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liche Gedankengänge könnte man aus mancher Hergi-Rede der letzten Zeit entnehmen. In Wirklichkeit denkt der Eng- länder gar nicht daran, wieder einmal Krieg zu führen, am allerwenigsten zu Deutschlands Gunsten. DieNie- wieder-Krieg!"-Stimmung ist nicht nur in der Arbeiterpartei, sondern in neun Zehnteln des englischen Volkes vorhanden und wird immer wieder betont; allerdings, auch das muß gesagt werden, dürfte diese ostentative Betonung nicht wenig dazu beigetragen haben, Poincar�s. imperialistischen lieber. mut zu steigern. Ich sprach am heutigen Montag über diese Fragen mit Lord Haldane, dem früheren liberalen Kriegsminister der Regierung Asquith , auch in Deutschland besonders be- kannt durch feine leider gescheiterte Mission im Jahre 1S12 in Berlin . Lord Haldane hat sich im Laufe der letzten Zeit immer mehr nach links orientiert und gilt als Anhänger der Arbeiterpartei, wenn er auch nicht seinen Veitritt be- reits formell vollzogen haben dürfte. Jedenfalls ist seine Wandlung schon so allgemein bekannt, daß sein Name in diesen Tagen in den Blättern immer wieder genannt wird, wenn die Möglichkeit einer Arbeiterregierung, besprochen wird. Nach der englischen Verfassung müssen zumindest einige Kabinetts- Mitglieder Lords fein, d. h. dem Oberhaus angehören, wo nur sie das Recht haben, die Regierungspolitik zu vertreten» wäh- rend umgekehrt ein Lord auch als Minister das Unterhaus nicht betreten darf. Bei einer Arbeiterregierung wäre dies eine besondere Schwierigkeit, die man schließlich nur umgehen könnte, indem der Könige in ige Arbeiterführer zu Lords ernennen würde. Nur Lord chaldane und vielleicht auch der bekannte Pazifist und Menschenfreund Lord P a r m o o r kämen im Augenblick schon als Mitglieder eines Kabinetts Macdonald für das Oberhaus in Frage, und ihre Namen wurden selbstverständlich in diesem Sinne von der hie- sigen Presse gleich genannt. Haldane, dem ich die tiefe mora- lisck)e Depression des deutschen Volkes kurz schilderte, die sich auch politisch in einem Anwachsen der beiden Extreme fühlbar mache, antwortete mit auffallendem Optimismus: Dls Deutschen sind ein großes, ein zähes, ein. fleißiges,«in unzerstörbares Volk. Ich glaube sie gut zu kennen. Ich gelte in England ollgemein alspro Zerman* ldeutschsreundiich), und übri­gens mit Recht. Diese Gefühle für das deutsche Volk haben sich bei mir nie verändert und ich habe sie nie verheimlicht. Deshalb glaube ich auch jetzt an die Zukunft des deutschen Volkes. Es ist gewiß ein« schwer« Zeit, die die Deutschen jetzt durchmachen müssen, aber wir Engländer werden nicht aufhören, uns vermittelnd zwischen ihnen und den Franzosen ins Zeug zu legen. Ich habe die Ueberzsugung, daß uns dieses Werk schließlich noch zur allge- meinen Befriedigung gelingen wird. Dazu gehört allerdings noch einige Geduld und vor allem, daß man sich nicht der Verzweif- lung hingebe. Ich kann mir auch nicht denken, daß dem Bestand der Republik in Deutschland «ine wirkliche Gefahr drohe, denn ich müßte ja annehmen, daß jeder Deutsche so ver. nünftig ist,, zu wissen, daß sich die Lag« seines Volkes nicht bessern würde, wenn es sich wieder einen Monarchen nähme. An«inen drohenden Zerfall der Reichseinheit, von dem Sie sprechen, glaube ich auch nicht, jedenfalls könnte er nicht von langer Dauer fein mid die Franzosen könnten keine größer« Torheit begehen, als den Versuch, das Rhein- land vom Reiche loszulösen. Im übrigen bin ich überzeugt, daß es zunächst in den nächsten zwanzig Iahren in Europa keinen neuen Krieg geben wird; und hoffentlich auch in einem weiteren Zeitraum sticht.".,,.-......-..... Als ich hier eine Anspielung aus die M i s s.i o n H a l- b a ncs im Jähre 1912 Machte, entgegnete er Mit einem Tone unsagbarer Bitterkeit, aber zugleich mit der größten Ent­schiedenheit: Ja, hätte man damals in Berlin auf mich gehört, hätte' man mehr Verständnis für meine Vorschläge gezeigt/ danu wäre es niemals zum Weltkrieg gekommeni" Das sind die Ansichten eines der angesehensten eng- lischen Staatsmänner, der auch fern von Amtswürden, noch immer einen großen Einfluß in der britischen Politik ausübt.

Wochen-Nachklang. Konzertumschau von Kurt Singer . Die Volksbühne arbeitet, der Rot trotzend. Mit Sicher­heit und Geschmack weiter«m ihren Zielen. Soweit das musikalische Angelegenheiten sind, kann man bei einer allgemeinen Stagnation des Betriebes sogar immer wieder von Fortschritten sprechen, von Vorwärtsdrängen, vom Hineinleiten der arbeitenden Menschen in die höchsten und auch modernen Ausdrucksgebiete unserer Kunst. Es muh inoch besseren Zeiten möglich werden, daß in 10 Äonzer- ten die Mitglieder der Volksbühne auch einen Lluerschnitt durch das Gegenwartsproblem der Musik erhalten, ohne den Klang klassischer Töne je aus dem Ohr zu verlieren. So werden musikalisch empsäng- liche Menschen erzogen, gleich weit entfernt von musikpolitischer Enge wie von Allbereitschast, aus mittleres Gut zu reagieren. Am leichtesten wird der Weg zum großen chorischen und orchestralen Gesamterlebnis zu finden, fein. Am 2. Weihnachtsfeiertag wird neben dem Sprechchor wieder die»Gemeinschaft proletarischer Musirc freund«" künstlerisch amtieren. Ich weise zum wiederholten Male auf dieses junge aufstrebende Gebilde hin und werde weihnachtlich ausführlich über seine Prinzipien sprechen. Am schwersten wird den sachlich Unvorbereiteten der Weg zur intimen Kammermusik. Der letzte Sonntag war ganz Mozart gewidmet. Ein Spiel aus zwei Klavieren, teils original, teils in Bearbeitungen von Liszt und Bufoni. Die geschmeidig geschriebene, in der flotten, kecken, ein- dringlich pointierenden Fingersprache Zadoras und G o l st o n s äußerst- wirksame Zauberflöteu-Outertüre wurde aus der Taufe ge> hoben. Es war ein. einheitlich Ganzes, klanglich ein kleines Orchester ersetzend. Ebenso gefällig und anmutig erklang die D-Dur-Sonat«, während dem Solisten Galston mit. seiner zarten Interpretation eines Andantino der Don-Iuan-Kanzonetta und einiger Tanz. Variationen der groß« Raum gefährlich wurde. Malter Gieseking ist den Stilkünstlern aus Busonis Schule gegenüber«in Unhold. Ungebändigtes Temperament rast über die Tasten und zerschlägt dabei«in paar Seiten unseres traditionellen Gefühls für klassische Musik. Spielte er Mozart, so würde aus dem elegantesten Stück Rokokomusik sicher ein athletisches Stück oder ein impressionistisches Bild. Beethoven kommt seinem Kraftgefühl schon näher. Wie Gieseking die Sonatenl>s aclieux" und c.p. 101 spielte, das war aufrüttelnd. All« Ruhe ist dahin, selbst durch ein Andante huscht der Schatten eines großen Sturmes. Das tobend Ausbrechende des Riesenmannes Beethoven dagegen gerät an eine wefcnsverwandte Seele, die sich faustisch gebärdet imd Wirkungen elemeniarer, himmelstürmender Kraft erzielt. Ein höchst persönlicher Spieler sucht einem großen chaotischen Erleben den eigenen starren Willen entgegenzutürmen. So treffen sich, er- regen sich und erhöhen sich treibend-furiose Energien zu einem künstlerisch fesselnden Ereignis. Dieser Mann ist kein Beethoven- Spieler gewöhnlichen Formats. Die Gewohnheit scheint er zu hassen. Sein Stilgefühl wird verschlungen von einem immensen. herrlichen, immer wieder bezwingenden, mannhaften Fanatismus der Person. Ein Funk« springt über, der die Stärkeren entzündet und die Schwächeren verbrennt. Man lerne nicht-van Gieseking, weil er ein Alleiniger ist. Aber man erfühle die Lebenswahrheit seines Stlls.-..

Seine Anschauungen könnten den Schlußpunkt dieser Letrach- tungen über die FrageDeutschland und England" bilden, die natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, sondern lediglich einen Ueberblick über die Stimmung in England ge- währen sollen. Nur«ins fei hier noch hervorgehoben. Ein führendes Mitglied der Arbeiterpartei sagte mir:Es wäre ein Irrtum zu glauben, daß die Anschauungen in England über die französische Politik in den verschiedenen Parteien sehr voneinander abweichen. In Wirklichkeit trennt in der Ts- urteilung dieser Fragen die Arbeiterpartei nur wenig von der Regierung Baldwin. Die Grundanfchauungen und die Endziele gegenüber der Ruhr- nick» Rheinpolitik Poin- carös sind in England dieselben. Die Unterschiede liegen nur in den Methoden und in der Art der Bekämpfung. Die einen führen gegen Poincarö eine entschieden« Sprache, die anderen wallen im Gegenteil versuchen, durch freundschaftliche Beteuerungen für Frankreich eine andere Politik in Paris durchzusetzen. In der Ueberzeugung, daß diese Politik den Interessen Englands, Europas und Frankreichs selbst zuwider- läuft, gibt es fast keine Meinungsverschiedenheiten, und"es Ist jedenfalls bezeichnend, daß nirgends im Lande der Wahlkampf von einem extrem-konservativen Kandidaten mit der Rother- mereschen Parole des vorigen Winters:Hut ab vor Frank- reich!" geführt worden ist. Die Herren wissen zu gut, was ihnen das«ingebracht hätte!"

Letzte versuche. Erklärungen der Reichsrcgierung. Die Reichsregierung beabsichtigt in den nächsten Tagen einen Ausruf an das Ausland zu richten, um der Welt zu sagen, daß Deutschland am Ende seine? Kraft angelangt ist/ Zuvor will die Reichsregierung von sich auch nochdas Letzte" versuchen. Am Donnerstag geht detK Reichskabinett die zweite Steuernotoerordnung des Reichsfinanzminifteriums zur Beratung zu, die anschließend den Ueberwachungsausschuß des Reichstages beschäftigen wird. Diese Steuerverordnung soll nach Mitteilung von zuständiger Stelle eine schwere Belastung der Besitzenden bringen. Ein« dritte Steuernotverordnung, die ebenfalls im Entwurf sertiggestelst ist und angeblich einen Eingriff in die Sub- stanz vornimmt, soll dann dieallerletzten" steuerlichen Möglichkeiten erschöpfen. Ein« Erhöhung des Rentemnark- tredites erklärt die Regierung für unmöglich, weil damit der einzige Lichtschimmer in dieser trostlosen Zeit, die durch die Rentenmark erzielte stabile Währung, erlöschen würde. Der Kredit des Reiches bei der Rsntenbank ist bereits so stark an- gespannt, daß das Reich nicht mehr imstande ist, seine Dezem- berausgaben zu bestreiten, wenn ihm nicht noch im Laufe dieses Monats nennenswerte Einnahmen zu- fliehen. Das Kabinett Marx will sich im übrigen nach Mitteilung seines Chefs vor Pressevertretern weiterhin bemühen, gestützt auf den inneren Sanierungsversuch, im Auslande Kredite zu erhalten und die Fäden weiterzuspinncn, die. vom Kabinett «tresemann begonnen worden sind. Ueberhaupt soll die Außenpolitik des Kabinetts Marx keinen g r u n d tz l i ch e n Un te esch i e d aufweisen zu der de? Regierungen Stresemann und W.i rth. der e n a u ßen po li t i ich es Ziel grundsätzlich d a s s e l b e s e i. Die neue Regierung will- alles daran.setzen," um ralt den Regierungen der Entente an den B'e r b a ndkitn g sti s ch zu k ö m m e n uüd als gleichberech- tigte Mitglieder einer Völkerfamilie behandelt zu werden. Die- wichtigste Frage, deren Erledigung sie sich dabei zum Ziele gesetzt hat, ist die Lösung des Rhein - und Ruhrproblems und die Befreiung der rhsinisch-westfälischen Bevölkerung von der Besatzung. Ueber die Art der Erledigung soll im Kabinett Uebereinstimmung herrschen. Die Regierung ist dabei ent- schlössen, in ihren Opfern für das besetzte Gebiet bis zum Aeußersten zu gehen. Don einem besonderen Gesetz, das

Harmonisch in sich, ist da« K l i n g l c r- Quartett zu einer Oase des Schönklcngs geworden. Sicherheit� Temperament, Besonnen- heit des Ausdrucks zeichnen den Primgeiger Klingler aus. der in Dvoraks F-D:ir-Ouartett Feuer»nd Humare springen-läßt. Emen wesentlichen Teil der Führung übernimmt allerdings Mar Bildner, der Cellist. Dos ist ein« bis zum Zerspringen gefüllte Musikanteki- secle, eine gärende, treibende, pulsierende Kraft. Ein Harfendes Pizzikoto wie seines, soll man sich(trotz der kleinen Koketterie des schwsrtschwingenden rechten Anns) in Berlin suchen. Bon der Geigerin Frances B« r k o w a wurden Wunderdinge erzählt. Ein junges MSdcl, Flcsch. Schülerin, sattelfest im Ton, doch noch halbfertig in vielen Reizen der linken Hand(Doppelgriffe. Triller). Di« teuflichen Triller der Tartini-Sonat« wirkten in ihrer rauhen Unsauberkeit peinlich. Dann aber, im altväterlichen gesang. lichen G-Moll-Konzert Bruchs kam Leben in die Geige. Sinnlich. keit m die Kantilene, Schwung in den Bogen. Ein Talent, da? unter guter Zucht feinen Weg nach oben gehen wird. Bon deckt rheinischen Prisca. Quartett hörte ich einen schwungvoll«? emp. fundenen Straeßer(op. 12) sawet ein A-Moll-Trio von Wilhelm Knöchel, der als Dirigent des renommierten Männsrchors Fichte- Georgima bekannt ist. Sein Werk zeichnet sich durch Peherzhest der Themen und musikalischen Sinn für den Zusammenklang der In- ftrumente aus; das Andante ist ankegend und warm geschrieben, aber nicht(ehr routinukerlich im Melos, dem Allegro wäre zu seinem auffpringenden Motiv ein« massivere, inhaltsschwerer«, auch polyphoner« Durcharbeitung zu wünschen.- Die angenehm« Mischung von klassisch und modern scheint dem begabten Mann aus dem Herzen zu kommen.. Sein Talent verdient die B-achtunq aller besseren Kammermusikveroine. Zu diesen, zählt auch das Prisca- Quartett. Es nahm sich aller(ziemlich unbekannten) Werk« mit Leidenschaft an und zeigte ein Zvsammenfpiel von höchster Kultur und Tonqualität. Zum Schluß sei mit Respekt der Vortragsabend des Verlags H a t i k w o h" genannt, an dem D. Hildesheimer über En 'stehung und Eigenart der jüdischen Volksmusik sprach, deren höchst verstand. nisooll« Bearbeitung und einiger Vortrag dem Baritonisten R o s t i n zu danken war. Die Nachtfeite in Hebbels Wesen. Am 13. Dezember 1863 ist Friedrich Hebbel dahin- geschieden. Damals ein vielumstritiener Dichter, ist er heute als einer unserer klassischen Dramatiker anerkannt, und man darf von einerHebbcl-Rmaissonce" sprechen, die uns erst recht gelehrt hat, in die Tiefen und A bar imd« dieser genialen, komplizierten Natur zu schiuen In einem solchen neuen Licht läßt uns Hebbels Charak­ter ein Beitrag Ernst Lissauers für das Jahrbuch des Propyläen- VerlagesDer Sviegel" erscheinen, der sich mit derNachtseite" in Hebbels Wesen beschästiot. Dieser Dickster, der sich so tief in das Labyrinth der eigenen Brust hineinbohrts, besaß zugleich einen magischen Einfluß auf seine Umwell, der von feiner gewalti- gm Wil/mskrasr herrührte. Diese geivaltig« Willenskraft konnte sich nicht immer ent- laden," sagt Lissaüer.Hebbel wußte, daß die Poesie in ihkn. im Gegensatz etwa zu Goethe, nicht vollkommen flüssig sei. Die Glet- scher, hoch droben im Gebirge seiner Seele, tauten schwer; er be»

Arbeitgeber und Arbeitnehmer zur Aufbringung der Mittel für- die Erwerbslosenfürsorge verpflichtet, hat die Regierung Abstand genommen, nachdem auf dem Berordnungswege 20 Proz. der Beträge bereits aufgebracht worden sein sollen. Die Regierung will versuchen, die notwendigen Mittel auf anderem Wege flüssig zu machen, zumal sich auch die Länder, nicht zuletzt Preußen, bereiterklärt haben, ihren Pflichtanteil besser aufzubringen wie bisher. Auch die Gemeinden sollen schärfer als bis jetzt angehalten werden, die restlichen zwei Zehntel aufzubringen. Die ursprünglich vorgesehene Summe von 340 Goldmillionen ist schon /tark ausgebraucht, so jlasj zurzest für die produktive Erwerstslösenfürsorge Voraussicht- lich nur noch ein Betrag in der Hphe von 4050 Millionen zur Verfügung steht.___» Reichswehr unü!kiftbe tzunöertschaften. Eine Zlutwort. Amtlich wird mitgeteilt: DerVorwärts vom 12. Dezember gibt unter dem TnelReichswehr und völkische Hundertschaft" Aus- züge aus einem Bericht der sächsischem Regierung wieder. Hierzu ist zu bemerken: Auf die Bespitzelung der Reichswehr sind im der Besprechung in Dresden am 30. Mai vom Reichswehrminister Dr. Geßler und Generalleutnant Müller die sächsischen Minister. Zeig» er und Lieb mann hingewiesen worden. Diese haben aus das entschie- denst« bestritten, irgend etwas von ihr zu wissen. Durch di« neuerdings erfolgten Veröffentlichungen sind dies« B e h a u,p t u n» gen des Ministers Liebmann ais unwahr erwiesen worden. Di« sächsische Regierung hat Nachrichten über Sturmabteilun- gen der Nationalsozialisten in Zwickau an die Press« g«. geben, ohne sie. vorher den. militärischen Stellen michuteilen. So- wohl beim Rcichswehrmtnisterium wie beim Wehrkreiskommando IV ist diese Angelegenheit vollständig unbekannt. Es ist u n o e r» züglich«ine Untersuchung«ingeleitet worden, um festzu» stellen, ob tatsächlich irgendwelche Zusammenhänge dieser Verbände mit militärischen Stellen bestanden hoben. Das Ergebnis dieser Un» tersuchung wird noch betaumtgegeben werden. Bon den fibricira Angaben des Berichtes der sächsischen Re- gierung ist festgestellt, daß sie unwahr sind. Wer� sie nach dieser Erklärung weiterhin öffentlich verbreiten würde, würde geg«n die 'Verordnung des Reichsmehrmimsters verstoßen, nach der die öffent- sich«. Hörabwürdigung der Reichsmehr durch Verbreitung unwahrer Tatsachen verboten und unter Strafe, auch des Verbots der beHreffenden Zeitung gcstellt ist. Zu der amtlichen Feststellung haben wir unsererseits zu bemerken:. Nach der Meldung desVorwärts" verfolgte der Bericht der sächsischen. Regierung das Ziel, den Vorwurs der bürger- lichen Presse zu widerlegen, die sächsische Regierung habe die Reichswehr bespitzeln lassen. In der Meldung hieß es ausdrücklich: An Hand einzelner Fälle wird dann festgestellt, daß es sich durchweg nicht um eine lleb-erwachuug der Reichswehr im allgo- meinen, sondern um posizeiliche Ermittlungen gehandelt habe." Seit wann es in Deutschland Sitte ist, die Tätigkeit poli- zeiltcher Organe als Spitzelei zu bezeichnen, ist uns uner- findlich Inwieweit der von uns angezogene Bericht der sächsischen Regierung mit der Haltung der Minister Zeigner und Lieb- mann vom 30. Mai nicht vereinbar ist, entzieht sich unserer Kenntnis. Jedenfalls ist der von reichsamtlicher Stelle gegen unseren' Genossen Minister Liebmann erhobene Vorwurf der llnwahrhaftigkeit ein so ungeheuerlicher, chiß wir nicht glauben, daß er ohne Konsequenzen bleiben- wird. Das'elbe gilt, wennalle übrigen Angaben" des sächsischen Berichts als unwahr bezeichnet werden: Hier steht Behauptung gegen. Behauptung, und es bedarf einer neutralen Untersuchung, um festzustellen, auf welcher Seite die llnwahrhaftigkeit liegt.

durfte einer gewaltigen Schmelze des Gefühls, einer Hochflut der Empfindung, um entbunden zu werden. Er schuf meltt nur im Herbst, und seine Frau Chrisiine glaubte zu bemerken� daß die dichterische Produktion sichjedes Jahr«in bißchen fpäier" ein- stell«. Hebbels Will«,. gch«mmt, Hebbels Fülle, gestaut, und ge- staut eben durch seinen Willen, der sich hier streng gegen sich selbst rickstete, suchte' mit der Gewalt eines Hochwassers nach anderen Aus- 'Gängen. Daher die Tagebücher; daher die Zahl und Fülle seiner Briele.- Daher die Bedeutung des Umgangs für Hebbel , daher die enorm« Produktivität feiner Gespräche; daher das Gswaltläüge in llrogan« und Gespräch. Habbel brauchte Umgang und Gejolligkeit; erverehrte Men­schen Kuh vergleicht sein Gespräch dem reihenden G-'diresnmller. Mönke hatte den Eindruckeines mächtig brausenden Wasserfalls". Er empfand fein Sprechen als Ergänzung, ja als Ersatz des fchrist, lichen Schassens. Sein Will« war selbst im Sprechen gehemmt. und dick' dadurch erzeugte Spannung rief eine hohe Reizbarkeit her- ockr. In diesem' Sinne sst sein« Aeußerung zu verstehen,auf dieser Reizbarkeit beruhe der dichterisch« Prozeß, und wenn er sie devÄnst nicht mehr habe, werde auch kein erträglicher Vers mehr zustand« kommen." Aus diesen dunklen Unterströmungen seiner Psyche erklärt sich s«ine leidenschoslliche Herrschsucht, seine mann- liche Selbstsucht,. mit der er weiblich« Naturen an sich zog.Dies« duNtl«n.Untergründe,' diese Nachtseibrn der HebbAschen Natur," sagt Lissauer z«n Schluß,sind seiner Erkenntnis wicht zu ent- behreni Sie gehören zu den zeugenden Kräften, aus deren Span- nnngen die trotz allen Mängeln gewaltigen Werke Hebbels her- vorgingen, den hohen Meuchelmörder Hagen nicht ausgenommen. Hebbel kannte oder ahnt« diese Untermöchte in sich: er sprach aus, Shakespeare wäre«in großer Verbrecher geworden, wenn er nicht große Verbrecher, Iogo, Richard III. , gestaltet hätte. Eben in Hestaitung reinigte und reifte, löste und luhtete er diese Gewalten."

Somödienhans:Alexikogold".(Schwank von Lothar und B a ch w i tz.) Di« beiden Verfasser dieses Schwankes sind wie zwei Ertrinkende, die nicht schwimmen können und sich aneinander- klammern, damit sie sich retten. Sie sinken immer tiefer, immer tiefer in den Dreck. Selten ist ein Raffke, der durch Börienspeku'a- tton hochk-ommt und durch Börsenpech wieder herunterfällt, so spitz- findig gemein, so höchst unflätig charakterisiert worden. Daß der Rasske nicht zu einer Schauspielerin in nähere Beziehungen kommen kann, sondern daß dieses schanke Glück d-m verkrachten Baron zu- fällt, das ist die Point«, auf die sich der Geist der Herren Verfasser stützt. Es ist eine Anreleeenheit für Schmieren. Daran ändert auch nichts, daß Herr S i k l a in manchen Momenten sehr krmifch wirkte und daß Fräulein Schlüter und die Herren Bester- mann und R« x ihr Möglichstes taten, um komisch zu sein. M. H. Ein ganzes Volk hörk zu. Die Botschaft, die der Präsident Eoolidge. vor dem Kongreß in Washington verlesen bat, wurde iatläch/sch vor. einem großen Teil des amerikanischen Volkes mttangehört. Diele Millionen Amerikaner ver'olaten je�en keiner SäM und mischten ihre Beifallsrufe in da Zustimmung der Serni. toreck Und Abo« ordnet eck. die viele hund-rte und sogar taufende Kilometer' entkernt an. der feierlichen Sitzung te'lnahmen. In New Jork konnte man die Rede von Eoolidge in Dutzenden von