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Abendausgabe

fr. 102 41. Jahrgang

Ausgabe Nr. 51

7 Goldpfennig

70 Milliarden

= Vorwärts=

Bezugsbedingungen und Anzeigenpreife

find in der Morgenausgabe angegeben

Redaftion: SW. 68, Cindenfitage 3

Fernfprecher: Donkoff 292-295

Tel.- bresse: Sozialdemokrat Berlin  

SW

Berliner Volksblatt

29. Februar 1924

Berlag und Angetgenabteilung Geschäftszeit 9-5 Uhr

Lindenstraße 3

Berleger: Borwärts- Berlag Gmb. Berlin   Sm. 68, Fernsprecher: Dönhoff 2506-2502

Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratifchen Partei Deutfchlands

Kahr und Lossow unter Schüßenden Flügeln.

Entrüstungs- Trommelfener der Hochverräter.

BE. München, 29. Februar. Kurz nad 29 Uhr eröffnete Landgerichtsdirektor Neidhart die Verhandlung. Die Berteidiger und der Staatsanwalt proteffieren zunächst gegen einzelne Aeußerungen Münchener   Blätter zum Bro­B. Hierauf fette Oberstleutnant Kriebel feine Aussage fort. Ich möchte die crganisatorische Etellung der Leiter des Kampf bundes" schildern. In den meisten Fällen steht neben dem politischen ter militärische Führer. Das ist bei dem Berband Bayern   und Reich" auch der Fall. So war es auch bei uns. Der politische Führer gab die Weisunger und ich mußte sie ins Militärische um fegen. Wenn man einem Berband angehört, der auf Gehorsam aufgebout ist, fällt alle erantwortung in militäri cher Beziehung nur auf den militärischen Führer. Ich fage das, weil noch immer Leute im Gefängnis fizen, die nichts taten, als erhaltene Befehle auszuführen. Ich komme nun zu dem Ereignisfen zurüd.

die Sigung ohne Disfuffion abgebrochen hatte, ging ich zu Zoffom und hatte mit ihm eine längere Unterredung. Ich schilderte ihm nodymals, wie groß die Not bei uns fei und wie gefährlich es wäre, die Leute immer wieder in Stimmung zu setzen und die Aktion stets von neuem wieder hinauszuzögern. Dadurch entstehe die Gefahr. daß von selbst Egplofionen entständen. Die Not im Bolte fei ungeheuer. Von unseren Leuten, die zum größten Teil dem verhunger en Mittelstand angehörten, fönne man nicht verlangen, baß sie im Falle von Teuerungsunruhen als Rotpolizisten auf die Hungernden schießen würden. Wenn Reichswehr   und Landespolizei auf die Hungernden schießen würden, dann wäre es unmöglich, daß unsere Leute gemeinsam mit ihnen den Marsch auf Berlin   anträten. Ich betonte, daß Rahr der wirkliche Retter des Bolles werden fönnte, wenn er endlich zu einem Entschluß femme, und zwar zu bem, ben er als sicher in Aussicht gestellt hatte. Meine Worte ma ten ersichtlichen Einbrud.

Loffom erklärte: 3ch will ja marschieren, ich will ja marschieren! Aber bevor ich mir nicht 51 Pro3. Wahrscheinlichkeit in meinem Notizbuch ausrechnen fann, fann ich es nicht machen. Diese Aeußerung eines Soldaten wer für mich erschütternb. hätten wir danad, im Kriege gehandelt, dann hätten wir schon am 4. Auguft fapitulieren fönnen. Der Sinn war jedenfalls der: 3ch möchte schon, aber ich frau mir nicht! Unter diesem Eindrud ist dann mein Runt schreiben an die Berbände zu betrachten. Ich mußte, alles wartete nur auf das Kommando Los". Deshalb habe ich auch den Verbänden ge agt,

Am 26. oder 27. September tief mich Seißer an und jagte mir, die Vaterländischen Berbände tämen bei ihm zusammen und an diefer Besprechung nähme Scheubner- Richier feil. Am 30. war bann eine Beiptedung bei kahr. 3ch ging mit Frid hin. Kahr   fragte midh gleich, was ich woll. Er toane mich als Vertreter des Bundes nicht empfangen. Am 9. Oftober war eine Besprechung bei Seißer   über no polizeiliche Maß­nahmen. Man wolle wiffen, wie wir uns einstellen würden, wenn die Notpo lei aufgehoben wird. Ich erklärte, ich müßte Hi ler erst darüber fragen. Dann fam im November die Totenfeier, wo wir ve gönnt war, die Schuhmannschaften meinem& önig vorzuführen. Das erschütterndfte bei diesem Borbeimarsh war, daß vorauf die wohlgenährte gufgekleidete Reichswehr   marschierte, hinterher die hch.wangige, in Fhen gefleidete, ater begeisterte Jung­mannschaft. Am 8. November wollte Rahr in einer programmatifden Rede verwagten, ins falte Waffer zu springen. Der Entschluß wurde spontan fünden, daß die Revolution zu Ende sei und eine neue Beit beginne.

Ueter die Teilnahme von Juden herrschte Meinungsverschiedenhell. Die Mitteilung, daß Juden nicht zugelassen werden follien, brachte einen Sturm der Entrüftung, da die Verbände erilärten, fie hätten fo vi le Juden in ihren Reihen, daß eine Ablehnung der Teilnahme ron Juden undentbar fei. Kommerzienrat Lens meinte noch, viele Juden würden nicht fommen, da sie auf Kahr   wegen der Aus weisungen von Ostjuden nicht gut zu sprechen feien. Ich komme nun zu der bewußten Gigung am 6. November, 4 Uhr 30 Minuten, bei Rahr. Ich wurde vormittags von Seißer ange rufen, ich folle zur Sigung fommen. Der Zwed murde mir nicht mitgeteilt. Ich tam zusammen mit Dr. Weber, der ebenfalls ein geladen war.

Es waren anwesend außer Herrn v. Kahr  : General v. Coffow mit Oberfileutnam v. Berdem und Leutnant Rödel, Oberst n. Seißer   mit Major unglinger, zwei Regierungsräfe vom Generalfiaatskommissariat, Bertreter der Vaterländischen Berbände, vom Bund Banern und Reich", von den Vater ändi­fchen Verbänden, militärische vom Stahlhelm, Wifing­Hapi anleutnant Kaufer, Hauptmann Heiß für die

Reichs legge", Dr. Weber und ich für den Kampfbund". Rahr begrüßte die Bersamm'un und legte bann auseinander, welchen 3wed fie ha'te. Er ließ feinen Zwei'el daran, daß er der Realerung Strefemann als einer nicht nationalen Regierung abfolut Feintlich gegenüberstehe, daß es notwendig fei, von Bayern   aus diese Regierung zu befämpfen. Es wurden dann die beiden Wege er. 3- tert, die zum Riele, nämlich dem Kampf gegen die Berliner   Re. gierung führen sollten. Ein normaler Weg und ein annormaler Beg. Der normale Beg fonnte natürlich auch nicht parla. mentarisch sein und es wurde oleich be'ont, daß, wenn erkannt würde, daß der normale Wen nicht zum Erfolg führe,

von vornherein der anormale Weg gewählt merden sollte. Die Vorbereitung dafür wurden schon getroffen. Es handelte fich in der Hauptsache noch um die Bereitstellung der Machtmittel und um die politische Klarheit für das, was man wolle. Mir war es charakteristisch, daß

Sahr unterschied wisch- n der Aufrollung der deutschen   Frage und der Herstellung einer neuen preußischen Regierung. Er betonte, es cenüge nicht, neue Männer an die Epitze Deutschlands  zu ftellen, es müffe auch eine neue preukilde Regierung vorbereitet merden. Die Verhandlungen darüber frien noch nicht abgeschlossen. Sum Scruffe verlangte er von den Berbänden strenge Disziplin. Den B1 zur Affion gebe er selbst. Jetes Borprell n jei schädlich. Fr würde bem betreffenden Berband feine Unterstükung entziehen. Wenn ihn die Berbände im Stich ließen, dann würde er sich ellein auf Reichswehr   und Landespolizei stügen. mit feinem Wort hat er aber von einem Waffengebrauch gegen widerspenstige Berbände gesprochen.

fahr erwähnte dann noch das Gerücht, daß einzelne Berbände hon am 9. und 15. november vorgehen wollen. Er nannte datel mit Namen den Wifirg- Bund". Bayern und Reich", Reichsflaane" und die Nationalsozialisten". An diese Ver­bände richtete er feine Warnung. Coffow erklärte fich mit Aahr vollkommen einverffanden, rr mache jede Sage mit, die Aussicht auf Erfolg habe, nur tenne er feinen Kapp- Puffch mitmachen.

Dann machte er noch Bemerkungen über Differenzen mit einigen Berbänden. Er erwähnte ein gefäfchtes Flugblatt, das unter der Reichswehr   perteilt war und das er eine Dummheit" nannte, weil es gerade das Gegenteil von dem erreiche, mas es wolle. Es fäe Mißtrauen in der norddeutschen Reichswehr  , deren Bertreter er gerade erringen wolle. Er betonte dann auch, daß er sich mit Gewalt gegen jeden Verband wenden wolle, der einen Rapp- Butich mitmachen würde. Dann erflärte Seiber, die Landespolizei stehe treu hinter Rahr und werde jeden seiner Befehle ausführen. Zum Schluß, als Rahr

wir ständen jedem zur Verfügung, der jetzt einen Entschluß faffe. 2m 8. November hatte es sich dann mir darum gehandelt, den drei Zögernden die Türe aufzumachen. Es sollte sich nicht um eine Révolution in Bayern   fandeln, sondern den Herren selle nur ein feiner Stubbs grgeben werden, damit fie es

acfaßt. Es wurde nur furz mi itärisch überlegt, was zu seiner Aus­führung notwendig war und wie ein Blutvergießen verhindert mer. den fonnte. Am 7. fenten wir als Termin den 8. fest, den Leg, an dem Kahr   felbft die Revolution boenden wollte. Am 7. abends wurten noch einmal die militäri chen Vorbereitungen und Ver haftungen der Minister erörtert, denn es war flar, daß das Mini. fterium befertigt eter doch zunächst ausgeschaltet werden mußte. Wir wußten, daß die Regierung im Fall von Unruhen eine

Ausweichstelle in Regensburg   angelegt hatte nach dem Muster der Reichsregierung. Es mußte verhindert werden, daß dadurch ein Konflikt zwischen Kahr   und der bayerischen  Regierung entstand. Wir wußten, daß auch das Generalstaats­fommiffariat sich feiner letzten Fessein entledigen wollte und hatten fo zwei Fliegen auf einen Klapp. Gegen den größten Teil der Minister hatten wir nichts. Zu Knilling hatten wir volles Vertrauen. Anlling wäre uns als Staatsfommissar lieber gewesen als Kahr. finilling wurde das Präfidinm angeboten. Er nahm es nicht an, noch lehnte er es ab. Gegen die Generäle Wigelhofer und Mener find wiederholt Borwürfe erhoben worden, und bei diefen trugen wir der Boltsstimmung Rechnung. wenn wir sie beseitigten. Ich suchte Blutvergieben zu verhindern, und deshalb war es reraten, den Bolhelpräsidenten in Schuhhaft zu nehmen und Frid fofort die Ge­fchäfte zu übertragen. Das Korps Oberland sollte den Bahnhof be­feßen und mit Mufit dort hinziehen, damit die Bevölkerung in fröh liche Stimmung fäme. Die Belegung des Bahnhofs war nötig, um zu verhindern, daß die mit Devisen bewaffnete Judenschaft uns aus riß. Das Telegraphenamt mußte befeßt werden, um zu ver hindern, daß die Ereigniffe in alle Welt hinaustelephoniert und tele graphiert wurden. Man hat bei mir einen

Zettel mit Telephonnummern und der Bemerkung: Glüdlich entbunden" aufgefunden. Das war ein Stichwort, das jedoch nicht weitergegeben worden ist. Beiter wird mir vorgeworfen, daß ich in Kenntnis der Weimarer Verfassung Hochperrat begangen babe.

Borf.( unterbrechend): Auf dem gefundenen Bettel ftand glücklich entbunden; Meldung an Frid und Löwenbräufeller". Wenn Sie hier fagen, daß dieses Stichwort nicht benugt worden ist, so stimmt das nicht, denn wir haben Zeugen, die bekunden, daß worden ist.

biefes Stichwort an den Löwenbräufeller weitergegeben

Angell: Wenn Sie es wissen, so will ich es auch zugeben. Ich wollte nur nicht noch nehr Leute belasten. Zur Verfassung bemerke ich: ich habe weder die Weimarer noch die Bayerische Ber faffung gelesen.

Da aber im bayerischen Parlament und im Reichstag immer auf die Weimarer   Berfaffung losgeschlagen worden ist und da auch in Norddeutschland der Ruf er lungen ist, fie zu beseitigen, bachte ich, wenn alle dagegen anfämpfen, fannst du es auch. Ich bin dann am bend im Bürgerbräufeller gewesen. Sch Jelbst habe Lubendorff gebeten, mir teine Staatsstellung zu geben, fondern mich in die Nationalarmee einzureihen, denn ich meinte tamals fchon, daß man auch bei einer Gache fein fönne, ohne feibft Borteile begehren zu mollen. Ludendorff   bat mich, boch vorläufig in feinem Stabe zu bleiben, und das war ja auch notwendig, denn Ludendorff   konnte doch nicht selbst Anweisungen geben. Meine Person tommt ja hier gar nicht in Frage. Mir ist voll fommen Wurfcht, ob ich verurteilt werde und fihen muß, oder nicht; aber es ist doch unerhört, daß Kahr  , Lossom und Seißer, die wie Bubendorff ihr Wort verpfändet hatten, plöglich umfielen, ohne Ludendorff   Mitteilung zu machen, weshalb und warum( sehr erregt). Ich fann den Beweis erbringen, daß bei der Schießerei an der Residenz General   v. Coffow sich in der hin ersten Barade der Kaserne der Infanterie vertrochen hat. Ich fann nachweisen, daß bei der falschen Nachricht von Ludendorffs Tode ein Hauptmann übell ausrief: Das ist die beste Cofung!"( Große Unruhe im Publitum, Entrüftungsrufe.)

Hier kommt es zu einem scharfen

Zusammenprall zwischen dem Staatsanwalt und dem Borsigenden und im Berlauf dieses Bortgefechts benutzen auch die Berteidiger die Gelegenheit zu einem Borstoß gegen den Ersten Staatsanwalt aber doch entschieden gerürt werden, denn wir dürfen nicht ver. Erster Saatsanwalt Stenglein: Diese Bemerkungen müssen gessen, daß es sich hier um die einseitige Darstellung eines Angetlagten handelt. Gegenüber der Behauptung, daß Ludendorff nicht offiziell davon benachrichtigt war, daß Kahr Lossow und Seißer   nicht mehr mit'aten, steht doch die Tatsache, daß Oberst Leuthold ihnen morgens um 5 Uhr die Nachricht brachte, das Kahr  . Lossow und Seißer   nicht mehr mittun tönnten.

der Staatsanwaltschaft, dem Borsigenden eine Rüge Borsigender( fehr scharf): Es ist doch wohl nicht Sache darüber zu erteilen, wie er fich zu verhalten und wann er einzu greifen hat. Ich habe bisher feine Beran'affung gehabt, den Ange flagten zu unterbrechen( laute Bravo!-Rufe), da er sich feiner Formalbeleidigung schuldig gemacht hat.

Rechtsanwalt Dr. Luetgebrune: Dem Angeflagten muß doch schließlich zugestanden werden, seinem Born über den Ireu. bruch Luft zu machen, der schließlich Ludendorff hier auf die An flagebant gebracht hat.( Bravol- Rufe.)

Erster Staatsanwalt Stenqlein: Die Staatsanwaltschaft ist, mie ich ausdrücklich be'one, nicht dazu da, ihre schützenden Flügel über die herren Rahr und Lossow zu halten, aber, ehe man ten Stab über sie bricht, muß man sie doch mohl anhören.

Dann fuhr der Angeklagte Kriebel in seinen Ausfaren for und schilderte, daß weder Ludendorf noch er eine offizielle Meldung darüber erhalten hätten, daß Kahr  , Lossom und Seißer   nicht mehr Willens waren, sich an der Aktion zu beteiligen.

Um 11 Uhr murde die Verhardlung wieder fortgescht unb Oberfileutrant Strizbel schildert die Borgänge am Vormittagbes 9. November. Aus den Besprechungen der Anordnungen der Reichswehr   und der Landespol ei habe man den Gelamteinbrud gewonnen, daß Reichswehr   und Polizei, feinesfalls auf die Verbände schießen würden, mit denen fie bisher in enaftem Einvernehmen ge fanden hätten. Immerhin habe man Manchmen gegen eine aufgefahren gewesen seien, so habe es sich dabei im wesentlichen um Ueberrumpelung getroffen. Wenn an eirer Brüde z. B. Geschütze alfe Bentesfide aus Oberschlesien  

gehandelt mehr Ruliffen als Waffen, vor denen die Bandespolizel bestimmt nicht ausnerissen wäre Außerdem war der Befehl ge lommen, daß die Führer der Berbände mit denen der Landespolizei Abtommen treffen sollten, um ein Blutvergiehen zu verhindern. Der Angeklagte schildert dann, wie man, um sich Aufklärung über die Lage zu verschaffen, den Demonstrationszug in die Stadt befchloffen und sich vorgenommen habe, am Marienplatz vorbei zu marschieren, um dort am Rathaus die schwarzweißrote Fahne wehen zu sehen. In diesem Zusammenhang schildert der Angeflagte die Berhaftung des fozialistischen Stadtrats und behauptet, daß es nur dem Eingreifen feiner Leute mit der Waffe gelungen fei, zu verhindern, daß die Stadträte von der wütenden Mene geirncht wurden.

Dann schilderte er den Marsch in die Stadt. An der Spike felen die Führer marschiert in Dreier- und Biererreihen, die über die ganze Straßenbreite gingen, darunter Hitler  , Ludendorff, Dr. Weber und er selbst, sowie auch der Oberlandesgerichtsrat von der Pfordten. unterwegs jei die Landespolziie auf die Blui und heilrufe der Mitglieder des 3uges zur Seite gewichen. Dann fer den Zusammenstoß an der Residenz. Mich fafzionierte ein Offizier der Bandespolizei, der mit erhobenem Rarabiner losstürmte urd auf unsere Leute einschlug. Im gleichen Augenbl d fiel dann ein Schuß und gin zwischen mir und Hitler durch. Es war lein Pistolen, fondern ein Rarabinerichuß. Das gab das Signal zu einer wahn. innigen Schießerei Ob unsere Leute geschoffen haben, weiß ich nicht. Immerhin maren die Hiller- Leute lauter schneidige alte Soldaten, die sich selbstverständlich nicht wie die Hasen abschicken ließen; ich hätte an ihrer Stelle auch geschoffen. Bom Fenster der Residenz aus wurden dann Pistolenschüsse auf mich abge feuert und ich dachte, wenn die noch länger schießen, dann treffen fie mich am Ende. Nach vier Schüssen

fieß ich mich deshalb wie tot auf die Erde fallen, morauf das Schichen aufhörte. Ich hatte keine Waffe bei mir. Ich trug Friedensuniform mit Ladstiefeln. Ich sah dann einen Herrn mit buntelblauem Unbergicher liegen und ging zu ihm, weil ich befürchtete, daß es Ludendorff   wäre. Es war aber Herr D. b. Pfordten. Dann lagen noch zwei Tote voran, über die die Fahnen ausgebreitet wurden. Nachdem die Verwundeten dann in die Residenz aetragen ging ich nach Hause. Ich ging dann von München   meg, um alles in Ruhe zu überlegen und die ganzen Borgänge aufzuzeichnen. Am 11. November fuhr ich nach München   zurüd um mich zu stellen, tat es aber auf An raten meines Anwalts nicht. Erst am 1. Januar habe ich mich ge­ftellt. Ich empfinde feine Reue, dama's mitgewirtt zu haben.

waren,

Bom Borfizenden werden dann einzelne Fragen an den Ange. flagten gerichtet. Auf die Frage von Landgerichtsdirektor Neidhart, was denn reschehen wäre, wenn die drei Herren ihr Wort gehalten hätten, antwortete der Angetlagte, daß er dann aufgehört hätte, militärischer Führer des Kampfbundes zu sein. Verteidiger Dr. Gademann erflärt dann, daß er im Befiß eines Steno. gramms von der Sigung am 6. November sei, das er im gegebenen Moment vermenden werde.

Auf Befragen eines Anmal's bestätigt Kriebel nochmals, baß Rahr bei dieser Sizung es als höchfle Dringlichkeit bezeichnet habe, fofort in Berlin   eine nationale Reichsregierung zu schaffen. Kahr  habe gefagt, es würde p'anmäßin und fonzentrisch vorgegangen werden. Er habe ferner erklärt, die gesamte militärische Leitung werde Loffom haben. Die banerischen Divifionen, so habe Lossom erklärt, würden mitmachen, solange es sich um feinen Rapp- Butic hantele.

( Fortsetzung im Morgenblatt.)