schastspartei�, bic 42 Proz. ihrer Stimmen verlor, erfahren müssen, daß die Idee eines neuen Zwergstaates von der Saarbevölkeruna mit überwältigender Majorität abgelehnt wird. Es ist freilich nicht anzunehmen, daß der Saarseparatismus und seine Hintermänner daraus lernen werden. Die Deutschnatwnalen zogen in den Wahffampf mit dem Bilde des(von ihnen mißhandelten) Alten Fritz, die Saar- ieparatisten mit dem Schlachtruf:„Das Saarland den Saar - .'ändern!" Gegen beide bedeutet der Wahlausfall mit seinem Linksruck eine unmißverständliche Demonstration für die Ideen einer neuen Zelt mit neuen politischen Methoden. - völkische und deutfchnationale. Die Auseinandersetzung Mischen den reaktionären Gruppen ist überall im Gange. Wenn deutschnationale Landes- verbände demonstrativ Resolutionen in deutschvölti- s ch e m Sfnne annehmen, so dient das wohl nur dem Zweck, einer unangenehmen Konturrenz den Wind aus den Segeln zu nehmen. Bei den Wahlen in M e ck l e n b u r g macht sich diese völkische Konkurrenz für die Deutschnationalen nämlich sehr unangenehm bemerkbar. Selbst der Land- b u n d, die eigentliche deutschnationale Domäne, ist vor dem völkischen Zersetzungsbazillus nicht mehr sicher. Die Völkischen verfolgen die Taktik, mit eigenen Listen in den Wahlkampf zu ziehen und außerdem die Deutschnationalen durch starken Druck durch Ausstellung zuverlässiger Völkicher an sicherer Stelle zu veranlassen. � Jetzt attackiert die„Deutsche Zeitung" die Deutschnationalen, weil die R e i ch s l i st e der Deutschnationalen ihr nicht völkisch genug ist. Sie läßt sich von einem völkischen Zellen-Mann folgendes schreiben: „Auf dieser soll an leidlich sicherer Stelle sag« und schreibe« i n ganz Völkischer stehen. Sollte die» richtig sein— vorläufig kann ich der Partei solch« Kurzsichtigkeit nicht zutrauen— dann möge die Parteileitung sich darüber klar sein, daß die aufrechten deutschen Kreise entweder aus Widerwillen sich ganz von der Wahl fernhalten oder aus der Ueberzeugung heraus, daß die Deutsch . nationalen nicht. völkisch, sein wollen, sich der Deutschoölkischen Freiheitspartei zuwenden." Die„Deutsche Zeitung" meint, daß„es im dringen- den Interesse der Deutschnationalen Volkspartei läge, baldmöglichst offiziell vorerwähnte Gerüchte als haltlose Ver- dächtigungen zu bezeichnen". Je Näher der Wahlkampf heran. rückt, um so mehr wird der Kampf um die Diäten- schlucker-Sesscl sich bei den Herrschasten bemerkbar machen._ völkische Roheit. Der„Völkische Kurier", Vaterländische Tageszeitung, schreibt in seiner Meiten Nummer zu der Mel- dunig. daß die Erzberger-Mörder verhaftet sein sollen, wortwörtlich folgendes:. „Nun wird die Demokraten- und die Zentrumspress« der ganzen Welt jubeln, daß der„scheußliche Mord' an Erzberger seine Sühne sinden kann. Aber davon wird sie nichts schreiben, was wir diesem Menschen alles zu verdanken haben. Nichts davon, daß er eine BlankooollmachtsürdleAuslieferungDeutsch. land« an die Entente unterschrieb, nichts davon, daß er die Annahme des„Friedens" von Versailles erzwang, nichts davon, daß er auch später an unserer Vernichtung(I)(siehe sein« Steuer. Politik!) weiterarbeitete, bis er in einer Wolke von Unrat verschwinden mußte, verdient hat er den lad tausendfach und Schulz und Tllessen führten nur aus. was Millionen als heimliche Gedanken in der Drufi bargen. Spricht man das aus, so bedeutet das noch lange keine Billigung des politischen Mordes." An Gesinnungsrohei t kann diese Gesellschaft wirk- lich von niemand übertroffen werden.•> ver preußische Innenminister Seoering ist zur Erledigung dienstlicher Angelegenheiten heut« vormittag in»önigsderg i. Pr. eingetroffen.
völklsibe pogromiften verurteilt. Nürnberg S. Februar.(Mt£>.) Nach einem„Vaterländischen Abend" der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei in Nürnberg in der Nacht auf den 29. Oktober� 1923 war es zu antisemitischen Aus- schreitungen gekommen, derentwegen nunmehr gegen 9 Teilnehmer vor dem Voltsgericht Nürnberg verhandelt wurde. Wegen Ver- brechen? des Lar.dfriedenbruchs wurden unter Zubilligung mildern- der Umstände der Rädelsführer, Installateur Georg Leicht, zu einem Jahr Gefängnis und vier weiter« Teilnehmer zu Gefäagnisfirase» von drei bis vier Monaten verurteilt. Die übrigen Angeklagten wur- den freigesprochen. Von 10 Angeklagten waren sechs bereits erheblich vorbestraft, darunter der Rädelsführer Leicht mit Zuchthaus.
Reichswehr beim Fnngöo. In Thüringen macht sich die Reichswehr beliebt. Sie hält Konzerte ab unid läßt sich zu dem Zweck mit Lastautos durch das Land kutschieren. Sie verbindet dabei das Angenehme mit dem Nützlichen, sie macht nicht nur Retlame für sich. Sie gibt dieser Reklame den belonderen Beigeschmack dadurch, daß bei dieser Gelegenheit auch für— den deutschvölkischen Gedanken in Form des„Iungdeutschen Ordens" geworben wird. So liegt uns z. B. aus Probstzella «in Inserat des Jungdeutschen Ordens vor, nach dem die Reichswehr ein vom Iungdeutschen Orden organi- siertes Wohltätigkeitskonzcrt arrangiert. Wir haben nicht das ge- ringst« dagegen, daß die Reichswehr Konzerte macht, daß sie sich bei der Bevölkerung beliebt zu machen sucht. Das alles ist ihr« An- gelegenhcit, aber wir fragen: würde die Reichswehr auch bei einem Wohltätigkeitstonzert. das die Kommunistische Partei ver- anstaltet, mitwirken? Wir glauben kauml Dann sollte sie es auch umerlassen, indirekt für ausgesprochen deutschvöltisch« Organisationen Reklame zu machen. Das wä« in ihrem «igenen Interess» zu wünschen.
was Lenin nicht befürworten durste. Schonung des georgische« Volkstums. Dem in Berlin erscheinenden Mitteilungsblatt der ruMchen Sozialdemokratie entnehmen wir die bezeichnend« Tatsach«, daß segar Lenin in Sowjetrußland die freie Meinungsäußerung nicht gewährt wurde, wenn er einmal anders wollte als die hohe Geist« lichkeit der Sowjetklerifei, als er nämlich für Schonung des georgischen Volkstums eintrat. Das ging so zu: Nach der militärischen Besetzung Georgien , wollt« ein Teil der Moskauer Kommunisten ein zentralisiertss Stoatssyftem einführen, um die georgische Ration ihrer Selbständigkeit zugunsten, eine» straffen Zentralismus vollständig zu berauben. Zwei Mitglieder des kommunistischen Zentralkomitees wurden nach Georgien entsandt, nämlich dos vormalige Oberhaupt der„Tscheka " Dscherschinski und Stalin , der selbst Georgier ist(richtiger Name Dschugaschwili ). Die beiden haben sich aber nicht nur als scharfe Gegner der georgi. schon Selbständigkeit wenn auch im Rohmen eines großen Sowjet- staates, ausgesprochen� sondern haben sich eine sehr rohe Handlungs- weile gegenüber deu— föderalistisch gestimmten— georgischen Kommunisten zuschulden kommen lasten. L« n i n war über dieseHalwng seiner Abgesandten sehr empört und schrieb am 31. Dezember 1922: Ich Hab« schon in meinen Arbeiten über die nationale Frag« Seschriel>:n, daß eine rein abstrakt« Stellungnahme in der nationalen 'rage überhaupt nicht möglich ist. Man muß den Nationalismus einer herrschenden Nation von dem einer unterdrückten Nation unterscheiden. Man muß zwischen dem Nationalismus«in« großem und dem einer kleinen Nation zu unterscheiden verstehen. Was den Nationalismus der letzten Art anbetrifft� so tragen wir(die Großrussen. Red.) fast immer die Schuld an einer unendlichen Mäste von Gewalttat«», ja noch mehr, wir merken gar nicht, daß wir selbst eine unendliche Meng- von Gewalttaten und Beleidigungen begehen. Der Internationalismus einer herrschenden Nation, oder einer sogenannten„großen Nation"(mag sie auch bloß durch ihr« G«- w alt taten groß sein) darf sich nicht nur damit beschränken, daß die formale Gleichheit der Nationen proklamiert wird„ sonder» er muß auch in einer Gleichheit bestehen, die jene Ungleichheit der kleinen Rationen wiedergutmacht, die ihr dl« unterdrückende
große Ration zufuejf. Wer bJes nicht verstanden hat, der hat über. haupi die proletarische Stellungrahme zur nationalen Frage nicht begriffen. Er bleibt in'Wirklichkeit auf einem klein» bürgerlichen Standpunkt stehen und muh daher immer wieder zum bürgerlichen Standpunkt herabsinken. Für das Proletariat ist nicht nur von Wichtigkeit, sondern direkt notwendig, daß es sich in seinem besveienden Klassenkampf das meist« Vertrauen der anderen Schichten sichert. Dazu ist nicht nur die formal« Gleichheit, fordern außerdem nötig, daß man durch das Verholten gegenüber den kleinen Nationen jenes Mißtrauen und jenes G-fühl der Bcieidigung a u» m e r z t, die die oß« herrschende Ration bei den kleinen Nationen hervorgerufen
Ich glaub«, daß wir mit der georgische» Nation ein typische» Schulbeispiel dafür haben, daß wir größte Dorsicht�und weitgehendes Ent» gegenkommen an den Tag legen müsten, wenn wir uns«cht proletarisch verha'.ten wollen. Es ist deshalb richtig, den klemen Nationen gegenüber lieber z u viel Entgegenkommen und Schonung zu erweisen, als zu wenig. Wir dürfen uns n i e zur nationalen Frage rein formell einstellen, sondern im Gegenteil, wir müssen immer den Unterschied im Auge beholten zwischen einer unterdrückten oder kleinen und einer unter- drückenden oder großen Nation.... Dies« seine Anstchten konnte Lenin aus dem Parteitag nicht persönlich verteidigen, da er damals schon krank war. Er wandt« sich deshalb an Trotzti mit dem folgenden Schreiben: Werter Genost« Trotzki ! Ich möchte Sie bitten, die Derkeidi- gung der georgischen Sache aus dem Parteitag zu übernehmen. Di« Angelegenheit wird im Augenblick von Stalin und Dscherschinski umer- sucht; ich konn mich aber atts ihre Objektivität nichts verlosten, eher im Gegenteil. Wenn Sie sich bereit erklären würden, die Verteidigung aus sich zu nehmen, so wäre ich vollkommen beruhigt. Trotzti der mit Lenm in der nationalen Frag« einverstanden war, hat aber zur Bedingung gemacht, daß die nicht veröffentlichten Artikel von Lenin auf dem Parteitag verlesen werden. Jedoch der kommunistische Parteioorstond, der in der nationalen Frage«ine andere Stellung eingenommen hatte, wie die beiden Führer, hat Trotzki nicht erlaubt, seine und Lenins Ansichten m dem«in- leitenden Dortrag vor dem Parteitag zu entwickeln. So bliebe» Lenins Auszeichnungen und seine Brief« an Trotzki konfisziert. Radet wehrt sich. Er will kein Opportunist sein. atörfan,«. Februar.(OE.) Wie auf Grund authentischen Mo:-- rials zum Fall Radek festgestellt werden kann, Hot Rädel vor dem Forum der russischen Kommunistischen Partei ein« Erklärung abgegeben, welch« chn gegenüber dem chm cusge- sprochenen Tadel rechtfertigen sollte: In semer St-llungnahme zu der Frag« des Borgehens der Kommunistischen Par- tei Deutschlands im Iaahre 1923 fei er mit dem Zentral. komitee der rustifchen Kommunistischen Partei wie mit dem Exekutiv- komitee der Kommunistischen Internationale vollkommcn einig ge- wesen, die beide anerkannt hätten, daß die KPD. im Ottober des vorigen Jahres richtig Handelle, als sie von einem bewaffneten Aufstand absah. Den Vorwurf, er Hab« in„opportunistisch-r" Weise die Meinungsverschiedenhei'en im Lager der deutschen Faschisten auszunutzen versucht, weift Radek mit einem Hinweis auf Lenin zurück, der in einer seiner Schriften ausdrücklich empfehle, sich stde Spaltung im gegnerischen Lager zunutz« zu mach-n und Bundes- oenosten auch bei der Bourgeoisie zu werben, wo sie irgend zu finden seien. Wps die KPD , betreffe, so sei deren rechter Flügel die otterprobte Gruppe, welche die nächsten Mitarbeiter Liebknecht » und Rosa Luxemburgs zu den ihren zähle; mi- diesen. den Brandler. Pieck, TalheiW. Wa'ckerG Klara Zetkin , fühle-r sich solidarisch, im Gegensatz zu den Führern des unreifen pseuds. radikalen linken Flügels. Rädels Erklärung wurde von S i n o w j« w mit einer Gegenerklärung beantwortet, die mtt m« r t l ich? r Schärfe den Tadel des Zentralkomitees aufrechterhielt hueria ist nicht tot; er hat das nur aussprengen lasten. um desto sicherer mtt seinem Stab zu Schiff Mexiko oder wenigstens Deracruz verlosten zu können."
Die apokalyptischen GarSereiter. Von Iosephus. „In der Arbeitsstunde waren damals die„Gardereiter" üblich. Nadeln oder Stahlfederspitzen wurden in die zähen Radiergummis gesteckt. Daraus wurde man durch energischen Druck auf die Schulter genötigt, Platz zu nehmen. Häßlicher noch war die Ausstattung der Gradehaltcr mit Gardereitern. Auf jeder Stube gab es zwei oder drei dieses ojjiziellen Marterinstrument«, die an der Tischplatte be- festigt werden konnten. Das Kinn sollte auf einem kleinen Holz- teller ruhen, der in solcher Entfernung vom Tisch angebracht war, daß man genötigt wurde mit gerade gestrecktem Rücken zu sitzen. Schmerz. hast wurde die Sache durch die Einführung tintiger und rostiger„Gardereiter" in den Holzteller. Der zweite Stubenälteste belustigte sich gern damit, daß er den Schädel der beiden Sex:aner zum Ziel seiner Länzenwürf« mochte. Er tauchte die im Halter steckenden Federn in die Tinte und warf sie nach unseren Köpfen. Es kam darauf an, daß die G e s ch o s s e i n der K o p s h a u t st« ck e n v l t« b e n." Das erzähll kein �.Marxist", t«n„Daterlandslofer", kein„Iub", sondern der bekannte Gelehrte und Universttätsprofestar Leop oldt von Wiese in einem Berliner Morgenblatt, in dem er seine Memoiren. oeröfsentlicht. Leopold von Wiese hat einen Teil seiner Kindheit in der K a d e t t« n s ch ul« zur Wahlstatt verbringen müsten Es war jene Kadettenschule, aus der Feldmarschc-ll von Hindenburg„hervorgegangen" ist und in d4s, wie man von einem einwandfreien, nicht einmal gehässig erzählenden Zeugen erfährt, die Kadettenschüler rostig« Stahlfedern in die Kopfhäute ihrer Klastengenoss-n steckten. Es mag-in unsinniger Zufall sein, daß gerade Hindenburg diese Kadett-nschulr besucht Hot. In anderen Kodettmschulen wird«s ähnliche Witze gegeben haben. Und es ist ein Zufall, daß ich die Geschichte von den rostigen Stahlfedern in einem Cafe las, an dessen Wand ein Hindenburgporträt hing. Ich kann dennoch nicht mehr die Vorstellung von dem Angesicht de» Feldmarschall» von der Erinne- rung an die wahlstättischen„Gardereiter" trennen. Kein Vaterlands- frommes Lesebuch und keine verlogene Historie von der Güte, der Gerechtigkeit, der Tapferkett, der Humanität eines Feldmarschalls und«ine» General » werden es mich vergesten lasten, daß unsere Generäle, unsere F-ldmarschälle, unsere Führer im Weltkrieg auch einmal Sekundaner in Kodcttenschulen waren und mit rostigen Stahlfedern in die Kopfhäute ihrer Kameraden stachen. „Knabenstreiche:?!— Wo in aller Welt, die Länder der Es- kimos und der Kannibalen eingeschlostenrfinden sich Knaben, welch« die Schädel ihrer Freund« mit Stahlfedern durchlöchern? Aus reiner Freude am wahnsinnigen Schmerz des Nächsten? Was ist da- für eine Gattung von Knabenübermut, der sich nicht gegen den
„Feind", den.Borgefetzten", den Lehrer, wendet, sondern gegen die Wehrlosen, die Schwächeren, die Jüngeren? Wo ward ein solcher Sadismus je erlebt?— In preußischen Kc>dettcnschulen. Hier wuchs jene Kaste heran, die uns durch Peitsch« und Monokel, durch Achselklappe und nasales Kommando notzüchtigte. Und wir waren nicht einmal ihre jüngeren Kameraden! Diesen steckte man nur Stahlfedern in die Kopfhaut, uns steckt« man mitsamt unserer Kopf- haut in die masurischen Sümpf«. Nicht um dos Wohl der Köpfe war man in den Kadettenschulen besorgt sondern um da» Weh der Kopfhäute. Dahin stt das Grauen vor den Skalpkünsten der Indianer. Dies« zogen die Kopfhäute ihrer Feind« ab. Unsere Kadetten die ihrer eigenen Kameraden. Das Kinn ruht« auf einem Holzteller. Auf dem Holzteller log«in Radiergummi. Und im Radiergummi steckte«in« Feder. Also stach man sich die edFer ins Kinn., Solange mm ein junger Kadett war. Wurde man aller, so stach man die Jüngeren. Man weiß genug. Der G-stochen« muß stechen. Der Skalpiert« muß skalpieren. Das war das Gefetz unseres Lebens, unsere? Arbeit, unseres Unter- ganges. Die pervers« mörderische Phantasie, die jene„Gardereiter" erfunden, hat. noch nicht zu wirken aufgehört: Di« apokalyptische» „Gardereiter" der Kadettenschulen galoppieren durch Deutschland____
Premiere am kulfürftenöamm. Ein raffiniert elegantes Schmuckkästchen-Theater, Schauspiel« von Rang und Namen und ein Stück von einem Russen. Wa» tut da«In hochnobles Publikum? Es kann nicht anders,«z jubelt vor Begeisterung. In Rußland ist der Schriftsteller Lew U r» w o n tz o f f. besten dreiaktigez Schauspiel„Wera M irz« wa" gestern im Theater am Kursürstendamm sein« Uraussllh- rung erlebte, weniger bekannt. Die Zulchauer bewies«» ihre Kucki- viertheit, indem sie ihm in Deutschland die Geltung verlchofsten, die ihm in Rußland bisher nicht zuteil wurde. Ich war nicht so gepackt von der sensationellen Handlung, weil mir die Plnch« einer Totschläaerin aus der Gesellschaft nicht jo geläufig ist. Wero Mir- zewa schießt nämlich im ersten Akt ihren Liebhaber tot, weil«r sich als Schuft entpuppt und mit ihren Liebesbriefen Erprestungen verüben will. Im zweiten und dritten Akt kostet sie mit ein« ge- wissen Wollust die Qualen de» Verbrechers aus, der nicht entdeckt werden will und mtt Geschick und Genuß seine ganze Umgebung anlügt. Ihr« Laae wird dadurch besonders brenzlich, daß ihr Mann Staatsanwalt und sein Freund Unter'uchung-richter ist. Zum Schluß sieat die Tugend Ihr« Kraft verläßt sie, sie kann nicht mehr lügen. Wo» der Staatsanwalt tun wird, das auezudenken bleiht dem Zuschau« überlasten. Dafür ist es eben ein russisches Schau- spiel, wo es auf die Wirrnisse- der Psychologie ankommt. Di« Zu- schauer hatten kür die Sensation� volles Verständnis. Dar Stost ist von Dostojewski her längst bekannt. Spannend war die Geschichte auch nicht, sondern wegen der verzapften Psychologie ab'pannend. Aber im dritten Akt traten ein richtiger russisch« Tänzer und ein« richtige russische Tänz«in auf und gaben«in« Larietenumm« zum
besten(in Original kostümen und mit Balaleika). Da» entschied de» Erfolg. Die Piec« paßte absolut nicht ins Stück, aber das Pul'lr- kum war(vücklicki Die Wera Mirzewa bemühte sich Else Heims dem Kur- fürstenda nun» Publikum mundg«echt zu machen. Diese große Künst- lerin. an die wir van Reinhardts Zeiten h« mtt Bewunderung denken, v«sagte. als«s sich um ein S«nsationsdrama handelte. Sie hatte mehrere Male großes Spiell zu geben, bei dem sie allein auf der Bühne stand und Seelenqualen darstellen sollte. Kunstwerken ist Else Heim» gewiß gewochsen. In Sensationen wirk tsie manieriert und unwahr. Bon den übrigen Rollen sind der feiste Unter- suchungsrichrer desJatobTiedtke, eine prächtige Charge John G ottowt», und Eonrad Deidt. der müde Lump von Lebe- mann, zu erwähnen._ Ernst Degner. Kindliches au» Soeoselrußland. Der Rat der Bolkskommifsoö« de, Somzetbunde» befaßt sich zurzett mtt dem Gesetzentwurf üb« die Regelung de» staottichen Derwallungsdienstes. Roch diesem Entwurf sind, wie der Ost-Expreß berichtet, nach Erreichung des ochl- zehnten und bei erteilt« Genehmigung des zuständigen Arbeitsam«» sogar schon des v i erz« h n t e n Lebensjahres alle Bürger des Sowjetbundes zum Eintritt in den staatlichen Dermal- tungsdienst berechtigt. Allerdings sollen Personen, denen das Wahlrecht nicht zulteht, zur Beamtenloufbohn nicht zugelafs:» w«d«n. Nach Ablauf von je fünf Iahren Dienstzeit haben die Bc- amten Anspruch aus einen Monatsurlaub. Die Namen der beson. der»»«dienten Beamten sollen in der Press« bekanntgemacht, werden und ihr« Tröger durch ein««höhte Penston und den„Orden der Roten Arbeitsfahne"«in««uszeichnun« erhalten.- � Daß Staatsbeamte, die sich im Kindesatter befinden, Freud « an Ordensbehang haben, wäre am Ende erklärlich. Um dieselbe Freud« aber noch m reiferen Jahren.zu»«spüren, dazu muß man entweder ein treualäubiger Untertan ober ein strammer Aeriolutlonar von ra- dikaler volschewisttscher Noiottät sein. vi« Wakernie der Sünsle eröffnet am SonnaVend. den S..«ine Ru,. ffellunz von verkin de» tS2Z veittorbenen Ma'erS Lernt Grenoold. Die AuSflkvang i» von 2 Udr ab dem Publtlum o0grme!n zugäti glich und weit«, hin iSglich von 10— i Uhr zu beffchtigen. Paul Tastfrer, viktoriaffr. 85, eröffnet am 7. Februar ein« Kollrktt». auSftellung d-S vtldbauer» F r t tz H u f. Sie leinbiihne Cabaa wird am 8� 9. und 10. Im Theater s m Noltenborfplatz nene Tänze vnd Tanzwiele bringe», die b'sbrr in ««lin noch nicht gezeigt wurden. Da» erste Programm umsaht Kommriiänze mit Stnzcliänzen. ferner:.Ode» und Unten- ein he>tcre» Tanzlpiei in silns Reigen. Da» I w''l'v r» g r a m m brina! weitere Kamm«täuze, die TauzfaMomime.Drachenlotereck und einen Reigen au» der Tanzsolqe.Der schwingende Icinpel". Da»«ri'le Programm wird a".t itrellog und in der Mat nöe am �onntag gegeben, während da» zw:!!- Loimadend und Sonntag abend» zur Aufführung ge.angt. V« Baken'« tzteseniairerre 7 Der Pinn, den Sod nie- a!« Rietet;. talsprrre sür den Rhein auszubauen, wird jetzt' näher erwogen. Di- Re tu- liernng de» Soden'ee« fiebt«ine Stauung von dem Nonilanzer Ried! Ig» wafferftand von 8 Ncter aus den Hochmaiseritand von 4 8 Meter vor. Da- durch würde eine Autweicherung von 1 Milltaite Aubiimeter ermöglicht und die Waflertübnmg de» Oderrbein» von 40 Kubikmeter in der S-kund« aus lZO— Itv Kubttmet« erhöh! werden.