Derartige Zahlen und die Zumutung an die Beamten- schast, mit solchen Beträgen ihr Dasein zu fristen, bedeuten «in« neue Kapitulation des Staates in seiner Finanzpolitik vor dem privaten Kapital. Wenn aber schon die einfache Verteilung der Rentenbankkredite der Weis- heit letzter Schluß ist und wenn, wie erklärt wurde, das Aus- kommen mit den 900 Millionen Goldmark ohne nennenswerte Zuschüsse aus steuerlichen Einnahmen die letzte Möglichkeit zur -liettuna der Reichsfinanzen und damit der Währung sein soll, so müßte man erwarten, daß in Zeiten solcher aufs höchste steigerten Rot wenigstens eine gerechte Verteilung der der Beamtenschaft zugemuteten Lasten vorgenommen, in der Abstufung der Besoldungssätze sich eine gewisse Verwirk- lichung des soviel gebrauchten Begriffs der Nötgemeinschaft zeigen würde. Wie sieht es aber damit aus? Gerade den jetzigen Augenblick, wo den hungernden Massen ein solches Opfer auferlegt werden soll, hält man für geeignet, die Spannungen in den Besolungsgruppen nach oben hin wesentlich zu erweitern. Die Gruppe Xm(Ministerialrat) z. B., die das vierfache Grundgehalt der Gruppe III(Schaffner) bezog, soll künftig einen Abstand von 100 zu 532 erhalten. Dementsprechend will man die Spanne nach oben sowie zwischen den beiden genannten Gruppen er- «eitern. Dies geschieht unter der Devife: Bessere Bewertung der qualifizierten Arbeit, ein Wort, gegen dessen richtig ver- standenes Ziel nichts einzuwenden ist. Es muß z. B. als eine glatte Unmöglichkeit bezeichnet werden, dem Reichs» kanzler(wie in dem Regierungsvorschlag geschehen) nur «in Iahresgehalt von 15 000 M. und den Ministern «in solches von 13 500 M. zu bezahlen. Warum aber die Ar- best eines Ministerialrats nur dann richtig abgegolten sein soll, wenn dieser 5$ mal so viel erhält wie der Schaffner, ist durchaus nickst einzusehen. Es kommt nicht auf die Spannun- gen. sondern auf die wirklichen Gehälter an. Was diese be- trifft, so bestreitet kein Mensch, daß auch die höheren Beamten- gruppen keineswegs auf Rosen gebettet sind. Eine bevorzugte Sonderbehandlung jedoch des Gros d«r höheren Gruppen ist auf keinen Fall angängig, solange man unten derartige chungergehälter bezahlen will. Daß es auch anders geht, zeigt das Beispiel Oester- r e i ch s, wo eben jetzt auch«ine Gehaltsreform vor- genommen wird. Dort stand beispielsweise bisher das Gehalt des Sektionschefs zu dem des Aushilfsdieners in einem Ver- hältnis wie 416: 100. Diese Spannung soll jetzt auf 558: 100 erweitert werden. In Deutschland erhielt bisher der Ministerialdirektor ungefähr das Sechsfache des Gehalts des Amtsgehilfen in der Gruppe II, und jetzt will man die Spannung auf zirka das Achtfache erweitern. In Oesterreich jedoch verringert sich das Defizit des Staatshaushalts, erhöhen sich die Eimwhmcn und können sogar einzelne Steuersätze er- mäßigt werden. In Deutschland dagegen soll nächstes Früh- jähr mit dem Steuerzahlen begonnen werden, während man inzwischen von den Krediten der Wirtschaft lebt. In Oester- reich ist das wiedergegebene Sponnungsverhältnis auf einer Grundlage aufgebaut, die dem unteren Beamten 109 Proz. seines Friedensnominalgehalts gewährt, während has Gehalt der unteren Truppen in Deutschland nominell noch nicht mal drei Viertel des Fvickdensstandes erreicht hat. So beleuchtet diese Maßnahme, die zur„Sanierung" beitragen soll, deutlich den Zusammenhang zwischen der offiziellen Äegierungspolitik und den Bestrebungen jener„WirtschaftSkreise", die ihre Stunde heute in Deutschland gekommen glauben. Seamte unü Parteiöisziplin. Der Bezirksbeamtentag der Dereinigten Sozialdemokratischen Partei Groß. Berlins hat am 7. Dezember dem aus der Reichstags- fraltim am Tage vorher ausgeschlossenen Abg. Wilhelm Hoff- m a n n- Schmargendorf mit schwacher Mehrheit das Vertrauen ausgesprochen, ver Stadtverordnete Genosse Z a ch e r t begründet« den Bertrauensantrag damit, daß nicht Genosse Hosfmann Disziplin- ibruch begongen habe, sondern die Mehrheit der Reichstogsstattion, die für dos Ermächtigungsgesetz gestimmt habe. Er sei am Ad-
Lassalle und öle Gräfin hatzfelöt. Äon Paul Kampfs meyer. An ihwin zweiundfünszigsten Geburtstage schrieb die Gräfin Cophi« o. Hatzsetdt an Lassall«:„Versprechen Sie mir, Sie mein einziger Fromib, der einzige, der hinter allen diesen Derlen rn dun- gen m«in wahre» Wesen erkannt hat, daß Sie nach meinem Tode mich rechtfertigen wollen und daß aus meinem Grabe nicht die Ver- achtung mehr lastet, die man mir während meines Lebens aufzu- bürden gewußt hat." Ein früher Tod Hot Ferdinand Lassalle den Mund verschlossen, ober das Versprechen, das ihm eine viel ver- kannle Frau auferlegte, hat Professor Gustav Mayer in seiner neuest«« Publikation: Lassalles Briefwechsel mit Gräfin v. t)atzfeldt(Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart - Berlin , Verlagsbuchhandlung Julius Springer , Berlin ) in so se-lisch tiefschurs« r.der, menschlich-vornehmer Weise erfüllt, daß jetzt nur noch teulliche Niedertracht diesen einzigartigen Freundschafts- bund zweier Menschen mit dem Gossenunrat der Verleumdung be- werfen kann. Die Gräfin ist dem großen Agitator ein„Freund" gewesen, ein mitstrebender Kampfgenosse, nie aber eine Geliebte. Ein reiner, mütterlicher Zug prägt sich oft in den Beziehungen der Sophie o. Hatzseldt zu Lassalle aus. Es entspricht dem wirklichen Wesen dieses Freundschaftsverhältnisses, wenn die Gräfin den jungen Revolutionär in ihren Briefen durchweg als„liebes Kind" anspricht. Allerdings war dieses„Kind" ein ausgereifter Mann» der willensstark seine„Mutter zu der geistigen Höhe emportrug, «ruf der die großen Kämpfe der„Idee des Arbeiterstandes" mit den «bekommenden Dorrechten der herrschenden sozialen Klassen ausge- tragen werden. In den Briefen Lassalles an die Gräfin gewittert kein« erotische Schwüle auf, in ihnen verbinden sich harte, starte Geister zu gemeinsamem Feldzug gegen ein« Welt der rückständigen Vorurteile. In der Düsseldorfer Zeit, in der Blüte des Lassalle -Hatzfeldtschen Freundschaftsbundes, hatte Losfallo eine derb-finnliche Liebschaft mit Agnes Street- Klindworth , der Tochter eines diplomatischen Allerwcktspitzels. Diesem Verhältnis entsproß eine Tochter, die nur wenig« Monate alt wurde. Lassalle forderte vollständigste Hingabe von der liebenden Frau, er selbst konnte aber nur„eine Stelle seines Wesens" abtreten. Nicht die selbstbewußte Frau ist sein Ideal, sondern die Frau, die sich ganz seinem Willen fügt. Als er mit stürmischer.Host die Verheiratung mit Helene o. Dönniges betreibt und als ganz selbstverständlich die Mithilf« der Gräfin v. Hatzfeldt zu diesem Zwecks anruft, schreibt er an diese folgend« charakteristische Zeilen:„Ich bitte sehr, liebe Gräfin— dies einzige will ich Ihnen ans Herz legen—, erhalten Sie mir Helen« ihr ganzes Leben hindurch in den unterwürfigen Gesinnungen, in denen sie letzt ist und von denen mein ganzes Glück— und auch das ihrig? zum Teil— abhängt." Lossall« war ein« stark cäsaristische Natur, die van Freunden und Frauen straffe Unterordnung unter seinen eisernen' Willen heischt«. Dieser Zug seines Wesens hat wohl auch die Freundschaft mir der Gräfin etwas erkalten lassen. Der Briefwechsel läßt uns in hart« Auseinandersetzungen Lossalles mit Sophie v. Hatzfeldt hin- »««ick».
stimmungstage rni Reichstag bei Hoffmann gewesen, und habe diesen im Auftrage der Allgemeinen Deutschen Postgewert» schast bestimmt, im Gegensatz zinn- Fraktionsbeschluß gegen da» Ermächtigungsgesetz zu votieren. Diese Stellungnahme des Bezirksbeamtentages ist im Interesse der Entwicklung einer gesunden Beamtenbewegung innerhalb der Partei außerordentlich bedauerlich. Die Beamten, welche doch in ihrem Beruf an Disziplin, teilweise sogar an strengste Disziplin ge- wähnt sind, sollten in erster Linie dafür Verständnis haben, daß ohne Disziplin in Partei und Fraktion es überhaupt unmöglich ist, Politik zu treiben. Im Gegensatz hierzu findet es die Mehrheit des Beamientages aber scheinbar ganz in der Ordnung, daß ein ihrem Beruf angehörendes Mitglied der Reichstagsfraktion wä h» rend des offenen Kampfes zu den Gegnern, den Deutschnationalsn und Kommuni st en, überläuft. Ein Recht, das sich kein anderer Fraktionsgenoss« herausgenommen hat, auch wenn er mit der Haltung der Fraktionsmehrheit nicht einverstanden gewesen ist. Hinzu kommt noch, daß dies nicht der erst« Fall war, in dem Genosse HoffMann glaubte, gegen die ge- schlosiene Fraktion mit den Gegnern stimmen zu müssen. Keine sozialistische Fraktion wird dulden können, daß ein solcher Brauch einreißt: oder es ist um ihr« Schlagkraft geschehen. Wir sind über- zeugt, daß auch jeder einsichtige parteigenossische Beamte die Stellung- nahm« des Bezirksbeamtentages mit uns mißbilligen wird.
Sie wollen uns spalten! Deutschnationale Vorbereitung des WahlkampfS. Die triumphierende Aeußerung des deutschnationalen Parteiführers H e r g t, feine Fraktion habe durch ihr schlaues Verhalten„in die Sozialdemokratie den Spal» tungskeil hineingetrieben", wird von der deutsch - nationalen Presse wiedergegeben und kräftig unterstrichen. Man sieht daraus, welche Hoffnungen die schlimmsten Gegner der Arbeiterklasse auf die Diskussionen über die Haltung un- serer Fraktion setzen, die in der Parteipress« und in den Mtt- gliederversammlungen begonnen haben. Die Deutschnatiönalen wissen sehr genau, daß sie bei dem bevorstehenden Wahlkampf nur mit einem ernsten Gegner zu rechnen haben: das istdie Sozialdemokratie. Die bürgerlichen Splitter der Mitt sind für sie mehr Objekt des Kampfes als direkte Gegner, man will sie unterwerfen und zu Hörigen eines Bürgerblocks unter reaktwnär-scharfmache- rischer Führung machen, und dieses Unternehmen hat nur dann wirklich Aussicht auf Erfolg, wenn die Sozialdemokratie durch Spaltung geschwächt aus dem Wahlkampf hervorgeht. Daß dabei die Kommunisten gewinnen würden, schreckt die Deutschnationalen gar nicht: gegen diese dummen Teufel, die den„bewaffneten Aufstand predigen, hat man Polizei, Militär und Selbstschutz. Die Zersplitterung der parlamentari» scheu Arbeitermacht in drei sich gegenseitig erbittert be- kämpfende Fraktionen, rechte Sozialdemokratie, linke Sozial« demokrati« und Kommunisten, sichert den Sieg der deutsch - nationalen Bürgerblock-Reaktion. Solange die Kommunisten fortfahren, die Arbeiter durch sinnlose Parolen zu verwirren und mit Lüge und Betrug gegen die Sozialdemokratie zu arbeiten, muß die von ihnen herbei- geführte Spaltung als ein unvermeidliches Berhängnis. hin- genommen und durch Aufklärung der Massen nach Möglichkeit beschränkt werden. Das Vorhandensein einer starken organisatorisch geeinten und in den.Parlamenten ein- heitlich vorgehenden Sozialdemokratte bedeutet für die Masse der schaffenden Bevölkerung, d ie. letzte K r a ftce.se rve. und es wäre ein Verbrechen an ihr, auch diese Noch duich Zer- splstterung vergeuden zu wollen. Die Frage, ob es richtiger war, die bürgerliche Regierung Marx auf Grund eines verfassungsmäßigen Gesetzes oder auf Grund des Ausnahme zu st andes durch Art. 48 handeln zu lassen, interessiert nur einen verhällnismäßig kleinen Teil des Polles, der sich mit allen Fragen politischer Taktik leb- Haft beschäftigt, ist aber für die Massen verhällnismäßig gleich- gültig. Bon größter Bedeutung aber ist es für sie, ob es den Deutschnationalen gelingt, Deutschland aufs neue unter das
Wem, sich später Lassalle in der Liebschaft mit Helen« o. Dön» niges selbst verlor, dann kündet sich da schon das dämonische Wirken einer furchtbaren Krankheit an, an der Lassalle sicher, wenn ihn nicht der Pistolenschuß des Fürsten Rackowitz getötet hätte, noch ärztlichem Gutachten bald zugrunde gegangen wäre. Die Haupt- schuld an dem Untergang Lassalles wälzt Dr. Gustav Mayer mehr „dunkleren Gewalten" zu als den Charakterschwächen des großen Agitators. Ueber diese Krankheit(Syphilis) klären uns die Brief« Lassalles vollständig auf. Di« Gräfin v. Hatzfeldt ist der gute Kriegskamerad Lassalles ge- wesen. Sie feiert« mit ihm seine Siege und trauerte mit ihm über seine Niederloge. Ueber die Stellung Lassalles zu Bismarck geben uns die Brief« Lafialles manch« Aufschlüsse. Lassall« spricht am 27. September 1862 von dem„unschmackhaften Gebäck der reaktionären Einheitsbestrebungen Bismarcks.„Auf reokttonären Boden läßt sich die deutsche Einheit nicht errichten." so betont Lassalle :„dies ist die lächerlichste barockste Idee von allen!" Don historischer Bedeutung scheint uns der Bericht der Gräfin Hatzfeldt über die Weberdeputation bei Bismarck zu sein.(Brief vom 10. Mai 1864.) Dr. Gustav Mayer bereichert mit seiner Publikatton über den Lassalle -Hatzfeldtschen Briefwechsel nicht nur unsere Kenntnis der seelischen Beziehungen zweier hochstreb ender. historischer Persönlich- leiten, nein, er bringt mit dieser Veröffentlichung auch ein großes Stück der politischen und kulturellen Geschiibte Deutschlands , die aus handschriftlichen Quelle« unmittelbar geschöpft ist.
Slegliher Schloßpark-Theater. Kaminerspielabend in Sieglitz! Auf dem Zettel steht:„Es wird gebeten, diesmal von Deifallsbezeu» gungen abzusehen." Eine überflüssige Bitte. Auch den nachsichtigsten Besuchern hatte dieser Kammerspielabend die Hönde gelähmt, soweit sie nicht im Lauf« der Bühnenereigniss« eingeschlafen waren. Im heißen Bemühen, seinem Publikum literarisch zu kommen, servierte ihm der Direktor nicht etwa wie andere Bühnenleiter Theaterstücke, sondern a)«in Gesicht der Seele, b) ein Leben in vier Bildern. Das Seelengestcht heißt„Die große Stunde", stammt von dem als Gerhart-Hauptmann-Verbesserer bekannten Karl Tietfch und stellt ein philosophisches Geschwafel zwischen zwei blinden jungen Leutchen dar, die sich haben operieren lassen, um sehend zu werden, es dann aber vorziehen, die Binde vorzeittg von den Aug-n zu reißen und dann für ewig blind zu bleiben. Medizinisch ist die Angelegenheit nicht ganz klar und menschlich ist sie nur für Herrn Karl Tietfch er- schütternd. Literarisch nicht so indiskutabel ist I u n g n i ck e l s Leben in vier Bildern„K i r ch p f e n n i g". Dafür ist es aber nur literarisch. Der behutsame Dichter Max Iungnickel, der mtt sanfter Schalmei, die kleinen. Alltäglichkeiten. flötet— hinter dem warmen Ifen zu lesen—, bringt hier Leiden und Sterben eines lieben, bitter- armen Mädels, einer Art Hauptmonnscher Honnele, mit seiner trauten Pfefferkuchenpoesie, die für die Bühne ohne jedes Leben ist. Vielleicht wohnen dem Stück dramatische Werte inne. Bei der Vor- stellung des Steglitzer Theaters ließ sich das aber nicht feststellen.
Joch der Reaktion zu zwingen, oder ob dieser Plan an einem neuen Wahlsieg der Sozialdemokratie schestern wird! In wenigen Monaten, Wochen vielleicht, wird die Zeit reif sein, um die Wähler vor die Frage zu stellen, ob die Sanierung Deutschlands auf Kosten der Arbeiter, Angestellten und Beamten erfolgen soll— wie es im Grunde alle bürgerlichen Parteien wollen— oder auf Kosten derer, die sich in Krieg und Nachkricg auf Kosten der Massen schäm« los bereichert haben. Es wird sich zeigen, ob Deutschland aus den Wegen der Demokratie und des sozialen Fortschritts vor- wärts gehen und sich damit Freunde in der ganzen Well ge- Winnen oder ob es durch Diktatur und Reaktion einer neuen moralischen Isolierung, zugunsten und zur Freude des fron - zösischen Imperialismus entgegengehen will. Dieser Kampf wird ausgefochten werden. Deutsch - national oder sozialdemokratisch? Das wird die Frage sein. Die Deutschnationalen wollen, daß sich die Sozialdemokratte bis dahin in Diskussionen über eine taktische Streitfrage innerlich zerreibt. Sie sprechen es selbst aus: sie wollen„den Spallungskeil in die Sozialdemokratie hinein- treiben". A n u n s ist es, ob wir ihnen diesen Gefallen tun wollen oder nicht!'__ verleumöungsklage gegen die „Militärische Träumereien am rote« Kamin". Dolizeioberst und Leiter der Landespolizei Thüringen, Gen. M ü l l e r« Brandenburg , sendet uns fönend« Erklärung: 1. In der„Deutschen Allgemeinen Zeitung" Rr. 568/569 vom 8. Dezember ist ein Artikel„Militärische Träumereien am roten Kamin" erschienen, der sich mit meiner Person be- schästigt. Entgegen meiner mit meiner Wiederberufung zum Leiter der Landespolizei Thüringen ausgesprochenen Absicht, mich jeder politischen Betätigung zu enthatten, die ich auch bisher strikt ein- gehalten habe, zwingt mich dieser Aufsatz zu einer kurzen sachlichen Stellungnahme. Ich habe zu erklären: Die Einleitung ist so gefaßt, daß aus ihr der Borwurf klingt, ich hätte mtt den tommu- nistisch«n Hundertschaften in Beziehungen gestanden, ebenso mtt dem franzosischen General Rollet. Ich werde des- halb wegen dieser Verleumdung Strafantrag stellen. 2. Weiter wird die Tatsache, daß ich im Herbst vergangenen Jahres dem Herrn Reichspräsidenten eine Denkschrift über die ReichSwehrfrage übersandte, in der Wünsche in bezug auf die Personalpolttik des Reichswehrministeriums gestellt wurden, in Zusammenhang■ gebracht mtt der Entschließung der sozialdemokratischen Fraktion des Thüringischen Landtags in bezng auf die Reichswehr , in der Forderungen aus- gestellt worden sind/ die rom militärfachlichen Standpunkt aus nicht durchführbar sind. Ich habe hierzu zu erklären, daß ich mit der Entschließung der sozioldemokrattschen. Fraktion im Thüringischen Landtag nicht das geringste zu tun Hab«, daß mir diese Entschließung erst durch die Presse bekanntgeworden sst und daß ich schrifllich der Fraktion meinen entschiedenen Einspruch gegen diese Entschließung zur Kenntnis gebracht habe. Ein« weiter« Diskussion über den ganzen Fragenkomplex lehn- ich ab, da sich eine solche mit meiner Stellung als Polizeioffizier und Leiter eines großen Polizeibeamtenkörpers nicht vemnbart.
Anwerflkät Frankfurt a. M. Der Hauptausschuß des Preußi- schen Landtags beschäftigte sich mit der Denkschrift über die Uni- v e r s i t S t F r a n k.f u r t a. M. Es wurde angenommen ein An. trag Hr. Ha.sn i.sch(Eoz.). das Stoatsministerium zu ersuchen, keinerlei den' Bestattd des preußischen Sffentlichen Dittningswesens gefährdenden Maßnohmen zu treffen ohne Anhörung des Preußischen Landtages , Der neu« deutsch -nordamerikauifche Handelsvertrag ist abge. schlössen. Der Inhalt sst noch nicht bekannt. Ilnker Bundesgenossen. Di« rumänisch« Eisenbahn hat wegen Nichteinhaltung der Essenbahnkonvention durch die polnischen Behörden die Weiterbeförderung der aus Polen eingetroffenen Güterzüge eingestellt. Infolgedessen haben sich an der Grenz« groß« Massen von Güterwaggons angefammett. Der Derkchr ist vorläufig gänzlich unterbunden.
Die neueste Gesundheilsstatsstik. Di« Zahlen für die Bevölke- rungsbewegung der deutschen Großstädte im ersten Halb- jähr 1923, die in der„Klinischen Wochenschrift" mitgeteilt werden, zeigen zwar ein« Zunahme der Einwohnerzahl von 25,8 Millionen im Dorjahr«ruf 26,1 Millionen, aber eine weitere Geburten. abnahm«. Di« Zahl der Lebendgeborenen, berechnet auf 100C Einwohner und volles Jahr, sank gegenüber dem Vorjahr von 20,7 auf 18,4. Die Gesamssterblichkeit war niedriger als im Borjahr und sank von 16,7 auf 14,7. Dagegen stieg die T u b e r k u l o s e st« r b- lichkeit weiter, und zwar bettächllich: von 1.9 auf 2.07, d. h.. sie verursachte 26 844 Todesfälle gegenüber 24 308 im ersten Halbjahr 1922. Die Todesfälle an Kindbettsieber stiegen ebenfalls von 1024 auf 1138. Die Ausgrabungen der David- Stadt. Die Trabungen, die Prof. Macallster auf dem Hügel von Ophel in Jerusalem , der biblischen David-Stadt unternimmt, haben jetzt zu wichtigen Ergebnissen ge- führt. Es ist«in Feld von etwa 2000 Quadratmeter, eine der Ter- rossen, in denen die Dergabhäng« zu dem Kidronta! heruntergehen, und bietet dem Aug« nichts von der Erinnerung an eine große Der- gangen hei t. In den oberen Schichten wurden bei den Grabungen zunächst Spuren einer byzantinischen und dann einer römischen Straße aus dem ersten vorchristlichen Iahrbundert aufgedeckt. Bei den tieferen Grabungen ist«s aber nun Macalsster gelungen, die nördliche Stadtmauer der Jebusiter mtt dem Turm freizulegen. Er ist also bis zu jener Siedlung vorgedrungen, die die Jebusiter etwa um 1000 v. Chr. befestigt hatten und die König David eroberte. Er wandette dann diese Feste mit Namen„Millo" in seine eigens Burg um und, wie es in der Bibel heißt,„wohnte in der Fest« und nannte sie die Stadt Davids".
Vorträge, vi« Studiengesellschaft für SäSrunq»- und Finanzreform, Sertin, veran'Ialtet am 12. d. M.. 8 Uhr, Sontmerftr. 4a. eine Tagung über die tluswertunq der Hhpo- theken. DaS Rcserat haben StaalSminiiter a. D. Dr. Düringer und SlaalSsekretär a. D. Mügel. Der Eintritt ist frei! Jär die Oper am Sönlgiplah wird beabsichtigt, bei genügender vetei» ligrntg unier den gleichen Bedingungen wie für die StaalSrper ein tag- licheS Abonnement ab 1. Januar auSzngedrn und zwar!ür Parkelt und 1. Ring. Die Preis« weiden sich im allgemeinen den Preisen der Staats. aper anpassen. Anträge find b S IS. d. M. an die<�eneralverwaltunq de? Etaatsoper, Dorotberustr. 3, zurichten. Mündliche Auikunst im Zimmer 48. Sine Prämie für die vekämpfimg der ttret-okravtheit. Eine amerikaniiche Dam«. Frl. Nordbost-Aouna. hat eine Piämie von jährlich 500 Dollars gestifiet für den Wisscnschaitler, der sich im Lause dcS JabreS um die Krebsforschung besonders verdient gemacht bat. Die zum Schiedsrichter er. 'nannte medizinische Fakultät der Universität München bat die Prämie für diese» Jahr dem dänischen Professor Dr. Fi big er vrrlirhen. vussische hilf«. Das von russischen Gelehrten gebildete Hilfskomitee für deutsche Gelehrte verhandelt mit den njisischen Airt'chaslS» und KuUuriüfiilutcn iiker die Einladung deutscher Fachleute nach Nuhland. Einige deutsche Getebrle lind bercrts auf Eirriadung des Obersten Poikj« wirtschastSraleS und der Universitäten«ingetrossen. Der Verband ruffischer Gelshrteo dm eine süojprvzealrge BeheltZabgabe zugmrst«: der deutsche » Kollege» beschlog»