Einzelbild herunterladen
 

Und er hat dabei heimische Musterbeispiele, non Morus bis Owen und den zeitgenöffischen englischen Sozialisten.

Aber Macdonald ist auch durch das Vorgehen der Libe­ralen und Konservativen zur Regierung gelangt. Man braucht nicht zu untersuchen, ob dieses Vorgehen taftisch oder auch pro­grammatisch war; in jedem Falle ist der Umschwung in Eng. land auch eine anschauliche Lehre für die fonti nentale Bourgeoisie. Im übrigen auch der russische Umiturz und die ganze Entwicklung Europas im Krieg und nach dem Krieg. Es ist doch nicht nur der russische, sondern auch der preußische und österreichisch­ungarische 3arismus gefallen.

P. S. Für alle Fälle eine Bemerkung: Biu andante be­deutet in der Musiksprache nicht langsamer", fondern raicher"; andante gehend, in der Bewegung. fortschreitend. Ber stetig geht, kommt weiter als wer zeitweise läuft und

dann innehält.

Radbruch und die Emminger- Verordnung.

Jm, Tagebuch", dessen Redaktion ihn um eine Aeußerung über die Herkunft der Emminger- Berordnung ersucht hat, gibt Genoffe Dr. Radbruch zu, daß auch er als Reichsminister der Justiz die Absicht gehabt habe, auf Grund des Ermächtigungs­gefezes eine Notverordnung zu erlassen. Da das Reichsjustiz­ministerium nun aber gefliffentlich die Meinung verbreitet, Radbruch sei der eigentliche Bater der Emmingerei, antwortet Genosse Radbruch darauf das folgende:

In der Tat war es meine Absicht, auf Grund des ersten Er. mächtigungsgefeßes im Verordnungswege eine Reihe von Reformen der Strafjuftiz durchzuführen, die sich als Verbessé. rungen und zugleich Berbilligungen darstellten und somit im Rahmen des Ermächtigungsgefeßes, lagen. Ich habe meinem Nachfolger im Amje einen vollständigen Entwurf zu einer solchen Berordnung hinterlassen.

Dieser Entwurf, der in die jetzige Justizverordnung als Hauptstüd übergangen ist, bringt an wesentlichen Verbesserungen der Strafjuftiz die Erfehung der Straffammer durch ein Schöffengericht, die Ein führung der Berufung für alle Straffachen mit Ausnahme des start eingeschränkten Streifes der Schwurgerichtssachen und die Besetzung auch des Berufungsgerichts mit Laien, denen also auch dann das legte Wort bleibt, wenn in erster Instanz der Amtsrichter als Eingel richter gefprechen hat. Bei der Kritik der Justizverordnung scheinen mir diese Fortschritte nicht hinlänglich gewürdigt zu werden.

Emmingerschen Staatsstreich geübt haben. Genosse Rabbruch| meter höher fein und ffaff der blanten Knöpfe münicht die Organi glaubt allerdings nicht verantworten zu fönnen, daß die Auffation einen richtigen Koppelfnopf mit Krone in Gold, genau wie die he bung der Verordnung fofort gefordert werde. Er kriegsuniformen gewefen find." meint, daß eine solche Forderung nur in Betracht käme, wenn die Regierung notwendige Verbesserungen ablehnen sollte. Solche Nachficht scheint uns dagegen sehr wenig am Blaze. Emminger hat weder auf den Entwurf feines Borgängers, noch auf das Ansehen des Reichstags Rücksicht genommen. Der Reichstag sollte daher mit Nachdruck fordern, daß sein Gesetzgebungsrecht refpeftiert wird.

Die Vereinbarungen mit Thüringen .

Der Militärbefehlshaber in Thüringen richtete vor weni gen Tagen an das thüringische Staatsministerium ein Schrei ben, in dem er verlangte, daß die thüringischen Ministerien alle Verordnungen vor ihrer Berfündung ihm zur Kenninis bringe. Diese Forderung führte zu einem Briefwechsel zwischen dem Staatsministerium und dem Militärbefehlshaber, in dessen Verlauf General Haffe u. a. folgende Klarstellung"

machte:

Ich möchte die Gelegenheit benutzen, um nochmals flarzustellen und den Zweifel darüber auszuschließen, daß ich dem Reich gegen über für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung in Thürin gex verantwortlich bin. Meine Maßnahmen erstrecken fich daher auf alle Gebiete, die im Rahmen der vollziehenden Gewalt diesem Zwecke dienen. Ich kann es somit auch nicht zulassen, daß in diefem Rahmen wesentliche Berordnungen usw. oder souftige Maßnahmen von der Regierung ohne mein Wiffen ausgehen und ersuche dementsprechend, mein Schreiben vom 16. Januar zu be­

achten."

Ganz abge'ehen davon, daß General Hasse zu dem Ber­langen auf Uebermittlung aller Verordnungen der thüringi­fchen Regierung gar tein Recht hat, ist darauf zu verweisen, daß er selbst seine Versprechen, der thüringischen Regierung alle wesentlichen Berordnungen seiner Dienststellen zu über­mitteln, nicht eingehalten hat. Das ergibt sich aus einem Schreiben, den das thüringische Ministerium des Aeuße ren am 31. Januar 1924 an den Militärbefehlshaber richtete. In ihm heißt es u. a.:.

Wir stellen fest, daß bei Anwesenheit des Herrn Reichswehr­ministers die Vereinbarung getroffen worden ist, uns wesentliche Berordnungen des Herrn Militärbefehlshabers vor Erlaß zweds Stellungnahme auf einem zur Beschleunigung beson Sie treten in den trifischen Stellungnahmen in den Hintergrund ders geeigneten Wege zur Kenntnis zu bringen, baß eine Dor bedenklichen Aenderungen und Erweite Reihe von derartiger wesentlichen Berordnungen ergangen ist, ohne rungen, mit denen mein Amtsnachfolger den ihm hinterlassenen daß auch nur in einem Fall von dieser Bereinbarung Gebrauch ge. Entwurf belastet hat. Ich muß vor allem die Verantwortung macht wurde und daß auf Vorhalt von uns feitens des Militär­für die Notmaßnahmen, insbesondere die zeitweilige Ausbefehlshabers Ausflüchte gebraucht worden sind, um die Nichtein. schaltung des Laienrichters, entschieden ablehnen. haltung der Bereinbarung zu erklären." Für die Umwandlung des Schwurgerichts in ein Schöffengericht, der

ich angesichts mancher bösen Schwurgerichtsurteile aus den letzten Jahren fachlich nicht widersprechen fann, hielt und halte ich den Weg der Berordnung für völlig ungeeignet und unzuläffig; ich habae den

Diese Tatsachen dürften dem Rechtsausschuß, der sich mit dem Vorgehen des thüringischen Militärbefehlshabers befaffen wird, vorläufig als gutes Material dienen.

Herrn Reichsjuſtizminiſter mit Nachdruck aufmerkſam gemacht auf die Stahlhelme und Kriegsuniform en gesucht.

-

Gefährdung des Gesamteindruds seiner Berordnung, die sich aus der Regelung dieser hochpolitischen Frage ohne Mit mirkung der Bolfsvertretung ergeben, würde und nun auch wirf lich ergeben hat. Ferner habe ich darauf hingewiesen, daß das Urteil über die Berordnung durch die Zusammenlegung des Be rufungsgerichts, das Zahlenverhältnis zwischen Laten und Berufs richtern ausschlaggebend bestimmt werden, werde; in meinem Ent murf waren in allen Laiengerichten die Laien in der Mahrzahl die Justizverordnung leitet stattbeffen die Berufung gegen das mit zwei Richtern und zwei Laten besetzte vergrößerte Schöffengericht an die neben drei Richtern mit nur zwei Laien belegte große Straftammter Mein Entwurf machte, um nur noch cines zu erwähnen, die Verschiebung von Straffachen vom Schöffen gericht an den Einzelrichter auch von der Zustimmung des Be chuldigten, die Justizverordnung macht sie einseitig vom Antrag der Staatsanwaltschaft abhängig. Diese Stellungnahme Radbruchs entspricht also im wesentlichen der Kritik, die wir und andere Blätter an dem

Der Nebbich" von Carl Sternheim .

Rammerspiele.

Ats Rita Marchetti auf Sommerfrische mit ihren beiden Grafen und einem Leibarzi hinausautelt, erblickt sie den Nebbich. Der Jüngling ift eigentlich in der Grenadierstraße getauft morden, aber es scheint, daß sein Schmuckname auch am Kurfürstendamm nicht unbekannt ist. Der Nebbich ist Kommis in einem Barenhaus. Benn die Kumpane ihr Pilsner trinken und ihr Wanderlied fingen, trägt er die Klampfe um den Hals. Wie er aussieht, braucht eigentlich nicht gefagt zu werden, denn ein Rebbich wird genannt, kei dem es unten herum nicht ganz zureicht und bei dem es auch im Gehirn etwas dünn testellt ist. Fräulein Marchetti wird trotzdem durch den Anblick dieses jungen Herrn so ergriffen, daß fie ihm ein Rendezvousbrieflein zusteden läßt. Sie fann fich das Aben teuer leisten, da sie über eine sehr schöne, sturmfreie Wohnung und über jene beträchtlichen Einfünfte und Dolleranträge verfügt, die im Leben einer Helbin von den hohen Soprantönen das Natur­liche find. Also macht der Rebbich eines Morgens in den grünen Seidenkissen der Dame Rita und in einem rosafarbenen Bijama euf. Die Diva versöhnt thn, da er vorläufig nech alles zu befizen scheint, was unten herum vonnöten ist Sie redet sternheimisch, wie ein geöltes Feuilleton, von dem Genia ihres Gegenwärtigen, füßt ihn, preist ihn, empfiehlt ihn allen ihren Bekannten, dem Zei­tungsverleger, dem Filmmegnaten, dem persischen Diplomaten. Der Nebbich paßt sich eine Zeitlang ganz gut an. Man reißt ihn sogar in die höheren Sphären hinauf, wo die Chefredakteurposten und die Generaldirektorposten nur so scheffelweise verschenkt werden. Die Katastrophe fommt. Der Nebbich hat sich ausgepulvert, unten her um. Natürlich geht es oben herum erst recht durcheinander. Und Rita Marchetti entdeckt, daß sie es wirkiid) nur mit einem Nebbich zu tun hatte und seine biblischen Neigungen zur Zwiebel und ähn lichen alttestamentlichen Speisen obscheulich finden muß. Sie fagt dem Kerlchen, nachdem sie sich noch ein wenig in moralische Eelbstvergötterung aufgeblasen hat, Adieu; der Netbich ist wieder,

mas er mar.

Dos Stüd ist leicht hingefarieben, die Satire gräbt sich nicht tief ein. Das geistige Niveau ist Meggendorfer mit sternheimischen Auswüchsen. Im ganzen stehen nur zwei Paraderollen in dem Stück, was fonft noch berummimmelt, ist Klischee. Das Lustspiel ist mehr Wigblatt als Wiz, eher eine Ungelegenheit des Gedächt­niffes als der Gestaltung.

Baul Gräß spielt den Nebbich. Er ist, trotzdem das Kabarett ihn etwas zur Großschnäuzigkeit verleitet hat, noch immer der beste Darsteller für zerstoßene Spießer. Aus feiner Winzigfeit, aus feiner Fahrigkeit, aus seiner gequetschten Stimme, aus feinem jchmähligen Körper und dem traurig forthoften Geficht zieht er

Jungdo und Stahlhelm rüsten.

Die Firma Steinmez u. Pommer in Sanger hausen bestellte am 17. Dezember bei der Firma S. Wein hausen bestellte am 17. Dezember bei der Firma S. Wein stod in Stuttgart im Auftrage einer Organisation. Militärblufen und Stahlhelme Aus dem Briefwechsel, der sich an die Bestellung fnüpfte, ergibt sich, daß die Firma Steinmez u Bommer im ganzen etwa 1000 diefer Militärblufen befchaffen soll und daß fie für gewiffe Organisationen außerdem mehrere tausend Stüd Windja den somie Militärbreeches hosen liefert. leber die Art der Bestellungen flärt ein Brief der Firma Steinmez u. Bommer vom 1. Januar auf, in dem es heißt: Wir kommen zurüd auf Ihren Brief und Brobefendung und haben mir heute nochmals mit den Führern verhandelt. Wir geben Ihnen hiermit zur schnellsten Lieferung in Auffrag: 100 Militärblusen, Farbe und Ausführung und Qualität genau wie Probebluse, jedoch muß der. Stehumlegetragen zirta 1% Benti­

die besten Wirkungen. Frau Maria Fein , die Diva, hütet fiá) mit Recht davor, allzu großortig und pompôs ihre pertracte Liebes: fünftlerin zit spielen. Zwischen Süßigkeit und leberspanntheit und Klugheit und Beiberstücke und Messalinenmanier hält sie eine ers freuliche Mitte. Zu entdecken mar Fräulein Renee Stobrane, die ein verliebtes Trampel zu geben hat. Man sah die Dame bis her nur gelegentlich und verlegen ouf der Bühne. Jetzt bemerki man, daß sie sehr viel Humor, feitfame Derbheit und Bauerufrische beherrscht. Max Hochdorf .

Goethe- Ausstellung in Kopenhagen .

Dänen, gerade bei dem gegenwärtigen mißlichen Verhältnis not Eine Kulturtat und eine wohl für beide Nationen, Deutsche mie wendige Erinnerung daran, wie sehr deutsche und, dänische Kultur zusammenfließen und sich gegenseitig befruchten, wie eng verwandt beutsche und dänische fünstlerische Mentalität ist, bedeutet bie Goethe Ausstellung im Schlosse Charlottenborg in Kopenhagen .

Die Veranstalter, vor allem der Kopenhagener Brof. Larsen als Leiter der Ausstellung, haben weder Mühe noch Koften gefcheut, um das Material herbetzufchaffen. Die Aufgabe der Ausstellung be. zeichnet Prof. Larsen mit den Worten: dem dänischen Bublifum ein führung und Lebenswert zu geben. Dieser Aufgabe wird die Aus. Bild von des großen deutschen Dichters Lebensverhältniffen, Lebens ftellung gerecht. Sie gibt in Kindheitzeichnungen, Briefen des Jung lings und Mannes, in der Schilderung des Goethefchen Todes, die fein Arzt niederfchrieb, in Silhouetten und Porträten Goethes, in Beitungsausschnitten, Briefen und Bildern aus Goethes Familie und engstem Freundeskreis ein getreues Bild Goethefcher Lebens­verhältnisse und feiner Lebensführung. Und sie zeigt in Briefen des Dichters an seine dänischen Freunde und Briefen dänischer Be­Kreisen stand. Wie stark er auf die dänische geistige Welt einwirfte, wunderer, wie nahe auch der Mensch Goethe Kopenhagener geiftigen zeigt die häufung dänischer Goethe- llebersehungen, zeigen Kritiken über Goethe von Baggefen, Dehinschläger, Helberg. Ueberhaupt ift wohl kein namhafter Literat in Dänemark um die Wende des acht zehnten Jahrhunderts zu finden, der sich nicht in irgendeiner Weise mit Goethe auseinandergejezt hätte.

Auftraggeber find die Organisationen Jungdo" und Stahlhelm". Wir fragen, welchen 3 wed diese umfang­reichen militärischen Rüstungen verfolgen und mit welchen Mitteln sie bestritten werden. Man hört fo manches von der thüringisch- sächsischen Grenze. Es wird nötig sein, energisch dahinter zu greifen und fich nicht mit protokollarischen Feststellungen zweifelhafter Natur zu begnügen.

Hoesch Paris, Keller- Brüssel.

Besehung der diplomatischen Posten. Wie die Telegraphen- Union" erfährt, hat die Reichss regierung für Herrn v. Hoesch, der für den Bariser Bots schafterposten in Aussicht genommen ist, das Agrement aus Paris erhalten.

Die Pariser Morgenblätter von heute veröffentlichen eine Agenturmeldung aus Brüffel, nach der die belgische Regierung ihr Agrement zur Ernennung des Herrn v. Keller zum deutschen Botschafter in Brüssel erteilt hätte,

Für den erledigten Gesandtenposten in Belgrad ist der frühere Gesandte in Brüffel, Otto Landsberg , genannt worden. Die Entscheidung hierüber steht noch aus.

Schönstedt gestorben.

Der Juftizminifter der Königsberger Geheimbundprozesse Aus der Kreuzzeitung von heute morgen erfährt man, daß ein Bergessener, der frühere preußische Justizminister v. Schön­ftedt, am 31. Januar hochbelagt im Alter von 92 Jahren gestorben ift. Sein Name haftet noch im Gedächtnis der älteren Partei­genoffen, die vor 20 Jahren den Kampf gegen die preußische Justiz­reaktion zu führen hatten. Schönstedt mar Justizminister von 1894 bis 1905, furz vor seinem Abschied machte ihn im Jahre 1904 der Rönigsberger Geheimbundprozeß zur Berühmtheit", In Königsberg murden eines Tages einige Sozialdemokratent verhaftet unter der Beschuldigung, Hochperrat gegen den 3aren(!) und Geheimbündefei getrieben zu haben, indem sie russischen. revo Lutionären Flüchtlingen halfen, verbotene Literatur in bas Zarenreich einzufchmuggeln. Das ungeheuerliche Verfahren wurde dann auch auf das Mitglied des sozialdemokratischen Parteivorstandes in Berlin , Gen. Otto Braun , ausgebehy t. Damit und durch ihre brutale Art, die ruffischen Flüchtlinge zu behandeln, nahmen Justiz und Verwaltung in Breußen für den Barismus in so schamlofer Weise Partei, daß dadurch wiederholte parlamentarische Stürme entfesselt wurden Bülow fprad) damals das berühmt- berüchtigte Wort von Mandelstamm und Silberfarb, den Schnorrern und Berschwörern". Schönstedt aber, von Gen. Haase im Reichstag stürmisch angegriffen, erwiderte:

Wenn der Verfuch gemacht wird, in Rußland eine Bewegung einzuleiten, die, wenn fie Erfolg hat, ihre notwendige Rüdwirtung auch auf den preußischen Staat und das Deutsche Reich ausüben muß, mun dann fage ich: Tua res agitur!"( Um deine Sache geht est), dann schreite ich ein und erwarte nicht erst den Anfrag der zunächst beteiligten ruffischen Regierung.

Die Sache des russischen Zarismus war damit zur eigenen Sache der föniglich preußischen Reaktion erklärt.

Im folgenden Prozeß erhielten einige Angeflagte Gefängnis ftrafen von mehreren Mondten. Genoffe Braun wurde freige sprochen:

Schönstedt hat seinen eigenartigen Ruhm faft zwanzig Jahre fiberlebt. Er erlebte es, wie zehn Jahre nach feiner Rede die deutsche Reichsregierung erklärte, fie molle gegen die zarische Despotie für die Freiheit kämpfen. Er erlebte den Zusammenbruch dieser Despotie, aber auch den der preußischen. Er erlebte, daß die Schnorrer und Berschwörer" die Regierung Rußlands übernahmen und die zarischen Methoden wieder einführten. Er erlebte, daß der Angeklagte Ofto Braun preußischer Ministerpräsident wurde, und er erlebte auch den Reichsjuftizminister Emminger und den Abbau der Juftiz. So mag der alte Mann oft darüber nachgedacht haben, wieviel fich in der Welt geändert hat und wieviel geblieben ist wie zuvor.

Kopenhagen v. Mutius mit einem flugen Bortrag über Goethes Ber hältnis zum modernen Menschen eröffnete, wird das ihrige zum Gelingen des Werkes beitragen,

Des Bertes, das dem Goethe- Wort zur Bermirklichung verhelfen foll: Die Nationen sollen einander gemahr werden, fich begreifen, und, menn fie fich wechfelfeitig nicht lieben mögen, einander wenigstens dulden lernen."

933

B. Beiland.

" Der dumme Auguft", das ist eine neue und diesmal wirklich ganz muntere Operette von Bruno Beder und Robert Pohl, mit einer Mufit von Rudi Gfaller , die un 3.entral. theater( laut Anfündigung) thre Uraufführung erlebte. Ob das werden, man behauptete, die Operette fei schon vor Jahren irgendwo mit der Uraufführung ftimmt, fann im Augenblid nicht nachgeprüft. im Reich aus der Taufe gehoben worden. Die Idee ist nicht beſſer und nicht schlechter als die anderer Erzeugnisse der Gattung: Romantit um einen Zirfusclown und ein Zirfusmädchen, die erst nicht zueinander fommen fönnen, weil ein Bürgermeistersneffe zwischen ihnen steht, der nach einer vergeblichen Prüfungszeit des Birkusmädchens in den Salons der Kleinstadtsphären, freundlich zurüdtritt und dem Clown der Notabene Dr. phil. ift das Feld überläßt. Um diesen Marlittstoff ist eine sehr einschmeichelnde voll reizender Niedlichkeiten im Walzertaft, die im Dhr haften und fiebenswürdige Mufif geranft, nicht modern, nicht geriffen, aber bleiben. Ein hübsches Finale im zweiten Aft verwertet gefchidt das Thema des Hauptwalzers, dagegen ftören im dritten Aft einige Stellen, die Antlänge an neuzeitliche Tanzgrotesten enthalten und offenbar dazu tomponiert" find. Die Darstellung erschien zuerst noch etwas improvisiert, entwickelte sich aber später, auch musikalisch, zu einer reineren Stilhöhe. Die beiden Hauptrollen, Charlie Brock und Hansi Kallen genügten gesanglich nur bedingt; allerdings tämpfen, was sich bei der sonst sehr munteren Hella Stahl forar schienen die Darsteller fast alle mit einer leichten Indisposition zu störend bemerkbar machte. Die Inszenierung hatte aus Räumli feitsgründen mit Schwierigkeiten au fämpfen und gab sich deshalb bescheiden. Der Komponist, der selbst dirigierte, konnte zum Schluß mit den Darstellern einen vollen Erfolg einheimfen.

K.

Der Burger" pon Leonhard Grant, soweit er bis heute Unsere neuen Abonnenten werden den Nachdruck des Romans erschienen ift, nachgeliefert erhalten.

1

den llebersetzungen alte Theaterzettel, aus denen hervorgeht, daß Bom Schicksal Goetheicher Werte in Kopenhagen fünden neben " Faust" im Jahre 1832. Gamont" 1834 und Clarigo" 1869 als erstes Bert Goethes im Kopenhagener Hoftheater aufgeführt wurden. Das erste Werf Goethes, das in Dänemart Einbrud machte, waren Erstaufführungen der Woche Mont Neues Dberetten Theater: Die berlagte Machi ,, Werthers Leiden ". Es ging dem Birdh mit ben Theologen der Uni­Dienst. Putipielhaus: Der Held des verfitä Kopenhagen gerade fo wie mit benen Leipzigs : fie verlangten Wefterlands. Th. am Surüritendamm: Bera Mirzewa. fein Verbot. Die Ausstellung zeigt die Handschrift des Gutachtens, Theater: Die nadie Zängerin Bauner- Theater: Toten­Deutiches Theater: Du foilt nicht toten": Millw. Trian ont in dem die theologische Fakultät der Kopenhagener Univerfität bietans". Freit. Schlofparf Theater Steglig : Antinous ". Ueberlegung des Werther ins Dänische verbietet, denn dieses Buch Tb. id. Königgräger Etrake: Ein Sommernachtstraum". verfpottet die Religion, verherrlicht das Bafter und verdirbt die Stafino- brater: Die alipom Steinhof. Herzen und guten Giften.

Mit der Ausstellung zeitlich verbunden ist die Herausgabe der ersten vollständigen 12bändigen dänischen Goethe- Ausgabe. Eine ge­mischt deutsch - dänische Vortragsreihe, die der deutsche Gesandte in

Sonnab

Impromptu historique lautet die Ueberschrift unferes Reitartikels. Unter Impromptu verſieht man in der Mufitiprache etwas, das gleichsam gelegent lich hingemotfen ift. Die Ueberfchit bedeutet alfo elpa: Ungefähre a mettungen der Weltgeschichte