Breslau , 26. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Gestern abend trat hier der Reichslandbund zu einer Reichstagung zusammen, die ganz auf die tommenden Reichstagswahlen eingestellt ist. Die Wahl des Tagungsorts dürfte eine Anerkennung für die stramme Deutsch nationale Haltung des Schlesischen Land. undes sein, während sich 7. B im pommerschen und medlens surgischen Landbund politische Berlegungstendenzen in der Richtung muf die Bölfischen Groefescher Färbung bemerkbar machen. Daneben ft ficht ich ein gewiffer Drud auf die bürgerlichen Mittels parteien beabsichtigt, die gerode in Schlefien feit längerer Zeit durch Inftematische Bemühungen in Abhängigkeit von den großanrari'chen Interessenorganisationen gebracht werden sollen. Im insuftriereichen Mittelschlesien selbst haben daher die Demo. Praten zur Abmehr dieser Landbindbestrebungen den früheren nationalliberalen Bauernbundführer Wahhorst de Bente an Stelle des Freihändlers Gothein aufgestellt. Das Zentrum helft den Vorfihenden und den befoldeten Gefchäftsführer des Oberch'esischen Landbundes auf, der sich hauptsächlich um die Ausschalung und Unterwerfung der dortigen katholischen Bauernvereine bemüht. Die Schlesi che Zentrumspreffe hat ich unter diefem Druck bereits der Forderung nach Getreideschutz zöllen angeschlossen, die arlöflich der Landbundtagung heute in der Schles. Bo'tszeitung" noch befonders unterstrichen wird. Geftern ond zunächst ein öffentlicher Begrüßungsabend statt, den der frühere Bentrumsobceordnete. Graf Brosch ma eröffnete, der in feiner oberschlesischen Heimat nach dem Kriege nicht wieder zum Reichstag aufgestellt worden war. Erine Borte für eine christlidationale Brundlage der Boltsgemeinschaft waren eine nur schlecht verhüllte Empfehlung der Erneuerung des schwarzblauen Blods. Unter den weiteren Rednern fehlen natürlich auch Vertreter der .wirtschaftsfriedlichen" gelben Landarbeiterverbände nicht, die die übrigen Londarbeiternemerfichaften und die Kleinbauern erfeken mußten. Welchen Einfluß diefe Renommierarbeiter im Landbund befihen, zeigen die ersten Beschüsse des Gesamtvor itondes, d'e gestern vor der Tagung gefaßt wurden. Derin wird perlangt, daß die gesamte Landwirtschaft zum lebenswichtigen Betrieb erflärt wird, und zwar nicht nur für die Erntezeit. Damit loff prattich das Streifrecht der Bandarbeiter ein für allemal erledigt werden. Weitere Entschließungen feiern den ver storbenen Landbundführer Dr. Roefice und empfehlen Fortsetzung ber freiwilligen Hilfeleistung für Bolfsbildung, Schulkinderspeisun gen. Stubentenhi fen und Patenschaften trok der Berschärfung des Eriftenztampfes der wirtschaftlichen Betriebe. Wieweit diesem be grüßenswerten Appell nach Ablauf der glänzenden Kriegs- und Inflationsgewinnzeit in der Landwirtschaft noch Folge gegeben wird, merben wir abwarten müssen.
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Die Finanzlage des Reiches.
Noch immer Zuschußbedarf.
Die fceben veröffentlichte Uebersicht über die Geldbewegung bei der Reichshaup taffe in der zweiten Februarbetade ergibt, wie Ill. mitteilt, Ablieferungen in Höhe von 120,1 und Auszahlungen von 177,1, also einen Zuschußbedarf von 57 Millionen Rentenmart. Der Gesamtzuschußbedarf des Reichs seit dem 16. November 1923 erhöht sich damit auf 719,8 Millionen Rentenmark . Bisher ist das für den Februar erwartete Steuerauftommen noch nicht erreicht, was darauf zurückzuführen ist, daß wichtige Steuereinzahlungstermine( Ber mögenssteuer, Obligationssteuer) verschoben werden mußten. Das Aufkommen aus diesen Steuern wird zum größten Teil erst Anfang März in die Zentralfasse fließen. Der bisherige Zuschußbedarf für Februar ist vorläufig dem Betriebsmittelfonds entnom
men worden.
Die Sonderfommission bleibt bestehen. London , 26. Februar.( BTB.) Der diplomatische Berichterstatter des„ Daily Telegraph " erfährt, daß die unter dem B des Obersten d'Arbonneau stehende Sonderiommission dem
nächst im Auftrage der Interallierten Rheinlandkommission wieder nach Speyer gehen werde. Im übrigen, schreibt der Berichterstatter, bestehe Grund zu der Annahme, daß der Borschlag, der genannte Sonderausschuß folle vorläufig nicht aufgelöst werden, genannte Sonderausschuß folle vorläufig nicht aufgelöst werden, fondern seine Inspektionen, so oft dies die örtlichen Umstände angebracht erscheinen ließen, von Zeit zu Zeit wiederholen, bis wieder normale Verhältnisse in der Berwaltung der Pfalz eingetreten feien, von London ausgegangen sei.
Die Arbeit der Sachverständigen.
Die Werkstatt der Lüftesealer.
Etwa
So be
In der Fasanenstraße, gegenüber der Hochschule für Mujit, liegt ein Romper von roten Gebäuden. Zwischen diesen Bauten liegt ein einfacher unscheinbarer Schuppen. Dort hat die Fliegergruppe der technischen Hochschule ihr Arbeitsheim aufgeschlagen. 30 junge Leute sind mit Feuereifer dabei ihr Segelflugzeug. mit dem sie auf den diesjähriger Segelflugwettbewerber neue Er. folge zu erringen hoffen, instandzusehen Da steht ein großer Fügel. der fir und fertig, eigentlich nur noch darauf wartet. durch die Luft geführt zu werden. Daneben arbeitet man an einer Versteifung der Flügelfläche, die bei dem letzten Bahntransport erheblich gelitten hatte. Die beschädigte Stelle ist herausgenommen, sorgsam wird ein neues Stück Sperrholz an ihrer Stelle eingepaßt, festgeleimt und aufgepreßt. An den Wänden sind Konstruktionszeichnungen von Sege'flugzeugen, Epanten und andere flugtechnische Dinge aufgehängt. An den Decken hängen Modelle von Segelflugzeugen, u. a. eines, das arg mitgenommen ist durch viele Versuche. Es ist das ein Modell, das Professor v. Parieval, der Erbauer des betonnten unstarren Lentballons, eigenhändig angefertigt hat und das der Ausgangspunkt für die Entstehung seines großen Bruders wurde, der nun schon so manchen Erfel erzielt hat. Bei der ersten Segelflugtonfurrenz in der Rhön wurde dieser Apparat vom Unglüd verfolgt: Er ging zu Bruch. Das mußte um so niederdrückender wirten, als das mit den einfachsten Mitteln hergestellte Segel flugzeug des Tischlers Espenlaub, das noch nicht einmal zum Bettbewerb zugelassen werden sollte, da es den bautechnischen Be dingungen nicht entsprach, die schönsten Flüge machte. dauerlich jener Unglücksfall des nach allen Regeln der Kunst fon. ftruierten Flugzeugs der Technischen Hochschule war, so hatte man doch aus diesem Unfall gelernt, und vielleicht hat gerade er dazu beigetragen, den endgültigen Erfolg der Arbeit zu sichern. Die jungen Leute arbeiten nach modernen Grundsähen der Arbeitstei lung. Die älteren Semester liefern die Konstruktionen, und die jünder auf dem Reißbrett niedergelegten Gedanken. Die Aufgabe, die geren beteiligen fich hervorragend an der praktischen Ausarbeitung durch die Konstruktion von Segelflugzeugen gelöst werden soll, tft trog der glänzenden Flüge, die allenthalben mit motorlofen Flug. zeugen erzielt wurden, noch nicht bewältigt. Das starre Flugzeug foll so gestaltet werden, daß es, den Bögeln gleich, auch im belie bigen Gelände zufällig entstehende Böen, sowie auch die Windrich. tung ausnutzt, um so zu einem dynamischen Segelflug zu kommen. Der Bogel paßt seine Flügel den jeweiligen Erfordernissen rein in stinktiv an. Der Mensch muß es bewußt tun, und darin liegt eine der Hauptschwierigkeiten und auch die größte Fehlerquelle, die hier auftreten fann. Lilienthal war der erste, der durch wissen fchaftliche Versuche zeigte, daß man bisher die Kräfte, die der Mensch zum Fliegen benötigte, weithin überschätzt hatte. Und so strebt man denn heute an, die fliegenden Motoren durch geringere Kraft. quellen zu ersehen. So soll aus dem Segelflug eine Fortbildung des Motorfluges erwachsen. Dieser Aufgabe haben sich die jungen Hochschüler, die der Fliegergruppe angehören und von denen piele sich als Werkstudenten durchs Leben schlagen, mit be geisterter Hingabe gewidmet. Nicht nur theoretisch, auch praktisch wollen sie mit dem Flugwesen vertraut werden. Der fünftige Flug zeugingenieur soll nicht nur auf dem Papier fonstruieren, sondern auch in der Luft heimisch sein.
ernst". Der Angeflagte erwidert darauf: Ich bin eben ein zu gutmütiger Mensch" Der Angeklagte schildert ben Vorgang wie folgt: Er habe im. Lotal gefeffen und Karten gespielt. Da jei ein russischer Faufierer gefonimen den der Wirt hinausmerjen wollte, wobei dem Händler der Mantel etwas aufgerissen wurde Dieser jei darauf in But geraten und habe Schadenersatz Glas erhoben um es den Wirt auf den Kopf zu schlagen. Da sei verlangt. Der Händler hate Bläfer auf die Erde geworfen und ein er aufgesprungen um Frieden zu stifter Er habe einen Stuhl er. riffer und wollte damit dem Mann das Clos aus der Hand schlagen und da sei der Wirt tozwischenortommen und der Stuhl habe ihn getroffen. Vorf. Sie soller den Spiknamen Der Borer" haben?" Argenter. Serr Nat. ich bin kein Borer, ich bin Schneider." Die Witwe des Chlagenen schildert ihren Mann als
einen ruhigen und ordentlicher Mann dem die Ausländer in feinem Lotal viel zu schaffen machten Der Angeklagte fei ein gewalttäti er Menich. Er habe schon einmal einen Russen blutig geschlagen. As der Mann auf der Erde lag habe Schmulemih sie höhnisch aus. I a cht. Auch beim Untersuchungsrichter habe er dauernd gelacht. Die Verhandlung wird fortgesetzt.
Die Autowacht".
Ein Protest der Berufskraftfahrer.
Eine vom Verkehrsbund im ,, Englischen Hof" cbgehaltene öffentliche Protestversammlung der Berufskraftfahrer beschäftigte sich mit den drohenden polizeilichen Maßnahmen gegen den Kraftwagenverfehr.
Der erste Redner, Privatkraftfahrer Otto Heni, gab eine Dor furzem durch die gesamte bürgerliche Preffe gegangene Notiz der Pressestelle des Berliner Polizeipräsidiums betonnt. In dieser Notiz heißt es, daß in Zukunft die fchäriften Maßnahmen gegen fahrlässige Kraftwagenführer ergriffen werden. Die Ent. ziehung des Führerscheines foll ohne Rücksicht auf das Schicksal ber davon Betroffenen durch eführt wer Behörden selbst, weil die feit Jahren gemachten Vorschläge, eine den. Für die vorgekommenen Infälle liege die Hauptschuld bei den und kommunalen Schulen vorzunehmen, stets in den Wind hinreichende Ausbildung der Kraftwagenführer in staatlichen geschlagen wurden. Bor allen Dingen lasse es heute bas bie Straßen passierende Bublifum an der genügenden Aufmerksam feit fehlen. Auch die mangelhafte Beleuchtung der Berliner Straßen trage zur Unsicherheit des Berkehrs bei.
Franz Rettig, Mitglied des Reichsausschusses für das Kraftfahrwesen, führte aus, daß die Maßnahmen des Polizeipräsi Angelegenheit sollen jezt Berhandlungen stattfinden. Nach diums auf eingegangene Proteste zurückzuführen seien. In dieser der Statistik ist eine große 3 unahme besonders von Bersonen und Lasttraftwagen zu verzeichnen. Die Zahl der Un fälle war in der letzten Zeit im Abnehmen begriffen. In die Gruppe der Personentraftfahrer find zum großen Teil Herren. fahrer eingedrungen, und dort haben sich die Unfälle vermehrt. In diesem Quartal ist sogar eine Anzahl Berfonen festgestellt wor ben, die nicht einmal im Befig eines Führerscheins waren. Es werden oftmals Leute auf das Publikum losgelassen, die meistens in einer Brivatschule nur eine sehr mangelhafte und furze Ausbildung durch Privatschule nur eine sehr mangelhafte und kurze Ausbildung durch gemacht haben. Alle diese Mängel merden ungerechterweise den Berufskraftfahrern zur Last gelegt. Bei den aft braftwagen fommt noch in Betracht, daß viele Fahrer die Wagen felbst ent la den müssen. Durch Heberarbeitung und ungenügende Ruhe wird die Unfallgefahr natürlich vergrößert. Strafmandate find auch wegen unverschuldeter Nichtbeleuchtung des hinteren Kennzeichens zugestellt worden. Bei der Ueberschreitung der Stun So primitiv die Werkstatt und die Hilfsmittel, mit denen ge- dengeschwindigkeit fommen meistens Herrenfahrer in Betracht. arbeitet wird, auch find, so erstaunlich gut ist das bisher Geleistete. Oftmals besteht aber bei den Behörden eine Unkenntnis der Ge Genade diefer Umstand erweckt die Hoffnung, daß auch auf dem fegesvorschriften über den Kraftwagenverkehr. An den verkehrs. Gebiete des Menschenfluges noch manche lleberraschung und manche reichen Stellen dürfen nur dietüchtigsten Bolizeibeamten Großtat zu erwarten ist. Dienst tun. Aufgabe der Organisation wird es sein, den Berufstrafts fahrern auch fernerhin allen Schuß angedeihen zu laffen. Wenn alle wie ein Mann zusammenstehen, wird man die hier bedrohte Existenz am allerbesten schüßen fönnen.
Prozeß Friedmann.
Zwei Preisborer unter der Auflage des Mordes. Vor der ersten Straffammer des Landgerichts II wirb am 27. Februar die Verhandlung gegen die Mörder des Börsen Beltason hat für den Aufsehen erregenden Prozeß vorläufig drei matlers Hans Friedmann beginnen. Landgerichtsdirektor Beltason hat für den Aussehen erregenden Prozeß vorläufig drei Tage in Aussicht genommen. Die Anflage wegen Raubmordes richtet Lage in Aussicht genommen. Die Anflage wegen Raubmordes richtet fich gegen den Schlächter Alexander Hoffmann und den Bäder günstigung nach der Tat und wegen Hehlerei der Bruder des zweiten Alfred Schulz. Als dritter Angeklagter wird sich wegen BeAngeklagten, der Händler Bernhard Schulz zu verantworten haben.
Belgische Regierungskrise. Hoffmann und Alfred Schulz find noch ziemlich junge Leute. Bandervelde zur Regierungsübernahme bereit.Beide sind Borer, die bereits mehrfach in Amateurborer. Brüssel , 26. Februar.( 2.) Die Abstimmung über den fämpfen erste Breise errungen haben. Hoffmann ist Schwergewichtsfranzöfifch- belgischen Wirtschaftsvertrag am tommenden Mittwoch borer und galt in Borerfreifen als ein aufstrebender, aussichtsreicher Breistämpfer, der sich auch dem Berufsborertum widmen wollte. wird in parlamentarischen Kreisen mit großer Spannung er- Breistämpfer, der sich auch dem Berufsboxertum widmen wollte. Alfred Schulz ist Fliegengewichtsborer. Am 14. Juli v. J. wurde der wartet. Ministerpräsident Theunis unternimmt lehte Verfuche, um die Lage zu retten. Er wird bis zur entscheidenden Kammerdebatte Borbergstraße 2 in Schöneberg gelegenen Dreizimmerwohnung mit Börsenmaller Hans Friedmann in seiner im Erdgeschoß des Hauses noch wichtige Besprechungen mit den Fraktionsführern der Parteien einem feidenen Schlafrock bekleidet auf dem Erdboden liegend tot auf abhalten. Im Lager der Sozialisten ist man bereits fehr gefunden. Die Leiche wies Verlegungen am Kopf und Würgemertfiegesbewußt, man behauptet, daß der Sturz des kabinetts male am Halse auf und es wurde Tod durch Erstiden feft unabwendbar fei. Der Führer der sozial falschen Partei, gestellt. Die Sa'swirbelinochen maren zermalmt. Da Schmud. Bandervelde, hat gestern nochmals eine Rede gehalten, in faden, Geld, der Pelz, Kleider und Wäsche fehlten, so lag der Ver der er feine Bereitwilligteit ankündigte, die Nachfolge der dacht eine Raubmordes vor. Friedmann war ein annor. mal veranlagter Mann, der vielfach Verkehr mit jungen Leuten, jebigen Regierung anzutreten. hauptsächlich unter Borern und Athleten, Matrosen und Soldaten hatte. In feinem Schreibtisch fand man ein genaues Lage buch über seine Besuche, in dem über 100 Ramen auf geführt waren, bie meisten mit bezeichnenden Spiznamen. Fried. mann war ein eifriger Besucher von Sportvereinen, und in einem Sportklub, der in einem Lokal in der Triftstraße seine regelmäßigen Abende abhielt, hatte er Hoffmann fennengelernt, und Hoffmann hatte ihn in der Folgezeit häufig besucht. Friedmann hatte ihm reiche Sumendungen gemacht. Später war jedoch eine Entfrembung zwischen beiden eingetreten und Hoffmann, der arbeits'os geworden mar, vermißte sehr die Zuschüffe feines Freundes. Auch der zweite Angeflagte Alfred Schulz mar Mitglied des Sportklubs und ebenfalls zu jener Zeit arbeitslos. Beide müssen dann den Plan gefaßt haben, Friedmann gewaltsam zu berauben. Hoffmann war mit den Dertlich feiten gut vertraut und wußte, wann er Friedmann allein treffen würde. Die Antlage, die Staatsanwaltschaftsrat Tolli vertritt, nimmt an, daß es sich um einen forgfältig vorbereiteten Raubmord handelt. Bu der Verhandlung find zahlreiche Sachverständige geladen, u. a. Professor Strauch, Geh.- Rat Dr. Hoffmann, Med.- Rat Dr. Etörmer, Gefängnisarzt Dr. Hirsch, Gerichtschemiter Dr. Brü ning und Tierarzt Degenkolb.
Oesterreich als Vorbild?
Paris , 26. Februar. ( WIB.) Das Komitee Dawes hat befchloffen, Sir Arthur Salter, den Leiter des Wirtschaftsdienstes des Bölkerbundes, der gegenwärtig in Paris weilt, aufzufordern, ihn über die zur finanziellen Wiederaufrichtung Desterreichs angewandten Mittel zu informieren, um sie für den vorliegenden Fall in Anwendung zu bringen, ohne indessen die Lage der beiden Länder miteinander gleichstellen zu wollen. Die Anhörung Sir Arthur Salters wird ohne Zweifel am Donnerstag ftat: finden. Die Unterfommiffion für Bantfragen hat heute rachmittag mit den Eisenbahnfachverständigen Sir Acworth und Beverve den Bericht über die deutschen Eisenbahnen geprüft.
Besorgnisse an der Börse.
Der freundliche Grundton, ber sich bereits an der gestrigen Nachbörse bemerkbar machte, war heute fast ganz verschwunden. Die Meldung der französischen Breffe über die angeblich von den Sachverständigen verlangte Berpfändung der Reichseisenbahn sowie die heutigen Aussperrungen in der Berliner Metall. industrie wedten fogar neue ernste Besorgnisse. Auch Die innen und außenpolitische Situation wirkt eher im Sinne einer Zurückhaltung. Mit einer gewissen Spannung fieht man natürlich bem endgültigen Bericht der Sachverständigenfommiffionen entgegen. Die Gefamilage der Effettenbörse war heute bei sehr stillem Geschäft eher etwas unsicher.
Die Geldmarttverhältnisse haben sich günstig ge ftaltet. Tägliches Geld war mit 1 pro Mille und darunter reichlich angeboten. Die Anforderungen am Devifenmarft hielten fich auch heute in den Grenzen der vorhergehenden Tage. So waren irgend melche größere Beränderungen nicht wahrzunehmen.
Schmulewih Tacht!
Der dritten Stroftammer des Landgerichts I , deren Borfiz. wurde der Schneider Bandgerichtsdirektor Marschner führt, Schmulewitz vorgeführt, um sich wegen eines Totschlags zu verantworten. Der Angeklagte ist ein fleiner Mann weit unter bem Mittelmaß, aber von unterfeßter Geftalt und soll über ungedem Mittelmaß, aber von untersetter Gestalt und soll über unge heuere Kräfte verfügen, weshalb er den Spiznamen Schmule. wiz der Borer" führt. Er wird beschuldigt, am 2. Juli v. J. den Gastwirt Hermann Rugner in dessen Lofal in der August. straße 20 mit einem Stuhl niedergeschlagen zu haben, so daß der Schädel zertrümmert und das Gehirn zerquetscht wurde. Der Tod trat infolgedessen bald ein. Der Angeflagte Ia ch te fortwährend, weshalb ihm vorwurfsvoll Rechtsanwalt Dr. Bindar zuruft: a chen Sie doch nicht immer, die Sache ist doch zu
Nach ausgiebiger Devatte wurde eine Entschließung ein. ftimmig angenommen, die im Sinne der von den Rednern gemachten Ausführungen gehalten ist und unter Mitarbeit der Ar beitnehmer und Arbeitgeber die Schaffung einer Automacht" fordert, die den Straßenverkehr regeln hilft. Des weiteren fordern die Bersammelten, daß bei Entziehung von Führerscheinen der abgeänderte§ 5 des Automobilgefezes zur Anwendung gelangt, wo nach nur in Ausnahmefällen der Returs feine aufschiebende Wire bleibt, solange der Reburs noch nicht in letter Instanz erledigt ist. tung hat, während in der Regel dem Betroffenen der Führerschein Die Bersammlung beauftragt den Deutschen Verkehrsbund, Abteilung Kraftfahrer, bei den Behörden in diesem Sinne die Berhandlungen zu führen.
Ein Vatermörder zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Bor der Straftammer in Frankfurt a d. D. hatte sich der Guts befizer Willi Schnabel wegen Ermordung seines Vaters zu verant worten. Der Staatsanwalt beantragte gegen Schnabel die Todes strafe. Landgerichtsdirektor Dr. Giebert verkündete im Urteil, daß ber Fall nahe an Mord grenze, daß aber doch gewiffe 3 weifelsmomente beständen. Immerhin habe mit Rücksicht auf die furchtbare Schwere der Tat auf die Höchststrafe erfannt werden müssen, und der Angeklagte wurde deshalb zu lebensläng lidem Zuchthaus verurteilt.
Mutterschulfurfus. Am Donnerstag, den 28., beginnt im AugusteBictoria- Haus, Charlottenburg . Frantstraße( Straßenbahnhof Bestend) ein kursus für Mütter und Mädchen, in dem all das prattisch und theoretisch gelehrt werden wird, was eine Frau von der Pflege und Ernährung des Säuglings wissen muß. Der Kursus umfaßt Preis bier Doppelstunden, jeweils Donnerstags von 3 bis 5 Uhr. 5 Goldmart. Anmeldungen werden im Bureau ber Anstalt entgegens genommen.
Neuer Höhenweltreford. Der amerikanische Fliegerleutnant Mc. Reaby hat einen neuen Höhenweltrekord aufgestellt, indem es ihm gelang, eine Höhe von 12 496 Metern zu erreichen. Der bisherige Reford Letrug 11 145 Meter und war von dem Franzofen Sadi- Lecoint aufgestellt worden.
Wieder einmal der ungeladene Revolver. Der Technifer Bicuna aus Mittweida , der bei einem Freunde in Hainichen über. nachten wolite, hielt sich einen geladenen Revolver an die Schläfe und brückte ab in der Meinung, daß die Baffe ungeladen fei. Die Kugel brang ihm ins Gehirn und führte seinen fo. fortigen Tod herbei. Vicuna ist ein Sohn des chilenischen Generaltonfuls in Berlin .
Groß- Berliner Parteinachrichten.
Heute, Dienstag, den 26. Februar:
8. Abt. Treffpunkt zur Kreismitgliederversammlung heute abend 6% Uhr Untes grundbahnhof Bülowftraße. 20. abt. 7 Uhr Frauenleieabend bei Müller, Drontheimerstr. 12, 2. Geitenfl. 4 Tr Thema: Die Frau und der Sozialismus".
33. Abt. Heute 7 Uhr engere Abteilungsvorstandssigung in der Wohnung des Genofen Ben.
31. Abt. Seute abend 7%, Uhr bei Rosin, Gubenerstr. 19. Konjumversammlung
der 144. Berkaufsstelle.
Morgen, Mittwoch, den 27. Februar:
7. Areis Charlottenburg . Pünktlich 71, Uhr bei Rühn , Ramminerfir 88, vor 3 Tr. Wichtige Besprechung der Abteilungsleiterinnen. Erscheinen Pflicht. 22. Abt. Die Mitgliederversammlung findet am 5. März an befannter Stelle( tatt Die Bezirksführer werden ersucht, bazu einzuladen. 57. Abt. Charlottenburg . 1 Gruppe. 7% Uhr bei Arndt, Kantftr. 51. Bortrag bes Gent . Felben, M. d. R., über:„ Warum find wir Sozialisten?" Gäste haber Butrit