Nr. 23 41.Jahrgang
Ausgabe A nr. 11
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Dienstag, den 15. Januar 1924
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Mahnung zur Vernunft.
Anklage des amerikanischen Sachverständigen.
Paris , 14. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Die erste Sigung fenntnis der Zusammenhänge eine Stimmung erzeugt zu haben, der des Sachverständigenausschusses der Reparationstommission, die am die Sachverständigenausschüffe ihre Zusammenberufung verdantten. Mittwochvormittag um 11 Uhr stattfand, wurde eröffnet durch eine Diese würden sich, den ihnen eingeräumten Aufgaben gemäß, jeder Aussprache des Vorsitzenden der Reparationsfommission Barthou, politischen Betrachtungsweise enthalten und es der Reparations. der der Hoffnung Ausdrud gab, daß die Erfahrungen und die Auto- tommiffion überlassen, aus ihrem rein wirtschaftlich- finanziellen Gut rität der Ausschußmitglieder dazu beitragen werden, das Ergebnis achten die politischen Schlüsse zu ziehen. feiner Beratungen zu beschleunigen. Der Bersailler Bertrag fei die Magna Charta , in deren Namen die Arbeit des AusSchusses sich abspielen müsse. Von einem raschen Ergebnis der Unter. fuchungen des Ausschusses hänge nicht nur das Schicksal Deutschlands und feiner Gläubiger ab, sondern die gesamte Welt set intereffiert an dieser Frage. Nachdem er den Amerikanern den Dank für ihre Mit wirtung ausgesprochen hatte, bat er den General Dawes, den Vorfiz des Ausschusses anzunehmen.
Nach Barthou ergriff Dawes das Wort, um in einer Rede, die in der ganzen Welt berechtigtes Aufsehen erweden wird, schonungslos die wahren Ursachender tatastrophalen Lage Europas aufzubeden. Dames betonte einleitend, daß die Einheit und Geschlossen. heit der Alliierten heute mindestens ebenso notwendig sei wie im Kriege. Aber wie man damals, erst gezwungen von der bitteren Notwendigkeit, tazu gelangt sei, so scheine man auch diesmal erst unmittelbar
am Vorabend der katastrophe
Die wichtigste Aufgate sei jeht, Deutschland wieder produktionsfähig zu machen durch Sanierung seines Budgets and Stabili. fierung seiner Währung.
Erst dann werde man positiven und entscheidenden Tatsachen gegen überstehen, aus denen sich weiter aufbauen laffe. Worauf es jetzt antomme, sei, Deutschland bei seiner Heilung zu helfen. Wichtiger als das deutsche Zahlungsvermögen set für den Sachverständigen ausschuß, daß er selbst den Mut aufbringe, zu handeln und feine Zeit nicht unnütz zu verlieren in Formalitäten und tonventionellen AllNach einer kurzen Frühstückspause ist der Ausschuß im Laufe des Nachmittags zu seiner ersten Geschäftssigung zusammengetreten. Der Frankensturz.
täglichkeiten.
Paris , 14. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Der Sturz des Franken hat am Montag eine geradezu tatastrophale Beschleunigung die erforderliche Entschlußkraft aufzubringen. Der Erfolg der Ar- erfahren; die Gentung gegenüber Sonnabend macht über 20 Pro beiten des Sachverständigenausschusses werde ausschließlich abhängendent der Barität aus. Das Pfund ist von 90,46 auf 96,12, der Dollar von 21,19 auf 22,80 gestiegen. Dan der Frage, cb die öffentliche Meinung der alliierten Länder in der Welt eine flare Borstellung von der Größe der Gefahr habe, die jedes einzelne der alliierten Länder und Europa in seiner An der Berliner Börse erfuhr der französische Frant am Gesamtheit bedrohe, wenn nicht endlich der gesunde Menschenverstand Montag eine bemerkenswerte Abschwächung. Es lag ein Angebot sich durchzusetzen vermag. Die beiden amerikanischen Delegierten, von über 3 Millionen Frant vor, so daß sich der Kurs von rund die im Ausschuß nicht die amerikanische Regierung, sondern nur ihre eigene Auffaffung vertreten, feien getommen ohne vorgefaßte Meis nung und nur von dem Wunsche getrieben, der Reparationsfom mission bei der Lösung der Frage zu helfen, von der das Gedeihen der ganzen Welt abhänge. In Amerita fönne man die
Unfähigkeit der Alliierten,
201 bam. 202 Milliarden auf 189 bzw. 190 Milliarden ermäßigte. Damit steht der französische Frank unter dem italienischen Lire, der mit 189,5 bzw. 190,5 milliarden notiert wurde. Auch für die anderen Baluten war ein umfangreiches Angebot festzustellen, für Amfter dam z. B. 250 000 Gulden. Bugeteilt wurden auf Dollar 4-2, französische Frant, holländische Gulden 25 und auf englische Pfunde 45 bis 25 Prozent.
Wahlvorbereitungen.
Dichtung und Wahrheit.
Das bürgerliche Panama in Thüringen .
An dem Haberfeldtreiben gegen die Thüringer Regierung nimmt die reaktionäre Presse im Reich lebhaften Anteil. Jede Meldung, die dem sozialdemokratischen Kabinett abträglich fein tönnte, wird zusammengetragen und registriert. Mußte doch fürzlich sogar ein Raub mord herhalten, um aufzuzeigen, wie schändlich es in Thüringen zugeht, noch dazu, obwohl in einem Telegramm des Thüringischen Verkehrsbundes erflärt wurde, Thüringen sei das friedlichste Land im Reich. Ein besonders eifriger Sammler der Berleudungen ist der Lotalanzeiger"; jede Nummer enthält ihre Sensation aus dem Thüringer Bereich. In der Sonntagsausgabe Aufgabe, alle Schwindel- und Hehmeldungen noch einmal zuunterzieht sich nun Friedrich Hussong der dankbaren fammenzufehren. Er nennt das Resultat dieser Arbeit ein Schulbeispiel für die Erkenntnis der Legendenhaftigkeit ſozialiftischer Boltsbeglückung". Das Kennzeichnendste an den Vorgängen und Menschen in diesem Panama sei mehr noch als die Unmor al die 2 moral, das heißt die Morallosigkeit, der Leute, um die es sich da handelt. Wenn man erfahren will, wo das Panama und wo die Unmoral und Amoral gewiffer Leute in Thüringen zu suchen ist, muß man bei der Bossischen 3eitung" anfragen, in deren Spalten die prominenten Demokraten Hübner und Slotty vor einiger Zeit Verständnis für die Hez tampagne gegen Thüringen zu erwecken suchten. Dagegen erhebt sich in den Kreisen der thüringischen Demokraten selbst Proteſt. Dr. Wilh. Peters, Profeffor der Psychologie an der Universität Jena, wendet sich in einer Zuschrift an die„ Boss. 3tg." außerordentlich scharf gegen die Ausführungen Hübners, nach denen die Thüringer Regierung der schuldige Teil im Jenaer Universitätsstreit fein foll. Aus den fachlichen Ausführungen Dr. Peters' geht hervor, daß das Berhalten der führenden Kreise der Univerfität geradezu skandalös ist. Es handelt sich um die Gliederung der philosophischen Fakultät in drei Abteilungen, eine Zerlegung, die an den deutschen Universitäten gang und gäbe ist. Die Fakultät der Jenaer Universität wandte sich gegen den diesbezüglichen Vorschlag des Ministeriums, dem Gutachten einwandfreier Sachverständiger zugrunde lagen. Die Haltung der Fakultät wurde von einer pädagogi schen" Kommission beeinflußt, der kein einziger Pädagogangehörte. Dr. Peters schildert die Zustände unter den Gelehrten der Universität sehr anschaulich so:
fich endlich auf eine gemeinsame Haltung zu einigen, um so weniger begreifen, als dieses Unvermögen Europa in eine außerordentlich fritische und gefährliche Lage gebracht habe. Das Reparations. Die taktischen Strömungen in der Sozialdemokratie. problem fei bisher von der falschen Seite angefaßt worden; man habe dem Wechsel der Verhältnisse bisher keinerlei Paris , 14. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Ein Bezirkspartei. „ Eine sachliche Auseinandersehung innerhalb der Rechnung getragen. Alle wirtschaftlichen Argumente feien nicht als tag der sozialistischen Partei des Seine- Departements befaßte fich Tatsachen, sondern als das, was man sonst gern wahrhaben möchte, am Sonntag mit den Vorbereitungen des Barteitages von Mar. Fakultät war nicht möglich, da den Fakultätsmitbetrachtet worden. Fünf Jahre lang habe man juristische und öfo- feille und dem taktischen Vorgehen bei den Neuwahlen der Kammer. 8liedern, die für den Entwurf eintreten wollten, das Wort nomische Distuffiionen geführt und endlose Statistiken verfertigt und In den dem Parteitag vorgelegten Entschließungen tamen alle zur Begründung ihres Standpuntes verweigert wurde. während dieser Zeit die wirtschaftlichen Grundlagen Tendenzen zum Ausdrud, die gegenwärtig die Disfuffion des Ebenso ging es in der Sigung des Senates, der dem FakultätsDeutschlands, eine nach der anderen, und damit feine Bro- brennendsten Problems der Partei, die der Wahltattit, be beschluß beitrat, ohne eine fachliche Beleuchtung der Angelegenheit duktionsfähigkeit in fich zufammenbrechen laffen. Dabei sei feinem herrschen. Drei Gruppen find zu unterscheiden: die eine ist für ein von beiden Standpunkten aus zuzulassen. Als der unterzeichnete der alliierten Länder die Folgen diefer Politit erspart geblieben. Auch Zusammengehen mit ber bürgerlichen Linken, die zweite für den Abteilungsleiter das Wort zur Geschäftsordnung erbat, um darauf der Kredit habe unter dem Zusammenbruch ter deutschen Repa- von den Kommunisten vorgeschlagenen Blod der Arbeiter und die hinzuweisen, daß man schmerwiegende Beschlüsse rationsfähigkeit, die eine der wichtigsten Elemente der europäischen dritte will den einzelnen Departements die volle Freiheit der Ent- doch nicht fassen dürfe, ohne beide Parteien zu hören, wurde ihm unter dem bezeichnenden Zwischenruf:„ Der Bahlungsfähigkeit fel, sehr gelitten. Jetzt endlich scheine die Er scheidungen überlassen. Rektor selbst ist hier die Geschäftsordnung". das Wort ver weigert. Der so zustande gebrachte Senatsbeschluß wurde, ohne bisher unter der wahlberechtigten Bevölkerung nirgends zutage daß der Senat darüber befragt wurde, der Preffe getreten. und dem Militärbefehlshaber zur Kenntnis gebracht."
Clives Reise.
-O
England und die Pfalz - Frage. Gegen die Rheinlandkommission. London , 14. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Neben dem ReSo sah in Wirklichkeit die Bergewaltigung" der Jenaer gierungswechsel steht der Pfalz - konflitt zwischen England München , 14. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Der englische Universität aus. Nicht die Universität wurde vom Ministerium, und Frankreich im Vordergrund des politischen Interesses. Allge- Generalfonful in München , Botschaftsrat Clive, hat am Sonntag, sondern die Universität wurde von einem Teil der Promein wird die Auffassung vertreten, daß, bis die Frage von den morgen die ongekündigte Reise in die Pfalz angetreten, um dort fefforen vergewaltigt. Man fann sich denken, wie diese Herren allierten Regierungen entschieden ist, jede weitere Be auf Weisung seiner Regierung die Untersuchung des separatistischen ihren Kampf gegen das Ministerium führen, wenn sie gegen ziehung der Rheinlandtommiffion zur autonomen Terrors und die Rolle Frankreichs dabei einzuleiten. Durch die ihre engeren Kollegen mit derartigen Mitteln vorgehen. ProPfalz- Regierung zu unterbleiben hat. Die Auffaffung der bri- Beigabe eines franzöfifchen 3ivilbeamten wird die feffor Dr. Peters weist z. B. unanfechtbar vier Buntte Eichen Regierung soll, wie in unterrichteten Kreisen versichert wird, Aufgabe des Engländers außerordentlich erschwert. Es sei nur dor- nach, in denen über das Verhalten des Ministeriums falsche dohin gehen, daß die Pfälzer Separatisten nicht die Mehrheit der auf hingewiesen, daß eventuell Aussagen Pfälzer Berfönli Darstellungen in die Bresse lanciert worden sind, und Bevölkerung ihres Landes hinter sich haben, daß eine Aenderung der feiten im Beisein einer Aufsichtsperson des Generals de Mez betont, daß damit die Liste der unrichtigkeiten verfassungsrechtlichen Zustände in der Pfalz nur vorgenommen wer. außerordentlich zurüdhaltend sein werden im Hinblid teineswegs erschöpft sei. ben tönne, wenn die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung auf auf die Gefahr späterer Schifonierung und Ausweisung. Wie man In einem zweiten Schreiben an die" Bos. 3tg." werden verfassungsmäßigem Wege sich dafür ausspräche. Hervorzuheben jetzt von zuständiger Stelle hört, hat der General de Meß dem Führer der thüringischen Demokraten Prof. Dr. Slotty ist die allgemeine Auffassung der Londener Blätter über die Be- auch der geplanten Informationsreife des päpstlichen Ab- einige Wahrheiten gesagt, die die Haltung der Thüringer Dehandlung der Pfalz . Sie erklären übereinstimmend, daß der in der gesandten, Monsignore Testa, berort schitanöfe Bedingungen mofraten" mit der Geschäftsführung des sozialPfalzfrage von der Regierung Baldwin beschrittene Weg gestellt, daß der Heilige Stuhl von der Entsendung Testas Ab demokratischen Ministeriums begründete. Der cuch von jeder anderen, d. h. also auch von einer Arbeiterstand nahm und aus diplomatischer Höflichkeit eine plötzliche Er- Einsender ist feineswegs mit allen Maßnahmen der Regierung regierung weitergegangen werde.„ Daily Telegraph " hebt mit tranfung Testas eintreten ließ. einverstanden. Und doch faßt er sein Urteil so zusammen: Nachdruck hervor, daß durch ein Berbot der Anerkennung aller Indes, ein Grundzug läßt sich in der Gesamtheit der thürin Verordnungen der pfälzischen Separatistenregierung auf acht Lage gischen Politik, trotz aller Mißgriffe, nicht verkennen: der feste die Sache noch keineswegs geregelt sei Die öffentliche Meinung Wille zu Schutz und Befestigung der Republit. In Thüringen Englands und auch, die Ansicht der Regierung spricht der RheinlandSpeyer, 14. Januar. ( WTB) Dem Vernehmen nach bat der war für reaftionäre Beamte fein Blaß, weder in Berwaltung, noch Tommission die Befugnis ab, eine widerrechtlich gebildete Regierung wegen Spionage- und Unterschlagungen vorbestrafte 23jährige in Schule, noch in Polizei. Für ungehinderte Entfaltung von„ natio im befehten Gebiet, das die Besagungsmächte ledig- Separatistendef Major Stubn aus Speyer in der fogenannten nalen" Organisationen gab es dort keinen Raum, von einer Ge lich zu treuen Händen zu verwalten hätten, anzuerkennen borläufigen Regierung als Na folger von Heinz Orbis fahr antirepublikanischer Butsch versuche war und zu unterstützen. Selbst die sonst sehr franzosenfreundliche die Präfidialgeschäfte übernommen. Morning Post" weist auf die Bestimmungen der Weimarer BerGerade in der umstrittenen Frage zollt der Einfender dem faffung hin, ronach es den Ländern frei steht, eine Bolfsabftimmung Würzburg, 14. Jannar ( WTB.) Die riftlich- soziale Beitung thüringischen Ministerium also vollste Anerkennung, und er iber ihre staatliche Zugehörigkeit vorzunehmen, wenn ein Drittel der„ Das Neue Bolt wurde vom Generalstaatskommissar auf schreibt seinen Thüringer Parteifreunden bei dieser GelegenBepilferung das wünscht. Ein solcher Wunsch sei in der Pfalz vier Wochen verboten. heit folgendes ins Stammbuch:
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feine Rede."