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Was kann unter diesen Umstände» getan werden. Der kommenden Arbeiterregierung sind zwei Aufgaben ge- stellt: die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, der Woh- nungsnot und die Verbesserung der Sozialoersicherung im Innern, eine Politik des Weltfriedens nach außen. Die erste Aufgabe stößt sofort auf die Schwierigkeit, daß nach alter Tradition das englische Parlament bis zum Monat März das Budget für das kommend« Jahr beschließen muß; die Arbeit der Aufstellung des Staatsvoranschlags ist bereits ziemlich weit gediehen und einschneidende finanzielle Neuerungen, Ab- Änderungen des Finanzfystems und hohe außerordentliche Ausgaben sind in der Kürze der Zeit um so weniger möglicb. als das Erbe der konservativen Regierung ein immerhin nicht unbeträchtliches Defizit sein dürfte. Mit den Schulden der bür- gerlichen Regierungen insbesondere den kolossalen Kriegs­schulden belastet, tritt die Arbeiterregierung an die dran­genden sozialen Forderungen heran. Aber erst recht, wie sie die z w e i t e Ausgabe erfüllen wird das ist es, was die Blicke der ganzen Welt, der Bürger- lichen wie der Arbeiter, in England und anderwärts je nach- dem, hoffend, ängstlich, erwartungsvoll auf die englische   Ar- beiterregierirng lenkt. Daß sie die russische   Regierung ossi- ziell anerkennen wird, ist eine ausgemachte Sache selbst für die englischen Konservativen, deren klügere Kaufleute ja längst auf das russische Geschäft lauern, und es ist nur fraglich, rb hier Macdonald wirklich noch der Erste sein wird oder ihm nicht am Ende Poincar«; und Mussolini   zuvorkommen. Was die übrige europäische   Politik anlangt, so erwarten ernsthaste Bürgerliche   nicht jene schwindende Schar unentwegter Deutschenhasser, die heute noch der verstorbenen Entente nach- weinen die Rückkehr zu Englands traditioneller Politik der Aufrechterhaltung, nein, der Wiederherstellung des vom französischen   Imperialismus zertrampelten e u r o p S i- sehen Gleichgewichts. Zu diesem Zwecke empfehlen manche eine Annäherung an Italien   und Spanien  , auch an chclland und die Nordstaaten«ine Idee, die ebenso sehr in den herkömmlichen Gedankengängen der alten Diplomatie be- fangen als von der wachsenden Mißstimmung gegen Frank- reich diktiert ist. Den Sozialisten liegt selbstverständlich eine Bündnis- und Einkreisungspolitik nach unseligem Muster völ- liz fern Ihr Ziel ist die B e r st a n d i g u n g m i t D e u t s ch- land und Frankreich   auf internationaler Basis; eine Absicht, deren Erfüllung nicht zuletzt von den kommenden französischen   Wahlen abhängt. Aber England ist nicht nur eine europäische Macht. Seine außereuropäisch« Politik ist um so bedeutsamer, als dort die eigentlichen Interessengebiete und Reibungsflächen des impe- rialistischen Ausdehnungsstrebens liegen und die Stellung einer Arbeiterregierung ist um so schwieriger, als sie selbst- verständlich sofort alle Hoffnungen und Forderungen der unterdrückten Kolonialvölker weckt, die in ihr den Berfechier der Befreiung, der nationalen Selbstverwal- tung begrüßen. Das schafft ein« besonders heikle Lage in Indien  , wo die konservative Regierung zuletzt noch allerlei Unruhe angestiftet hat. Man darf gespannt sein, ob es der Labour Party   in der Zeit, die ihrer Regierung gegönnt fein wird, gelingt, die brutale Kolonialpolitik der englischen Bour- geoiste. die furchtbare Ausbeutung der farbigen Arbeitskraft durch den britischen und den entstehenden nationalen Kapita- lismus durch eine Politik der Versöhnung, des Arbeiterschutzes und der Gleichberechtigung zu ersetzen. Es ist, im Weltmaßstab gesehen, das größte und gefährlichste Problem.
Der englische   Fraktioasoorsiand unverändert. In der gestrigen Versammlung der parlamentarischen Arbeiterfraktion wurden die diesjährigen Dorstandsmitglieder der Parlamentsgrupp« ein« stimmig wiedergewählt. Ramfay Macdonald bleibt Vorsitzender der Parlamentsgrupp«, C l n n e s und Thomas stell- vertretende Vorsitzende und Henderson Generaleinpeitscher. Ferner wurde beschlosien, daß die Arbeiterpartei, falls si« zur Kabinettsbildung berufen werben sollte, dieser Forderung statt- geben solle.
Kapitalisten im Nittelalter. Hermann Hieber läßt Im Verlag von R. Piper, München  , eine Studie über den Augsburger   Architekten Elias Holl   erscheinen, die den Vorzug hat, daß sie den Meister lebens- kräftig in sein« Umgebung stellt und ihn auch selbst zu Worte kom- men läßt. Hieber schilden das Augsburg  , in das Elias 5)oll herein- geboren wurde, folgendermaßen: Während für Nürnberg   die Renaissance einen Ausklang be- deutele, ist sie für Augsburg   der Höhepunkt seiner Kultur gewesen. Der Unterschied erklärt sich aus der wirtschaftlichen Sonderstellung der Handelsstadt am Lech  . Im 14. Jahrhundert geht der Handel ein Bündnis ein mit dem Gewerbsleben, vor allem mit der Weberei: Leinen-, Tuch- und Barchenterzeugung. Im IS. Jahrhundert kann er bereits zur Grundlegung von Syndikaten. Großhandelsgesellschaf- ten, übergehen. Die Beschaffung der Baumwolle aus Venedig   wird die Hauptaufgabe der Kaufhäuser. Noch«he die Namen W e l s e r und F u g ge r auftauchen, hält Enea Silvio Piccolomim, der Kanzler Kaiser Friedrichs III. und nachmalige Papst Pius ll Augsburg  für die reichste Stadt der Welt. Dos war 1458. In der zweiten Hälft« des Jahrhunderts emanzipiert sich das Geldgeschäft immer mehr. Von entscheidender Bedeutung ist dann der Anschluß der Augsburger   Großhandelshäuser der Welser und Fugger an Portu- gal und Spanien   gewesen die Elastizität, mit der sie, während das übrige Oberdeutschland mit Einschluß Nürnbergs   in den italie- mschen Bankerott hinabgerissen wurden, den neuen Kurs des Welt- Handels an den Küsten des Atlantischen Ozeans   zu nutzen oerstanden. In Lissabon   und Sevilla   erschienen im 15. Jahrhundert die Agenten der Augsburger   Handelshäuser und sicherten sich ihren Anteil am neuen Geschäft. Ja, sie rüsteten eigene Schiffe aus, um. wie der Stadtschreibcr und Humanist Konrad Peutinger   rühmte, als die ersten Deutschen   India zu suchen'. Di« Welser   gingen zur Kolonialwirtschaft über, legten 1525 eine Faktorei in San Do- mingo an und eroberten von dort aus daskleine Venedig  ', Vene- zuelä. Und wenn st« es auch nicht aus die Dauer gegen den Kon- kurrenzneid der spanischen   und portugiesischen Kaufleute halten konnten, so blieb ihnen doch der Gewürzhandel mit Südamerika  und Ostindien und zu Antwerpen   wie zu Lissabon   wußten sie ihre finanzielle Ueberiegenheit in die Wagschale zu werfen. Der Ausbau des Augsburger Bankgelchästs war das Werk der F u g g e r. Seit 1488 leitete Jakob, dessen Söhne in den Reichs- grafenstand erhoben wurden, nachdem er zu Venedig   seine Lehr- zeit durchgemacht, das größte deutsche   Handelshaus. Sein Bestreben ging dahin, den Metallmarkt Europas   zu beherrschen. In Ungarn  , Tirol und Kärnten  , ja selbst In Spanien   erwarb er mit den kapital- kräftigsten Landsleuten lm Verein die Erzgruben, seit 1498 gibt es in Augsburg   ein europäisches Kupfersyndikat. Die päpstliche Kurie, aber auch die deutschen   Kaiser ließen sich von ihm finanzieren. KarlV. hatte allen Grund zur Freundschaft mit Jakob Fugger  : hatte ihm dieser doch von den 800000 Gulden, mit denen die deutschen   Fürsten zugun- sie n des Hauses Habsburg b« stachen waren, zwei Drittel aus Augsburger Kassen verschafft. Während der Rat und die Kleinbürger von Augsburg   mit warmem Herzen für die Reformation stritten, organisierten die Fugger und Genossen die Feldzüge des Kaisers gegen dieselben Protestanten..,.
Der milöe Luther  . Durch die zweite Steuernotverordnung ist die V e- triebsabgabe und die Landabgabe vom 1. Januar ab aufgehoben worden. Darin liegt eine schwere Schädigung der Reichsfinanzen, obwohl gerade in dieser Zeit das Reich hohe Einnahmen braucht, um seine Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Aber was sollte denn Herr Luther tun? Herr Helfferich hatte bereits im August als Gegenleistung für den Plan der Roggenwührung die Aufhebung dieser beiden Steuern verlangt. Genosse Hilferdina wird von ihm auf das heftigste beschimpft, weil er sich diesem Verlangen stets auf das allerentschiedenste widersetzt hat. Sein Nachfolger aber hat eine tiefe Verbeugung vor Herrn Helfferich gemacht und sich beeilt, noch bevordieneuenSteuern wirkliche Erträgeliefern, diese sicheren Einnahmen zu beseitigen. Aber damit allein begnügte er sich nicht! Reicht man den Agrariern den kleinen Finger, so nehmen sie die ganze Hand. Das hat auch Herr Luther lernen müssen. Und da er nicht nur Herrn Helfferich und den Agrariern gern gefällig ist, sondern ebenso gerne der bayerischen   Regierung, so wird man sich über die folgende Geschichte nicht wundern, die vor einigen Tagen dieBossische Zeitung' der Vergessenheit entrissen hat. Am 3. November 1923 hat nämlich der Reichsfinan� minister Dr. Luther durch Rundtelegromm angeordnet, daß die am 1. November fällig gewordenen Beträge an Land- abgäbe noch bis zum Donnerstag, den 8. November einschließ- lich, zu dem am 1. November geltenden Umrechnungssatz (1 Goldmark gleich 17 Milliarden Papiermark) angenommen werden sollen. Am 8. November aber stand der Dollar 630 Milliarden. Die Goldmark war also nicht 17 Milliarden, sondern 150 Milliarden Papiermark wert. Die Verfügung des Finanzministers bedeutet also für diejenigen Landwirte, die erst am 8. November gezahlt haben, ein Geschenk von etwa dem Achtfachen der tatsächlich von ihnen zu zahlenden Steuern. Nun wird das Vorgehen des Finanzministers damit be- gründet, daß der Goldumrechnungssatz in den ersten Tagen des November sprunghaft in die Höhe gegangen ist, und daß der 1. und 2. November in manchen Gegenden Deutschlands  gesetzliche Feiertage waren. Beides ist richtig. Diemanchen Gegenden" aber waren, was das Finanzministerium natür- lich nicht gerne mitteilt, die bayerischen Gefilde. Noch weniger gern teilt Herr Dr. Luther mit, daß dort seinerzeit die bayerische Regierung und die landwirtschaftlichen Organi- sationen zum Steuer st reik aufgefordert haben. Daher die Tatsache, daß die Bauern am 1. November nicht gezahlt hatten und durch die sprunghaft in die Höhe gehenden Geldumrechnungssätze empfindlich getroffen worden wären. Wir glauben, das wäre angebracht gewesen und noch eine milde Strafe für Vergehen, die nach der Verordnung des Reichspräsidenten   vom 15. September 1923 mit G e f ä n g- nisnichtuntereinem Monat bestraft werden sollen. Herr Luther aber hatte für diese Seite des Steuerstreiks ein Einsehen und beseitigte den Konflikt durch re st loses Eni- gegenkommen. So dürste er sich jetzt nicht nur des Wohlwollens von Helfferich erfreuen, sondern auch das der bayerischen Partiku- laristen, die in der Erwartung weiterer wohlwollender De  - Handlung sich vielleicht sogar mit der sonst so verhaßten Reichssteuerverwoltung abfinden werden, wenn Herr Dr. Luther seiue schützende Hand weiterhin über die leistungsfähigen Schichten halten kann.
Sächsischer wirtschastsmknisier. Dresden  , 11. Zanoar.(Eigener Vrahtbcrlcht.) Landtag  »- abgeordneter Genosse Müller- Leipzig, Redakteur derLeipziger volkszeilnng', wird ooraussichbich am Montag zum Wirtschafts- minister ernannt werden.
Man sieht, die Kapitalisten des Mittelalters verstanden ihr Handwerk nicht schlechter als die des 20 Jahrhunderts. Auch da- mals war das Kapital international, es hatte seine eigene Moral, und wie heute der Name Stinnes, so bedeutete damals der Name Fugger  «in Schlagwort, das in oller Munds war. Hieß.fuggern' doch damals soviel alswuchern'. Auch das Privatleben dieser mittelalterlichen Kapitalisten mutet zum Teil recht modern an. So sagt Elias Holl   von Jakob Fugger  , den er einenwunder- lichen' Mann nennt:Ich, Elias Holl  , war hernach viel Jahr aneinander immer an dieses Herrn Gebäu. dann, wie gemeldt, haben wir all« Jahr zu brechen und zu verkehren, jetzt eine Stol- lung, bald einen Tummelplatz draus gemacht und viel wunder- lichs oftmals verricht; und alles gern und wohl bezahlt, was es ge- kostet hat. Ich hatte an diesem Ort gut leben, hatte immer Wein genug; er führte eine statttiche Hofhaltung mit Essen und Trinken. Dieser Herr hatte auch viel Diener und(Befind, auch gewaltig viel teure Pferd zu 8 10 Hundert Gulden. Ich war diesem Herrn lieb. weil ich mich wohl in sein seltsamen Kopf schicken konnte. E r trank sich alle Tag« gleich über Mittagsmohlzeit voll, hielt«ine Tafel, hat täglich gern Gäste, die nur wohl saufen konnten.' Wenn Elias Holl   In seinen Tagebuchblättern an einer anderen Stelle erzählt, daß einer der Auftroggeber seinem Vater ein Pferd geschenkt und wieder fortgenommen habe weil er, der damals vier- zehnjährige Sohn, darauf geritten sei und daß lein Dater vor Ge- ricktt sein Recht nicht bekommen habe, weil der Verklagtesehr hoch und fürnehm' war, so mutet auch dos nichr gerade unmodern an. Die Bäum« des Kapitalismus sind im Mittelalter nicht in den Himmel gewachsen. Die Staatsbankerotte Frankreichs   und Spaniens  führten zu schweren Finanzkrisen. Das Welserjch« Haus stellt« 1614 sein« Zahlungen ein und die Fugger gaben das Geschäft auf und lebten als Stondesherren. Und viel anders wird es auch dem mo« dernen Kapitalismus nicht gehen, der seine geschichtliche Mission zu erfüllen hat und dann ebenso erledigt sein wird, wie es der mittel- alterliche heute ist.__ persönliches von Wilhelm Steinhaufen. Wilhelm Steinhausen  , der in diesen Tagen verstorbene Meistei der religiösen Kunst und der innig beseelten Naturdarstellung, war sein ganzes Leben lang ein stiller Mann, der auch lange Zeit nur von denStillen Im Lande' verehrt wurde bis erst das letzte Jahr- zehnt ihm die Anteilnahme des größeren Publikums brachte. In der Ausstellung bei Gurlitt im Iabre 1908 trat der 62jährige wie ein junger Künstler vor das Publikum, und wirklich hatte feine Entwicklung erst im Alter die schönsten Früchte gezeitigt. In Sarau in der Niederlousitz war er am 2. Februar 1846 ge- boren, in einem Haus voller Kinder.Jede Kunst ist ein Erinnern,' hat er im Rückblick auf sein« Jugendzeit gesagt.Welche Gegen- stände aber, welche Eindrücke haften am fesiesten in unserer Seele? Doch wohl die, welche wir in unserer Kindheit empfinden. Und so wurde dos, was uns umgab, die klein« Welt unserer Stube, unseres Gartens, der dunkle Himmel über uns mit seinen Sternen. nach denen die Mutterliebe unsere Augen lenkte, der Mond, der hinter ukiseres Nachbars Garten aufging es wurde zu Erleb- wissen, wie der Anblick einer Frucht oder einer Blüte oder eine«
flbbau öes Reichswanöerungsamtes. Man schreibt uns: Das scharf« Licht der Kritik, das derVorwärts" auf die völlig unhaltbaren Verhältnisse des Re i ch s w a n der u n g s a m ts fallen ließ, hat selbst die ältesten Geheimräte die Irrwege erkenne» lassen, die mit dem gesetzwidrigen Ausbau dieses bureau- kratijchen Instituts betreten sind. Im Auswärtigen Amt   selbst sind die mit praktischer Sachkenntnis ausgerüsteten Herren von der Not- wendigkeit"überzeugt, das Reichswanderungsamt schnellstens ab- zubauen. Sie sehen ein, daß Dr. Köster mit seiner Beurteilung dieses Instituts seinerzeit völlig ins Schwarze traf. In hellen Zorn sind wohl auch einige leitend« Herren des Reichsfinanzministcriums geraten, als sie erfuhren, mit welcher Willkür der Präsident des Reichswanderungsamtes seine Kompetenzen über- schritt und die G e b ü h r e n der Nachlaßstelle zum Nachteil der sozial mitunter sehr bedrückten Klienten dieser Stell« empfindlich erhöhte. Der Herr Sparkommisiar schüttelt, nachdem er den kostspieligen Unfug, mit dem bei der Einrichtung des Rcichswande- rungsamtes verfahren ist, wohl nachdenklich den Kopf über den großen amtlichen Apparat, der sich in der Luisenstraße aufgetan hat und der aus einem Präsidenten, einem Direktor, drei Referenten und vier Expedienten und dem dazu ge- hörigen großen Bureaupersonal besteht! Ja Friedenszeiten, in den großen Auswanderungsperioden wurde die.Arbeit' der heutigen Herren Regierungsräie mit wenigen Beamten des Auswärtigen Amtes erledigt, die in engster Fühlung mit den Konsulaten standen. Di« Auswanderungsfrag« kann einmal in Deutsch  » land zum brennenden Problem werden, das aber nur mit Hilfe der großen Arbeiter, und Angestellten- organisationen gelöst werden kann. Diese dringen in die Arbeits- und Organisattonsrer Hältnisse des Auslandes wirklich ein, und sie sind heute schon über den Arbeitsmarkt besser unterrichtet als die neugebackenen Regierungsräte des Reichswandeningsamtes, denen zum Teil erst ein Privatissimum über die wirtschaftliche und soziale Struktur der einzelnen Länder unserer großen Weltwirtschaft gehalten werden müßte. versiänöigung in üer Norümark. Schleswig  , 11. Januar.  (Eigener Bericht.) Im großen Saal des hiesigen Stadttheaters fand eine überfüllte öffentliche Versamm- lung statt, die sich mit dem ThemaDer Kampf der Sozial» demokratie in Deutschland   und Dänemark  ' beschäs- tigte. Di« alte Landeshauptstadt an der Schlei, die ein Jahrtausend schleswig  -holsteinischer Geschichte sah, war für dieses Thema ein reizvoller Boden, um so mehr, als auch hier seit einigen Iahren chauvinistische Kreise, die sogenannten.Eiderdänen', es versuchen, Anhänger zu gewinnen. In der reindeutschen Stadt existiert heute «in dänischer sogenannterSchleswiger Verein', die in deutscher Sprache erscheinende Press« der Eiderdänen hat Heer ein Kopfblatt, ein großes Hotel ist von den Dänen als Versammlungshaus er- warben und anderes mehr. Das deutsch-dänisch« Grenzab- ko m men der sozialdemokratischen Parteien beider Länder hatte zudem wochenlang die Oeffentlichkeit beschäftigt und zu gefzässiger Kritik der bürgerlichen Parteien und ihrer Presse An- laß gegeben. Alles Dinge, die die Vereinigte Sozialdemokratische Partei   veranlaßt«», das auf dem Gedanken der Völkerverständigung beruhende Grenzabkommen der beiden sozialdemokratischen Parteien zur öffentlichen Erörterung zu stellen. Von dänischer Seit« sprach der Parteivorsitzende Genosse Th. S t a u n i n g- Kopenhagen  , außer- dem war der bekannt«Kinderoater' I. P. Nielsen, dänischer Neichstogsabgeordneler für Sondcrburg anwesend und beteiligte sich mehrfach an der Aussprache. Den Standpunkt der deutschen  Sozialdemokratie vertraten Genosse Verdieck- Kiel, der Vor- sitz cn de   der schleswig  -holsteinischen Bezlrksorgonisation, und Genosse Fl att« rieh- Schleswig sowie einige ander« hiesige Genossen. Die Versammlung gestaltet« sich trotz eines starken Aufgebobs von Haken- kreuzlern, Iungdoutschen usw. zu einer glänzenden Rechtfertigung der sozialdemokratische» Politik und des Gedankens der Dölkerversöhnung und Völkerverständigung. Für die kommenden Wahlkämpfe bildete die groß« Versammlung einen geradezu glänzenden Auftakt.
Grashalmes Alles das bot uns die Heimat. Von ihr empfingen wir die ersten starken Eindrücke, die unser Aug« trafen und unseren Bildnertrieb weckten In dies Kinderparadies führte uns jede eckt« Kunst zurück. Sie ist Spiel und Ernst zugleich. Aus diesen Er- innerungen schöpfen wir noch heute.' Allmählich trat die Neigung des Jünglings zur Kunst immer deutlicher hervor, und so bezog er 1863 die Berliner   Akade» m i«, wo ihn noch die Gestalt und Kunst de« Altmeisters Cor- nelius erschütterte.Ich werde es nie vergessen, welcher Mensch das war,' sagte er In seinen Lebenserinnerungen von Cornelius. Dieses Haupt! Die großen Augen, der ernst« Mann, wie er in seinen Gedanken so vor sich hinsah.' Daneben aber umfing ihn die Stimmung Ludwig Richters, des Malers des deutschen  Hauses, und er oersenkte sich in die Welt der deutschen   Romannk. Steinhausen   setzte seine Studien dann in Karlsruhe   fort, und hier lernte er den um wenige Jahre älteren Hans Thoma   kennen, mit dem ihn durch mehr als ein halbes Jahrhundert innig« Freund- schast verbunden hat. Thoma bracht« dann die Losung des Realis- mus aus Frankreich   mit und befreit« auch Steinhaüsen von der Schablone der Akademie Seine eigene Art fand der Künlller nach mancherlei Studienfahrtm in Italien  , nach längerem Münchener  und Berliner   Aufenthalt erst in Frankfurt  , wo er seit 1876 heimisch wurde. Hier gründete er 1880 sein Heim.Nicht mehr aus der Welt, sondern aus dem Hause," sagte er damals, wolle er seine Stoff« schöpfenEs muß ja all« Kunst au- dem Erlebten kam- men". 1884 taufte er sich ein stilles Haus, neben dem Hans Thoma  fein Heim ausschlug, und in dem schmalen Gärtchen. das sich an sein Haus anschloß, wurde er im Lärm der Großstadt zu einem ldylli- schon Malerpocten, der die Wunder der Still« um die Visionen seines inneren Auges breitete. In diese ganz nach innen gekehrt« Wett h<tt er uns nicht nur m seinen schönsten Bildern, sondern auch in seinem BuchAus meinem Leben' geführt Ueber seinem Wesen und Werk steht«ls Motto die Widmung, die er diesem Selbstbekenntnis voranstellte: Denen gewidmet, die auch in der vergänglichen Kunst die Ewig- keit suchen, die im kleinen Somnenwerk die Tautropfen der Ewig. k-lt sehen; die Freude und Schmerz kennen und wissen, was das Kinderlachen hinter den Fenstergittern bedeutet; die irre gehen und doch die Glocke hören, die zur H«,mat ruft, und die alle Kunst vergessen können."_ Ein englisches Dogesschuhgebiet. Die Farn«. Inseln an der Nordostküste von Northum berland, die von zahlreichen sei'«»«» Vögeln bevölkert werden, sollen alsV o l k s h« i l I g t u m' im englischen Staat erklärt werden, und man hat bereits den größten Teil der Summe von 2200 Pfund Sterling gesammelt, der zum Er- werb der Insel erforderlich ist Die Farne-Jnscli haben auch für die frühenglische Geschichte erne besondere Bedeutung, denn auf eins dieser Eilande zog sich der Avostei St. Cuthbert zurück, um hier in Abgeschiedenheit seine letzten Jahr« zu verbringen. Auch sein-- Nach» solger, St. Ethelwal und Feldeld lebten im Älter auf den Fgrne. Inseln, die seitdem die Brutstätte von Vögeln, wie des Aurstern- fijcher. der Eiderente der Lumme und Stummelmöwe geworden sind. Da dies« Tier« durch Jäger und zahlreich« Besucher der Inseln ver. nichtet oder mindestens>n ihrem Brutgeschäft gestört werden, hält man Schutzmaßnahmen für notwendig.