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Abendausgabe
Nr. 44 41. Jahrgang Ausgabe B Nr. 22
Bezugsbedingungen und Anzeigenpreise Find in der Morgenausgabe angegeben Rebatfion: SW. 68, Cindenftrage 3 Sernipreder: Dönhoff 292-295 Sel- dreffe: Sozialdemokrat Berlin
Vorwärts
Berliner Volksblatt
7 Goldpfennia
70 Milliarden
Sonnabend
26. Januar 1924
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Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratifchen Partei Deutschlands
Politische Reichswehr - Generäle.
Loßbergs„ väterliche Ohrfeigen".
Ohrfeigen". Genehmigte Genehmigte und verbotene Flugblätter.
gehörte ich an den Laternenpfahl. Ich bin ein absoluter Mann, sich als Betrug entlarot. Die Führer der Roten Internationale der dafür einiri.t, daß wir den Czuten, die uns jetzt drangfalleren, sind besoldete Berbündete und Beschützer der Goldenen die Zähne zeigen, selbst wenn es einen Berzweiflungstampf geben Internationale. Dhne daß die Hand des Genossen Scheide sollte; euch vor dem dürfen wir uns nicht scheuen." mann perdorrie, war das Dittat von Versailles unterzeichnet. Unter ben Augen Eurer Bolfsbeauftragten konnte Rathenau ( Jude) mit dem Feinde Ausbeutungsverträge abschließen. Der Ruhrtricg wurde eine Romödie der Großindustrie( Stinnes, Strauß, Wolf). Man gab Euch viel Geld( Bapier). Hunger. Rotwunden verursacht durch
Die unpolitischen" Generäle der Reichswehr , die zu Inhabern der öffentlichen Gewalt bestimmt worden sind, erregen bas Interesse der Deffentlichkeit mehr, als der Reichswehr und der Nepublit angenehm und nüglich sein tann. Nur ganz menige der Wehrtreistommandeure haben bisher in der Bielleicht ist es bem unpolitischen" General gar nicht zum Deffentlichkeit nicht gar zu viel von fich reden gemacht. Die Bewußtsein getommen, baß er mit einer solchen Rebe in dem meisten haiten es für angebracht, burch Reben, Berbote oder Augenblid, da sich durch die Bariser Berhand'ungen immerhin fonstige Berfügungen die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. die Möglichkeit einer finanziellen Regelung ber Reparations Neuerdings hat der General v. 2oßberg, der in fragen ergibt, mit militaristischen Pflastersteinen Schi.berg: findel.d Münster ( Westfalen ) refidiert, die Generalversammlung bes alle diplomatische Fensterscheiben einwirft Westfälischen Bauernvereins besucht und bort eine Anforache Wir können natürlich nicht voraussehen, daß ein solcher gehalten, die fast an wilhelminische Seiten erinnert. Dieser Scherbenhaufen in seiner Absicht gelegen ha'e. Aber nehmen General hat es bekanntlich für feine Pflicht gehalten, den frühe. wir an, daß er nur in seiner ganz unpolitischen Reichswehr ren Reichsminister des Innern. dem Abgeordneten Soll gesinnung derartige Reden zum Fenster hinaushä't, die an mann das Abhalten öffentlicher Berlammlungen das bekannte wilhe'minische Wort vom ,, trodenen Pulver" und in feinem Berirt zu verbieten. Er selbst aber, der doch vom geschliffenen Schwert" erinnern, fo follte sein poli. ganz unpo'itifch fein foll, wenn er den Wünschen des Wehr- tischer Borgefeßter, der Reichswehrminister, ihm beminifters entsprechen mill, hält vor dem Bauernverein und greiflich machen, daß es nicht die Aufgabe der Inhaber der damit vor der großen Deffentlichfeit eine poli vollziehenden Gewalt ist, den politischen Maßnahmen der tische Rede, wie fie faftiger nicht gedacht werden kann. Reichsregierung durch solche Reben Schwierigkeiten zu be reiten.
Wir folgen dem Bericht des Westfälischen Merfur", eines bekannten Rentrumsb'attes, das die Ansprache Loßbergs aus führlich wiedergibt. 3ft es noch verständlich, daß der General fich vor den Bauern felbft als praktischen Landwirt bezeichnet, ber seit 20 Jahren die Beraniworlung für einen großen Fa milienbesitz trage, und daß er schon aus diesem Grunde den Landwirten über ihr Pflichtgefühl und dergleichen schöne Dinge allerband Liebenswürdigkeiten jagt, so wird die Sache boch wesentlich anders, wenn er verlichert, baß er als Inhaber ber pollziehenden Gewalt fich veranlaßt gefehen habe, in Berlin darauf aufmerksam zu machen. daß es fo mit ben Bumutungen, die dem Landwirt auferlegt werden. nicht weitergeht", und daß er desha'b in allem Ernst dar auf hingemiefen habe, daß die Landwirtschaft die Grundlage des Santes ist und daß man die Grundlage nicht zerstören darf". Schließlich hält er gar eine Wahlpaufe:
3hr wußtet feine Rettung mehr. Euer Elenb trieb Euch 3 Berzweiflung staten. 3hr ließt Euch zu Streifs, Auftänden hinreißen. Was bei den Beteiligten Freiheitsstrafen, Tob und Bermundung zur Folge hatte. Die gleichen Drahtzieher hat man auf Euch losgelassen, welche Rußland bem Bolschewismus aus. lieferten und deren Erfo'g dort insgesamt 30 Millionen Tote waren. Die Hauptschulb unserer Boltsnot tragen aber Eure Führer, welche nichts für Euch tun, als im Parlament zu fizen, wohin diese von Cum gewählt wurden und dort Euch verfchachherren und dafür Diäten schludten. Deren Talentfefigkeit, und deren Berantwortungslosigfeil ist schuld, daß die Macht der 300 Männer, von denen Water Rathenau sprach und die tie ganze Welt beherrschen, dem Arbeiter und Mittelstand im Benide sigt. Es ist Lüge, daß die englische, französische und amerikanische Arbeiterpartei hilfe bringt. Auf, zur Besinnung!
Was für Loßberg gilt, gilt auch für andere Generale. Da ist z. B. der Kommandeur des Wehrfreifes 2 in Stettin , der General v. If chisch mig, der sich nicht allein durch das Berbot der nordschleswigfchen Dänenblätter bemerkbar ge herunter mit dem Juden- Sowjetstern! Hoch das Deutse macht hat, sondern neuerdings auch dadurch, daß er den Aus- Hafenfreu3! Perret begeht, wer am Wahltage die Listen hang des republikanischen Bigblattes, achen der Kommunisten, Sozialdemokraten, Demofraien, Zentrum, Bolfs. lints" megen des Ludendorff- Bi des ver ieten ließ. Diesem partei und Zeutsch nationalen wählt. Sie alle stehen unier General wurde auch ein Flugblatt zur Genehmigung vorter Führung-Jubas. Wir fordern ein freies Groß- Deutsch gelegt, baß bie Sozialbemofratische Bartei in fanb.. Schließung ter Bärfen, Berbot der undeutschen und Sdheswig- Holstein verbreiten laffen wollte, imb bas. mis es Jubenpresse. Perabs hieben der Buben aus den Staatsstellen usw. sich von selbst nerfteht, in burdhaus fachlicher Form die unsere Barole ift Freiheit und Brot! Es lebe der völlisch- natio Tätigkeit der Bartri erläutern und für fie merben wollte. nalilti'de Staat! Es I- be Adolf Hitler ! Diefes Flugblatt läßt der Herr v. Tschischmitz durch folgende Berfügung rerbieten:
2. Divifion. ( Behrtreisformando 11.) Abt. Ic r. 1321/24 A. Z.
An den Herrn Polizeipräsidenten
Mieber mit der Monarchie unter Gnaden All- Jubas und bes römischen Bapstes! Unterschrift: Otto Man. Propagandaleiter, Bab Gulza/ Thüringen . Genehmigt:( Stempel) Reichswehrgruppe II Abtellung Ic."
Die Genehmigung dieses angenehmen Wahlplafats ist im Auftrage des befannten Generals v. Haffe erfolgt, der für Thüringen so nebenbei auch noch den Reichskommissar spielen möchte. Ületer das Platat selbst und infolgedessen auch über die Notwendigkeit seiner Genehmigung sagen wir aus begreiflichen Gründen tein Wort.
„ Schaffen Sie sich Ihre eigene Intereffenvertre tung, brauchen Sie auch die große Vertretung in Berlin , die rah Ihren Anschauungen handelt Und diese Bertretung zu in Riel schaffen ist Ihr: eigene Eachhe. Sie haben jetzt vielleicht in den Des mir vorgelegte Flugblatt, das der Reichstagsabgeordnete allernächsten Monaten Gelegenheit, ihre Ansicht, wie ber S'aat geführt werden soll, mit zur Geftung zu bringen. Der Landwirt Eggert ett in Rie verbreiten will, fann ich in der beabsichtigten muß dafür sorgen, daß auch in der Boltsvertretung seine Samme, Art nicht genehmigen. Das Fiu blatt ftellt unbedingt cin Propagandaflug. Lossow, Loßberg, Tichischwiß, Hasse das sind also die das Gehör findet, das ihm zukommt. Wenn die Wahlen fommen, Namen der Männer, die heute im Inland und Ausland ge= heift es deshalb heren en die Wehlurne, und zwar auch die blatt für die foziale Bartei dar. Ein derartiges Propagandaflugblatt ist wohl in der Zeit der nannt werden als die tatsächlichen Repräsentan Frauen und Kinter, wern diefe wahlberechtigt find. Da gibt es mablagitation zu gestalten, es dient aber nicht zur Befen der Deutschen Repubitt; denn sie find ja die ruhigung der Bevölkerung in Zeiten, in tenen Wahlagitation Inhaber der vollziehenden Gewalt". Was fonst noch an nicht stattfindet. repub'ilanischen Ministern nach außen hin verhandelt, bas ist schließlich nichts anderes mehr als bioße Dekoration. Die Berfügungen, Genehmigungen, Berbote und schließlich auch die Reben der unpolitischen Generäle müssen aber schließlich auch dem Blindesten flarmadjen, daß es höchfte Zeit ist, end= lich und endgültig dem militärischen Ausnahmezustand ein Ende zu bereiten. Wie lange sollen wir noch warten? Und was soll inzwischen noch geschehen?
feine Zurüdhaltung....
Dann rersichert er den Landwirten, daß er, solange er das Amt als Inhaber der vollziehenden Gewalt habe, dafür garan tiere, daß fie ihren Betrieb in Ruhe und Sicherheit auch durchführen fünnten. Augenschein ich faßt er diese Aufgabe so auf, daß die Landwirte feine Steuern mehr zuzahlen braud; en, denn er verfichert ihnen:
Nach meiner Ansicht fommt es darauf an, daß die deu 'sche Landwirtschaft auch die deutsche Boltsernährung felbst übernehmen fann, daß die Einsicht in die leitenden Kreise einzieht, daß dies aber nur möglich ist, wenn dem Candwirt nicht alles weggesteuert mird.. Ich habe deshalb auch mit ollem Ernst in einem Antrage nach Berlin darauf hingewiefen, daß es ein Un. bing ist, den im Jahr: 1913 festgefeßten Wehrbeitrag in der Höhe nie jeht beizubehaiten. Bon diefem Behrbeitrag hängt ab bie Bermörenssteuer, die Rein- und Ruhrabgabe u. a. Andere Wege dicfer Richtung müssen betreten werden."
Besonders muß ich darauf hinweisen, teß bei Genehmigung dieses Flugblattes die anderen poltijden Parteien für sich das felbe Recht in Anspruch nehmen tönnen, ebensolde Bropaganda flugblätter herauszugeben.
Da zurzeit die Wahlagitation noch nicht eröffnet ist, fehe ich infolgedessen unter be'onderer Berüdfichtigung ber etwa entstehenden Weiterungen von der Genehmigung des mir vorgelegten Flug blattes ab.
Ich bitte, den Antragsteller dementsprechend befcheiben zu wollen. Der Inhaber ter vollzichenden Gewalt. gez. v. Ifchifchwig, Generalleutnant. Das Berbot erfolgt, wie gesagt in Stettin und für Schleswig Holstein Eine Beschwerde an den Reichswehrminifter vom 19. Januar ist bisher unbeant wortet geblieben!
Es ist kein Wunder, menn folche Reben bei den Herren Landwirien stürmischen Beifall aus ösen, besonders, An den öffent ichen Anschlagfäulen der Stadt Weimar da sie von einem Manne ausgesprochen werden, der sich selbst prangt bagegen feit gestern ein deutschvolfish natio a's ihresgleichen bezeichnet! Es tommt aber noch viel nalsozialistisches Wahlplafat folgenden Inhalts: .Hoch die Internationale! schöner. Der General fordert die Landwirte auf, thre Jungens mehr als bisher zur Reichswehr zu Nie wieber Brieg ! fchiden! Es gebe ja finderreiche Landwirte, von denen Proletarier verrinint Euch! vielleicht der eine oder andere entbehrlich ist"- gemeint find ficher die Kinder- und deshalb die zwölf Dienstjahre auf fich. nehmen fönne:
Nieder mit dem Militarismus! Gl- Ichhelt, Freiheit, Brüderlichkeit! Gleides Mak für alle, alle für alle! So riefen Eure Führer.
( Bild) Kurt Eisner Rosmanowsty, Galizischer Jube, Arbeiterführer, Bayerischer Ministerpräsident. ( Bilb
Bergeffen Sie nicht, daß unserer Jugend in vielfacher Hinsicht das fehlt, was früher bel der Erziehung erfüllt wurde, das ist die väterliche Ohrfeige. Diefe hat gefehlt während des Krieges, als die Alten heraus waren und die Mütter bie Jugend erziehen muften. Ich meine die väterliche Dhrfeige nicht dem Worte Radet Gobellohn, rach, sondern im Bilde, die stramme Erziehung, die unserer Jugend Sowje jube. Ettenbahndleb, notwendig ist. Diese Dhrfeige geben wir unseren Soldalen, Arbeiterführer.
nicht mit der Sand ins ficht, sondern durch Einwirkung."
Rum Schluß fommt eine Rriegsrede ganz im Stil
bes Mannes, der jetzt Schloßherr von Doorn ift:
Minardar,
( Bild)
( Bid) Breuk. Jude. Be.fasser ber Weimarer Berfassung ( Bilb
( Bild) Bantier Warburg, Jude, Pazifist, Kriegsfinanzierer, Freund Walter Ratenaus und Dr. Cunos.
Pardus Heiphant, Jube, Milliardär, Arbriterführer.
Ich scheue mich nicht, has hier gas offen auszusprechen: Einmal fommt die Zeit, wo wir abrechnen mfiffen mit denen, die Eure Revolution im Jahre 1918 wurde infofne der Zugänglich uns jeht drangfalleren. Frenetischer, fich widerhefender Beifall.) feit Eurer Führer gegenüber dem Verbrecherneift der Weltbörsen Ich bin fein Pazifist.( Bravo !) Wenn ich als General Pazifist märe, Au- Judas zu einer Bohnbewegung gestempelt. Der Margismus hat
Aufhebung der Schuzhaft in- Jndien.
Das Parlament gegen die Schutzhaftschande. Saffutia, 26. Januar. ( MLB .) Troß des Widerspruches der Regierung hat bie gelebgebende Bersammlung von Ral futta mit 76 gegen 45 Stimmen eine Entschließung angenommen, in ber bie Freilaffung von 17 Berfonen gefordert wird, bie ohne Gerichtsurteil gefangen gehalten werden. Die Bertreter ber Regierung erklärten, die Berhaftungen feien bringenb notwendig gewefen, und fügten hinzu, gewiffe Gefeße feien uns zureichend gegen revolutionäre Berschwörungen, die Führer hätten mit Mostau in Berbindung gestanden und von dort Geld, Waffess und Munition erhalten.
Das indische Barlament scheint mehr demokratisches Rechtsempfinden zu befizen als der Deuts he Reichstag. Unter dem militärischen Belagerungszustand wird bei uns die Schubhaft weiter verhängt, aber die bürgerliche Mehrheit der Boltsvertretung würde fich nicht dazu aufraffen, einen Antrag auf Abschaffung diefer übelften Begleiterscheinung der Militärwillfür gegen den Widerspruch von Geßler und Emminger anzunehmen.
Margaret Bondfield in Genf . Delegierte beim Internationalen Arbeitsamt. Condon, 26. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Amilich wird ge melbet: Die Unterstaatsjefretärin im Arbeitsministerium, mis eargaret Bonbficlb, ist heute nach Genf abgereift, mo le bie englische Regierung auf der Tagung des Internationalen Urbeitsamts offiziell vertreten wird.