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das KonirollreHt der Mieierverkretung und die'Handhaben zur Sicherung der Instandhaltung der Häuser und Woh- nungen beseitigen, d. h den la st entragenden Mieter entrechten würde. Bevor ein Normalzustand in bezug auf die Höl>e der Mictzuschläge erreicht werden kann, muh die Zahlung? fähigkeit der Mieterschoft(von der die Zah- lungs w i ll ig k e i t abhängt) wiederhergestellt und müssen einigermaßen stabile Geldverhältnisse geschaffen sein. Daneben macht die Kapitalbeschafsung|ür die großen Jnstandseßungs- arbeiten besondere Schwierigkeiten: diese Frage ist aber im wesentlichen eine Kreditfrage und kann in gleicher Weise .gelöst werden wie die Frage der Kapitalbeschaffung für den Neubau. Der große grundsätzliche Streit, um den es bei der Mietzinsfrage für den alten Wohnungsbsstand geht, ist der: Wer wird Nutznießer der Geldentwertung in bezug auf das Hauskapital?(Für das Eigenkapital des Vermieters wie für das fremde Hypotl)eken- Kapi­tal.) 65 70 Proz. der Friedensmiete waren Kapitalzinfen, weitere 10 Proz. waren Reingewinn des Vermieters, die rest- lichen 20 25 Proz. dienten der Hausbewirtschaftung. Um die eigentliche Rente(die 65 70 Proz. Kapitalzins) streiten sich vier Faktoren: der Staat, die Hausbesitzer, die Hypotheken- gläubiger und die Mieter. Ob die H y p o t h e k e n g l ä u b i- a e r(soweit sie nicht bereits in Papiermark endgültig abge- fundcn sind) ihre Darlehen in Gold zurückbekommen sollen, wird wenn die Reichsgescltzgebung nicht schnell arbeitet vielleicht das Reichsgericht entscheiden. Erkennt dieses die Pflicht des Hausbesitzes zur Rückzahlung in Gold an, so muh auch die Verzinsung des Geldes in Gold erfolgen zu Lasten der Mieter! Damit wäre auch dem Hausbesitz die Goldverzinsung seines eigenen Kapitals gesichert, nicht aber der Goldzins für das aus Gold in Papier umgewertete  (das dem Hypothekengläubiger enteignete) Kapital. Der Haus- besitz fordert bekanntlich Goldzirrsen, will aber nur Papier  - markzinsen an die Hypothekengläubiger zahlen. Die Mieter oertreten den Standpunkt, daß Hausbesitz und Hhpotheken- gläubige? den vollen Schaden der Geldentwertung auf sich nehmen sollen wie die Inhaber von Sparkassenguthaben, Bankguthaben, Reichsanleihe usw. Die mächtigste der vier Jnteresfentengruppen, die sich um den Gewinn aus der Geldentwertung streiten, ist v i e l le i ch t der Staat. Nach dem jetzt bekanntgewordenen Plan des Reichsarbeitsministcrs sollen weder die Hausbesitzer, noch die Hypothekengläubiger, noch die Mister den Nutzen aus der Geldentwertung ziehen, sondern der Staat will seine Hand auf 65 Proz. der Fricdensmiete legen. Zwar stellt der Staat die Gesamtheit der Staatsbürger dar, und man könnte deshalb meinen, daß er der gegebene Nutznießer dieser Geldentwertung sei und nicht der einzelne, sei er Hausbesitzer oder Hypothekengläubiger oder Mieter. Aber es kommt doch sehr darauf an, welchen Zwecken der Staat die Ein- nahmen aus der Konfiskation der Geldentwertung, d. h. 65 Proz. der erhöhten Mieten, dienstbar machen will. Und hier gehen die Meinungen weit auseinander. Der Staat, als soziale Gemeinschaft und gedacht als öffentlicher Träger der Neubautätigkeit, wäre ein geeigneter Nutznießer dieses Riesengewinnes an volkswirtschaftlichem Vermögen, wenn er sich darauf beschränken würde, die ge- wonnenen Goldmieten(65 Proz. von etwa 8 Milliarden, also 5,2 Milliarden Goldmaxk jährlich!) restlos zur Erstellung von Neubauten zu verwenden. Er will das aber offenbar nicht: sondern das Reich will diesen Reichtum auch für ReparationsAwecke, für die Stabilisierung der Währung und ähnliche an sich nützliche Dinge verwenden. Und da entsteht dann doch die große Frage, wem diese Nutznießung zugute kommen wird, wenn er st einmal diese Zwecke er- füllt sind. Dann soll offenbar der gewaltige Gewinn von schätzungsweise 100 Goldmilliarden dem privaten Hausbesitz als Geschenk in den Schoß fallen zu Lasten der Mieter- fchaft, die als Arbeitnehmerschaft durch die Geldentwertung völlig enteignet und dem Hungerdasein ausgeliefert worden ist. Der Köder, daß aus der aufgewerteten Miete auch Zu-
schüffe für Neubauten gegeben werden sollen, kann nur den locken, der die Dinge und die Art, wie sie betneben werden, nicht kennt. Wird für den Altbau eine aufgewertete Friedensmiete bezahlt, so muß sich ja in Kürze auch der privat- kapitalistische Neubau ohne Zuschuß rentieren(Uneben- heiten wären leicht auszugleichen). Ist dos aber der Fall, so werden in kurzer Zeit keine Zuschüsse mehr benötigt, und die 65 Proz. der Miete(oder 5,2 Milliarden Goldmark jähr- lich) wären für rein fiskalische Zwecke(Reparation, Währung, Deckung eines Defizits im Haushalt usw.) frei. Wir hätten also eine Mietsteuer in Reinkultur, eine Steuer, die nicht nach dem Maßstabe von Besitz und Ein- kommen, sondern nach dem Maßstäbe der Wohnungsmiete, d. h. nach dem unsozialsten Maßstäbe, erhoben und nur noch von der Kopfsteuer an Ungerechtigkeit übertroffen wird. Der neue GlaubenZlehrsatz des Reichsarbeitsministeriums. die Miete müsse wieder in einbestimmtes Verhältnis zum Einkommen" gebracht werden, ist nur eine schlechte Verhül- lung der r e i n f i s k a l i s 6i e n P o l i t i k, die hier getrieben wird. Was wir endlich nach fast zehnjähriger Stagnation auf diesem Gebiets brauchen, ist eine positive und energische Wohnungspolitik. die unter Berück- sichtigung der gesamten wirtschaftlichen Verhältnisse das Ziel verfolgt, aus den Mieten für den alten Wohnungsbestand nicht weniger, aber auch nicht mehr herauszuwirt- schaften, als zur Erhaltung des alten Wohnraumes und zur hinreichenden Erstellung neuer Wohnungen gebraucht wird. Leder Versuch, die Niedrighaltung der Mieten zur Verstopfung des großen Lochs im Staatssäckel zu verwenden, muß ebenso scharf zurückgewiesen werden, wie die Versuche, dem Haus- besitz oder den Hypothekengläubigern auf Kosten der erwerbs- tätigen Bevölkerung einen ungeheuren Gewinn in den Schoß zu werfen. Die Wohnungswirtschaft muß sich selbst tragen, und sie wird sich selbst tragen, wenn nach den hier aufgestellten Grundsätzen eine mäßige Steigerung der Wie« ten bis zu der unbedingt notwendigen Höhe erfolgt. Zuvor aber(oder mindestens gleichlaufend) muß das Einkommen der breiten arbeitenden Schichten des Volkes in demselben Maße gesteigert werden: demi sonst wird durch die Steigerung der Mieten den breiten Volksmassen auch noch das trockene Brot vor dem Munde weggenommen.
Sachsen   unü Thüringen  . In Dresden   und in Weimar   finden am morgigen Sonntag Landesparteitage statt, die sich mit schwerwiegenden Fragen zu beschäftigen haben. In diesen beiden Industrieländern, die eine starke Mehrheit der Lndustriebevölkerung aufweisen, hat die Sozialdemokratische Partei infolge der kommunistischen Ab- splitterungen fiir sich allein nicht mehr die Mehrheit. Das var» lamentarische System zwingt sie, entweder nach rechts oder nach links Fühlung zu nehmen, um ein geordnetes Funktionieren dieses Systems zu ermöglichen und sich selber den Einfluß zu sichern, der ihr ihrer Stärke nach zukommt. Angesichts dieser Situation und der von Bayern   her drohenden Gefahr hatte die Partei in beiden Ländern B ünd- nisse mit den Kommunisten geschlossen, die sich als überaus kurzlebig erwiesen. Es kann nicht entschieden genug betont werden, daß die Lösung dieser Bündnisse auch dann hätte erfolgen müssen, wenn nicht der geringste Druck von der Reichsregierung her ausgeübt worden wäre. Denn die Kom- munisten hatten das Bündnis mit der Sozialdemokratie und die durch sie erworbene Machtstellung in treuloser Weise dazu mißbraucht, den bewaffneten Aus st and vorzubereiten, der die deutsche Arbeiterklasse in eine Katastrophe von unüber- sehbarem Ausmaß führen muß. Da die Kommunisten die Ueberzeugung ihrer an Zahl viel stärkeren Bundesgenossen kannten, war es eine Ll- loyalität ohnegleichen, daß sie diese auf einen Weg zu zwingen versuchten, den sie sehend und wollend niemals be- schritten haben würden. In den Äugen der Kommunisten sollte das Bündnis nicht der gemeinsamen Lösung gemeinsamer Auf-
gaben dienen, sondern einer llebertölpelung der Sozialdemo- kratischen Partei, die mit ihrer volligen Zerschlagung endigen mußte. Solange die Kommunisten auf ihrem verhängnisvoller Weg verharren und in ihrer Taktik die Mittel der Lüge und des Betrugs nicht verabscheuen, scheiden sie als Bundesg-- Nossen   für die Sozialdemokratie aus. Sie selber tragen al'o Schuld daran, wenn sich die Partei in Sachsen   und in Thü- ringen nach anderen Weggenossen umsehen muß. In Sachsen   ist durch die Bildung der Regierung F e l l i s ch unter Duldung der Demokraten eine Notlösung der parlamentarischen Schwierigkeiten erzielt worden. Ln Thü- ringen ist die Krise akut, und der morgige Tag muß zeige». ob eine Lösung gefunden werden kann. Die Schwierigkeiten, in denen sich die sächsischen und thü- ringischen Genossen befinden, sind bei uns stets vollem Ver- ständnis begegnet. Leider kann man nicht behaupten, daß auch auf der anderen Scste immer und überall Verständnis für die ungeheuren Schwierigkeiten vorhanden war, mit denen hier in Berlin   die sozialdemokratische Reichs- tagsfraktion zu kämpfen hat. Besonders aus West- fachfen haben sich Kritiker gemeldet, die so tun, als ob sie das Rezept zur Lösung aller politischen Fragen in der Tasche hätten, nur haben sie es leider bisher nicht gezeigt. Aber in dem Glauben, dieses Rezept zu besitzen, haben sie an der Partei und ihrer Reichspolstik eine Kritik geübt, die einer gemeinsamen parteigenossischen Arbeit alles eher als sörderlich war. Man muß deni thüringischen Landesparteitag wünschen, daß er einen Ausweg aus den parlamentarischen Wirren finde, und dem sächssschen, daß es ihm gelingen möge, einer sachlichen, verständnisvollen Zusammenarbeit zwischen der Reichspartei und der sächsifchcn Landespartei den Weg zu ebnen. Etwas für Sportler! Vielleicht auch für die politische Polizei! In dem bekannten deutschvölkischen FaschistenblattFridericu?" finden wir(November 1923, Nr. 45) im Inseratenteil folgende viel- sagende Anzeig«: Fridericus-Rex-Dund(F.R.B.) Herren jeglichen Wers und Berufs, welche auf streng nation. Boden stehen und sich dem allgemeinen Sport zum Wohle des Dalerlandcs widmen möchten, wollen sich, bitte, an die untenstehende Adresse wenden. E. Grub, 1. Vors. des F.R.B., Bln.-Wilm«rsdorf. Nestorstr. 2. Aus solchenSportler"->Kreis«n stammten die Erzberger- und Rathenau  -Mörder, die Attentäter auf Scheid«mann und andere Vertreter des republikanischen Gedankens. Die Leute mit demstreng nationalen Boden" können weiter ihrenallgemeinen Sport zum Wohle des Vaterlandes" treiben. Besonders fetzt, da Emminger Reichsjustizmimster im Geiste Kohrs ist. Der Riß wirö verkleistert. München  , 30. November.  (WTB.) Zu der Meldung eines Berliner   Blattes, daß Ministerpräsident Dr v. K villi ng ein- schloffen sei, vielleicht noch in dieser Woche eine Entscheidung in der FrageRegierung oder G e n era l sta a ts k o m m i s s o- riat" herbeizuführen, dabei auch gegebenenfalls vor seinem«ige- nen Sturze nicht Halt machen würde, bemerkt die Bayerische Volks. parte:. Korrespondenz: Diese Kombination konstruiert einen Gegensatz zwischen Staatsvegieryng und bayerischer Bolkspastei einerseits und dem Gencralstaatskonunifsar andererseits, der in Wirtlichkeit nicht vorhanden ist. Es ist ehre vollkommen falsche Auffassung von dem Aufgabenkrois der Staatsrsgierüng und des Generalstaat? kommissariats, wenn man meint, daß die eine Gewalt nicht neben der anderen bestehen könne, ohne daß Kompetenzkonflikte auftreten. Im Gegenteil, das bayerische Swotsinleresse erfordert geradezu, daß sowohldie Staatsregierung wisauchdas General- st a a t s k o m m i f f a r i a t, jedes auf seinem Gebiete, vom höchsten Schaffensdrang erfüllt sind." Die von dem Blatte als angebliche Nachfolger v. Kmllmgs gc- nannten Namen bezeichnet die Korrespondenz als jeder sachlichen Berechtigung entbehrend.
Michael Kramer" im Lestlng-Theater. Das Stück lebt und wird noch lange leben, obwohl man ihm einen frühen Tod vorausgesagt hatte. Di-e beiden Akte: Kampf Michael Kramerz um den genialen und verlorenen Sohn, Trauer um den zum Selbstmord gehetzten Sohn tragen die echte Dramatik und das große Gefühl in sich, ohne das der Theaterraum zum Suchen der Wirkung gezwungen wäre. Der Kampfakt ist voll von der mensch- lichsten Spannung, die.sich zugleich zur theatralischen verwandelt, der letzte Klageakt schwebt auf und bewegt, weil die Lyrik des Herzens, das sich hier erleichtert, sehr weit über die Allgemeinheit jeder Vatertragödie hinübergreift. Es wird also etwas Unvergär.g- liches abgehandelt. Darum ermüdet die lange Litanei an der Bahre auch nicht. Und es kommt heute ein besonderes Gefühl hinzu, das dem Ganzen Zeitklang gibt. Das Genie, das sich nicht halten kann, weil die Nichtgenies Jobber, Narren, Halunken oder dumme Gänse sind, scheint heute für ein tragisches Abenteuer bestimmt, dem kaum eine echtere Seele entgeht. Also sieht man, was da geschieht, mit vor» bereiteter Andacht des Gemütes. Es fällt wieder auf, daß Gerhart Hauptmanns   Maleraugen die Eintracht des dunklen Wortes mit dem dämmerigen Licht wunderbar verbunden haben. Wenn im schwarzen Raum des Trauerattes nur die Kerzen flackern und die Stimme des Vaters die Mildheit des Todes feiert, dann ist alle über- irdische Versöhnung zwischen Gläubigen und Ungläubigen vor dem Angesicht des Todes vollzogen. Emil Lind, der Regisseur, hat die Tradition der Aufführung nach etwas vertieft. Der verdammte Kneipenakt, der immer im Aeußerlichen stecken bleibt, obwohl er den letzten tragischen Ausgang einleitet, belommt jetzt mehr Tempo. Die Geschehnisse können wenigstens nicht mehr aufgeljalten werden, obwohl sie noch banal genug bleiben._ Eugen Klopfer  , der den Michael Kramer spielt, ist von vorn- herein ins Inneoe gerichtet. Sein Vorgänger, Paul Wogener, wollte mehr die breitspurige, überraschte und darum sehr betrübte Gut- mütigkett darstellen. Wegeners Kramer und der Klöpfcrsche unter- scheiden sich schon durch die Maske. Wegen er«in Biedermann mit breitem Vollbart, Klopfer hager, hoch gewachsen, mit abgezehrtem Gestchr, mit Augen, die tief in der Höhle sitzen und nur plötzlich auf- blinken, wenn der Zorn oder die große Verzweiflung im Inneren brennen. So spitzt Klopfer die ganze Rolle ins Apostolische zu. Michael Kramer hat eigentlich am Sarge seines Sohnes nur zu jammern, Klopfer klagt an. er donnert, um ganz zum Schluß erst in Sanftheit'zusammenzubrechen. Daß 5)err Laos   nicht nur das Tra- gische, sondern auch das Tragikomische des verwüsteten Arnold Kramer trifft, spricht für die starke Verwandlungskraft des Künstlers. Es steht oft so aus, als wenn Herr Laos nur sich selber, die müden, etwas weinerlichen Menschen darstellen könne. Jetzt hat er sich sehr stark überwunden. Auch in kleineren Rollen wurde Bortreffliches
geleistet. Frau S t e r l e r. Frau Hartmann, Herr B i l d t und Fräulein N i l s s o n dienten gehorsam und inspiriert, wie es der Geist des Stückes gebot. Max Hochdorf  . Wie lange kann öer Mensch hungern! Die Hungersnot steht nicht nur vor der Tür, ssudsrn sie reicht uns schon, wie eine unabwendbare, immer höher steigend« Flut, an die Knie und bald an den Hals. Wir müssen systematisch hungern ler- nen. Die Kirche hätte schon längst Hungerpastoren, die Schule Hungerlehrer einstellen sollen. Aber der Wille allein zum Hunaern genüg! nicht. Es fragt sich auch: Wie lange kcnn der Mensch yun- gern, d. h. ohne Nahrmra leben? Zahlreiche Nersuck« haben ergeben, daß der Hund 30 60 Tag« hungern kann. Die Riesenschlange vermag sogar 23 Monate lang zu hungern, aber sie ist ein Reptil. Hctten wir uns also an den uns als Säugetier näherstehenden Hund. Da der Mensch auch ein Säuger ist und heute vielfach wie ein Hund leben muß, ja noch schlechter ist anzunehmen, daß er auch so gut wie ein Hund hun- gern kann. Das stimmt. 1831 verschied der Mörder Granier in Toulouse  erst, nachdem er 65 Tag« gehungert hatte. ILM   hungerte der Amen- kaner Dr. Henry Tanner zu New Park unter strengster Kontrolle 40 Tage und erholte sich nach kurzer Zeit vollständig. Der J-aliener Succi hungerte 30, der Maler Morlatti zu Paris   50 Tage Me uns noch lebhaft erinnerlich, starb der Bürgernleister von Cork   erst am 73. Tcge seines Hungerstreiks. Säugetier« sterben gewöhnlich, wenn sie etwa 40 Proz. ihres Eigengewichts verloren haben. Vom Fettgewebe büßen sie bis zum Verhungern 80 Proz.. von Milz   und Leber 60, von Muskeln, Blut und Nieren 27, von den Knochen 13, von Gehirn. Rückenmark und Nerven 3,2 und vom Herzmuskel gar nur 2,6 Proz. ein. Die lebenswichtigsten Organ« ernähren sich also in der Hungerzeit von dem Material, das die weniger lebenswichtigen abgeben. Ans den Experimenten, die ich im Gefängnis selbst mit mir anstellte, habe ich die Erfahrung gewonnen, daß das quälende Hunger- gefülsi schon nach 45 Tagen überstanden ist. Der Hunger stört dann das Wohlbefinden nicht mehr. Nachdem ich im Oldenburger  Gefängnis 1908 beinahe 3 Monate nicht völlig gehungert, aber dach die Nahrungscufnahme auf 3 Löffel Suppe und ein klein wenig Brot täglich beschränkt hatte, waren Gehirn. Nerven und Herz noch frisch: dagegen machte sich ein« beginnende Schwäche im Rückenmark beinerkbar. Nach rcgelmänigec Nahrungsaufnahme verschwand diese Schwäche rasch. Als ich 1914 in Brcutffchweig während einer Kriegs­schutzhaft etwa vier Wachen lang vollständig hungerte, erlitt das körperliche und geistig« Befinden keine Störung. Dagegen kamen die Nerven gänzlich herunter. Immerhin kann man sagen, daß der Mensch, ohne ernstlichen Schaden zu nehmen, sich 80 Tag« der Nch- rung enthalten kann._ horno. Der Wanderirieb der amerikanischen   Reger. Räch Ausweis der letzten Bolkszählnwa zählt die farbige Bevölkerung der Vereinigten Staaten 10 342 000 Köpfe, von denen 8 288 000 Roger in dem Staat leben, m dem sie geboren, der Pest dagegen, d. h. 20 Proz., in
Staaten, in die sie eingewandert sind. Dies« Wanderbewegung ist für die Vereinigten Staaten   von großer Bedeutung: denn sie wird nicht durch den Zufall geregelt, sondern verfolgt einen ganz«gel- mäßigen Weg und zeigt überdies einen Eirnvandsrerstrom, der von Jahr zu Jahr wächst. Die Neger wandern ganz bewußt vom Süden nach dem Norden und dem Osten. Sie tragen dadurch ein Haupt- teil zu der Entvölkerung der in der Hauptsache Ackerbau treibenden Gebiete bei, um sich in die Industriezonc zu ergießen, wo ihnen günstiger« ErwerbsoerHältniss« in Aussicht stehen und obendrein Lebensbedingungen, die ihnen eine behaglichere und vor allen Diu- gen auch abwechslungsreichere Existenz verbürgen. Man tröstete sich noch immer mit der Hoffnung, daß sie schließlich durch das rauhe Klima zur Rückkehr in die wärmeren Südstaaten genötigt werden würden, die der an das amerikanische   Subtropenklima gewöhnte» Rasse im Grunde sympathischer sein muß als der rauhe Norden und Osten. Aber diese Hoffnung ist durch den praktischen Verlauf der Ding« enttäuscht worden. Obgleich die Neger der Vereinigten Staaten   von Vorfahren abstammen, die aus Mittelafrika und der Aequatorzone nach Amerika   gekommen sind, haben sie sich doch so vollständig in Nordamerika   akklimattsiert, daß ihnen der Uebergang aus den warmen Gegenden des Südens nach den ungleich kälteren des mittleren Westens und des Ostens der Bereinigten Staaten nichts ausmacht. 10 000 Aukos läglick. Der amerikanische  Autokönig" Henry Ford   erklärte in einem Interview, daß seine Gesellschaft mit einem Kostenaufwand von 110 Millionen Dollar so erweitert worden scr, daß st« demnächst täglich 10 000 Autos und Lastkraftwagen herstellen werde. Sein Unternehmen habe sich über die ganzen Bereinigten Staaten ausgedehnt, weil es so Äwas wie eine Sättigung des Marktes nicht gebe. Selbst die größte Entwicklung des Flugzeugs werde den Kraftwagen nicht verdrängen können. Di« in Manchester  errichtete enolische Niederlage stellt bereits 90 Proz. der für England bestimmten Wagen her, und im ganzen werden etwa 150 000 Wagen in England verkauft. Als den besten Markt für die Zukunft bezeich- nets Ford China  , das der Kraftwagen schneller erschließen werde als alle Eisenbahnen und Misstonare. «rftauffühnwgen der Woche. Dienstag LuNstiestauZ(die Trutwe'i: »V i n c e n z-. Sonnabend Schlohbarktheater: ,K i r ch p s e n n i g z-. Die große Stunde'. llrania.vorlrLge. Sonntag L und 8'/,:»Ozeanfilm'. Montag 6: Dr. Aieolaus:Die Weltgeschichte deS Papiergeldes'. 8: Dr. Scharst:»DaS Grab d e S Tutanchamon". VIenstaq 6 und 8»,: Colin Roß  :.Der Weg nach Dfl.eit*. Mtttwoch uuö Freitag 8 und 8',',:Besuch bei der Schwerindustrie  -'. Donnerstag und Sonnabend S und 8 ll,:Im sonnigen Indien  " außerdem täglich 6 und 8 ff,: Borträge und Filme im Hörsaal. Große Voltsoper. Verla M a 1 k i n singt in derCarmen", Ausssihrunz am Sonntag zunr elften Male die Titelpartie. Der Mflstentonzen der Holtorf-Irvppe gastiert vom 2. bis 9. Dez.(mit. RuSnabme des 8.) in der Kloiterkirch:(am Untergrundbabnbof KlofterUraße). Zur Auffübrung gelangt da» MisierienfpielDer Lübecker Totentanz  ". Da«Theater im Admlralspalaft" veranstaltet ab Sonntag, N/, Uhr, regelmäßig Nachmittagsvorstellungen der OperetteNu Walzertraum".