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Die Regierungsparteien erklärten fich im allgemeinen mit den feine Klaffe stärker und echter als nach Sen Methoden die befonders große Erwerbsfoligtelt in Sachfen von der 1 Reichsregierung in besonderem Maße gewürdigt werden. Sie Ausführungen des Finanzministers einverstanden. Die nächste fommunistischer Kindererziehung erwächst. glaube dieses Ziel besser durch mündliche Verhandlungen Gigung des Landtages findet am Donnerstag statt mit der Tages­erreichen zu können als durch einen Federkrieg, zumal, wenn der ordnung: Aussprache über die Regierungserklärung. Landtag sie hierbei fräftig unterstütze. Nachdem der Ministerpräsident Förderung der sozialen Für An dem Tag, an dem in London die große Adreßdebatte forge, die Schaffung von Krediten und Arbeitsmöglichkeit, Belebung begann, hat in Dresden die neue Koalitionsregierung durch des Baumarftes ufm. in Aussicht gestellt hatte, betonte er, daß in fultureller Beziehung fein Rüdfchritt eintreten, sondern der Weiter- den Mund ihres Ministerpräsidenten, des Genossen Heldt, entwidlung der Weg geebnet werden folle, soweit es die Finanzlage ihr Programm verkündet. Im Verhältnis zu der Bedeutung, nur irgendwie gestatte. Der Haushalt foll auf Gold umgestellt wer die das Londoner Ereignis für die ganze Welt hat, erscheint ben. Die Regierung werde außerdem bestrebt sein, durch gerechte natürlich der Dresdener Vorgang sehr klein, und doch ist er Berteilung der Lasten auf alle Volksschichten die zur Aufrechter nicht nur für den deutschen Teilstaat Sachsen , sondern für haltung der Staatsverwaltung unbedingt notwendigen Mittel zu be ganz Deutschland von großer Wichtigkeit. schaffen. Die Gesundung der Staatsfinanzen werde in erster Linie davon abhängen, ob es gelänge, die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen und damit eine gesunde Grundlage für die Aus­gleichung des Staatshaushalts zu schaffen. Als eine vornehme Auf gabe jehe die Regierung an,

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Weder die Schule der Gegenwart noch die Familie der Gegenwart fann solche Erziehungsarbeit für die Gesamtheit der Kinder des Proletariats leisten. Diese Erkenntnis hat­vielleicht nicht immer in voller Klarheit erfaßt, aber doch an der Schwelle des Bewußtseins vorhanden heute bereits in allen Ländern, in denen die Arbeiterbewegung den primitiv ften Formen ihres Befreiungskampfes entwachsen ist, zu tastenden Versuchen in der Gründung von Kindergruppen, Kinderschutzkommissionen, Kinderhorten und dergleichen ge= führt. Erst ganz allmählich, von Desterreich beginnend, das bereits über 200 000 Kinder betreut, nun auch auf Deutsch Niemand hat verkannt, daß der Beschluß unserer sächsi land übergreifend( Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinder­freunde"), auf die Tschechoslowakei , auf Nord- und West fchen Fraktionsmehrheit, mit Demokraten und Volksparteilern europa , geftalten sich diese Versuche zu einer organifier eine gemeinsame Regierung zu bilden, unter den heutigen innerpolitischen Verhältnissen fein geringes Wagnis darstellt. ten Erziehungsselbsthilfe des Proletariats, Es war und ist nach langem Experimentieren und argen Fehl zum Kampf der Arbeiterklasse für ihre eigenen Kinder und den staatlichen Besitz zu erhalten und weiter auszubauen; schlägen ein ernster Versuch, unter sozialdemokratischer Füh­damit für ihre Zukunft. Diesen Kampf der Arbeiterklasse die wirtschaftliche Not und die schlechte Finanzlage gestatte leider um den bekannten Sah des Erfurter Programms zu variieren nicht die Inangriffnahme neuer Staatsaufgaben, die mit neuen rung in Sachsen stabile Verhältnisse und mit ihnen die Grund­zu einem bewußten und einheitlichen zu gestalten und ihm Roften verbunden toären. Sie erfordern vielmehr gebieterijch eine lage für die Wiederaufrichtung der Wirtschaft fein naturnotwendiges Ziel zu weifen, soll die Aufgabe der Einschränkung aller Staatsausgaben sowie des Behördenapparats. zu schaffen, an der niemand mehr interessiert ist als die von neugegründeten Internationale sein. Die fächsische Regierung glaube aber, daß es mit dem ihr von der der Hand in den Mund lebende Arbeiterschaft. Niemand Ihre Erefutive wird zum ersten Male während des Reichsregierung aufgezwungenen Berfonalabbau allein nicht getan wird auf eine bloße Programmrede hin sagen, daß dieser internationalen Gewerkschaftskongresses in Wien im Juni fein werde, sondern vielmehr damit Hand in Hand ein Abbau Verfuch schon gelungen ist aber desto entschiedener darf man und dieses Jahres zusammentreten und damit auch äußerlich zum Umbau des Berwaltungsorganismus gehen aussprechen, daß die programmatische Erklärung des Genossen müsse. Heldt für diejenigen, die von der jetzigen Koalition gleich das Ausdruck bringen, daß sie sich nicht als etwas Selbständiges, Bum Schluß erklärte der Ministerpräsident: Leider fann nicht schlimmste befürchten, eine angenehme Enttäuschung sein muß. sendern als ein dienendes Glied der gesamten behauptet werden, daß die Beziehungen zwischen der Reichsregie­Was an seiner Rede auffällt, ist die Entschieden eit Arbeiterbewegung fühlt. Erziehung nicht mehr rung und der fächfischen Regierung im verflossenen Jahr durchweg wie in der kapitalistischen Kultur eine Angelegenheit von Be- erfreulich gewesen sind. Auch die Verhältnisse der einzelnen Bandes des republikanischen Bekenntnisses, auf das rufspädagogen, eine polfsfremde Domäne Schulmeisterlicher regierungen zueinander sind vielfach durch allzu scharfe Be sich alle Regierungsparteien verpflichtet haben, und die starte Einheitssta a t. Behörden und Institutionen, sondern eine Sache der Geben. Die bayerische Regierung ist soweit gegangen, daß fie Wird daran festgehalten, so wird man sagen dürfen, daß die Getonung der parteipolitischen Gegenfäße getrübt wor. Betonung des Willens zum deutschen samtheit, der neuen Gesellschaft, deren Trägerin zur fächsischen Regierung die geschäftlichen Beziehungen abgebrochen Sozialdemokratie in der Koalition die politische Führung be= die Arbeiterklasse sein wird. Und je mehr sich die wirtschaft hat. Ich kann nicht glauben, daß diese Entwicklung dem deutschen halten hat. Allerdings waren auf diesem Gebiet bei den lichen und politischen Voraussetzungen dieser neuen Gesellschaft Ansehen und der deutschen Einheit förderlich ist, erblice vielmehr bürgerlichen Parteien Sachsens die geringsten Schwierigkeiten zu Wirklichkeiten formen, je mehr sich die gewerkschaftliche und darin eine der zu überwinden, desto größere werden sich auf dem wirtschafts­politische Internationale dem Ziele ihrer Forderungen nähern schwersten Gefahren für die Verfassung von Weimar. politischen und sozialen auftürmen. Der Auftakt läßt aber wird, um so stärker werden die kulturellen, die pädagogischen Die bayerische Reglerung hat eine Revision dieser Berfaf zum mindesten erhoffen, daß es der Sozialdemokratie gelingen Notwendigkeiten werden, um so mehr wird die Internationale fung angeregt. Die fächsische Regierung hält zwar eine wird, am Verhandlungstisch mit den bürgerlichen Parteien der Erziehung in ihrer Bedeutung für den Gesamtkampf der grundfäßliche Neuregelung des gegenwärtigen Finanzinstems eben. Arbeiterklasse wachsen. Sie wird der neuen Wirtschaft den falls für geboten, glaubt aber, daß dieses Ziel im wesentlichen auf zur Wahrung der Arbeiterinteressen soviel zu tun, wie eben neuen Menschen schaffen, der in ihr und mit ihr zu dem Boden der gegenwärtigen Berfassung erreicht werden immer im engen Rahmen der einzelstaatlichen Befugnisse ge­leben gelernt hat. fann, und wird sich jedenfalls nicht durch die Förderung partikula tan werden kann. In ihrem Bestreben, dies zu leisten, ver­riftischer Tendenzen von dem geraden Wege abbringen lassen, der dienen die sächsischen Genossen die Unterstüßung der Ge­auf eine allmähliche Erringung des deutschen Einheits- samtpartei. staates abzielt. Eine weitere Schwierigkeit, die die Regierung bei Am allerwenigsten verdienen sie es jedenfalls, daß man Das Programm des Kabinetts Held. ihrem Amtsantritt vorfindet, ist die, daß sie durch den Ausnahme ihnen, die sowieso nicht auf Rosen gebettet sind, noch aus den Dresden , 15. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Im sächsischen auft and in ihrer Handlungsfreiheit eingeengt ist. Die Regierung eigenen Reihen Dornen und Steine auf das Lager streut. Landtag gab Ministerpräsident Genosse Heldt unter fortge- hat mit dem Wehrkreiskommando Beziehungen aufgenommen und Die Koalitionsregierung in Sachsen ist nun einmal politische hofft, solange der Ausnahmezustand noch bestehen wird, im Wege gesetzten lärmenden Zwischenrufen der Kommunisten und in Abber Verständigung mit dem Behrtreistommando Tatsache geworden, und es liegt im Interesse der Besamt­wefenheit des linten Flügels der sozialdemokra die Härten des Ausnahmezustandes auf ein Mindestmaß herabzu- partei, daß zu ihren Leistungen fachlich und objektiv Stellung tischen Fraktion das Pragramm der neuen Regie drücken und damit zugleich eine Aufhebung beschleunigen zu fönnen. genommen wird. Von diesen Leistungen wird schließlich auch rung befannt. Ministerpräsident Heldt stellte zunächst die Mit- Die gegenwärtige Regierung legt besonderen Wert darauf, alle das Urteil des Parteitages abhängen, der den sächsischen glieder seines Kabinetts vor und fuhr dann fort: Kräfte, die auf dem Boden der republikanischen Staatsverfaffung Streit schlichten soll. Die Erfolge bei den sächsischen Gemein­Nachdem durch die bekannten Vorgänge die sozialistische Minder. stehen, zusammenzufaffen und den Gedanken einer Boltsge dewahlen müssen ja auch den fächsischen Genossen gezeigt heitsregierung feines Amtsvorgängers nicht mehr haltbar war, sei meinschaft zum Schuke der Republik und zur Aufrecht haben, daß die Partei den Geist der Geschlossenheit es zur Bildung der sogenannten großen Koalition gekommen. erhaltung von Ruhe und Ordnung als Vorbedingung für eine ge- und Kameradschaftlichkeit wiederherstellen muß, Die Regierung werde das Ihrige dazu beitragen, daß die so begrün- deihliche Entwicklung unseres Wirtschaftslebens zu verwirklichen. dete Arbeitsgemeinschaft länger zusammenhalten werde als die Re- Die Erflärung löfte am Schluß den stürmischen Beifalt wenn sie Erfolge erringen will. gierungen der legten Zeit. In der Frage der Auflösung des Land der Koalitionsparteien aus, während die Kommunisten in Eine Verschwörung nenen Seedt? tages und der Neuwahlen im Wege des Bollsbegehrens werde ironisches Gelächter cusbrachen. die Regierung pflichtgemäß nach den gesehlichen Beftim. Nach Wiederaufnahme der Sigung des Landtages schilderte Am Dienstagvormittag ist in bem befannten Café Jofty am mungen verfahren. Landtag und Regierung würden sich aber Finanzminister Dr. Reinhold in der Begründung der Notver- Potsdamer Play in Berlin ein früherer Offizier durch die während des Verfahrens darüber schlüssig zu machen haben, ob und ordnung betreffend Gewerbesteuer und Arbeitgeberabgabe die politische Abteilung des Polizeipräsidiums verhaftet worden, in welchem Umfange noch vor den Neuwahlen eine Berringe Finanzlage Eachsens, die er im allgemeinen als sehr ernst bezeichnete. der unter dem bringenden Berdacht steht, ein Attentat gegen den rung der Abgeordnetenzahl und eine Verkleinerung der Wahlkreise durchzuführen fei. In dem gegenwärtigen Die Hauptbelaftung ftellten augenblidlich neben den Besoldungen General v. Seedt, ben Chef der Heeresleitung und Inhaber der Rabinett feien zum erstenmal die Bertreter aller Parteien zusammen- die Erwerbslosenunterstügungen dar. Am 1. De- Vollzugsgewalt, geplant zu haben. Der Verhaftete soll mehrere gefaßt, die sember feien 309 000 Erwerbslose vorhanden gewesen, nach der Spießgefellen haben, die angeblich alle denselben redytsradikalen letzten Statistik gebe es 272 000. Aus dieser geringen Verminderung Kreifen angehören wie die Mörder von Erzberger und Rathenau. tönne man feststellen, daß eine leichte Befferung im induftriellen Gegen den Verhafteten ist bereits die Voruntersuchung beim Land­Leben eingetreten sei. Die sogenannte Arbeitgeber abgabe gericht I eröffnet. Die Berliner Polizeib hörden haben Anweisung, Polizeibehörden fel nur als vorübergehende, nicht als dauernde Belastung der Arbeit über die Angelegenheit einstweilen im Interesse der Untersuchung geber gedacht. Mitteilungen nicht zu veröffentlichen.

auf dem Boden der republikanischen Verfassung ftehen. Darin liege eine sichere Gewähr dafür, daß die verfassungs­ftehen. Darin liege eine sichere Gewähr dafür, daß die verfassungs mäßigen Einrichtungen des Freistaates Sachsen von ihm peinlichst gewahrt und beschüßt werden. Die fächsische Regierung werde Bert tarauf legen, daß die komplizierten wirtschaftlichen Verhältnisse und

Die Sprache der Finger.

Bon Theodor Thomas.

In der ärmlichen Stube brannte die Lampe nur noch sehr matt. Sie war absichtlich recht flein gedreht worden, um der Kranten in der Ede den grellen Schein zu ersparen.

Die Frau im Bett lag still in sich gefehrt, den Blick auf ihren Mann gerichtet, der vor ihr saß und sie lange betrachtete, ohne daß die beiden ein Wort sprachen. Er war erst furz vorher von der Arbeit gekommen und hatte schnell das Zimmer etwas warm gemacht. Alfred benußte nun die erste Pause, auf dem Bettrand zu verpusten.

" Nein, das brauchst du nicht. Da, schau dir den kleinen Finger mal an, siehst du die Rinne?"

Ach, das war von dem Ring."

Gell, daran erinnerst du dich? Ja, was waren das für Zeiten. Ehe ich dich kennenlernte, bin ich mit einem Tischler gegangen, der mal diesen Ring angeschleppt brachte. Er steckte ihn auf, und der Ring ging nicht mehr ab. Nicht um die Welt ging er wieder her unter. Lange Zeit später, nachdem ich mich dir schon versprochen hatte, drehtest du an dem Ring herum und ließest nicht los, bis er nachgab und du mir beinahe den Finger mitgenommen hattest." Sie lachte verschmitt.

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" Das war recht dumm von mir, gesteh es nur," sagte Alfred. Ja nein. Du warst doch immer noch eifersüchtig auf den Dann holte er sich einen Stuhl, segte sich vor ihr Krantenlager, dummen Kerl, den Tischler; heut kannst du mir's doch sagen." Er sah ihre Hand verlegen an. Die Tränen waren ihm ins sprach aber immer noch kein Wort. Er brachte nicht eine Silbe Auge getreten, als er so daran dachte, wie er von damals an jahre. heraus. Gerade vorhin auf der Treppe hatte ihm der Arzt gejagt, lang feine Frau gequält hatte mit dummen Eiferfüchteleien fast bis er folle sich wenig Hoffnung machen, die Tage der Frau feien ge- auf ihr Krantenbett. Dabei hatte sie ihn doch so lieb gehabt und zählt. Das hatte ihm ganz die Stimme benommen; das Weinen nun follte das alles zu Ende sein? stand ihm bis zur Rehle, er mußte alle Gewalt anwenden, um seine Frida nahm die Tränen für eine Schuld von damals, zog feinen äußere Ruhe zu bewahren. Frida Schumann sah ihren Mann Kopf zu sich und sagte: immer noch an, mit einer gewissen Hengstlichkeit und auch mit Kopf zu sich und sagte: Freude, daß er nun bei ihr faß.

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Dummes Rerlchen, wirst doch nicht nach 22 Jahren noch bes. Mit den Händen strich sie nervös über die Bettdecke. Immer wegen naffe Augen triegen? Weißt du, Alfred, ein Mann, der nicht von der Mitte aus nach den Seiten, als wolle sie alle Falten eifersüchtig ist, war nie in seine Frau verliebt." Sie füßte thn. Er trodnete sich die Augen, aber immer schossen neue Waffer glätten. Das dauerte so eine ganze Zeit, bis er ihre rechte Hand hervor. im unruhigen Bendelgang aufhielt und sie in der seinen festhielt. Frida überließ sie ihm willig; lächelnd versuchte sie sein Gelent zu umspannen. Umsonst. Ihre kleinen, durch langes Krankfein fast durchsichtig gewordenen Finger lagen fraftlos in seiner schwie­ligen Faust. Darauf nahm er scherzend die Finger einzeln und ließ sie durch seine Hand gleiten. Jeder trug fleine Male, Narben und Flecke.

Weißt du noch, Alfred, wie das entstand?"

Sie zeigte ihm eine fleine Marbe, die sich am Ballen des Dau­

mens durch eine dunkle Färbung abhob.

Er schüttelte nur stumm den Kopf.

Als unser Artur auf die Welt fam, haben wir eines Abends

tie Betten umgerückt. Wir waren zu arm, ein Rinderbettchen zu

Kannst du dich auch noch diefes Fledens erinnern?" Am Zeigefinger befand sich knapp unter dem Nagel ein bunter Punkt.

War das nicht damals in der Gartenstraße?"

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Ja; du warst schon fünf Wochen ohne Arbet, im Hause war nichts zu brennen, da ging ich los und lammelte Rohlen für uns. Einer von den Fuhrleuten nu werd nicht wieder eifersüchtig fonnte mich gut leiden, weil ich mich mit dem begnügte, was herunterfiel, er warf mir ein großes Stück vom Wagen und gerade cuf den Finger. Das hat lange Zeit sehr weh getan. Ach, was

haben wir beide doch für harte Zeiten hinter uns. Und haben uns doch immer so gern gehabt, gell?"

Alfred war nun doch so ergriffen, daß er aufstand, fich im

Schweninger als Arzt. Der eben verstorbene Schweninger, der Leibarzt Bismards, der ihn zu behand in wußte, während Bismard feine früheren Aerzte zu behandeln pflegte, wurde auf des Reichs­War fanglers Befehl Brofeffer an der Berliner Universität. er schon dadurch in Gegensatz zur Schulmedizin geraten, fo murde biefer Gegenfaz im Laufe der Zeit noch außerordentlich verschärft bernen Medizin. Den schärfsten Widerspruch mußte in einer Seit, durch keine Stellungnahme gegen die Forschungsmethoden der mo­in der Robert Koch durch seine Entdedungen die Kenntnis dom Wesen der Infektionstrantheiten auf eine ganz neue Grundlage stellte. namentlich Schwenningers wiederholt öffentlich betonte Auf faffung und Behandlungsmethode der ansteckenden Krankheiten er­regen. Auch mit den Chirurgen geriet er bald in offenen Konflikt; hier war es das Laienrublikum. das ihm in seiner instinktiven Ab­neigung gegen das Messer des Operateurs zustimmte. Größtes Be fremden erregte deshalb feine im Jahre 1900 erfolgte Berufung auf ben Boften des ärztlichen Leiters des Kreistrantenhauses in Berlin­Lichterfelde. Die Aerzteschaft sette es schließlich auch durch, daß an Schweningers Institut eine besondere Abteilung für Chirurgie unter einem Fachchirurgen eingerichtet wurde. Schweninger richtete in Lichterfelde auch ohne Rücksicht auf den Widerspruch der gesam ten Medizin eine Aerzteschule ein, an der er Schüler in feinem Sinne heranzuziehen versuchte. Biel Erfolg hat er damit nicht ge habt. Es gelang ihm nicht, feinen Theorien Geltung zu verschaffen. Diese lassen sich auf eine verhältnismäßig einfache Formel zurüc führen: fie bezweckten die Behandlung des franken Menschen, nicht aber die Behardlung einzelner Organe. wie er von der Schul­medizin behauptete. Gerade das aber ist ein Trugschluß gewesen in einer 3 it, in der Ernst v. Penden an der Berliner Charité dem Grundfah, den Schweninger für sich in Anspruch nahm. weiteste Geltung verschaffte und die physikalisch- diätetische Methode mit großem Erfolg ausbaute.

Benn Schweninger als Arzt trojdem bedeutende Erfolge er­zielt hat, so dankte er sie vor allem feiner Persönlichkeit. Für ihn war die Heilkunst eben eine Kunst, und es fümmerte ihn wenig, menn die Wissenschaft dabei zu furz tam. Er hatte etwas von einem Paracelsus . Es steckte eben ein Stüd Künfilerratur in ihm; daraus läßt sich so manches aus feinem Leben und seiner Persönlich feit erklären.

faufen, da hast du mir beim Zusammennageln einer Rinderbettstelle 3immer beschäftigte, nur um Frida die tiefe Rührung nicht merden tieren für Sfelette tes primitiven Menschen fah, hat sich dadurch zu

quer über den Daumen geschlagen."

Ja, ich weiß es jeht. Und du warst zu deinen sonstigen Schmerzen noch um diese reicher. Was hat mir das leid getan." Und glaubst du auch, daß ich dich an jenem Abend erst wirt. fich gern gehabt habe?" Sie sah ihn weich an.

Wieso denn, Frida? Wegen des Schlages?" Nein, weil du da erst aus dir- herausgegangen bist, weil du in deiner Fürsorge um mich unerschöpflich warst. Da erst sah ich so richtig, was für einen guten, zarifinnigen Charakter du hast." Fridel, lob' mich nicht so, sonst machst du mich ganz schamrot."

zu laffen.

Währenddeffen betrachtete fich die Arante fortwährend ihre Hände, die so viele Merkmale ihres Lebens trugen. Ein Stüd Lebensgeschichte nach dem anderen entrollte sich vor ihr, bis die Er­müdung eine Samtdecke über ihre Lider warf und sie in einem leßten Schlaf abrief. Noch vor Mitternacht war fie tot.

Ihr Mann aber saß noch lange am Bett und betrachtete die falten, steifen Hände mit den Zeichen ihrer gemeinsamen Nöte und Sorgen.

Das Märchen von den Riefenmenschen der Urzeit. Die Frage, ob die Erde in vorhistorischer Zeit von Riesen bevölkert war, bat zu allen Zeiten die Gelehrten lebhaft beschäftigt, und mancher Anthropo loge, der in wiffenfchaftlichem Eifer die Knochen von Riesenfäuge. einer bösen Entgleifung verleiten lassen. Sm allgemeinen muß man aber zur Ehre der Wissenschaft sagen, daß sie bemüht war, die fabel­haften Borstellungen, die man fich nach dieser Richtung in Laien­freifen gemacht hat, auf das rechte Maß zurückzuführen. Fabelte man doch davon, daß die ersten Menschen eine Höhe von etwa 40 Metern erlangt und daß diefe Riefenmaße sich ständig verkleinert hätten, bis sie zur Zeit der christlichen Aera auf das Niveau des heutigen Men. chenmaßes herabgefunten waren. Ja, man ging fogar so weit, Christus dafür in Anspruch zu nehmen, daß erst durch sein Eingreifen das Sinfen der menschlichen Größenmaße zum Stillstand gekommen fel. Die Etudes biologiques" meisen in dieser Beziehung darauf