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Berlin gesprochen.

Der Marsch auf Berlin . Unbequeme Fragen im Hitler- Prozeß. Münden , 13. März. Bei Beginn der heutigen Sitzung wird mitgeteilt, daß der von der Verteidigung angezogene Georg Thirsch aus Ulm schriftlich widerruft, Kahr habe ihm gegenüber von einem Marsch nach Hierauf nimmt das 8eugenverhöhr Kahrs seinen Fort gang. Es handelt sich zunächst um die Frage, ob Kahr und Genossen von einem Marsch nach Berlin gesprochen hatten, und ob diesbezügliche Borbereitungen getroffen wurden. R.-A. Gademann nimmt dabet Bezug auf das Sifungs. protokoli vom 6. November und unterstellt, daß in diefem Dokument von einem genau ausgearbeiteten Plan gesprochen wird, nach dem vorgegangen werden soll. Kahr habe die Vorbereitungen in zwei Gruppen gegliedert. Es sei davon gesprochen worden, daß tonzentriert vorgegangen werden müsse. In Norddeutsch land sei mit den vaterländischen Verbänden verhandelt worden und die Reichswehr in Norddeutschland habe zugesichert, daß auf die vor­gehenden Verbände nicht geschossen werde. General v. Lossow habe am 6. November davon gesprochen, daß eine plögliche Kopf­Tosigkeit militärisch nicht denkbar fei, meil alles vorbereitet wäre.

manu militari gegen jeden Butsch vorgehen. Das Bork Staatsstreich mag gefallen fein, aber im Zusammenhang mit den Worten gegen den Putsch.

Hitler : In der Hauptsache haben sich Em. Exzellenz am 6. November gegen die Hitlerleute gerichtet und nur nebenbei gegen den Wikingbund. Weshalb hat man nicht ausschließlich gegen uns gejagt, daß es sich nur um ein vorgehen gegen Sachsen und Thürin­Stellung genommen. Warum hat man uns nicht flipp und flar gen handeln sollte?

Kahr : Die Herren Lossom und Seißer haben ihre Stellung nahme ja Herrn Hitler klar dargelegt.

Hitler ( fehr erregt): War der, Anlaß zu jener Sizung nicht der, daß ein Verband von sich aus vorzeitig den Staatsstreich durch-, freuzen wollte, den die Herren kahr, Cossow und Seißer in Aus­ficht half- n? Kahr :: Ich muß es entschieden ablehnen, daß wir einen Staats: streich vorhatten. Hätten wir es fun wollen, dann hätten wir uns erst mit jenen Leuten zusammensetzen müssen, um diese zu fragen, wie macht man solche Sache eigentlich? Es war für uns ganz flar, daß das Unternehmen des Herrn Hitler ein Unding war. Hitler ( in steigender Erregung):

Wir haben uns ja jufammengefeht. Oberstleutnant Kriebel und die anderen Herren haben ja mit Cossow und Seißer über die voraussetzenden Grundlagen gesprochen.( Bewegung.) Kahr : Ich halte das für ausgeschlossen, sonst hätten Lossom Umschwenkung dieser Herren gewesen.

Als Kahr auf die Frage des Justizrats Zez chwiß, warum er den Professor Bauer wegen feires Wortes uf nach Berlin !" feine Rüge erteilt habe, antwortete, daß er viel zu tun gehabt hätte, wenn er jedes unnomale Wort hätte forrigieren wollen, machte ihn Rechtsanwalt Holl darauf aufmerksam,

Deutschnationaler Schwindel.

Die angeblich erwerbslosen Abgeordneten. Genosse Hermann Müller - Franten schreibt uns:

Am 11. März cr. hat der deutschnationale Abg. Budjuhn in Sozialdemokratie die Auflösung des Reichstags hinter. Lichtenrade in einer öffentlichen Versammlung behauptet, daß die treiben wolle. Zur Begründung hat er, zu den anwesenden Sozialdemokraten gewandt, wörtlich ausgeführt: Der sozialdemo­fratische Parteivorsitzende Müller- Franken, den Sie ja wohl koinen, hat meinem Barteivorsitzenden gesagt, daß durch die Auflösung des Reichstags 107 Sozialdemokraten erwerbslos würden!" In der Diskussion wurde diese verlogene Behaup ung des Reichs. tagsabgeordneten Budjuhn von einem Diskussionsredner sofort als unwahr und völlig unmöglich zurückgewiesen.

Kahr befclgt auch heute die Taftit, der Verteidigung, die die Materie in Frageform vorbringt, auszuweichen. An Positivem fagt er lediglich, das Vorgehen für das Direktorium sei von mehreren und Seißer mir davon Mitteilung gemacht. Es wäre ja eine völlige hat am 30. November 1923 mit mir über die Früherlegung der Seiten vorbereitet gewesen. Sein Auftreten dem Kampfbund gegen über habe lediglich den 3wed gehabt, gegen die Pläne des Ver­bandes Stellung zu nehmen und anzudeuten, daß eine natio. nale Sache im Gange ist. Auf den nochmaligen Hinweis des Rechtsanwalts Gademann, laut Stzungsftenogramm habe Lossom erklärt, er wolle selbst, nach Berlin marschieren und jeden Staats­streich mitmachen, wenn die Sache Aussicht auf Erfolg habe, er­midert Kahr: Es ist ausgeschlossen, daß Lossow von einem Marsch nach Berlin gesprochen hat, weil er sich flat darüber war, daß das ein Unding fei. Wenn er gesagt habe, den Befehl zur Tat gebe er, so habe er damit lediglich zum Ausdruck bringen wollen, daß es von ihm als den Inhaber der vollziehenden Gewalt abhänge, ob mit. glieder der Verbände bei einem etwaigen Einmarsch der Reichswehr nach Sachfen und Thüringen als Verstärkungen in Frage kommen. Im weiteren Verlauf der Sizung richtet Angeklagter Kriebel an Kahr die Fragen:

Wer hat dem Hauptmann Heiß, der in Augsburg gefagt hat, es müffe in Berlin mit bayerischen Fäusten Ordnung geschaffen werden, damals mitgeteilt, daß ein Marich nach Berlin in Aus­ficht stände? Hauptmanu heiß hat nämlich seinen Austritt aus dem Kampfbund" damit begründet, daß ihm vom Generalstaats­tommiffariat mitgeteilt worden sei, der Marsch nach Berlin sei ebenso wie die Ausweifung der Offjuten für die nächste Zeit zu erwarten. Ist Kapitän Ehrhardt mit dem Wiking- Bund " nicht deshalb zurüdgepfiffen worden, weil er feine Organisation nicht nur als Grenzschuh, sondern als Vorbereitung für einen Vor­marsch betrachtete? Sind nicht im Bunde Bayern und Reich" und in anderen Berbänden bereits die Vorbereitungen für den Marich nach Berlin getroffen worden? wußten Erz llenz nicht, daß überall in den vaterländischen Verbänden, in der Reichswehr und in der Polizei von dem kommenden Marsch nach Berlin ge. sprochen wurde?

Kahr gibt zu, daß die Aktion Ehrhardt tatsächlich abgestellt wurde, weil der Verdacht nahe lag, daß Ehrhardt über Das Ziel hinausschießen wollte. Von den übrigen Tatsachen sei ihm nichts befannt, er habe lediglich gewußt, daß Hitler diesbezüge liche Pläne habe und sei stets energisch dagegen gewesen. Oberstleutnant Kriebel( sehr erregt): Warum haben Exzellenz in der Sigung am 6. november uns nicht offen erklärt: Meine Herren, der Marsch nach Berlin ist ein Unsinn und ein Verbrechen, er führt zu einem zweiten Krieg 1866, er bringt uns die Franzosen , Polen und Tschechen und läßt die norddeutsche Reichswehr gegen uns

marschieren. Warum sind Sie uns gegenüber nicht offen gewefen.

Warum haben Sie uns im untlaren gelaffen?

Kahr : Ich ging nur davon aus, daß es sich um ein Vorgehen in Thüringen und Sachsen handelte. Wenn die Herren einen anderen Blan gehabt haben, so bestard ja Gelegenheit genug, sich im Generalstaatskommissariat zu erkundigen. Dann wäre Ihnen flipp Generalstaatskommissariat zu erfundigen. Dann wäre Ihnen flipp und flar refagt worden, daß es Unfinn wäre. Oberstleutnant Kriebel:

Das Wort Loffows vom Staatsstreich hat bei uns wie eine Cunte im Pulverfaß gewirkt. Warum haben Ew. Erzellenz nicht flar gefagt, daß unter diefem Staatsstreich ein Druck auf die gesetz­gebenden Verbände zu verstehen ist.

Kahr : Was Lossow gemeint hat, war ja flar, er wollte

Das schönere Denkmal.

Bon Wilhelm Berger .

Fern von Rußland schweifen doch meine Gedanken nach dem

sonnigen Süden, den blauen Wassern des Donstromes, an dessen Ufern ich ein halbes Jahr meiner Kriegszeit verbrachte.

Es sind nicht Gedanken fröhlicher Natur, die uns an Rostow binden, die Traurigkeit verlangt ihr Recht, und sie erhält es. Traurig wird man, wenn man sich der schweren und blutigen Kämpfe um die Sümpfe von Rostow und der in und um Rostow ruhenden deutschen Kameraden erinnert Damals glaubte man noch an Deutschlands Recht und wertete den Tod der Gefallenen. Heute, nachdem so viele Archive geöffnet, nachdem so viele Bücher geschrieben find, denkt man wohl anders. Man weiß heute, daß alle diese Toten und alle diese Krüppel nichts anderes als die Opfer, die armen, be­dauernswerten Opfer der nationalistischen Politik der wilhelminischen Regierung sind.

Auf dem Pokrowifi- Friedhof in Rostow liegt ein Teil der armen Gefallenen begraben. Ungefähr zweihundert gutgepflegte Gräber bergen die Körper von deutschen und österreichisch- ungarischen Krie­gern, darunter zwei oder drei Offiziere und ein öſterreichischer Fähn rich. Wie oft bin ich während des Sommers nach diesem Friedhof gepilgert. Bin herumgegangen von einem Kreuz zum anderen, habe immer wieder die einzelnen Namen und Daten gelesen, an die verlassenen Hinterbliebenen, die sehnsüchtig, nun umsonst warten den Bräute gedacht... und innerlich geweint. Ein deutscher Soldat und geweint. Ein weißes schlichtes Kreuz fesseite besonders meine Aufmert­keit, das des österreichischen Fähnrichs. Nicht wegen seines vor­nehm flingenden Namens. Aber ich hatte auf der Rückseite diefes Kreuzes eine Aufschrift entdeckt, ein paar undeutlich geschriebene russische Werte, die ich jedesmal nur mit Mühe entzifferte: Schlafe wohl, lieber Frik, mag dich die ruffische Erde nicht zu sehr drücken. Berde deiner ewig gedenken. Deine treue Katja."

Ich war mir flar, was diese Worte bedeuteten. Sie waren der Schmerzensschrei eines russischen Mädchens, um seinen gefallenen Ge­liebten, sie bedeuteten die flare Berneinung des Nationalitäten prinzips , des von der Regierung dem Bolke aufgedrängten Hasses gegen die vermeintlichen Feinde, weiter waren fie eine vielleicht un­gewollte, aber dennoch eindeutige Bejahung des Menschlichkeits, des Nächstenliebegebantens. Das tapfere ruffifche Mädchen hatte noch vor dem Waffenstillstand, als noch die Kanonen die Kultur und Menschheit Europas in Stücke riffen, den einzigen wahren Weg der Humanität betreten. Sie hatte ihrem Feinde die Hand zur Ver­föhnung entgegengestredt, fie hatte ihn geliebt.

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Arr 1. Dezember wurde ein schlichter Denkstein für die ge­fallenen Soltaten auf jenem Friedhof enthüllt. Ich war dazu aus­erlesen worden, den vom Stab gestifteten Kranz mit schwarzweiß­

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daß das Wort Auf nach Berlin " in einer Versammlung der Vereinigten Bezirksvereine im 3irfus Krone am 14. September as erster habe er, Holt, unter dem Jubel der Versammlung gefallen jei, an der auch Kahr teilgenommen habe. gejagt, daß der Marsch nach Berlin kommen müsse, daß es jest heiße, zur Tat überzugehen. Als zweiter Redner habe Professor Bauer mit nachten Worten das Vorgehen gegen Beriin verlangt und zum Schluß habe Kahr selbst ge prochen, chne mit einem Wort etwas davon zu sagen, daß der Marsch nach Berlin Unsinn sei. Kahr antwortet darauf, er habe damals nur ein Wort zur Beruhigung gefunden. und der Vorsitzende erklärt, Prof. Bauer habe am 9. Februar 1924 sich dahin ausgedrückt, das Wort Auf nach Berlin " habe eine Zurücweisung der separatistischen Ein­stellung bedeuten sollen, an einen militärischen Marsch habe er dabei nicht gedacht. Demgegenüber weist Justizrat v. 3ezschwiz dar­auf hin, daß sich die Haltung Bauers nach dem 8. November sehr gerändert habe. Er habe ihn fogar für die Dauer des Prozesses die Teilnahme an den Ausschußfizungen der vaterländischen Ber­bände Banerns verboten. Hitler macht darauf aufmerksam, daß, wenn die Einstellung der drei Hauptzeugen tatsächlich so gewesen sei, wie sie es behaupten, mit seit Jahrtausenden feststehenden Begriffen der fürchterlichste Unfug getrieben worden sei. Rechtsanwalt oder weist darauf hin, daß seinerzeit Bauer und Xylander hitlerischer gesprochen haben als Hitler selbst. Sie hatten den Marsch nach Berlin gepredigt, ohne daß Kahr , der an der Versamm­lung im Zirkus Krone teilnahm, auch nur das geringste dagegen einwandte.

Im weiteren Verlauf der Sitzung wirft Justizrat v. Bezschwig die Frage auf, ob Kahr Ehrhardt an der Nordgrenze Bayerns nur als Polizeiperson hieft cher ob nicht mit Personen aus Berlin darüber verhandelt wurde, Ehrhardt über die bayerische Grenze hinaus zu verwenden. Nach langen Ausfüchten gibt Kahr zu, daß er mit Claß über die vater ländi chen Verbände und die Konfifte in diesen Organisationen ge­sprochen habe, und daß dabei möglicherweise auch der Name fagt der Zeure wörtlich, ist aber wahrscheinlich nicht ge­Ehrhardts geraannt worden ist. Ueber Ehrhartts Befugnisse", so proden worden." Weiler gibt kahr zu, daß Claß dem plan eines Direitoriums ablehnend gegenüberstand.

daß in der Nacht vom 8. zum 9, November der italienische Darauf macht Juflizrat Schramm die fenfationelle mi feilung, & Bujulatsvertreter zu Kahr kam und fragte, ob er feiner

Regierung von dem Um fchwung in Bayern kenntnis geben und wo er telegraphieren tönne, da das Haupttelegraphenamt befeht fel. Kahr habe ihm angeraten, nach Auftein zu fahren, ohne die Nach­rigt vom Umschwung zu dementieren. Der Vertreter der italienischen Regierung habe kahr zu seinem Entschluß be­glückwünscht.

Kahr kann die Tatsachen nicht leugnen.

roter Schleife durch die ganze Stadt zu tragen. Reden wurden ge­halten. Die donische Kofafenregierung hatte einen Vertreter ent­sandt, der in späteren Zeiten für die uns treuen Gräber zu sorgen versprach. Die Musik spielte einige melancholische Weisen.

Das war die Enthüllungsfeier vom 1. Dezember 1918. Ich aber stand in der Menge, starrte den Denkstein an und verglich ihn und seine metallenen Worte: Unseren Helden" mit jenem weißen Kreuz des österreichischen Fähnrichs, befrielt von einem fleinen, verliebten mädchen, mit dunklen, wehmütigen Augen, mit seinem nach Küssen lechzenden Mund und fragte mich immer wieder und wieder, welches wohl das schönere Denfmal war.

Frühlingsahnen.

freisen die Möwen. Immer im wirbelnden Kreife, immer steigend Im Sonnenscheine, hoch oben, gerade über dem Lustgarten und fallend, schießen und stürzen sie durcheinander. Man hört ein leifes Klingen, wenn sich ihre eiligen Schwingen berühren.

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Der Winter ist vorbei, es wird ihnen zu eng hier, fie träumen von fernen Meeren und endlosen Flügen, mit Jagd und Spiel, von Riffen und Wellensturz. Bald beginnt die Reise. genährten Wildenten und sperren kaum den Schnabel auf, wenn Derweilen aber sonnen sich tief unten auf dem Rasen die wohl­ihnen ein dürftiger Mann, der wie ein Philosoph aussieht, feine einzige trodene Schrippe hinfrümelt. Manchmal brabbeln fie leise über den schönen warmen Sonnenschein, und weil sie selber über­fatt gefüttert sind, gönnen sie den fleinen armseligen Sperlingen die Krumen.

Im übrigen sehen sie solide, nüchtern und gänzlich unpathetisch aus. Sie haben sozusagen eine ökonomische Denkweise und finden deshalb sogar die wohlwollende Beachtung der Herren mit den ge­feilschaftsfähigen Bantkonten und der kreditfähigen Weltanschauung, die von der nahen Börje den Weg nach Hause nehmen. Der Sipo aber steht gedankenvoll vor einem Schilde, das das Betreten des Rasens aufs strengste verbietet, und sucht vergeblich nach einem entsprechenden Passus für Enten in seinem Dienst­reglement. Hans Wesemann .

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drittes Chortonzert im Saalbau Friedrichshain. Ausführende Die Gemeinschaft Proletarischer Mujitfreunde veranstaltete ihr waren der von Jascha Horenstein geleitete Berliner Schubert Chor" unter Mitwirkung des Geigers Stefan Frenkel und des Pianisten R. Rubinstein als Begleiter. Was Jascha Horenstein als Drchefterleiter fehlt, zeigt er als Chorleiter in erhöhtem Maße, so daß man von ihm als Chorerzicher und Führer mit Auszeichnung sprechen muß. Es ist nicht alltäglich, dem Männergesang Ausdrucks fermen abzuzwingen, wie es horenstein beispielsweise in Schuberts " Trauergesang" fertig brachie. Wundernehmen kann es daher nicht, Bartoficher flow atischer Volkslieder" führte, die in wenn dieser Dirigent feinen Chor auf das schwierine Gebiet Béla mustergültiger Weise tema tigt wurden Stefan renfet, der Sclift des Abends, vertnüpfte Geschmeidigkeit mit Schönheit und er­

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Selbstverständlich ist an den Behauptungen des Abg. Budjuhn fein wahres Wort. Wenn die Sozialdemokratie die Auf­Lösung des Reichstags hatte hinausziehen wollen, hätte sie dazu Ge­legenheit genug gehabt. Sie hat aber davon feinen Gebrauch ge­macht. Sie war bereit, am 13. April zu wählen; die Deutschnatio­nalen und die übrigen bürgerlichen Parteien haben das verhindert. Der Vorsitzende der deutschnationalen Fraktion, der Abg. Hergt, Reichstagswahlen gesprochen. Hergt trat im Obergeschoß des Reichs­tags im Korridor auf mich zu und begann ein Gespräch über die Ermöglichung von Reichstagswahlen Ausgang Februar. Er warf dabei die Frage auf, ob durch ein Uebereinkommen der Par­teien nicht zu erzielen wäre, daß der Tag der Auflösung furz vor den Wahltag gelegt würde( ein Verfahren, das in Bayern für die Landtagswahl in Uebereinstimmung aller Parteien tatsäali cin­geschlagen wurde). Hergt meinte, daß dadurch die Kontinuität der mieten würde. Hergi hat in seiner Unterredung darauf Bezug Boltsvertretung gewahrt und eine völlig reichstagslose it ver genommen, daß in allen Parteien Abgeordnete mären, die durch den Wegfall der Diäten materiell schmer getroffen würden. Ich bc= ftätigte ihm auf seine Frage, daß das selbstverständlich auch für einige Abgeordnete meiner Partei zutreffen würde; von Er­werbslosigkeit war dabei gar nicht die Rede.( Es würde sich dabei nicht einmal um ein Dußend Abgeordnete handeln.) Im übrigen habe ich in jener Unterredung bemerit, daß mir Februarwahlen aus Gründen der Außenpolitik zu früh erschienen und damals bereits einen Termin im April vorgeschlagen. Ich habe in der sozialdemo­fratischen Frattion am 30. November 1923 von dieser Unterredung Senninis gegeben, nachdem auch die Deutsche Tageszeilung" von der Unterredung am selben Abend Mitteilung gemacht hatte.

Ich halte diese öffentliche Erklärung für notwendig, damit die Barieigenossen in der Lage find, lügenhafte Behauptungen richtig­zustellen, wenn sie nach dieser Erklärung von deutschnationalen Agita­toren zu verbreiten versucht werden.

Börsenbericht.

Von

Heute war die Gesamttendenz der Börse eher etwas freund­licher als an den vorangegangenen Tagen. Es scheint auch, als cb die internationale Spefulation, die sich vorläufig am französischen Frank die Finger etwas verbrannt hat, die Verkäufe in deutschen Industriepapieren eingestellt habe. günstigem Einfluß auf das Effettengeschäft war auch die weitere Berflüssigung des Geldmarktes. Heute war täglich Geld mit 1 pro Mille und darunter pro Tag reichlich zu haben. einem gewiffen Gegensatz zu diefer Bewegung steht die Tatsache,

baß nach unseren Erfundigungen die Einreichung von Wechseln, zum

Diskont bei der Reichsbank und den meisten Großbanfen einen fert langem nicht beobachteten Umfang angenommen habe. Die starte Bankdiskont läßt die Inanspruchnahme des Reichsbanffredits immer Spannung zwischen den Geldfäßen des freien Martes und dem noch als sehr lohnend erscheinen.

Im Devisenverfehr fonzentrierte sich wieder das Inter effe auf den sogenannten Usancehandel, d. h. den Tauschhandel des ausländischen Zahlungsmittels. Hier wurden bei Beginn der Börse englische Pfunde nur noch mit 100 franzöfifchen Frant bezahlt. Die Frage des Inlandes nach Devisen bleibt leb haft. Die Repartierungen erfolgen ohne nennenswerte Verände rungen.

zwang sich durch seine fieghafte Ueberwindung ge gentechnischer Schwierigkeiten wärmsten Beifall. Dem Begleiter R. Rubinstein hätte man ein besseres Klavier gewünscht.

< ―rs.

DOR

Schwimmende Meffen auf der Donau . Seit dem Umsturz hat Defterreich, das vordem in handelspolitischer Richtung ausgesprochen nach dem Baltan hin orientiert war, wesentlich an Absatz nach dem abgehaltenen Wiener Meffen machen diesen Ausfall zum Teil Often verloren. Allerdings, die jeweils im Frühling und Herbst wieder wett, doch stockt der Export nach dem Balkan schon deshalb weil die großen Reisespesen intensivem Besuch der Wiener Moffen nicht förderlich sind. Im Zu'ammenhang mit der eben erfolgten Eröffnung der diesjährigen Wiener Frühjahrsmesse wird Linz a. d. Donau , der oberösterreichischen Haupts adt, aus ein Projett eifrig betrieben, für dessen baldige Verwirklichnug sich be­reits die maßgebenden industriellen Körperschaften Icbhaft einsetzen Die Idee stammt von Kapitän Trost Wchrfort und gipfelt darin, auf der Linzer Donauwerft eine Motorjacht gebaut werden, d eine schwimmende Donaumeffe zu veranfallen. Es fol die Donau stromabwärts befahren und dem Baltan sowie f Küstengebieten des Schwarzen Meeres Erzeugnisse der österrei fchen Industrie und des österreichischen Handels vorführen soll. Nähe des deutschen Dorauhafens in Passau und die Beziehun zwischen Desterreich und Deutschland lassen von einer folden fre menden Donaumeffe auch eine Belebung des deutschc ftellungsobjekte als unverfäufliche Muster mitgeführt werden. i Exporthandels erwarten. Auf dem Schiffe follen von Angestellten der ausstellenden Firmen in jeder Haferfadt c flärt werden; die Angestellten würden dann auch Aufträge 11 Kenntnis nehmen. Eine Aktiengesellschaft zur Auswertung dief Projektes ist bereits in Bildung begriffen und die Fühlung ahir mit reichsdeutschen Kreisen eirgeleitet. Von der Messe auf der Strom ist nur ein Schritt zur Messe zur See. Es ist mit der Id einer schwimmenden Donaumesse ein für die nächste Handelszuku vielleicht vielversprechender Anfang gemacht, und die schwimmend Handelspolitik der alten Bhönizier, die von Sidon bis zur Alant's den Markt mit Hilfe ihrer Schiffe beh rrschten, geminnt für den österreichischen und für den deut den Absatz eine gewisse Aftual.tät. Deutsche Fericnfinder nach Estland . Estland wird im bevor stehenden Sommer voraussichtlich reichsdeutsche Ferienkinder wieder aufnehmen. Das besondere Hilfskomitee hat sich bereits gebildet, so gilt wieder als Mittelpunkt und Eiz der Hilfsaktion. Wahrscheinlich daß im Laufe des März die Vorarbeiter beginnen werden. Reval werden die fleinen Gäste diesmal auch auf dem Landwege nach Est­ land befördert werden Im legten Sommer fonnten 522 rcichs­deutsche Kinder in Est'and bei deutsch - baltischen, cstnischen und auch ruffifchen Familien untergebracht werden. Die Gewichtszunahme der Kinder betrug zwischen 2 und 17 Pfund innerhalb einer Er­holungszeit von 5-7 Wochen.

Neichsinstitut gegründet, ist foeben wieder eröffnet worden. Das Deuifche Jaflitut für ägyptische Altertumsfunde in fairo, 1906 als

Ein Rielenbuddha als Grabdenkmal. In Zotio wird als Grab­denkmal für die Opfer her Erdbebentatastrophe eine Stolossal atue Buddbc errichtet werden. Das Denimal wird nach neuester Technit aus Beton her gestellt und eine Höhe von 35 m aufweisen.