Die Aussprache nach der Kanzlerreöe.
Zll» erst« Redn« noch dem Reichskanzler sprach in der Reichs- tagssitzung am gestrigen Donnerstag Reichsfiaaazminkster vr. Luther: Das deutsche Bolk in sein« Gesamtheit Hot noch kein« hin. reichende Vorstellung davon, wie lxtrt der Drnck d« Rot auf dem Wege der Finanzen heut« auf unserem Staatswesen und auf un- serem Volke Regt. Es ist vielleicht nicht bequem mitanzuhören fdie meisten Abgeordneten hoben nach der Kanzl«rsde den Saal verlassen), wie heute unsere Finanzen stehen. Unzählige Lieblings- wünsche, die das Volt in allen seinen Teilen seit Iahren gehegt hat, smd nicht mehr zu erfüllen. Die Zeit ist vorbei, wo man mit dem allgemeinen Anerkenntnis auskommen könnte: Es steht schlecht um unsere Finanzen, fa ab« dies und jenes muß doch noch ge- mach: werden. Wir können uns ein Leben überhaupt nur«holten, wenn wir alle miteinander durchdrungen sind von der Tatsache, daß
nur
eiserne Sparsamkeit
UNS von dem Untergang retten kann. Die Zeit d« Inflation hat imscr Volk verwöhnt. Es ist heute eine Sisyphusarbeit, die Meinung aus den Kövfen h«auszureißen, als ob durch Notendruck immer wied« neue Mittel geschaffen werden könnten. Di« Roten- presse mußte aber seit dem S. d. M. endlich stillgelegt werden und mit diesem Zeitpunkt wer es vorbei mit dem Leben auf Grundlag« der Inflation Diese Stillegung d« Notenpresse ist nur die Folge davon, daß uns«« Mark, das mit d« Notenpresie.hergestellt« Zeh- lungsmittel, ihren letzten Lebenshauch hergegeben hatte. Das ZahUingstnittel der Mark ist lol. Es kam die Süntde, wo die Vorbereitungen für das neu? Zahlung»- mittel sofort begonnen werden mußten; das war die Stunde, als das Ermöchtigungsgefetz»«abschiedet wurde. Vom ersten Tage<m ist dann die' Arbeit für die Schaffung ein«««tbeständigen Wöh- rimg aufgenommen worden. Von Anfang an h«rschte ab« ein solch« A n st u r m nach der Ausgate des wertbeständigen Zahlung?- mittels, daß wir zunächst kleinere Mengen von Rentenmark in den Verkehr geben mußten, die sich ob« bald als unzureichend erwiesen. Das Ganz« kann eben nur ein Ucbergana sein. Es gibt nur«in« gut« Lösuna: Erstens Ordnung in die deutsche Wirtschaft bringen und zweitens Währung auf Goldgrundlag«. Gegen die unberechtigte Entwicklung der Goldpreise wird die Rsgierung mit jedem nur möglichen Mittel vorgehen. Unser Uobergangshaus- halt ist so aufgebaut, daß seine Ausführung überhaupt nur denkbar ist bei Gleichgewicht der Einnahmen und Ausgaben. Wenn es nicht gelingt, die Ausgaben herabzusetzen und die Ein« nahmen zu erhöben, so aibt es für das deutsche Volk keine Lebensmöglichkeit mehr. Wir müssen mit den Mitteln durchkommen. die wir haben. Die l)Ilfe des Ausland« ist abhängig von un- ferer eigenen Tatkraft. Es kommt vor ollen Dingen dar. auf an. daß wir schnell Einnahmen haben und es muß ball» eine durchgreifende Regelung des gesamten Steuer. wesen» erfolgen. Dielleicht wird es zu der Retwendigkett kommen, die ganzen Steuerfragen in einem großen zusammenhängenden Akt aus der Grundlage des Artikels 48 der Verfassung zu«ledigen. lZurus links: Das ist anfechtbar.) Ich bestreit« die Anfechtborteii, denn wenn es un» nicht gelingt, in absehbar« Zeit ordmmge- mäßige Einnahmen zu erhalten, dann wird nichts nrehr gefährdet fein als die öffentliche Ruhe und Sicherheit. Meine Vorlogen gehen zum Teil über, die Pläne hinaus, wie sie von Mi- nister chilferding ausgearbeitet worden sind. lfiört! hört!) Di« Defreiunq der Steuern von den Folgen der Geldentwertung muß zustande gebracht werden. Die Steuern werden daher auf Goldbasis gestellt werden müssen. Fern« muß. soweit tunlich, eine. V e re i n h e i tl i ch p n g der Steuer- inerttnale ekfolaen. Bei der Lohnst« u« wird«ttre weitgehende Vereinichhung Platz greifen. Bei der Einkommensteuer wird man für l9?4 Bprschußleistungen, aufgebaut ans rohen Merkmalen, er- heben muffen, und dabei wird auch an diejenigen, die großen Auf- wand treiben, und von der Substanz leben, ohne bish«.von irgend- ein« Einkommensteuer«faßt zu?cin, nicht länger vorüberzugehen sein. Uebe? die Regelung des Finanzausgleiches werden die Derhandlimgen mit den Ländern eifrigst fortgesetzt. Das B.a u- wesen wied« in Schwung zu bringen, muß ebenfalls zu den chouptiorgen der nächsten Zukunft gehören. Abg. Marx(Z.) St für feine Partei folgende Erklärung ab: Die Zentrumsfraktion tt mit schmerzlichem Bedauern fest, daß das deutsche Delt sich in unfruchtbarem Porteihader verliert. Ein« Regierungskrise folgt der anderen, wahrend insbesondere auch dem Ausland« gegenüber eine stark«, sich auf ein« möglichst große Mehrheit des Reichstags mit einheitlichem Willen stützende Regierung notwendig ist. Die Zen- ttumsiraktion hat deshalb alles, was in ihren Kräften stand, getan, um die große Koalition zu halten. Aus der gleichen Gesinnung heraus ist sie bereit, sich hinter die jetzige Regierung zu stellen, unbeschadet mancher Bedenken gegenüber einzelnen Maßnahmen und Unterlassungen des Reichskabinetts, die auf innerpolitischem Gebiet« liegen. Wir geben d« lzoffnung Ausdruck, daß die angebahnten besseren Beziehungen zu einer Reihe von Mächten, die be- rüts zu dankenswerten Hilfeleistungen geführt haben, zur Bcsierung der Lage des deutschen Bolkes beitragen mögen. Di« Zentrmnsfraktirn billigt es. daß die Reichsregierung in Sachsen und T b ü r i n g e n mit fester chand wieder geordnete Zustände schafft. Wir geben aber auch dem dringenden Verlangen Ausdruck, daß» baa Verhältnis'wischen Reich und Bayern baldigst mied« lv verfassungsmäßige Bahnen geleilet wird. Wir erwarten durchgreifende Maßnahmen zur Steigerung der Produktion, ein vertrau ensvalles Zusammenarbeiten all« Träger der.Wirtschaft, insbesond«e fordern wir die schleunigst« Erledigung de» vorliegenden Arbeitsz eitgeseße» Dig aufs äußerste gefährdete Ernährung des Volkes kann nur bann erträglicher gestaltet werden, wenn die deutsche Landwirtschaft dem warmen Appell des aus ihrer Mitte hervorgegangenen Ernährungsministers Folge leistet. Als wefenttiche Voraussetzung hierzu fordert die Zenlrunisfraktion die energische Weitersührung der Maßnahmen zur Bereitstellung wertbeständiger Zahlungsmittel, namentlich auch die baldige Schaffung d« Goldnotenbank. Andererseits verlangen wir aber auch, daß die R«- gierunq alle Mittel«rgreilt, um die londnürtschaftlich« Erzeugung zu fördern und zu sichern. Die Zentrumsfraktion fordert das ganz« deutsch « Volk auf, den Glauben an eine bessere Zukunft des Voter- lande? nicht zu verlieren und mit vereinter Kraft an seiner Rettung zu arbeiten. Abg. Dr. Scholz(D. Vp.): Di« Deutsche Bolkspartei beschränkt sich auf folgende Erklärung: Wir bedauern aufs tiefst«, daß die dsustch« Regierung den von Frankreich offensichtlich eingeleiteten separatistischen Bestrebungen im besetzten Gebiet, der offenen Verleitung zum.Hochverrat nur mit diplomatischen Mitteln aeqenübertreten kann. Wir begrüßen dank- barst dl« wied« halte Erklärung der Regierung, daß sie sich ein« Abtretung des Rhein - und Rubrgebietes mit allen Mitteln wider- setzen wird. Wir erwarten, daß das Reich den besetzten Gebieten jede Ljilfe, insbesond«e auch finanziell jede irgendwie trag- bare Unterstützung zuteil iverden läßt, und daß sie ein« unterschied- liche Behandlung des besetzten und unbesetzten Gebiets vermeidet. Rock dem schnellen End« des unverantwortlichen Putsche? rechts- radikaler Element« in Bayern besteht nach uns«« Auffassung die Möglichkeit einer sachlichen Erledigung der zwischen .Bayern nnd dem Reich« schwebenden Fragen. Wir
hoben die feste Uederzeugung, daß auch Bayern die Erhal. t un g der Reichseinheit wünscht, und wir glauben, daß unt« diesem größten aller Gesichtspunkt« gesehen die bestehenden Schmierigkeiten beigelegt werden können. Die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung in Sachsen und Thüringen mar eine Ausgabe, her sich die Reichsregierung nicht entziehen konnte, und der sie sich mit anerkennenswetter En«gie unterzogen hat.(chörtt hört! b. d. Komm.) Mit d« Bevollerung dies« Gebiete wünschen wir. daß die dauernde Ausrechterhaltung geordneter Zustände in ganz Mitteldeutschland gewährleistet werben möge. lErneutes chöri! hört! b. d. Komm.) E!ve vorz eilige Aufhellung des Belagerangszussandes komm! «ms diesen Gründen unseres Erachievs nicht in Frag«. Di« ungeheuren Slhwierigteiteu der Währungsfrage haben ihre schnelle Erledigung leider verbind«!. In d« nunmehrigen cheraus- gäbe d« Rentenmark , in den Bestrebungen ein« definitiven Lösung durch die Goldnotenbank ist der ernste Versuch zu erblicken, die be- dauerliche Gefährdung d« Ernährung, insbesondere der Großstädte und der Industriebezirke, zu beseitigen. Der Abbau d« Außen« haichelekontrvlle und dl« Aushebimg der Demobilmachungsverord- nungen waren und bleiben erforderlich,«rfr»rd«lich für die unbe- dingt notwendige Steigerung des Exports und die 5)ebung d« Pro- duktion. die unerläßliche Borbedingüng für ein« Besserung unserer Dvlkswirtschost ist. Wir erwarten von d« Regierung, daß ins- besonder« bei d« Durchfuhrung des Bcomtenabbaugesetzes ch Sri en und schematische Behandlung vermieden««den. Di« Deutsche Bolkspartei Hütt gerade im gegenwärtigen Augenbsick die Stetig keitw d« Führung der Innen- und Außen» olttik für ein- unbedingtes Erfordernis. Das gegenwärtige Kabinen muß in der Lage sein,, die übernommenen Aufgaben zu erledigen und ins- besonder« die hoffnungsvollen Verhandlungen mit ausländischen Kreditgeber,!, von denen der Reichskanzler sprach, zu einem guten Ende zu führen. Di« Deutsche Volkspartei wird sich daher den Versuchen, die peaenwärtige Regierung zu beseitigen, auf das ent- fchiedenst« widerfetzen. Abg. v. Graefe(dt�öl!.): Der Redner kann die Tätigkeit des Kanzlers feit dem Ennäch- tigungsgefetz nicht als die Tätigkeit eines Diktators an«kslmen. Man könnte nicht lmterfcheidcn. ob in den letzten Wochen, in denen dos Parlament nach chaufe geschickt war, der Diktator Strese- mann od« das parlamentarische Kabinett regiert habe. In Wirklichkeit regier:«, ab« in dies« Zeit die wirtschaftlich interessierten Kreise. Od« regiere etwa das in Auflösung begriffen« Parlament? Das Chaos sei Lb«all chronisch geworden. Letzten Endes regierten nur noch die Finonzkreis«.(Zuruf sinke: Die Juden!) Ja, gewiß, die Juden, die mit dem devffchea Volke Schind- luder treiben und«««hungern lasse»«ollen. Der Sturz der neuen Rentenmark werde nicht ausbleiben. Es werde genau so gehen, wie mit dem russischen. Rubel, der immer- fort neu aeschaffen worden sei. cherr v. Kohr erstrebe ein föde» rolistifches schwarzweißrotes Deutschland unter Fuhrung Preußens. Di« chcrren Ludendorff, chiil«. usw. mußten sich als verraten betrachten. Auf v. Kohr und Lossow ist durchaus kein Druck ausgeübt worden. Bei dem offenen Demonstrationszug ist dann auf 5 Schritt»'Spich ein Feuerüberfall auf die Rational - sozwlisten gemacht worden. Es ist ganz undenkbar, daß gegen die Reichswehr irgendein national« Putschoersnch gemacht werden könnt«.(Erregte Zurufe sinks: Fochverrat!) Die Herren auf der Rechten sollten es als Selbstmord erkennen, wenn sie sich weiter hinter die Politik des Herrn v. Kadr stellen. Mit Maschinengewehren können sie die nationalisttsche Bewegung nicht nzehr iotschkoqen. In Ostpreußen sind unsere ffiersamm- lungen durch den Leiter des Wehrkreiskommandos verboten worden. Eine d-rarttqe Vergewaltigung der Möglichkeit für parlamentarisch« v«tret«, vor ihren Wählern zu- sprechen, ist eine Berfassungs. ividrigkeit. gegen die der Reichskanzler einschreiten muß. Der Redner bringt dann einzelne Fäll« unmenschlich« Behanbsimg verhaftet« rechtsstehend« Männer vor. Dieser Reichstag müsse endlich dahin geschickt werden, wo er hingehöre. Dieser Reichstag fresse dem Reichskanzler aus d« Hand, der ständig das Auflösimasdekret in d« Tasche trage. Das fei der Gipfel der Futterkrippenpolitik. Thüringischer Mwisterpräsiüent Frölich bestreitet, daß die Berbältnisse in Thüringen den Ausnahme- zustand vechtfertigen. In Thüringen ist die Landespollizei immer Hevri« der Lage. Richtrepublikan« gehören natürsich nicht in die Landespolizei- hinein.(Großer Lärm rechts.) Die Reich». wehr schmälert in Thüringen das Koalitionsrecht. greift in die Verwaltung und das Wirtschäfts leben eiu und nimmt Haussuchungen vor, weil in Thüringen bewaffnete Hundertschaften vorhanden sein sollen. Di« proletarischen S<l)utz- organisativnen sind jedoch unbewaffnet, und die Generäl« haben den Beweis der Bewaffnung nicht erbracht. Als die thüringische Re- gierung auf den Beweis drängte, wurde erklärt, daß die Äalerlageu dafür unterwegs seien, aber bei der Post gestohlen worden selev. Di« thüringisch« Regierung hat durch«ine Getreide- Aktien- g« s« l l s ch a s t Mehl und Kartoffeln«inführen lassen. Der Mili- tärbefehlshaber beschlagnahmte die Waren, weil die Gesellschaft das Recht hatte, auch außerhalb Thüringens Geschäft« zu machen. Zur Bücherreviston wollte er einen Konkurrenten heranziehen. Auf bloße Denunziationen werden Leute in Schutzhaft genommen und mit dem Gesicht gegen die Wand gestellt. Kommunistisch« und sozialistische Blätter rnerden verboten, rechtsgerichtete dürfen un- gestraft Reich»- und Länderreglerung schmähen. Ein sozialdemotra- tischer Stubienrat wurde in Woltershausen verhaftet, und als er sich die Schuh« anzog, beleidigt« ein Unteroffizier seine Frau tätlich, indem er sie mit zynischem Lächeln aus das Gefäß klopfte,(«tür- misch« Pfuirufe b. d. Soz.) Ich bin all« Wege bis zum Reichs- Präsidenten persönlich gegangen, deshalb bleibt mir kein anderer tücg als der an die breiteste Oeffenllichleil.(Hört, hört! links.) Slndenlen find zur Ausbildung bei der Reichswehr aufgefordert worden. Ich weiß nicht, ob dos auf Grund des Aufrufs der Reichs. regierung geschehen ist. die Republikaner möchten sich bereithalten. Ich bitte dringend, den militärischen Ausnahmezustand recht bald auf» zuHeben oder, wenn es nicht anders geht, ihn wenigstens in den zivilen überzuführen.(Lebh. Beifall links.) Abg. Ledebonr(U. Soz.) beantragt zur Geschäftsordnung, den Reichskanzler aufzufordern, jetzt die Tatsachen mitzuteilen, mit denen die Absetzuna der sätbsischen Regierung gerechtfertigt wurde. Dizepröstdent Dietrich erklärt, daß auf dfefen Antrag später zurückgekommen werden soll. Neichswehrminister vr. Heßler: Nachdem der thüringische Ministerpräsident heute eine ganz« Reih« von Einzelheiten vorgetragen hat, zu denen ich nicht sofort Stellung nehmen kann, behali« ich mir dies für morgen vor. wenn ich das Material eingesehen habe. Den schärfsten Protest leg« ich ob« gegen die hochverräterisch« Aeußerung des Abg. v. Graes « ein. seine Porte wisse sehr genau, daß sie alle umsiürz- leelschen versuche nur mit hilf« der Reichswehr machen könne und daß sie ohne die Reichswehr nicht» machen könne. Nichte gibt dem : Abg. v. Graefe dos Recht, anzunehmen, baß die Reichswehr bereit ' ist. ihren geschworenen Eid zu brechen.(Lachen links, große Un- ruh«. Rui«: Lossow!) Der General v. Lossow ist ein ein- zelner, er ist von uns entlassen und seines Dienstes enthoben worden, und dann durch ein« Verfügung de? Generalstaatstom- missar; beibehalten worden. Das ist«in« politische Frage. die nicht Sache des Wehrmimst«», sondern des Reichskanzler? ist. Wenn das der Fall wäre, was Herr». Graes « erwartet, dann
würde zu dem Tag der Schmach von München ein weilerer Tag großer denksch« Schmach kommen, von dem sich uns« Vaterland nie mehr«holen könnte. Sächsischer Minksierpräsideut Lellisih «klärt. Sachsens Bevölkerung entbehre nicht nur der verfassungs- mäßigen Rechte, sondern der selbstverständlichen demokratischen Rechte, obwohl on ihr« Reichjtreiie niemals ein Zaeiiei gewiftn fei. Sie empfind« den Ausnahmezustand als bitteres Unrecht. Für den Reichswchre'mmarsch habe es uie einen Anlaß gegeben.(Lachen rechts.) Einzelne bedauerliche Ausschreitungen seien infolge Ar- bettslostgkeit und Rot wie in anderen Gegenden auch in Sachsen vorgekommen. Aber dagegen habe immer die Polizei ausgereicht. Kiwerankworlsiche lleberlreibuvgen in der Presse hätten der sächsischen Industrie bei ausländischen Avflroggebern schwer geschadet.\ In Sachsen sei die Rechts- und Elgentumssicherheit jederzeit min» destens ebenso gesichert gewesen wie in jedem anderen deutschen Land «. Der Minister trägt hierauf eine Reihe von Fällen vor, in denen in Sachsen die Reichswehr nach Aussagen der Beteiligen Staatsbürger vergewaltiat und mißhandelt hat. Der Wehrkreis- konunadnont hat. so fährt der Redner fort, auch in die innere Lande sverwattung eingegriffen, z. B. Polizeibeamte abzesetzt. wo soll bei solchen Zuständen die Einigung herkomme». von der der Reichskanzler sprach? Das Vorgehen gegen die sächsisch« Regierung bespreche ich deshalb heute nicht, well diese Angelegenbest vor dem Sraatsgerichtsbol schwebt. Das Wehrkreis- kommaiidv hat sogar die söchsilchc Regierung der Mithilfe an ein« strafbaren Handlung noch§ RS StGB, beschuldigt. Di« sächsische Regierung ist zum Einvernehmen mit der Reichsregierung be- reit, aber auf dem Boden der Verfassung. In Sachsen ist d« militärische Ausnahmezustand nicht nötig.(Beifall links.) Abg. Ledebour (Unabhg) bringt nunmehr den Antrag ein, den Reichskanzler aufzufordern, das Wort zu nehmen, um Auskunft üb«
die Gründe der Absetzung der fächssschen Regierimg zu geben. Dizepröstdent Dietrich erklärt diesen Antrag für unzulässig, da der Reichstag den Reichskanzler nicht zwingen könne, das Wort
zu nehmen. Abg. Dittnumu(Soz.) widerspricht dem und betont, daß die Au». führungen des Reichskanzler? üb« diesen Punkt unzureichend waren. Vizepräsident Dietrich will üb« die Aulässigkett des Antrags ob- stimmen lassen. Abg. kahl(D. Vp.) findet den Antrag unzulässig. Vizepräsident Dietrich: Man kann den Reichskanzler nicht zwingen, so zu reden, daß seine Red« auch einen Inhalt hat. (Heiterkeit.) Der Antroa ist damit erledigt. Abg. Brünmghaus(D. Vp.): Weite. Kreise d« Bevölkerung in Sachsen , auch der Sozialdemokrat«!� haben es mtt F r e u d e begrüßt, daß gegen die Reg!«ung Zeigner eingeschritten wurde. Die sächsische Industrie kann geradezu auf dem Weltmarkt keine Rolle mehr spielen. Die Regierung Zeign» hat die Zügel gegen die Unordnung am Boden schlerfen lassen. Der Redner findet das Vorgehe« der Reichswehr notwendig und einwandfrei. Er schildert Mißhandlungen von Bürgern durch Angehörige sächsischer proletarischer Hundert- schaften. In Thüringen bätten die Hundertschaften sogar in friedliche Bürger hineingeseuert, einen Mann getötet und sieben schwer ver- letzt.(HörtI hört! rechts.) Ab�. Leukheußa(D. Dp.) polemisiert als Thüringer gegen Frölich und erinnert an die zahlreichen blutigen Ausschrettungen nach dein Kapp-Putsch und dem Rathanau-Mord in Thüringen , besonders in Eis«no«g(Lärm b. d. Komm.), ferner an Borgänge in Gotha nach einer verbotenen Versammlung de» Iungdeutschen Ordens, wo man mit Gummiknüppeln, Schlagringen, ja inst einem Panz«auto gegen die Ordensbrüder vorgegangen �sei. Dies« Orden sollte in Gotha durch geschloffen« proletarische Hundertschaften zu. jammengeprügelt iverden. Dagegen ist man nicht eingeschritten. Di« Ziel« des Ordens seien durchaus edel und vaterländisch. In Jona wurde sogar ein Oberrealschüler entlassen, well er sich weigert«. Denunziantendienst« zu leisten.(Psuirufe rechts.) In Thüringen sei über das Parlament sogar noch ein außerparlomentarilcher Ausschuß d« Linkspartei gesetzt worden, d« u. a. den Generalstreik vorbereitet habe. Die ganze Thüringer Bevölkerung habe die Reichs- wehr mit Freuden begrüßt, bis in dt« Kreise d« Arbeiterschaft hin- ein. weil sie eben wieder Ruhe und Ordnimg gebrocht habe. Die Reichswehr sei stets ruhig und sachüch vorgegangen. Freitich könne man der Reichswehr scharf«» Einschreiten nicht verdenken, wenn sie z. B. selbst beschossm werde. Abg. Sotzke(Soz.) v« langt Zurückziehung d« Reichswehr aus Sachsen und Thüringen : Abg. Henning(dischvölt.)«klärt gegenüber dem Reichswehr « minist«, er habe niw erklärt, es sei verbrech«isch und aussichtslos, einen nationalen Umschwung gegen die Reichswehr ins W«k zu setzen. Dabei sei die Frage gänzlich unberührt, ob man mit der Reichswehr etwas unteniehmen wolle.(Gelächter Crnks.) Der Minister habe ihn persönlich angerempelt, obwohl ihm gar kein Urteil darüber zustehe, ob hier Hochverrat vorlieg«. t Reichswehrmmisier vr. Heßler: Ein großer Teil des Hauses hat die Ausführungen Hennings so verstanden� wie ich.(Zustimmung.) Aber wenn man Ihre(zu den Deutschoolkischen) Reden au- dem Negativen ins Positiv« übersetzen will, dann wollen Sie e» immer nicht gewesen sein. Wie erklären Sie sich denn die Vorgänge in der Feldherrnhalle ? Damals haben Si« die neuge bildete völkische„Reichsregierung" wohl für die verfassungsmäßige Regierung gehalten, welcher die Reichs- wehr nunmehr den Eid schuldig ist?(Der Minister fährt mit«, hobener Stimm« fort:) Sie hoben acht junge Leute ans dem Gewissen! Wie können Sie da den Mut ausbringen, hier zu sagen, ich hätte Si« persönlich angerempsit? Als früherer Soldat sollten Si« wissen: der Eid des Ssldaten ist heilig! Und wer daran zu rütteln wagt, der begeht dos größte Verbrechen, das man an der Zukunft der deutschen Republik begehen kamt! Od« meinen Sie, daß es einen Eid gegenüber d«„Iudenrepublik" nicht gibt? Od« wollen Sie imterscheiden zwischen dem Eid des Offiziers und dem Eid des gemeinen Mannes? Sie haben ein ungeheures Verbrechen begangen!(Lebhaft« Zustimmung bei der Mehrheit.) G«ade in den München « Dingen hoben Sie die jungen Leute verwirrt. Ver- zeihen Sie mir mein« Ausregung. aber es ist eben etwas anderes, ob man Objekt oder Subjekt eines Eidbruches ist. Ich bin eingetreten mit allem, was ich als Mam> hob«, für den Eid und muß dann derartig laxen Auffassungen üb« den Cid hier be- gegnen!(Zustimniung bei der Mehrheit) Es ist die Schickfols- stunde für das deutsche Volk und feine Armee, wenn Sie die Dinge des Eides nickt so behandeln, wie es nötig ist.(Lebhafter Beifall bei der Mehrheit.) Abg. Henning(dt.-nölt.)«widert, daß er nicht gegen den Reichswehrminister persönlich vorgehen wollte. Herr v. Genese war zu einer Unterredung in München und habe das sofort In den Zeitunaen mitgeteilt. Das schütze Ihn vor jedem Verdacht. Daß ein Putsch geplant war, habe er nicht gewußt. Er hat an dein als oeine D e m o n ft r a t i o n geplan- ten Zug unbedenklich teilgenommen. Der Eid fei ibm stets heilig gewesen.(Reickswehrminister Dr. Geßkr: Sir soll«, unseren Eid schonen!) Was hat dem? H«r v. Lossow der Reichsregienniq und Herrn v. Kohr gegenüber getan? Er hat nickt mir den Eid, sondern auch sein Ehrenwort gebrochen Dafür ist ihm vom Reichswehrministerium«in herzlicher Glückwunsch für das Gelingen in München gesandt worden.