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In dem Untersuchungsausschuß des Reichstages haben mir uns ein Bild machen können zum mindesten von den bedauer­lichen formalen Berstößen gegen internationale Gepflogenheiten, von der Verschleppungstaftir ber verantwortlichen Män­ner, von dem unheilvollen Einfluß militärischer Instanzen, die es nicht dazu kommen laffen wollten, daß die vom Balikan gewünschten Erklärungen über die Ziele der deutschen   Politit abgegeben wurden. Ich habe im Untersuchungsausschuß gerade mit Rücksicht auf die Erzbergersen Darlegungen und die Anfechtungen derselben eine Ehrenpflicht zu erfüllen geglaubt, wenn ich, mit unerschütter­licher Objektivität meines Amtes waltete und alles aus den Atten festzustellen suchte. Die grundsägliche Gelankenwelt, aus der Luden. dorff nicht nur heute, sondern schon damals handelte, ist be­dingt durch seine tonfeffionelle Einstellung und seine antírömi­fchen Affette. Bon anderen Mächten ist tem Batikan vorgeworfen worden, daß er Deutschland   begünstige; eine Stellungnahme zu gunsten Deutschlands   tann jedenfalls nicht behauptet werden.

Ludendorff   verdankt es gerade dem Vatikan  , daß er in Deutsch­ land   seinen Aufenthalt haben tann,

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darum muß man sein Auftreten bezeichnen als leichtfertig, unwissend und wenig ritterlich. Am I immst en trifft der Borwurf die deutschen   Katholiken, daß wir am Bertust Elsah Lothringens schuld seien. Elsaß Lothringen   war schon zu fünfzig Prozent verloren, als wir es auch politisch verloren. Und Oberschlesien   wäre auch in feinem legten Reft verloren gegangen, menn unsere feelischen Kontakte nicht gewesen wären.( Bebh. Beifall im Zentrum.) Mit aufrichtigem Schmerz müssen wir so manche Zerfegungserscheinungen beobachten, es ist eine Schmach, daß uns Ratholiten solche Vorwürfe von dieser Stelle gemacht werden. Das Echo dieser verunglückten Aeuße rungen Ludendorffs wird sich in der ganzen fatholischen Deffentlich. feit zeigen und auch im Rheinland  . Soll das der Anfang des neuen Deutschlands   sein? Wohlan, man wage diese Fahrt, aber wir machen sie nicht mit.( Lebhafter Beifall im Zentrum.)

Bugegeben, daß es verhältnismäßig leicht ist, mit dem politischen Hornochsen Ludendorff fertig zu werden, so läßt die Abrechnung an Bucht und Gründlichkeit nichts zu wünschen übrig. Besonders inter­effant ist die Enthüllung, daß gerade der Batifan fich dafür eingefegt hat, daß Ludendorff   Aufenthalt in Deutschland   und wohl beson ders in Bayern   wieder nehmen konnte.

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Noch kein Wahltermin.

Auch der 6. April fraglich.

Heute vormittag hatte der Reichstanzler eine Be­prechung mit dem Reichspräsidenten  . Mittags and fodann ein Ministerrat über die Lage im Reichs tage statt. Ueber den Zeitpunkt der Reichstagsauflösung und über den Wahltermin steht jedoch im Augenblick noch nichts fest. Der Termin des 6. April, der in letzter Beit mehrfach genannt wurde, ist noch nicht ganz sicher, menigstens hat die Regierung noch feinen Beschluß gefaßt. Aus mahltechnischen Gründen ist der 6. April unwahrscheinlich. Da die Wahlen auch im besegten Gebiet durchgeführt werden sollen, müßte ein solcher Beschluß der Rheinlandkom mission zur Registrierung vorgelegt werden. Die Kommission verlangt allgemeine eine Frist von zehn Tagen. Die Wahlvor­bereitungen fönnten jedoch erst nach der Entscheidung der Rheinlandtommission beginnen. Ein allzu früher Termin für die Wahlen muß deshalb mit Rücksicht auf das besetzte Gebiet vermieden werden.

Die deutsche Kreditfrage.

London  , 6. März.( WTB.) Daily News" zufolge hat die Nationale Friedens- Bereinigung dem Premierminister ein Memo. randum überfandt, worin für die Einberufung einer Weltfon. ferenz eingetreten wird, die unter anderem erwägen foll, wie die deutschen   Finanzen in Ordnung gebracht werden können, und wie der notwendige Auslandskredit für Deutschland   ge­sichert werden foll. Auch auf die vielleicht erforderliche Revision ge­wiffer Teile des Versailler Vertrages   wird in dem Meinorandum hingewiefen.

Die Goldnotenbank.

Paris  , 5. März.( Eigener Drahtbericht.) Aus den am Montag von dem Komitee Dawes zusammen mit dem Reichsbant. präsidenten Dr. Schacht durchberatenen Statuten der Deutschen Goldnotenbank glaubt die Information" folgende Einzelheiten mit teilen zu können:

Ich suche Stellung.

Seit dem 1. Januar suche ich Stellung. Im Bureau, Geschäft oder Haushalt. Konsequent ohne Erfolg. Wer glaubt auch einer abgebauten Redakteurin, daß sie rechnen oder Maschine schreiben fann? Bom Kochen schon gar nicht zu reden. Wenn mir aber wirt lich ein Boften in Aussicht stand, so waren die Verhältnisse, unter denen man meine schäzbare Kraft engagieren wollte, zum mindesten anormal. Oder ist eine Arbeitszeit von 8 bis ca. 6 Uhr ohne Tisch zeit, wie sie mir in einem Korsettgeschäft in der Beuthstraße geboten wurde, jetzt die übliche Bureauzeit?

Sehr unterhaltend war mein Erlebnis mit dem dunkelhäutigen. herausgeber einer Industriezeitschrift, einem Berser, der sich gerade hinter einem Vorhang umfleidete, als ich zu ihm fam. Das Resultat dieser Beschäftigung, das ich dann genießen durfte, war in seiner Farbenfreudigkeit überwältigend: der persische Herr prunfte in einer rosenroten Sportweste, hellgrauem Anzug, lichtblauem Schlips und gelben Schuhen. Mir als Arbeitsuchende war es interessant, von diesem Sohn des Orients zu hören, daß er feinerlei Mittel befäße, folche aber in Anbetracht des wichtigen Zwedes feiner Zeitschrift von der persischen und der deutschen   Regierung zu erhalten hoffte. Da ich zumindest hinsichtlich der deutschen   Regierung nicht die gleiche Hoffnung hegte, so widerstand ich selbst der Lockung einer mir außer dem Gehalt versprochenen Lasse Tee täglich und ging von dannen. Denn schließlich: ficher wäre hier wohl höchstens die Tasse Tee ge wesen.

Eine Kartonfabrik in der Wassertorstraße fuchte eine ganz felb. ftändige Korrespondentin in Bertrauensstellung bei hohem Gehalt". Meldung zwischen 1 und 3 Uhr. Das wäre doch etwas für mich bestimmt! Als ich um 2 Uhr antam, standen etwa 40 Damen auf der Treppe bis in den Hof hinunter. Denn der Herr Kartonfabrikant ließ die Stellungsuchenden draußen vor der Tür warten. Bei etwa 6 Grad Kälte. Was find für ihn Arbeitsuchende auch anderes wie Bettler! Ungefähr alle Viertelstunden wurde eine hereingelassen. Die heraustamen, schimpften: Nicht mal 150 m. will der geben und verlang' wer weiß was!" Die Bertrauensstellung" schien mit un­gefähr 100-120 m. bewertet zu werden. Nachdem wir- inzwischen waren noch immer mehr Stellungsuchende gekommen etwa bis 4 Uhr gewartet hatten, hieß es: Heute fann niemand mehr emp fangen werden, wer mill, soll morgen wiederkommen." Wozu aber niemand Luft hatte.

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Nun versuchte ich es mit einem Inserat, in dem ich meine fämt lichen Kenntnisse im journalistischen und kaufmännischen Beruf ver­Lodend fchilderte, auch angab, daß ich Haus- und Rüchenpragis be. size. Aber auch das zog nicht. Die Arbeitgeber verstehen eben nicht, ihren Vorteil wahrzunehmen. Es liefen nur verschiedene Aufforde rungen ein, Aktien, Bücher, Zeitschriften u. dgl. gegen Provision zu vertreiben. Ein einziges Stellenangebot erging an mich, und das war so einzig in seiner Art, daß es verdient, in weitesten Arbeit nehmerfreisen bekannt zu werden. Hier ist es mortgetreu: Ich suche per sofort eine Dame, welche mir sowohl im Bureau, wie auch im Haus hilft, vollkommen free Station und im Anfang ein fleines Taschengeld erhält, paier am Imfag bes teiligt ist. Ihre Pflichten wären im Bureau Maschinenabschriften evtl. mal Stenogrammaufnahmen, leberwachung der notenschrift, lichen Arbeiten, welche von meinen Musikern ausgeführt werden, Berkehr mit der Kundschaft. Im Hause, wo ich täglich für die groben Arbeiten eine Frau habe, Staubwischen, Kochen für uns beide, Nähen und Stopfen, soweit Zeit ist, einmal im Monat Blätten und Rollen. Für die Wäsche habe ich auch eine Frau. Im Sommer habe ich einen fleinen Garten, wo Sie mir auch evtl. hin und wieder etwas helfen müßten...."

Inzwischen suche ich weiter Stellung, aber feine aus drei Boften fombinierte, wie sie mir in jenem Briefe für ein fleines Taschen geld" angeboten wird.

Jm, Interesse Deutschlands  ".

Ein früherer Hauptmann als Vorschußschwindler. Den Borschußschwindel im großen betrieb im Frühjahr vorigen Jahres ein elegant auftretender Mann, der fich Militärattaché und Rapitänleumant a. D. Gerhard von Bob" nannte und einen politischen Anstrich zu reben verstand. Er erschien bei Banten  , Großindustriellen und Großgrundbesitzern, besonders in Pommern  , um Bestellungen auf eine Broschüre zu suchen, die im Interesse Deutschlands  " im In- und Auslande möglichst weit verbreitet werden folle. Die Werbeformulare, beren Inhalt sich später als pollständig erdichtet erwies, trugen den Auf­brud Auswärtiges Amt, Haus Wilhelmstraße". Den so ermedten Eindrud, als ob er mit der Regierung in Verbindung stehe und in Das Kapital der Bant foll 1 200 Millionen Goldmar! deren Auftrag handele, wußte er dadurch noch zu verstärken, daß betragen und sich wie folgt zusammenfegen: 1. Das eigentliche Attien er in die Unterhaltung sehr oft Namen von hervorragenden Männern fapital der Bank in Höhe von 400 Millionen, von denen 100 Mil des öffentlichen Lebens so einfließen ließ, als ob er mit ihnen in lionen die Grundstüde und Gebäude der Reichsbant repräs vertrautem Verkehr gestanden hätte Weil die Umgangsformen des sentieren, 150 Millionen in Deutschland  , die restlichen 150 Millionen Mannes einwandfrei waren, so glaubte man ihm aufs Wort und im Ausland zur Zeichnung aufgelegt werden sollen. 2. Weitere gab ihm nicht nur die erbetenen Anzahlungen, sondern auch 400 Millionen sollen dem neuen Institut aus der durch die Ueber. nhch erhebliche Beiträge zur Fertieftellung des angeblich hochwichtigen schüsse der deutschen   Bahnen zu garantierenden internationalen An- erfes. Als man in einer pommerschen Stadt einmal doch Ver leihe zur Verfügung gestellt werden. 3. Der Rest in Höhe von eben, dacht schöpfte und den Werber festnehmen ließ, verlangte er ent. rüftet, einem sehr angesehenen Manne der Stadt gegenübergestellt falls 400 Millionen soll durch eine innerdeutsche Obligationsanleihe zu werden, der ihn fenne. Ein Beamter brachte ihn dorthin, und aufgebracht werden, für die ein Teil der Hypotheken, auf die die nun begrüß'e ber Festgenommene diesen Mann so geschickt, daß sein Rentenbank aufgebaut ist, als Garantie dienen soll. Der Binsfuß Berleiter überzeugt sein mußte, er fenne ihn und seine Familie fchon diefer deutschen   Obligationen soll auf 8 Broz. festgesetzt worden fein feit langer Zeit. Nach dieser Refognofzierung" wurde der" Militär. Der Verwaltungsrat des neuen Instituts foll aus 14 mit attaché" fofort wieder entlassen. Als sich herausstellte, gliedern, 7 Deutschen   und 7 Ausländern( je einem Amerifaner, Eng, daß er den angesehenen Mann nur daher fannte, daß er auch ihm länder, Italiener  , Franzosen, Belgier, Holländer und Schweizer  ) be- erst am Tage vorher die Broschüre aufgeredet und eine nette Summe stehen. Der Präsident soll ein Deutscher sein. Seine Stimme foll abgenommen hatte, war er bereits verschwunden. Auf Grund der Warnungen in der Presse wurde der Schwindler endlich doch erwischt bei Stimmengleichheit den Ausschlag geben. Das Bersonal der Reichs- und als ein 26 Jahre alter aus Güstrow   rebürtiger früherer bank soll von dem neuen Inftitut in seiner Gesamtheit übernommen

werden.

Amtliche Devisenkurse.

100 bolländische Gulden 100 argentinische Papier Besos

100 belgische Frants 100 norwegische Kronen

100 dänische Stronen.

100 ichwedische Kronen.

100 finnische Mart

1 japanischer Den.

100 iltalienische Lires

1 Bfund Sterling.

1 Dollar.

100 französische Franks.

1 brasilianischer Milreis

100 Schweizer ranks

100 ipaniiche Befetas

100 tschechische Stronen

100 000 österreich  . Kronen( abgeft.)

100 000 ungarische Kronen

100 bulgariiche Lema

100 jugoslawische Dinare.

100 Danziger Gulden.

6. März Geld Briet

5. März Welb Brief

156,61 157,89 156,61 157,89 143,50 144,50 143,50 144,50 14,96 15,04 14,96 15,04 57,06 57,84 57,41 57,74 66,33 66.67

10,57 10,63

18,15 18,25 18.055 18,145

4,19 4,21 17,16 17,24

10,57

17.16

auptmann Walter Wiele testgestellt. Die Ermittlungen ergaben, daß er auch Mecklenburg   schon heimgesucht hatte. Deshalb follte er jetzt von Dresden  . wo er in Untersuchungshaft faß, nach Treptow   a. d. Tellenfe gebracht werden. Auf dem Wege dorthin ist er gestern entwichen. Ohne feften Wohniig, wird er wahrsch: in­lich zunächst verfuchen, in einer Großstadt unterzutauchen, deshalb fahndet auch die Berliner   Kriminalpo'izei auf ihn. Mitteilungen über sein Auftauchen nimmt Kriminalfommissar Brebed im Polizei präsidium entgegen.

Fällige Gemeindeabgaben im März.

Im Monat März sind an den städtischen Steuerfaffen zu zahlen: a) Grundvermogenssteuer bis zum 15. März: in 66,33 66,67 der bisherigen Höhe, soweit es sich nicht um gärtnerisch, forst- und 109,72 110,28 109,72 110,28 landwirtschaftlich genußte Grundstücke mit einem Gesamtwert für 10,68 die Wirtschaftseinheit bis zu 200 000 m. handelt, deren Grundsteuer 1,895 1,905 1895 1,905 der im Finanzministerialblatt Nr. 3 und im Gemeindeblatt der Stadt 18,15 18.25 Berlin   Nr. 9 veröffentlichten Kürzung unterliegen. Die Steuer für 18.055-18,145 bebaute, Dermietete Grundstü de tann bis zum 22. März 4,19 4,21 ohne Buschlag gezahlt werden. b) Straßenreinigungs. 17.24 beiträge: Bis zum 15. März in der bisherigen Höhe. c) Hunde­0,495 0,505 0,495 0,505 und Motorbootsteuer Unterschiedsbeträge aus der inzwischen 72,82 73,18 72,82 78,18 eingetretenen Erhöhung der Hundesteuer für den ersten Hund auf 51 27 51,58 51.87 52,18 30 Goldmart jährlich und der Erhöhung der bisherigen Motorboot­6,38 6,42 6,98 6,42 fteuerfäße um 50 Broz. find für Januar! März bis zum 3. März fällig 12,21 12,29 12.21 12,29 d) Lohnfummensteuer: Bis zum 10. März. Die Steuer für 7,48 7,52 7,48 7,52 den Monat März beträgt von dem im Februar gezahlten Lohn und 3,39 3,41 8,89 8,41 Gehalt 1 Proz. des Lohnes für den 1. bis 50. Arbeitnehmer. 5,68 5,72 5,68 5.72 1% Broz. des Lohnes für den 51. bis 100. und 2 Proz. für den 72,21 72,59 72,21 72,59 101. und jeden weiteren Arbeitnehmer. Da die neuen Steuerfäße

rüdwirtende raft vom 1. Januar d. 3. haben, sind außer. dem die Unterschiedsbeträge zu zahlen, die sich bei Anlegung der neuen Säge unter Abzug der für Januar und Februar bereits ges leisteten Zahlungen ergeben. Derartige Nachzahlungen kommen nur für Betriebe von mehr als 50 Arbeitnehmern in Frage. Im übrigen wird auf die an den Anschlagfäulen veröffentlichte Bekanntmachung verwiesen. Bei nicht rechtzeitiger Zahlung ist für jeden auf den Zeitpunkt der Fälligkeit folgenden angefangenen halben Monat ein Buschlag in Höhe von 5 Proz. des rüdständigen Goldmarkbetrages zu entrichten.

Gestohlene Akten.

Ein Nachspiel zum Bernotat- Prozeß.

Der Fall Bernotat wird in nächster Zeit wiederum das Berlines Gericht beschäftigen. Größtes Aufsehen erregte es seinerzeit, daß Direttor" Karl Bernotat, der berüchtigte Gentleman- Einbrecher, mehrmals ebenso wie sein Hauptkomplize, der Kaufmann Otto Ra. minski, aus dem Gefängnis entfliehen fonnte. Bei den ange. wegenen Ausbrüche ermöglicht hatten, ergab sich die überraschende stellten Ermittlungen über die Mittel und Wege, die diese ver Tatsache, daß Bernotat und Kaminfti bereits früher bei ihren zahl. lofen Wohnungs- und Hoteleinbrüchen mehrfach festgenommen wor den waren, daß die Ermittlungen aber regelmäßig im Sande ver laufen waren, weil die gesamten Bolizei. und Straf­aften über Bernotat verschwunden waren.

Es war fofort flar, daß Beamte die Hand im Spiele hatten, und es wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, daß sich auf verschiedene Landgerichte, auch außerhalb Berlins  , erstreckte, Bernotat war bereits vor Jahren in 3nsterburg zu längerer Freiheitsstrafe verurteilt worden. Auch beim dortigen Landgericht hatten Bernotat und Kaminsti einen Einbruch bei einem Ingenieur waren alle Strafetten verschwunden. Im Mai 1920 Beber in der Xantener Straße verübt. Die Täter wurden er mittelt und bei Kaminski wurden gestohlene Perser Brüden bes schlagnahmt. Ein Jahr später war ein Einbruch bei dem chilenischen Konsul Huelmar in der Wichmannstraße verübt worden und wiederum waren die beiden Einbrecher als Täter verhaftet worden. Es gelang ihnen in beiden Fällen, das Strafverfahren dadurch aus der Welt zu schaffen, daß sämtliche Bolizeiaften und Registereintragungen auf rätfelhafte Weise ver. schwanden Sogar die daktyloskopischen Eintragun gen und Vermerte im Verbrecheralbum, die Aftenregister und Bor­ftrafeneintragungen bei den Staatsanwaltschaften I und III in Ber lin und aus dem Haftbuch die Eintragung des Namens Bernotat waren ausgeschmitten. Als dann die beiden langgesuchten Verbrecher endlich wieder, nachdem fie jahrelang ihr gemeingefährliches Treiben fortgesetzt und nahezu 100 Ein brüche verübt hatten, ding­fest gemacht worden waren, fam man auch dem rätselhaften aften­verschwinden auf die Spur. Bernotat hatte nach seiner Festnahme eingestanden, daß ber Kriminalbetriebsassistent Wie hold an ihn mit einem derartigen Angebot herangetreten war, und daß er Wiechold dafür mehrmals größere Beträge ge­zahlt habe. Später hat er diese Aussage widerrufen und behauptet jezt, daß er nur mit einem inzwischen verstorbenen Polizeivigilanten Schilfe in Berbindung getreten sei. Uebrigens waren Bernotat und Kaminsti in ihrer Dreiftigkeit sogar so weit gegangen, daß fie fich nicht nur mit der Freilassung begnügten, sondern daß sie auch mit Hilfe der Beamten die Herausgabe der beschlag­nahmten tostbaren Teppiche bewirkten. Unter der Ana schuldigung des Amtsverbrechens und der Bestechung werden sich nunmehr in nächster Zeit der Kriminalbetriebsassistent Paul Wiechold, der durch R.-A. Dr. Jacques Abraham verteidigt wird, und der Kriminalbetriebsassistent Richard Mold gemeinsam mit Karl Bernotat und Otto Kaminifi vor der Straffammer des Land gerichts I zu verantworten haben. Die beiden angeklagten Polizei. beamten leugnen jede Schuld. Belastend für sie ist jedoch ein Raffiber, den Bernotat aus dem Gefängnis an feine Ehefrau schicken wollte. Bernotat, der zur Verbüßung der ihm zubittierten 12jährigen Buchthausstrafe nach Raugart übergeführt worden war, befindet sich seit furzem wieder unter ffrengster Bewachung im Untersuchungsgefängnis zu Moabit  . Er wird in der neuen Berhand lung burch R.-A. Bloch verteidigt werden. Kaminski verbüßt gegen wärtig feine mehrjährige Gefängnisstrafe in Tegel  .

Neuartige Straßenbahnreklame. Auf Ring 3 läuft zur Probe ein Triebwagen, der mit einer neuen Art von Dachrellame ausgerüstet ist. Die Reklamefchilder sind abends beleuchtet, so daß durch diese Lichtreflame auch in wenig beleuchteten Straßen die Reklame zur Birtung fommt. Für den Straßenbahnbetrieb selbst entsteht durch die Lichtreflame der Borteil, daß auch die Richtungs schilder an den Seiten mitbeleuchtet werden.

Verband Boltsgesundheit, Ortsverein Berlin  . Die Kunst, den Menschen bodzuzüd ten. Referent: Ben. Dr. W. Winich. Vorträge finden jeden Don nerstag abends 8 Uhr in der Schule Niederwallstr. 12, statt. Distufion. Eintritt frei.

odapo Erdbeben in Südamerika  .

Aus San José   im Staate Costarica   wird gemeldet, daß neuerdings wieder 40 Erdstöße verspürt worden sind, davon 12 fehr heftige. Die meisten Straßen der Stadt find infolge der durch die Erdstöße entstandenen Risse unbefahrbar ge worden.

Groß- Berliner Parteinachrichten. Engerer Vorstand.

Freitag abend 5 Uhr Sigung im Sekretariat, Cindenstr. 3.

5. Areis Friedrichshain. Achtung, Abteilungsleiter! Heute. Donnerstag, abends 5 Uhr, beim Genofen Buchmann, Stralauer Allee 25. bestimmt erscheinen. 13. Kreis Tempelhof  , Mariendorf  , Marienfelde  , Lichtenrabe. Freitag, den 7 März 7 Uhr, im Rathaus Marindorf  , 8mmer 26: Gigung der Bildungsausfcüffe file alle 4 Orte Pünktliches und vollzähliges Erscheinen unbedingt e forderlich. 91. Abt. Rentölln. Freitag, ben 7. März, 7%, Uhr: Funktionärtonterens bei Röfter, Bigmann Ede Karlsgartenftr. Alle, auch die weiblichen Funktionäre find eingeladen.

Sport.

12. Berliner   Sechstagerennen.

Heute abend 9 Uhr beginnt im Belodrom am Raiser. damm ein neues Berliner   Sechstagerennen, tas bis zum 12. März, abends 10 Uhr, dauern wird. Die Wertungen finden nachmittags 5 Uhr, abends 10 Uhr und nachts 2 Uhr statt. Die bisherige 3- Uhr Nachmittagswertung tommt durch die 5- Uhr Wertung in Fortfall. Im übrigen werden bei jeber Wertung jet 6( bisher 5) Spurts( zu je 10 Runden) ausgefahren. Damit ist er reicht, daß jeder einzelne Fahrer drei Spurts fahren muß, während bisher der eine des Fahrpaares 2 und der ande. e 5 Spurte zu bes streiten hatte. Das Prämien weten, eine üble Erscheinung innerhalb des Berufssportes, ist diesmal start eingedämmt und auf bestimmte Stunden verteilt worden. Es gibt innerhalb 24 Stunden nur zwei Prämienstunden in der Zeit von 11-12 Uhr abends und 3% bis 4% Uhr morgens. Die letzte Stunde, die ge­wöhnlich die Entscheidung des Rennens bringt, ist diesmal nach amerikanischem Muster zum erstenmal in Deutschland   eingeführt worden, und zwar jo, doß nach je 10 Runden in der legben Stunde cin Wertungsspurt stattfindet, wobei der erste 48 Punkte, der zweite 8, der dritte 6 und der vierte 4 Punkte erhält. Die men ber Fahrerpaare find: 1. ban Net- Moestops, 2. Lawrence Taylor, 3. Storm- Blefemolen, 4 Oliveri- Tonani. 5. Rizetto- Stellbrint. 6. Rütt- Lewanow, 7. Saldom- Bauer, 8. Lorenz- Techmer, 9. Kruplat Huschte, 10. Hahn- Tiez, 11. Wittig- Schrage, 12. Samall- Stabe, 13. Roch- Kroll 14. Rudel- Kendelbacher, 15. Pawfe- Passenheim.