenstcin. Kwpilock, Heine. Riebsche. Ein- U'ttSka:!cn zu 1 M. und 0,50 M. durch Rcutz u. Pollack(Stcinplatz 14670) erhältlich. (üiu Operctteukanzeru in Berlin  ? Herr Maximilian Sladek  , der Tireltor des Da ll n c r- T b e a t e r S und des Krogen Schauspiel» Hauses, hat nun auch das Neue Operetten-Ttzeoter gepachtet und wird im nächste» Jahr daS Berliner   Theater übernehmen.