Kündigungen.
Bodum, 18. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Die Betfehrsverhältnisse im Ruhrgebiet haben trotz der Ankündi
Poincarés Pfalzschwindel.
Schluß der Interpellationsdebatte.
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Boincaré antwortet, er tenne teine Dpfumente dieser Art. Die Pfalz unterstände nicht Berlin , sondern Bayern . Die Pfälzer Sozialisten hätten die Initiative zu einer Aftion gegen die Münchener nationalsozialistische Regierung ergriffen und feien herbei von der großen Mehrheit der Bevölkerung, nämlich den Bauern, Handwerkern und fleinen Industriellen, unterstützt worden. Die pfälzische Bewegung
gung der Regie noch teine Erleichterung erfahren. Infolge- Paris , 18. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) In Fortsetzung der habe seinerzeit die Auffassung vertreten, daß die Deutschen ihr Land deffen ist eine erhebliche Anzahl von Zechen gezwungen, weitere feir nunmehr zwei Monaten sich hinziehenden Interpellationsdebatte lieber auseinanderfallen lassen, um nicht durch die Umtriebe einzelFeierschichten einzulegen. So haben die Zechen der Rhein - der Kammer über die auswärtige Politit hat am Freitagnachmittag ner in einen Krieg verwickelt zu werden. Frankreich wolle den ein. Stahlwerke sowie die Zechen Zentrum und Morgenfonne in Wallen- Poincaré gleich zu Beginn das Wort ergriffen, um auf die Aus. zelnen Bevölkerungsfreifen volle Freiheit lassen. In der Pfalz fcheid infolge mangelhafter Wagengestellung durch die Regie neue führungen des Abg. Reynaud, des Perfechters der Rech jei die Lage eine ganz andere als in den übrigen besetzten Gebieten. Feierschichten eingelegt. Die Berstopfung der Berschiebe- bergichen Idee in Frankreich sowie auf das in der vergangenen Uhry( Sezialist) ruft dazwischen, er werde Berichte Tirards bahnhöfe hält noch an. Die Zechenindustriellen sind dazu über. Woche vom Abg. Herriot entwickelte außenpolitische Programm zur Berlesung bringen, die die Regierung zwingen würden, den gegangen, den bisher noch unbeschäftigten Bergarbei der sozialistischen Radikalen zu erwibern. Boincaré erwiberie, taß General de Meg zu bescpouleren. er water mit beiden einig gehe. Er verzeichnete es jedoch mit tern zum 1. Februar zu fündigen. Von dieser Maßnahme Genugtuung, daß auch Herriot jede Reduzierung des französischen werden etwa 30 Proz. der gesamten Belegichaft be- Guthabens an Deutschland ablehnte; dagegen müsse er auf das ent troffen. Auch die beschäftigten Bergarbeiter arbeiten vielfach nur schiedenste den Vorwurf Herriots zurückweisen, daß die französische noch drei Schichten in der Woche. Jm Bochumer Revier liegen Regierung, die bereits auf den Konferenzen von London und Paris eine große Zahl von Schachtanlagen noch völlig still, so die Zechen zum Einmarsch ins Ruhrgebiet entschloffen gewefen fei, mit der engFriedrich Karl, Berlorener Sohn, Biftoria, Hafenwinkel, die Eulen- lischen Regierung ein falsches Spiel getrieben habe. Das Bie der französischen Regierung sei vielmehr bis zuletzt eine gemeinsame burgschächte und die gesamten kleinen Bergwerke in den Ruhrbergen Aktion aller Alliierten gewesen. Erst als diese Absicht gescheitert sei, jei das spontane Wert eingeborener Elemente und aus ärt. mit ciner Belegschaft von rund 12 000 Mann. habe sie fich zu isoliertem Bergehen entschlossen. Auch icht wün'dhe lidhen Gründen erwachsen. Eine Geheimorganisation habe ich trog Zwischen der Micum und den Bergbauindustriellen ist eine er nichts sehnlicher als die Wiederherstellung einer alfiierten Ein- feierlichem Bersprechen der deutschen Regierung in Heidelberg gevorläufige Abmachung getroffen worden, wonach die Koblen - heitsfront. Die französische Regierung habe wiederholt die Ber. bildet, um Unruhen in der Pfalz hervorzurufen. Die Bereinigung feuer von 10 auf 8 Frant je Tonne ermäßigt worden ist. öffentlichung eines Gelbbuches, das den gesamten Meinungs, unb gegen die Besatzungsbehörden vorzubereiten. Die politischen „ Treuhand" habe sich bemüht. Attentate gegen die Separatisten Dafür ist die Lieferung von Reparationsfohle an Italien von 21 auf austausch der Alliierten über die Ruhrpolitif enthalten sollte, 27 Prot. des taflächlichen Abfahes erhöht worden. Die Strigerung angeregt, sie habe aber bisher mit diesem Borschlag nicht durch. der deutschen Kofslieferungen an Frankreich hälf an. Auch dürfte die zudringen vermocht Scof( französche Bewirtschaftungsstelle der deutschen Kotslieferungen) voraussichtlich im Monat Januar mehr als 300 000 Tonnen deutschen Kofs erhalten gegenüber 260 335 im Dezember.
Auf einer Anzahl von Werken der Metallindustrie, die bisher im Streif gestanden haben, wird wieder gearbeitet, so auch auf der Henrichshütte in Hatingen, wo die gesamte Belegschaft von rund 6000 Mann feit 10 Tagen im Ausstand war.
Marx weist Rechberg ab.
Herr Arnold Rechberg hat im Anschluß an seine Bariser Reise den Reichsfangler um einen Empfang gebeten. Dr. Marg ist aber der Auffassung, daß es sich bei dem Rechberg- Projekt um eine Erörterung technischer Einzelheiten handelt und hat Rechberg anheimgestellt, sich an den Leiter der französischen Abteilung im Auswärtigen Amt zu wenden.
Der Beamtenabbau in Preußen.
Boincaré fagt in feiner mitunter sehr lebhaft verlaufenden Er. widerung an Herriot u. a., daß Frankreich 3 Jahre lang allen Berzögerungen zugeftin.mt habe, um England angenehm zu sein. ( Beifall.) Poincaré bedauert, daß England die finanzielle Front der Alliierten bereits sofort nach dem Kriege" durch brochen habe. Die Kritik Herriots treffe also die englische und nicht die franaöfifche Politik.( Beifall.) Auch die Vorwürfe, die Regierung habe zu Eachlieferungen nicht ermutigt, feien ungerechtfertigt. Deutsch land bebe niemals das von Frankreich angeregte genaue Brogramm für die Sachlieferungen angenommen. Seine Sachliefe rungen feien nur erfolgt, um Abfazmärkte zu erobern. Er dankt Herriot aber dafür, daß
Herriot ebenfalls die Notwendigkeit erkannt habe, das Ruhrgebiet nicht unmittelbar zu räumen.
Bertreter großer lotaler Organisationen feien als Pro'eftler vorge schickt worden. Der französische Delegierte der Rheinlandfommission ( de Meh. Red.) habe die französischen Vertreter angewiesen, strenge Neutralität zu bewahren und Unruhen vorzubeugen. Vor dem Attentat gegen Heinz sei die Ruhe auch nicht gestört worden(!). Boincaré wendet sich alsdann in scharfen Worten regen die haltung Englands; Lord Curzon habe unerwarteterweife" eine Untersuchung verlangt, die im übrigen durch Anwesenheit eines franzöfifchen Vertreters einen interna iona'en Charakter angenommen habe. Der englische Vertreter fei zweifellos durch die Erklärungen der pfälzischen Autonomiften überrascht worden. Die dem ober auch sei, die französische Regierung helte sich an die Versailler Be ſtimmungen und werde niemals aus ihrer Reserve herausgehen. Noch weniger denke Frankreich an Annerionen oder daran, die be. fetzten Gebiete unter feinen politischen Einfluß zu bringen. Derarige Märchen feien einfach Schredbilder für kleine Kinder, und diejenigen, die damit haufieren gingen, redyneten allzusehr auf die Beichtgläubigkeit ihrer Zeitgenossen.( Leb. hafter Beifall. Burufe: Unterbrechung!) Die Sigung wird um 4,50 Uhr unterbrochen.
Am Echluß der Abendfizung erflärte fidh Boincaré mit der Tages ordnung Manauts und Broisses einverstanden. Die Priorität für diese Tagesordnung wurde von der Kammer mit 415 gener: 151 Stimmen bewilligt. Die erste Hälfte wurde mir 446 gegen 122, die zweite Hälfte mit 445 regen 123 und darauf die gesamte Tagesa ordnung durch Handaufbeben angenommen. Die Sigung war furz nach 9 Uhr französischer Zeit zu Ende.
Er teile nicht den Optimismus Herriots, ber es für möglich halte, eine Bolitit durchzuführen, bei der„ dieſe imsicheren Pfänder durch folibere Pfänder erfekt werden können. Diese Bolitit fönne allzu leicht dazu führen, daß man den Sperling in der Hand gegen die Taube auf dem Dach vertausche.( Beifall im Zentrum.) Trok der Behauptung Herriots sei Belgien in diefen Punkten voll tommen mit Frankreich einig. Reynaud habe der Regierung vor Im Breußischen Landtag trat der Bollausschuß zur end- geworfen, sie habe Stresemann bei Einstellung des passiven Wider gültigen Berabschiedung der Vorlage über den Beamtenabbau standes nicht genügend Vertrauen entgenengebracht. Aber die zufammen. Wesentliche Veränderuncen sind nicht vorgenommen deutsche Regierung habe niemals ihre Verpflichtungen gehalten. worden. Die Bestimmungen in§ 23 über die gleiche Behandlung Sie bercite noch täglich immer Schwierigkeiten und man fönne der verheirateten weiblichen Beamten mit den männ- immer noch nicht fagen, dak ber Widerstand endlichen in bezug auf Ründigung und Gewährung von Wartegeld und gültig aufgehört habe. General Degoutte habe erst fürz- Mit feiner Berufung auf die Pfälzer Sozialdemokraten hat Ruhegehalt sind aufrechterhalten worden. Für die Schule ist eine lich telegraphiert, die deutsche Regierung scheine sich zu Herr Boincaré die Kammer gröblich angeschwindelt. Die etmas mildere Fassung gewählt worden. Die Entscheidung über das bemühen, die Durchführung der abgeschlossenen Abkommen zu ver- von Hoffmann und Genossen eingeleitete Aftion war direkt antiKontrollorgan, welches als Schiedsgericht vom Unterausschuß hindern. Man habe bereits mehr als 60 000 deutsche Eisenbahner separatistisch und von dem Bestreben geleitet, die Pfalz vor dem eingefügt war, steht noch aus Das Staatsministerium lehnt ein eingestellt, aber noch feine der 800 versprochenen Loko. folches Schiedsgericht entschieden ab. motiven habe Deutschland geliefert. Berlin verhindere die Bil. Separatistengefinder zu retten. dung einer rheinischen Emissionsbant. Frankreich habe Schleicher de Metz das Unternehmen zu separatistischen Zweden mißnicht an der Auflösung des Reiches mitgearbeitet.(!) Clemenceau brauchen wollte, zog er sich sofort von ihm zurüd.
Die Rheinlandkommission drückt sich. Vor der Entscheidung über die Pfalz . Paris , 18. Januar. ( Eigener Drahtbericht). Tie Rheinland. tommifion, die sich am Donnerstag erneut mit der Frage der' Registrierung der Verordnungen der Regierung der autonomen Biala befaßte. bat sich auf das Kompromiß geeinigt, die Entscheidung den alliierten Regierungen selbst zu überlassen.
Die Gendarmerie Deutschösterreichs bat, ebenso wie füralich die Wehrmacht, fait ausschließlich die bon der freien Gemert schaft empfohlenen Bersonalvertreter gewählt.
Neuer Frankensturz.
Trot Zinsfuferhöhung.
Paris , 18. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Auf dem Devilen martie herrschte am Freitag ausgesprochene Unsicherheit. Im Frühverkehr der Banken war das Pfund bereits annähernd auf 93,5, der Dollar auf über 22 gestiegen, um an der Börse mit 92,95 bar. 21,995 zur amtlichen Notierung zu gelangen. Unmittel. bar nach Börsenschluß legte eine neue Abwärtsbewegung des Frankens ein, die das Pfund auf über 93, den Dollar auf 22,05 Kursgewinnes der letzten Tage eingebüßt. Die am Donnerstag von der Bank von Frankreich vorgenommene Herauffekung des Dis. fontfages von 5% auf 6 Proz hat also gerade das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung erzeugt.
Die gridhifche Königsfrage foll nach einer Erflärung Beniselos beigen ließ. Damit hat der Franken erneut einen großen Teil des
durch Volks abstimmung entschieden werden.
aufhören; wir waren so begeistert, daß wir alle im Chor unfer herrliches Deutschlandlied fangen. Der anständige Teil des Publi fums fang träftig mit, der andere Pöbel erfrechte sich, zu protestie ren. Wir haben sie aber hübsch zur Ruhe gebracht. Die Polizei er. dreistete sich wieder, einige von unseren tapferen Kommilitonen mit Namen festzustellen aber das macht nichts. Der Richter wird unsere vaterländischen Motive schon richtig verstehen.
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Wir haben übrigens den Kommilitonen J., der augenblidlich als Adjutant beim Wehrtreistommando Dienst hat, veranlaßt, Seiner Exzellenz einen Entwurf vorzulegen, der alle moderne Literatur ab heute wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Af reizung zum Klaffenlampf" bis auf weiteres verbietet. Nur so tönnen wir die Kerls flein friegen. Heil und Sieg! Macht's ebenso. Ich tomme Dir einen Ganzen. Dein Aribert.
Pflichtgemäße Hilfeleistung.
Belgrad , 17. Januar. ( Eca.) Der füdslawische Finanzminister hat befolien, alle Personen, die in französischen Franten spekulieren, zu verhaften bzw. auszuweisen. Die Nationalbant in Belgrad hat einen bedeutenden Frankentauf vorgenommen.
Die Sachverständigenprüfer.
Paris , 18. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Die erste Be sprechung des Sachverständigenausschusses der Reparationsfom. mission mit dem deutschen Reichsbantpräsidenten Dr. Schacht ist für Montag früh vorgesehen. Der Ausschuß ist am Freitagnach mittag zu'ammengetreten, um sich über die Fragen zu einigen, Der Dresdener Theaterterror. Die Aufführung der Tragödie die Dr. Schacht vorgelegt werden sollen; in erster Linie scheint man Der Hintemann von Ernst Toller , die für Connabend betaillierte Auskünfte über die augenblickliche Lage der Reichsund Montag auf den Spielplan des Dresdener Schauspielhauses finanzen und über die Opportunität einer Goldemiffionsbant zu stand, ist abgefeht und durch andere Stücke ericki morden. Wie wünschen. amtlich mitgeteilt wird, hat das Ministerium für Boltsbildung ange In einer Besprechung des überraschend günstigen Deordnet, daß wegen der planmäßigen Störung der Erstaufführung fadenausweises der Reichsfinanzverwaltung geht der" Temps" auf der Tragödie gegen diejenigen Beteiligten, die der Disziplinargewalt das seit Donnerstag in unterrichteten Kreisen zirkulierende Gerücht öffentlicher Hoch- und höherer Schulen unterstehen, das Disziplinar ein, wonach der Sachverständigenausschuß angesichts der Stabili verfahren eingeleitet wind. Bon deutschnationaler Ceite ist im tät der Rentenmark und der Konsolidierung der deutschen FinanzLandtag ein intrag eingebracht worden, in dem die Regierung lage die ihm gestellte Aufgabe als zum größten Teil überholt ersucht wird, die Aufführung des Stückes zu verbieten. betrachtet und das Hauptgewicht seiner Beratungen neuerdings auf Um denjenigen Zuschauern, denen es am Donnerstag unmöglich die Ermittlung des deut'chen Leistungsvermögens lege. war, den Vorgängen auf der Bühne zu folgen, einen Einblick in die Das Blatt deutet an, daß der Ausschuß dabei stark unter Einflüssen Tollersche Dichtung zu geben, wird am Donnerstag, den 24. Januar, eines neuen englischer Konferenzplanes stehe, von eine Aufführung unter Ausschluß der Deffentlichkeit stattfinden, und dem die französische Regiernug bisher offiziell teinerlei Kenntnis er zwar gegen persönliche Eingeichnung in Liften, halten habe.
Die Fraktion der deutschen demokratijazen Bartei hat im fächfischen Landtag eine Anfrage eingebracht. in der grundsäßlich das gegen Einspruch erhoben wird, daß das Theater durch das gewalt. tätige Borgehen einer Minderheit stundenlang zum Tummelplaß unwürdiger und wüster Radauszenen" gemacht werde. Die Fraktion fragt die Regierung, was sie zu tun gedenke, um ähnlichen Vorgängen in Zukunft vorzubeugen.
Wintersport.
Funkelnder Frost auf aliternden Zweigen, Bäume, die sich vor Schneelaft beugen,
Strahlender Winterfonnenfegen.
Lachen und Scherzen auf allen Wegen,
Schlittschuh, Schneeschuh und Rodeltrubel,
In Kinderaugen leuchtender Jubel:
Wintersport!
Doch sich dort die Reihe zerfranster Gestalten,
Ungeübt, die Schaufel zu halten,
Arbeitslose, die, ohne zu schelten,
Ein Bankangestellter, ein Detorateur,
Ein Feinmechanifer und andere mehr;
Shre Unterstützung abgeften.
Frostflappernd Schippen sie freie Bahn
Für den Tüchtigen, der Auto fahren tann: Wintersport!
W
G. 2.
Der zweite der von der Reparationstommiffion eingesetzten Ausschüsse, der die deutsche Kapitalflucht prüfen soll, wird am Montag zur fonftituierenden Sizung zusammentreten. Den Borsiz wird der englische Delegierte Schahkanzler a. D. Mac Kenna führen. Hoesch bei Stresemann .
Geschäftsträger v. Hoesch hatte gestern, Freitag, in Berlin eine mehrstündige Unterredung mit dem Außenminister Dr. Strese mann. Herr v. Hoesch wird Anfang nächster Woche nach Paris zurüdfehren.
Als Hoffmann erkannte, daß der
Diese Erklärung der Regierung wurde am Abend vom Temps" scharf tritifiert, der es als abfolut überfüssig bezeichnete, einer Berständigung mit Rußland in den Augenblid den Weg zu versperren, wo alle anderen europäischen Kabinette sich anschickten, die abgebrochenen Beziehungen zu Rußland wieder anzuknüpfen.
Condon, 18. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) An der heutigen Fortsetzung der Adreßdebatte im Unterhaus nahmen die weib. Lichen Abgeordneten regen Anteil. Zunächst befürwortete die Herzogin von Atholl( fonf.) die Errichtung von Fortbil dungsanstalten für die jugendlichen Arbeitslofen beider Geschlechter. Im Zusammenhang mit der Arbeitslosigkeit besprach sie die schwere Ronkurrenz, die neuerdings von Frankreich aus infolge der Ber schlechterung der französischen Währung der englischen Industrie ges macht werde. So habe sie erst vor wenigen Stunden erfahren, daß franzöfifche Werften Aufträge für 40 000 Bfund erhalten hätten, indem sie die Angebote englischer Werften bedeutend unterbieten fonnten. Im weiteren Berlauf der Debatte tam es zu einem Zwischenfall.
Abg. I. H. Thomas( Soz.) hatte in seiner Rede den Herzog Don Northumberland angegriffen, weil dieser behauptet hatte, die Arbeiterpartei würde, wenn sie in der Regierung fäße, die Armee und die Polizei verderben. Die fonservative Abg. Lady Astor rief dem Redner Pfui!" zu, worauf Thomas antwortete, er meine sie ja gar nicht, aber es gibt Leute in ihren Reihen, die viel weniger intelligent seien. So habe der Herzog von Northumberland , der zu den persönlichen Freunden der Lady Astor gehöre, auch behauptet, daß die Arbeiterpartei die eheliche Treue unterarabe. Aber, fünte Thomas hinzu, zu Ihrer Beruhigung fann ich Ihnen fagen, daß dies absoluter Unsinn ist und daß die Männer, die hin'er der Arbeiterpartei stehen, ebenso treue Batten und gute Bäter sind wie die anderen.
Ferner erklärte Thomas, daß die Arbeiterpartei wohl Feh. er in der Regierung begehen möge, daß aber die Erfahrung und Berantwortung, die fie als Regierungspartei haben werde, nur von Vorteil für sie sein würde. Sodann sprach der Schatzkanzler Ne ville Chamberlain, der die Haltung der Liberalen verurteilte, welche jetzt die Arbeiterpartei zur Regierung verhelfen wollen, ob wohl deren Ziele denen des Liberalismus geradezu entgegengesetzt
feien.
Um 4 Uhr nachmittags wurde die weitere Debaite auf Montag vertagt, der der Schicksalstag für die Regierung Baldwin sein wird. Es gehen heute Gerüchte um, wonach 50 Liberale fich verpflichtet hätten, Asquith den Rücken zu fehren und gegen den Miktrauensantrag der Arbeiterpartei zu stimmen. Wenn dies eintrifft, dann fönnte es allerdings bei der Abstimmung zu einer Ueber. raschung tommen; aber es wird dieser Version im allgemeinen menig Glauben geschenkt. Soweit bekannt, beschränkt sich die Rahl dieser renitenten Liberalen auf etwa ein halbes Dugend Mitglieder, die bei den Wahlen von der Konservativen Partei offiziell unterstüßt worden waren.
Der Leifer unseres Kaftowiger Parteiblaffes, Genosse Dr. Noskus, Der Temps" gegen die Regierung. wurde verhaftet, angeblich, weil in der Druckerei des genannten Paris , 18. Januar. ( Eigener Drah' bericht.) Die franzöfifche Re| Blattes fommunistische Drudicbriften hergestellt wurden. Genoffſe gierung hatte am Freitagmorgen im Hinblic ouf die täglich afuter Rostus wurde später gegen eine größere Raution auf freien Fuß werdende Frage der Anerkennung der Sowjetregierung gefeßt. eine offiziöse Mitteilung verbreiten laffen, in der sie erklärt, daß fie nach wie vor die Wiederaufnahme der Beziehungen zu Moskau von der Anerkennung der russischen Borkriegsschulden durch die gegenwärtigen Mach'haber, von der Wiedereinfegung bzw. voll wertigen Entschädigung der in Rußland expropriterten französischen Begnadigung der Dafo - Mörder. Wie aus Madrid gemeldet Staatsangehörigen und von einem offiziell ausgesprochenen Verzicht wird, find die Mörder Datos, Matou und Nicolau begnadigt auf jede bolschewistische Propaganda in Frankreich abhängig mache. I worden.