militari einschreiten würden. Am 8. November fand dann die Unterredung mit Ludendorff statt. Zunächst wurde barüber gesprochen, daß es bei der wirischaftlichen und polltischen Cage nunmehr unbedingt notwendig fei, ein unabhängiges überparlamentarisches Direktorium zu schaffen. Ich erklärte, daß das nicht allein von Bayern aus, sondern aus norddeutschen Rreisen heraus geschehen müsse. Ludendorff fprach feinen Zweifel darüber aus, daß sich in Norddeutschland die geeigneten Männer finden würden. Er wolle in Fühlung mit dem Norden leiben, aber die Sache eile, denn die Not sei brindend und es sei u befürchten, daß die Berbände losschlügen. Darauf erklärte Lossow, der bei der Besprechung zugegen war: Ja, was wollen denn die Leute eigentlich? Sie können doch nichts gegen die Reichswehr unternehmen. Sie fäuschen fich, menn fie glauben, daß die Reichswehr ihren Führern fortlaufen wird." Am 5. November hatte ich eine 3usammenkunft mit miral Scheer gehabt. Ich möchte noch darauf hinweisen, Jaß der Plan einer Dittatur Hitler- Ludendorff zur Katastrophe ühren mußte. Einige Tage vor dem 8. November hat mir dann chiedt die Mitteilung gemacht, daß in den großen Verbänden
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Für mich stand feft, fo erklärte er, daß durch Hitlers Vorgehen alle| entscheiden würde. Für mich persönlich war an diesem Abend viel Hoffnungen, die wir selbst auf eine Gesuntung setzten, im Reich und an Hoffnungen und an persönlich: m Beritauen in meinem Herzen in Bayern für lange Zeit zerstört waren. Die Behauptung, daß ich zufammengebroden. Alle diese Vorgänge sind ja neuerdings Gegenfelbft die Absicht gehabt habe, 14 Tage später loszuschlagen, ist voll stand einer gerichtlichen Untersuchung. Was auch immer fommen ständig aus der Luft gegriffen. Es ist auch nicht richtig, daß ich im wird, ich selbst habe nichts zu scheuen und werde offen Rede und Saal dann Hillers beide Hände ergriffen und gedrückt habe. Dazu Antwort stehen. Ich habe immer nur das Bestreben gehabt, den hatte ich wahrhaftig nicht den mindesten Grund. Ich wurde auch Staat vor schweren, unhei vollen Erschütterungen zu bewahren. direkt gezwungen, eine öffentliche Erklärung abzugeben. Ich wollte Einer der Verteidiger sprach davon, daß ich andere die Arbeit machen erst nicht, aber Hitler sagte zu mir: laffe und mich dann hinein sehe. Bei meiner nationalen Arbeit habe ich stets nur den Bunsch gehabt, dem Vaterlande zu dienen. Ich habe nie eine Führerrolle angestrebt und es ist nicht schön gewesen, aus meiner ruhigen, friedlichen Arbeit in den Sumpf der Politit hinabzusteigen Nach dem Beifall der Menge rede ich nicht. Und überschäße ihn auch nicht, denn ich fenne sehr wohl das Hosianna und Kreuzige ihn. Ich habe auch nicht, wie man mir vorwirft, einen Ministerposten angestrebt. Wenn ich vorübergehend ein solches Amt übernahm, so geschah das auf Wunsch weiter nationaler Streife. ( Fortsetzung im Morgenblatt.)
Wenn Sie nicht gehen, dann werden Sie auf den Händen hineingetragen und man wird vor Ihnen niedertalen.
Ich erwiderte ihm sehr fa't: daß mir daran nicht das mindeste liege. Weiter schildert Kahr dann die Ansprachen im Saal und die abermalige Besprechung im Nebenzimmer. Ihm habe daran geleren, fobald wie möglich aus dem Bürgerbräu fortzufommen, um feine Freiheit des Handelns wieder zu gewinnen. Ich begab mich endlich Freyberg an, dem ich alles erzähl'e und mitteilte, daß wir im Auto ins Regierungsgebäude zurück und traf dort den Baron Abwehr mobil gemacht und ich gab ihm den Auftrag, darin fortzunicht mitmachen würden. Freyberg haite bereits Kräfte zur wo aus die Gegenattion
ir eine Münir en el umb Gewerbe bie Abficht bestände, von Bünden aus ober vom flachen Lande, on einſchen tönnte, Begnadigung- sonst Landesverrat.
Aufmerksamkeit zu erweisen. am 8. November
in Rünstlerhaus meine Ansicht über den Margismus dar ren. Ich erklärte, das hätte ich schon oft getan, ich hätte teine Zeit aza und hätte Beine Freude an öffentlichem Auftreten. Ich erklärte nich aber schließlich bereit, in fleinem Kreise zu sprechen. Am 7 November erfuhr ich zu meiner Ueberraschung, daß die Beriammlung im Bürgerbräu stattfinde und daß von mir eine Rede erwartet werde.
Sch wa. davon unangenehm berührt, habe mich dann aber gefügt. Die Sicherung des Saales hatte die Polizeibireffion übernommen. Als ich mit Oberst v. Seißer das Bürgerträu betrat, merkte ich eine gewisse Erregung unter zahlreichen jungen Leuten, die sich am Eingang aufgestellt hatten. Auch auf der gegen überliegenden Seite starden junge Leute, die anscheinend auf etwas warteten. Ich hatte ein unbehagliches Gefühl. Im Saal hatte ich dann etwa eine halbe Stunde gesprochen, als am Eingang Lärm entstand.
Ich glaubte zuerst an eine fommunistische Störung. fah dann aber mehrere Bewaffnete in den Gaal bringen, ein Mann, in dem ich später Hitler erkannte, vorneweg, mit der Pistole in der Hand, wobei ich den Eindruck hatte, daß die Pistole be ständig auf mich gerichtet war. Ich hatte zunächst das Ge fühl des Ingrimms und des Etels über einen solchen Ueberfall nationaler Männer auf nationale Kreise. Ich empfand aber auch tiefe Trauer darüber, daß dadurch innen und außenpolitisch eine schwere Katastrophe für Bayern und das Reich drohen könnte. Ich hatte zunächst die Absicht, die Versammlung aufzufordern, sich gegen ben lleberfall zur mehr zu sehen, ertannte aber, daß bei der fürchterlichen Enge eine Banit ausbrechen und zahllose Men fchenleben gefährdet werden mußten.
Ich begab mich dann zum Podium in den Saal zu Cossow und Seißer und sagte zu ihnen leije: Da hat uns die Polizei in eine fchöne Schweinerei geraten lassen. Wir müffen schauen, wie wir da wieder herauskommen. Dabei fiel auch das Wort„ Komödie Spielen". Auf mir, so fühlte ich, lastete damals die schwerste Berantwortung für den Staat. Troß aller Gefühle, die auf mich einstürmten, blieb ich ruhig Mein Gedanke mar: salus publica suprema lex". ( Das Wohl bes Staates ift oberftes Gefeß. Red.) 3ch hatte nur den Gedanken, mir möglichst bald meine Freiheit wie der zu verfchaffen." Kahr schildert dann, wie er, Lesson und Geißer von Bewaffneten umringt, in das Nebenzimmer gebracht wurden, wobei sie am Eingang des Saales über ein Maschinen gewehr hinwegsteigen mußten. dann Hitler die bekannte Erklärung abgegeben, daß die Reichs Im Nebenzimmer habe regierung und bie bayerische Staatsregierung abgefeßt seien und daß eme nationale Regierung gebildet werbe.
R.-A. Dr. Holl: Was Exzellenz Kahr hier ausgefagt hat, ift Wort für Wort das, was er in der Boruntersuchung gejagt hat. 3ch bille doch, daß ein Jeuge von der Qualität des Herrn Staatsfommifjars a. D. in freier Rede spricht.
Die Vergewaltigung.
Rahr schildert dann weiter die Unterhaltung im Nebenzimmer, wie sie aus der Aussage des Generals v. Lossow bereits bekannt ist. Er erklärt, daß er selbst mit seiner Erflärung gezögert habe, weil er immer noch die Hoffnung hatte, daß er, Lofsow und Seißer durch die Polizei aus ihrer peinlichen Lage befreit würden.
Musik und Schule.
Bon Dr. Rudolf Malsch.
Gegen 11 Uhr rief mich minister Matt an, dem ich alles schilderte und dem ich auch fofort erklärte, daß ich mich an nichts gebunden halte. Ich sagte ihm vorsichtig, am Telephon tönne ich ihm nichts Näheres jagen. Matt fragte dann noch:„ Was will denn Hitler eigentlig?", und ich sagte ihm:„ Den berühmten Marsch nach Berlin natürlich." Matt antwortete latonijch: Da wird er weit fommen. Schöne Zuständet" Inzwischen waren Frid und Böhner gekommen, die ich eine halbe Stunde warten ließ, weil ich hoffte, daß inzwischen Seifer fommen würde. Endlich mußte ich die Herren empfangen und auf die Frage Böhners teilte ich mit, daß ich allen Regierungsstellen befanntgegeben hätte, ich halte als Statthalter der Monarchie alle macht in Bayern in den Händen. Ich betonte Böhner gegenüber ausdrück ich, daß ich das Unternehmen Hitlers nicht für aussichtsreich halte, da einmal der Name Ludendorff ouch bei ben nationalen Verbänden in Norddeutschland nicht genehm sei wegen der außenpolitischen Wirkungen, und weil man fich eine wegen der außenpolitischen Wirkungen, und weil man sich eine in die faserne 1/19, wo hitler bereits war. In ber Staferne traf Dittatur Hitler auf keinen Fall gefallen laffen werde. Ich fuhr dann ich Lossow mit seinem Stabe und Seißer. Hinterher famen auch die anderen Herren des Generalflaats tomm ffariats. Unser Bestreben war darauf gerichtet: Wie können wir die Situation retten und die Ratastrophe möglichst unblutig lösen? In der Nacht war aussichtslos und bis zum Eintreffen der Berstärkungen Kaserne selbst war unsere Bosition sehr schwach. Ein Kempf bet durfte aus der Raserne nichts über unsere Absicht hinausbringen. Um jedoch alle Behörden ins Bild zu sehen, ist dann nachts 3 Uhr Morgen beschlossen. Leider konnten die Zeitungen nicht mehr am der bekannte Funtspruch erlassen worden. Es war ein Aufruf am Erscheinen verhindert werden.
waren.
Morgens gegen 5 Uhr hörte ich, daß Ludendorff und Hifler durch Oberst Leupold fiber unsere Ansicht verständigt worden Endlich tamen die herbeigezogenen Berstärkungen heran und General v. Danner wurde mit der Entwaffnungsaftion beauftragt. Seine Majestät..
Gegenüber den Gerüchten. die noch immer im Lande umlaufen, ich sei durch Karbinal Faulhaber ich sei durch Rarbinal Faulhaber oder durch Se. Majestät oder durch Parteiführer umgestimmt worden, be tone ich, daß hieran tein wahres Wort ist. Se. Majestät war gar nicht in Münden und Kardinal Faulhaber , den ich unend mir nur ein einziges Mal bei seinem Amtsantritt eine Unterrebung. lich hoch schäße und vor dem ich die größte Achtung habe, hatte mit Im übrigen lasse ich meine Entscheidungen nicht durch andere bestimmen. Mein Entschluß, Hitler entgegenzutreten, war bereits im Bürgerbräu gefaßt, wenn ich dort auch noch nicht wußte, wie wir es machen würden. Ich hatte nicht den feifesten Zweifel darüber, daß die Attion schon nach wenigen Tagen von tatastrophaler Wirkung für das Reich und Bayern in innen- und außenpolitischer Beziehung sein würde. Das politische
Spiel, das ich am 8. November abends spielen mußte, mar für mich severa necessitas"( eine bittere Notwendigkeit). Aber über allem stand für mich der Grundfag: salus publica suprema lex". Dazu tam für mich der große Schmerz, daß durch die Hitler- Bewegung das Gefunde in der vaterländischen Bewegung fchon lange Zeit ver. Schüttet worden war, wie Bayerns und Deutschlands Schicksal fich
Eine gänzliche Neueinstellung des bisherigen Betriebes gilt es zu gewinnen. Aus dem technichen Fach", dem Gefangunterricht, muß ein fünstlerisches Fach werden. Ins Innerste der Kindesfeele gilt es schon frühzeitig vorzustoßen, um an Stelle von Drill und Die Zahl derer, denen die Unmöglichkeit und unerträglichkeit das wesentlichste Mittel der Herstellung innigster Beziehung zwischen Dreffur wirkliche innerlichst verankerte Musikalität zu sezen. Als eines nur auf die nackte Außenseite des Lebens gestellten Daseins Seele und Kunst erscheint die Erweckung der in jedem Kinde schlumftärfer und stärker zum Bewußtsein fommt, wächst immer mehr. mernben schöpferischen Kräfte( ein Weg, der im Zeichnen Abwendung vom bloßen Nüglichkeitswert, von rein verstandes unterricht schon längst mit bestem Erfolg begangen wird). Wird so mäßiger Einstellung zu den Lebensproblemen, Sehnsucht nach einem Leben von innen heraus, bewußte Betonung und Pflege der Bebas Gefühl rechtzeitig mobilisiert, so wird nicht nur die Freude ron weise leitender Hand die Seele des Kindes der Kunst erschlossen, fühlswerte, das sind Züge der neuen Geistigkeit, wie sie vor allem in der jungen Generation, in den wertvollsten Streifen unserer an ber Musi? geweckt und gewährleistet sein, sondern von hier führt in der jungen Generation, in den wertvollsten Streifen unserer auch der steile Weg zum Wichtigsten, zum mufifalischen Er. modernen Jugendbewegung immer flarer zutage treten. Biel wird der neue Musikunterricht aber nicht nur rein musikalischen lebnis gradlinig in die Höhe. In dieser Form und mit diesem Zwecken dienen, sondern, wie es an einer Stelle der Denkschrift heißt, auf das Gefühlsleben, auf Phantasie, auf Ausdruckswillen, auf bie neu erwachte Religiofi ät, auf inneres Erleben und Empfinben tief einwirten", turz, die von uns eingangs gekennzeichnete neue Geistigkeit aufs stärkste fördern.
Man mag nun behaupten, geistige Bewegungen und Strebun gen sehen sich aus eigener Straft durch. Gewiß liegt viel Wahrheit barin. Die Pflegeftätten der Jugend, die Schulen, würden sich aber felbst zum Sirang verurteilen, wollten sie nicht den Verfuch machen, mitzumirfen an der Herausarbeitung des neuen Menschentums. Bielen ist längst flar, daß nur eine völlige Neueinstellung des Schulbetricbes die Bahn zu reineren Höhen freimachen kann. Und trobem liegt die Schule noch größtenteils in den Banden des alten Lernschul- und Examenssystems, weil meiteste Kreise noch immer nicht eingesehen haben, daß unsere im 19. Jahrhundert rein in nicht eingefehen haben, daß unfere im 19. Jahrhundert rein in tellektuell gewordene Kultur abgewirtschaftet hat, daß der kühne Flug des Verstandes, der die letzten Welträtsel lösen sollte, uns vor allem unsere Schranken gezeigt und wertvollstes Seelengut erflidt hat: Innerlichkeit, Phantafie, Gefühl, Gemüt. Die Kunst, zu lange als schöne Geste, als bloßes Ornament empfunden, wird von diesem Gesichtspunkte aus etwas Wesentliches, notwendige Erfüllung ungeftillter Sehnsucht; als Aeußerung tiefster Innerlichkeit ist sie berufen, in der Schule die längst empfundene Lüde der inneren Bildung des Heranwachfenden auszufüllen, das entthronte Gefühl wieder in seine Rechte einzulegen.
Ueberflüssig zu betonen, daß ber Ruf„ Kunst in die Schule!" nich: Ueberflüssig zu betonen, daß der Ruf Kunst in die Schule!" nich: von heute und gestern ist und sich trotzdem so wenig in die Braris umgefcht hat, am allerwenigsten merkwürdigerweise in der reinsten aller Künste, der Musit. Dies ist um so unverständlicher bei einem aller Künste, der Musit. Dies ist um so unverständlicher bei einem Bolte, das zugestandenermaßen zu den musikalischsten Bölkern ge hört und doch einmal eine Mi fiftultur besessen hat, so volkstümlich und umfassend, daß sie das ganze Bolt ohne Unterschied des Stan bes durchbrungen hat.( Der röllige Berfall hausmusikalischer Betätigung und Sas Verfallensein breitester Schichten an den mufitalischen Kitsch wird durch den augenblicklichen Zustand freilich verständlich!)
Verwunderlich hin, verwunderlich her: die Notwendigkeit einer Reform der Schul- Mufitpflege ist erfannt, jeßt fogar von amtlicher Stelle. Bom preußichen Kultusministerium ist dem Präsidenten und den Abgeordneten des Preußischen Lanotages eine Dentschrift überreicht worden, deren Hauptvater der Ministerialreferent Prof. Restenberg fein dürfte. Ausgehend von der Verworrenheit der geistigen Lage und von der Not der Zeit, wird in den beiden Haupt fapiteln Mufit und Schule" und Mufit und Bolt" eindringlich und überzeugend gezeigt, was not tut und welche Wege zu dem tlar fannten Ziele führen.
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Problem in Einzelheiten aufzurollen oder die nur in ihren Bielen Es fennte und sollte nicht die Aufgabe dieser Zeilen sein, des angedeutete Fülle wertvoller Gedanken der Denkschrift auszubreiten, zumal die Hauptfachen in einer schon früher erschienenen zusammen. faffenden Schrift Restenbergs Musiferzchung und Mufitpflege" nachzulesen find. Hier soll'e nur aufs schärffte betont werden, daß die geforderte Reform der Schulmusilpflege nicht eine nebenfächliche Fachangelegenheit der Schule ist, sondern eine Forderung der gei teit, wenn nicht wertvollstes Seelengut für immer verloren gehen soll. ftigen Kultur unferes Boltes, dringendste Notwendig Die Forderung aber, die man den Volksvertretern, an die die Dentschrift gerichtet ist, zurufen muß, bezieht sich weniger auf die Herstellung neuer Lehrpläne, als darauf, durchzusehen, daß an der wichtigen Stelle des Schul- Mufiflehrers nicht Auch Mufiler" fiehen, sondern Bollmusiker, die ihrer Beranlagung und Bildung nach ünstler im besten Sinne find, Persönlichkeiten, denen Runit nicht ein bloßer Schmuck des Daseins ist, sondern eine Offenbarung, Berlegung in eine höhere Wirklichkeit, Durchbruch einer zweiten, höheren Welt, deren Propheten fie in den Seelen der Heranreifen ben sein wollen.
Die junge Welt".
Nicht einmal das Residenztheater( Regie Hans J. Reh fisch ) fann Wedekind ganz unwirksam machen. Selbst dort, wo er mit Sudermann verwechselt wird, überwindet er das Mißver ftändnis der Regie und der Akteure durch seine romantische Ironie, bie von teiner Untalentiertheit zu überwältigen ist. Go galt ein großer Teil des Erfolges, den gestern die Erstaufführung der Jungen Welt im fidenztheater erlangte, nur dem für die Begriffswelt des bürgerlichen Mit' elstandes entstellten Dichter; aber ein ganz fleiner Teil auch dem echten.
Es war allerdings schwierig. zu diesem vorzubringen. Man mußte fich zuerst gegen jene cuf der Bühne zutage tretende Auffeffung durchgefämpft haben, die aus der fomödienhaften Geistigkeit
Eine Enthüllung zum Hitler- Prozeß.
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Der bayerische Landtagsabgeordnete Dr. Schäfer, der in der Nacht zum 9. November als Regierungsrat den Aufruf der bayes rischen Rumpfregierung gegen den Preußen Luden. dorff" verfaßte und im Landtag zum föderalistischen Flügel der Bayerischen Boltspartei gehörte, ist jetzt mit einer fenfation nellen Enthüllung an die Deffentlichkeit getreten, nachdem bas Boltsgericht feiner Bitte auf Beugenladung nicht entsprochen hatte. Der Borgang ist nach einem Münchener Telegramm des B. I." folgender:
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Die völkische Prozeßpropaganda hatte den Hitler Prozeß burch die immer wiederholte Behauptung zu hintertreiben versucht, daß die Berteidigung in ihm Dinge zur Sprache bringen müsse, die das Land schädigen würden. Ein völkischer Abgefandter randte sich unter Berufung auf einen Namen von bejonderer Bedeutung an den Abgeordneten Schäfer, der jedoch die Mög erledigen, zurüdwies und den Vorsitzenden des Volksgerichts infor lichkeit, ein hochvetratsverfahren durch Bergleich zu
mierie.
Bei einer weiteren Besprechung mit dem Berteidiger Rechtsanwalt hem meter machte diefer allen Ernstes den Vorschlag, gnadigung nach dem Urte isspruch zusichern: dann sei die Berteididie Staatsregierung mögen den Angeklagten von sich volle Be gung bereit, den Prozeß fo zu führen, daß das Baterland nicht persönliche Suficherung des stellvertretenden Ministerpräſigefchädigt werde. Wenigfiens möge Regierungsrat Schäfer eine benten Dr. Matt erwirken daß er für seine Person sich unter jeder Vorausfehung für die unbedingte Begnadigung der Angeklagten einschen werde.
Bei dieser Gelegenheit wurden dem Abgeordneten Schäfer auch die Beweisanträge der Angeklagten zur genauen Renntnisnahme vorgelegt. Herr Schäfer glaubte auffallenderweise, dieses standalöse Angebot er st beschlafen zu müssen", ehe er in einem ablehnenden Schreiben den„ nationalen" Berteidiger daran erinnerte, daß eine bewußte Schädigung der vaterländischen Intereffen Candesverrat und es die Aufgabe der Verteidigung fei, freiwillig jede Schädigung des Vaterlandes zu vermeiden. Herr Schäfer hatte dem Vorsitzenden des Boltsgerichts einen Durchschlag diefes Schreibens geschidt, was diefer Herrn Hemmeter fofort wiffen ließ. diefes Schreibens geschickt, was dieser Herrn Hemmeter sofort
Herr Hemmeter sucht sich feht durch einen Brief heraus. zure den, auf den hin Abgeordneter Echäfer jetzt im„ Banerifchen Kurier" feine Beschuldigung wiederholt, daß die Berteidigung durch Hemmeter der bayerischen Regierung die Schonung gewiffer Etcatsintereffen zugefidert habe, wenn als Gegengabe die Begnadigung aller Angeklagten fest zugejagt
werde.
Das paßt ganz zu dem letzten Borstoß eines der Verteidiger, der erklärte, wenn Kahr , Lossow und Seißer vernommen würden, gäbe es Kampf bis zur letzten Patrone". Die Helden, die ,, bas Vaterland erneuern" wollten, haben augenscheinlich ein sehr schlech tes Gewissen.
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des Stüdes das Lustspielhafte herauszubringen bemüht war, mit allen erotischen Mäßchen, mit der Betonung der Extremität und des Amüsablen, statt des Parodistisch- Problematischen. So wurde die Komödie robuit denk der titschigen Dekorationen, dank der miß. gabten Claire Selo, der Realistit Gustav Roos', und Line verständlichen Ausgelassenheit der temperamentvollen und fogar te Baulsens und vicler anderer, unter denen der eratie, Erlebnis in der Bewegung fomprimierende und nur mandymal das Groteske übertreibende Raul 2ange bedeutsam als einziger, Wedekind ver. gesteigertes Tempo maisternd waren der liebenswürdige Ernst fehender Schauspieler hervorrage. Sympathisch und stellenweife Bröd!, Till Klodow Franziska Kinz . Aber einzelne Mo mente fonnten mcht darüber hinweghelfen, daß die Wedekindsche Man machte sie amüsant" und vernichtete die Parodie. Wedekint Eatire gegen den Naturalismus- naturalistisch gegeben wurde war dem dramaturgischen und dem zuschauenden Bürgertum preis. gegeben.
h.
Wahlfymbole der italienischen Parteien. Der Wahlkampf in Italien , der mit großer Erbitterung geführt wird, hat eine ganze Symbole haben, mit denen fie Anhänger herbeiloden wollen. Die Anzahl von Bareien auf den Ban gerufen, die alle besondere Faschisten haben natürlich auf ihrem Banner die altrömischen Bittorenbündel, die Fafces, ven denen ihr Name hertommt. Eine Sonderart der Faschisten hat sich einen römischen Abler gewählt, der die Fasces in seinen Klauen hält. Andere Faschisten weisen einen Abler auf, der gegen einen Stern anf iegt, noch andere ein alt. römisches Schiff. Das Zeichen der Liberalen ist die Nationalfahne fchen Stern; die Republikaner einen Spaten, der mit einem Efeu. mit einem fünfadiren Etern. Die Demofraten haben den italienifranz umsch.ungen ist Die Reformsozialisten zeigen als ihr Symbol die strahlende Sonnenscheibe mit den Worten Freiheit und Sozia. lismus"; die Maximaliften haben eine Sichel, einen Hammer und ein Buch, die Kommunisten eine Sichel und einen Hammer unter einer Sonnenscheibe, umreben von Kornähren. fämpfen unter bem Schilde der Kreuzfahrer, auf dem das Wort Die Popularen Bibertas" steht. Im Süden Italiens gibt es verschiedene kleinere Bar'eien, von denen eine als ihr Sinnbild David mit der Schleuder gewählt hat. Andere Wahlsymbole sind eine Uhr, ein Bierb, eine Wage, der Aetna , Weintrauben, Ede weiß, ein Zweig des Del. baumes , ein Engel mit einem Pfeil in der Hand usw. Die meisten oppofitionellen Barteien verwenden das Wort Freiheit in italienischer oder lateinischer Sprache.
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Königlice Rofgardisten. In ihrem Bestreben, bie Zeit der Räteherrschaft aus der Geschichte des ungarischen Globus zu ver tilgen, hat die dortige Regierung jezt angeordnet, daß die Berufs bezeichnung Retgardist" tn Standesregistern jener Beit durch
öniglich ungarischer Infanterist"( oder Grenzwächter) zu er. fehen feil Sogar im jetzt deutschösterreichischen Burgenland foll diese famose Aenderung vorgenommen werden, und die Seipel. Regierung will dieses Anfinnen erfülen!
Die Sängerin Emmy Design beabsichtigt, nach ihrer biesjährigen Amerita relle wieder in Deutschland Stonzerte und Dpernganfpiele zu geben. In Berlin wird sie zum erstenmal Mitte April auftreten