erklärt, und zwar so. daß ich gesekien habe, daß erdie Arbeiter vor die Bajon nette führt.— Bors.:K o v a c s sagt, Sie hätten Gelder unterschlagen?—Zeuge: Ich habe abgerechnet und wenn nicht alles in derOrdnung war. warum hat man mich nicht angezeigt?— Vors.:Was hat K o v a c s im Verein erörtert?— Zeug«: Daß wirdas allgemeine Wahlrecht und dadurch Abgeordnete haben wollen.— Vors.: Von der Feldauftheilung hat er gesprochen?—Zeuge: Nein. Die„Nepszava" hat ihn und auch die Arbeiteraufgereizt.— Vors.: Hat K o v a c S die Leute aufgehetzt, keineSteuern zu bezahlen?— Z e u g e: Ja. Er hat sie veranlaßt,die Stcuerbiicher ihm zu geben, er wird zum Bürgermeistergehen und fragen, warum die armen Leute Wegsteuernzahlen müssen, ob er dort war, weiß Zeuge nicht,daß Kovacs zu Gewaltthätigkciten aufgereut haben soll,davon weiß er nichts.— Vors.. Vor dem Untersuchungsrichterhaben Sie ausgesagt, Z? o v a c s habe übertrieben, Sie wollte»nur das allgemeine Wahlrecht, er aber ging weiter und gab sichdamit nicht zufrieden, er verlangte, die Felder sollten alle demStaat gehören, und das muß eventuell mit Blutvergießen erreichtwerden.— Zeuge: Von Blutvergießen hörte ich nichts, aberer sagte, er ist bereit, den Säbel umzubinden, und daß die Machtbei uns ist.— Vors.: K. sagt, die Steuerbücher hättenSie eingesammelt?— Z e u g e: Bei mir war jene Versamm-lnng, in der davon gesprochen wurde. Es war dies dieIdee Kovacs'.— Staatsanwalt: Haben Sie mitikovacs Streit gehabt?— Zeuge: Nein.— Verth.: Kovacssagt, daß Sie im Prinzip einig waren?— Zeuge: Ja, wasdie Broschüren betrifft.— Verth.: Halten Sie die besitzendeKlasse für Feinde?— Zeuge: Ja, diejenigen, die die Arbeiterausbeuten.— Verth.: Worin erblickten Sie die gefährlicheTendenz Kovacs'?— Zeuge: Er sagte in einer Versamm-nng, der Oberstadlhauptmann soll herkommenund hier etwas lernen. Ich habe bei der Parteileitungnachgefragt. Er erzählt, daß er mit Kovacs in Budapest war,daß er dort den„Führer" der Partei, außerdem Ferenzi, Wankakennen lernte, außerdem auch den Redakteur der„Volksstimme",dessen Namen er jedoch nicht mehr weiß. In Pest warensie beim Abgeordneten Vefontai. der sie zum Ministerial-sekretär führte, welcher ihnen versprach, in ihrer Statuten-angelegenheit sie zu befürworten.— A n g e k l.: Warumwandten Sie sich nicht an Ihre» Abgeordneten, den HerrnEndrei?— Zeuge: Weildieser formell sagte,nur diejenigen zu vertreten, die Wahlzensusd a b e n. 5k o v a c s und H e g e d ü s werden konfroutirl. AlsH e g e d ü s ihm diese Anschuldigungen ins Gesicht sagte, und derBorsitzende meint, daß er doch wohl nun überführt sei, sagtKovacs:„Ich bin nicht überführt, denn es stehen hierAussagen gegen Aussagen. Ich habe oft Veranlassunggenommen, ihn aus der Patsche zu reihen, wie es aber schein:,gicbt er sich Mühe, mich hineinzureiten." Bezüglich der Steuer-bücher berui't er sich auf den Stadthauptmann S o l h a z, der esiveiß, daß H e g e d n s die Bücher einsammelte. ZeugeHegedüs erwähnt einige Briefe, die er jedoch nicht mehr zeigenkann, weil er sie verbrannt hat. Er wiederholt, nurdeshalb ausgetreten zu sein, weil K. zu Gewaltthätigkeiten auf-reizte, während K. dabei bleibt, daß er unterschlagen habe under deshalb nicht angezeigt wurde, weil man ihn schonte. Zeugewird vereidigt.Der Zeuge Stefan K a r g a entpuppt sich als ein falscher,der gar nicht zu Hodmezö-Vasarhely wohnt.Die Zeugen Sarkadi, Farays und C z u c s klagenK e n e z an, gegen das Haus Habsburg gesprochen zu haben, in-dem er in einer Versammlung sagte, das Hans Habsburg habekein Recht, in Ungarn zu sein. Ken ez wird den Zeugen gegen-über gestellt und erklärt die Aussagen derselben als Verleumdung.(Die Zeugen werden vereidigt.) Bei dieser Gelegenheit verlangteder Staatsanwall, die Belastungszeugen, die neu genannt werden,sofort vorzuladen, weil dieselben unter dem Einfluß der hiesigenSozialisten stehen.— Verth.: Ich bitte die Zeugen sofort vor-zuladen und bis dahin die hier versammelte Gesellschaft so lange inHaft zu halten.(Heiterkeit.)— Zeuge Bela N a y z(Polizeibeamter)hat an der Verhaftung Kovacs' theilgenommen und sagt imSinne Poka's aus. Er beschuldigt noch Alexander Beni.Beide Angeklagten erklären seine Aussagen als falsch.Josef B a r t a(Diener am Armenhaufe) hat bei der Be»erdigung des Vineze gehört, daß ein Arbeiter sagte, das istder P o k b r a t e n; er weiß nicht, wie er heißt. Der Vorsitzendeläßt ihn den Mann unter den Angeklagten suchen, kann ihn abernicht finden.Als letzter Zeuge wurde der Polizeikorporal Kazle ver-nommen, der sich in solche Widersprüche verwickelte, daß er aufAnlrag des Vertheidigers wegen Unglaubwürdigkeit nicht ver-eidigt wurde. Selbst die bereitwillige Hilfe des Staatsanwaltshat den Eindruck der Lüge in seinen Anschuldigungen nicht ver-wischen können. Er belastet die Angeklagten Benzke, Tot,BorcoS, Beni. Arang, Kovacs(Sohn des Haupt-angeklagten), Merac, Nagy. Pap, Gombs, und wenn esder Staatsanwalt gewünscht hätte, noch ein paar Dutzend. DerGerichtshof beschloß, diesen Zeugen noch nicht zu vereidigen.Damit schloß die heutige Verhandlung.Lolrcrlcs.Im Etatsausschuß der Stadtvcrordueten-Versammlunggelangte am Dienstag bei dem Etat der Straßenreinigung dieAngelegenheit wegen Beseitigung des von den Hausdächern ab-geworfenen Schnees zur Besprechung. Von einer Seite wurdegewünscht, daß seitens der Verwaltung möglichst liberal ver-fahren und der Schnee eventuell auf Kosten der Hausbesitzer vonder Straßenreinigung mit besorgt werde. Nachdem aber das Rechts-verhältniß klargelegt und mitgetheilt worden war, daß in diesem Falldie Kosten der Schneeabfuhr, die in dem diesjährigen schneereichenWinter über eine Million Mark betragen haben, sich erheblichhöher stellen würden, gelangte der Ausschuß zu der Ueberzeugung,daß es zweckmäßiger sei. an dem bestehenden Verfahren, wonachder Eigenthämer für die Fortschaffung des Hausschnees selbst zusorgen hat, nichts zu ändern. Dagegen sollen die Pferdeeisenbahn-Gesellschaften angehalten werden, die durch das Streuen von Salzzum Schmelzen des Schnees erzeugten Wasser- und Schmutzlachenmöglichst schnell von den Straßendämmen zu beseitigen.— Beidem Etat der Hochbahnverwaltung wurden einige Posten abgesetzt.Zur Bekämpfung der sozialdemokratischen Agitationsollen in der nächsten Zeit von frommen Leuten großepolnische Versammlungen abgehalten werden. Mit oder ohneKnüppel?Vom Umgang mit Menschen in Moabit. Ein Zwischen-fall spielte sich Mittwoch Morgen um 9»/« Uhr auf einem Gangeim Gerichtsgebäude zu Moabit vor dem Zimmer 61 ab. Dortfand vor der Abtheilung 131 des Schöffengerichts eine Verhand-lung wegen Beleidigung statt, zu der auch der PolizeilieutcnantR. als Zeuge geladen war. Der Gerichtsdiener, der die Namender anwesenden Zeugen aus einem Verzeichniß aufrief, nanntenur die Namen, ohne den Titel oder auch nur die Bezeichnung„Herr" hinzuzufügen. Hiergegen trat der Polizeilieutenant R.sehr energisch auf. Der Gerichlsdiener suchte sich damit zu ent-schuldigen, daß in feinem Verzeichniß das Wort„Herr" demNamen nicht hinzugefügt sei, sowie auch damit, daß er— langegenug Soldat gewesen sei, gab aber schließlich dem Polizeibeamtengegenüber klein bei. Seinen späteren Aufrufen legte er aber inalter Weise seine Liste wieder zu gründe.Das Beispiel des Lieutenants verdient Nachahmung und wirempfehlen jedem, der in Moabit zu thun hat, in gleich energischerWeise wie der Beamte daraus zu bestehen, daß er von den Gerichts-dienern mit der ihm zukommenden Titulatur bedacht werde.Bei dieser Gelegenheit wollen wir noch auf eine An-gewohnheit hinweisen, die sich bei einigen Staatsanwälten ein-genistet hat. Es ist nichts seltenes, daß diese Herren, wenn siein der Verhandlung auf die Angeklagten oder Zeugen zu sprechenkommen, derer einfach mit dem Pronomina der dritten Person,dem zopfidyllischen„er" erwähnen. Auch hier wäre es an derZeit, daß das Publikum den Beamten in wirkungsvoller Weiseveranlaßte, statt des„er" in der höflicheren und allgemeinüblichen Form„der Herr Angeklagte" oder„der Herr Zeuge" zusagen. Wir glauben kaum, daß es dem StaalSanwalt rechtwäre, wenn ein Angeklagter oder Zeuge Gleiches mit Gleichemvergelten und von ihm einfach sage» wollte: Er hat in seinerAnklagerede verschiedenes behauptet, waS er schwerlich beweisenkann u. s. w.!Der„Kreuz-Zeitnug" müffen wir eine kleine Freude ver-derbe». Die Verse über den römischen Karneval, die sie— nachder„Kölnischen VolkSzeitung" auf Konto der das Chrtstenlhumhassenden Juden setzt, sind einfach aus dem Italienischenübersetzt und haben allem Vermuthen nach einen f r o m m e nKatholiken zum Verfasser. Die Verse sind ja wohl etwasausgelassen:„Im Carneval, im Carneval— Da sündigt Rom dieMenge,— Es wachsen Hörner ohne Zahl— Und uner-hört an Länge.— Die Psässletn in der Verlegenheit Bann,— Die reiben sich die Hände:— Kommt der Novembererst heran— Nimmt's Taufen gar kein Ende!"—wenn die„Kreuz-Zeitung" sich aber ein bischen Mühe giebt,wird sie finden, daß in der frömmsten und besten alten Zeit inItalien und sogar auch im sittlichen Deutschland, nochzehnmal ausgelaffenere Dinge gesagt worden sind, in denen na-mentlich auch die„Pfäfflein" ganz anders mitgenommen werden— von waschechtesten Christen, und in Deutschland speziell vontadellosen Germanen.Verschiedeue Berliner Friedhöfe sind allen denen, die zuihrer Gesundung des Heilmittels der Moorbäder bedürfen, zur Zeitangelegentlichst zu empfehlen. Auf einzelnen Friedhöfen spottet der Zu-stand der Wege jetzt jeder Beschreibung. An stelle der Wegeist ein einziger dicker Schlammbrei getreten, in dem die Leid-tragenden einherwatcn. Bei einer Beerdigung ist es, nach der„Verl. Ztg.", vorgekommen, daß mehreren Damen die Fuß-bekleidung in dem Sumpf stecken geblieben ist. ohne daß sie diesewieder zu finden vermochten, da sich die Stelle sofort wieder mitWasser gefüllt hatte. Man sollte doch auf irgend eine Weise, seies durch Legen von Brettern oder Kiesaufschüttnngen, dafürsorgen, daß die Wege auf de» Friedhöfen wenigstens in einiger-maßen gangbarem Zustande sich befinden.Eine„absolute" Berichtigung. Bekanntlich lag uns amSonnabend die Pflicht ob, die Zustände in der OrthopädischenAnnalt des Herrn Dr. Müller entsprechend zu beleuchten. Dieselbstverständlich in solchen Fällen übliche Berichtigung auf grunddes berühmten§ 11 ist gestern bei uns eingetroffen und hatfolgenden Wortlaut:Es ist absolut unwahr, daß ein Kranker in meiner Heil-anstalt aufgenommen wird, ohne daß er sofort ein Reinignngsbadbekommt, wenn nicht ein größerer Verband oder die Art derVerletzung ein solches unmöglich macht.Es ist absolut unwahr, daß jemals ein neuer Kranker in einnicht frisch bezogenes Bett kommt.Es ist absolut unwahr, daß ein Kranker sich seit dem 6. De-zember v. I. mit demselben Bettzeug behilft.Es ist absolut unwahr, daß in den Zimmern sich keine Spuck-näpfe befinden.Es ist absolut unwahr, daß die Kranken während der Nachtihre Bedürfnisse in einen Eimer entleeren müssen, vielmehr sinddie den sanirätspolizeiliche» Anforderungen entsprechenden Abortedie ganze Nacht hindurch beleuchtet.Es ist absolut unwahr, daß Kranke, welche während ihresAufenthaltes in meiner Anstalt durch interkrenente Erkrankungvorübergehend bettlägerig werden— denn um solche bettlägerigeKranke kann es sich bei einer orthopädischen Anstalt nur handeln—aus Mangel an Spuckgesäßcn das Zimmer verunreinigen müssen.Es ist absolut unwahr, daß einer Köchin die Pflege undAbwartung der Kranken obliegt, vielmehr ist für die übrigensnur selten einer besonderen Krankenpflege bedürftigen Insassenmeiner Anstalt ein ausreichendes Wärter- und Aufwartepersonalvorhanden.Es ist absolut unwahr, daß Leibwäsche nur alle 14 Tagegeliefert wird, da dies nur für wollene Unterkleidung zutrifft,während Strümpfe und leinenes Unterzeug alle acht Tage, wennnöthig, noch öfter, erneuert wird. Schließlich bemerke ich noch,daß ich die Kritik über meine ärztliche Behandlung, sowie dieEntscheidung über die durch meine Behandlung ermöglichteRentenherabsetzuna den zuständigen Behörden, den Schiedsgerichtenund dem Reichs-Versicherungsamt überlasse.Zu dieser Berichtigung haben wir folgendes zu bemerken:Von Kranken, die in dem Institut des Herrn Dr. Müller be-handelt worden sind, und deren an den Besitzer der Anstalt ge-richtete Beschwerden ohne Erfolg blieben, sind uns mehrfachKlagen der von uns in Nr. bö veröffentlichten Art unterbreitetworden. Daraushin haben wir uns verpflichtet gefühlt, voneinem unserer Mitarbeiter die Zustände in der gedachten Heil-anstalt so gewissenhaft und eingehend wie möglich untersuchen zulassen. Das Resultat dieser Nachforschung ist in Nr. S8 unseresBlattes mitgetheilt worden.Im einzelnen bemerken wir, daß unserem Gewährs-mann von Kranken des Instituts die Mittheilung ge-macht worden ist, daß bei der Aufnahme zum theil ein Badauch in den Fällen nicht gewährt worden sei, wo nach ihrerAnsicht die Art der Krankheit dem nicht im Wege gestandenhätte. Gleichfalls wurde die über alle Maßen unsaubere Bett-wäsche unserem Gewährsmann von Anstaltskranken gezeigt, wieihm von den Kranken serner geklagt wurde, daß sie ihre Be-dürfnisse des Nachts in einem Eimer zu verrichten hätten. UnserGewährsmann konnte dies Instrument mit eigenen Augen be-wundern. Ebenso suchte er ferner vergeblich in dem Sprech-zimmer, wie in den Uebungszimmern nach Spucknäpfen. Ueberdas Fehlen derselben in den betr.Zimmern, sowie überden MangelanSpnckgläsern in Bedarfsfällen haben sich gleichfalls Kranke unseremGewährsmann gegenüber beklagt. Mit der absoluten Klose!-berichligung rennt Herr Dr. Müller offene Thüren ein; daßüberhaupt solche in der Anstalt nicht vorhanden seien, istvon uns selbstverständlich nicht behauptet worden. Des fernerenhalten wir unsere Mittheilungen über das Fehlen eines aus-reichenden Wartepersonals vollauf aufrecht. Zur Illustrationmöge vorab die Thatsache genügen, daß die Korridorlhür, welchezu dem Institut des Herrn Dr. Müller führt, unserem Gewährs-mann von einem Patienten geöffnet wurde, und daß er währendder halben Stunde, die sein Besuch dauerte, keinen einzigenWärter in den Krankensälcn erblickte, ausgenommen dieKöchin, welche in Gemeinschaft mit einem Patientenin der Küche arbeitete. Ebenfalls halten wir unsereMittheilung über den Mangel an Leibwäsche u. s. w.der„absoluten" Berichtigung des Herr» Dr. Müller gegenübervollkommen aufrecht. Bezüglich des Schlußsatzes sei von unskurz erwähnt, daß es uns und allen, die in die Lage kommenkönnen, im Falle eines Unglücks von den Berufsgenossenschaftenin das Institut des Herrn Dr. Müller spedirt zu werden, wenigdaraus ankommt, was die verschiedenen Behörden über dieseAnstalt denken. Die Hauptsache ist. daß wenigstens, soweit dirReinlichkeit und ähnliches in Frage kommt, den gewiß nicht un-bescheidenen Bedürfnissen der Kranken genügt werde. Und dasist, wie wir nochmals wiederholen und nächstdem weiter dar-legen werden, bei Herrn Dr. Müller bis zu dem Tage, wounsere Kontrolle reichte, nicht geschehen. Dies möge derabsoluten Berichtigung gegenüber vorab genügen.Zur Nrbeitsnoth. Bei dem Bankier H. im Westen Berlinsist die Stelle eines Kassenboten zu besetzen. Obgleich eine Sicher-heit in Höhe von IKOO M. hinterlegt werden muß, haben sichdoch 429 Personen um den freigcwordenen Posten beivorbe».Zur Prüfung der Eingaben und zur Auswahl der geeignetenPersönlichkeiten für die Zulassung zur Vorstellung sind drei Tageerforderlich. Als Seitenstück hierzu mag noch gelten, daß einMann am Dienstag öffentlich eine Belohnung von E>0 M. für dieBeschaffung einer Kassenbotenstclle ausgesetzt hat. Diese That-fachen halten unsere Staatsretter natürlich nicht ab, von denArbeitslosen als von Gaunern und Vagabunden zu reden.Artistcn-Eleud. Die Dienstags-Vorstellung im CirqneVariätö mußte unterbleiben, weil der Herr, auf dessen Namendie Konzession ausgestellt war, sie, wie die„Vosstsche Zeitung"meldet, infolge von Zerwürfnissen mit seinen Geldmännern wiederder Polizei zugestellt hat; eine neue Konzession soll aber nichterlangt worden sein. Auf diese Verhältniffe dürfte es wohl auchzurückzuführen sein, daß der Zirkus bereits niehrere Tage„wegenProben und Vorbereitungen" geschloffen ist.Sttv Marke» der Brauerei-Arbeiter sind von einemArbeiter am Mittwoch gefunden worden. Der Eigenthümermöge sich dieselben bei I. H e i l b r u n n. Neue Königstr. 10, Hof3 Tr. abholen.Tie wegen Meineids verhaftete Gräfin Perponcher istnoch immer nicht ans der Nnlersuchungshasl entlassen worden,der Untersuchungsrichter scheint vielmehr 5kollusionsgefahr zu be-fürchten und die Haft deshalb so lange für geboten zu halten,bis der Thalbestand aktenmäßig völlig festgestellt ist. Der Galleder Verhnslelen hatte in diesen Tagen mehrmals umfangreicheVernehmungen, die, wie man hört, wesentlich zur Entlastung seinerEhefrau beigetragen haben.Ein Familicnidhll. Der 33 Jahre alte KistenmacherErnst Kirste, der bis vor einigen Wochen bei seinen Eltern inder Fischerstr. 29 wohnte, hatte dort aus einer Kommode über2000 M. entwendet und sich seitdem zu Hause nicht mehr sehenlassen. Der Verdacht lenkte sich naturgemäß auf ihn. Nunwußten die Eltern, daß ihr Sohn in dem Hause Mauerslr. 83eine kleine Werkstatr inne bat, und die Mutter begab sich amMontag Nachmittag dorthin, um nach dem verschwundenenSohn und dem vermißten Gelde Nachfrage zu halten. Dasie ihren Sohn nicht antraf, von dem Wirth aber nicht in dieWerkstatt hineingelassen wurde, nahm sie die Hilfe des36. Polizeireviers in Anspruch. Der mit den Er-Mittelungen beauftragte Schutzmann holte denn auch das Geld,an dem allerdings 600 M. fehlten, aus einem Versteck hervor undgab es der Mutter zurück. Die fehlende Summe hatte der Diebverbracht, der am Dienstag in der Werkstatt, wo er sich ein Stacht-lager eingerichtet hatte, festgenommen und der Kriminalpolizeizugeführt wurde.Eine eigenartige Ilebcrraschnng wurde dieser Tage denPassagieren eines von Groß-Lichterfelde nach Berlin abgehendenLokalzuges zn theil. Dem Bankbeamten M. war von dem Flurseiner Villa in der Marienstraße ein Ueberzieher entwendetworden, ohne daß von dem Dieb eine Spur zu entdecken war.Die sofort in Anspruch genommene Polizei hiell die Möglichkeitnicht für ausgeschlossen, daß der Spitzbube mit der Eisenbahn zuentkomme» suchen werde und hielt daher— freilich vergebens—in dem Zuge Nachforschungen nach ihm. Wir konnten nichterfahren, ob alle Wagen des Zuges nach dem Diebe durchsuchtwurden.Mit 120 000 Mark unterschlagenen Gelder» ist, wie dieHamburger Polizeibehörde der hiesigen mittheilt, der 37 Jahrealte Hnnsinakler Jonas bezw. John, Simon Kohen flüchtig ge-worden.Zum Fall Caftan wird von einem Gerichts-Berichterstattergemetder: In der Angelegenheit Ca st an finden, wie wir hören,in der That neue Erhebungen seitens der Staatsanwaltschaftstatt. Herr C. hat den Rechtsanwalt Dr. C o ß m a n n zu seinemSachwalter bestellt.Durch einen Lprnna anö dem Fenster versuchte sich amMittwoch früh nm 2>/2 Uhr das 21 Jahre alte DienstmädchenElise Noppe zu tödten. Das Mädchen war bei dem Eigen-thümer des Hauses, Lützowstr. 68, in Stellung, stürzte sich ausdem ersten Stock hinaus und wurde mit schweren Verletzungendurch das 32. Polizeirevier nach einem Krankenhanse gebracht.Ueber die Ursache zu dem Selbstmordversuch hat sich noch nichtsermitteln lasse».,SpnrloS verschwmidcn ist seit dem letzten Sonntag einPionier Richter von der I.Kompagnie des II. Eisenbahn-Regiments in Schöneberg. Es soll keinerlei Anhalt dafür vor-haiiden sein, aus welchem Grunde der Soldat, der am SonntagUrlaub hatte, nicht wieder in die Kaserne zurückgekehrt ist.Polizeibericht. Am II. d. M. abends wurde in derThurmstraße ein Mann durch einen Pferdebahnwägen überfahrenund am Kopfe bedeutend verletzt.— Am 12. d. M. nachmittagssiel in der Brandenburgstraße ein Knabe beim Spielen hin undbrach ein Bein.— Ein Mann wurde i» seiner Wohnung, in derBrückenstraße, erhängt vorgefunden.— Abends versuchte in einemtivtel eine Frau sich zu vergiften. Es gelang, sie wieder inseben zurückzurufen.— In der Thiergartenstraße fiel ein Arbeiterin der Trunkenheit hin und zog sich schwere Verletzungen amKopfe zu.— In der Nacht zum 13. d. M. sprang ein Dienst-mädchen aus dcni Küchenfenster der in der Lützowstraße belegenenWohnung seiner Herrschaft auf den Hof hinab und erlitt an-scheinend schwere innere Verletzungen.— Im Laufe des Tagesfanden vier kleine Brände statt.WitternngSiibersicht vom 13. März 1895.Wetter-Prognose für Donnerstag, 14. März 1895.Ein wenig kälteres Wetter mit mäßigen östlichen Windenund zunehmender Bewölkung ohne erhebliche Niederschläge.Berliner Wetlerbureau.GevickkSrBetUmg.„Der Tod Kaiser Alexander'S von Rußland, eint a l in u d i s ch e s Verbrechen??" Unter dieser Ueberschrifterschien am 22. November v. I. in der von Ahlwardt be-gründeten Zeitschrift„Der Bundschuh" ein längerer Artikel, indessen Inhalt die Anklagcbehörde eine Gotteslästerung und eineBeschimpfung der jüdischen Religionsgesellschaft erblickte unddieserhalb den verantwortlichen Redakteur des genannten Blattes,Hans v. Mosch, zur Verantwortung gezogen hatte. Gestern,am Gedenktage der Tödtung des russischen Despoten Alexander II.,fand vor der dritten Strafkammer des Landgerichts 1 unter