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Franz Krüger  

Der Vorstand der Vereinigten Sozialdemokratischen Bartei hat in den legten fünf Monaten nicht weniger ols vier feiner Mitglieder Durch den Zud verloren, von ihnen hatte ein einziges, Wilhelm Pfannkuch  , bas biblische Alter erreicht. Otto Heinrich  , der 60jährige, und Abolf Ritter, der 53jährige, ftanden in der Boll. froft ihres Scheffens. Franz Krüger   aber wurde vor zwei Jahren als 35jähriger durch Krankheit seinem Wirkungskreis entzogen und er ist jeßt, furz nach Bollendung seines 37. Lebensjahres, dahinges gangen. Eine der stärksten Begabungen, eine der schönsten Hoff

nungen der Partei wird mit ihm zu Grabe getragen.

Frenz Krüger gehörte zu denen, deren Verhältnis zur Partei mit dem Wort Treue" nicht erschöpft ist. Er war einer von denen, für die sich das Sozialdemokrat- jein von felbft verftetyt als etwas Natürliches, bas gar nicht anders sein tonn, er war ein Stüd von einem Canzen, in dem er aufging. Und biefes Ganze war für ihn eine Rampfgemeinschaft, in der jeder soviel wert war, als er Fähigkeit, Lapferfeit, Disziplin, Kameradschaft aufbrachte. Er war der rechte Mann, Führer einer eijernen Schar zu fein, die ftürmen, aber auch was zu Zeiten noch wichtiger ist Sturm stehen kann.

im

Solche Führerqualität fann durch guten Willen und idealen Schwung allein nich: erreicht werden. Politischer Schorfblid, nüch­terner Tatsachenfinn müffen fich mit ihnen vereinen. Und diefe Eigenschaften waren bei Krüger ebenso vorhanden wie eine nie ver­fagende Kaltblütigkeit und Geistesgegenwart auch in schwierigsten

Legen. So hat er ais Redner, als Schiftsteller hier im Bor­wärts" oft und oft bas Wort gefunden, bas eine berworrene Situation dem Berständnis erschloß und dem politischen Handeln die Richtung wies.

Wilson zum Gedächtnis.

Des Präsidenten Tragödie

Präsident Bilson Ciegt auf der Totenbahre. Er hat ih ner. gebens bemüht, den Fluch der europäischen   Rivalitäten zum Segen des großen Bölkerfriedens zu verwandeln. In diesem Augenblid erscheint im Berlag von Paul 21st- Beipzig der dritte Bant des Werkes von R. St. Bater: Boobrow Bilson. Memoiren und in dramatischer Spannmug die Tragödie Wilsons, die zur Tragödie Dokumente über den Bertrag von Bersailles 1919". Er entwidelt Europas   wurde. Wir geben aus dem überreichen Bert zwei Kern stüde wieder. Kein Wilson- Frieden!

General Smuts( Südafrika  ) an Wilson. Britische Delegation, Paris  .

30. Mai 1919.

Lieber Bräsident Miljon! mich noch einmal en Sie zu wenden. Selbst auf die Gefahr hin, Shnen läftig zu fallen, wage id as,

Die deutsche Antwort auf die von uns aufgestellten Frie. bensbedingungen scheint mir die fundamentale Note anzu ihlagen, die für uns am gefährlichsten ist und die wir mit größter Sorgfalt zu erwägen gehalten find. Gle jagen im Grunde, daß wir ihnen gegenüber unter einer feierlichen Berpflichtung stehen, einen Wilson Frieden zu schließen, einen Frieben in Uebereinstim. mung mit Ihren 14 Punkten und anderen 1918 verkündeten Grund­fözen. Es besteht nach meiner Ansicht absolut kein Zweifel, daß Waffenstilstand gemachten Einschränkungen find wir verpflich dem so ist. Abgesehen von den beiden von den Alliterien vor dem tet, einen Frieden zu schließen im Rahmen ber vier Edpfeiler Ihrer Punkte und Brinzipien. Und alle Bestimmungen des Frie­Ais Borsigender war er unübertrefflich. Mochte feine Ueber densvertrags, die in ihrem Ziele und Zwed dagegen sind oder dar fegenheit in erregten Zeiten auch manchmal anderen, die anders über hinausgehen, würden einen Bruch des Abkommens bedeuten. wollten ois er, zum Mergernis geworden sein, an der Reinheit feines Das scheint mir völlig flar, und es ist eine Frage des Latte. Wollens und seiner Züchtigkeit zweifelte doch feiner. standes, ob es derartige Bestimmungen gibt. Gibt es fie, dann ist Die höchste Probe dieser Züchtigteit legte Franz Krüger   in jenen unsere Lage in der Lat   ernst, wenigstens wie ich sie auffaffe. Diefer fürmischen Märztagen von 1920 ab, in denen die Berliner   Arbeiter. Strieg begann mit einem Bruch eines feierlichen internationalen schaft durch ihren grandiosen Generalftreit den Kapp Butsch Bersprechens, und es war eines unserer vornehmsten Kriegsziele, internationales Recht und die Helligkeit internationaler Berpflich niederwarf. Neben Karl Begien war er die Seele diefes Kompfes. tungen zu schüßen. Falls die Alliierten den Krieg beendigen, indem Was er dabei an unermüdlichkeit und unerschrockenheit geleistet hat, sie dem Beispiele Deutschlands   bei Beginn folgen und der Belt übertrifft jebe Borstellung. In diefem riesigen, aller Berkehrsmittel gleichfalls mit einem Fegon Papier  " gegenübertreten, dann wird beraubten, militärisch terrorifiesten Berlin   die Fäden eines solchen unsere Schande so groß sein, daß ich schaudere, dente ich Unternehmens zusammenzuholen das vermochte nur ein ge- an die letzte Wirkung auf die öffentliche Meinung. Wir würden geborener Organilator. in der Tat ein schwereres Unrecht als Deutschland  auf uns laben, bank allera, was felt August 1914 geschehen ist, und dank des furchtbaren Lichtes, das gerade auf diesen Punkt sich

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So befaß Franz Krüger   alles, was ihn dazu fähig mochte, Führer der Sozialdemokratischen Partei Groß- Berlins in der schwie. rigsten Zeit zu fein. Er war es, der zusammen mit einer feinen Echer die Organisation nech ihrem Zusammenbruch durch die Spal tung neu aufbaute. Gerade aber, weil er mußte, was Spaltung heißt, hat er auch den hohen Wert der Einigfelt erkannt. Ein tragisches Geschid hot ihn auf sein langes Strantenlager gebannt eben in dem Augenblid, in dem sich die Einigung vollzog. Nach dem Kepp- Butsch war der Name des damals 33jährigen ernstlich als ber des fünftigen preußischen Ministerpräsidenten ge. nannt worden. Ein Jahr später fandidierte ihn unsere Fraktion im Roten Hause als Stadtverordnetenvorsteher. Sicher hätte Frans Krüger im politischen Leben Deutschlands   noch eine hervorragende Rolle gespielt, wenn ihm das Schicksal ein längeres Leben gegönnt hätte. Solange wir ihn fannten, war er einer, der lernte und wuchs, Früh gestorben, mag er über den Iob weiterwirfen ols ein Borbild für die Jugend, beren die Sozialdemokratie bedarf, um ihre hohe Miffion zu erfüllen. Selbstzucht und fittlicher Ernst, un erschrockene Rampfesfreude, eiferne Arbeit nur um der Sache willen, wenn das in unserer Jugend lebt wie es in Franz Krüger   gelebt hat, brouchen wir um die Zukunft nicht zu bangen.

Krügers Lebenslauf.

Franz Krüger   war am 1. Januar 1887 in Königsberg   i Br. geboren. Nach der Entlassung aus der Boltsschule war er zunächst 2% Jahre als Gehilfe des blinden Schriftstellers Prof. Siegfrieb in Rönigsberg tätig. Bis zum Jahre 1907 war er bei Rechts­anwälten Bureauangestellier. Schon mit 20 Jahren wurde er 2r. beiterfetret är in Stönigsberg, welche Stellung er bis 1914 be. fleidete. Seine gewerkschaftliche Organisation, der Berband der Bureauangestellten, berief ihn im Ottober 1914 zum Ortsbevollmäch tigten in Berlin  . Er war hier der erste befoldete Angestellte. Sein außerordentliches organisatorisches Talent brachte die Berliner   Zahl stelle zu schnellem Wachstum. In Königsberg   war er schon von 1912 bis 1914 Stadtverordneter. 1921 wurde er auch als, Bertreter unferer Partei in das Berliner   Stadtparlament entfandt und schon im Januar 1922 von unserer Fraktion als Vorsteher vorgeschlagen. Die bürgerlichen Stadtväter lehnten es damals freilich ab, für ihn zu ftimmen, weil er noch zu jung im Rathause wäre.

Bei den Wahlen von 1919 entsandte ihn der Wahlfreis Bois. dam in die Nationalversammlung  . Ein Jahr später bei den Reichstagswahlen unterlegen, wurde er dann 1921 in den preu­Bifchen Landtag gewählt.

Bei Ausbruch der Revolution war er zweiter Borsitzender der Berliner   Parteiorganisation, später dann erster Vorsitzender. 1922 tonnte er infolge seiner Strankheit nicht wiedergewählt werden.

Krüger wurde 1920 in den Barteivorstand gewählt, um befonders agitatorisch nach außen hin zu wirken und die Organi fation der Beamten zentral zu leiten. Er erwarb sich gerade in diefer Tätigkeit unschäßbare Berdienste.

Bald nach der Revolution wurde Franz Krüger   mit dem Range eines Ministerialdirektors zum Leiter bes Bureaus des Reichs präsidenten berufen, welchem Amt er bis Mitte 1920 vorstand. Rurz nach dem Parteitag von Nürnberg   hatte ein schweres Nerventeiden mit Lähmung der unteren Egtremitäten Franz Krüger  auf das Krantenlager geworfen, von dem er sich nicht wieder er heben sollte.

Einäscherung Sonnabend nachmittag.

Die Leiche des Genossen Franz Krüger   wird am Mittwoch um 2 Uhr vom Birchow- strantenhaus nach dem Krematorium in der Gerichtstraße gebracht. Die Einäfcherung findet bort am Sonnabend um 5% Uhr statt.

fonzentriert hat.

Daher erhält die Frage höchste Bedeutung, ob es im Friedens vertrage wichtige Bestimmungen gibt, die im Widerstreit stehen mit Ihren Bunkten und Brinzipien oder durch diese nicht gedeckt sind oder darüber hinausgehen. Ich bemerte eine Neigung, die gesamte Bera antwortlichkeit für die Entscheidung dieser Frage auf Ste zu wälzen und zu erklären, doß ja Präsident Wilfon schließlich dem Bertrage zugestimmt habe und er wisse boch am besten, was die Punkte und Brinzipien befagen wollen. Dieses bedeutet eine große ungerechtig. feit Ihnen gegenüber, und ich meine, wir alle follten der Frage die crnfteste Beachtung schenken, ob unfer Friedensvertrag fich im Rahmen der vier Edpfeile: Ihrer Reden von 1918 hält.

Offen heraus, ich glaube nicht, daß das der Fall ist, und es scheint mir daß die Deutschen   triftige Rechtsgründe in bezug auf eine Anzahl der Bedingungen vorbringen. Alle die einseitigen Be­dingungen, die Wechselseitigkeit oder Gleichberechtigung ausschließen, und alle die Nadelspigen, von denen ber Bertrag trot, fcheinen mir gegen den Buchstaben und den Geist Ihrer Puntie zu verftohen. Ich vermog nichts in den Buntien und Brin­zipien zu entdecken, was zum Beispiel die einseitige Internationali

Bürgerliche Mora!".

Wozu der Ausnahmezustand gut ist. Dresden  , 5. Februar.  ( Gigener Drahtbericht.) Ein Teil der bürgerlichen Bresse Sachsens   bemüht sich seit einiger Zeit, den Lesern möglichst täglich die persönliche Affäre eines Sozialdemokraten vorzufeßen, um so in die zurzeit fehr ruhige Landespolitik Abwechslung hineinzubringen. Gegenwärtig ist nun der Rampf gegen Ministerialdirektor Freund und den Land­tagsabgeordneten Bezirksschulrat Arzt entbrannt. Dem Genossen Freund wird vorgeworfen, daß er dem Staate die Umzugsfoften feiner Braut aufgebürdet, daß er den Doktortitel fälschlicherweise geführt, seine Pragis als Arzt unbefugt ausgeübt und vor seiner Scheidung von seiner ersten Frau mit der zweiten ein ftanbalöfes Leben geführt habe. Alle diese Anklagen gegen Freund entbehren jeder Grundlage. Es ist z. B. einwandfrei festgestellt worden, daß er 1916 die ärztliche Prüfung in Lübingen mit Sehr gut" bestanden und gleichzeitig die Approbation als Arzt erhalten bat. Eine Berichtigung des Genossen Freund, in der er mitteilt, daß er gegen fich ein Disziplinarverfahren beantragt habe, weil die Be­hauptungen seiner Berleumber unwahr sind, wird von der bürger­lichen Preffe totgeschwiegen. Die Borwürfe gegen den Genossen Arzt, die gleichfalls persönliche Dinge behandeln, werden vor Gericht geflärt werden, da dieser gegen die Leipziger Neuesten Nachrichten" Privatllage erhoben hat.

Der welfische Partikalarismus. Volksabstimmung auf Abtrennung Hannovers  .

Die Zivilprozeßordnung im Rechtsausschus. am Dienstag in einer Kabinettfizung beschlossen, die Borebstim.

Der Rechtsausimus des Reichstage behandelte am Dienstag die Reform des Verfahrens in bürgerlichen Rechtsstreitig! eiten weiter. Gegenstand ber Disfuiston tvar zunächst das Berfahren vor dem Einzelrichter. Bermögens. rechtit be Streitigteiten sollen nach der Re ierungsvorlage im land­geristlichen Verfahren arundsäglich durch den Einzelrichter ent fchieden werden, doch soll eine Verweisung an die Kammer ein treten, iomeit eine der Parteien was in jeder Lage des Ver­fabrens zulässig fein foll- bies beantragt oder der Einzelrichter felbft dies von Amts wegen anorbnet. Der Ausschuß trai biefem Standpunkt bei. Auch einige weitere Beränderungen der Ribil. prozeßordnung wurden vom Ausschuß angenommen, die im wefentlichen dazu dienen, bestehende Borschriften der Neuregelung anzupaffen.

Die Deutsch  - hannoveraner, jene agrarisch- welfische Partet, die feit 1868 die Wiederaufrichtung eines felbständigen Hannovers   betreibt, verfolgt dieses Ziel seit Jahr und Tag mit Hilfe des Art. 18 der Weimarer   Berfassung. Aus außen und innen politischen Gründen hat die Reichsregierung bisher immer wieder einen Druck auf die deutsch- hannoversche Partei   ausgeübt, die Durch führung einer Boltsabstimmung auf Trennung ber Provinz Han nover von Preußen hinauszuschieben. Das fleine Häuflein welfischer Bolitiker ließ sich jedoch nicht mehr länger hinhalten; war ent­schloffen, zunächst wenigstens in einem Teile der Proving Hannover  entsprechend dem§ 18 eine Abstimmung herbeizuführen, um durch fie den Willen der Bevölkerung festzustellen. Die Reichsregie rung hat nunmehr, wenn auch widerftrebenb, nach ereben, und mung in ganz Hannover   14 Tage nach den Reichstags. mahlen, b. h. also voraussichtlich im Monat Juni, stattfinden zu lassen. Wenn bei dieser Borabstimmung ein Drittel der zum Reichs. tag wahlberechtigten Einwohner des abzutrennenden Gebietes es verlangt, muß die Reichsregierung dann die endgültige Abstimmung anordnen. Um eine Gebietsänderung herbeizuführen, find drei Fünftel der abzugebenden Stimmen, mindestens aber die Stimmen. mehrheit der Wahlberechtigten, erforderlich. Es ist taum zu er warten, daß die Deutsch  - Hannoveraner, die ihren Anhang fast nur unter der Bauernschaft der Provinz haben, bie erforder liche Stimmen zahl bei einer endgültigen Abstimmung auf: bringen werden, wenn es ihnen überhaupt gelingen follte, bet der Borabstimmung genügend Anhänger an die Urne zu bringen.

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die Tragödie Europas  .

fierung deutscher   Ströme und die völlig schlechte und pfeffeitige Ber­waltung, die in bezug hierauf vorgesehen ist, zu rechtfertigen ver möchte. Reparationen vermittels Stohle vermögen nicht die in bezug auf das Saorbecken und feine Bevölkerung getroffenen Abmachungen zu decken. Ich bin sogar im Zweifel, ob die Offupation des Rheins der fünfzehn Jahre mit dem Buchstaben und dem Geiste Shrer Punkte, auf die ich mich nicht beziehen will, aber die zweifellos Thre Buntte und Grundsäge übereinstimmt, und es gibt noch viele andere Ratgeber einer Erwägung unterziehen werden.

Es wird eine furchtbare Enttäuschung geben, wenn die Bölfer zu der Auffassung gelangen, daß wir keinen Wilson. Frieden schließen, daß wir der Welt unsere Bersprechungen und der Oeffentlichkeit nicht die Treue halten. Wenn wir das fun, wito es so scheinen, als brächen wir das förmihe Abfom­men, das wir im vellen Bewußtsein( wie ich es wenigstens glaube) gefchloffen haben, und wir werden mitjhwerster Schande berjuttet werden, und dieser Friede tönnte dann wohl fogar ein noch größeres Unheil für die Belt bedeuten, als es ber krieg mar

Berzeihen Sie mir, baß ich Sie mit Siefer Angelegenheit beun. ruhige, aber ich glaube, es hondelt sich um die Burget unferer ganzen Sache. Ihr fehr ergebener gez.( 3. I. Smuts).

Die Verantwortung für Versailles  . Aus einer Sigung der amerikanischen   Friedensdelegation in Paris   am 3. Juni 1919.

Der Bräsident( Wilson): Ich möchte nicht unvernünftig erscheinen, aber mein Gefühl ist folgendes: daß wir in dem Bertrage feine Aenderungen machen sollten, um feine Unterzeichnung zu er­tangen, menn mir glauben, daß er dos enthält, wofür wir fämpften, daß die Zeit, alle diese Fragen zu erwägen, damals war, als wir den Vertrag schrieben; und es macht mich ein wenig müde, wenn Leute kommen und jetzt fagen, daß sie Furcht haben, die Deutschen   würden nicht unterzeichnen, und ihre Furcht bafiert auf Dingen, auf denen fie zur Zeit, als der Vertrag geschrieben wurde, bestanden; das ist inir einfach zuwider.

Und das geschah. Diese Leute, die unser Unheil über den Haufen marfen und Sachen in den Bertrag schrieben, die jetzt den Stein des Anstoßes bilben, stolpern jetzt über fich felbft, um Siefen Stein des Anstoßes aus dem Wege zu räumen. Benn er nicht da sein sollte, so sage ich: schafft ihn fort, aber ich sage, schafft ihn nicht nur fort, um die Unterschrift unter den Bertrag zu bekommen. Mr. White: Denten Sie dabei an die Franzosen? Der Präsident: In erster Linie an die Briten  . Es gibt eine britische   Gruppe, die sich aus allen möglichen britischen  Barteien, von Winston Churchill   bis Fisher, zusammensetzt, von den Unvernünftigen zu den Bernünftigen, alle durch die Bont find fie einheitlich in ihrer Banit. Deilen bin ich überdrüffig. Sie häften von Anfang an verständig sein sollen, dann hätten sie es nicht nötig gehabt, es zum Schluß mit der Angst zu bekommen. Sie hätten tun follen, was vernünftig ist, meine ich, und es ist nicht sehr höflich von mir, fie daran zu erinnern, obgleich ich es mit so viel Grozie, wie ich aufbringen fonnte, getan habe.

Mr. Davis: Sie sagen, daß Sie nicht ganz verstehen, warum Sie ihnen gestatteten, so zu handeln.

Oberst House: Damit fagen fle aljo, daß Sie für das, was fie felbft getan haben, verantwortlich sind.

Der Präsident: 3ch wäre absolut bereit, die Verantwort. lichfeit auf mich zu nehmen, wenn das Ergebnis gut ift. Aber ob. gleich wir fie nicht zurückhalten fonnten, unverständige Sachen in den Vertrag aufzunehmen, erreichten wir doch sehr schwerwiegende Modifikationen von ihnen. Wenn wir den Bertrag so geschrieben hätten, wie sie es wünschten, wären die Deutschen   in der Minute, wo sie ihn fafen, wieder nach Hause gegangen.

Der Herr sei mit uns!

Eine Erklärung der Sachverständigen.

Der Zweite Sachverständigenausschuß veröffentlicht durch WIB. folgendes kommuniqué:

Die Aufmerksamkeit des Zweiten Sachverständigenausschusses ist auf Preffeäußerungen gelenkt worden, nach welcher die Ende diefer Woche erfolgende Abreife des Ausschusses aus Berlin   dadurch ver­ursacht sei, daß die deutsche Regierung nicht imftande gewesen sei, Fragen, die die deutschen   Auslandsguthaben befreifen, zu beantworten. Diese Mitteilungen entsprechen in feiner Weise den Tatsachen. Der Ausschuß hatte ursprünglich gehofft, feine Berliner  Untersuchungen gegen Mitte dieser Woche beendigen zu können. Ein Teil des vorzubereitenden Informationsmaterials erforderte je­doch unvermeidlicherweise längere Zelt als erwartet. Tatsächlich hat der Ausschuß sowohl von der deutschen   Regierung als auch von den Banken jebe nur mögliche Unterstühung gefunden. Der Ausschuß benutzt gleichzeitig diefe Gelegenheit zu erklären, daß in dem von den Banten übrigens freiwillig zur Verfügung gestellten 3ahlenmaterial die Namen auswärtiger kunden weder erbeten noch befannigegeben worden find. Der Ausschuß hat es nicht für nöfig befunden, irgendwelche Untersuchungen anzustellen, die das Bantgeheimnis verletzen.

In der Besprechung, die am Dienstagvormittag zwischen den Mitgliedern des Währungsausschusses der Sachverständigen und dem Reichsbantpräsidenten Dr. Schacht sowie dem Finanzminister Dr. Luther stattfand, wurden die beiden Pläne der Schaffung einer deutschen   Goibnoten bant eingehend beraten; den einen hatte Dr Schacht bereits in Baris den Sachverständigen unterbreitet, während der andere feine Entstehung den Mitg'iebern bes ersten Sachverständigenausschusses verbankt. Es soll ein gemeinsamer Ent. wurf hergestellt werden. Die Aussichten dafür sollen gut fein, da die beiden Bläne in ihren Grundzügen viel Gemeinsames aufweisen.

Die T.-ll. erfährt: Am Dienstag fetzte die zweite Kommiffion für Kapitalflucht die Prüfung des deutschen   Materials fort unter Hinzu­ziehung des deutschen   Wirtschaftsfachverständigen Dr. Kuczynski, der nähere Angaben über das in Deutschland   befindliche aus. tan difche Stapital machte Der zweite Unterausschuß zur Prüfung des Reichshaushalts hörte die Staatssekretäre Fischer und Schröder und die Ministerialdirektoren v. Schlieben und von Ropig an, die über die Ausgaben ausführlichen Angaben machten. Die Einnahmen stehen Mittwoch zur Beratung.

Die Notbesoldung der Beamten.

Der Haupta usichuß des Preußischen Landtages   besprach am Dienstag eine Reihe von Anträgen über die Aufbeiierung Berichterstatter Ebersbach( Dnat) der Beamtenbezüge. richtete an die Regierung eine Reihe von Fragen, io, ob es zu treffe, daß die Frauen- und Kinderaulagen ganz wegfallen follen, ferner, ob bei einem Eteinen der Mietzinefteuer die Ortsquicolage eine Beseitigung der Frauen- und Kinderzulagen nicht beabsichtigt erhöht werden würden. Ein Regierungsvertreter erwiderte, daß fei, bak über eine der Erhöhung der Mietzinssteuer eutfprechende Hinauffegung der Ortszuidläge mit der Reichs. regierung verhandelt werde, sowie daß die jetzige Befoldung nur eine Rotbefoldung und eine Uebergangsmaßnahme fei.