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Nr. 113 41. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Der Mitschuldige spielt den Ankläger.

Helfferich spricht im Reichstag.

Freitag, 7. März 1924

Stresemann   antwortet. Wer hat den Krieg verlängert?

den Borwurf der rein negativen Oppofition und unterstreicht, daß die Initiative zur reitenden Tat von den Deutschnatio nalen ausging.( Widerspruch links.) Die Stabilisierung der Mäh­rung hat mit brutalen Sparmaßnahmen verbunden werden müssen, wie sie besonders hart unser Beamtentum betroffen haben, wie sie in folcher Härte auf dem ganzen Erdboden tein Bolt aufzuweisen hat. Es ist gelungen, im Laufe weniger Wochen auf diesem Wege in unsere Finanzwirtschaft ein annäherndes Gleichgewicht zu bringen, dafür legt der Budgetvoranschlag des Sachverständigen fomitees Zeugnis ab. Aber dieses Budget ist

Der Reichstag   fegte gestern die erste Lesung des Notetats fort.| Uebergangskrediten für das Reich. Der Redner wendet sich gegen Abg. v. Kaumer( D. Bp.): Der Ruhrtampf hat uns erst wieder die Achtung der anderen Bölfer verschafft. Er war nicht ganz umsonst. Würden wir heute noch die Pfalz   haben ohne den Ruhrkampf? Der Wendepunkt der Aukenpolitik ist herbeigeführt worden eben durch den Ruhrkampf. Eisen an der Ruhr war das Moskaudes französischen   Frant. Ein leilender Staats­mann muß zur Außenpolitit auch optimistisch eingestellt fein. Aber auf die Vernunft Frankreichs   tönnen wir nicht vertrauen. Frant reich wird nur weichen der Macht der Tatsachen, der Logik der Wirtschaftslage.( Zustimmung rechts.) Deutschland   tann feinen Produktionsapparat nicht reftios in den Dienst der Repa. rationen stellen, meil das Ausland gar nicht die Waren aufnehmen fann, die damit hergestellt werden.

Ein Monopol ist eine rein bankiermäßige Maßnahme. Aber ine politische Finauzfonirolle ist für uns ganz unannehmbar. be: Schwebezustand beim Beamter abbau und der Beamtenbesoldung muß möglichst bald beendet werden. Die Borauszahlungen der zweiten Steuernotverordnung sind in vielen Fällen eine Zwangs­anleihe. Bon der Aufwertung haben die wirtlich Bedürftigen gar nichts, denn sie haben ihre Hypotheken längst verkauft. Bei der Ausführung der Goldbilanzverordnung muß das Hinausdrängen ber flcinen Aktionäre unter allen Umfiänden vermieden werden. Deshalb beantragen wir, daß der Mindestbetrag der Aktien auf 20 m. festgelegt wird. Die Sensation diefer Debatte ist der sozialdemokratische Antrag, der bis zu 20 Broz.

aufwerten mill.

Außerdem verlangen Sie den 1. Juli 1922 als Stichstag. Sie ( zu den Eoz.) haben den Wiederbeschaffungspreis abgelehnt, haben burch den von Ihnen geschaffenen Begriff des Buchers den ge­famten gewerblichen Mittelfand ruiniert.( Lebh. Zustimmung bei den bürgerlichen Parteien.) Diesen ganzen Schwindel der Bucher gefeßgebung geben Sie selbst also jetzt auf. Wir beantragen Fes­Wie halb, daß diefer ganze Schwindel auch aufgchoben wird. wollen Sie die Beamten abbauen, wenn diese jetzt sämtliche Geld­entwertungsvorgänge der lekten fünf Jahre noch einmal wieder fäuen müssen,( Ruruf b. d. Soz: Die Verordnung ist unantasibar!) Ich schlage vor, daß jeder, der auf Grund der Bucherge eggebung feine Ware mit Veriuft verkaufen mußte, jekt vom Käufer Nach zahlung verlangen fann.( heiterfeit.) Die Bandwirtschaft ist viel zu schwer belastet.

Beim Arbeitsprozeß müssen wir wieder zum Gedanken der Arbeitsgemeinschaft zurüdfehren. Ich möchte den Arbeits: minister bitten, dafür zu sorgen, daß hier alle Politik ausgeschaltet wird. Wenn von einer Seite Klaffentampf getrieben wird, tann man fich über Gegenmaßregeln von der anderen Seite nicht wun­dern. Der Sozialismus, ber nach der Revolution die Hert­schaft antrat, mill die allgemeine Gleichmacherei, Aber die Herrschaft gebührt doch nur dem Lüchtigsten.( Buruf lints: Eiger   lob stinkt!) Bir lehnen den Klaffenfampf ab, wir lehnen auch jeden konfeffionellen Kampf ab, wir wollen weiter arbeiten unter Zusammenfassung aller Kräfte.( Beifall.)

Abg. Dr. Helfferich( Dnot.)::

Wir stehen am Borabend neuer Entscheidungen über die ganze Zukunft unseres Boltes. Die Wolfe. die uns droht, ist die Ge fahr eines neuen und schlimmeren Bersailles. Auf die Abwehr dieser Gefahr muß das ganze deutsche   Volk sich einstellen. Das erste Erfordernis für den Erfolg diefer Abwehr it, daß alle, denen das Bort Vaterland" mehr ift als leerer Schall, denen das deutsche Vaterland im Herzen lebt, fich zur Berteidigung ber deutschen   Unabhängigkeit und Einheit zusammenstellen, mögen die Temperamente noch so verschieben sein und die Erwägungen über das Zweckmäßige noch fo weit auseinandergehen, und mögen in der einen und anderen Beziehung die Anschauungen und Ziele noch so weit voneinander abweichen. Die Gefahr ist groß und alles in affem, das große Wort von der Bolfsgemeinschaft über alle Gegenfäße hinaus, die wir hier sonst auszutragen haben, hat lich in seiner Bedeutung noch vergrößert.( Lebh. Zustimmung rechts.) Ich komme nun auf

die Borgänge im Münchener   Prozeß.

Es ist nicht unsere Gitte uns in ein schwebendes Verfahren einzu mischen, namentlich solange die Tertreter der Antlage überhaupt noch nicht zum Worte gekommen sind. Da wir aber von anderer Seite provoziert sind, so veranlaßt uns tas, darauf hinzumeilen, baß in solchen Dingen auch schlicßlich das Motiv berücksichtigt werden muß, das beruht auf Baterlandsliebe und bren nerber Scham über die unserm Vaterlande angetane Schmag.

( Großer Lärm links. Abg. Ledcbour ruft: Sie sind der fchlimmste

ein Hunger- und Kummerbudget,

womit ein großes Bolt wie das deutsche   auf irgendeine Dauer überhaupt nicht existieren tann. Es rechnet im ordentlichen und außerordentlichen Budget mit Milliarden Goldmark und mit einem Ueberschuß von rund 300 Millionen. Dieser Ueberschuß aber wird aufgezehrt und mehr als aufgezehrt durch die Beträge, welche der Reichsfinanzminister mit 640 Millionen Goldmart für die Aus­führung des Friedensvertrages eingelegt hat, und schon die Beschungstoft en werden den Anschlag schließlich ganz erheblich übersteigen. Der Reichsfinanzminister hat für 1913 die Steuerbelastung mit 10,9 Proz. und für 1924 mit 27,7 Broz. des Einkommens berechnet. Diese Bahlen sind viel zu niedrig. Ich rechne für 1913 die Belastung für öffentliche Zwede mit 18 Broz. und für 1924 mit mindestens 40 Broz. heraus.( hört, hört! rechts.) Denn das heutige Golbeinkommen Deutschlands   ist auf höchstens 18 Milliarden Goldmart zu veranschlagen. Die Belastung der großen Maffe bleibt natürlich hinter 40 Broz. zurüd troß der schweren Verbrauchssteuern usw.; bafür ist der Besiz, insbe sondere die Landwirtschaft in der Belastung weit über 40 Broz. bis 100 Broz. und auch noch darüber hinausgewachsen.( Bebh. Zustimmung rechts, Widerspruch links.)

Das Steuerfreie Durchschnittseinkommen

in Deutschland   betrug im Jahre 1913 pro Ropf der Bevölkerung 540 M. und heute nur 160 m.( hört! hört!) Die Höhe des Volks­cinformens ift her einste Maßsonhar Beurteilung der Leistunes. fähigkeit Deutschlands in bezug auf Reparationen. Gegenwärtig und noch auf längere Zeit hinaus ist dieje Leistungsfähigteit Deutschlands   für Reparationen gleich Null( Sehr wahr!) Wir werden die größten Schwierigkeiten haben, auch nur die not dürftigsten Bedürfnisse zu deden, und unser Bolt in der nächsten Zeit über den Hunger hinwegzubringen.( Sehr wahr! rechts.) Ebenso unmöglich ist die Zahlung der ungeheuren Besatzungs­often, die von uns gefordert und erprekt werden. Remer ver­liest Stellen aus einem Briefe. den seine Frau von einer Freundin aus dem besezten Gebiet erhalten hat. Darin heißt es, daß fort. während franzöife Offiziere zur Besichtigung fämen, nochem ben Remohm fon fnft das aange aus imbaca gegenüber allen Schifanen, um nicht die schwersten Maßregelungen nommen worden sei. Die Wohnungsinhaber müßten ruhig sein auf sich zu ziehen. An Kücheneinrichtung würde ungeheuerlich viel beansprucht, so daß auf einen Offizier allein 24 flache Teller fämen.( hört, hört!) Wie ist es möglich, so heißt es in dem Brief, daß der Stcat das alles bezahlt hat?

Da fehen wir aljo, in wie fchamlofer Weise das Geld ver­pulvert wird, das das deutsche Volt mit feinem Schweiß und Blut erwerben muß

wie jetzt der englische   Außenminister Macdonald gegenüber dem eng. lischen Innenminister Henocrson.( Unruhe.) Liefer Kurswechsel ist vollzogen worden am 12. Auguft, obwohl man noch einen starken Rückhalt am passiven Widerstand hatte und England auch auf diese starfe Stellung aufmertfam gemacht hatte.

Außenminister Dr. Stresemann: Sie wissen doch, daß Eng­land ung erflärte, wir hätten törichterweise den passiven Widerstand verlängert. Jegt stellen Sie es so hin, als ob England gefagt hätte: Wenn wir den passiven Widerstand nicht aufgegeben hätten, würde es uns in der Frage der Besatzungsfoften unterstützt haben!

Abg. Helfferich( for! fahrend): In der englischen Note an Frant reich am 11. August hat Lord Curzon   gesagt, daß er nicht daran denke, von Deutschland   die Aufgabe des passiven Widerstands zu verlangen. Selbst vom Standpuntt Dr. Stresemanns habe ich nie verstanden, warum man in Verfolgung der englischen Note es pöllig unterlassen hat, die Dinge auf ein neues uns aussichtsvoll cro scheinendes Gleis zu verschieben.( Sehr richtig! rechts.) Die Re­parationsfommission hat.e dann

die Rechtswidrigkeit des Ruhreinbruchs

vor aller Welt festgelegt. Was hat die deutsche Regierung unters nommen, um die Franzosen aus dem offenfundig widerrechtlich belegten Gebiet um Offenburg   zu entfernen? Auch die Herren aus dem besetzten Mannheimer   Industriegebiet hoben mit ihren Borstellungen in Berlin   fein Verständnis gefunden; es wurde ihnen gesagt: Cin Cingehen auf diese Angelegenheit paßte nigt in die große Cinie der deutschen   Politik gegenüber Frankreich  . ( Lebhaftes Hört! Hört!) Man hat den Herren gesagt, sie sollten sich an General Lizard in Koblenz   menuen.( S) ort! hort! redyts.) So erreicht man nicht die Befreiung des besetzten Gebiets, Ich verlange, daß die Regierung des Deutschen Reichs die unerhör­ten Zustände in Mannheim   beseitigt und daß man den Leuten nicht sagt, man tönne teine Schritte unternehmen, meil sie nicht in die 3mischenrufe der Linken.) Wenn wir nichts tun wollen, dann können große Linie der Politik vaßten.( Große Bewegung. Lebhafte wir hier ja nach Hause gehen und den General Tirard hierhersehen. Wir müssen die äußersten Konfequenzen ziehen.( Ru, e links: Weiche?) Macdonald hat sich vor den Wahlen für die Revision des Versailler  Bertrags eingefeßt. Sie wissen nicht, wie der neue Reichstag   aus. fehen wird. Ich spreche angesichts der Möglichkeit, daß Leute, die uns nahe ehen, sehr bald en verantwortlicher Stelle stchen fönnen; deshalb nehme ich für uns das Privileg in Anspruch, das bie Herren Sozialdemokraten für Herrn Wacoonaio in Anspruch neomen.( un­ruhe links.) Alles hängt an der Kardinalfrage der Kriegsschuld. Wenn es uns gelingt, der Welt die Ueberzeugung beizubringen, daß nicht wir die Friedensstörer waren, dann ist die Gefahr der Neutrali­fierung der Rheinlande in der Hauptsache gebannt. Der Ameritance Owen hat festgestellt, baß in dem russischen Orangebuch von 60 Stellen Deutschland   mit allen Mitteln den Kriegsausbruch zu verhindern ge mindestens 50 Stellen acfälscht sind, und er stellt weiter feft, daß sucht hat. Bei dem Hamburger Soziantentongres fand ein ameri tanischer Antrag auf Aufrollung der Kriegsschuldfrage neben dem erbitterten Widerstand der Fronzosen und Belgier auch den Wider stand der deutschen   Sezialdemokraten. da die Aufrollung der Schulbfrage für die deutsche Sozialdemokratie uit­erträglich wäre.( Lebhaftes hört! gort!) Die unerhorte Behandlung unferes Botschafters von Hoesch, die Zurüdweisung des deutschen  Memorandums über die Herstellung eines neuen modus vivendi, die Verweigerung der Annahme der Pfalznote, den Bruch des Versprechens, daß nach der Aufgabe des passiven Widerstands die Besatzung des Ruhrgebiets geändert werden sollte, die schamioje Erpressung der Micum- Berträge alles das hat man hingenommen.

So fann es nicht weitergehen! Was soll werden? ( Lärm links.)

Gewiß brauchen wir ausländische Kredite dringend notwendig, aber nicht um den Preis des Brivilegiums der Notenausgabe in Deutschland  . Eine Gold noten bant, die ihren Namen ver

( Rebhafte Zustimmung auf allen Seiten, auch bei den Sozialdemo­fraten.) Meine Freunde find stets bereit, dem begten Gebiet mit allen Mitteln zu helfen, aber wir dürfen uns nicht jeder Bedrängung fügen, dieser Gruntsaz barf bier nicht proflamiert werden. In bankenswerter Weise hat der Finanzminifter unsere Anfrage über detaillierte Angaben hinsichtlich der Befagungstoften beantwortet. Es würde sich empfehlen, diese Antwort zu veröffentlichen und darüber hinaus bent Reichstag dasjenige Material vorzulegen, was bis jetzt nur der Reparationsfommission und den Sachverstän­digenausschüssen vorgelegt worden ist, aber uns, den Beriretern des deutschen   Voltes, vorenthalten wurde. Es ist ein unwürdiger Zustand, daß wir genötigt find, uns aus anderen Quellen zu informieren. Das Entrefultat der Antwort, die uns die Regierung auf unsere Anfrage menen der Höhe der Belegungsfossen erteilt hat, ift das, dah bis zum Ende des Jahres 1922 die inneren Benctenbank? Entweder muß man von vornherein einen felten Kurs fagungsfosten, die neben den Reparations aften bar bezahit werden mußten, 911 Gofbmillionen betragen haben, im Jahre 1923 allein aber, obmohl in diesem Jahre an Frankreich   und Beloten zum großen Teil Bejagungsfosten nicht bezahlt wurden, 418 Gold millionen.( hört, hört!) Die äußeren Besabungstoft en bis zum Jahre 1922 3525 Goldmillionen, im Jahresdurchschnitt 900 mit Einschluß der Zahlungen auf Reparationsfonto betrugen gar

Millionen.

Notruf behandelt mürbe.

Kriegsverbred er!) er felbst. Hochverrat begangen hat. wie die Herren von links. der hat nicht das Recht, über Hochperrat zu fchreien.( Lebh. Zustimmung red ts.) Herrn Kaas erwidere ich: Jahr für Jahr fegen uns also die Besatzungstoffen beträchtlich Bir würden es bedauern, wenn Sie aus den Münchener Berhand- mehr auf als eine Milliarde Goldmart, beträchlich mehr, als lungen eine eubelebung oder Verschärfuna fonfessioneller Kämpfe die ge'anten Ausgaben des tallerlichen Deutschlands   für Heer entnehmen wollten. Die Zeit des dreißigjährigen Krieges und Marine.( Hört, hört!) Die verfluchten Belahungsfoften mit der die heutige Zeit ohne dies genua   Aralogien aufweist, ift haben uns schon mehr auferleat als die aanze franzöfifche Kriegs­eine furchtbare Warnung. Redner verliest einen Artikel aus der enffchädigung von 1871 ausmachte.( hört, hört!) beutschnationalen Korrespondenz, in dem gefagt wird, daß Sm Monet Tezember allein foftete die Zulage an die franzöfifchen bie Ausführungen Ludendorffs über den Bapst falsch ver­farben worden feien, follte das nicht der Fall sein. In fönne die ffiziere im Ruhrgebiet   mehr als die Gebäller der 3800 Offiziere unferer Reichswehr.( Bewegung.) Frankreich   hat bei den Ver­Deutschrationale artei allerdings feinen Zweifel darüber laffen, handlungen über den Bersailler Bertrag eine Briorität dak sie sich in hicfem Burtte arundläklich von dem Generel Ruben­verlangt, aber nicht erhalten. Sekt versucht es auf dem Wege ber dorff unterscheide.( Abg. Hergt( Dnat.): Hört, hört!) Damit ist dem Belokimastosten fich dirle Briorität zu erfchleichen. Wenn es fonfeffiorellen Frieden beffer gedient als mit der Rede des Kollegen seine Rüstungskosten auf diese Weise auf Deutschland   schiebt. fo be. Raas. Besonders bedaure ich es, daß Kaas behauptet hat. Die trügt es damit seine Arten. Es besteht also eine gemille Soli­Friedensbestrebungen des Bapst es während des Krie- barität zwischen uns und den Alltierten Frankreichs  , die nüklich ver­ges feien auch aus tonfeffionellen Gründen gefcheimertet werden könnte. Ich habe aber den Einbrud, als ob die Frage tert.( Abg. Fehrenbach( 3.): Wegen Ludendorff  !). Wenn der Befagungstesten von der Regierung nicht mit dem nötigen bas immer noch behauptet wird, fo werben mir einen Antrag ein­bringen. den wir schon norbereitet haben, daß sämtliche stenographi­fchen Berichte des Untersuchungsausschusses veröffentlicht werden. Der Außenminister lagte, wenn das Urteil der Farverständigen ausschüsse vorliene, fo werde sich entscheiden, ob Frankreich  . Nepa­rationen oder Eroberungen molle. Nein, was Frankreich   will, 1st seit hundert und tausend Jahren immer dasselbe, Frankreich  will den Rhein   und die Zerstörung Bestdeutschlands. Nicht was Frankreich   will, steht zur Entscheidung, fondern nur, ob und wie Frankreich   verhindert werden kann. feinen Willen durchzusehen. Frantreichs Anichläge auf die deutsche Einheit werden wir nicht mit Güte abilagen. fordern nur im Rampf. wobei man noch nicht an den Sampf mit Waffen zu benten braucht. Frant­reich greift uns wirtschaftlich und finanziell aufs schwerste an, wir müssen diefen Stoß auffangen und die Front ballen und nach Mög lichkeit den Gegenstoß ausüben Unfere finanzielle Lage mar im Herbst nicht nur erschwert, fondern zerschmettert und zer­stört. Wir waren im November so weit, daß die Einrahmen Pes Relches ein Taufenbitel seiner Busgaben deckten. Drei Monate nach dem Beginn der Regierung Stresemann fant   der Wert der Mart auf ein Millionstel herab. Der Franzose war nahe an dem Ziel, aus den Trümmern Deutschlands   sich alles anzueignen, was ihm irgendwie begehrenswert erschien. Im allerlegten Augenblic gelana es noch einmal. das Berhängnis abzuwenden unter folgen Ben Bedingungen: erstens Schaffung eines neuen Zahlungsmittels, zweitens Entlastung der Reichsbant und drittens Bereitstellung von

Un demselben verhängnisvollen 13. Juli 1919, an dem Cloyd George feine Juftimmung zu dem Bertrage gab, hat er auch von Clemenceau   fich ein Bapier unterzeichnen iaffen. wonad die Bejahungskosten nicht höher als 240 Millionen Mark im Jahre fein dürften.

Ich habe unter dem Außenminifterium Simons vergeblich darauf georängt, daß die Regierung die Durchführung dieses Zugejtänd

niffes verlon en forte.

bient, b. h. die ihre Noten voll durch Gold oder Devisen deckt, werden wir nicht an den Anfang, fondern erst an das Ende unserer Arbeit stellen fönnen. Wir haben ja unsere deutsche Reichsbant. Wie denkt man sich das Nebeneinander ihrer Roten und derer der Golds gegenüber den Goldnoten feffichen, was große Bebenten hat, ode aber man muß die Dinge laufen lassen Dann wird sich bas ein: Disqualifizierung unserer heutigen Zahlungsmittel herausstellen. Obendrein hat man die Golonot.nfrage noch mit der Repq. rationsfrage versmidt und sie von dem Sachverständigenaus fähigkeit bi bete. Man mußte dech wissen, daß eine von den S schuß beraten lassen, dessen Thema grundfäßlich nur unsere Leistun verständigen vorgeschlagene Bant nicht eine deu'sche, fondern nur eine internationale Bant werben fonnte. Den Beweis dafür bildet die aufgestellte Bedingung, daß die Retas banf und die deutsche Rentenbant von dem neuen Institut aufge. fogen werden sollen. Das bedeutet Kontrolle des Auslandes über unser gesamtes Geld und Kreditwesen. Ich fürchte, daß wir auf dem Wege, den man jetzt eingeidh agen hat, nicht Freiheit, fondern Flüffe, Militärkontrolle, Kontrolle der ganzen Wirtschaft. Ich nur neue Ketten erwerben: Kontrolle der Eisenbahnen, der deutschen  fürde, daß das Deutsche Reich dadurch nur zu einer internationalen Reparationsprovinz werden wird. ( Bustimmung rechts.) Das deutsche Bolt wird darüber entscheiden. Und, verlassen Sie sich darauf, das deutsche   Bolt wird diesmal die roten Retten von sich streifen. Deutschlands   Wiedergeburt bat be gonnen, das beutsche Bolt wird zeigen, daß ihm die Freiheit über alles geht, auch über Gut und Blut.( Lebhafter Beifall rechts, Sünde. flatschen   auf den Tribünen)

Reichsaußenminister Dr. Strelemann mendet sich zunächst den Ausführungen des Berrebners zu. Dr. Se fferich hat zum Ausbruck gebracht, die beste Gewähr gegen die Durchführung der Bersilavunestendenzen bilde die Idee der deuts fchen Boltsgemeinschaft. Aber die Diskreditierung, welche die Politik der Reichsregierung durch die Kritik des Borredners im Bo' fe erfährt, ist nicht die rechte Basis für eine solche Boltsgemein­fchaft.( Sehr wahr!) Die Frage der Reparationen darf man nicht einfach ausschalten aus der ganzen En scheidung. Es handelt sich doch schließlich darum, welchen Weg Frankreich   in dieser Frage gehen wird. Wir wissen, daß in Frankreich   eine starte Partei nicht Reparationen. jondern den Rhein   will. Ich vermisse die Angabe, was nun an die Stelle ber vom Borredner abgelehnten Politif der Reichsregierung gelegt werden fell. Benn Sie uns den Weg nicht neweifen können, um daregen vorzugehen, dann sollten Sie Ihrer Kritik Bügel, anlegen, mit der Sie lächerlich machen, was wir tun. ( Sehr rich'io!) Herr Self ferich fagt, die Mannheimer   Herren feien nach Berlin   gekommen und hätten im Auswärtigen Amt   die Antwort befommen, ihr Verlancen passe nicht in unsere Belitit. Kiemels ift fo etwas gejagt worden.( hört, hört! links und Bärm.) Herr Hefferich darf fo'che Aeußeren nicht un, menn er fle nicht beweisen fann. Die Herren aus Mannheim   haben gefagt, bie 3011­eine Berlegung der Zollinie. Mein Referent hat ihnen geantwortet: ir find für die Aufhebung der Zollinie und deswegen paßt uns nicht die Berlegung. Das ist also etwas ganz anderes. Herr Helfie­

Später ist diese Summe burgh bas fogenannte Abkommen der Finanzmin fter jogar auf 220 millionen reduziert worden. Im Herbit 1922 habe ich die Regierung gefragt, ob dieses Abkommen sins gegenüber notifiziert worden ist, so daß wir uns darauf stützen fönnen. Nodydem das zunächst verneint war, wurde es später be­jaht. Wie ist es gelommen, daß die Regierung fich trobem nicht barauf geftüst hat? Ich habe den Einbrud, baß die Reichsregie. rung einer Entscheidung ausweicht. Wir hatten von pornly rein die fchwersten Befen gegen den Furs, ber hei der Eriegung des Rabinefts Cuno duro das Rabinett Stresemann ein geschlagen murde. Der Außenminifter erflärte zwar damals. daß er ren Rurs Rosenberg weitersteuern wolle, aber Rollege Breit scheid scheint das anders aufgefaßt zu haben. Der Innenlinie gehe mitten durch den Mannheimer Hafen  , und sie wünschten minister Solimann hat ja damals auch offen von einem entscheidenden Rursmechiel gesprochen, und ich habe nicht gehört, daß ber damalige Reichsaußenminister ihm gegenüber so eingegriffen hat