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Unverstandlich wäre«s dagegen, wenn der Vertrag tat- sächlich eine Klausel gegen die Wiederherstellung der H o h c n- o l l e r n m o n a r ch i e enthalten sollte. Wir werden gewH nicht in den Verdacht kommen, diese Wiederherstellung be- günstigen zu wollen. Aber gerade weil wir das nicht wollen, betrachten wir die Ordnung seiner inneren Verhältnisse als eine Angelegenheit des deutschen Volkes selbst. Töricht wäre es, wenn man von Prag aus dazu helfen wollte, den deutschen Monarchisten das Argument in die fjände zu spielen, die Feinde Deutschlands fürchteten die Wiederher- stellung der deutschen Monarchie. Etwas ganz anderes wäre ss, wenn eines Tages die Republiken Europas einen Vertrag miteinander schlössen, um auf dem Boden der Gleich- b e r e ch t i g u n g sich gegenseitig die Erhaltung ihrer Staats- korm zu garantieren. Davon sind wir aber noch weit ent- fernt. Der französisch -tschechoslowakische Vertrag soll nach Ab- schlutz veröffentlicht werden. Daß er keine Geheim- klauseln enthält die nach der Völkerbundakte nicht rechts- uerbmdlich wären, wird auch voll Paris betont. Man wird sich das endgültige Urteil bis nach der Veröffentlichung vorbehalten müssen. Einstweilen darf gesagt werden, daß der geplant« Ver- trag nicht die Entstehung eines neuen feindlichen Gegensatzes zwischen Deutschland und der Tschechoslowakei zu bedeuten braucht. Daß die französische Regierung alle Nachbarn Deutschland als Bundesgenossen gegen Deutschland für jeden Fall gewinnen möchte, daß es ihr Ziel ist, diese Staaten in eine Art Vasallenverhältnis zu Frankreich zu bringen, ist gewiß. Nicht ebenso gewiß ist, daß die Nachbarn Deutschlands ein eigenes Enterest« daran haben, ihrem Verhältnis zu Frank- reich die Deutung zu geben, die Frankreich ihm zu geben wünscht. Am allerwenigsten ist das bei der Tschechoslowakei der Fall, die ein starkes eigenes Interesse daran hat. mit seinem Dreiseiten-Nachbar Deutschland in guter Nachbarschaft zu leben. Auch Bündnisse sind dem Wandel der Zeit unterworfen und haben unter verschiedenen Verhältnissen die verschiedenste Aus­wirkung. Warten wir also ab, was das neue Bündnis bringt und was aus ihm wird, und bleiben wir uns dessen bewußt, daß seine fernere Entwicklung und Auswirkung auch davon abhängt, in welchem Geist und zu welchen Zielen deutsche Politik getrieben wird DerTempS" über den Bertrag. Paris . 28. Dezember.(TU.) In dem vor dem Abschluß stehen- den tschechisch. französischen Uebereinkommen ver. pflichten sich lautTemps" beide Länder: 1. den neuen Status in Europa aufrecht zu erhalten und auf di« Anwendung der Verträge von Versailles , St. Germain, Trianon und Neililly zu achten, 2. ein« friedlich« Politik zu betreiben, die den Abschluß von De- fensivverträgen bezweckt, , 3. oll« internationalen Abmachungen und damit gleichzeitig die Autorität des Völkerbundes zu respektieren, 4. an dem wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas teilzunehmen. DerTemps" sucht weiter nachzuweisen, daß das Interesse Frankreichs und der Tschechoslowakei sich in einigen Punkten in ganz besonderem Maß« decke u. a. in der ch o h e n z o l l e r n- und chabsburger Frag«, sowie in der Frage der Unabhän- gigkeit Oesterreichs . Frankreich und di« Tschechoslowakei müßten an allen Problemen Europos beteiligt sein, wenn ihr« Zusammenarbeit auf dem Fuß der Gleichheit erfolgen soll. Wie derTemps" weiter mitteilt, wird Benesch Mitte Januar wiederum nach Paris kommen, dann würden die Verhandlungen i'ber das Abkommen einen definitiven Charakter annehmen. Was Prag meldet. Prag . 27. Dezember. (WTB.) Ueber den Pariser Aufenthalt des Ministers Dr. B e n« f ch meldet das Tschecho- slowakische Pressebureau: Minister Dr. Benesch wurde am Dienslag vom Minjsterpräsi- deuten P o i n c a r e empfangen, mit dem er ein« längers p o l i- tische Unterredung hatte. Beide Staatsmänner verhandelten

Weihnachtskonzert See Volksbühne. Bon Kurt Singer . Kein Konzert, sondern eine Feierstunde. Drei Chöre sind auf- geboten. Chöre arbeitender, ringender, geplagter Menschen. Durch alles Lied klingt ein herber Ton des Leides, sogar in den Mädchen- und Iungenftimmen; aber stärker triumphiert ein« Lust des Mit- mechenkönnens, ein Stolz, sich den Gleichgesinnten in tünsllerischer Haltung zu zeigen. Der Zug zu dieserGesellschaft proletarischer Musikfreunde" scheint stark zu sein. Das Parkett, die Ränge sind voll, man fühlt Zusammengchörigkeit, Geineinschaft, Bindung einer Gesellschaft, die sich bewußt außerhalb der üblichen Gesellschaft stellen möchte. Endlich einmal ist da« Wort von der gesellschaft- bildenden Kraft der Musik Wahrheit geworden. Heute hat es hier noch einen starken politischen Nebentlang: das Bürgerliche wird zwar noch in der Form des öffenttichen Konzerts gepflegt, man läßt es auch gern als Zuhörer ein, aber die Betonung einer proletarischen Abkehr, auch im Ausdruck im Programm bleibt bestehen. Di« ethische Idee, das groß Umschlingende ap Wille und Streben zwischen Hörer und Sängern ist das größte Plus desge misch- ten Chor» Groß-Berlin". Das zweit« heißt Iascha Hören- st e i n. Den Spuren Scherchens folgend, arbeitet er mit den Un- vorgebildelen mit priesterhafter Streng« und Langmut so, daß jede Stimme, auch jede begleitende,sitzt". Kein Notenblatt auf dem Dirigenrenpult, kein Blatt stört in der Hand der Singenden. Ahnt man, welche Hingab- an di« Sache, welche Disziplin, welche Aus- dauer auf allen Seiten dazu gehört? Hut ob! Künstlerisch wäre dieser gemischte Chor berufen, das Volkslied zu pflegen, und vor- erst nur dieses. Dos Ausgleichen, Nivellieren und Dämpfen gelingt »och zu wenig, gelegentlich auch nicht dos absolut rein« Intonieren. Das ist eine Frage des Abwarieus. Je einfacher die Stimmung, resto eindringlicher der Bortrag(HäßlersIch bin dein"). G e- wirkt hat das Singen dieser IM Menschen jedenfalls großartig. Es war elementar und lustvoll dargeboten, Arbeit war zu einem Versuch höchsten menscblichen Ausdrucks, wenn auch noch nicht zur Kunst geworden. Arn Material desSchubert-Chors" konnte Härenstem seine ganze eindringlich« Dirigentenpersönlichkeit erprober. lassen. Er bestand auch hier Die Augen haften an seinen musi. komischer!, edlen, seelisch gehobenen Ausdrucksbewegungen. Er ver- luvt, den Klang vieler Männerstimmen zu idealisier««, ihm die Ein- h.:t das Eni.tiateralifierton zu geben. Dabei geht er im Tempo cht bis an die Grenze des im Pathetischen, Langsamen. Ged'hnlen liebliche und Gut«. Das Stillstehende, Memgehemmte im Piano, dos In-sich-Berjcnttlei» der einzelnen in scheuer Anlehnung au den Dirigenten ist von packender Wirkung.Di« Rächt" Schuberts und dl,.'Tränen" aus Finulands Bolksliedschatz waren solche seelen- desske» Leistung Horensrem wurde als künstlerischer Geist des Ganzen gerufen und gefeiert. Mit Recht. Er gab dankbar einen Tai Aujpn» an die Mitwirkende« ab. Mit ebensolchem Recht.

teils Fragen, welche di« allgemein« Politik Frankreichs and der tschechostowakischcn Republik betreffen, teil» politische,?i» n a n z w i r t s ch a f t l i ch e und Reparationskragen, welch« die beiden Staaten speziell betreffen. Schließlich wurden diejenigen Angelegenheiten durchberatcn und entschieden, ivelche sich ank die letzten Verhandlungen im Völkerbünde über die ungar, sche Anleihe beziehen. Am Mittwoch wurde Minister Beneich vom Präsidenlen Millerond empfangen, mit dem er üb'r die gle cher. Angelegen- heiten verhandelte. Am selben Tag« wurde Dr. Bencsch auch vam Borsitzenden der Rep.iraiionskommllsion, B a r t h o u, empfangen. Minister Benesch reiste am Donnerstag nachmittag nach Prag ab.

Das Verhängnis Deutschlanüs. Ein Urteil über Wilhelm II. Dr. Friedrich T h i m m e, der Herausgeber der Akten- Publikation des Auswärtigen Amtes Die große Politik der europäischen Kabinette", veröffentlicht in dem in einigen Tagen erscheinenden Sonderhefte desArchiv für Politik und Es- schichte" einen umfangreichen AufsatzRückblick und Ausblick", aus dem wir schon hellte den interessanten Abschnitt wieder- geben, der die Person des Exkaisers behandelt. Dr. Thimme fällt über Wilhelm IL folgendes Urteil: Wenn Wilhelm ll. und seine Ratgeber tatsächlich bei allem Friedenswillen Deutschland doch dem Kriege näher geführt haben, indem sie das Erbe Bismarcks, die im ganzen bei allen Ge- fahren doch gesicherte Machtposition Deutschlands , nicht festzuhalten vermocht haben, so belastet sie das vor dem deutschen Bolke, nicht aber vor der Welt. Diese Berantwortlichkert trifft vor allem den, der sich vermaß, sein eigen« Kanzler und, im Falle eines Krieges, den er ja doch nicht wollte, auch sein eigener Generalstabschef zu fein, trisst Wilhelm II. Allerdings geht aus den Akten der zweiten Serie und noch mehr aus denen der drit:en und vierten Serie hervor, daß der Kaiser den Ratschlägen und Warnun- gen des Auswärtigen Amtes in weit größcrem Maß« zugänglich ge- wssen ist, als man bish-r angenommen hat. Es ist eine der Ueber- roschungen, die schon die zweite Serie bringt, daß das Auswärtige Amt durchweg eine bemerkenswerte Selbständigkeit gegenüber dem Kaiser behauptet und ihm gegenüber durchgesetzt hat. Auch die viel- berufenen Randbemerkungen des Kaisers zu den Akten find von dem Auswärtigen Amt doch keineswegs besonders respektvoll aufgenommen oder zur Grundlage von Ent- schließungen gemacht worden; oft blieben sie unbeachtet, und wenn das nicht anging, so erfolgten Vorstellungen bei dem kaiserlichen Urheber. Im ganzen muß man sagen, daß das Auswärtige Amt als solches ich rede hier nicht von den Kanzlern eigentlich immer Männerstolz vor Königsthronen gezeigt hat! Es hat das durchaus nicht immer zum Dorteil einer einheitlichen und solgerichtigen Politik gereicht, denn der Kaiser, dcm es an Instinkt und natürlichem Scharfsinn wahrlich nicht gefehlt hat, ist nicht selten von seinen be- rusenen Ratgebern gegen seinen Willen in falsche Bahnen gelenkt worden. D!« zweite Serie bringt dafür u. a. das Beispiel der Krüger-Depesche; später wird sich zeigen, daß auch in der Marokko - Krise, 190S wie 1911, der Kaiser und nicht dos Auswärtige Amt inftinktmäßig das Richtige getroffen hat. Deshalb aber bleibt es doch so, daß di« höchste und letzte Verantwortung für den unheilvollen Gang, den die deutsche Politik nach 189V genommen hat, soweit nicht schicksalhast« Verflechtungen vorlagen, den Kaiser ganz persönlich trifft. Lehlen Endes wird man sogen müssen: die Persönlichkeit Wilhelms II., die nicht, wie vor ihm Bismarck , das dräuende Schickfal zu meistern vermochte, ist eben darum das Ver­hängnis Deutschlands geworden." Dieses vernichtend« Urteil Dr. Thimmes, dem man wahr- lich keinen politischen Radikalismus nachsagen kann, bestätigt im großen und ganzen die Richtigkeit der Anklage, die Karl K a u t s k y schon im Jahre 1919 in seiner schwer angefeindeten SchriftWie der Weltkrieg entstand" gegen den ehemaligen Kaiser erhoben hatte. Je mehr Einzelheiten aus den diplo- matifchen Archiven an die Oeffentlichkeit gelangen, desto mehr verdichtet sich die Erkenntnis, daß Wilhelm II. , und mit ihm das gesamte monarchistische System, der Fluch D e u t sch- l a n d s gewesen ist.

Und dann versenkt« uns der Sprech-Chor unter Leitung Floraths in eine Stimmung, die das Vorangegangen« an Mensch- lichkeit übersteigerte, das Musikalisch-KünfUerische durch Musik der Stimm« und Akkorde des Mensche-nzufammenklangs ersetzte;«in Oratorium,«in Bühnenspiel,«in Schwingen von Mensch zu'Mensch. Ein« neue Kunst? Ich w« es nicht. Jedenfalls ist die Ausnutzung der Stimmelodi« bei Kind und Erwachsenen, die Variierung des Sprechtempos und die Ueberfchreitung der Stimmsexte nach ob:n und unten hin textlich klug ausgenutzt, und«benfo die solistische und Ensemblewirkung gut abgeschätzt. Was dem Sprech-Chor vor allem mangelt, sind die geeigneten dichterischen Texte. Das OratoriumW« l i« n w e n d«" von Franz Rothenfelder, das zur Uraufführung kam, ist noch zu wortreich und enthält noch viel zu viel Verstandesmäßiges. Ein« dramatische Lyrik, in d-r Form auf wenige stimmunggebcnde Worte konzentriert(etwa im Stil von August Stramm ), im Inhalt ganz auf Gefühl und Empfindung gestellt, würde dem Sprech-Chor erst die Handhab« g:ben. die ganz« Fülle seiner Ausdrucks- und Wir- kungsmöglichkeiten zu entfalten.

,öismarck� als Ausstattungsstück. Die Berliner Nationalisten, d. h. die allerun intelligenteste Schicht von ihnen, die Bäuche, haben wiedcr ein Mekka . Der arm« Emil Ludwig , immerhin ein Schriftsteller und Essayist von einigen Qualitäten, dachte sicher nicht, daß er berufen sein werde, es ihnen zu schaffen. Zu seinen Ehren soll angenommen werden, er ist un- schuldig, daß wie und w o dieserBismarck ", seiner Trilfrgie erster Teil(Boll und Krone), in Berlin gespielt wird. Das Apollio- Theater, einst ruhmvoller Prcmierenboden vieler Paul-Lincke - Operetten, kann unter seinem Direktor James Klein mittelmäßigstes Aiisstattungstheater, geaicht auf alle Nuditäten in Chor und Sta- tisterie, führt LudwigsBismarck " unter eigenhändiger Regie be- sagten James K ein auf. Daswelthistorische Schauspiel"(im Apollo-Theater lokalpatrio- tisch) führt in die Zeit von Bismarcks Aufstieg, behandelt anekdotisch undramoft'ch di« Verfassungskonflikte, den Kampf Bismarcks mit und gegen Boll und Krone. Der alte Wilhelm kriegt Leibschmerzen von- weoen des- Eides auf die Verfassung, Bismarck bemüht sich um die geeignet« Auslegung dieser Verfassung, der liberalere Kronprinz warnt. di-' England verschwägerte We-blichkeit intrigiert. Lassalle unterhä't sich mit Bismarck (übrigens die einzig« dramaiisch bewegte S-,' des ganzen Stückes), Landtagsauflösung: nach dinlomatischem Svicl mit Oesterreich Krieg mit den Dänen, Düppel, historisches Eckfenster, Wachtparade Schluß. Man kann sich vorstellen, daß dieses Stück Historie, neutral von sehr guten Schauspielern unter einer sehr qe- schickten Regie gespielt, seinen Eindruck nichl verfehlen würde. Im Apollo-Tbeater wird ein Schauüudenzauber mit ech.en Uniformen, Blechmusite zum Entzücken aller Spießer, dynastischer Gloriose, di« auf jeden Unbefangenen nur im höchsten Grade lächerlich wirken muß. inszeniert. Ernsthast« Kritik wüßt« es ablehnen, sich Vit fade»

Ein Gespräch mit Srocköorff-RanHau. Tie deutsch -russischen Beziehungen. Der Redakteur vonSvensk Handelstidning " in Stock­ holm , Herr Waldemar L a n g l e t, weilte im Oktober in Moskau und berichtet jetzt in feinem Blatt über ein Gespräch, das er damals dort mit dem deutschen Botschafter, Grafen Brockdorff-Rantzau, hatte. Der Berichterstatter fragte: Was soll man über di« führenden Männer, ihre Politik und deren Zukunft denken? Meinen Sie zum Beispiel, daß es zum Kriege kommen könne, wovon schon einen Monat lang alle Leute hier reden in Petersburg und in Moskau , im Norden und Süden, in der Hauptstadt und in der Provinz? Der Botschafter antwortete: Ich meinerseits glaube nicht daran: die Leute sind ja viel z u klug dazu. Wohl finden sich unter ihnen einige Hitztöpfe, di« vor allen Dingen Europa bolschewifieren wollen; da- bei hilft ihnen die Torheit einer Macht und eines Mannes, die ich vielleicht nicht näher zu bezeichnen brauche, aber auf die die Per- antwortung fällt, wenn in Deutschland der Boden für den Kcm- munismus bereitet wird. Im übrigen wird es in Deutschland nie- mals zu einem Kommunismus im russischen Sinne kommen und insofern betrügen sich Herren wie Sinowjew und Kollegen selber, wenn sie es glauben. Der Berichterstatter fragte weiter: Glauben Sie, daß eine wirtschaftliche Annäherung von Deutschland an Rußland für beide Bölter ersprießliche Folgen haben wird? Der Botschafter erwiderte: Ich habe schon vor dem Welttrieze die Auffassung vertreten, daß das deutsche und da? russische Volk aufeinander angewiesen sind; nicht erst das furchtbar« Unglück, das im Jahre 1914 über die Well hereingebrochen ist, hat mich zu dieser Ucberzeugung geführt; denn die Arbeitsgemeinschaft Deutschlands und Rußlands ist nicht nur in der Schicksalsgemcinschaft beider Völker begründet. Ucbri- gens, was hier von unseren Leuten angefangen wurde, gedeiht schon recht gut, ich verweis« auf die großen Landkonzes- sionen an Krupp u. a. und ich glaube, daß die Erfordernisse des praktischen Lebens geeignet sein werden, prinzipielle Gegensätze, soweit sie noch bestehen, auszuzlsichen. Persönlich schätze ich di« Russin außerordentlich hoch, besonders sympathisch ist mir. daß sie nichts Kleinliches haben. Wenn sie bei ihren großen Zielen bisweilen die praktische Durchführbarkeit au» dem Auge ver- lieren und sich in der Verwaltung Mangel an Organisation fühlbar weicht, so wird das sieher anders werden, aber man braucht Geduld. Wer das Organisationstalent der Russen kritisiert, soll nicht das«norme Reich vergessen, über das ssch die Macht der Sowjetrsgierung ausdehnt. Im übrigen bestreiten die Russin silbst nicht, daß sie in dieser Richtung noch manches zu lernen haben, und sie verweisen mit Recht darauf, daß man ihnen von außen bish-r keine Ruhe gelassen hol sich im Innern friedlich zu entwickeln, und daß nicht alle Mächte ein uneigennütziges Interesse an dem Wieder- aufbau des russischen Reiche? haben. Im Verlauf des Gesprächs kam Graf Brockdorff-Rantzau wiederholt auf den Frieden von Versailles zurück, den Deutsch- land nach seiner Ueberzeugung nicht hätte unterschreiben sollen. Dabei sagte er u. a.: Es war nicht die Schuld des deutschen Volkes, wenn es im Kamps« unterlag so war es nämlich» H err Ludendorff mag dazu sagen, was er will, die ganze Krcft des deutschen Volkes war durch die unerträgliche Last des f-zeft- jährigen Krieges gegen eine ganz« Welt total«rschövst, das deutsche Volk hatte ja schon Undenkbares geleistet und ein« Möglichkeit, fort, zusetzen, bestand nicht. Ueber die Tätigkeit des deutschen Botschafters in Moskau äußert sich der schwedische Berichterstatter mit Worten hoher Anerkennung.__ Benesch als völkerbundresereut für die Abrüstungsfrage. Der Rat des Völkerbundes hat in der letzten Sitzung beschlossen, Dr. Be- nesch, der vom 1. Januar ab in den Bölkerbundrat eintritt, die Be, richterstattung über die Abrüstung zu übertragen, während das Re- ferat bezüglich der Saorangel«g«nhe!ten, welches sein Vorgänger ebenfalls innehatte, Italien übertragen wurde.

Geschmacklosigkeiten dieses Niveaus zu beschästigen. Interessant ist vor allem das Verhalten des Publikums, das, anscheinend von allen nationalistischen Verbänden ausgemustert, dos Ttjeater, füllt. Bei sidem Faustlchiaa, den das Volk durch Iunkerkaste und Militärs erhält, erhebt sich raulchendcr Beifall. Für jede Oh-rfeige wird dankend und mit Bravo quittiert. Und man versteht das Empfinden: di-fe leiden, was sie verdienen: Bei welchen Stellen mag übrigens die rührig« Claque den Zluftrag erhalten haben, das Signal zun, Beifall zu geben? Der Rezensent sah einen Logenschließer, der in Gemeinschaft mit der Toilettenfrau begeistert die Hände pauken(ieß. Der Hauptdarsteller, Hans Mühlhofer , spielt Bismarck nach dem Klische« der Geschichtsbücher für die untersten Klassen, in der Haltung, wie er in Castans Panoptikum zu lehen war, mit Pollasch, Fäusten und Radau. Der alt« Wilhelm, Richard Starnburg, weich und bedenkend, wie ihn Ludwig gezeichnet. Affred Haas« gab Ferdinand Lassalle einen guten Charakterkopf. Er war der einzige, der die anderen überragte. Das übliche Ballett, das man sonst hier vermißt hätte, wurde durch einen Feckeltanz bat Hofe er­setzt, wobei man laga-r die zarten Beine der Fräuleins unier ihre» Reifröcken beträchtlich zu sehen bekam, was immerhin der Rote und dem Ruf dieses Theaters entsprach. Einziger Lichtblick vielleicht, ein kleiner einoalegter Grotesktanz der begabten Hilde Arndt. Es wäre gut, von dem Dichter Emil Ludwig zu hören, wie weit er mit dieser Aufführung seines Bismarck einverstanden ist. K dt.

Vorsicht beim verbrennen der Weihnachtsbäume! Wenn man den Weihnachtsbaum im warmen Zimmer stehen läßt und dann dessen Lichter, wie es ja vielfach Sitte ist. zu Silvester oder Neujahr noch einmal anzündet, soll man recht vorsichtig sein, daß die m-ttier- weile stark vertrockneten Nadeln und Aeste des Baumes nicht Feuer fangen. Noch viel vorsichtiger muß man jedoch sein, wenn man den Baum nach demPlündern" im Ofen verbrennen will; denn hier- bei geschehen nicht selten heftig« Explosionen, durch die der Ofen stark beschädigt werden kann. Schon an kleinen Aesten des Baumes kann man di« Beobachtung machen, daß sie sehr schnell und unter lai'tem Krachen und Knistern verbrennen. Steckt man jedoch größere Zweig« und viel« auf einmal in den Ofen, so geht die Ver- brennunq mit so'cher Gewalt vor sich, daß ihr silbst ein qutqebo:ter Ofen nickt imme? stondzi'balten vermag. Die Ursicke ll-'-'t in«m betröchllichen Gehall der Nadeln an Harz , das große Mengen von Kohlewasserst vif birgt. Beim Erhitzen oder Verbr on der Nadeln u-rbind«l sicb der aus dem Harz enGzeich«., g Wasserstoff mit dem im Osiainnern befindlichen Sauerstoff, und ans dieser Verbindung entstehen dann Gase, die be! stärkerer An- bäusuna sibr leicht explodieren. Will man daher den Va-m im Ofen ode-- H-'rd verbrennen, da er ja tatsäch'ich ein m tes Brenn­material darstellt, so verbrenne man lerne einzelnen Teile nach und nach und lcki-be immer«-st neues Astwerk nach, wenn das eckte ab�branni ist. Auch verbrnV e man zn starken L«ftjptzr-n; weil durch das starke Ziehen der Z"strom des S-'nerstosts vermehrt und damit die Bildung der Explosivstoffe begünstigt wird. tusllplelbovs. Die Eiilalistühruna von.Kaiser Jona«' durch HI« Truppe ist aus den«. Januar»erscha»«»