BG. München, 26. Februar. In der Nachmittagsverhandlung äußerte sich Hitler dann über die Borgänge vor dem 9. November. Er betonte zunächst, daß es eigentümlich sei, daß ein Mann, der jahrelang as Soldat blind gehorchte, mit dem Staat in Konflikt kommen fönnte. Ich bin als 16jähriger Mensch gezwungen worden, mein Brot selbst zu ver dienen. In Wien lernte ich erstens das soziale Elend, zwei tens das Rassenproblem fennen, und zwar die Raffe, die der größte Feind der arischen Rasse ist, drittens lernte ich die Partei kennen, die das Elend der Rassen ausnußt und mit den Semiten verbunden war, die Margisten. Ich ging von Wien
als Antisemit und Todfeind des Marrismus
fort. Ich ging nach München . Dann meldete ich mich, als der Krieg ausbrach, bei der deutschen Armee, da ich überzeugt war, daß das Schicksal bei der deutschen Armce ausgefochten würde. Ich war ferner überzeugt, daß, wenn die Regierung die marristische Frage in Kürze nicht lösen würde, alle Blutopfer umsonst sein würden. Ich kam 1916 ins Lazarett. Dort hatte der Gehorsam überhaupt aufgehört, während draußen noch Disziplin herrschte. Ich hatte im Lazarett einmal ein Buch über Kriegswissenschaft, da fragte mich ein Arzt, Dr. Stettiner, warum ich den„ Unsinn" lefe. Da war mir flar, warum im Lazarett der Gehorsam unter graben war. Dann fam das Kriegsende und die Revolution. Als ich in Stettin hörte, daß die Revolution ausgebrochen war, war ich entschlossen, mich der Politik zuzuwenden. Ich ging nach München zum Ersatzbataillon. Dann trat die Deutsche Arbeiterpartei ins Leben, deren siebentes Mitglied ich war. Ich wandte mich dieser fleinen Gruppe zu, weil sie losgelöst war von allen marristischen Gruppen. Die margistische Bewegung war, das ertannte ich, die Lebensfrage für unser Volt. Wo die marristische Bewegung überwiegt, muß die Kultur zugrunde gehen.(!) Der Margismus entfremdet das Kind, den Jüngling dem Elternhaus und der Gesellschaft(!!); er macht ihn zum Todfeind seiner Blutsgenossen und zum Bruder des Landesfeindes.(!!!)
Der Angeklagte verbreitet sich dann über den Ruhrkampf und sagt: Die Regierung hat Tausende junger Leute, die mit dem schwarzweißroten Band aus dem Ruhrrevier nach dem unbesetzten Gebiet strömten, wieder zurückgesandt. Man hat den Befreiungskampf einer Nation zum bezahlten General streit degradiert. Man zerrüttete das deutsche Finanzwesen und organisierte die Banden, die dann später als Separatisten auf uns Deutsche losgingen. Es ist der Fluch der damaligen Regierung, daß sie die Welle nationaler Begeisterung nicht zur großen Beweguna emporgetrieben hat, sondern sie, wie im Jahre 1914, hat verfümmern lassen. Ueber Kahr faat Hitler , er fei ein biederer Beamter, aber damit Schluß! Reine eiserre Fauft. Er fährt fort:
Herr v. Rahr scheint mir nicht der Mann, die Erwartungen der nationalen Parteien zu erfüllen. Ich glaubte bestimmt, daß er im Augenblick des Kampfes zusammenbrechen würde. Angenommen, wir hätten damals die Absicht eines Butches gehabt, und die Polizei hätte das erfahren, da entschließt sich das Ministerium, einen Generalstaatskommissar zu ernennen. Es wäre doch ganz selbstverständlich von Kahr gewesen, mich hinter Schloß und Riegel zu setzen. Statt dessen stellte fih v. Kahr in einer Konferenz freundlich meinem Vertreter vor und bedauerte, mich nicht persönlich predjen ju fönnen. Aber bereits 14 Tage vor dem Putsch war be schlossen worden, die nationale Bewegung in eine militärische Faust zu legen. Der wahre Kampf war ja auch vom ersten Tage an: Rampf gegen Berlin !
Ich habe bei Oberst v. Seißer Preteft gegen das Regierungs. Derbot eingelegt. Seißer erklärte, das Verbot sei durch den Ausnahmezustand begründet. Es sei aber feine Spike gegen uns.
Wer hat nun gelogen? Kahr oder Knilling oder Seißer? Ich hatte in Bayreuth mit Hauptmann Heiß eine Unterredung. Er meinte, mein Zögern sei unverständlich, da Kahr doch die Fahne aufrollen und rech Berlin marschieren wolle. Ich meinte, daß Kahr sich taum auf die staubige Landstraße begeben und daß andere Leute fich im letzten Augenblid als Retter aufwerfen würden. Es waren damals föderationsbestrebungen im Gange, und es war zu befürchten, daß Herr v. Kahr der Lage nicht gewachsen war. Ich stand auf dem Standpunkt, daß der Kampf zwischen Bayern und Berlin verloren war. wenn die 54 Millionen Deutsche gegen die 54 Millionen Deutsche gegen 6 Millionen Bayern standen. Wir wollten nicht föderative Rechte erfämpfen. In einer zweiten Unterredung mit heiß wurde ich unterrichtet, daß Kahr , Cossow und Seißer den Kampf rüdfichtslos aufnehmen wollten.
Welche Vorbereitungen getroffen wurden, fann ich in öffentlicher Sigung nicht sagen.
Aber die Vorbereitungen erweckten die Ueberzeugung in mir, Aber die Borbereitungen erwedten die Ueberzeugung in mir, tak der Kampf unvermeidlich sei. Exzellenz v. Lossom war General und
hatte dem Chef der Heeresleitung den Gehorsam verweigert. Es war findlich, anzunehmen, daß danach etwas anderes möglich war als Kampf bis zum Aeußersten. Ein Militär, der nicht gehorcht, fann sich nicht verföhnen, er muß weg oder tämpfen. Tut er letzteres nicht, ist er ein gewöhnlicher Rebell Ich habe Lossow damals erklärt, daß er auf der schiefen Ebene fei, da er dem Kampf statt den Charakter einer deutschen Erhebung nur den Charakter einer bayerischen Ablehnung gegeben habe. Lofsom antwortete:" Nun ist nichts mehr zu ändern. Was soll geschehen?" Ich erklärte, das Bolt habe etwas anderes erwartet, als eine Bierpreisermäßigung oder andere lächerliche Maßnahmen. An Stelle Kahrs müsse der energischste und fähigste Mann stehen, wie z. B. Pöhner. Ein Kampf nach Norden könne von bayerischen Organisationen allein nicht getragen werden, sondern nur von einer nationalen Armee Der einzige Helfer, der dafür in Frage komme, erklärte ich, fei General Ludendorff . Loffom hatte gegen Ludendorff nichts einzuwenden, aber Heiß, der ein Gegner Ludendorffs war.
und muß fallen.( Beifall im Zuhörerraum.)
Coffom akzeptierte Ludendorff und auch mich, münschte aber auch norddeutsche Herren, deren Namen ein Programm bedeuteten. Lossow hat damals nicht erklärt, er wünsche den Kampf nicht; er stand ja schon mitten drin. Diesen Eindruck verstärkte meine zweite Unterredung mit Lossow. Wegen des Konfliktes mit dem Bölkischen Beobachter" fuchte ich Lossow abermals auf, der ganz gefnidt war, weil der Rampf unvermeidlich war. Ich fagte:„ Exzellenz, ich halte in dem Konflikt treu zu Ihnen." Dieses Bersprechen war nur Lossow gegeben und wurde mir bitter schwer, da ich von Herrn v. Re. ventlow gewarnt war, der mir gesagt hatte:" Stellen Sie sich nicht hinter Lossow, sondern hinter Seedt. Auch Herr v. Graefe hatte mich vor Lossow gewarnt. Ich habe mein Bersprechen treu und ehrlich gehalten. Ich habe Lossom nie das Bersprechen gegeben, daß ich hinter v. Kahr stände. Ich habe nur dummerweife mein Wort gegeben, im Kampf um ihre Existenz Kahr und Lossom feine Schwierigkeiten zu machen. Lossow hat immer stärker behauptet, er wolle den Kampf, aber er müffe eine 51 pro zentige Garantie für den Erfolg haben. Gegen Ende Oktober trat ein Eimmungsumfchwung ein. Es famen Herren aus Berlin , die erklärten, Seedt trage sich mit ähnlichen Plänen. Loffow erklärte, daß, wenn Seedt ans Ruder fäme, dann nur eine Lösung bliebe: Entweder Seedt frißt mich, oder ich ihn." Ich fagte, daß Seedt Lossom sicher zur Berantwortung ziehen werde. Man tnüpfte darauf aber doch Fäden nach Berlin an, aber Rahr, Lossow und Seißer hatten die gleichen 3iele mit uns, an Stelle ber marpistischen, internationalen Reichsregierung einen nationalen Diktator zu setzen. Wenn Lossow oder Seedt an Ebert das Anfinnen stellten, zu gehen, da die Truppen ihm nicht mehr gehorchten, fo wäre das teine Gewalttat, sondern ein Staatsstreich, wenn mein Unternehmen Hochverrat war, so waren Rahr, Lossow und
Sein Verbrechen ist auch das ihre.
Seißer auch Hochperräter. Seißer verlangte noch eine turze Frist, da er nach Berlin fahren wolle. Nach seiner Rückkehr wich er mir jedoch aus. Wir waren in einer eigenartigen Lage. Wir hatten nicht, wie Lossow, Refruten vor uns, denen man sagte, der Saaststreich ist abgesagt, er findet nächste Woche statt, wir fonnten unsere Leute nicht dauernd aufflammen lassen. Lossom fehlte nur der Mut zum Absprung. Auch von Geißer hatte ich den Eindruck: Er macht mit. Ich denke an 1920, als Ehrhardt in Berlin einrückte und in München ein Leutnant mit zehn Mann die roten Minister zum Teufel jagte. Diese an sich verfassungswidrige Tat hat Bayern zum Segen gereicht.
Hitler ging dann mehr auf die unmittelbare Borges schichte der November- Ercigniffe des vorigen Jahres ein:„ Ich erfuhr, daß Lossom in der letzten Zeit in Verhandlungen mit Herren von Norddeutschland sich zum Standpunkt der Aktion be= fannt hatte, aber ich konnte nicht begreifen,
warum nicht in Norddeutschland auch andere Generäle losSchlügen.
Das Wollen war bei ihnen da, aber der Wille war schwach. Mein Cindruck von der Besprechung am 6. November war diefer: Kahr , Lossow und Seißer waren soweit, daß sie nicht mehr zurüd tonnten, daß sie sich schlagen mußten. Schr hat Dinge gemacht, die ein Generalficatstommiffar gar nicht machen dürfte. Oberst Seißer hat nie einen Zweifel daran gelassen, daß der Landtag nicht mehr 3nfammentrefen werde. Sinilling war nicht mehr in der Lage, gegen Kahr vorzugehen. Für uns war also die Lage geklärt. Die Frage war nur, wann wollten die Herren das längst Geregelte in die Tat umsetzen?
Am 6. November haften Sie uns erflärt:„ Wir sind zum Hande'n bereit. Coffom hat in einer Offiziersbesprechung gejagt: 3ch bin unter gewissen Vorausjehungen zum Staatsstreich bereif, aber das Signal müffen wir geben."
Wir befürchteten, daß der Anstoß von einer Seite fommen würde, die die Bewegung in ein föderalistisches Fahrwasser benten werde. Deshalb habe ich am Abend des 6. November zusammen mit amet anderen Herren. die nicht mehr am Leben sind. den Beschluk gefaßt, baß wir den Anstok geben wollen. Am 7. November haben mir uns torn in einer Sigung auf einen Plan geeinigt. Ich stand auf dem Standpunkt, daß n'emand etwas von diesem Plan erfahren durfte. der es nicht unbedingt wissen mußte. Es war uns zwar nicht bekannt, daß dieser Plan in allen facern erwartet wurde, daß man auf die Stunde der Lösung hoffte. Wir haben dann befchloffen, alle älteren Herren, die Familie und Kinder hatten, nicht zu benachrichtigen. Auch Ludendorff sollte wegen feiner Stalling als Offizier nichts davon wiffen. Eeine Haltuna im gegebe nen Moment war ganzflar, denn Ludendorff hatte ja die ganze Reit nichts anderes mit Lossow zu tun, er mußte als Mann Don Charakter die Konsequenzen ziehen. Meine militärischen Führer mußten nichts von dem Plan, sie wußten nicht einmal, weshalb die Truppen alarmiert wurden. Bicle von ihnen sind zu Unrecht eingesperrt worden, denn sie haben sich keines Vergehens schuldig gemacht, wie
die Herren Kahr . Cossom und Seiker, die bis in das fleinste Detail die Dinge mit uns vorher besprochen hatten.
Am 7. November wurde als Termin der Aktion der 8. November bestimmt. An diesem Tage sollte Kahr eine Versammlung abbalten, und da schien es mir am leichtesten, eine vollendete Tatsache zu Geißer herausbitten und ihnen sagen, daß sie jetzt die Konsequenzen schaffen. Wir wollten den Eaal umstellen. Rahr, Lossow und ziehen mükten. Am Abend des 8. November erfuhr ich dann noch, daß eine Besprechung zwischen Ludendorff , Kahr , Lossom und Geißer ergeben hatte, baß die lehteenannten fyerren nun wefent lich präziser und energifcher mären. Hätte ich allerdings geahnt, daß diefe Herren beabsichtigen, die Sache am 12. november ins Rollen zu bringen, dann hätte ich von meinem Plan Abstand genommen. Meine militärische Leitung hat, wie gefagt, nichts gemußt. Wenn sie es ahnte, dann ist es allerdings fein Wunder; die Proklamation Rahr galt ja allgemein als die der neuen Revolution. Meine Leute dachten aber, die Entscheidung werde von Kahr ausgehen und wir wären nur zur Unterftüßung da. Außerdem pfiffen es ja die Spaßen von den Dächern, daß der Staatsstreich bevorftand.
Dann tam Ludendorff.
Er fragte mich ganz kurz, ob die anderen Herren durch sein Kommen bestimmt worden seien. Er erklärte dann, daß er genau so über. rascht sei, mie alle anderen, daß aber für ihn das einzig Ent scheidende sei, daß das Besprochene nunmehr in die Tat um. gelegt werde. Er ließ auch keinen Zweifel daran, daß dies nur mit Kahr , Lossom und Seißer geschehen könne. Ludendorff sprach dann zuerst mit Lossow und Öberst Seißer. Beide waren zum Schuh ganz ergriffen und das Wasser stand ihnen in den Augen. Schlieblich fagie Lossow zu Ludendorf: Exzellenz. Ihr Wunsch ist mir Befehl."
Er reichte ihm die Hand und das gleiche tat auch Seißer. Schließlich sagte dann Herr v. Kahr :
„ Meine Herren, wir sind doch alle Monarchisten." Ich kann die Landesverweserschaft nur als Statthalter des Königs annehmen. Mir, so erklärte Hitler , war das egal. Ich habe zu Kahr gesagt, daß Seine Königliche Hoheit Kronprinz Rupprecht ver ständigt werden sollte, daß sich die Revolution nicht gegen ihn richte. Was später fam, war dann nicht mehr unsere Aufgabe. Darauf willigte Kahr ein. Ich werde nie vergessen,
wie er mir beide Hände reichte, mir ergriffen in die Augen schaute und sagte:„ Sie wissen, Herr Hitler , wie ich Ihnen immer gegenübergestanden habe." Er fonnte nicht weiterreden, das Waffer frat ihm in die Augen.( Große Bewegung im Sual.) Es kann gar keine Rede davon sein, daß wir damals etwa wie Be trunkene mit Maßtrügen und Revolvern hin- und hergeschwanti seien. Dann hätten wir im Saale nicht diese riesige Begeisterung erzielt. Im übrigen bin ich allerdings ntialkoholiter, Kahr sprach dann mit Pöhner und Ludendorff und war dabei auch ganz ergriffen. Hätte Kahr damals erklärt, er wolle nicht, dann wäre ich für meine Person bereit gewesen, die Konsequenzen zu ziehen. Wenn ich das später nicht getan habe, dann nur deshalb, weil mir der Fall ganz undent bar schien, nach allem, was vorausgegangen war. Nach diesen Vorgängen im Bürgerbräu erfuhr ich dann, daß beim 1. Bataillon des Infanterieregiments 19 sich einige Offiziere ge. weigert hätten, die neue Regierung anzuerkennen. Ich fuhr zum Wehrkreiskommando und später zum Bürgerbräu zurück, wo ich noch mit Lossow über die Vorgänge bei 1/19 sprechen wollte. Kahr , Lossom und Scißer waren aber schon fortgefahren. An ihr Ehrenwort glaubte ich unbedingt, übrigens behaupten ja die Herren selbst nicht mehr, daß fie unter Pistolendrohung gestanden hätten. Sie geben ja selbst zu, daß sie erst beim Erscheinen Ludendorffss ihre Zusage gegeben hätten. Im übrigen ist es ein trauriges Zeichen, daß sich gerade die beiden Offiziere zuerst auf die Pistolendrohung berufen haben. Es gelang mir dann in der Nacht nicht mehr, mit den Herren in Berbindung zu treten, allerdings glaubte ich nicht daran, daß sie umgefallen wären. Vielmehr dachte ich, sie seien in die Händ ihrer Umgebung gefallen. Von diesem Gesichtspunkt aus müssen auch alle unsere späteren Versuche beurteilt werden. Bekanntlich haben sich die Herren aber nicht einmal von Erzellenz Ludendorff telephonisc sprechen lassen. Lossow mußte wissen, daß Ludendorff nur deshalb sein Wort gegeben hatte, weil auch Lossow mitmachte. An Luden dorff ist also eine Gewiffenlosigkeit jondergleichen begangen worden, wenn man mich schon verdammen will. Blöglich tam dann Oberst Leuthold, der uns berichtete, was Lossow vor seinen Offizierer erklärt habe. Diese Offiziere waren aber diefelben, die schon damale mit dem Wehrkreistommandeur in schärfstem Konflikt ge entstanden war; und ich hatte den Eindruck, daß sich Lossow in einem standen hatten, als der Konflikt zwischen Lossom und Geßler Kreise befinde, der ihn nicht mehr herauslasse. Ludendorf hatte nur die ungünstige Chance Kahr , Leffow und Geißer fonnten auf jego Fall nur gewinnen. Das bayerische Boit war da mit uns uno in noch heute für uns. Unsere Gefängnisse fönnen, wie Sie sehen, das nicht hindern. Ich möchte hier auch Betonen, daß, als wir im Bürgerbräufeller versammelt waren, bis 12 hr mittage weber von Kahr noch von den anderen Herren über ihre mirtliche Stellung aufgeflärt waren, ergaben sich für uns zwel Möglichkeiten: entweder in München zu bleiben oder den Kampf hinauszutragen. Das letztere bedeutete die Gefahr der Plünderungen, da uns Lebensmittel fehlten. Ludendorff und ich waren der Ansicht, wir müßten die öffentliche Meinung in München gewinnen und so wurde der
Marsch in die Stadt
Am 8. um 8 Uhr aber begab ich mich dann mit meiner Be gleitung zum Bürgerbräufeller, wo im Saal und vor dem Keller große Menschenmessen versammelt waren. Es mar ein großes Auf- beschlossen. Wir Führer stellten uns, wie es selbstverständlich war, gebot von Polizei anwesend. Ich ging zunächst in den Saal, wo an die Spitze und blieben nicht im Hintergrunde zurück, wie das die ich erfonnte, daß es bei dem ungeheuren Umfang der Versammlung Kommunisten oder die Herren im anderen Lager belieben. Dr. unmöglich sein würde, die Herren herauszubitten. Ich ging wieder Scheubner hatte eine Borahnung seines nahen Todes. Er sagte in die Borhalle zurück und ließ durch einen meiner Herren Luden zu mir: Ich fürchte, mir geben unserer letzten Eang." Infolgedessen derff benachrichtigen. Die gnwesenden Bolizeibeamten bat fagte ich zu General Ludendorff , der doch der wertvollste Mann war, ich, im Hinblick auf die starken Ansammlungen vor dem Gebäude, es sei leicht möglich, daß wir niedergeschossen würden. Ich wollte die Straße freizumachen, was sie auch taten. Um ihn damit etwas im Hintergrund halten. Aber Ludendorff an. ½9 Uhr fam dann mein Stoßtrupp, der die Borhalle befekte. Drei wortete, wie ich es nicht anders erwartet hatte:„ Wir marschieren!" Mann nahm ich mit mir und ging dann mit gezogener Pistole in Unsere Leute hatten ihre Gewehre nicht geladen, wie ich betonte. den Saal. Ich hatte die Waffe deshalb gezogen, weil ich damit Die Geifeln, die bei uns waren, und deren Schidial, wie ich offen rechnen mußte, daß ich von einem der anwesenden Offiziere nieder bekenne, mir sehr gleichgülig war, da sie im Rathaus und an geschossen werden würde. Bon einem Anschlaa auf Kahr anderen Stellen mit am Unglück Deutschlands gearbeitet haben, wur. tann teine Rede sein. Ich mußte ja auch die Bistole dauerno den freigelassen.(?) An der Ludwigsbrüde trat uns Schutz. in der Luft halten, weil ich mir mit den Ellenbogen B'ag verschaffen polizei entgegen. Die Leute hatten scharf geladen; sie sind nicht, mußte. Als ich in den Saal trat, gab ich einen Pistolenschuß ab wie Herr von Kahr das behauptet, entwaffnet worden, sondern sie und warf ein paar furze aufklärende Säße in die Masse hinein, sind, von innerer Zerrissenheit bewegt, beiseite getreten, sie denn anders hätte ich mir niemals Ruhe verschaffen tönnen. Rahr fahen, daß in dem Zuge Leute marschierten, die die alten Ehren. trat sofort zeichen aus dem Fefde trugen. Einige unserer Anhänger riefen: " Schlagt doch die Kerle tot." Wir aber haben gesagt: " Laßt sie in Ruhe, es ist wahrhaftig nicht nötig, daß sie, die Irre geleiteten, niedergestochen werden."" Vor der Residenz traten uns, abermals Schupoleute entgegen, und vor der Feldherrnhalle tam Reichswehr heran. Ein Gewehrschuß frachte,
zitternd und bleich
vom Bodium zurüd. Ich bat dann Kahr , Lossow und Geißer her. aus und versicherte ihnen sofort, daß ihnen nichts passieren würde. Ich war genau so Herr meiner Sinne, wie an jedem an deren Lage. Rahr war ganz getnidt und gebrochen. Er tat mir aufrichtig leid, ebenso, wie es mir leid bat, daß ich zwei Offiziere so herausbringen mußte. Die Worte, die ich in der Unterredung gesagt habe, sind dann in der Deffentlichkeit entweder gefälscht oder aus dem Zusammenhang herausgeriffen worden. Rahr, der abfolut nicht in einer Helbenpose dastand, erflärte auf meine Versicherung, daß ihm nichts geschehen würde: " Ich fürchte mich auch gar nicht. Leben oder Sterben ist mir egal." Meine Pistole hatte ich inzwischen meinen Begleitern gegeben, sonst war feiner von uns bewaffnet. Die Herren Kahr , Lossow und Seißer find nicht bedroht worden, das hätte ja auch keinen Wert gehabt. Ich habe sie nur an alles das erinnert, was sie mit uns besprochen hatten. Ich habe gesagt: Wenn Ihr Blan nicht gelingt, dann gehen wir zugrunde. Damit meinte ich natürlich, mit der ganzen Sache zugrunde, denn ich sah voraus. daß die Herren dann auch ins Gefängnis tommen würden, eine Meinung, die ich icht allerdings forrigieren muß.( Seiterkeit.) Kahr sagte nur:„ Ja, aber man muß doch zu einer Sache eine gewisse innere Freude haben." So wie ich herausgeführt worden bin, fönnen die Leute doch nicht verlangen, daß ich von hier aus mit mache. Sie haben mich ja nicht einmal zu Ende reden laffen! Das war sein einziger Einwand. Lossoms einziger Einwand war: Erstens: ist die Sache auch im Norden los gegangen? und zweitens: ist Ludendorff bereit?" Ich erflärte ihm darauf, daß ich vom Norden nichts wisse, und daß Ludendorff benachrichtigt sei. Bevor Ludendorff lam, trafen dann schon Dr. Weber und Böhner im Bürgerbräu ein, die auf Kahr , Ich war in Loffow und Seißer ebenfalls einsprachen. zwischen noch einmal in den Saal gegangen, um die Versammlung aufzuklären, daß im Nebenzimmer die Entscheidung falle. Ich schlug dann der Versammlung die notwendige Lösung vor und ein un geheurer Beifallssturm antwortete mir. Unter Hinweis auf diesen Beifall beruhigte ich Herrn v. Kahr .
nicht ein Pistolenschuß, wie die andere Seite behauptet. Gleich dar. auf folgte eine Salve. Ich hatte das Gefühl, einen Stedschuh in die rechte Eeite bekommen zu haben, und ich stürzte zusammen mit Scheubner, der sich beimireingehängt hatte, zu Boden. Dabei renfte ich mir den linken Arm aus. Als ich wieder aufstand, sah ich nur Tote und Verwundete, Panzerautos und 70-80 Meter hinter mir unsere Leute. Ein Wagen brachte mich dann in Sicher heit. Dann wurde ich verhaftet, fam ins Gefängnis und las nun die fcha mlosen Lügen, die über mich verbreitet worden sind. Ich sollte am 6. November noch Kahr mein Wort gebrochen haben, ich follte der Mann sein, der abwechselnd mit der Pistole und dem Maßtrug fuchtelte.( Weinend.) Damals bedauerte ich, daß ich nicht gefallen fei an der Seite meiner Brüder. Es war für mich das Schamloseste, daß diese Leute, als ich mehrlos im Gefäng nis saß, folche Lügen über mich verbreiteten. Ich bin loyal gegen Kahr und Lossow geblieben, bis ich unter den Kugeln zusammen. brach. Ich streite nicht ab, ich befenne mich zu meiner Tat. Auch Oberstleutnant v. Kriebel, der heute so vieles auf sich nehmen will, hat keine Verantwortung; ich trage fie allein. Aber ein Verbrecher bin ich darum doch nicht. und ich fühle mi, auch micht als solcher. Gewiß. ich bin tein deutscher Staatsangehöriger, aber ich habe in dem alten Deutschland , in dem Deutschland in Waffen, meinen Bürgerbrief erworben, und ich hoffe, daß die Zeit kommen wird, wo Deutschland über die schwarzgelben Grenzen hin aus ausgedehnt wird, wo es nur noch ein einiges großes Deutsch land geben wird.( Beifall der Zuhörer.)- Borf.:„ Ich ersuche um Ruhe, wir sind nicht im Theater."- Hitler fortfahrend: Ich fühle mich als Deutscher, es wäre von mir charatterlos, wenn ich mir von irgendeinem Berliner , der sich nicht als Deutscher fühlt, oder der vielleicht noch nicht einmal Deutscher ift, ein Sertifitat über meine Staatsangehörigteit ausstellen
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