Ib. 17 ♦ 41. Jahrgang
1. Heilage ües vorwärts
Lrettag, 11. �anaar 1424
Die Eingefrorenen. Kajüte»»zauber.— Berlins„Seeleute" im Winterquartier.
Oft tft an dieser Stelle über die Menschen der Großstadt ge- sprachen ivort»en. Wir haben Berliner Mietskasernen geschildert, in denen Not und Krankheit zu Hause sind. Hoben ineiter einzelne Berufsar�en zu Worte kommen lasten und wolle» heute einer Kate- gorie von Menschen, die sür unser Volksleben eine wichtige Rolle spielt, einige Zeilen widmen: den Schi ff e r n. Gerade jetzt zur Winterszeit, von deren Macht wir schon einige kleine Kostproben erhalten haben, lohnt es sich, in die Kajüte eines Kahnes hinabzusteigen, um sich zu wärmen und auch um zu sehen, wie der Schiffers- mann seine Zeit verbringt, wenn er im Eis« der Großstadthäfen und KanA« festliegt. fluf dem Gbstkahn. Ob wir zum Mühlendamm oder zum Osthafen oder nach Neu- källn am Wasser gehen, bleibt sich gleich. Ueberau bietet sich dasselbe Bild. Still und verlassen, eng geschmiegt an die Uferstraße, liegt der große Obstkahn da. Ganz in Schnee und Eis gedeckt, rühr er sich von seinen großen Fahrten aus und träumt vom Böhmerroalde, wo so oft die Reise hingeht. Bald, wenn die Sonn« ihre Kraft entfaltet und Schnee und Eis dann ihre Machtlosigkeit einsehen müssen, soll«z aber wieder weitergehen. Dann spuckt der Steuermann in die Hand, der Bootsmann tut's ihm nach und der Winterschlaf ist vor- über. Vorläufig ist es noch nicht soweit. Alles ist noch vereist. Steuermanns Bekanntschaft ist schnell gemacht. Als wir zur Kajüte hinuntersteigen, mahnt er immer wieder zur Vorstch', denn es ist .lausig glatt". In der Kajüte selbst gibt es weitere Bekanntschaften. Der zweite Bootsmann ist eine echte Hamburger Seele. Der Raum ist ziemlich groß und bietet eine bequenre Schlafoelegenheit für vier Personen. Ein Ofen sorgt in der Winterszeit für angenehme Zimmerwärme. Sonst ist nur das Notwendigste vorhanden. Jeder Bootsmann, der übrigens seine Arbeitsstelle, oft wechselt, bringt das ivenig«, das er braucht, i» einem Bündel mtt und fertig ist die Einrichttmg. Anders ist es auf den Getreide- und Kolonialwaren- kShueo. Hier hat man zwei Kajüten zu unterscheide p. In der vorderen, der.Buhe", schläft das Schiffspersonal, die höchst einfach wohnen, während die hintere die.Bude" genannt, vom Schiffseigner, der gleichzsitig Sdeuermann ist, und das Steuermannspatent haben muß, bewohnt wird. Hier finden wir oft komfortable Einrichtungen. Aber zurück zum Obst- kahn. Boa der Kajüte au» führt eine Tür in den eigentlichen Zrochtenraom. die Ladung. Kälte empfängt uns:„Ja sehen Sie," meint der Steuermann, der von Kindheit an auf dem Wasser liegt,„wir müssen hier für«in» gleichmäßige Temperatur sorgen, die Aepsel, die hier lagern, dürfen ihre schöne blanke Farbe nicht verlieren. Wollen wir jetzt unsere Ladung löschen, so würde ball» olles hin sein. Das Deck darf nicht abgenommen werden, nur geringe Mengen köimen durch die Kajüte ins Frei« getragen werden. Es dauert eine Weil«, bis man den Rumpf des Kahnes, der eine Läng« von 40 Meter Hot und in der Breit« etwa 4% Meetr mißt, durchwandert Hot. Links und rechts von uns liegen in Buchten, die bis zu S0 Zentner fassen, die Herr. lichsten Aepsel, alle„schön blank".„So müssen sie sein", sagt der Steuermann und. führt weiter. Dieser Obstkahn oder auch Finow- Moßkahn genannt, saßt im Durchschnitt etwa Zl0 Tonnen, also über 4000 Zentner im Gegensatz zu einem Elbschii'ahrlskahn. der Ge- treide, Kolonialwaren usw. befördert und bis 20 000 Zentner tragen kann. Bis zu S000 Zentner Fracht gehört ein Bootsmann auf den Kahn. Ist die Fracht jedoch größer, so müssen zwei Bootsmnnner außer dem Steuermann vorhanden sein. Jeder Hafen hat Agen - tuten, die sich mit der Vermittlung von Frachten befassen. Ueber die Art der Bezahlung bestand in der Vorkriegszeit nur die freie
Vereinbarung. Nach dem Kriege sind Tarif« geschaffen morden. Die Bezahlung der Frachtgebühren richtet siä» nach dem Wert und der Schiwere der Ware. Sind wertvoll« Waren geladen, so hol der Schiffseigner ein« große Veran'wortung übernommen und muß eine entsprechend höhere Frachtgebühr erhalten. Bevor ober der Kaufmann sein Gut dem Schiffer anvertraut, muh dieser«in„Attest" von der Bersicherungsgeseilschaft vorweilen, die dos Schiff auf feine Bau- ort hin versichert bat. Hat der Schiffer seinen Kahn vvllgeladen, so segelt er nach seinem Bestimmungsort ab. Nachdem hier die Ladung zur Löschung gelangt ist, bemüht er sich nm eine neu« Fracht, um nicht leer zum alten Hafen zurückzufahren, was jedoch nicht immer gelingt. Winterquartier im Eis. Im Winter besteht«in Schiffsverkehr so gut wie gar nicht, da die meist vereisten Gewässer. jeden Verkehr unterbinden. Aus d-c Elbe sind dann die großen Eisbrecher am Werk«, um die harte Deck« zu brechen. Doch kann trotzdem nur teilweise gearbeitet werden. Und so ist der Schisser zum Nichtstun verurteilt. Süßes Nichtstun? Der Schiffer hat, wenn man ihm diese Frage vorlegt, mir«in Lächeln übrig. Nur wenig« sind so begütert, daß sie den Winter über angenehm leben können, während die Mehrzahl nicht weiß, ivoher sie den nötigen Lebensirnterhait nehmen soll. Nehmen wir an, der Kahn ist eingeftoren. Der Schiffseigner hat versucht, irgend- einen größeren Ort zu erreichen, um dort anzulegen. Sein Plan gelingt ihm aus verschiedenen Gründen nicht."An irgendeinem sür das Wirtschaftsleben unwichtigen, ojt sehr kleinen Dorf muß Halt gemocht werden. Run muß der Schisfer an Land gehen und nach Beschäftigung Umschau halten, was ihm oft, noch dazu, wenn es ein abgelegenes Fleckchen Erde ist, sehr schwer fällt. Dann ist die Zeit gekommen, wo Schmalhans den Posten des Küchenmeisters«in- nimmt. Doch ein Schiffer verliert auch bei solchen Vorkommnissen nicht den Mut,— weil er eben«m„fahrender Gesell« ist. Von Kindlzeit an auf dem Wasser, sind die Leute an Entbehrungen ge- wohnt und vermöge» auch viel zu ertragen. Vergessen soll aber nicht werden, daß es auch Schisser gibt, die irgendwo im Lande eine kleine kBirtsibaft besitzen und diese im Winter beziehen. Auf dem verlassenen Kahn befindet sich dann nur eine Wache. Auf ihrer Wirtschaft schlachten die Schifferleut« dann ein Schwein und beschaffen so«in Teil der Winterzehrung: doch sind die wenigen Glücklichen, die sich diesen Luxus erlauben köimen, zu zählen. Di« anderen, die das nicht können, müssen aus ihrem Kahn verbleiben und das Tauwetter abwart eu. Erimurt soll noch daran werden, daß viele Schiff« ihr« Kähne ausschließlich als Lagerräum« verwenden und den Hafen höchst selten verlassen. Di« Winter- zeit wird weiter dazu benutzt, die schulpflichti»«» Kinder fleißig in die Schule zu schicken, da es ja im Sommer infolge des wechselnden Aufenthaltsortes mit dem Schulbesuch hapert. 4 Soviel über dos Leben und Treiben der Schisfersleute im Winter. Man sieht also, daß auch diese um iher Existenz zu ringen haben. Wenn wir nun so einen Kahn im Eisen liegen sehen und«in feiner blauer Rauch aus den Kajütenschornstemen gen Himmel steigt, so ist damit noch lang« nicht gesagt, daß hier Wohlstand herrscht. In Frieden szeit4n I)a* ein so beschriebener Kahn mit seinen Ausrüstungs- gegenständen„nur" 10 000 M. gekostet. Eine Smnm«, die uns heut« gering erscheint und doch in Friedenszeiten einiges bedeutete. Zieht man jedoch in Betracht, daß ein Kahn im Durchschnitt nur eine Lebensdauer von acht bis zehn Iahren hat und schon nach dem vierten Jahre großreparaturbedürftig ist, so ändert sich die Anschau- ung des Laien. Biel « Schiffer, die nicht imstande sind, sofort den Kahn zu bezahlen, nehmen ihn auf Abschlagzahlung. Sie haben
ab« auch zu kämpfen, um da» Geld auszubringen, zumal des öfteren ein schlechtes Geschäftsjahr— wozu auch das Jahr 1923 gezählt wird— eintritt. Mancher oll« ehrlich« Schifter, der im Zeichen der Abschlagszahlung Schiffseigner geworden mar, mußt« unter dem Zwang« der Vcrhällniss« vom„eigenen" Kahn wieder Abschied nehmen.... Die enttäusthten Spatzen. Der Schnee liegt überall auf den Straßen und Plötzen. In den Straßenzügen, wo wenig gefegt wird, ist er jetzt auf dem Fohrdamm fest und glatt gewalzt. Die Stodtfpatzen baden den Aerger und den Rachteil. Co manche Lrottind«, so manches Körnchen und vielleicht mancher fetter Bissen ist eingeschneit. Die Vögel hungörn wie die Menschen. Mitten aus dem Fahrdamm liegt ein kleines lzartes Stück Brot. Eine große Schar Spatzen, recht temperamentvoll schilpend und piepsend, sitzt ringsum. Das Seitsame ist, daß sich erst nach einer ganzen Weile ein Spötztein an das Brot heranwagt. Kaum hat es einen Schnabelhieb hineingetan, da stürzen sich die anderen wie wild auf den armen hungrigen Kerl und jagen ihn weg. Genau so geht es einem zweiten und dritten. Der Zank geht immer lustig weiter. Sie werden mil der Teilung nicht einig. Vielleicht haben sie auch gor kein Interesse an der Einteilung. Eine all- gemeine Schlägerei und Rauferei um das Stück Brod beginnt. Paßt einer den günstigen Moment ab und will mil dem Brat- krümel im Schnabel davonfliegen, so muß er es bitter büßen. Un. zählige Schnabelhiebe prasseln solange auf ihn nieder, bis er es wieder fallen läßt. Einer gönnt dem anderen nichts. Nun ober kommt ein schwerer Kohlenwagen dahergesahren. Die Pferde keuchen und schwitzen. Nur schwer kommen sie mit der Fuhre vor- wärts. Lustig läßt der Kutscher seine Fuhrmornispeitschc knallen. Erschreckt stiegen sämtliche Spatzen aus und lassen sich auf einem nahen Baum nieder. Scheinbor in friedlicher Eintracht sitzen sie auf den kahlen Aesten. Oben, unter- und nebeneinander. Endlich ist der Wagen vorüber, und es kommt wieder Leben in die ganze Spatzengesellschaft. Alle stiegen geschwind zu der Stelle, wo die Brotrinde gelegen hat. Aber so sehr sse auch ihre Köpfchen nach ollen Seiten drehen, hin- und herhüpfen und mit ihren klugen Aeuglein jede Stelle absuchen, alles ist vergebens. Das Brot- stückchen ist und bleib» eben verschwunden. Aber an der Stell«, Iva es gelegen hat, läuft eine breite und tief in den Schnee gepreßte Radspur. Als die Spätzlein das merken, piepsen sie traurig. Einer scheint dem anderen Vorwürfe zu machen. Sie mußten sich mit dem Ausgang ihres Bruderkrieges abfinden. Die Schuld hatten sie selbst. Die Einsicht kam zu spät. Mit hungrigem Magen flogen sie davon. Und indem man über das soeben Gesehen« aus dem Leben der armen kleinen Proletarier aus dem Tierreich nachsinnt, merkt man plötzlich, daß da? hormlos aussehende Ereignis ein Symbol ist, ein Gleichnis. für einen ganz ähnlichen Vorgang in der menschlichen Gesellschaft. Wer da ober die armseligen Spatzen sind, und wer der Kohlenwagen, da, braucht nicht erst ausdrücklich gesagt zu werden. Nur möchte man die Hoffnung nicht ausgeben, daß die Menschen doch endlich«in bißchen klüger werden als die Spatzen. Wegen eines großen Brandes wurde die Wehr Donnerstag abend in der siebenten Stunde nach der Berner Straße 7 alarmier». Dorr stand derDachstuhldesMietshaufes mit den Boden- verichlägen in solcher Ausdehnung in Flammen, daß der leitende Feuerivehrinqenieur gleich mehrere Schlauchleitungen vornehmen ließ. Ueber die schon total verqualmten Treppen wurden allem drei Rohre von Motorspritzen mit Erfolg verivendet. Die Flam-. men hatten so reich? Nahrung gefunden, daß die Löschzügc erst noch angestrengter Tätigkeit des Feuers.Herr wurden. Der Dachstubl muß vollständig erneuert werden. Zahlreiche unversichert« Mieter erleiden erheblichen Schaden.
Copyrltht Qeorx Malier, MCnchea.
«9]
Die Lofotfischer. Roman von Johan Loser.
„Siehst du ein Boot?" fragte der Alte. Er beschattete aus aller Gewohnheit die Augen mit der Hand und blickte nach der richtigen Seite. „Ja. nein— doch, dort ist ein Dampfer. Und dann ein Schiff. Aber ich sehe kein Losotboost" „He!" Der Alte wurde ganz ärgerlich.„Sie können doch nicht mehr well entfernt seilt. Du mußt besser schauen!" „Ja, aber du gehst jetzt wohl lieber wieder ins Haus, Vater. Wir können ein andermal wieder hergehen." „Nein, wir bleiben noch eine Weile hier. Höre, du mußt doch das Haus aufräumen. Und du hast doch ein reines Hemd für Kaneles?" „Ja, ja, aber..." Und sie wandte sich ob und entfernte sich ein paar Schritte von ihm. „Was weinst du denn? Ist dir nicht wohl?" „Doch. Vater." Sie wischte sich die Augen, so daß sie wieder auf den Fjord hinaussehen tonnte, und da plötzlich begann sie hinaus- zustarren!- Weit draußen im blauen Meer war ein Segel aufgetaucht. es war hoch und viereckig, und dort— dort ist noch eins. Das eine ist weiß, das andere lohfarben. Da ist noch eins. Sie steuern auf den Fjord zu. vom Meerwind getragen. Da sind noch mehr. Eine ganze Schar, und jetzt ist kein Zweifel mehr, daß es Lofotboote sind. "Vh!", „Was ist? Siehst du etwas? „Ja. jetzt... jetzt kommen sie! „Wirklich? Kommen sie? Siehst du es deutlich?" „Ja. jetzt kommen sie." �. „Hehe! Natürlich! Jetzt kommen sie! Er beschattete die Augen mit der Hand und starrte auch hinunter, aber er sah nur seine eigenen Erinnerungen. Hier hatte er so manches Mal gestanden, als die Augen noch anders gewesen waren., Und jetzt sah er den blauen Fjord mit all den hellen segeln, »nd auf einem der Boote war Kaneles. Das ganze ist eine Erinnerung, und er sieht es klar wie den Tag vor sich. „Der Weg durch den Fjord ist nicht weit, sagte er.„wenn sie solchen Wind haben. Geschwind, Mädel, räume auf. Und mach dich selber auch schön. Und ich, ja, mir tut auch eine Reinigung not. Komm jetzt, mir müssen uns beeilen." � Das junge Mädchen wagte nicht, sich zu sträuben, sie
brachte es nicht über sich, ihn an das zu erinnern, was er isa gut wußte wie ste. Aber der Vater wurde alt. Llft» wusch sie die kleine Stube auf und dorm schmückte
«den
sie den Vater, der durchaus den Sonntagsanzug anziehen wollte. Wenn er nur nicht auch den tollen Einfall gehabt hätte, an den Strand hinunterzugehen, um Kaneles zu empfangen. Er verlangte, sie solle den kleinen Falben einspannen, der den ganzen Winter im Stall gestanden hatte, weil keiner ihn ge- braucht hatte. Im Herbst war es die Absicht gewesen, ihn zu verkaufen, aber Kaneles hatte ihn so sehr geliebt. Und schließ- lich gab sie dem Alten auch hierin nach, es konnte nicht schaden, die Kameraden zu treffen und zu hören, was sie von dem Bruder zu erzählen hatten. Und dann brachten sie vielleicht seine Kiste mit und einige Kleider. Dos kleine, zottige Pferd war geblendet vom Licht, als es endlich den Kopf aus dem dunklen Stall herausstreckte. Aber sie spannte es ein, und eine Weile später saß sie im Schlitten in dem Mantel ihrer verstorbenen Mutter, sauber gewaschen und mit zwei dünnen, gelben Zöpfen, und fuhr die Höhen hinunter, während der Bater hinten saß und sich fest- hielt. Aber weiter unten mußten sie den Schlitten stehen lassen und sich einen Wagen leihen. � Die Leute sahen dem Gefährt nach. Sie wußten, wo der� Alte hin wollte. Es war noch immer mildes und sonniges Wetter, und in mehr als zwanzig Hütten am ganzen Strande standen Leute »nd starrten aufs Wasser, als die ersten Segler bei der Land- zunge austauchten. Seltsam war, daß Andreas Ekra noch nicht hier war. Aber Gott ist sonderbar. Aus Folla hatte eine Woge ihm die Reling zertrümmert, so daß er an Laird gehen und sein Boot flicken mußte. Und d'e Leute erkannten, daß es so bestimmt war,— er sollte nicht vor den anderen ankommen. Immer mehr Segel, sie steuern in den Fjord hinein, sie wollen nach den Fjorddörfern weiter drinnen. Aber jetzt dreht eines bei, das ist„Meerleuchten", das ist Per Suzansa. Dos erste Lofotboot schneidet durch die Bucht, und denen, die am Strande stehen, ist es, als bekämen sie alle miteinander Besuch. Und noch eines Das ist endlich Andreas Ekra auf dem „Sturmvogel . Die Leute kennen das Boot und sagen, daß es Andreas ist. Er holt die Schote an und fährt um die Landzunge herum, daß der Gischt nur so sprüht. Und jetzt kommt noch eines— das ist die„Robbe", die am tiefsten hinein muß und deshalb einen so großen Bogen macht. Geschwellte Segel. Gischt am Bug,— da sind sie. Und da kommt einer mit loh- forbenen Segeln, das ist die„Meerblume", die eine scharfe Wendung macht, daß das Wasser aufzischt. Jetzt kommen sie aus den Hütten berausgelaufen. Kinder stürmen an den Alten vorbei, die an Stöcken dojherhumpel». Schwarz ist es von Menschen in der Nähe der grauen Boots» schuppen. Und jetzt drehen die Boote bei, Segel werden herab- gelassen, Anker klaischen in die See, und bald kommt die erste Jolle an Land gerudert,
Am Strande ist der Sand vom Meerwasser reingewaschen und von Sonne und Wind getrocknet, und ganz oben am Grashang liegt ein brauner Tangstreifen. Der Strand sieht so freundlich aus für den, der lange fort war und jetzt heronr rudett. Und nun steigt Kristaver aus der Jolle, und. seine alte Mutter mit der Brille empfängt ihn. Es ist nicht das erstemal, daß sie den Sohn willkommen heißt, aber jedesmal ist es ihr wie ein Geschenk von Gott und dem Meere. Und der weiter- gebräunte Mann möchte ihr gern die Hand geben, aber er hat ja schon einen Jungen an jeder Hand, und so geht er den Strand hinauf. Er hat Marja mit dem Kleinsten auf dein Arm oben am Bootsschuppen gesehen, sie drängt sich nicht vor, aber heute ist sie für ihn die erste von allen. Und sie— sie sieht ihm entgegen, bleich, mit bangen Augen. Sie bekommt ihn noch einmal wieder, aber was hilft das, wenn er im näch- sten Winter wieder fortgeht: er kommt ja nur auf Besuch. Kristaver hat ein ganz sanftes Gesicht. Es ist so viel ge- chehen, seit sie sich zuletzt sahen, und jetzt möchte er sie am lieb- ten umarmen und ihr sagen, wie gut sie ist, und daß sie alles ö treulich verwaltet während seiner Abwesenheit. Aber hier ind so viele Augen.„Guten Tag!" sagt er nur.„Du gehst ja hier wie ein Mann umher!"—„Ja, guten Tag," sagte sie und lächelte mit der kurzen Oberlippe.„Willkommen daheim!"— „Danke!" sagt er und möchte die winzig kleine Hand des Kindes fassen. Nein, wie groß und hart seine eigene ist und wie klein und weiß die des Kindes.„Ja, hast du denn Angft vor deinem Bater?" sagte er.„Nein, hast du mich vergessen? Ja, wahrhaftig, er hat mich vergessen," und er lacht, während das Kind heutt und der Mutter Hals umklammert. Lars mußte mit der Jolle an Bord und die anderen hole». Er hatte geglaubt, bei de? Heimkehr werde sich alles nur um ihn drehen, aber nun war er ein Nichts hier am Strande, Dater und Mutter hieß es immerfort. Und Oluf tat. als seien sie beide ganz gleich, aber der Junge mußte doch einsehen, daß' er sich von jetzt an in allen Dingen nach dem älteren Bruder richten mußte, der doch ein Lofotmann war. Da stand Henrik Rabbens Frau, groß und schmuck, in schwarzem Kleid und hellem Halstuch, und jetzt kam Henrik auf sie zu und war ganz verlegen, als er sah, wie hübsch sie war. Gurina Aasan brachte Kaffee in einem Gesäß sür Arnt, und sie zog ihn gleich hinter den Bootsschuppen, damit er etwas Warmes genießen könne. Keine Umarmung, kein Händedruck. Mann und Frau stehen sich in kleiiiem Abstand gegenüber und sehen jich an. und beide lächelten und versuchten etwas Alltägliches zu sagen.„Nun. du gehst bei dem schönen Wetter spazieren!" sagt er.„Und du segelst!" sagt sie. Biel - leicht atmeten sie etwas tiefer als gewöhnlich und ans den Gesichtern lag ein eigenes Licht. Ein Winter ist vergangen und sie haben viel erlebt» die zu Hause blieben und die fort waren. �Fortsetzung folgt.)