achtung des Liberalismus und der Demokratie, seine Absicht, die Verfaffung zu einem Berkzeug der Parteiherrschaft umzu gestalten, sein Festhalten an dem von ihm geschaffenen Wahlfyftem, das sein Haftorgan an dem politischen Nährboden dar stellt. Vor solchen Freunden" hätte den Faschismus ein Gott schützen sollen, aber ihm steht kein Gott eines Ideals, einer felbständigen Idee zur Seite.(
Der Sieg zum Greifen nahe... Aber der französische Wein hat ihn verhindert!
Ueber die legte Ursache des Kriegsverluftes ist schon unendlich viel zusammengeredet und geschrieben worden. Die land läufigste Erklärung war bisher der berühmte Dolchstoß", den Sozialdemokraten und andere zweifelhafte Mitbürger gegen das Heer verübt haben sollten.
Jezt taucht aber eine neue Version auf, die nicht ohne pikanten Beigeschmad ist. In der Zeitschrift„ Der christliche Abstinent" untersucht der Universitätsprofessor und Hauptmann d. R. a. D. Hans Schmidt die Frage, warum wir den Krieg verloren haben und bringt dabei eine interessante Gegenüberstellung. Zunächst zitiert er aus dem Zunächst zitiert er aus dem Buche eines englischen Offiziers über die deutsche Frühjahrsoffensive gegen Amiens 1918 die fol genden Säge:
Im Laufe der Kampftage drangen die Deutschen immer weiter nach Amiens vor, die Fezzen der Goughfchen Armee vor sich her treibend. Gelang es ihnen, Amiens zu erreichen, so waren die fran zöfifchen und britischen Heere getrennt.... Bar erst die Spaltung geglüdt, so fonnte Ludendorff Atem schöpfen, feine aus hundert Divifionen bestehende Operationsmasse erst gegen den einen, dann gegen den anderen Gegner schleudern und entweder die erschöpften und dezimierten Engländer in Kanalhäfen treiben oder die ungeheuer ausgedehnte Front der Franzosen aufrollen. Berech Armee nach England herüberzuretten.... Am Donnerstag( den 28. März) jagten die deutschen Truppen die Straße von St. Quentin nach Amiens entlang. Artillerie und Train hatten sie meit hinter sich gelassen. Von Hunger und Strapazen erschöpft befanden sie sich nur noch 900-1000 Meter von der Stadt entfernt. Die Strede, die die Deutschen von ihrem Ziel, den Krieg zu gewinnen, trennte, läßt sich demnach in Metern berechnen, fie beträgt die Entfernung, die sich an jenem Lage zwischen ihnen und Amiens ausdehnte."
Während man so in Rom einem beispiellosen Eifer um einzelne Persönlichkeiten geworben hat, was eine Probe der Regierungswahltaktik bietet, liefert die Provinz Proben der faschistischen Wahltaftif, der alten treuen Rnüppelmethode. Seit zwei Tagen gelangen weder der Corriere della Sera ", noch der„ Avanti" und die„ Giustizia " nach Rom . Die Faschisten verbrennen diese Blätter unterwegs, und die Faschistenpresse sieht dadurch ihren etwas magern Abjaz fteigen und verschweigt zum Dank schamhaft die ganze Ver brennerei. In Bari , in der Provinz Apulien , sollte dieser Tage ber Provinzialkongreß der Magimalisten stattfinden. Die Faschisten erklärfen aber, wenn der Abgeordnete von Bari , der Marimalist Bella, nicht um Mittag vor dem Rongreß abreifte, würde er totgeschlagen werden. Der Präfett, der natürlich selbst Faschist ist, hält es für nötig, von Rom aus Instruktionen über die Zweckmäßigkeit des Totschlagens fozialiftischer Argeordneter einzuholen. Es kommt denn auch eine ganz amtlich forrette Antwort: die Behörden sollten mit allen Mitteln die Abhaltung des sozialistischen Kongresses ermöglichen. Das bedeutete zum wenigsten, daß man dem Abgeordnungen wurden aufgestellt, ob es möglich sei, den Rest der britischen neten Bella bis nach dem Kongreß das Leben sichern follte. Obwohl dieser Bescheid vom Heerführer" selbst fam, dem befanntlich die Faschisten alle in reliöigser Hingabe geweiht" find, wollten sich die Faschisten von Bari auf solche veralteten Gewissensstrupel nicht einlassen. Sie erflärten also:„ EntSie erklärten also:„ Entweder reift Bella ab oder er hat sich mit unseren Knüppeln aufzufinden." Unter diesen Umständen hielt es der Präfeft, der ja der Vertreter der obersten Regierungsgewalt in der Provinz ist, für richtig, dem Abgeordneten Bella die sofortige Abreise zu raten, da er die Sicherheit seiner Person nicht gewährleisten könne. Bekanntlich ist es eine der Hauptaufgaben des Faschismus, das Prestige des Staates zu heben. Befagtes Breftige gewann dann auch ungeheuer, als Bella, von einer dichten Kolonne von Carabinieri estortiert, zum Bahnhof abgeschoben wurde, weil die Regierung sich außerstande erflärte, ihm das zu gewährleisten, was die Grundlage der bürgerlichen Gemeinschaft darstellt: die Sicherheit des Lebens. Man dente nun nicht, daß in diesem Falle etwa eine Disziplin lofigkeit vorlag; nicht im mindesten. Die offizielle Faschisten presse, die nur der Wortführer der strengsten faschistischen Rechtgläubigkeit ist, schrieb in römischen Blättern, daß man dem Bolle von Bari nicht das Recht beschränken durfte, seinem„ Ekel vor dem Abgeordneten Vella Ausdruck au geben". Es ist nur schade, daß dem„ Volke" anderer Orte das Recht benommen ist, seinem etwaigen Efel vor anderen Leuten, z. B. vor Faschisten durch Mord und Totschlag zu betätigen. Der freie Bürgerfried im freien Staate würde dem Prestige des Staates auch nicht ab träglicher sein als das einer Partei vorbehaltene Monopol der Gesezesverlegung, und er würde dem Gerechtigkeitsgefühl mehr genug tun.
In diesen Zeichen zieht der Wahlkampf herauf. Es gibt feine Möglichkeit, für andere als faschistische Kandidaten Propaganda zu machen. Mussolini ver pricht in allen Tonarten volle Wahlfreiheit, aber gleichzeitig erklärt er in einer Rede en die faschistische Miliz, daß diefer wohl die Bewachung der Mahlkabinen zufallen fönnte, während das Gesetz ausdrücklich für diese bei Unruhen nötig werdende Bewachung die Cara binieri ins Auge faßt!
Auf alle Fälle foll das Ausland sein Augenmert auf eine Tatsache richten: auf das Bestreben Mussolinis, die Bertreter des von ihm verachteten und negierten Liberalismus in feine Liste zu bringen. Dem Faschismus ist Angst vor seiner eigenen Macht, weiß er doch, welche Fülle fünftiger Ohnmacht, fittlichen und intellektuellen Verfalls sie einschließt!
Boris Godunow" in der Volksoper
Fluch liegt auf Boris Godunows Gecle. Er hat Dimitri, den Gohn tes Zaren Jwan, ermorden laffen, um felbft dereinst den Thron zu besteigen. Die Stunde ist da. Gewissensangst peinigt ihn, und Schidal droht ihm in Gestalt Grigoris, des falschen Dimitri, der dem Kloster entflieht, um gegen den Sünder Boris den Aufstand zu entfachen. Marina, die Bolin, getrieben von Eitelkeit und von dem Jesuiten Rangoni, zwingt Dimitri das Geständnis der Liebe ab und das Versprechen, Boris zu entthronen, sich selber und Marina aber die Zarentrone aufs Haupt zu sehen. Das Bolt ist in hellem Aufruhr, Dimitri zieht hoch zu Roß nach Moskau zur Krönung. Zur selben Stunde stirbt Boris in qualvoller Reue gräßlichen Tod
Neur Bilder nach Buschfins Volksdrama. Bon ihnen find vier, die zwei Szenen des 3aren und zwei Bolksversammlungen, von eir mentarer Bucht. Hier geht es nicht um den einzelnen Menschen, fondern um Gott, um Bolf, um Gerechtigkeit und Sühne. Hier padt uns der Ruffe in tiefster Seele. Wenn ein Deutscher diese Geschichte des falschen Demetrius für die Bühne geschrieben hätte, wir erlebten ein padendes, geschlossenes, im dramatischen Atem hochgetriebenes Theaterstüd, wir hätten Kampf und Aussprache von Bersonen, Hymnus der Gerechtigkeit und Aechtung des Greuels. Schiller starb über dem großen Bormurf. Der Ruffe Moufforgfty, ein seinem Vaterland tief verwurzelber genialer Mufiler, ein Seher unter Blinden , fühlt hinter den Menschen das Land, spürt aus dem Wesen des Milieus, erklärt und erkennt das Dasein schicksalhaft. Die Handlung, die er ohne große dramatische Kraft, frei von dem Wunsch, Charaktere und Situationen zu entmidfein, aber mit aufrechtem Sinn für die Enthüllung seelischer Grundlagen zimmert, ist ihm Borwand, um in der Mufit Töne, Luft, Gesinnung und Wesen des ruffifchen Riefenvolles einzufangen. Rein Mujitdrama wird aus folcher nationalen Sehnsucht, feine Nummernoper, sondern eine Promenade durch die Ausstellung hiftotischer Bilder, bunt gereihte Darstellungen von Boltsleben, dynastischem Glanz, von dunflem Rampf zwischen Kirche und Staat, von Chrgeiz, Mord, Aufruhr, Volksentscheid, von Liebe, Eitelkeit, Trieb und Reue im Herzen fündiger Menschheit. Ein foderndes Be fämpfen der Schlechtigkeit in jeder Form und ein alarmierender Aufruf zur Selbstbesinnung eines unreifen Bolkes. Lyrische und doch spannende Szenen, deren jede den Grundton dramatischer Be wegung enthält, chne ihn auszuspinnen. Schon im Legt ist die Luft eine andere als sonst im Theater. Und feine Brüchigkeit im einzelnen, sein Verschleppen der Begebnisse, ble intür seiner dramatischen Stufungen wird vergessen, wird betäubt durch Musik.
Diese Musit ist von ebensolcher Primitivität wie sie psychologie fierend ist. Wenn das ruffifche trintfefte Bagabundentum in einem
Als Gegenstück zu dieser Darstellung zitiert der Professor nun den Brief eines deutschen Artille risten, der damals mit auf Amiens vorrüdte und ein genaues Tagebuch geführt hat. In diesem Briefe eines deutschen Soldaten heißt es:
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Nach hartem nächtlichen Artillerieduell wurde frühmorgens, am 28. März, unter schweren Verlusten der Vormarsch fortgesetzt. Rainecourt, Framerville, Baullers: Die Orte waren von früher her noch unversehrt, die Einwohner jegt Hals über Kopf geflüchtet. Schon lange, bevor wir in Baullers einzogen, drang uns das Gerücht zu Ohren, dori fei Wein in Menge, und nur wurde bedauert, daß die Infanterie schon schwer betrunken fei, uns also wohl nicht viel übrig gelaffen habe. Endlich kamen wir ins Dorf hinein. Mit Bechern und Feldflaschen stürzten die Leute in die Keller, tamen bald zurüd und holten die Koch- und Trinteimer, deren wir Artilleristen ja genug hatten. Bald war alles gefüllt mit Rotwein. Und nun wurde getrunken! Der Wein wurde buchstäblich heruntergeschüffet. Die Folgen waren bald zu sehen.... Die Fahrer tamen nicht mehr auf ihre Pferde.... An jedem Geschüß und jedem Wagen standen Eimer voll Bein. Stundenlang hielten wir auf der Straße. unsere Offiziere waren an diesem Tage auf Beobachtung in einem Schloß bei Guillaucourt. Bon Seft und Wein waren fie toll. Unser Oberleutnant fiel vom Pferd und fam nicht mehr hinauf, er verlor den Stahlhelm, war natürlich äußerst ungnädig und befahl die tollsten Sachen.
In dieser Art wird noch eine Reihe von weiteren Einzelheiten über die zerstörende Wirkung, die der französische Wein auf die nach dem Zeugnis des Engländers von Hunger und Strapazen erschöpften" deutschen Truppen ausübte. Der Universitätsprofeffor und Hauptmann kommt also zu dem Schluß: muß man da nicht sagen, daß die Schuld an dem Entgleiten des Sieges niemand anders zu tragen hat als der französische Wein, nein, vielmehr die Biderstandsunfähigkeit deutscher Männer gegen den Trunt?"
Für die Dolchstoßgläubigen ist diese Darstellung des Christlichen Abstinenten" begreiflicherweise sehr unbequem.
Lied Charakter enthält, wenn ein altes Weib Märchen singt oder ein Kind spielen lernt, wenn das Bolt vor der Kathedrale harrt, bann ist jedesmal die Einfachheit des Einfalles und der Rhythmus abfolut treffend. Die Seele des russischen Boltes erschließt sich am elementarsten und charakteristischsten gerade in den wenig pointierten, zuweilen monoton flingenden choralischen Gefängen, die zwischen Wehmut und Taumel zu schwanden scheinen. Eine Bolta im Garten
nach dem zweiten bewegungssicher erfundenen Lafte fühlt man: hier ist der polnische Tanz geschrieben. Der Jammer und die Erschütterung, der Hohn des Jesuiten und die Bisionen des sich in Angst verzehrenden 3aren, die Erctif und der Haß erhalten, da sie fomplizierte Gebilde des Fühlens find, auch weniger einfältige Rhythmen, stärfer geftaltete Atzente der Mufit. Beim ersten thematischen Vorwurf ist der Charakter des Liedes, der Arie, des Chores festgelegt, mehr in Wiederholungen als in geistreichen Bariationen prägt sich des Wefens Kern ein. Das ist von unerhörter Eindringlichkeit, die Szene ertrinft in bem Quell diefer nationalen Klang eingebungen, diefer gehämmerten Gliederungen. Und nirgends legt sich der Stimme in dem zart und blendend gefärbten Orchester Rimsty Korfafoffs ein Hemmnis der Entfaltung in den Weg Bon den neun Bildern haben mindestens sechs thr eigenes Profil, und wenn uns die Musit nicht neu, nicht alt erscheint, so ist daran die großartige Begabung Mussorgskis schuld, der jedem Wort und jeder Gebärde der seherischen, neuen, auf die glücklichste und einfachste Formel gebrachten Musik Ausdruck verliehen hat. Und bei dem Barorismus des Zaren, wie in seiner Sterbefzene, zeigt der Orchesterklang schon ganz fonturlcses Schillern, Beben und Geistern, ein Verwischen und Bermischen der Tonart, wie es zwanzig Jahre später Schrefer systematisch für feelische Differenzierung gefchaffen hat. Ein wahrhaft begnadetes Wert. Auch für uns in Deutschland noch heute, fünfzig Jahre nach der Entstehung, ein starkes, elemen. tares Erlebnis. Die Boltsoper leihe es für fünf, für zehn Abende der Boltsbühne!
Es zu steigern, bedurfte es genialer Männer des Theaters. In der Boltsoper ist herrliches Mittelgut auf hohen Blak gestellt Marina und der falsche Demetrius, schon im Wert nicht sehr reich bedacht, blieben Figuren mittleren Formats. Mit höchster Runst des quälerischen Selbstgeißeins fpielt Schübendorff seine beiden Szenen, Guttmann charat'erisierte nicht minder gut den Bertreter der heiligen autofratischen Rirche. Unter den fleineren Bartien fielen der flangschöne Eremit Nissens, der naturhaft echte Bagabund Goriz' und der scharf pointierende Fürst Erne ftis auf, unter den Frauen neben der etwas äußerlichen Maltin bte tftimme der Hart zur teden und Seacit, die beide eine stärkere Rhythmik vertrügen.
Die Bühnenbilder Salters waren im Intimen und Düfteren der musikalischen Stimmung angepaßt, reichten aber in der Stili fierung des Rrönungsbildes und in der räumlichen Rnappheit für
Sie wird deshalb auch in feinem der großen Dolchstoßblätter erwähnt. Und das spricht Bände!
Im übrigen aber fann man der These des„ Christlichen Abstinenten" auch die andere entgegensetzen: Ohne die Berab reichung ungeheurer Mengen von Alkohol- auf allen Seiten wäre wahrscheinlich das furchtbare Gemezel schon viel früher zu Ende gegangen!
Jm Spiegel der Deutschen Zeitung".
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Der bevorstehende Hitler- Prozeß wird von feinen Anhängern mit allen Mitteln vorbereitet. In München wird eine Broschüre verbreitet, die nach Maurenbrecher wie eine Beissagung auf den kommenden Erlöser" flingt. Um so wertvoller ist es, zu lesen, daß selbst Maurenbrecher, bei allem vorsichtigen Bemühen, Auseinandersetzungen zu vermeiden, doch nicht umhin tann, in schonender Form Hitler und feine Bewegung zu dharafierifieren:
Aber die rasche Entwidlung, die aus dem Buche anschaulich und begeisternd hervortritt, begründete auch die Schwäche der ganzen Bewegung. Es war alles auf 2 gitation gestellt, fie wurde getragen und belebt von einer Riesenversammlung zur anderen. Aber es liegt in der Natur folcher zein auf Bersamm lungsagitation beruhenden Wellen, daß sie sich immer fteigern müssen. Die Wirkung ist in dem Augenblick vorüber, wo nicht jede Bersammlung eine neue Parole, ein immer stärteres Berfprechen der rettenben Tat ent hüllt. So pei fchte sich Hitler felbft, und namentlich peitschten ihn seine Anhänger in eine immer größere Erregung hinein. Die Bewegung wurde immer ungeduldiger. Mit diesen citteln war fie höchstens Monate, sicherlich nicht Jahre hindurch zu erhalten. So drängte sie auf eine Entladung, die notwendig zum Echei ern verurteilt war, weil die Bewegung in den anderen Landest: ilen diesem Sturmschritt gegenüber zurüdbleiben mußte. Das eben war die Schwäche der ganzen Bewegung, daß sie wenigftens im Reich allein auf Hitlers Persönlichkeit ruhte, der doch nicht cllgegenwärtig in allen Brennpunkten des politischen Lebens zu gleich sie leiten fonnte, ja, der sich gerade ängstlich davor hütete, München je auf längere Zeit zu verlassen, weil er fürchten mußte, die Bewegung werde fogar an ihrem Ursprungsorte ihm selbst aus der Hand aleiten."
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deutschvölkischen Bewegung wird sich erst recht zeigen, wenn sie im Das ist vorsichtig, aber deutlich. Die ganze unreife der Barlament, nicht nur in Thüringen und Medienburg, vor wirkliche Aufgaben gestellt wird.
Sinowjews Kette ohne Ende.
An Fruchtbarkeit übertrumpft Gino wjew jetzt felbft Rari Radet. Die Zahl feiner Artifel, Referate, Thefen ufm. ist endlos wie der Sand am Meer. Sie enthalten immer wieder neue Bariatienen ein und desselben Themas, das er in Halle schon begann: Schlimmer als der Fascismus ist die Sozialdemo fratie. In einem neuen, zehn Spalten langen Artifel gibt er den deutschen Kommunisten gute Lehren. Dabei fommt er zu eine scharfen Abrechnung mit der fachsischen Schweinerei". Die Kommunisten haben nach Sinomjer dabei vollkommen verfag
Bir erbliden im Endergebnis( der sächsischen Borgäng nicht den fämpfenden Kommunismus, fondern eine recht 3 a hme und loyale tommunistische Opposition gegen bie linte Sozialdemokratie Anstatt einer Kampfepisode, an Stelle der revolutionären Strategie fehen wir eine banale parle mentarische Arbeitsgemeinschaft mit den linken Sozialdemokraten. Es gab Augenblide, wo die Partei. oder zum mindesten ihre Bertreter in der Arbeiterregierung, fich in die Gefangenen der linten Sozialdemofraten per wandelten. radi
Die sächsischen infen" Gosialdemokraten hielten eine enge Berbindung aufrecht mit den Elementen in der Mitte der * Segialdemokratie, diese wiederum ihrerseits befanden und be. finden sich im Schleppiau der rechten" Sosialdemokraten, die rechten Sozialdemokraten aber in tem Streiemanns, Strcfemann in dem Seedis, Geedt aber in dem der offenen Faschisten. Das ist eine ununterbrochene Retts.
Das ist nicht nur eine ununterbrochene Reite, sondern auch eine außerordentlich tiefgründige Analyse der deutschen innerpoliti. fchen Bare. Es fehlt nur noch eine fleine Ergänzung. Die offenen Faschisten befinden sich im ausgesprochenen Bündnis mit den
die Größe des Borganges nicht immer aus. Chöre und Orchester unter Szenfars feurigem Griffe fegten sich großartig für ein großartiges Wert ein. Kurt Singer .
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Klemperer Direktor der Berliner Bollsoper. Wie die„ Röln. 3tg." erfährt, ist der Generalmusikdirektor der städtischen Bühnen in Köln , Otto Klemperer , als Opernbircftor an die Große Bo.tsoper in Berlin berufen worden. Klemperer wird im Einverständnis mi ter Kölner Bühnenverwaltung am Ende der jetzigen Epielzeit aus feiner Koner Stellung ausscheiden.
Unter den führenden deutschen Opernleitern steht R.emperer mit an erster Stelle. Er zeichnet sich durch sharf pointierte Eigenart aus. Als an Stelle des aus der Staatsoper ausscheidenden Blech ein Nachfolger gesucht wurde, ist lange mit Klemperer verhandelt worden. Die Verhandlungen zerschlugen sich schirß ich an feinen übertriebenen Machtansprüchen. Nun tommt er doch nach Berlin und wir werden einen interessanten Wettkampf der drei Borliner Opern erieben.
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Ainato als Baft. In der Staatsoper feiert ein italieniffer Gaft, Basquale Amato, der feit fengem nicht in Benin auftrat, Triumphe. Sein Bariton, der echteste Bühnenstimme ist, voll dramatischem Brirs und südländischer Kraft, reißt mit. Er sang am ersten Abent die große Bravourroffe ber Stimmage, ben Jago in Berbis grandio sem Alters- und Meisterwert Othello". Kräftis. breit, mit der ausladenden Gefte beherrscht er die Bühne. Die Stimme hat nicht mehr die erste Fyrische, aber sie ist ausgeglichen und voll bramatischen Lebens.( Den Intriganten, das vertörperte Prinzip der Berneinung der Jago ift, tann man sich in der Figur freilich geschmeidiner und im Ausdruck dämonifere vorstellen.) Man feierte den Gast, aber auch die heimischen Mitwirkenden vor allem Friz Soct, ber als Othello eine unvergleich iche Leifturg als Sänger und Darfteller bot, und Frizz Szell, der das Orchester befeuerte.
d. Die
Die Gesundheitsprüfung der fürkischen Chetandidaten. neuen Chegesetze, die für die Proving Konstantinopel erlassen worden find, rerordnen, daß alle türkischen Untertanen männlichen und weiblichen Geschlechtes, wenn sie heiraten wollen, vorher vor dem Schulzen ihres Dorfes erscheinen müssen. Der Beamte drückt ihnen ein Siegel auf den Arm, um ihre Berfönlichkeit genau festzustellen, und schickt sie dann zum Arzt, der mit den Chetandidaten eine Ge fundheitsprüfung vornehmen muß. Der Bericht des Arztes muk dann den Behörden vorgelegt und eine besondere Erlaubnis erteilt werden, bevor die Hochzeit stattfinden kann.
Das Archiv für Volfsbildung( berausgegeben im Reichsministerin des innern) veröffentlicht laufend leberichten über die Fachlitera'ur auf dem Meblete des Voltsbildungswefens. Die Berichte ermöglichen einen llebr. blid fiber das gesamte Bolfsb ldungsichristentum. Der in diesen Tagen eridlenene 1. Carlht bringt eine Zusammenstellung der Fachliteratur bes Jahres 1928.
Der neue Celler der Filmoberpeelle. n Stelle bes am 1. März aus. feidenden Oberregierungsrats Bulde it ben Filmeferenten im Steicise minifterium des Innern, eg. Nat Dr. Seeger, die Leitung ber ilmoberprüfstelle nebent feinen fenftigen Dienfiobliegenheiten übertragen worden.