fönnte, um ausgesprochene Richtungswahlen. Eine Durch ficht der Stimmzettel zeigt vielmehr, daß die reinen Richtungsjettel von rechts oder links eine überraschend fleine Minder heit bilden. Die Mehrzahl der Wähler hielt offenbar den Richtungsstreit mit der Entscheidung über die beiden ersten Stellen der Listen für erledigt und stimmte nun rein nach per= önlicher Sympathie bzw. Wertschäßung über die einzelnen Borfchläge ab. Die meisten Stimmzettel weifen Namen der Rechten und der Linfen in den denkbar verschiedensten Gruppierungen auf.
Ja noch mehr! Selbst die reinen Richtungszettel find ohne Uebereinstimmung bezüglich der Reihenfolge der ein zelnen Namen. Durch vor die Namen gefeßte 3iffern haben manche Wähler noch außer der Reihenfolge von oben nach unten angegeben, an welche der Stellen von 3 bis 8 fie die einzelnen Kandidaten gelegt wünschten.
4. Steffe: 2öwenstein 205, Heinig 111, Ryned 94, Arille 57, Künstler 7, Reimann 1, Holz 1, Ströbel 1, Ella Seeger 1, Frau Wurm 1, Wermuth 1, Czeminsti 1 Stimme,
5. Stelle: Krille 136, Löwenstein 85, Holz 64, Heinig 58, Reimann 31, Ella Seeger 25, Künstler 3, Frenmuth 3. Haß 3, Ströbel 2, Hilferding 2, Wermuth 2, Ryned 1 Stimme.
6. Stelle: Holy 107, Heinig 49, Reimann 43, Ella Seeger 42, Krille 34, Frau Burm 10, Ströbel 5, Freymuth 4, Löwenstein 2, Czeminsti 2, Wermuth 1, haß 1, Rünftler 1 Stimme.
7. Stelle: Ella Seeger 72, Reimann 50, Krille 33, Holz 33, Frau Wurm 7, Seinig 3, Czeminsti 3, Hilferding 3, Hilferding 3, Ryned 2, Haß 1. Wermuth 1, Ströbel 1, Löwenstein 1- Stimme.
8. Stelle: Reimann 49, Holz 39, Ella Seeger 28, Frau Burm 10, Ströbel 10, Wermuth 3. Hilferding 3, faß 2, Wäger 2, Robert Schmidt 1, Freymuth 1 Stimme.
9. Stelle: Ella Seeger 37, Reimann 26, Frau Burm 11, Ströbel 8, Haß 5, Ryned 2, Holz 2, Wäger 1, Wermuth 1, Hilfer
bing 1 Stimme.
10. Stelle: Reimann 37, Hilferding 4, Czeminsfi 3, Heinig 1, Wermuth 1, Frau Wurm 1 Stimme.
Sigung gestellt wurde. Nachdem die Kommunisten noch einige Reden über den Borfall vom Stapel gelaffen hatten, wurde in die fachliche Beratung der Tagesordnung eingetreten.
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Dresden , 6. März.( Eigener Drahtbericht.) Gegen zwei industrielle Unternehmungen in Zittau sind am Mittwoch Bombenattentate perübt worden. Berlegt wurde niemand. Der Sachschaden ist gering. Bom Ministerium des Innern wurden fofort die nötigen Erhebungen angeordnet.
ST
Ueber den Charakter des Zwischenfalles orientiert vielleicht am
besten ein Artikel der der Regierung nahestehenden Bayerischen Bollspartei- Rorrespondenz", in dem es u. a. heißt:
Der Staatsanwaltliche Blih. Schwere Vorwürfe gegen die Hitler- Prozeßführung. München , 6. März.( Eigener Drahtbericht.) Anschließend an den Abbruch der Verhandlungen im Hitler Brozek hat noch im Laufe des Vormittags eine Besprechung im Die Feststellung des Wahlergebniffes war eine ungemein Justizminifterium stattgefunden, die am Nachmittag weiter schwierige Arbeit. Rund 500 Delegierte hatten je zwei Stimm ging. Es wurde versucht, den Zwischenfall durch eine Erklärung zettel mit je 8 Ramen abgegeben, so daß rund 8000 Stimmen Auf den ersten Blick frappiert die ungeheure Bersplit- des Borfigenden und der Berteidigung aus der Welt zu auszuzählen waren. Erfahrungsgemäß unterlaufen bei den terung der Stimmen. Sie ist eine notwendige Folge der Ab- haffen. Auf alle Fälle wird am Freitagvormittag zu gewohnter ersten, unter dem Drud einer wartenden Versammlung stehen- ftimmung über je 8 Randidaten in einem und demselben Stunde die Verhandlung wieder aufgenommen. den vorläufigen Feststellungen solcher Wahlresultate meist Bahlgang. Die Unmöglichkeit eines solchen Verfahrens tritt mancherlei Fehler. Das hat fich nachträglich auch in diesem damit klar zutage. Mit Stimmenmehrheit gewählt find in Falle ergeben. Nicht mur, daß z. B. der Genoffin Ryned, beiden Kreisen nur je ein Kandidat und zwar an der dritten offenbar durch einen einfachen Additionsfehler, 100 Stim Stelle: Genoffin Bohm Schuch für Berlin und Genoffe men zu wenig angerechnet worden find, es ist auch künstler für Teltow - Beestow. Ihre Stimmen fonzen irrtümlicherweise bie auf den Stimmzetteln flar erkennbar gestrieren sich fast restlos auf die dritte Stelle. Aber es tritt wünschte Reihenfolge nicht berücksichtigt worden, felbft nicht aus den weiteren Resultaten auch flar hervor, wen der Bea die durch besondere Um- oder Neu- Numerierung hervor girtsparteitag an die übrigen Stellen fezen wollte und bei gehobene, so daß die oben wiedergegebene Zusammenstellung Abstimmung über die einzelnen Stellen zweifellos gefeßt der Auszählungsfommiffion nicht dem wirklichen Willen der haben würde: an die 4. Stelle in Berlin Genossen Aufhäuser Wähler entspricht. Es fann aber feine Rede davon sein, daß( schon 177 Stimmen Vorschuß von der 3. Stelle), in Teltowetwa böse Absicht dabei maßgebend gewesen wäre, benn die Beeskow Genossin Ryned( schon 172 Stimmen Borschuß von Muszählungskommiffion war paritätisch zusammengesetzt und der 3. Stelle), an die 5. Stelle in Berlin Genossen Richard je ein Rechter" und ein, Linter" haben paarweise zufammen Fischer( 169 Stimmen Borschuß), in Teltow - Beeskow Genoffen gearbeitet. Eine im Beisein und unter Mitwirkung des Bor- Löwenstein( 205 Stimmen Borschuß) usw. fizenden der Berliner Bartelorganisation, des Gen. Künstler, auf meine Veranlassung von 10 parteigenössischen Reichstags abgeordneten aus der Provinz vorgenommene forgfältige Feststellung hat für die Stellen 3 bis 10 der beiden Listen folgendes Resultat ergeben:
3. Stelle: Bohm- Schuch 287, Aufhäuser 177, Hoffmann 2, Breunig 1, Mofes 1, Clajus 1 Stimme.
4. Stelle: Fischer 169, Breunig 116, Aufhäuser 108, Mofes 52, Hoffmann 19, Bäger 8, Litte 3, Ella Seeger 3, Freimuth 2, Zechlin 1, Severing 1, Robert Schmidt 1, Thurm 1 Stimme.
5. Stelle: Hoffmann 129, Moses 93, Wäger 88, Fischer 76, Breunig 37, Bechlin 24, Bitte 6, Wurm 1, Schweithardt 1, Bohm Schuch 1. Ella Seeger 1, Aufhäuser 1, Weinberg 1, Edarbt 1 Stimme. 6. Stelle: Bechlin 78, Mofes 69, Breunig 52, 2itte 47, Wäger 46, Hoffmann 38, Ella Seeger 21, Schweithardt 19, Edardt 3, Frau Dr. Went 3, Ciajus 2, Severing 2, Heinig 1, Weinberg 1, Ruben 1, Aufhäuser 1, Beefer 1 Stimme.
7. Stelle: Bager 57, Bechlin 52, Hoffmann 31, Ditte 30, Breunig 30, Schreithardt 28, Ella Seeger 22, Robert Schmidt 8, Gerhardt Seeger 7, Edarbt 5, Häbide 3, Thurm 3, Clajus 3, Geve ring 2, Beefer 2, Holt 2, Frau Dr. Went 1, Braß 1, Hilferding 1, Ströbel 1, Bohm- Schuch 1 Stimme.
Diese Reihenfolge aber deckt sich völlig mit derjenigen, die der erweiterte Bezirksvorstand dem Bezirksparteitage vor geschlagen hatte und die er dem morgen abend erneut zufammentretenden Bezirksparteitage wiederum vorschlagen wird. Sie dürfte nunmehr wohl einstimmig und im ganzen zur Annahme gelangen.
Kommunistenkrach im fächsischen Landtag.
• Handgemenge mit Schuhpolizei.
Wenn sich der Staatsanwalt aus guten Gründen wegen des Benehmens eines Verteidigers im Interesse der Staatsautorität nicht mehr an der Berhandlung beteiligen zu fönnen glaubt, so ist darin ohne Zweifel ein schwerer Vorwurf gegen die Prozeßführung enthalten. Denn damit gibt der Bertreter der Anklage mit einer nicht mißverständlichen Geste zu erkennen, daß im Gerichtsfaal unter der verantwortlichen Leitung des Vorfihenden fich Dinge ereignen fönnen, die den Bertreter der Staatsautorität zur Selbsthilfe veranlaffen, weil er sich durch die Prozeßleitung nicht genügend geschützt fühlt. Diese Sachlage hebt den Vorgang Dom Donnerstagvormittag weit über die Bedeutung eines auffehenerregen den Zwischenfalles hin aus. Es handelt sich vielmehr um ein Ereignis, das ein grelles Cicht auf die ganze Prozeßführung wirft. Es ist Sache der verantwort lichen Prozeßregie, wie der Zwischenfall beigelegt wird. Man tann sich aber nicht gut vorstellen, daß man durch ein paar Er flärungen und loyale Gegenerklärungen die Sache aus der Welt fchaffen fann. Die Tat des Staatsanwalts wirft wie ein Blih in einer schwül gewordenen Atmosphäre. Man fann nicht gut Blige einfangen; man fann unmöglich alles beim alten lassen. Zum mindesten wird Borforge zu treffen sein, daß die Position des Staatsanwalts bedeutend verstärkt wird. Es rächen sich hier schwere Unterlassungsfünden. Alle Maßnahmen nach dieser Richtung hin werden aber nicht ausreichen, um die Befangen heit, die zum minbesten nunmehr bei einem großen Teil der öffentlicyen Meinuna gegenüber der ganzen Prozeßführung be steht, aus der Welt zu schaffen."
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Dresden , 6. März.( Eigener Drahtbericht.) Der Landtag ftand am Donnerstag schon vor Beginn der Sigung unter den Charakteristisch für die Führung des Hitler- Prozesses waren Anzeichen eines großen Tages". Bereits um 12 Uhr fammelten von Anfang an die offenen Beifallstundgebungen fich vor dem Gebäude Angehörige der tommunistischen Arbes Publikums zugunsten der Angeklagten, gegen die der Vorbeiterjugend, die versuchten, ohne Einlaßkarten in den Land. figende nur in den feltenfien Fällen fchüchterne Einwen. tag einzubringen. Vor start besetztem Hause und überfüllten Tridungen machte. Diese bezeichnende Nachsichtigkeit des Landbünen eröffnete der Präsident gegen 2 Uhr die Sigung. Da Sie am gerichtsdirektors Neidhard, die gerade bei dem Zwischenfall am legten Donnerstag auf fechs bzw. brei Sigungen ausgefchloffenen Donnerstagvormittag außerordentliches Aufsehen erregte, unter fommunistischen Abgeordneten Ellrobt und 3ipfel fich ftreicht die demokratische Allgemeine Zeitung " durch folgende wiederum im Plenum befanden und den Saal troh mehrmaliger Mitteilung: Schon daß sich Herr Neidhard die Verteilung der Aufforderung nicht verließen, sah sich der Präsident gezwungen, die Zuhörertarten aus der Hand nehmen ließ, war ein unverzeihlicher Sigung mit furzen Zwischenräumen zweimal zu vertagen. In der Fehler. Die Folge ift: nun besteht das Publikum dieses beklagens3wischenzeit entspann fich zwischen ben herbeigeholten werten Prozesses zum überwiegenden Teil aus dem Abschaum der Kriminalbeamten und fommunistischen Fraktionsmitgliedern Hiller- Versammlungen, insbesondere aus einer nicht nur im De eine Debatte, ba sich die Kommunisten auch jetzt noch hartnädig rolleté, sondern auch im Benehmen schamlofen parfümierten Weiblich welgerien, den Anordnungen des Präsidenten Folge zu leisten. Auch felt, welcher der Löwe des Tages, Hiller, in den Baufen" der Bor. vom Präfidenten ausgefertigten Räumungsbefehl stellung mit gedenhafter Manier die hand füßt. Der Berteller der wurde nicht stattgegeben. Daraufhin wurden die widerspenstigen Karten ist ein im Borzimmer des Landgerichtspräsidenten figendes Abgeordneten mit Hilfe der verstärkten Schußpolizei mitglied des Kampfbundes". unter ungeheurem Lärm der Kommunisten auf den Tribünen und im Saal nach einem längere Zeit anhaltenden Handgemenge aus dem Blenum entfernt, obwohl sie von ihren Parteigenoffen umzingelt waren. Jegt erst tonnte die Sigung beginnen. Die 3. Stelle: fünftler 306, Ryned 172, Löwenftein 8, Heinig 4, RBD. ftellte unter rielfachem Gelächter des Hauses den Antrag auf Krille 1, Elia Geeger 1, Freymuth 1 Stimme. Abfehung des Präsidenten, der auf die Tagesordnung der nächsten
8. Stelle: Breunig 60, Schweikhardt 40, Bechlin 29, Gerhardt Seeger 21, Hoffmann 16, Edarbt 11, Litte 10, Clajus 10, Robert Schmidt 8, Hadice 5, Ella Seeger 3, Severing 2, Beinberg 1, Holz 1, Ruben 1, Bäger 1, Bohm- Schuch 1, Richard Fischer 1 Stimme. 9. Stelle: Hoffmann 49, Edardt 33, Clajus 16, Sechlin 8, Gerhardt Seeger 8, Häbide 7, Litte 7, Wäger 4. Robert Schmidt 4, Breunig 4, Ella Seeger 3, Frau Dr. Wen! 1, Mofes 1, Ströbel 1, Thurm 1 Stimme.
10. Stelle: Bedlin 54, Clajus 34, Edarbt 10, 2itte 5, Ella Seeger 3, Häbide 2, Hoffmann 2, Gerhard Seeger 2, Wäger 1, Breunig 1, Frau Dr. Meyl 1, Bohm- Schuch 1, Severing 1, Fren muth 1 Stimme.
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• Wahlkreis Tellow- Beeskow.
Kunstschulreform.
Bon Mar Liebermann.
Der Bräflbent bet Atabemie der Rünfte, Mag Liebermann, sendet uns diesen Artikel, der, anknüpfend an die Bereinigung ber Berliner Hochschule filz bie bildenden Künfte und der Unterrichts anstalt bes kunstgewerbemuseums, die Grundfäße moderner Runft erziehung barlegt. Bir tönnen uns ben Ausführungen des Alt meisters ber beutfchen Maleret ohne jeben Borbehalt anfchließen, Reb. b. Borwärts".
Die Entschließung der Regierung bezüglich der Durchführung der Kunstschulreform, insbesondere die Maßnahme der räumlichen und organisatorischen Bereinigung ber Hochschule für die bildenden Rünfte und der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums, hat in Künstlerfreifen hochgradige Erregung hervorgerufen. In der Breffe wurden an die Regierungsmaßnahmen Folgerungen geknüpft, die den Tatsachen nicht nur nicht entsprechen, sondern ihr schnur strads entgegenlaufen, als ob die bisherige Hochschule für die bil benden Künfte einfach von der Kunstgewerbeschule aufgesogen werden solle. Daran ist nie gedacht worden und tann nie gebacht werben. Da mein Name in Verbindung mit diesen Gerüchten genannt wurde, fühle ich mich veranlaßt zu erklären, daß ich mich mit dem Ent schließungen der Regierung in voller lebereinstimmung befinde ( was mir leider in meinem langen Leben felten paffiert ist). Und als Präsident der Akademie der Künfte bereitet es mir befondere Genugtuung, daß in dem Plan der Neuregelung die staatliche Runftverwaltung der Akademie den Einfluß auf den gesamten Kunstunter richt, den sie früher gehabt hat und der ihr zukommt, wieder sichern will.
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Warum der Lärm? Daß gespart werden muß, wird niemand bestreiten. Jegt kommt es darauf an, nicht 25 Broz. mechanisch abzuftreichen, sondern aus der Not eine Tugend zu machen, indem nicht gespart wird am Notwendigen, sondern am lleberflüssigen. Die morschen Zweige follen abgefägt werden, damit der Baum um so beffer sich entwickeln umb um fo ebiere Früchte tragen fann. Das Talent foll gefördert werden durch Unterdrüdung der Talentlosigfeit. Plah dem Lüchtigen! Ein tüchtiger hand merter ist beffer als ein mittelmäßiger Künstler. Qualität nicht Quantität! 1797 schreibt Freiherr v. Heinih an Friedrich Wilheim II.:... nicht fowohl lauter eigentliche Künstler( als Maler usw.) durch die Atademie anzuziehen, weil deren zu große Zahl dem Staat, ber fie nicht alle beschäftigen und ernähren fann, im Grunde mehr schädlich als nüglich ist. Die Kunst gewerbeschule soll ebensowenig eine hohe Schule für Kunst werden, wie die jetzige Hochschule nicht zu einer Kunstgewerbeschule werden soll. Das wesentliche beider Gajulen foll, obwohl fie räumlich und organisatorisch zufammengelegt werden, erhalten bleiben.
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In der Unterstufe der neuen Kunstschule soll in streng geregeltem Unterricht eine allgemeine handwerkliche Ausbildung auf allen Gebieten der Künfte vermittelt werden. Die Oberstufe soll in Meister ateliers um diese Bezeichnung beizubehalten dem Schüler die eigene fünstlerische Ausbildung geben: nicht durch Unterricht, ba Runft weder gelehrt noch gelernt werden fann, fondern durch Ausbildung der fpeziellen Befähigung. Sich selbst zu finden, dazu soll der Lehrer dem Schüler behilf lich sein.
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Der bestgemalte Studienkopf ist kein Borträt: zu der Wiedergabe der äußeren Natur muß die Wiedergabe der inneren Natur des Malers fich gefellen, feine Berfönlid, beit. Den Ueberlegungen der Natur muß der Künstler den Stempel jeiner Natur aufbrücken. Die Ausbildung der Persönlichkeit der Schüler ist also die Aufgabe per oberen Stufe, und diese Ausbildung tann feine fyftematische fein, fie fann sich nicht anders als auf durchaus freier Grundlage vollziehen. Der Lehrer foll Berater des Schülers werden. Und in der strengen Selektion, die erst durch eine genaue Renntnis des Charafters möglich wird, scheint mir das wichtigste zu liegen. Die manuellen, technischen Fähigkeiten sollen in der unteren Stufe er worben fein, aber über die geiftigen und von ihnen hängt alles absoll die obere Stufe entscheiden. Erst in ihr wird es sich zeigen, ob der Schüler etwas Eigenes in tünstlerischer Form auszudrüden Dermag, ob der Dämon Rünstler" in ihm stedt.
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Ich bin mir wohl bewußt, daß auch die bestgemeinten Maß nahmen in ihrer Auswirkung abhängig find von der praktischen Durchführung; besonders in Kunstangelegenheiten fönnen sie nur Dann von Borteil sein, wenn der richtige Mann ar die richtige Stelle gefeht wird. Dann erst wird das Neugeschaffene feinen Zwed richtig erfüllen. In einem feiner Briefe schreibt Lichtwart schon vor mehr als zwanzig Jahren: 3ft fich die Schule flar, daß fie nicht ihrer felbft willen da ist, sondern der Volkswirtschaft zu dienen hat?"
Ludendorff und das Schlachtvieh.
Die deutsche Gegenwart ist reich an wizigen Ereignissen., Bir fehen dabei von den absichtlich herbeigeführten, ernft gemeinten und wider Willen ihrer Urheber humoristisch wirkenden ab und beschrän ten uns auf jene, deren Autor der Zufall ist. Ein ahnungsloser Bufall? Ein boshafter? Es gewinnt den Anschein, daß es ein bewußt boshafter, mit uns im Bunde ftehender ift. Hätte man in Deutschland mehr Sinn für seine großartige Bissigkeit, wir brauchten um die Revolution nicht so heftig zu fämpfen. Er macht die Gene räle, die Böltijden, die banerische Justiz lächerlicher, als es der feind feligste Satiriter fönnte. Lelder überfieht man ihn und feine Bir fungen. In der pathetischen Atmosphäre, in der mir unfere politifchen Angelegenheiten zu erledigen lieben, verliert fich das petit gebrudte mißige Ereignis. Versuchen wir es, zu retten.
In einer Zeitung fand ich die leider sehr flein gedruckte Nach richt mitten unter anderen, daß ein Dampfer, der Stinnes( wem ( onft?) gehört und Ludendorff "( wie denn anders?) heißt, in jüngster Zeit zu Rindertransportzweden umgebaut wurde; und zwar handelt es sich um den Transport argentinischen Schlacht. fleisches nach Europa .
Dies ist ber Inhalt der furzen Meldung. Kein Satirifer hat sie erfunden. Ein biederer Berichterstatter hat sie der Welt verkündet. Sie wurde nicht dementiert. In knappen drei Sägen enthält sie die ganze unglückselige Komödie, deren Helden und handelnde Personen die Mächtigen find: Stinnes und Ludendorff. Deren leidende Perfonen wir find: das Schlachtfleisch.
Bie wunderbar die Symbolit ber Tatsache, daß Stinnes der Befizer eines Ludendorff" ist; wie noch wunderbarer der Umstand, bas sogar ber unschuldige Körper eines toten Schiffes in irgendeine
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Es wirft ein grelles Licht auf die Entwidlung der Dinge, daß die noch im Fechenbach- Prozeß so hoch gepriesene Justiz der Bolksgerichte jetzt sogar den Urbanern der Bayerischen Boltspartei" unheimlich wird. Sie haben sich mit Händen und Füßen dagegen gesträubt, daß der verfassungsmäßig berufene Staatsgerichtshof für Bayern amtieren könne. Sie haben die Hitler und Ehrhardt und
enge Berbindung mit Schlachtvieh gelangen muß, sobald jenes nur den Namen unseres Feldherrn trägt. Es geht von diesem Namen ein überirdischer Zwang zur Bestialität aus und erstreckt sich auch auf feelenlose Dinge. Es tönnte gar nicht anders fein! Wie grotest die Borstellung, daß ein Dampfer, namens Ludendorff " ein Ausflugsschiff etwa für friedliche Passagiere märe! Unser Bundes genoffe, der boshafte Bufall, fann es nicht zulaffen. Er baut das Schiff um. Ein Dampfer, der so heißt, fann nur einem einzigen 3wed dienen: dem Schlachtviehtransport. Es geschieht einfach biefem Manne zuliebe, bessen Klang assoziatio die Vorstellung von deutschen zum Schlachtvieh degradierten Soldaten machruft.
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in
Leider war der Zufall auch boshaft genug, diefen Ludendorff einmal zum Kapitän eines untergehenden Schiffes zu ernennen, das Deutschland " hieß. Geine Tätigkeit war damals dieselbe: er trans portierte Schlachtvieh. Wir waren es zufällig. Er aber fann weldyer Gestalt er immer aud) auftaucht nichts anderes, als auch Schlachtvieh transportieren; cb er nun ein General, ein Rebell oder ein Dampfer ift. Rennt eine friedliche Sense:„ Ludendorff " und sie wird fich in ein Schwert verwandeln. Nennt einen Besen:„ Luden borff" und ber Befen wird schießen. In der harmlosesten Gestalt perleugnet er sein Wesen nicht. Geschah es doch, daß er einmal als friebliebender Morgenspaziergänger aus dem Haufe trat und ohne baß er gewußt hätte, mie ein Revolutionär wurde! Blut flebt an den Buchstaben seines Namens, den er nur einmal für kurze Zeit geändert hatte. Was fängt man in einer Zeit ohne Stahlbäder mit dem Träger diefes Namens an? Der Ausweg liegt nahe, ihn feinem Charakter gemäß zu pazifizieren: er wäre vielleicht fein un geschichter Schlächter jener argentinischen Rinder, die der Dampfer feines Namens nach Deutschland bringen foll. So bleibt ein General wenigstens in seinem Fach. Josephus .
Heinrich Zille Mitglied der Akademie der Künfte! Unter den neugewählten und vom Minister bestätigten Mitgliedern der Berliner Akademie der Künfte befindet sich neben Christian Rohlfs , den Architekten Albert Geßner und Eduard Bieber und dem norwegischen Maler Chriftian Krogh auch Heinrich Bille. Hoffentlich wird die neue Würde der volkstümlichen Urwüchsigfeit feines Humors teinen Abbruch tun.
Der wirtschaftliche Verband bildender Künffler Berlins bat in feiner Jabresversammlung im Herrenbause die Berichte über seine Arbeit ent gegengenommen. Der Verband zählt zurzeit 1886 Stünftler und 169 fördernde Mitglieder. Zu den Borstand wurden gewählt Prof. Dr. h. c. Fleischer als 1., Sans Baluichet als 2. Vorfitender, Georg Benter als 1., Gertrud Spitta als 2. Schriftführer, J. Schlubed als Raffenwart.
Eraft Tollers Tragödie Der deutsche Hinkemann" spricht Ernst Friedrich am Sonntag, den 9., vorm. 11 Uhr, im Rose- Theater , Große Frankfurter Str. 132.
Blüthner- Orchefter. In dem Sonntagskonzert im Blathner Saal am 9. März, abends 8 Uhr, wirit Hertha Dehmlow( Gefang) als Soliftin mit. Das Programm enthält u. a.: Bier Lenau- Lieder mit Streichquintett, larinette und Fagott von Franz Philipp , Scheherazade , Sinf. Sulte für Drajefter von Rimsti- Storsaloto. Dirigent: Camillo Hildebrand . Eintritt 1 M.
Die grüne Kammer heißt die Vortragsbühne fonzertierenber Künstler, die unter hans Fuhrmanns Leitung am 8. und 9. März im meisterjaal, Stöthener Str. 38, mit dem Programmunotto Fromm und Frech ihre Eröffnungsabende gibt. Anfang 8 Uhr.