Gehaltskürzung der Beamten.
Der Finauzminister an Malkahn. Auf den in der Preffe veröffentlichten Einspruch des Staatssekretärs im Auswärtigen Amt v. Malhahn, gegen die in ihrem Ausmaß geradezu unverständliche Ge haltstürzung, die die Reichsregierung angeordnet hat, erhielt er einen Brief des Reichsfinanzministers Dr. Luther, der in seiner Tonart wert ist, auch der Deffentlichkeit mitgeteilt zu werden. Hier sein Wortlaut:
,, Bon dem Schreiben vom 29. November d. 3., in dem gegen bie in Aussicht genommene Goldmart- Besoldungsordnung Stellung genommen wird, habe ich mit äußerstem Bebauern Kenntnis ge
nommen.
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Wer ein richtiger Treptower ist, der rutscht auch ohne Baß durch die Welt. Das bemeist das Abenteuer eines 18jährigen Kurt 5. aus der Kiefholzstraße in Treptow , der am 9. Ottober feiner Mutter ausgetniffen war.
Münchener Straße würde in der Nacht um 2% Uhr auf dem Wege Don ihrer Wohnung zum Görliger Bahnhof von drei Räubern überfallen. Auf ihre Hilferufe waren alsbald Beamte der Schußpolizei zur Stelle, die die Verfolgung der fliehenden Es gelang das Feuer erwiderten. Getroffen wurde niemand. Räuber aufnahm. Diese schossen auf die Beamten, bie Es sind ein jedoch, zwei ber Räuber festzunehmen. 27 Jahre alter Erich hader und ein 24jähriger Erich Kupliz. Bei einem wurde ein Fläschchen mit Chloroform, mehrere Verbandpädchen und eine Pistole mit 7 Patronen vorgefunden.
Der Staatsanwaltschaftsrat Berger Landefeld
Nachforschungen nach dem Bermißten hatten zunächst feinen Erfolg. Jetzt ist bei der Mutter ron einem Maschinenoffizier des Lloyd Triftino auf Dampfer Gastein " ein mit dem Poststempel Konstanti nopel versehener Brief eingetreffen, wonach sich der abenteuerliche Bursche in Syrien befindet. Er wurde nach der Abfahrt von Alexandrien auf der Reise nach Palästina zwischen anderen Passa gieren ohne Paß und Gelbmittel entdeckt. In Palästina, das von den Engländern besetzt ist, herrscht strenge Paßtontrolle. Hier an Unter großem Andrang des Publitums begann heute früh die Die deutsche Finanzwirtschaft steht bor ganz ungeheuren Land zu kommen, gelang dem fleinen Durchbrenner nicht. Er Berhandlung gegen den Kaufmann Erich Weiß, der beschuldigt Schwierigkeiten, von deren Behebung geradezu der Fort wurde deshalb nach Haifa mitgenommen, fonnte aber auch hier nicht ist, am 5. September dieses Jahres die Krankenschwester Hedwig bestand des Deutschen Reiches abhängt. Ich verstehe nicht, wie bei landen. Die Araber weigerten sich, ihn ohne Paß an Land zu Blettig in seiner Wohnung Dahnstr. 4 ermordet und beraubt zu dieser Sachlage ein Reichsressort es verantworten kann, dem Reichsminister der Finanzen felne schwierige Aufgabe noch mehr zu erbringen. So ging die Fahrt weiter bis nach dem von den Fran- haben. stellte schweren durch eine Stellungnahme, die an der harten Wirklichkeit 3ofen besetzten Beirut , wo die Ausschiffung ohne Paß ebenfalls ein ach vorübergeht und eine völlige Verkennung der Cage des eine Unmöglichkeit ist. Jezt verfuchte Kurt H. zur Nachtzeit schwim- mit Rüdsicht auf die im unmittelbaren Zusammenhang mit der Tat Reiches offenbart. mend das Land zu erreichen. Er band die Kleider am Kopf feft, ftehenden Serualhinge heitelster Art den Antrag, die Deffentlichkeit tam auch glücklich an Land, ging halbnact durch die Straßen auszuschließen. Der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Pindar, wider. Beiruts, wurde von einer franzöfifchen Nachtpatrouille aufgegriffen spricht diesem Antrage; es handele sich um einen Noubmord und und nach dem Dampfer„ Gaftein" zurückgebracht. Beim Trodnen feinen Seruolmord Das Gericht beschloß mit Rücklicht auf die Erörterungen ferualer Art den Ausschluß der Deffentlich. der Kleider im Maschinenraum wurden dann von dem Maschinen- teit; die Anwesenheit wurde nur der Breffe und den nicht ausoffizier Papiere mit der Treptower Adresse des Burschen gefunden. geloften Geschworenen gestattet. Die Berhandlung tam aber bald am 27. Oktober wurde Tripoli in Syrien erreicht. Hier täuschte er zu einem iähen Ende. Runächst mochte der Angeklagte ganz ruhig einen Araber mit einem Lichtbi'dausweis und fam in der Barte des Anaben über sein Berleben und feine Che, die er als alülich be. Arabers an Land, von wo er sich nach dem 120 Riometer entfernten zeichnete. Im Auguft sei seine Frau zu den Eltern gefahren, da Haifa , um dort bei bekannten Mitpaffagienren Arbeit zu finden, ihre Mutter frant war. Er babe sich in Schulden befunden und des durchpirfchen wollte. Wie Kurt H. dem Schiffsoffizier erzählte, balb die Wohnungseinrichtung ohne Wiffen feiner Frau verpfändet. Nachdem er das Gelb in der Tasche hatte, fei er eines Tages durch die Friedrichstreke gegangen. Am Bahnhof Friedrichstraße fah ich ein hübsches Mädchen stehen, die mich anlächelte. So wie ich veranfaat bin, sprach ich sie an, und sie war gleich bereit, mit mir mitWir gingen zunächst in die Gerold- Weinstuben und autommen. hann in den Wintergarten. Schließlich nahm ich sie mit in meine Wohnung. Ich habe ihr aber aleich nefagt. daß ich verheiratet bin und daß meine Frau nur verreift wäre. Vm anderen Mittag ver langte das Mädchen dauernd, daß ich sie heiraten folle und mich scheiden laffen solle.( Laut aufweinend.) Sie quälte mich so und im murbe fo confcerent, bak ich nicht weiß, wos ich weiter gemacht habe. Der Annelagte ichlägt dann lang auf die Erde hin und windet fich plöklich in Krampfanfällen. Nach langen Bemühungen bec Aerzte um ihn erflärte der Sachverständine, Med. Rot Dr. Thiele, boß die canze Nehr des Anfalles für feine Echtbeit fureche; er beamente. Weiß zur Beobachtung auffeinen Geiftesauftand 6 Wochen einer Anstalt zu überweisen. Das Gericht befchloß bemgemäß; die Berhandlung wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.
Die in dem Schreiben vom 29. November angegebenen Tat fachen sind, soweit sie zutreffen, felbstverständlich auch mir und den übrigen Herren Reichsministern bekannt. Auch ich als der für die Beamtenbesoldung federführende Minister ganz besonders würde es mit großer Erleichterung begrüßen, wenn es möglich wäre, den Beamten nicht nur den allernotdürftigsten, fondern einen angemessenen Unterhalt zu gewährleisten. Es fann aber nichts nügen, Unmögliches zu fordern und das gerade noch mögliche für nicht tragbar zu erklären. Durch das Borgehen des Auswärtigen Amtes ist lediglich erreicht worden, daß fich der Beamtenorganisationen, die am Mittwoch die Bekanntgabe ber geplanten Gehaltsfäße mit Aeußerungen schwerer Sorge, aber hatte er bei der Abfahrt von Berfin nur vier Milliarden in deutschem verständigerweise ohne Rundgebungen des Unwillens entgegengenommen hatten, eine bedenkliche Beunruhigung bemächtigt Papiergelb bei sich. In Triest betrat er als Gepäckträger für andere hai . Die Organisationen, denen der Inhalt des dortigen Schreibens Passagiere den Dampfer„ Helouan", der zur Ausreise nach Afeganfeiber fofort bekannt geworden ist, müssen aus diesem den drien im Hafen lag, versteckte sich im Schiffsraum, um der SchiffsEinbrud gewinnen, daß es bei gutem Willen sehr wohlmöglich fontrolle zu entgehen, und kam dann in gleicher Weise auf den märe, durch geeignete Maßnahmen auf anderen Gebieten Dampfer„ Gastein ". diejenigen Ersparnisse zu erzielen, die eine ausfömmlichere Beamten besoldung ermöglichen würden. Die Folgen, die hieraus entstehen fönnen und entstehen werden, muß ich der dortigen Verantwortung aufbürden.
Jah mrde im übrigen Gelegenheit nehmen, in einer der nächsten Sigungen des Reichstabinetts auf das Schreiben des Auswärtigen Amtes zurüczukommen und Beschlüsse anzuregen, die geeignet sind, die Wiederholung eines solchen Vorgehens zu verhindern, das ich als im höchsten Grade bedauerlich und als dem Staatswohl abträglich bezeichnen muß, zumal es anscheinend in erster Linie die Inter ssen der höheren Beamten im Auge hat. Inwieweit im übrigen die Beamten des auswärtigen Dienstes größeren Gefahren als die anderer Refforts ausgefeßt sein sollen, ist mir leider nicht verständlich geworden.
Die übrigen Herren Reichsminister haben Abschrift erhalten. gez. Dr. Luther. Man muß zugeben, daß der Reichsfinanzminister außer ordentlich knurrig werden kann und es wäre durchaus begreiflich, daß der Staatssekretär, der so abgerüffelt wird, ein Disziplinarverfahren beantragt. Da er das nicht gut gegen eigene Minister tun tann, hat er es gegen sich felbst beantragt, wahrscheinlich um sich auf diesem Wege befcheinigen zu laffen, daß sein Einspruch wirklich von der Sorge um die Integrität des Beamtentums eingegeben war.
Die Helden vom Bürgerbräu.
Das möge aber feineswegs zur Nachahmung anregen. Der fleine 5. hat, wie der Schiffsoffizier schreibt, ausnahmsweise ein erstaunliches Glüd gehabt.
Notruf eines Familienvaters.
Mit Frau und fünf Kindern vor dem Nichts. Die dauernde Not macht stumpf, müde und wortarm. Bozu reden? Wozu klagen? Es hifft ja doch nichts! Nur von Zeit zu Zeit rafft sich einer dieser Wermsten auf, um in einer Bersammlung oder durch eine Zufchrift feine Not herauszuschreien. Eine der artige erschütternde Zuschrift Caffen wir folmen:
Reifen auf Abzahlung.
Als langjährig organisierter Parteigenosse muß ich Beranlassung nehmen, mich einmal on die Redaktion meiner feit 1905 gehaltenen Zeitung zu wenden. In meiner bitteren Notlage mußte ich letzten Um meiteren Areifen Gelegenheit zu geben, für später auszu Herbst als Abonnent untreu werden. Können Sie sich hineinver. führende Reifen das Fahrgelb nach und nach anzufammeln oder legen in die Lage eines mit Kindern reich gesegneten Famtien eine Sommerreife nemiffermaßen auf Abschlag zu paters, welcher mehrere Wochen Kurzarbeiter war, die Kurzarbeiter- Boufen, führt die Reichsbahn am 17. Dezember 1923 wertbestän= unterstützung völlig entwertet erhielt, und jetzt seit zwei Mobige Wertzeichen über Beträge von 2 und 5 Goldnaten pöllig erwerbslos ift? In meinem Beruf als mart ein. Diefe werden an fämtlichen Fahrtarten und Gepä Tischler ist auf dem paritätischen Arbeitsnachweis nach der Ver- schaltern der Reichsbahn bei der Löfung von Fahrkarten aller Art mittlungsart( laufende Nummer) noch lange seine Arbeit zu erhal an Rahimgsftatt angenommen, also 2. B. auch zu Ferienfonder. ten. Beifünfschulpflichtigen Rindern ist es unmöglich, zügen. Jugendfahrten und sonstinen Fahrten für die Fohrnreis Don der Unterstügung( letzte Woche noch nicht 92 Mart für ermäßigung besteht, ebenso bei Rösung von Reitfarten, Fahrichein. fieben Personen) zu existieren. Im Hause fein Stüdhen beften ufm., und zwar auch im Verkehr mit Privatbahnen und mit Rohle mehr zum Kochen der letzten im Herbst gestoppelten Kartoffe dem Anelende. Die Wertzeichen werden in Form von Edmonsondie über 2 Go'dmert lautenden in orüner, die ration. Die Unterstüßung geht fast trauf für trodenes Brot, denn fchen Fehrferien mit nachstehendem fieben Personen brauchen in fieben Tagen viel Zu dieser Not über 5 Golhmert lautenden in ne'ber farbe tommt als Schlimmstes hinzu die seelische Verfassung der Ehefrau. Aufbrut aufgelegt: Deutche Reichsbahn. Giltin bis 31. 12. 24. Der Rechtsbeistand Ludendorffs versendet zu den Erklärungen Und die lieben flugen Rinder, aus deren Augen schon das Ver- Diese Korte wird mit 2 Goldmart an allen Roffen der Deutschen Rahrs und Hitlers über den Münchener Butsch folgende Erständnis für dies E.end herausschaut, förperlich und geistig mit Reichsbahn beim Lösen von Fahrferten und 2bfertigung von Ge leiten zu sehen, schmerzt mehr als eigener Hunger. Nun ist in wenig pad in Bahlung genommen. Rein gefeßliches Rahlungsmittel. widerung: Die Einrichtung von Gelbwertkarten an 1. General Ludendorff ist genau so von der Tat Hitlers über mehr als einer Woche das Fest der Liebe. Sollte es nicht möglich eine Einlösung in bar." sein, durchzusehen, daß wenigftens jetzt vor Weihnachten etwas für Stelle von 3. B. Kilometericheinen ist gewählt, um auch die Be rafajt worden, wie die Herren v. Kahr, v. Lossow und v. Seiffer; er die Kinderreichen geschieht? Bielleicht ein besonderer Satz als Brot nukung bei Fahrten mit Breisermäßigung und die Gepäckabferti hat genau so ohne 3wang wie diese Herren auf die zufchuß, den es vorletzte Woche schon einmal gab, in recht genau gung ohne weiteres zu ermöglichen. Frage Hitlers erflärt, daß er der Sache zur Verfügung stehe, nach berechneter Höhe? Parteiaenossen, die ihr wenigstens etwas Eindem die Tat einmal geschehen sei; er hat genau so wie diese fuß ausüben tönnt in dieser Beziehung, ich ersuche euch, tut es, so Kundgebung republikanischer Studentenverbände. Morgen, Frei Herren ohne Zwang und ohne Falsch seine 3usage Auge weit es möglich ist, gerade jekt zur Winterweihnachtszeit. Wer ist tag. den 14. November, abends 8 Uhr. findet im Plenarsikungsdenn in der Lage, glücklichere Berwandte im Ausland zu haben, um in Auge gegeben und mit Handschlag bekräftigt. 2. Dem General Ludendorff haben die Herren v. Kahr , sich etwas schicken zu lassen? Ich weiß, daß Kinder aus besser- faale des Herrenhauses, Leipziger Straße, eine öffentliche Kund2. Dem General Ludendorff haben die Herren v. Kahr , nestellten Berufen nach Schweben zur Erholung geschickt wurden. gebung der Arbeitsgemeinschaft republikanischer Zentrumsstudenten, des Demokratischen Studentenbundes und der Soziahemokratischen v. Lossow und v. Seiffer niemals ihr gegebenes Wort Ich selbst war die ganzen Jahre hindurch gezwungen, aus der Hand Studentenvereinigung zu dem Thema„ Die Krise des Reichs und des aufgekündigt, er ist vielmehr bis zum Freitag( den 9. No- in den Mund zu leben. Jetzt aber droht das schwarze Gespenst Reichsparlaments" statt. Rebrer des bends find: Reichsminister vember) vormittag durch Handlungen und Aeußerungen in feinem rettungsloser Not, das einem ins Lumpenproletariat hinabzerrt a. D. Hugo Breuk, Joseph Joos , M. d. R., und der Gesandte Glauben bestärkt worden, daß die Herren zu ihrem Worte stehen. ohne eigene Schuld. Soll ich mit meiner Frau und meinen fünf in Brüffel, Genosse Dr. Landsberg. Da Menoffe Dr. Bandsberg 3. General Ludendorff hat nach Auftauchen der Gerüchte über Kindern denn wirklich buchstäblich verhungern? Gibt es in dieser noch mehrjähriger Abwesenheit zum ersten Male mieter vor der Stadt mit vier Millionen Menschen nicht ein paar Taudas Abschwenken von Reichswehr und Polizei Herrn v. Lossom am fende, die Zeit und ein wenig ehrliche reine Deffentlichkeit das Wort ergreifen wird, rechnet hie Sozialdemokra Freitag morgen in Kenntnis gesetzt, daß bei einem Zusammenstoß menfchen liebe haben, um uns Berhungernden tische Studentenvereinigung auf eine storfe Beteiligung aus varteiDer Kampfbund nicht schießen würde, während in der Reichs über diese grausame Zeit hinwegzuhelfen, damit genöfifchen Kreisen, insbesondere der Sozialistischen Arbeiterjugend wehr um 10 Uhr vormittags befohlen worden ist, bei einem mir nicht vollends der Verzweiflung ausgeliefert werden? lnb wo und der Jungsozialisten. Zusammenstoß fofort zu schießen und scharf hinzu bleibt der Staat, wo die Gemeinde, wo die Wohlfahrtspflege? halten. Beim Abmarsch der Hitler - Leute aus dem Bürgerbräufeller hat General Ludendorff Entladen" befohlen, was reftios befolgt würde. Es ist unwahr, daß der erste Schuß von den HitlerBeuten gefallen ist, fle befanden sich noch mit umgehängtem Gewehr in Bewegung, als der Feuerüberfall auf sie blitz und schlagartig einfegte. Es bleibt die Tatsache bestehen, daß Reichsmehr und Polizei ohne Anruf, ohne Signal und ohne War nung das Feuer auf den Zug eröffneten, in deffen erster Reihe General Ludendorff ging."
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Die Stazbalgerei zwischen den Rettern Deutschlands geht also weiter. Man muß sich wundern, daß Leute wie Kahr , Lossow und Seiffer, die im Mittelpunkt einer blamablen und gemeingefährlichen Hintertroppingeschichte stehen, noch immer die führende Rolle in einem Lande spielen. Eo etwas ist nur in einer reaktionären Ordmungszelle wie Bayern möglich.
Baldige Reichstagswahlen! Ein Beschluß der Kölner Sozialdemokratie. Köln a. Rh., 1 Dezember.( Eigener Drahtbericht.) In einer start besuchten Funktionärversammlung der Kölner So. zialdemokratie, in der Reichstagsabgeordneter Gollmann referierte, wurde nach längerer Debatte eine Entschließung mit starter Mehrheit angenommen. Sie lautet:
Die Annahme des Ermächtigungsgeleges schafft eine für die Sozialdemokratie nur schwer und für furze 3eit tragbare Lage. Die Versammlung erwartet von der Reichstagsfrattion, daß fie die Reichsregierung und den Gebrauch des Er. mächtigungsgefeßes start überwacht. Sobald für die Massen des
Ter Mord in der Schaperftraße.
Der Brofpreis beim Konsum. Die Konsumgenossenschaft Berlin und Umgebung teilt uns mit, daß sie ab Donnerstan, den 13. De3mber, Brot zu folgenden Preisen in ihren 164 Berkaufsstellen ab. gibt: Helles Roggenbrot 63 Pfennig, dunkles Roggenbrot 58 Pfennig. Der offiziell feftaefetzte Breis des Bäder. brates beträgt dagegen, wie mitgeteilt, 69 Pfennig.
Ein 17jähriger Defraudant. Der Bureaubote Billy Haft. fowity, der vor einem Jahre bereits bei einer hiesigen Etel. metallhandlung einen größeren Geldbetrag unterschlagen hatte, ist neuerdings nach Beruntreuung einer hohen Summe und eines großen Bostens Zigarren und Zigaretten zum Schaden fucht außerdem, als Vertreter der geschädigen Firma Bestellun gen auf Tabat und Zigaretten gegen Borauszahlung zu erlangen. Das hoffnunnsvolle Bürichchen ift 17 Jahre alt, 1.70 Meter groß und bartlos. Er hat buntelb ondes, links gescheiteltes Haar, das im Nacken rund geschnitten ist. Besonders auffällig find feine aufhat für die Festnahme des Defraudanten eine wertbestän bige Belohnung festgesetzt. Etwaige Nachrichten erbittet Kri minalfommissar Riese im Polizeiami Tiergarten.
Die Leiche der Kontoristin Majewski wurde gestern, nachdem fie fo wie sie gefunden, mit dem zugebundenen Sad photographiert und nach dem Leichenschauhaus überführt, wo heute die ärztliche Untersuchung ftatifinden foll, die ergeben dürfte, ob es sich, wie der Verhaftete angibt, um einen Unglücksfall handelt oder ob ein Mord vorliegt. Die Kugel ist links von der Nasenspitze in den Kopf ein gebrungen, hat wahrscheinlich das Gehirn verlegt und den Tod fofort herbeigeführt. Aus Aeußerungen der Erschoffenen gegenüber hren Freundinnen hatte Kotzschmar eine Neigung, mit einer ber Moabiter Tabatwarenfabrit Linse flüchtig geworden. Er ver Schußwaffe zu spielen. Er tat das auch schon bei dem ersten Besuch der Majewski in seiner Wohnung. Die Mutter Roßfchmars wurde gefern abend noch einem eingehenden Ber hö: unterzogen, in dessen Verlauf sie geftand, ihrem Sohn bei der Fortschaffung der Leide behilflich gewesen zu sein. Ueber den Tod des Mädchens macht sie folgende Angaben: Die Wohnung geworfenen Lippen und seine starken Augenbrauen. Die Firma in der Schaperstraße 11 stand ihrem Sohne allein zur Verfügung. meil sie mit ihrem zweiten Manne in der Zwingliftraße, mo sie bas Geschäft betreiben, wohnt. Ihr Sohn sei am Montag, den 3. De zember, abends in die Wohnung nach der Zwingliftraße gekommen und habe ihr unter Tränen erzählt, daß das Mädchen sich in der Wohnung in der Schaperstraße felbft erfchoffen habe. Sie jei dann auf fein Bitten bei der Beseitigung der Leiche behilflich ge wefen. Sie hätten die Leiche in der Scaperstraße in einen Sad gepadt, auf einen bereitstehenden Handwagen geladen und sie zunächst nach der Zwingliftraße gebracht. Dort hätten sie ben Ead noch in einen Roffer gepadt und feien mit diefem nach Beelitz gefahren, wo fie fie vergruben. Den Korb hätten fie irgend wo im Walde stehen gelassen.
Feuergefecht auf der Straße.
Zur Umstellung des Postichedverkehrs. Der Reichspostminister hat von der ihm erteilten Befugnis, bei der jetzt zur Durchführung fommenden Umstellung des Postscheckverfehrs auf Rentenmard für die Umrechnung der auf den Konten vorhandenen Guthaben in Rentenmart eine Höchstarenze festzusehen, teinen Gebrauch gemacht. Die Guthaben werden also in voller Höhe in Rentenmart umgerechnet.
Ausnahmezustand and Republit ift das Thema, über das am Freitan. ben 14. Dez, abends 8 Uhr, im Lebrervereinshaus, für 18 Verbände des Deutschen Friedensfartells Senatspräsident Freymutb, S. v. Gerlaf, Ger. trud Baer, Bolizeioberit Schüßinger und Gerhart Ceger von verschiedenen Gefichtspunkten aus sprechen werden. Eintritt 25 Pf., Arbeitslose frei. Gemeinschaffs'chule. Ueber diefes Thema fprechen heute abenb bekannte
Boltes verderbliche Verordnungen erlassen werden, ist auf die Ein- In dem Zigarrengeschäft der Frau 3 ach in der Plantagen. berufung des Reichstages und auf die Aufhebung der Verordnungen straße 1 erschienen gestern abend um 5% Uhr drei Männer, von zu drängen. Wir fordern, daß die Partei im Nahmen der allgemeinen denen einer eine Bistole zog, fie der Geschäftsfrau vorhielt, während Schulreformer in den bekannten Bablabendlokalen in Steglik. Die Partete die beiden anderen mehrere Stiften mit 3igarren zusam- genossen werden ersucht, pünktlich und zahlreich mit ihren Frauen zu er staatspolitischen Verantwortung die Bewegungsfreiheitausnußt, die ihr als Oppofitionspartei gegeben ist menpadten und damit den Laden verließen. Der Räuber mit scheinen. Es geht um das Wohl der Kinder. dem Revolver bleb roch einige Gefunden im Laden und verließ Balbige Reichstagswahlen, denen die Aufhebung des militärischen Husnahmezustandes und das Berbot politischer Partelen voraus zugehen hat, find eine Notwendigkeit."
ihn dann ebenfalls. Die Frau alarmierte das Ueberfaltommando, Eine Weltreise im Faltboot. Bon Landshut an ber Donau aus das auch alsbald erschien; boch waren die Räuber unterbeffen schon hat der Oberleutnant Guftan Hiller eine Weltreise im Faltboot Eine Händlerin Meyerwald aus der angetreten. Derschwunden.
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