Tätigwerden der Schlichtungsbehörden verboten fein follten, während sich die Gewertschaftsvertreter im Reichswirt chaftsrat bemühten, die Zwangsvorschriften nach Möglichkeit zu mildern. Auch das ist ein Beweis dafür, daß die milden Rämpfe, die das Unternehmertum heute gegen die Zwangs schlichtung und gegen den angeblichen Tarifzwang führt, innerlich, unwahr und gegen ein ganz anderes als das vorgebliche Ziel gerichtet sind, nämlich gegen die Tarifvertragsbee überhaupt.
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Die Vereinigung erinnert in ihrem Flugblatt auch an dieser Stelle wieder an den November 1918. Damals habe fich in dem Novemberablommen die Arbeitgeberschaft dem Grundsatz des Tarifvertrags unterworfen, zum Teil mit Widerstreben...." Aber man hoffte, auf dem Boden der Arbeitsgemeinschaft die Schwierigkeiten, die zu diefem Widerstreben den Anlaß gegeben hatten, überwinden zu fönnen. Auch diese Hoffnung sei durch die nachfolgende sozial rechtliche Gesetzgebung vernichtet und damit sei die Arbeits gemeinschaft zerstört worden.
Förderung. Zeigt doch die But der Unternehmer, daß wir in den letzten Jahren im allgemeinen auf dem rechten Wege waren.
des
Göz und die Freiheit der Wissenschaft ". Eine grobe Fälschung"?
Genosse Fieißner Dresden schreibt uns:
Der Leipziger Profeffor Abg. Dr. Göz antwortet in Nr. 116 Vorwärts" auf eine Notiz, die der Vorwärts" in der Abendausgabe vom 5. März über einen Brief brachte, den Herr Göz an Profeffor Dr. Hellmann in München schrieb, um dessen Be. rufung an die Universität Leipzig zu hinter. treiben. Der fragliche Brief wurde teilweise von mir im Unterfuchungsausschuß des fächsischen Landtags verlesen, vor den ich in einer mit Berufungen zufammenhängenden Beamtenfache geladen car. Diese Briefstelle ist in der Breffe aber nur unvollständig abgedruckt worden, und ich muß annehmen, daß, die Veröffentlichung nach einem mangelhaften Stenogramm von Breffevertretern erfolgt ist, die in jener Sigung anwesend waren.
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ob
Das Unternehmertum hat also erwartet, die Arbeiterklasse Dr. Göz erklärt, daß die in Klammern gesetzte Bemerkung in mürde sich durch die Gründung der Arbeitsgemeinschaft bemegen lassen, von ihrer politischen Ueberlegenheit der Notiz des„ Borwärts":" megen einer Geldentshä diteinen Gebrauch zu machen und auf die Sicherung der gung" in seinem Briefe nicht enthalten sei und daß das eine„ grobe Fälschung" darstelle. Da begeht Herr Göß zunächst selbst eine fozialpolitischen Errungenschaften in gefeßlicher Form zu verjettive grobe Fälschung", da in der Notiz zwar von einer„ Ent8ichten. Das Unternehmertum hätte sodann seine nach fchädigung", aber nicht von Gelb entschädigung die Rede ist. Das und nach wachsende Erholung benutzen und von den 3u ist nach dem ganzen Sinn und Inhalt des Briefes ein wesentgeständnissen des Vertrages eines nach dem anderen igno- licher Unterschied! Um die Sache aber ganz flar zu stellen, rieren, also„ die Schwierigkeiten überwinden" können. Das da fie sehr großes allgemeines Interesse hat, lasse ich den Wortalso mar, mit Unternehmeraugen gesehen, der 3 med laut der Briefstelle, die ich im Untersuchungsausschuß verlesen habe, folgen. Professor Go schrieb an Professor Hellmann:
des November abfommens.
"
Daß die Gewerkschaften einen solchen 3wed mit dem Abkommen feineswegs verbunden wissen wollten, hat die ..Gewerkschafts- Zeitung" des ADGB. foeben Herrn Professor Sertner sehr energisch auseinandergefeßt, der wie intereffant! faft gleichzeitig im Arbeitgeber", dem Organ der Bereinigung, die gleiche Auffassung vertritt. Auch er be hauptet, der Grundsatz des Abkommens sei gewesen,„ die zivile und militärische Bureaukratie möglichst auszuschalten und den Wiederaufbau des Wirtschaftslebens auf Basis der freien Selbstverwaltung der Beteiligten durchzuführen". Dann aber sei an die Stelle diefer freien Selbstverwaltung eine Fülle von sozialpolitischen Gefeßen getreten. Herkner zählt alles auf, was an sozialpolitischen Gesezen feit 1918 ent standen ist, von der Erwerbslosenfürsorge bis zum Achtfamdentag, und verwirft alle diese gefeglichen Veranterungen", die aus souveräner Berachtung aller ökonomischen Gefehmäßigkeiten" entstanden seien, in Bausch und Bogen.
Bir erblicken in der Tatsache, daß ein Mann des Katheders zu den friegerischen Terten der Scharfmacher zur rechten Zeit die wissenschaftliche Melodie macht, eine überzeugende Bestätigung der Auffassung, daß in der herrschenden Ordnung dem Kapital alles zum Borteil gereicht. Auch die Wissenfchaft. Denn Herkner spricht dort ob mit Recht oder Unrecht, ist seine Sache im Namen der ganzen Wissenschaft. Niemals", ruft er aus,„ hatten Sozialreformer und gelehrte Sozialpolitiker bei uns eine derartige Entwicklung( mie Herkner sie zuvor beschrieben hat) gefordert."
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Das Flugblatt der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände aber erklärt zum Schluß, der Kampf der Unternehmer gegen die sozialrechtliche Gesetzgebung habe nur den 3med, wieder den Boden für eine neue Arbeitsgemeinschaft zu gewinnen."
Das flingt wie eine Berhöhnung der Arbeiterklasse, hat aber eine tiefere Bedeutung. Das Unternehmertum verfolgt das Ziel, die sozialpolitische Gesetzgebung zu zerschlagen, um in einem neuen Abkommen den Arbeitern und Angestellten in einer für fie möglichst ungünstigen Situation das gnädigst zu gewähren, was es für angemessen hält. Das ist es ,,, was bie Arbeitgeber wollen"! Daraus ergeben sich für die Arbeiterflasse zwei Aufgaben: Die Stärkung der Gewerkschaftsbewegung und die Wahl einer starten parlamentarischen Vertretung zum Schuße des Restes der sozialpolitischen Geszgebung und zu ihrer meiteren
Bon Hans Besemann.
ta Gongschlag. Die Bariétébühne verbunkelt sich. Aus dem chang schlüpft ein kleiner Japaner in blauseidenem Trifot, vereugt sich lächelnd, winkt dann mit der Hand, und neben ihm steht feine Gefährtin, ein leines, geschminktes Puppengesicht mit hoch sestedem Haar. Der zicrliche Kinderkörper stedt in einem rot
eidenen Rimono. Eine fieße, zeremoniöse Berbeugung, ein Lächeln
abei, das wie eine Maske auf dem Geficht ruht.
Sie tritt zurüd, das Spiel beginnt. Auf einer Matte liegt der Mann, die erhobenen Beine drehen und werfen eine feidene Tapeten. sür mit spielender Leichtigkeit und einer graziösen Beherrschung ohne gleichen. Jetzt fassen die gelenfigen Füße, die wie große Greifhände aussehen, fleine Papierschirme, stoßen sie empor in buntem Wirbel. Wie eine Blumenreif gleiten sie dahin. Alles ohne einen Laut, jede megung gehalten und selbstverständlich. Eine Bambusstange wird gereicht. Die Heine Japanerin hält e lächeln wie ein Spielzeug und ebenso lächelnd mit unbegreiflicher Deichtigkeit läuft der Mann an ihr hoch.
Dann steht er sentrecht auf dem Kopfe, Arme und Beine ge. preizt. Das Bublifum lacht und ist höchlichst beluftigt. Die Kleine chelt, obwohl sie weiß, daß nur eine fleines Zittern ihrer Finger Scheren Tod für ihn bedeutet.
Sie lächelt, obwohl sie heute morgen einen Brief aus Jeddo etam, der ihr die Todesnachricht ihrer alten Eltern und des eingen fleinen Bruders bei dem großen Erdbeben brachte.
Ach! Sie ängstigt sich immer in diesem fremden Lande, wo sie iemanden versteht und immer friert, und eine furchtbare Traurigit läßt ihr fleines Herz erzittern, wenn sie an die ferne Heimat Senft, an das Fest der Baumblüte, an das Mädchenfest, wo sie Mingte aber sie lächelt immer, demütig und gehorsam, wie alle Frauen und fleinen Mädchen ihres Landes es tun.
Jetzt fommt das Letzte und Schwerste. Sie tritt an die Wand, and nun beginnt das Spiel der blanken Messer. Wie ein flirrender, änzender, blißschnell haschender Zug von Silberfischen fliegen die carscharfen Meffer auf sie zu, i..mer neben ihr in die Wand einblagenb.
Beide lächeln, aber sie sieht in Djagas Augen die schweigende Brohung und Warnung, ach, sie weiß, was es heißt. Schläge und chlechte Behandlung, wenn er mit ihr unzufrieden ist. Aber doch debt fie ihn, spricht er doch ihre Sprache und manchmal ist er auch
gut zu ihr.
Und Fann benti fic wieder plötzlich und schmerzhaft an die toten Eltern sie hat sich bewegt, ein Messer ist in ihre Seite gedrungen. Uber se rührt sich nicht und lächelt, während das Blut leise zu
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Wir sehen es für unsere Pflicht an, den Kampf gegen das ministerium in aller Schärfe aufzu= nehmen; unser Protestschreiben an das Ministerium, unfere Beschwerde beim Landtag, unsere Eingabe an den Hochschullehrerverband wird in den nächsten Tagen der Presse übergeben werden; auch die Leipziger Studentenschaft ist von der Sachlage unterrichtet worden. Sie hatten eine wirklich große Gelegenheit, der popus färste Mann unter den deutschen Professoren zu werden, wenn Sie eine Oftronierung ablehnten. Alle Welt hätte gesagt: endlich einmal ein Charakter, dem die Ehre eines Professors dem mate. viellen Vorteil vorgeht! Sie werden auf Ihre wirtschaftliche Notlage hinweisen es wäre ein faum zu ertragendes Opfer ges refen. Aber wenn Sie vor der Annahme des Rufs gefommen nd uns darauf hingewiesen hätten, wie schymer eine Entschädigung ür Sie sei, so wäre eine Vereinbarung wohl sicher möglich gevejen mir hätten dann wenigstens eine Gesinnung gesehen, Sie sich nicht zum Werkzeug des Ministeriums gegen die eigenen Kollegen machen ließ wir würden dann alles getan haben, Ihnen so rasch als möglich einen ehrenvollen Ruf an eine andere Universität zu verschaffen ich glaube, daß es überall Berständnis gefunden hätte, daß ein Mann, der sich für die oberten Rechte der Universität mannhaft geopfert hätte, Anspruch auf Aufnahme in eine Fakultät habe. Ich persönlich hatte mit einer Fakultät, die bei den zu erwartenden Schiebungen frei geworden wäre, bereits Fühlung zu nehmen versucht, und ich würde nicht geruht haben, bis ihnen eine ehrenvolle Entschädigung für Ihre Ueberzeugungstreue zuteil geworden wäre
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„ Ich rate Ihnen und ich glaube wirklich sagen zu dürfen: als wahrer Freund treten Sie fofort zurüd, ehe 3hr Rüdiritt unter dem Drude des Umschwungs in Sachsen sich vollziehen müßte. Lun Sie es mit der Begründung, daß Sie nicht gegen den Willen der Fakultät nach Leipzig fommen wollten, nachdem Sie sich von der Stimmung der Fakultät überzeugt hätten. Ich verspreche Ihnen noch einmal, daß ich, urd mit mir ganz unzweifelhaft die ganze Fakultät, alles fun werde, Ihnen einen ehrenvollen Erjah zu fchaffen. Noch ist es möglich, daß wir auf Grund Ihrer Loyalität für Sie eintreten fönnen; später wäre das nicht mehr möglich. Aber handeln Sie rasch, ehe es zu spät ist. Ich kann Ihnen verfichern, daß die Dinge in Sachfen nach den heute mittag gefaßten Beschlüssen der Reichsregierung unaushaltsam ihren Weg gehen werden; ich bin focben von maßgebender Stelle davon unterrichtet worden. Sie werden meinen Brief als einen starten Drud empfinden, er foll es in Ihrem Interesse auch sein. Berfrauen Sie mir, bitte- Sie haben in wenigen Tagen wahrschein lich feinen Rückweg mehr aus einer verfahrenen und nach meiner Meinung unhaltbaren Lage, jetzt aber haben Sie noch einen ehren vollen Ausweg.
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rieseln beginnt. Auch Ofaga hat es bemerft aber er führt die Nummer ruhig zu Ende und zeigt dem Publikum lächelnd die Zähne. Tobender Beifall. Beide verbeugen sich zierlich, aber sie fühlt, daß sie jetzt sterben kann. Hinter dem Vorhang sinft fie bewußtlos in Ofagas Arme.
Berdammte Asiaten, ich werde immer ganz wild, wenn ich dies heimtüdische Lächeln sehe," sagt vorne ein martialischer Herr zu seinem Freunde.
Ein Freskenwerk Slerogts in der Nationalgalerie. Ein einzigartiges Wert Mar Slevogts, das auch einzigartig inner halb der Malerei feiner Zeit steht, ist jetzt glücklich für die Berliner Nationalgalerie gewonnen worden: Es find die Wandmalereien, die der Meister in einer glüdlichen Stunde für die Gartenhalle eines Landsizes in Neu Cladom schuf. Die Geschichte dieses Werfes wird von dem Direktor der Nationalgalerie Ludwig Justi im neuesten Heft von Donaths Kunstwanderer" erzählt. Slevogt mar öfters zu Gast bei seinem Freunde Johannes Guthmann in Neu- Cladom. Der Erbauer dieses Lanfibes hatte die Refte einer abgebrannten Scheune in eine offene alle umgemandelt, und als Sevogt 1911 glüdliche Sommertage in Cladom verlebte, wurde dor: allerlei ge tüncht. Wie er den Polier Farben mischen und pinseln fah, wurde der Meister felbft angeregt, Bände und Decke der Halle farbig aus. zufchmüden, und so entstand ein Wunderwerk Slevogtscher Kunst, bas die ganze graziöse Anmut und glüdliche Leichtigkeit seiner geftaltenden Bhantasie mit der zartesten musikalischen Farbenschönheit verband. In der Mitte auf dem Himmelsblau das mozartisch jubelnde Ornament der schaukelnden, gaufelnden Körper und flingenden, schwingenden Blumen" so schildert Justi den Eindruck der Hauptwand„ das feine Gelb des Mauerpuges zersprengt ausgespart, auf den Seitenflächen als Grund stehengeblieben, überstreichelt von zarten Linienspielen; dazwischen die dunkleren Pilaster mit den vollen Kränzen und dem gläsernen Getriller- das ist ein Rhythmus der Linien und der Farben und der malerischen Einfälle sondergleichen." Der Schmuck der beiden Seitenmauern steht dazu in einem reizenden Gegensatz, und die kassetierte Dede ist wieder anders behandelt. Immer aber lebt die spielende Laune und die glücklichste Einbildungskraft, die den wundersamsten Reiz musikalischer Melodienfülle hervorzaubert.
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Als Guthmann Cladow aufgeben mußte, tonnte er den bis dahin forgfältig behüteten Schatz nicht mehr bewachen. Der neue Besiger fümmerte fich nicht darum, und die in leichtester Technit hingeworfenen Schöpfungen hätten rettungslos zugrunde gehen müssen. Deshalb bot der Befizer die Halle der Nationalgalerie als Geschent an. Aber nun blieb die überaus schwierige Aufgabe, das Wert unbeschädigt nach Berlin zu bringen. Man fam schließlich darauf, die Flächen überkleben zu lassen, damit der schlechte Buz die Erschütte rungen überstehe, Dazu mußte aber die Malerei vorher firiert merden Ungeheure Schwierigkeiten bot der Transport, da man doch nicht den ganzen Bau wegtransportieren fonnte." Nach langen Bemühungen wurden fchießlich die drei Wände, mit Bapier und Leine mand überlebt, auseinandergefägt, und ebenso die Dede. Jeder
So meit die fragliche Stelle des Briefes. Die Deffentlichtett wird nun wohl selbst am besten beurteilen fönnen, was es mit der angeblichen„ groben Fälschung" für eine Bewandtnis hat. Göz ge brauchte die Wendung von einer Entschädigung" nicht nur ein, sondern zweimal! Es ist demnach ein starkes Stüd, dies jenigen der Fälschung zu bezichtigen, die das ganz finngemäß be richteten. Im übrigen wirft der Brief ein helles Licht auf die Rabalen, die heute an Hochschulen getrieben werden.
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Rechtsunsicherheit.
Die Folge der Taktik der Regierung.
Die Regierung Marr hat ihre Weigerung, eine Abänderung ihrer Notverordnungen durch das Barlament vornehmen zu lassen, damit begründet, daß eine durch längere Beratungen entstehende Rechtsunsicherheit die Stabilität der Währung und der Wirtschaft durchfreuzen würde. Tatsächlich hat sie das Gegenteil erreicht. Im Handelsblatt der, Frankfurter Beitung" vom 15. März wird festgestellt:
,, Die Abmidlung des Aufwertungsverfahrens erstrecks sich nach der dritten Steuernoiverordnung auf Jahre. Für die Durchführung einzelner Teile der Aufwertung, z. B. für Hypothefenpfandbriefe und Spartafsenguthaben müssen die Ausführungss bestimmungen noch geschaffen werden und es muß ein organ is fatorischer Apparat zu diesem Zwecke aufgezogen werden. Es entsteht nun die große Frage, ob es zweckmäßig ist, diese Ausführungsarbeiten in einem Augenblicke in Angriff zu nehmen, in dem das Schidsal der ganzen Verordnung noch in der Schwebe ist, da das Parlament noch keine Gelegenheit gehabt hat, eine Entscheidung zu fällen. Man muß mit der Mög lichkeit einer Abänderung der Aufwertungsbestimmungen immer. hin rechnen. Praktisch ergibt sich dadurch für Gläubiger, die auf Grund dieser Aufwertungsbestimmungen etwa schon jetzt von den Schuldnern befriedigt werden sollen, die Zweckmäßigkeit, einen Borbehalt zu machen, daß die Befriedigung ihrer Ansprüche nur insoweit gelten soll, als nicht durch eine spätere Abänderung der Aufwertungsbestimmungen der dritten Steuernotverordnung fich die Rechtslage verändern würde.
Aber praktisch ist vor allen Dingen die auf der Gold. bilanzierung begründete Umstellung der Attiengesellschaften eigentlich so lange undurchführbar, als in bezug auf die Aufwertungsfrage, d. h. in bezug auf die Behandlung bestimmter Arten von alten Schulden und Forderungen teine endgültige Rechtssicherheit herrscht. Es wäre von fehr zweifelhaftem Werte, wenn man jezt Umstellungen vor. nimmt, die unter Umständen wieder revidiert werden müssen, wenn die Aufwertungsbestimmungen eine nachträgliche Aenderung erfahren. Das würde einen ganz unwirtschaftlichen Aufwand an Arbeit und Kosten bedeuten und die Unsicherheitsmomente in der Attienbewertung noch einmal vermehren.
Der Mangel an Rechtssicherheit, der durch diese Art der Behandlung der Notverordnungen entstanden ist, ist außer ordentlich zu bedauern."
Das ist eine fachliche, dafür aber um so schärfere Kritik der Haltung der Regierung und schlägt ihr das beste Argument aus der Hand. Es ist zugleich eine unausgesprochene Rechtfertigung der Haltung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion.
Parteitag und Reichstagswahl. Kassel
wünscht Verschiebung des Parteitags. Kaffel, 17. März.( Eigener Drahtbericht.) Am Sonnabend und Sonntag fand in Kaffel der Bezirksparteitag der Sozialbemofra. tischen Partei statt. Genosse Ph. Scheidemann wurde als Spigenfandidat für die Reichstagswahlen aufgestellt. Gegen ganz wenige Stimmen wurden weiter die Genossen Schnabrich und Braunersreuter als Reichstagstandidaten beftimmt. Ein Antrag des Landtagsabgeordneten Hauschild auf Berfchiebung des Reichsparteitages wurde einfiimmig angenommen. Er hat folgenden Wortlaut:„ Der Bezirksparteitag Raffel empfiehlt dem Parteivorstand und dem Parteiausschuß, zu beschließen, daß vor den Reichstagswahlen ein Reichsparteitag nicht mehr abgehalten wird. Sollte wieder Erwarten so nicht bes schlossen werden, so ist auf die Tagesordnung als einziger Punkt zu setzen:„ Der Reichstagswahltam pf". Alles andere wäre dann einem nach den Wahlen stattfindenden Parteitag vorbe halten."
Teil wurde in Eisenträger gespannt, dann wurden die Mauerstücke der Länge nad) schmaler gesägt, die neuen Rückseiten mit Gips ver putzt und darin ein Drahtneß. Zur Aufnahme des Werfes mußte der einzig geeignete Raum, der ehemalige Speisesaal des Kronprinzena palais, umgestaltet werden. Nun steht die Halle mit dem Wert vor bem Eingang zum Studiensaal der Zeichnungensammlung, und die Nationalgalerie ist um ein Wert bereichert, mie es feine andere Sammlung sonst aufweisen kann.
Gaffspiel Urlus in der Volksoper. Gäste, die aus der Proving Dafür den Hörer und Beurteiler. Aber berühmte Sänger, Gäſte, tommen, um in Berlin auf Engagements zu spielen, sind oft eine noch auf stolzen Roffen, fönnen in jede Vorstellung einreiten, ohne fich und uns hineinzureiten. Aus dem angesagten ersten Pattiera Gastspiel der Boltsoper wurde durch plögliche Absage des Dresdener Heldentenors ein Urlus- Gaftspiel. Urius ist fein Bühnenherrscher, fein großer Mime, fein Bohnen des Tenorsaches. Der Clou ist sein Don José, eine Herrscherleistung. Er versenkt sich in das Inrische Detail, ohne in fich zu verfinfen, er baut eine Arie, die des zweiten Asts etwa, mit größter fünstlerischer Vorbedachtheit auf und macht jede Kleinigkeit zu einem gejanglichen Wunder. Mag der spielenden Figur in ihrer plumpen Würde auch manche jugend. liche, manche liebenswürdige Nuance fehlen, die Kultur dieses Schöns gefanges ist bezwingend. Die Leidenschaft leitet vom Gesicht und vom Körper weg auf die fubtilste Regung des Rehltopfes, ein ernster, ein geschmackvoller, ein Konzert- Don- José. Die Partnerin Nora Tönen nicht gegen Orchester und Mitsingende auf, zeigt jedoch große Landerich tommt mit ihren dünnen, im Altregister ganz matten musikalität und Spielgewandtheit. Als Samson war Ürlus ganz in feinem Element. Er sang hymnisch, wie ein Held zur Ehre Gottes, mit breiter Entfaltung seiner edlen Stimme. Hier war ja das Theater keine Hemmung, und die herbe, gesch'offene, in sich gefehrte Art des Gastes paßte gut zu ihrer Dratorienpartie. Ebenbürtig stand ihm in der Rolle der füßen Dalila Frau Schloß hauer zur Seite, eine Glode, cin quellender Sang ohne Ein schmeichelung der Sinne. K. S.
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Der 8. Abend der Novembergruppe findet Dienstag im Bor- Haus, Bots. bamer Str. 4, statt. Das Lambinon Quartett spielt fünf Stüde für Streich quartett von A. Gajella. Frau Lydia Hoffmann- Behrend gib: als Ur aufführung Balter Goehrs Klaviersonate Op. 3, ferner Buffonis„ India. nisches Tagebuch".
Klemperer und die Staatsoper. Die Generalverwaltung teilt nach Bes nehmen mit dem Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung mit, daß ein angeblicher Gebeimvertrag mit Generalmusikdirektor Klemperer megen einer( päteren Berpflichtung an die Staatsoper völlig aus der Luft gegriffen ist. Generaldirektor Kleiber, der einen fünfjährigen Vertrag hat, befigt nach wie vor das vollste Vertrauen.
Bühnenchronit. Direttor Karl Heinz Wolff hat die Zeitung des Central Theaters übernommen und wird Anfang April eine nene
Operette in Uraufführung herausbringen.
Nur 28 Enn jälle. Eine offizielle Statistik besagt, daß die Zahl ber alle, in denen Reger in den Bereinigten Staaten im Sabre 1923 gelyncht worden find, 28, barunter 2 Frauen, betiäat. Das bedeutet einen erhebe lichen Rüdgang gegen früher. Die höchste Ziffer war im Jahre 1892, we 253 Neger gelyncht worden sind.