stand jedoch nicht mir, sondern bem Reichswehrministerium, da fie Offiziere aller deutschen Truppenteile vereinigt, und ging mich direkt nichts an. Bei der Besprechung am 19. Oktober ist Oberst Leupold als dienstältefter Offizier der Schule hinzugezogen worden. Er sollte die Schule über die Inpflichtnahme der Truppen orientieren. Um den Dienst der Schule nicht zu gefährden, wurde sie nicht in Pflicht genommen. Sie hat sich mir auch nicht zur Verfügung gestellt. Ich habe ferner von einer Unruhe unter den Schülern felbst nicht gehört. Ich muß dann einiges über den Rotardenbefehl fagen, der am schwarzen Brett der Infanterieschule angeschlagen und über den hier alles mögliche erzählt worden ist. Aus vielen Truppenteilen ist der Wunsch an mich gelangt, ich solle
die schwarzweißrote Kofarde einführen.
Dieser Wunsch liegt auch mir am Herzen. Ich betone jedoch, daß der Konflikt zwischen Bayern und dem Reich nicht um weißblaue, fondern um Schwarzweißrote Interessen geht, und ich muß aus biesem Grunde jetzt die Forderung nach der schwarzweißroten
Kokarte, ablehnen. Es muß alles vermieden werden, was aufs neue als eine Trennung empfunden werden könnte. Bis zur Beendigung des Konfliktes muß der bayerische Soldat feine Ungeduld bemeistern. Das flingt doch ganz anders als das, was hier im Gerichtssaal über diese Angelegenheit gesagt worden ist. Unsere Einstellung- das Direttorium bestand vor und nach dem Konflikt. Wir mußten, daß der Konflitt durch eine Schaffung des Direktoriums sich von selbst lösen würde.
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Nun zu Hitler . Ich lernte ihn am 26. Januar 1922 fennen. Es bestand damals ein leichter Konflikt zwischen Herrn Hitler und der Staatsautorität. Dann suchte mich Hitler in zwei Wellen auf; erste Welle Januar bis April, zweite Welle Oftober 1923. Die Initiative, wie ich hier betone, ist stets von Hitler ausgegangen. Es war sein steter
Wunsch, mich unter vier Augen zu sprechen;
Ich dagegen wünschte ihn nur in Gegenwart meines Generalstabschefs, eines Zeugen, zu hören. Hitler ent wickelte fein bekanntes Programm: Kampf gegen ben marris mus und die Novemberverbrecher. Die suggestive Be redsamkeit, Hitlers machte auf mich anfangs Einbrud. In vielem
hat er zweifellos recht. Je öfter ich ihn aber hörte, desto mehr schwächte sich der Eindruck feiner Persönlichkeit ab. Bei einer Unterredung im Ottober erklärte Hitler im Gerichtssaal, hätte ich gebrochen oder geknickt bagesessen. Das ist sein Eindrud ge wefen. Man fonnte aber auch folgenden Einbrud haben, den năm. lich, daß General Loffows Geduld erschöpft war, und baß er es zwar nicht sagen, aber durch seine Haltung ausdrüden wollte: ich habe genug! Wie für die aftvistischen Berbände, so galt auch für Hitler das bekannte Wort: Und der König absolut". Tat man Hitler feinen Willen, so war alles gut. Konnte man das nicht, so war man eben unten durch. So tam ber 1. Mai. Es war damals die
Frage, wer ist Herr im Staat, Hifler oder die Regierung? Hitler unterlag und das Tischtuch zwischen ihm und ums war zerschnitten. Im Oftober nach Erledigung der Ruhraffion tam Hitler wieder zu mir, weil er glaubte, die Zeit für seine Pläne sei gefommen. Seit dem„ Deutschen Tag " in Nürnberg schien in den militärischen Kampfoerbänden der Sinn für das Mögliche ganz verloren gegangen zu fein. Hitler , der vorher bei seinen Unterredungen nichts für sich verlangt hatte, war jezt nicht mehr der selbstlose Mann, für den er fich anfangs ausgegeben hatte. Hitler hielt fich für den deutschen Gambetta " und feine Umgebung, die das Erbe von Süd- Byzanz angetreten, hielt ihn für den deutschen Messias. Es entstand in Hitler der Plan, die
Reichsdiktatur Hitler- Ludendorff zu errichten
und von München aus Deutschland zu sanieren. Diefes Programm entwidelte er und suchte mich zu gewimen. Ich habe mit Seißer verfucht, Hitler auf den Boden der Tatsachen wieder zurückzuführen, weil wir den gesunden Kern der Hitler- Bewegung für die nationale beutsche Arbeiterschaft erfannt hatten und weil wir Hitler nicht in einen Gegensatz zu dem Staat hireinzwingen wollten. Ich erstrebte das Direttorium, Hitler das Reichsdirettorium Hitler- Ludendorff von Bayern aus. Die Darstellung Hitlers hierüber im Gerichtssaal ist zum größten Teil unrichtig gewesen. Hitler hielt ich für den Berufenen und alle anderen hatten seine Borschläge zu atzeptieren. Hitler war der Ansicht, daß in dem Sumpf im Norden fich für das Direktorium niemand bereilfinden würde. Damit hat er leider Goffes recht gehabt. Ludendorff werde die Reichswehr mitund hielten sich zu Seedt. Vom Major abwärts fet alles für Luden bringen. Die Generale, so meinte er, lebten an der Futtertrippe dorff. Diese Ansicht äußerte Ludendorff mir gegenüber auch felbft einmal. An die Spitze des Direktoriums follte Hitler treten und
Wintermorgen.
Bon Willi Birnbaum.
Bor mir türmen sich Zahlen, wachsen und werden zu dunkler, überwältigender Macht und feffe.n die Sinne, lähmen Geistesflug, hemmen urfrischen Willen. Zahlen der Not, des Hungers, der Ber. mahrlosung und des Berbrechens- ein fürwahr düsterer Spiegel. Zerfurchte, hohlwangige, verwilderte, fast tierische Gesichte formen fich zum Bilde, halten tosenden Strudel in Berzerrung zusammen. Ach und selbst im Schlaf noch martern fie Hirn und Herz ind Seele. Urtiefes Leid schreit in totenstille Nacht! Augen starren aus tiefem Duntei! Berzweiflung, Klage, Bosheit, Hohn, Bestien. tüde quellen hellauf!
Und ich träume: Die Welt steht erschüttert! Nacht wird zu Tag! Elendsschreie rütteln die Herzen wach; ber Zahlen berebte Gefichte entfachen Gehirne; tofender Strudel sprudelt wild in der Menschen Seelen Erkennen und Willen und Tat zur Ganzheit einend!
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Und dann ein Morgen wie lange fchon: Grau und müd und talt! Schnee deckt Häuser und Straßen und Band, gleichförmig und meit D, so unendlich das Weiß, fich verlierend in tönern grauen
Horizont.
Nur weit drüben eine armselige Riefer fast trußig aufwärts fich hebt.
Und ich ftapfe hinüber durch tiefen Schnee. Weihe der Stille
nung bedräut ihn mit mählich zäh wachsendem Drud. Glauben feimt auf, noch hoffnungsfelig, vorfrühlingszart; in Hirn und Brust es unruhig zwickt und bohrt, wie verhaltener Wille, den schwere Bande geschunden.
Aber plötzlich faßt mit Hoffnung, start und fest; ich stehe tedig schien... Schwer lastet der Schnee auf Krone und Westen, die weit gebeugt herniederhängen.
Aber plößlich faßt mich Hoffnung, start und fest; ich stehe ledig von Druck und Bann: Ein Morgenrot aufglimmt, Wind wiegt schwer. beladene Zweige, leicht noch, wird stärker und toller, wächst zum befreienden Sturm! Und Sonne steigt auf!
machte mir den Borschlag, ich folle das Reichswehrministerium, Seißer bas Bolizeiminifterium übernehmen. Hitler glaubte damit die 7. Division und die Landespolizei gewinnen zu können.
Ich habe lächelnd abgelehnt.
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Ich bin doch tein berufslofer Romitatfdhi, ber glaubte, durch einen Butsch zu neuen Ehren oder Würden tommen Berlin seinen Blänen geneigt sein würde. Er setzte bei mir einen zu können. Hitler glaubte, daß ich auf Grund des Konfiftes mit Ehrgeiz voraus, den ich nicht hatte, und er wollte nie glauben, was ich ihm versicherte, es falle mir leicht, in der Versenkung zu ver fchwinden. So versuchte er es, mich mit Leichenreben zu gewinnen: Ich sei ein toter Mann, und eine Rettung für mich gäbe es nur, wenn ich mit ihm zufammenginge. Ich hatte aber nicht die Absicht, den neuen Bord zu spielen. In den Zeitungen habe ich gelesen, daß Hitler hier ausgesagt hat, er sei zum erstenmal menschlich ge bunben gewesen, als er mir zusicherte, er stände hinter mir und hinter sonst niemandem. Er werde nichts unternehmen, und zwar füßen werde. nur in dem Sinn, daß er mich in dem Kampf gegen Berlin unterBerlin unter Daran ist fein wahres Worf! oder richtiger gefant- er ( Bewegung im Saal.) Hitler glaubte war eingestellt auf das Wort Brutalität. Das Wort Senti mentalität habe ich nie von ihm gehört. Das ist erst nachträglich fonstruiert. Ebenso unwahr ist es, daß ich zum Schluß gesagt haben fell, es ist beffer, ich- Loflow- freife den Seedt als Seedt frißt mich.( Sch scharf zu den Angeklagten herum drehend): Leider ist es mir nicht möglich, alle Berdrehungen und Unrichtigkeiten, die hier zutage gefemmen sind, einzeln zu widerlegen, benn dazu müßte ich Tore lang reden. Zu Exzellenz Ludens Dorff habe ich in den letzten Jahren, seitdem er in München an. fäffig ist, gefeltschaftliche, und zwar zwar nur gesellschaftliche Be ziehungen gehabt. Dabei habe ich mehrfach von ihm die Ideen vernommen, die er vor einiger Zeit hier im Saal in groker Ausführ lichkeit erörtert hat nämlich Separation. ta holische Kirche ufw. Ich habe biele Ideen bekämpft und glaubte, ein gewiffes Recht dazu zu haben, weil ich seit erheblich längerer Zeit in Bayern wohne als Proteflant nie den leifaften Konflikt mit Katholißen gehabt
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und ich
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habe. In meinem Regiment wußte man damals nur aus ben Liften, wie die Offiziere zur Kirchenparade fommandert werden, wer Protestant und Katholik ist. Aber es war vergeblich, dagegen zu reben, daß man Gespenster befämpfe. Nach sehr langer Baufe ich war im Frühjahr und im Sommer 1923 lange auf Dienst reifen habe ich Erzellenz Lubendorff am 3. Oftober besucht. Ende September war nämlich ein Herr aus Berlin zu mir gelommen, der den Plan eines Dreftoriums erörterte. Es mar mie bekannt, daß auch Ludendorff davon wußte, und ich wollte mit ihm darüber sprechen. Er bezeichnete diesen Plan damals als bie Batenflösung". Für den alten Generalstabsofifzier bedeutet Das eine ziemlich richtige Lösung. Das war für mich eine große Beruhigung. ( Schluß in der Morgenausgabe.) ber m
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Kohl Flagt.
berichtet, hat Juftigrat Rohl gegen den Herausacber ber demo München , 10. März.( WTB.) Wie die Großbeutsche Zeitung" fratischen Allgemeinen Beitung" in München , Mar Heilgemanr, tung zum Hitler- Prozeß Privatflage erhoben.( Emminger hat doch wegen verleumderischer Beleidigung durch zwei Artikel biefer Bei Privatflagen ausgeschlossen? Red.) Dem gleichen Blatt zufolge hat Justizrat Kohl gegen den Haftbefehl des Staatsanwalts, ber Unterfuchungshaft für Hauptmann a. D. Weiß anordnet, Beschwerde beim Boltsgericht München eingelegt.
London , 10. März.( EP) Winston Churchill hat gestern anfäßlich seiner Kandidatur im Wahlkreis Westminster fein politisches Glaubensbekenntnis abgelegt. Er erklärte, er trete als unabhängiger Randidat auf, werde aber vor allem den Sozialismus be tämpfen. Te gegenwärtige sozialistische Regierung fet eine schwere Gefahr für das Land und nach seiner Ansicht sollten die Konservativen und die Liberalen sich verbünden, um den Sozialismus längerer Zeit von einer sozialistischen Regierung regiert werden zu bekämpfen. Er fet überzeugt, daß das Land nicht während tönnte. Spätestens in brei Monaten würden Neuwahlen unvermeidlich werden.
gar toten Wafferfläche meine ich, sondern bie soviel mehr fühlbare, piel unnatürlichere Stille mitten in der Groß.adt.
Die gab es bei Beginn der Militärparaden, fie herrschte bei Militärbegräbnissen und wurde grell zerrissen durch die Ehrenfalve, fie lag unheimlich über Arbeiterdemonstrationen in erregten Momenten der Unterdrüdungszeit und war viel eindrucksvoller als das Rufen und Schreien späterer Seit.
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Solder Stille erinnere ich mich von einem Abend eines ganz frühen 1. Mai, als ich, noch ein Schuljunge, mit den Eltern beim Abendbrot faß. Plöß ich ein rhythmisches Klappern von fern her, immer näher, immer lauter fchallend und da Kavallerie trabt die Straße herab, die Säbelflingen blinken durch den Abend, die Helme glänzen und von den Gesichtern sieht man faft nichts, als die Helm fette bis unters Rinn. Sie ritten in den Bollspart, wo es 3mischen. fälle auf Provotation gegeben hatte.
Einige Zeit später ein Abend Ende November. Bor bem Barla. ment, aus dem radikale Abgeordnete gewaltfam ausgeschlossen waren, fammen fich die Arbeiter und Studenten. Graue Rebel verdeden fast die Bo izeifette vor dem Gebäude. Stille. Da auf einmal von fernher Gesang, ein Echrei und schon blizen Klingen vor uns auf und schon trappeln die Berittenen heran.
Und wieder Erde November, acht Jahre später. Graurebliger Schilder voraus und zieht und strömt und will nicht enden. viele Tan und tiefe Stille. Da wallt es heran, rofe Fahnen und weiße Stunden lang. Rein Ruf, nur Maffenschritt. Und an diesem Tage endete die Zeit des Unrechts. Das Bolt hatte das gleiche Wahlrecht
erzwungen.
Optimismus der Sachverständigen.
Brüssel , 10. März.( WTB.) Der zweite Delegierte Belgiens bei der Reparationsfommission, Gutt, soll nach einer Meldung der Brüsseler Dernière Heure" erklärt haben, die Berichte der Ausschüsse würden nicht vor zehn Tagen der Reparationstommiffion übermittelt auf. Die Sachverständigen aller Länder hätten es verstanden, auf werden. Die Reparationsfommission faffe die Lage sehr günstig die besonderen Intereffen ihrer Nationen zu verzichten. Man scheine die fefte Absicht zu haben, zu einer einstimmigen Entschließung und zu einer Entspannung zu gelangen, die es Europa gestatten würde, die friedliche Arbeit endlich wieder aufzunehmen.
Der Franksturz.
Paris , 10. März.( BTB.) Ministerpräsident Poincaré ver. handelte gestern wiederholt mit dem Kriegsminister, dem Finanzminister und dem Justizminister. Nach den Morgenb'ättern waren diese Beratungen durch den Stand des französischen Frant ver anlaßt. Echo de Paris" schreibt, es feien noch teine Be. schlüffe gefaßt worden, aber die neue Offensive gegen den Frank erfordere eine fiegreiche Gegenoffenfive Die Absichten der Regierung gingen dahin, zunächst den weiteren Sturz des Frank aufzuhalten.
Eine Rede Caillaug.
Paris , 10. März.( WTB.) In Montpellier sprach gestern nachmittag Caillaug über die finanzielle und politische Lage Frankreichs . Man hätte, so erflärte er, den Mut aufbringen follen, bas Band einem Frieden bes Ausgleichs so rasch wie möglich entgegenzuführen. Caillaug wies dann auf die Berlufte hin, die der erarbeitete Reichtum in Frankreich erlitten habe. Franfreich sei ein arbeitsames Land, aber es habe noch schwere Beiten burdyzumachen, um wieder zur Lage von 1914 zurüdzu fehren. Man müsse das Bertrauen der Gläubiger auf.
rechterhalten, um wieber Kredite zu finden. Während des Krieges feien viele Fehler begangen worden. Caillaur sprach sich dann gegen die 20prozentige Steuererhöhung aus. Nach seiner Ansicht dürfte eine beffere Anwendung der Einkommensteuer dem Budget die erforderlichen Einnahmequellen sichern.
Eisenbahntariferhöhungen.
Paris , 10. März.( WTB.) Bon heute ab werden die er. fonen tarife der französischen Eisenbahnen in der britten Raffe um 47,10 Prog., in der zweiten R'affe um 48,40 Proz. und in der ersten Alaffe um 50 Broz. erhöht
Neue Steuern.
Paris , 10. März.( WTB.) Nach einer Mitteilung der Agentur Havas werden die in der geftrigen Beratung im Elysée beschlossenen Maßnahmen, um die ausländische Baissespekulation zu unterbinden, geheim gehalten, damit sie ihre volle Wirkung ausüben fönnten. Der außerordentliche Kabinettsrat von heute werde zweifelsohne bahin führen, daß Finanzminister Delafteorie in die Lage ver. gefege zu übermitteln. fegt werde, morgen Dienstag, der Kammer neue Steuer.
Schwache Börsenkurse.
Die Börje eröffnete bei Wochenbeginn mit außerordentlich stillem Geschäft und auf den meisten Märkten in schwächerer Haltung. Die Ausführungen Dr. Schachts über sein Projett einer Goldfredi bant haben wesentlich dazu beigetragen, das Bertrauen in Die Rentenmartwährung zu stärken. Wenn irgendwo noch eine neue Infadion erwartet worden war, so werden diese Erwartungen jetzt zerstör
Bemerteswert ist die Tatsache, daß der Geldmartt fich mehr und mehr versteift. Offenbar deckt sich die Börse schon reichlich für den kommenden Quartalsultimo ein. Heute wurden tägliches Geld flart gesucht. Man zahlte 1½ Promille pro Tag. Wit ganz besonderem Intereffe verfolgt natürlich die Spekulation die Schwankungen des französischen Franken. Offenbar bemüht sich halten. Das englische Pfund wurde heute in Berlin im Tauschan den Geldbörsen seinen weiteren fatastrophalen. Sturz hintanzu die Bant von Frankreich bereits durch Intervention verfehr zum französischen Frant mit 114 bis 121 Frant ge handelt
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sind aber anderer Natur: fie sind der Ausbruck reaktionärer Unfultur. olitscher fieht im Gerichtsurteil ein Attentat auf Dichter und Künstler, die sich in den Dienst des Proletariats ftellen. Die andere Seite derselben Erscheinung ist der Bersuch, die Arbeiterfasse wieder in die Etlaverei des Zehnstundentages zu fetten, um sie so des Anteils an den geistigen Werten der Zeit zu berauben. Gegen die Forderung der Mehrbelastung der Jugend muß die revolutionäre Jugend sich einmütig zum Kampf erheben. Mit dem letzten Redner Hersfelde fann man den Weg der Kritik gemeinsam gehen, man tommt aber mit ihm auseinander. fobald er in der üblichen tommu nistischen Manier gegen den Parlamentarismus leszieht und einen Rampf predigt, dessen Formen immer noch das Geheimnis der fommunistischen Bürgertriegführung find. Mit einem Appell des Bor figenden der Jungen Republit, bie in fich scheinbar die verschieden ften Richtungen vereint, schloß die Rundgebung. Gafflehrer in der Schule Bom Genossen Dr. Bilti Blumenthal wird uns folgender Borschlag unterbreitet, ber vielleicht geeignet ist, unferem geistig daniederliegenden Schulleben neues Blut zuzuführen, und den wir jedenfalls zur Diskussion stellen wollen. Seit langem wird fchreibt Gencffe Blumenthal über die Erstarrung der Lernschulen, über ihren Mangel an päd. agogischem Schöpfertum get'agt und bei den Lehrern häufig jede bisherige Auslese der Lehrerpersönlichkeiten, die nach rein fachidy n Fähigkeit zur Anregung und Erwedung der Jugend vermißt. Die Gesichtspunkten erfolgte, machte die Gefahr eines einseitigen Baut betriebes zur Tatsache, die man heute schon als unabänderlich hin nimmt. Statt deffen fordern wir, neben dem bisherigen Fachlehrer. ichen Lebens mit Lehrfähigkeit und mit Intereffe für die tum Männer der Kunst, wissenschaft und des prat Jugend als Gastlehrer für die Schule zu gewinnen, die in Halbjahrszirfeln gruppenweise vor den Schülern und Schülerinnen in einigen Wochenstunden nach Wahl aus ihrem besonderen Fachgebiete Borträge halten und sie möglichst auch in Form von Arbeitsgemeinschaften im engsten Gedankenaustausch in dem gewählten Thema eingehend belehren. Diese Forderung stellt übrigens durch. aus nichts unerhört Neues bar, fie bildet seit langem einen Pro grammpunkt der Schulreformbewegung der Gegenwart. Manch eine führende Persönlichkeit der Kunst, Industrie, Wissenschaft, in barbringen, wenn ihr die Möglichkeit dazu cegeben wäre. Die viel. Handel, Politik und Technik würde von Herzen gern ihr fen und ihre Erfahrung der aufnahmefähigen und dankbaren Jugend feitige Kultur der Zeit, auf der anderen Seite die Weltfremdheit vieler Lehrer macht diese Erweiterung des Lehrtörpers zur Notwendigkeit. Natürlich würde die Neuerung nur für die oberen Klaffen in Betracht fommen. Eine Verteuerung würde nicht eintreten, da man durch herab egung der Gesamtstundenzahl Eripar. nisse machen würde und viele Gastlehrer sich gern freiwillig in den Dienst der Jugend stellen würden. Die chinesische Mauer, die allzu eng bisher um die Schule gelegt war, muß gesprengt werden, um die Herzen und Hirne der Jugend für die wahren Werbe des Lebens freizumachen.
gibt Kraft der zermarterten Seele wieder Tiefes Erleben noch Junge Republit" eine Broteſtfundgebung in der Sache Der Kampf gegen die Kunst. Zu diesem Thema veranstaltete die immer aber liegt wie ein Bann über dem Allen, doch innere Span- George Groß. Die selbstherrlichen Richter, die in ihrer Berson das gesunde Boltsempfinden und den normalen Menschen zu vertörpern glaubben, haften Groß für bie„ Ecce.bomo". Mappe zu einer Geldstrafe verurteilt. Sie hätten sich eigentlich ersparen tönnen. Sachverständige zu laden und anzuhören, da fie doch schlich lich selbst sadhocrständig genug gewesen sind, um sich über das Sach verständigengutachten hinwegzusehen. Rerr mechte sich über die wunderschöne 3 it luftig, in der wir jett leben, wo außer der offi. ziellen Zensur in Form von Gerichtsurteilen auch eine unterirdische Effig im Staatlichen Schauspielhaus lautlos abmurtst. Neben diejen cristiert, die z. B. solche Stüde , wie den„ lleberteufel" von Hermann trodenen Mitteln existieren aber noch andere, saftigere, die die Aufführungen von Dramen wie Tollers hintemann" unmöglich machen robel gloffierte das Gerichtsurteil. Der normale Mensch wollte burch Ecce homo", das er ins Deutsche mit So siehst du aus" überträgt, sich den Spiegel von Groß nicht vorhalten lassen. Das Bürgertum ist an den Zuständen, wie sie jetzt sind, felbst schuld. Es hat teine Zivilcourage, hat aus den Erfahrungen des Krieges nichts gelernt, ift derselbe Spießer geblieben, der es war. Bab ist nicht unbedingt gegen Theaterstandale: fie tönnen unter Umständen auch einen Willen zur Kultur" dokumentieren. So war es bei den Athenern, bei denen ein falsch gesprochenes Bersmas Stürme der Entrüstung hervorrufen fonnte, so war es im Jahre 1830 in Paris , In der Bellsbühne, Theater am Bülowblak, findet am Mitt als bei der Aufführung eines Stüdes von Victor Hugo der erste Ders wod, hen 19., abends 7%, Uhr, die Erstaufführung von Strindbergs in Jamben gesprochen wurde. Die Theaterstandale in Deutschland. Dstern statt, in der Reuinszenierung von Paul Hendels
Schnee stiebt hernieder, schmilzt; die Erde wird frei und atmet
wieber!
Lärm in der Stille.
Bie schwer für uns, in unablässigem Gedröhn und Gebraus, oder wenigstens im Auf und Ab, im Hin und her von Tagesarbeit und leben, uns Momente absoluter Stille vorzustellen, so abfolut, wie der Baie das nennt und empfindet und vielleicht der Physiker, wenn er einmal in folch einem Augenblid fein Wissen vergißt, daß es eine absolute Stille nicht gibt!
Nicht die Stille des Hochgebirges oder einer weiten ruhigen oder
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