Illegalität. Las man die„Rote Fahne" in den Tagen vor dem Verbot und der Auflösung der Kommunistischen Partei, dann konnte man den Eindruck gewinnen, als gäbe es auf der ganzen Welt nur eine ernsthaft zu beachtende politisclze Macht, die Kommunistische Partei Deutschlands . Als das Verbot erfolgte, waren freilich die Kommunisten m ä u s ch e n st i l l. Ihre Auflösung erfolgte ohne jeden Widerstand, und niemand wird behaupten können, daß seit dem Verbot die Widerstandskraft der Kommunisten irgendwie gewachsen sei. Um so komischer klingt es. wenn in einem Organisationszirkular, das der „Sozialdemokratische Parlamentsdienst" veröffentlicht, die kommunistische Zentrale davon spricht, daß die Aufhebung des Verbotes der KPD. erzwungen werden würde. Wenn irgend jemand Aufhebung des Verbotes der KPD . nicht er- zwingen wird, dann find es die Kommunisten. Die Aushebung dieses Verbotes wird an dem Tage kommen, an dem der Be- lagerungszustand fällt und die Aufhebung des Belagerungs- zustandes wird die Sozialdemokratie durchsetzen. Um so reichlicher werden dann die Kommunisten Gelegenheit haben, auf die Sozialdemokratie deshalb zu schimpfen, weil sie ihnen wieder zu legaler Tätigkeit verholfen hat, die die Kommunisten der Sozialdemokratie in Rußland nicht etwa nur vorüber- gehend, sondern grundsätzlich verweigern. In dem vom„Sozialdem. Parlamentsdienst"' mitgeteilten Organisationsplan ist weiter die Rede von Inszenierung von Schießereien und von Straßendemon st ratio- neu, mit denen allein„der Bürgerkrieg entfesselt" werden könne. Es wird den Kommunisten nicht gelingen, den Bürger- krieg zu entfesseln. Diesem Ziel ihrer Sehnsucht steht die Sozialdemokratie als zu starkes Hindernis entgegen. Trotz alledem bleibt dies ewige Spielen mit dem Feuer ein politi- sches Verbrechen, weil es nicht nur die Kommunisten, sondern die ganze Arbeiterschaft an der vollen Entfaltung ihrer politischen und wirtschaftlichen Organisationen hindert, weil ein großer Teil der Energie der Arbeiterschaft durch die ständige Auseinandersetzung mit dieser Bürgerkriegsgefahr von links absorbiert und die Arbeiterschaft dem Unternehmertum gegenüber dadurch geschwächt wird. Trotz alledem bleibt die Wieder- kehr legaler Verhältnisse eine der wichtigsten Forderungen, die immer wieder erhoben werden muß. Die Arbeiterschaft hat in vergangenen Iahren gezeigt, daß.sie kommunistische Putsch- oersuche abwehren kann, sie wird auch jetzt ihrer Herr werden. Die Rückkehr zu normalen Verhältnissen wird im Gegen- teil die Ueberwindung der kommunistischen Gefahr wesentlich erleichtern. Zeiten friedlicher Entwicklung, Rückkehr zu nor- malen Wirtschaftsverhältnissen sind für die Bürger- kriegsagitatoren tödlich. Auch deshalb sollte die Reichsregierung sich endlich entschließen, den überflüssig ge- wordenen Ausnahmezustand 10 schnell wie möglich zu be- seitigen._. Eine furchtbare Geschichte. Aber doch nur ein Reinfall. Die Rechtspress« bis herunter zur volksparteillchen„Zeit" stürzt sich mit Wann« auf folgende Schreckensnachricht der Tele- graphenunion: „In Oppeln ist der bei der dortigen Regierung bisher als Hilfsarbeiter beschäftigt« Drisch am 16. Dezember 1923 zum Regierungsrat ernannt und der Ausstieg auch noch vor dem 1. Ottober d. I zurückverlegt. Drisch hat es bei acht- jähriger Dienstzeit nur zum Obermatrosen gebracht. Bei Ausbruch der Revolution wandte er sich der S o z i a l d e m o- fra tischen Partei zu. Drisch trat dann in die Redaktion einer sozialdemokratischen Zeitung ein. Vor etwa einem Jahre wurde Drisch Hilfearbeiter bei der Regierung in Oppeln . Drisch ist 1889 geboren, also im Lebensalter jünger bzw. ebenso alt wie die meisten Oppelner Regierungsassessoren, die seit Iahren auf die Ernennung zum Regierungsrat warten. Es entsteht nun die Frage, welcher fachlich vor- und durchgebildete Regierungsasseflor dafür abgebaut wird." Die Tendenz dieser Greuelnachricht ist klar und wird durch Ueberschriften wie„Die rote Futterkrippe" oder„Ein sozioldemo.
vie expropriierte Pointe. Von Josef Maria Frank . Die Geschichte spielt natürlich in Bayern , zwischen München und dem Gebirge, in einem— na, sagen wir— Bürgerbräu. Wahloersammlung. Zur Hälfte Spieher, zur anderen Prole- tarier. Oben auf der Rednertribüne— schwarz berockt und mtt der obligaten Brille auf der rötlich angehauchten, schweihbeperlten Rase Ehrwürdcn d'Herr Dechant. Mit Gott und Kohr im Kampf für die christlich« boarische Voltsportei. Im sprudelnden Ringen mtt dem Satanswerk, dem sakrisch verfluchten Marxismus der Soupreißen. Wie ein Mordskerl beflackert von dem Lampcnschein, der ab und zu speckglänzende Stellen im geistlichen Gewand und die prallen Bors- dorfer Apfelbäckchcn des Redners angenehm hervortreten läßt. Bor dem Herrn Redner ein Mahkrug, der die Kunst- und Atempausen im Bortrag ausfüllt und des öfteren von einer stets im richtigen Moment auftauchenden Hand fortgenommen und wieder hinge- stellt wird. Der Herr Redner ergeht sich wie gesagt im Sündenpfuhl des Marxismus . Beschwört Schwefel und Feuer über dos Sündenbabel Berlin . Traktiert feine atemlosen Zuhörer mit ausgewählten Bei- spielen der saupreihischen Sittenverrohüng und unchrisllichen Ver- hähnung des angestammten Herrscherhauses und geistlichen Standes. Erzählt Dinge, Ding«...l„Wie der Mieschbacher Anzeiger mitteilt, ham'da heroben bei die Preißm... usw.l" Sachen erzählt er aus Berliner Unzuchtstätten, wo die Satansweiber nackicht tanzen und auf nackichtem Hinteren zum vollüstigen Ergehen der dem Satan und der Hölle verfallenen Marxisten,„wo ja mit ihrer ausschweifen- den freien Liebe herumpropaoieren gehn", daß denen Denoorfenen die Augen vorn heroußer sollen. Und was nachher passieren tat. o mei, o weit Dirndeln seien darunter von nach nicht vierzehn Iahren, unschuldige Dirndeln, denen man die Haar abgeschnitten hält wie Hanswurschten, die hier schuldig würden. Der reinste bethle- mitische Kir.dermord, v mei, o mei! Und die Herren Kollegen am Borstandstisch ringen mit den Händen und schieben die Apfetbäckchen über die kleinen Aeugelchen, daß sie tränen, und die liebe Gemeinde da unten läßt einige alte Weiber entsetzt„Iessosmoriandjosefl" Zwischenrufen. Was der Herr Redner befriedigt konstatiert und mit Heben des Maßkruges bestätigt. Worauf der Herr Redner sich dem Ende seines Bortrages nähert. „Ja, das Ende der Welt ist nahe und der Antichrist wandelt unter den unschuldigen Schäflein im Gewände des Schafpelzes. Aber was dahinter steckt ist an Wolf und nennl sich an Marrist!" Ja, und in seiner lieben Gemeinde gäbe es auch schon so«ine Menge angesengter Schafe, die wo auch schon halb den Marxisten in die Hände gefallen seien. Ja! Und was an allem schuld sei, das fei der Mangel an chriftlicher Ueberzeugung und der Trieb zur Faulheit, wo die räudigen
krattscher Krippensetzer?" noch unterstrichen. Leider übersieht die Hetzpresse in ihrem Jagdeifer, daß besagter Drisch in Wirklichkeit B r i s ch heißt und daß er sich während der Kämpfe um Oberschlesien und in den darauffolgenden schwierigen I a h r e n, ohne Rücksicht auf Leben und Gesundheit, hervorragend betätigt hat. Damals übernahm ihn der weit auf dem rechten Flügel des Z e n t ru M s stehende Regierungspräsident Brau. weiler in die Verwaltung, damals bereits wurde vorgesehen, ihn zum Regierungsrat zu ernennen. Da sich„Hi'fsarbeiter", Obermatrose a. D. und Sozialdemokrat Vrisch auch weiter in der Verwaltung ausgezeichnet bewährte, hatten der gegenwärtige Ober» Präsident und der Regierungspräsident, die beit« nicht der Sozialdemokratischen Partei angehören. keinen Anlaß, die Dispositionen Brauweilers zu ändern und unter dem demokratischen Regierungspräsidenten P r o s k e vollzog sich dann die Ernennung Brischs zum Regierungsrat. Bielleicht konsta- tieren die„Deutsche Z« i tu n g" und ihre Konsorten nunmehr nachträglich, daß Brisch neben seiner Zugehörigkeit zur Sozialdemo- krattschen Partei auch noch einige andere Qualitäten hat.
Vie britishe pfalz -Untersuchung. Poincars hatte gestern Sonntagvormittag eine längere Unterredung mit dem englischen Botschafter in Poris, Creme, die nach dem„Temps" in der Hauptsache auf die von der englischen Regierung beabsichtigte Enquete in der Pfalz Bezug hatte. Mit der Enquete ist der englische Konsul in München , Clioe, betraut worden. Frankreich scheint die Untersuchung, zu der Konsul Clive bereits in Speqer'eingetroffen sein dürfte, doch dulden zu wollen. Darauf läßt eine Notiz im „Echo de Paris" schließen, die besagt, daß ein französischer Beamter, nicht wie ursprünglich verlautete, ein Offizier. den Konsul bei seiner Rei e durch die Rheinpfalz begleiten wird. Die französische Regierung bleibe jedoch nach wie vor auf dem Standpunkt stehen, daß einzig und allein die Inter - alliierte Rheinlandkommisiwn in der Lag� sei. eine Untersuchung über die politische Lage in der Pfalz mit der Aussicht auf Erfolg in die Wege leiten dürfe. Im übrigen läßt die französische Regierung es aber, wie das„Echo de Paris" wei- ter mitteilt, um dem Gefühl der Versöhnung nachzugehen, bei einem platonischen Protest bewenden. Der Sonderberichterstatter der„Dolly News" in Speyer sieht in der Teilnahme des Generals de Metz an der Beerdigung des Heinz-Orbis einen weiteren Beweis der Tatsache, daß die separatistische Bewegung von den höheren französischen Vertretern in der Pfalz b e g ü n- st i g t wird. Die von der britischen Regierung für eine offi- zielle Untersuchung angegebenen Gründe seien also vollauf berechtigt.. Nach der„Times" ist das freundliche„Angebot" einer Begleitung Clives durch einen französischen Offizier, dessen „Dienste" dem Konsul zur Beifügung gestellt wurden, a b g e- lehnt worden. Die Franzosen haben nach Köln , also ins englische Besatzungsgebiet. eine' Offi, ziermission zur Aufdeckung geheimer Gesellschaften geschickt. Die„Times" verweist darauf, daß außer dem üblichen nicht offiziellen Spionagedienst bereits 29 bis 39 w i ch t i g e sran.zösische Beamte mit großen Stäben in Köln seien, die eifriq tätig seien, um die Z i e l e Frankreichs auf britischem Gebiet durchzuführen. Frankreich läßt den Konsnl überwachen! Paris , 14. Januar. (Eigener Drohtbericht.) In unterrichteten Pariser Kreisen verlautet, daß die französische Regierung die Ent» sendung des englischen Generalkonsuls in München nach Speyer damit beantwortete, daß sie ein«, höheren Offizier(oder Beamten! Red.) beauftragt hat, dem englischen Beamten auf seiner Reise durch die Pfalz zu folgen und bei allen Unterredungen Konsul Clives mit den Behörden der Pfalz anwesend zu seiu. Der englisch -französische Gegensatz hat damit ausgesprochenen Konflikts-
Schafe verführe und zum Marxismus treibe!„O liebe Gemeinde, da tut sich«in« Hölle auf, wo die Schafe zu elendigen Haderlumpen werden, die nix mehr von dem Segen der Arbeit und der Geduld christlichen Lebens im Hinblick auf die göttliche Belohnung im Para- dies da Herdroben wissen wollen und im Umgang mit dreckichten, dem Satan verfallenen Weibspersonen, ino wir auch schon einige in unserer lieben Gemeinde als Stein« des Anstoßes aller guten Christen leider besitzen, sich dem Teufel verschveib'n mit Haut und Haaren zum Schaden der Christenheit und unseres schönen boarischen Heimatlandes. Ja. der Mangel an christlicher Ueberzeugung ist's! Und darum, Lebe Genvinde. sage ich euch auf den Heimweg die Worte, die herrlichen Worte eines zwar nicht bayerischen, aber doch deutschen Dichters mit Namen Goethe, auf daß ihr in euch geht und nur die boarische Volkspartei wählt und mtt denen ich schließen will: „Wer nie sein Brot mst Tränen aß. Wer nie die kummervollen Nächte Auf seinem Bette weinend saß. der—" hier hob der Herr Redner beschwörend sein« Link« gen Himmel und die Rechne um ber Kunstpause willen mit dem Maßkrag zum Munde. — als aus der Mitte des Saales ein« herrliche Bolls stimme erscholl: —„der woaßan' Schaß!" Worauf In schallender Heiterkeit der ganze schon so sicher« Erfolg der„boarischen Bolkspartei" wie die expropriiert« Pointe dahin- entschwand. Und der Herr Dechant war nun fest davon überzeugt, daß ein Marxist noch vor dem Antichrist direkt hinter dem Teufel kommen oder gar alles In einer Person selber seil Denn— die Marxisten ha'ten in semer lieben Gemeinde einen entschiedenen Erfolg zu buchen. Sowas kommt von sowas...t
Strawiaskp in Ser Volksbühne. Wieder einmal hat die Boltsbühne kullurell Wertvolles geleistet, indem sie das Experiment mit Strawinskys„Ge- schichte vom Soldaten" wagt«. S ch e r ch« n ist der Pater dieses ruhmvollen Gedankens gewesen, und man darf ihm quittieren. daß die Darbietung ebenso künst'erisch gewissenhaft vorbereitet war. wie eindruckevoll gestaltet. Ueber den In hell dieses Stückes sind unsere Leser orientiert.(„Porwärts" 11. Januar.) Es ist das Märchen vom heimkehrenden Feldloldaten, der dem Teufel ins Garn geht. Auf einer primitiven Bühne stehen und bewegen sich die Mimen, rechts liest ein Dorlefer den verbindenden Text, links sitzen hemdsärmelig, wie zu einer russischen Volksbelustigung zu- scimmcngctrommelt. die Musikanten. Der Sprecher(E b e r t) drückt mimisch und in Gesten das Seelenleben des gefolterten Sast>aten Josef aus so stark, daß er dem Spieler Witte, der auf der Bühne steht, zu ähneln scheint. Von den Akteuren, auch Legal, dem Teufel, ging eine wirklich lebendige, menfchenerschütternde Kraft aus. Man geriet in ein Mitleiben besonderer Art und erlebt« eln Stück Schicksal, das uns in der Erinnerung an Börse und Geldgier,
s chewakter angenommen und man befürchtet, daß im Verlauf der Inspektionsreise Zwischenfäll« unvermeidlich sein wer« den. Di« französische Presse polemisiert aufs heftigste gegen die englisch « Polstik. Sie spricht von emer gegen Frankreich gerichteten' diplomatischen Offensive, deren Zweck es offenbar sei, einen Borwand zu schaffen für die Zurückziehung der engtischen Truppen aus dem Rheinland und den Austritt Englands aus der Rheinlandkommiffion. In Wirklichkeit ist der englisch « Standpunkt unangreifbar. Er basiert auf der Auffassung, daß die Okkupationsmächte mit der Besetzung des Rheinlandes das Mandat als Treuhänder übernommen hätten und oerpfstchtct feien. die besetzten Gebiete nach Ablauf der Okkuxationsfrisien in dem- selben Zustand« zurückzugeben, in dem sie sie übernommen haben. Die englische Regierung hat deshalb gegen die von der Rhein - landkommiffion mtt zwei gegen eine Stimm« beschlossene Registrie- rung der erlassenen Verordnungen der Heinz-Regierung, was praktisch die Anerkennung dieser Regierung bedeutet, ihr Veto eingelegt, und sie hat, um zu verhüten, daß sie bei der zweiten Ab- stimmung abermals überstimmt werde, nunmehr den diplo« matischen Weg betreten. Wenn demgegenüber die französische Regierung mit dem Argumente arbeitet, daß die Besatzungsmöcht« das Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung zu respek- tieren hätten und ein« Enquete auf Grund des Rheinlanbablom- mens nur durch die Interalliierte Kommission geführt werden könne, so ist das eme Kasuistik, die nicht einmal in den politischen Kreisen des eigenen Landes ernst genommen wird? seitdem das kläglich« End« der Abenteuer der Torten, Matches und Genossm kcinen Zweifel gelassen hat, welcher Art die Persönlichkeiten und die Trieb- federn sind, die hinter den Separatisten stehen. Vestattuugsfeier für Heinz-Orbis . Alannheim, 14. Januar. (WTD.) Gestern mittag �12 Uhr fand im Kmstagssalile in Speyer die B« i s e tz u n g s f e i e r für den«rschesfenen Separotistenführer Heinz- Orbis statt. Zu Be- ginn des Trauergottesdienstes spielte das Städtische Orchester das notgedrungen daran teilnehmen mußte. Hierauf widmew der französische General d e M e tz dem»Erschossenen einen Nachruf, in dem er hervorhob, er sei ein Freund Frontreichs gewesen. Noch dem französischen General hieloev noch die separatistischen Bezirksmänner der Pfalz Gedächtnisreden und legten, wie auch dieser, Kränze an der Bahr: nieder. Die Teilnchmerzahl be- trug etwa 269 Perserien. In den späten Abendstunden kam es in der Hauptstraße noch zu einer Schießerei. Schließlich zogen Separatistentrupps durch die Straße. die MilitärkontroUe. Zur deutsche« Note. Paris , 13. Januar. (Eigener Drohtbericht.) Wenn auch die juristische und moralische Berechtigung der von der deutschen Regie. rung der Interalliierten Milltärkontrollkommission gemachten Mit- ttilungen, daß sie deren Tätigkett, soweit sie sich auf Heer- und Marinedienststcllen bezieht, nach dem Friedensvertrag als b e- endigt ansehe, nicht zu bestretten ist, so wird man sich doch fragen dürfen, ob der Zeitpunkt für einen solchen Schritt sehr g c- schickt gewähll war. Wenn auch die vor kurzem eingeieittten Der- Handlungen über einen Modus vivendi in den besetzten Gebieten nach der französtsch-belgischen Antwort faktisch als beendet angesehen werden können, so ist doch andererseits die gesamte Situation so, daß die Einleitung einer neuen Aussprache zur Bereinigung der gegen- wärttgen für beide Teile unhaltbaren Lag« nur eine Frage von Wochen sein kann. Es kann deshalb als taktisch nicht sehr klug b«-- z-jchnet werden, wenn die deutsche Regierung gerade in diesem Augenblick nicht nur Herrn Polncare eine neue Waffe in die Hand gibt zur Verteidigung der französischen Sicherhcitsforderungen, sondern auch im übrigen Auslande den Eindruck aufkommen läßt, als ob man in Deutschland die Tätigkeit der Interalliierten Milttär- tontrollkommission zu scheuen habe. Es ist zu befürchten, daZ man in Frankreich sehr geschickt Kapital daraus zu schlagen wissen wird. Die Dotschasterkonserenz wird in den nächsten Tagen zu der Mittel- lung der deutschen Regierung Stellung nehmen.
Prossen. Darben und Entbehren, jeden Augenblick an das Jetzt und das Einst mahnte. m Zu Sieser poetischen Vorlage des Schweizers Ramuz y:! Strawinsky die Musik geschrieben. Unser Standpunkt i,. in" Meister des melodischen Rhythmus gegenüber ist jüngst dargelegt worden bei Gelegenheit der Ausführung von„Sacra de pnntempö". In der„Geschichte vom Soldaten" sängt es ähnlich an. Das Jubeln ?iiies in Ulttaub Gehenden ist in einem kecken Durcheinander der Instrumente, in einem Wirbel und Wirrwarr des K�anas ch�rakte- ristilch herausgesungen. Bewegung ist in Musik gesetzt. Musik ist Marsch. Borwärtsschreiten, Springen, ist Tanz geworden. Diese menschliche Ausgelassenheit sprengt psychologisch und musikalisch alle Bindungen harmonischer oder melodischer Gewohnheit. Wo sich dieser Taumel wiederholt, und auch wo die Königstochter zu tanzen beginnt, da ist die Musik mtt dem Lorgang eng und zu innerst verwachsen. Aber Josef, der Soldat, Hot auch ein Herz hat Seele und Gemüt. Die Beine allein, auch noch so gewohnt, stramm zu stehen oder auszu- schreiten, versinnbildlichen ihn nur bald. Hier aber war Brimitivi- t�t und Einfalt das höchste Gebot für den musidantilchen Illustrator. Wo die Trauer und die Sehnsucht, wo das Gefühl des Erdcnjammers b-'cb'ch'a.gen soll, das gleitet die aus Prinzip schrille, dissonierende Musik an uns ab. In einem choralisch gedachten Stückchen ist der Respekt vor der Helligkeit des Todes fast verloren� und in Wieder- holungen pathetischer Klanoreihen schwindet auch das sensationell Neue, das allen Strawinskylchen Fassungen anhaftet. So blieb der Eindruck gerade der Musik, so sehr sie sich mühte, dem Vorgang sich anzupassen, streckenhakt leer und unbefriedigend. Hervorragende Frankfurter Musiker svielten. Man sollt- den Dersuch wiederholen: vielleicht ist hier ein Weg der Kleinkunst geecben. auf dem auch in D-utsch'and dl« aussterbende Generation der Opernkomponisten und Dramatiker wieder frischen Atem gewinnen könnte. Kurt Singer .
Ernst Schwenlnqer, der«inst vielgenannt«.Lxibarzt Bis. m a r ck s" und frühere Leiter des L i d> t e r f e l der Kreis. krankenhaufes. ist im Alter von 73 Iahren gestern in Mün - chen a« starben. Sei"« durch Bismarck , a-aen den Willen d-r Fakultät durchgedrückte Ernennung zum Professor an d-r Ber - liner Universität hat ihrerzeit vielen Staub aufgewirbelt.
vortrSqe. Am 14., 15. and in. Januar, mittag? von 12-,„ft. v-llt in der allen Aula der Unioerlitrt Pro«. e?t,Iiimeh an«.? mite, dam über:.Das �** 0 �* 11 1 f i' Im 0 5 1 c nt in Gurova*.— Lvdia Ttöcker spricht»der:. D e st o t e w f! o I 5 entschiedenen Schulreloimer- am Montag. 1 1 Januar S Ufr. «n den östentlichen Pädaaogi'chen Hachschullursen im»cliicr. Siemens- Realgymnasium. Sobenilau'enstrai-. vor'räge über Ban'lunk. Am U Januar, abend? 7«. Mr. wtrd im gro'-en Auditorium der Urania Prot. L e i I h ä u s e r vom telearovdcn- !-chni'ch-n Reich?amt über die«nttvickehing der E m p I n n a» t e ch n i k und über die Ornaniiai'on de? denilchen Runds unk? unter Vor- lilbrung der Eigentchatten der Clektroneniötiren und non Verm�en mll drabiloicn Lende-n Iprechen.— Ebenlav? am 1?.. abend» 7V, Ubr. bält der Pbntiker Wilhelm Vanck im Beelbowensaal einen allgemein» verständlichen Exp-rimentaldortras über die letzten storlichrdtte der drabt. lose» Telephoui«.