Not zu findern, wobei die sozialistische Regierung afferdings das Berbrechen beging, die Besigenden zu höheren Steuerleistungen heranzuziehen. Diese tonsequente Aufbauarbeit im fozialistischen Sinne wurde für die bürgerliche Reaktion in Thüringen unerträglich. Ihr Wiedererstarten im Reiche blieb nicht ohne Wirkung auf die Thüringer Berhältnisse. Es setzte ein Kampf ein, der jeßt seinen Gipfel erreicht hat. Der Kampf um die Erhaltung einer sozialistischen Regierung Thüringens wird von der Sozialdemokratie gegen zwei Fronten geführt. Denn auch die Kommunisten, mit deren Hilfe im Landtag die wichtigsten Aufbaugeseze angenommen wurden, scheuen sich nicht, wegen einer Anzahl dieser Gesetze die sozialistische Regierung herabzuwürdigen und maßlos zu bekämpfen. Es hieße, dem reaktionären Bürgertum zuviel Ehre an tun, wollte man voraussehen, daß es in seinem Kampfe gegen den Sozialismus fich sa chlich mit sozialistischer Arbeit und sozialistischen Ideen auseinanderzufezen vermöchte. Gerade der Thüringer Wahlkampf beweist, daß die Hauptwaffen des Bürgertums Lügen, Berleumdungen und schmutzige, persönliche Angriffe sind. Ja, das Thüringer Bürgertum ist so arm an eigener intellektueller Kraft in diesem Wahlkampfe, daß es den Hauptteil seiner Stimulationen aus Erfurter und Berliner Rüchen bezieht. Es ist ein ergöhlicher Anblick, wie die Feinde der sozialistischen Regierung sich bemühen, äußerlich ihrem Kampfe eine gemisse Großartigkeit zu verleihen, ihn amerifonisch aufzuziehen, während aus jedem Buchstaben ihrer Flugblätter, aus jedem Worte ihrer Redner die armselige deutsche Spießerseele hervorlugt.
Das ganze Land ist auf dem Hynd, Drum wählet jezt den Ordnungsbund!" So lautet die Parole jener zu einem Brei zusammengerührten bürgerlichen Parteien Thüringens , die es unter nehmen, gegen die Sozialdemokratie vorzugehen. In diesem berühmten Ordnungsbund hat sich alles zufammengefunden, was da glaubt, im Trüben des Ausnahmezustandes fischen zu fönnen, wobei die merkwürdigsten Paarungen zustande fommen. Im Ordnungsbund sind außer den großen politischen Parteien non den Deutschnationalen bis zu den Demofraten vertreten: Beamtenbund, Handlungsgehilfen, Angeftelltenverbände, Gastwirteverband, Handwerker, Hausbesitzer, Baterländische Arbeiter, Gewerkschaftsring, Baterländische Verbände usw., die alle das auf den Hund gekommene" Land retten wollen. Nachdem jahrelang von diesen Leuten versucht murde, den Kredit Thüringens durch leichtsinnige Anzweifelun gen der Thüringer Finanzwirtschaft zu erschüttern, jeder Fortfchritt auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet durch offenen und geheimen Widerstand sabotiert werden sollte, nachdem fie ihre Lügen über die Tätigkeit sozialistischer Minister und Beamter so oft wiederholt haben, bis sie sie selbst glaubten, treten diese Orbnungsbundhelden her und versuchen sich als die Retter Thüringens aufzufpielen. Die Anmaßung wird höchstens durch die groteske Art und Weise übertroffen, mit der versucht wird, die Stimmung der Bevölkerung zu ihren Gunsten zu beeinfluffen. An die niedrigsten Instinkte der Wählerschaft wirb appelliert, wobei das Herumschnüffeln in der Unterwäsche der Befehdeten, Berächtlichmachung ihrer früheren Berufstätigteit, Borwürfe über Krippenwirtschaft eine besondere Rolle spielen. In den seltensten Fällen bringt die eine oder andere Zeitung des Ordnungsbundes den Mut auf, ihr eingesandte Richtigstellungen zu hanebüchenen Berleumdungen zu veröffentlichen, bie Mehrzahl findet es ganz in der Ordnung, selbst nachgewiesene Lügen ruhig weiter zu verbreiten. Cine nicht unwesentliche Unterſtühung gewährt ben Bürger lichen in ihrem Kampfe ber Ausnahmezustand. Die Sympathie des Heeresanmalts scheint voll und ganz bem Ordnungsbund zu gehören. So geschieht von dieser Seite so mancherlei, um der Sozialdemokratie Abbruch zu tun.
Die thüringische Partei geht durch eine harte Schule und die Lehren, die daraus zu ziehen find, dürften für den nächsten großen Kampf im Reiche nicht bedeutungslos fein. Der Gegner fühlt sich start; an uns ist es, zu beweisen, daß wir es sind.
Der Bildungsphilister.
Zum 50. Todestage von Dapid Friedrich Strauß . Bon Otto Ern Hesse
Eigentlich find es einundfünfzig Jahre. Denn 1873 ließ Friedrich Nietzsche jenes Pamphlet los, in dem er diefes viel gebrauchte Schlagwort prägte.
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Der aber, auf den es gemünzt wurde und der nach Nieksche → den Typus des Bildungsphilisters darstellte, ist heute fünf zig Jahre tot.
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Eine folche Spanne Beit geftattet zu fragen, ob sich unsere Meinung noch mit der vor fünfzig oder einundfünfzig Jahren bedt. David Friedrich Strauß , der 1872 sein Alterswert„ Der alte und der neue Glaube" erscheinen ließ, den 1873 der neunundzwanzigjährige Nietzsche mit seinem„ David Strauß fritisch zur Strede brachs, und der 1874 am 8. Februar starb, hatte fich durch sein erstes großes Bert„ Das Beben Jefu"( 1835 und 1836) einen Namen gemacht, der wie eine Brandfadel über den Köpfen der Dogmatifer lohte. Dhne eigentliche Bibelkritit im Sinne der modernen Theologie zu treiben, hatte er, gleichzeitig mit Renan, Die erste Bresche in die Mauer der Dogmatif gelegt, indem er den Begriff der Minthenbildung auf das neue Testament anwendete. Das Buch, das eine Flut von Gegenschriften aus dem dogmatischen Lager der Theologie hervorrief, mar ftreng fachlich gehalten und in einem forreften, mit hegelischen Begriffen operierenden Stil gefchrieben, vorsichtig abwägend, ja die Dogmen der Kirche auf Um megen schonend.
Der Staat beantwortete den wissenschaftlichen Fortschritt, wie er ihn in Deutschland immer beantwortet hat: er entfekte den Rebellen Strauß pensionslos feines Amtes als Universitätsprofessor, ungefähr um dieselbe Zeit, als man auf ähnliche Weise die Sieben aus Göttingen , Hoffman von Fallersleben aus Breslau ver: trieb und hunderte anderer selbständig denkender Menschen zwischen Memel und Rhein schifanierte.
Strauß trug die Konsequenz mit Würde, und ohne daran zu benten, seine fritischen Resultate im gewünschten Sinne zu revi dieren. Er ging seinen Weg weiter als Mann der Studierstube, der das Leben zweter anderer Streiter Ulrichs v. Hutten und Boltaires nachzeichnete.
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Abrechnung mit Kahr.
Die verlegene Regierungspartei. München , 7. Februar. ( Eigener Drahtbericht.) Auf die Atrechrung, die der sozialdemokratische Abg. Saenger am 1. Februar im Plenum des Landtags mit der bayerischen Regierungspolitik hielt, antwortete am Mittwoch der Führer der Bayerischen Volks. partei Held in einer Rede, die durch ihre Resignation und Müdig teit allgemein aufgefallen ist. Er wußte gegen die Anlage der Sozialdemokratie nichts anderes zu erwidern, als daß ihre" Resolution im Jahre 1917 die wirtschaftliche und finanzielle Not von heute verschuldet habe. Dagegen trat nun Genosse Saenger am Don nerstag rochmals auf den Plan und fertigte die verlogenen Phrasen vom Dolchstoß usw. mit einem derart erbrückenden Material ab, Saß feine zweistündige Rede auch die gespannteste Aufmerksamkeit der rechten Seite des Houses fand. Am Schlusse seiner Sebe charakterisierte er nochmals die innere in wahrhaftigkeit und Berlogenheit der bayerischen Regierungspolitik der letzten vier Jahre, wie sie durch das System Kahr repräsentiert wird. Saenger stüßte fich dabei insbesondere auf die foeber erschienene Broschüre des angesehenen Staatsrechtlers der Münchener Universität Prof. Rothentücher, die in den politischen Kreisen Münchens bereits außerordentliches Aufseher erregt hat. In dieser Broschüre rühre sich ganz offensichtlich das Ge wiffen eines Mannes, für den Recht und Gerechtigkeit auch im politischen Leben notwendige Borousfeßungen find. Die Bro schüre brar dmarke Zustände, über die fich ein Staat im fernsten Afrika schämen müßte. Deshalb müsse man den Justizminister fragen: Wie lange verträgt es fein Rechtsgewissen, wie lange perträgt es fein Ministergerissen, doß dieser forruptive Zustand fort dauert, daß der eine hoch verräter( Rahr) als Inhaber der höch. sten vollziehenden Gewalt in Bayern die Schergen sammelt, um gegen feine ehemaligen Freunde vorzugeher. Es gebe in der deutschen Sprache fein Wort, das eine folche korruption genügend charakterisieren fönnte.
Das Erwerbslofenproblem in Preußen. Ein sozialdemokratischer Antrag im Hauptausschuß.
Der Hauptausschuß des Landtages beschäftigte sich am Donnerstag mit Anträgen über die Erwerbslosenfrage. Es lag vor ein jozialdemokratischer Antrag über die Not der Erwerbslosen, über die Erstellung von Kleinwohnungen und über Wohnungsmieten, sowie ein weiterer Antrag derselben Partei. ber das Staatsministerium ersucht, allen Betrieben und Berwaltungen des Staates Breußen Anweisung zu geben, daß Schwerkriegsbeschädigte und ihnen gleichgestellte unfallverlegte Beamte, Angestellte und Arbeiter überhaupt nicht oder erst in allerlegter Linie entlassen werden. In der ausgedehnten Debatte über das Erwerbslosenproblem erklärte u. a. Bolfswohlfahrtsminister 5irtfiefer, daß Pläne für Meliorationen in großer Zahl porliegen, daß es aber zur Ausführung an den nötigen Mitteln noch fehle. Es wurde ferner beabsichtigt, die Arbeiter im Ruhrgebiet , die aus der Landwirtschaft stammen und beschäftigungslos find, wieder in das unbesetzte Deutschland zurückzubringen. Angenommen wurde gegen Jentrum und Deutschnationale ein fozialdemokratischer Antrag, allen Betrieben und Berwaltungen des Staates Preußen Anweisung zu geben, daß Schwerfriegsbeschädigte und ihnen gleichgestellte unfallverlegte Beamte, Angeftellte und Arbeiter nicht entlassen werden und in den Fällen, wo es bereits geschehen sei, die Entlassung rüdgängig gemacht werde.
Die Justizreform vor dem Ausschuß. Eine Erklärung Emmingers.
Der Rechtsausschuß des Reichstages nahm das Gute. Derfahren an. Im folgenden werden die wichtigsten Bestim mungen des Güteverfahrens, wie sie aus den Beschlüssen des Rechtsder Erhebung der Klage ein Güteverfahren vorangehen(§ 495a). ausschusses resultieren, wiedergegeben: Danach muß die Erhebung Dies gilt nicht, 1. wenn wegen des Anspruchs innerhalb des letzten Jahres vor einer durch die Landesjustizverwaltung eingerichteten oder anerkannten Gütestelle ein Ausgleich) unter den Parteien er. folglos versucht worden ist; 2. wenn wegen des Anspruchs bereits Bezeichnend war, daß vor dem Genossen Saenger der Minister ein Güteantrag wegen Aussichtslosigkeit des Anspruchs des Innern Dr. Schweyer die Handlur gsweise des General- aurückgewiesen ist; 3. in Urfunden- und Wechselprozessen; 4. für staatskommissors am 8./9. November als eine staatspolitische Lei- Widerklagen; 5. wenn die Zustellung an den Gegner im Auslande oder durch öffentliche Bekanntmachung erfolgen muß; 6. wenn ftung ersten Ranges bezeichnete. Man wird abwarten müssen, nach dem Ermessen des Gerichts die alsbaldige Klageerhebung durch was der Justizminifter Gürtler, ein Deutschnationaler, am einen fonftigen wichtigen Grund gerechtfertigt wird, insbesondere Freitag zu der ungeheuerlichen Feststellungen des ordentlichen Pro- wenn mit Rücksicht auf die Art des Anspruchs, die Verhältnisse der feffors der Münchener Universität zu sagen haben wird. Beteiligten oder besondere Umstände der Versuch einer gütlichen BeiNach dem Willen der reaktionären Landtagsmehrheit( Baner. legung aussichtslos erscheint. Ist nach der erfolglofen Beendigung Wolfspartei und Deutschnationale) soll der Londtag seine jezige eines Güteverfahrens ein Jahr verftrichen, fo bedarf es zur ErSchlußtagung in der fommenden Woche aussehen, damit die Ab- bebung der Klage eines erneuten Güteverfahrens. geordneten biefer Parteien Zeit finden zur Agitation für ihr spruch von vornherein ausfitslos, fo fann das Gericht den Weiter sagt§ 499b u a:„ Erscheint der erhobene AnBoifstegehren draußen im Lar de. Diese Agitotion scheint Antrag durch Beschluß zurüdweisen. Die Zurückweisung ist zu bitter nötig zu sein, wenn die Krücken der Deutschnationalen und begründen und unterliegt keinem Rechtsmittel. In§ 499d heißt es: der vaterländischen Berbände von der Bayerischen Bolkspartei nicht In der Güteverhandlung erörtert das Gericht das gesamte Streitvergeblich eingehandelt fein sollen. Bis zum 5. Februar hatten sich verhältnis in freier Würdigung eller Umstände mit den Parteien und in München eir gezeichnet für des erste Boltsbegehren( Auflösung fucht einen gütlichen Ausgleich herbeizuführen." des Landtags) 13 783 und für das zweite Volksbegehren( Wenderung der Verfassung) 12 861 Bersonen; in Nürnberg , wo die Baye rische Bollspartei bei den letzten Wahlen rund 16 000 Stimmen zählen konnte, hatter fich bis zum Sonntag erst 1208 b3m. nur 990 Personen eingetragen. Wie verleutet, wird von der Opposi tion am Freitag im Landtag ein Untrag eingebracht, die Neu wahlen zum Landtag euf den 6. April festzulegen und demgemäß den jeßigen Landtag mit dem 5. April aufzulöser.
München , 7. Februar. ( Eigener Drahtbericht.) Nach Mittel ( Eigener Drahttericht.) Nach Mittei. lung eines volfischen Blattes Münchens muß sich Hitler , der bei dem Zusammenstoß am 9. November bekanntlich einen Armschuß erhalten hatte, einer Operation ur terziehen, da die bisherigen heilversuche zur Wiederherstellung der völligen Bewegungsfreiheit des verlegten Armes feinen Erfolg hatten. Ob die Operation noch vor dem Prozeß vorgenommen wird, steht noch nicht fest. Im Zustand des in eir er befannten Münchener Brivatffinit untergebrachten Boehner ist noch derfelben Quelle noch feine Besserung eingetreten. Die Beiterbildung von Magen und Darmgeschwüren, die durch die veränderte Lebensweise in der Haft in ein tritisches Stadium getreter fein foll, tonnie noch nicht verhindert werden.
Strauß hatte die Grenze feines Wesens überschritten. Er war Stritifer, aber fein Schöpfer. Es fehlte ihm jede Genialität des Gefühls; es fehlte ihm auch die philosophische Erkenntnis, daß das religiöse Erlebnis ein fategorisch einzigartiges Erlebnis ist, daß fich nicht durch ästhetische und logische Erlebnisse ersehen läßt; es fehlte ihm die Ehrfurcht vor dem Irrationalen , ohne das das Leben zum Unsinn eines Birkelschlusses wird.
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Hier nun griff Nießsche zu, indem er den Kritiker in seine Gren zen verwies, ihn in seinem Spiel mit der Geniemaste" lächerlich machte, die Dürftigkeit dieses Erfahglaubens als Bildungsphilifterium ans Licht brachte. Dabei war er, der Philologe, objektiv genug, dem früheren Kritifer Strauß Gerechtigkeit widerfahren zu laffen. Man darf diese positive Würdigung bei Niehsche nicht übersehen, fie spricht sich mehrfach in flaren, anerkennenden Säßen aus.
Nießsche wollte also nicht den Mann und das Werf vernichten, er wollte eine Grenzüberschreitung feftnageln. Man fann auch taum einen Mann, der die Lebenskonsequenzen seiner Erkenntniffe auf fich nahm, einen Bhilister schlechthin nennen. Man muß fritisch fcheiden. Eines allerdings ist tragisch genug. Dieser Kritiker, der Dogmen zerstörte, als er jung war, war ein Dogmatiker heftigster Obfervanz geworden, als sein Leben zu Ende ging. Ein alter natio nalliberaler Monarchist, der nichts gelten ließ als sein eigenes Ideal, und z. B. die Sozialisten seiner Beit, die zu ihm etwa standen, wie er zu den Dogmatifern der dreißiger Jahre, als Hunnen und Bandalen unserer modernen Kultur" und andere Lebensideale als„ anmaßliche Schlagwörter und Mode gewordene Borurteile" bezeichnete: fo be fchloß er fein denkerisches Dasein, das groß und mutiq begann und dessen Wirkung aus der Entwicklung der deutschen Kritit nicht aus. zuschalten ist.
Ueber die Runft der Wigman- Schule fann mon nur in Super. fativen sprechen. Denn diese Kunst ist selber ein Superfatio, auf ihrem Gebiet ein Gipfel, der sich nicht mehr übergipfeln läßt. Gret Balucca, die erste Meisterschülerin der Wigman , zeigt den Stil in reinster Form und höchster Bollendung. Ihre Technit grenzt ans Wunderbere. Im Niedersinken und Aufsteigen scheint sie alle Erden. schwere überwunden zu haben. Es ist, als ob fie, von unsichtbaren Händen getragen, gewichtlos schwebe und fliege. In jeder Drehung des Körpers, in jeder Arm- und Beinbewegung, im Hüpfen, im Wirbel und Sprung ein totficherer Aplomp, dem gegenüber alle
Bis er zu dem Buntt fam, hinter dem es nicht weiter niederzureißen, sondern aufzubauen galt. Es war mittlerweile in Deutsch - Afrobatenfünfte des alten Balletts verblaffen. Die Palucca ist eine land viel vorgegangen. Das neue Deutschland war in Versailles zufammengefötet worden, die deutsche Kultur hatte eine politische Folie erhalten, Wirtschaft, Technik und Industrie blühten, von den Naturwissenschaften befruchtet, auf.
Dies verwirrte das Hirn diefes Kritikers, den man neben dem Luther" Friedrich Theodor Bischer den Melanchthon" dieser Jahr. zehnte genannt hat. Er wird, möchte man sagen, das erste intellettuelle Opfer der, Gründerzeit. Nicht daß er zu den aften zerbrochenen Tafeln zurüctehrte! Er wollte an Stelle des alten Glaubens einen neuen feßen. Er wollte eine neue Religion gründen. Er schrieb bas Buch Der alte und der neue Glauben", in dem die Kirche end. gültig abgetan werden sollte.
Lieftänzerin" im Sinne Labans. Ihr seelischer Ausdruck strebt nicht in törperlichen Spannungen noch oben, fondern fährt gleitend, wirtelnd, stompfend in den Boden hir ein. Der Impuls ihrer Be wegungen geht vorwiegend vom Rumpf aus. Er strömt vom Zen trum in Kopf und Glieder und scheint sich trum in Kopf und Glieder und scheint sich ebenso wie bei der Bigman-in den Zehen- und Fingerspigen zu entladen. Die absolute Sicherheit des Arbeitens wird hier und da als Selbstzwed zur Erzeugung fleiner virtuofer Glanzeffekte benutzt und fle nimmt der Seistung zuweilen den Reiz des Improvisierten, im Augenblick Gesoffenen. Aber solche Memen'e find felten. Im allgemeinen herrscht der Einbrud, daß hier ein tänzerisches Lem perament pon urwfiger Berve und ungeheurer Lebenstraft aus
tun.
Nunmehr gab Reichsjuftizminifter Dr. Emminger folgende Er. flärung ab: Ich habe die Ermächtigung der Reichsregierung, den Entwurf dem Ermächtigungsausschuß vorzulegen. Ich werde dies Es ist selbstverständlich, daß ich neben der bisherigen im Reichsrat gemachten Vorlage auch eine Zusammenstellung der Beschlüsse diefes Ausschusses dem Ermächtigungsausschuß unterbrei'en werde mit der Erklärung, daß ich mich soweit als möglich an diese Beschlüsse halten werde. Der Grund, werum ich vom Ermächtigungsgefeh Gebrauch mache, ist, daß ich mit Rüdficht auf die politische Gesamtlage nicht glaube, daß es möglich ist, in Bälde im Wege der ordentlichen Gesetzgebung die Borlage zu erledigen. Die in der Deffentlichkeit erhobenen verfassungs rechtlichen Bedenten gegen die Anwendung des Ermächti gungsgefeges find unbegründet. Nach dem Ermächtigungsgelet fann bie Regierung alle Maßnahmen treffen, die sie im Hinblit auf die Not von Bolf und Reich für erforderlich und bringlich erachtet Die? Reichsregierung erachtet die bestehende Brozeßnot als eine folche, die die Anwendung des Ermächtigungsgefeges redy fertigt. Nach der absichtlich rewählten Faffung des Ermächtigungsgefeges ift für ein richterliches Nachprüfungsrecht, ob die Boraussetzungen solcher Anwendung vorliegen, fein Raum. Rahmens der Berfassung und des Ermächtigungsgefehes besteht viel mehr für die Reichsregierung lediglich eine politische Verantwortung gegenüber Reichstag und Reichsrat und ein Aufhebungsrecht dieser beiben Rörperschaften.
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Innerhalb des
vollem Herzen schaffend sich auswirkt. Eine Künstlerin allergrößten Formats, deren Stärke in leidenschaftlicher, hinreißender Kraftentfaltung liegt, deren Wirkungen zuweilen ans Gro: este_fireifen, deren Ausbrudsmöglichkeiten aber auch Feinftes, Tiefstes, Seelisches umfassen. Für die Tär ze der ersten Art das wuchtige Mar cato", den exolischen Lanz zur Trommel" und das Allegro con brio" war die Bühne faft zu flein, efstatischer Furor schien den Rahmen zu sprengen, während in den zarten, übersinnlichen Rhythmen der Tonzabstraktion" und in dem von leiser Erotik durchzitterten Andante grazioso" distreteste nuancenreiche Kammerfunft geboten wurde.
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Der Abend im Blülgner- Saal war eins der großen Ereignisse diefer Saison. Er hat uns, unter dem jubelnden Beifall des Publis fums, eine Künstlerin beschert, von der die deutsche Tanzbühne noch Großes erwarten darf. John Schitosti.
Cachen links." Der heute erschienenen reich) illustrierten fünften Nummer entnehmen wir folgende Berse von Erich Weinert :
Das gerettete Symbol Es thront im Kaiser- Wilhelm- Barle ein Bronzelöwe, stolz und tühl symbolisierend ernst das starte und nationale Bollgefühl. Obwohl er mit Zäsarenbfiden den Kaiser- Wilhelm- Part regiert, fo frabbeln doch auf seinem Rüden Broletenfinder, ungeniert.
Ein Studienrat, den das ergrimmbe, schrieb unter Sprechsaal, dieses sei empörend; und begeistert stimmte die Bürgerschaft der Ansicht bei. Mit einer Stacheldrahtumzäunung umfränzt das Bild der Magistrat, worauf die öffentliche Meinung fich dieferhalb beruhigt hat. Es werden, wo er blantgescheuert, dem Löwen Stacheln eingedreht; auch wird die Patina erneuert von einem Mann, der dies versteht.- Nun thront er in der Stachelhürde, zwar wie ein Bieft fossiler Art, boch hat man nationale Würde und auch Kultur und Kunst gewahrt.
J. 5. B. Dieß Nachf. herausgegebene Bigblatt, erfcheint an jedem Bachen links", das vom Genossen Ruttner im Verlag don Freitag. Der Preis der Einzelnummer beträgt 25 Pf.. das Vierteljahresabonnement 3,25 m. Alle Postanstalten, Buchhandlungen und der Berlag nehmen Bestellungen an.
Crinefische Dichtungen, Märchen, Gespenster und Liebesgeschichten foricht Ernn Friedrich am Sonntag, den 10 und Sonnabend, den 16., abends 8 Uhr in der Arbeiter Kunst", Parogialftr. 29.