Nr. 139+ 41. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Der Beruf auf den Schienen.
Aus dem Leben des Straßenbahners.
Der Notzustand.
Die Tosialbe mortatife Stabiperorbeten, wiesen. Biele von diesen wohnen in der Schönhauser Allee , Rosenfzation hat einige Anträge eingebracht, bie bie bellung bez fozialen Mißstänbe bei der Straßenbahnbetriebs- 6. m. b. S. fordern. thaler und Brenzlauer Borstadt, am Friedrichshain ulw. und der Ausgangspunkt ihrer Beschäftigung wurde der nördlichste Teil von je nach ihrer Dienstzeit Welkenjee. Wie oft müssen sie nun am frühen Morgen, oft um 4 Uhr aus den Betten weil der Weg zum Bahnhof länger als eine Stunde dauert. Manchmal haben fie ihre Tagesarbeit erft in den späten Abendstunden vollbracht. Es find alle vorgefcmmen, wo die Straßenbahner am Abend erit gar nicht nach Hause gegangen sind, weil es fich gar nicht mehr lohnte. In der Nacht haben sie dann auf den Bänken der
Es wird wohl heute von feiner Seite mehr bezweifelt, daß die Bebensbeitung der meisten Gehalts- und Lohnempfänger fch in einem Grade auf absteigender Linie bewegt, wie man es früher nicht für möglich gehalten hätte. Bon dem dauernden Rotzustand einer Berufsgruppe, der gewissermaßen den Reforb schlägt, weiß aber die breite Deffentlichkeit nichts. Es handelt sich um die Straßenbahner. Wie alle übrigen Arbeiter, hatten auch die Straßenbahner seit dem 9. November 1918 den Achhiftundentag, Die gesamte Tätigkeit einschließlich Fahrvorbereitungen und Bausen durfte nicht länger als 8 Stunden anbauern. Die Arbeitszeit be gann mit dem Augenblid, wo der Straßenbahner seinen Magen bestleg. An den Endstationen hatte er eine Ruhepause von zirka 15 Minuten. Im Durchschnitt wurde auf jede Arbeits- oder Dienst. stunde 10 Minuten Baufe angerechnet. Jeder Straßenbahner er. hielt eine Effentransportmarte. Sie galt als Ausweis für seine Angehörigen, die frei" mit der Straßenbahn fahren fonnten, wenn fie ihm bas Mittagessen brachten. Lohn und Gehalt standen auf ber gleichen Höhe mit den Löhnen anderer Berufsgruppen.
Nach der Umstellung.
Anfang Ottober 1923 wurde ber rein fommunale Betrieb auf. gelöst, um ihn infolge der Inflation vor dem Zusammenbruch zu reften. An seine Stelle trat eine G. m. b. 5., eine nach faufmännischen Gesichtspuntten, geleitete Berkehrsgesellschaft". Der Straßenbahnverkehr wurde start eingeschränti, Personal massen. meise entlassen. Alle Straßenbahner mit weniger als 10 Dienstfahren erhielten die Kündigung. Fast alle Gewerkschaftsfunktionäre End Bertrauensleute gehörten zu den Entlassenen. Ein Teil wurden in den Gasmerten als Zeithilfen mit täglicher Kündigung eingestellt. Aber bis zum 15. Januar waren alle wieder entlassen, benn auch hier wurde abgebaut und gespart". Während der Entfaffungen, die damals vorgenommen wurden, liefen zahlreiche Bitte gesuche von den„ Christen"," Gelben" und Unorganisierten ein, die thre Arbeitstraft zu allen Bedingungen anboten. Selbstverständlich trieb viele die Not, und gelernt hatten fie weiter nichts. Aber der fachende Dritte war nun einmal die neue Betriebsgefefffchaft, die fo gefügiges Menschenmaterial sur Hand hatte. So stand man bamals vor der Tatsache, daß bei der Straßenbahn nur noch ältere Beute beschäftigt waren, bie fchon Jahrzehnte im Dienst standen und zum größten Teil von der alten Großen Berliner " mit über tommen find. Denen ist die alte Zeit mit ihren Tra bitionen in Fleisch und Blut übergegangen. Sie erfannien alles unbere eher an als die gewertschaftlichen Organisationen. Daher gab es bis vor einigen Wochen nur wenig freigemertschaftlich organi fierte Straßenbahner.
Aber etwas fei noch zur Charakterisierung des traditionellen Straßenbahners erwähnt. Er gehört zu jenen, die festhalten an ben äußeren Abzeichen. Bis 1920 war es Tatsache, daß der Straßenbahner nach drei Jahren Dienstzeit Aermettreffen erhielt. nach fünf Jahren Kragentreffen. Hatte er 10 Dienstjahre hinter sich, wurde ihm ein Stern an den Kragen geheftet. Es sollte ein Zeichen treuefter Pflichterfüllung" fein. Ganz besonders stolz war er aber, wenn die Jubiläumstreffen am Kragen prangen fom ten. Er erhielt fie nach 25 jahrelanger treuer Arbeit als„ Anerfennung". Da gab es nun Straßenbahner, die lieber feinen Mantel anzogen und froren, denn die Treffen mußte dach jeder sehen. Solche Leute waren zum allergrößten Teil jene Straßenbahner. Ihnen wären die Tressen heute noch lieber als eine Lohn erhöhung.
Der Zehnstundentag.
Die Einschränkung des Straßenbahnbetriebes dehnte fich nach allen Richtungen aus. Die kleineren und veralbeien Straßenbahn Depots wurden geschlossen, zum Beispiel in den nördlichen Be Birten bie Bahnhöfe in der Aderstraße, Schönhauser Allee und Kniprodestraße. Das wenige Berjonal, das von diesen Bahnhöfen nicht zur Entlaffung fam, wurde dem Depot in Weißensee über.
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Hembarmel bis zu den Schultern aufgefrempelt, die Bigarre im Munde, betrachtete Jürgen zufrieden seine Arbeit. Nächstes Jahr werden auch mir ein Stüf Nuzgarten anTegen: Gemüse und Salatbeete, etwas Beerenobit. Körper: liche Arbeit erhält gefund. Man muß vorbeugen, meißt du." Bögel huschten von Busch zu Buſch. Die Amsel schnappte einen Burm aus der frisch aufgeworfenen Erde, überquerte, nah dem Boden, den ganzen Garten und verschwand unter
Das Zwölfuhrläuten zahlreicher Kirchenglocken vereinigte fich über der Stadi, strahlte auseinander, hinaus zu ben Gärien. Jürgen legte mie im Bureau den Federhalter- pünktlich den Spaten aus der Hani. Nach dem Mittagessen fhlief er. Die Zeitung war feiner Hand entfallen.
Sah dann am Schreibtisch vor der geöffneten Krokodil lebermappe. Rechts stand eine Miniatur- Schillerbüste, geschmückt mit einem winzigen Lorbeerfranz, links der Tinten mischer ein farbiges Tuchhähnchen mit Glasaugen- und in der Mitte das Tintenfak: ein sich hochaufbäumender Bronzehirsch, auf deffen Geweih fieben Federholter lagen. Nun aber an die Arbeit!" rief er und rieb die Hände. In der Ferne ertönte eine Kindertrompete. Borsichtig nohm er den eheringgroßen Lorbeerfranz vom Haupte Schil Ters herunter, betrachtete ihn genau, ichob ihn auf feinen inger, ftredie fidh, daß der Körper Inadte und der Mund ein eigroßes Loch wurde, ergriff wieber den Federhalter und fat hinaus, wo der Sonntagnachmittag stand, der, zerteilt in Billionen Teilchen, durch das Fenster und durch alle Rigen und Wände hereindrang.
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Giraßenbahnwagen gejolajen. Das sind Zustände, die man heute gar nicht für möglich halten sollte. Aber von einem Achi ober eunstundentag fann bei den Straßenbahnern feine Rebe mehr fein. 10 bis 12 Stunden und noch mehr sind die Regel Die Straßenbahnverwaltung rechnet sämtliche Vorbereitungsarbeiten nicht als mit zur Arbeitszeit gehörig. Hierzu gehört: den Triebmagen schildern, zum Anhänger fahren, ihn um und anfoppein, rangieren. Nach der Fahrt: die Abtoppelung, bie Geldabrechnung. die besonders viel Zeit erfordert. Die Fahrt felbst, ist eine förmliche Heerei. Ein Wagen der Linie 60E muß an einem Tage von Weißenfee Rennbahnstraße bis Kanonierstraße neunmal hin und zurüdfahren. Alle Baufen an den Endstationen fallen ganz weg oder gehören nicht zur Arbeitszeit. Die frete Fahrt der Angehö. rigen zur Ueberbringung des Mittagsefferis ift abgeschafft. Die Löhne.
aus.
Wie steht es nun mit den Gehältern? Hier steht es auch troftlos Ein Straßenbahner im Alter von über 24 Jahren erhält einen Stundenlohn von 42 Pi. Er erhält also einen Wochenloha von
Sonnabend, 22. März 1924
etwa 22,68 M. Davon gehen für Steuern, Arantenfaffe. Invalidens geld, Meibungsabgaben zirka 4 M. Abzug ab. Es verbleibt ein Lohn von höchfiens 19 m. pro Woche. Ein Straßenbahner unter 24 Jahren erhält fogar bloß 39 Pf. für die Stunde. Bei Umrech nung der wirtlichen Dienstzeit( einschließlich aller sonstigen Arbeiten, die wohl früher, aber heute nicht mehr mitgerechnet werden) erhält er daher einen wirklichen Stundenlohn von etwa 25 Pf. Ferien sind zweifelhaft oder fehr beschränkt. Ein Manteltarif oder fonftiges Abkommen besteht nicht. So liegen die Dinge. Blekes, besser gesagt, alles ist sehr reformbedürftig. Schüchtern machen fich auf Grund des Drudes der Gewerkschaftsorganisationen- und hier kommt die rührige Arbeit des Bertehrsbundes in Frage bie erften fleinen Besserungen bemerkbar. Je straffer und geschlossener die Straßenbahner in den freien Gemerfschaften organisiert find, je leichter und schneller wird es dem deutschen Verkehrsbund gelingen, Arbeitszeit und Löhne zu verbessern.
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Man darf heute anertemmen, daß der Straßent ahnverkehr sich von Tag zu Tag beffert. Neue Linien sind eingeschaltet worden, die Fahrtabstände nerdichtet und ein großer Teil der Straßenbahner wieder eingestellt. Der Höhepunkt der Krise ist überschritten. In diesem Augenblick erscheint das Brivatkapital auf dem Plan und streckt die Hände nach dem gefundenden Unternehmen aus. Aus der G. m. b. 5. follte eine A.-G. werden, mit anderen Worten, die städtische Straßenbahn foll in profithcdende Privathände übergehen. In der gestrigen Stadtverordnetenfigung betonte der sozialbemo fratische Redner, daß die gegenmärtige B. m b. 5. feineswegs frei fei von Label und daß es bei ihr in sozialer Beziehung noch sehr im argen liege. Schließlich stellt aber die gegenwärtige Betriebsform zurzeit das fleinere lebel dar.
Der erste Spatenstich.
Millionen fleißiger Hände reden fich dem Augenblid enigegen, ba ber Spaten die erste Scholle Erbe umzuwerfen imftande ist. Hell scheint die Sonne und ein lebhafter Westwind bläst uns ent gegen; aber es ist noch nicht das richtige Taumetter. Es geht höllisch langfam in diesem Frühjahr, faum handbreit ist der Boden aufgetaut, und man schätzt die Tiefe, bis zu welcher der Frost ein gedrungen ist, auf 65 Zentimeter. Ia muß es noch anders fommen, foll die Spatenarbeit in alter Weise johnen. Vielleicht hat der Himmel ein Einsehen und fendet den wirklichen Taumind, der uns find streichelt, als umwehe uns ein weicher seidener Schal. Schabe, daß wir feinen Föhnwind herbeizaubern tönnen, wie es in füddeutschen, österreichischen und Schweizer Gegenden so schön der Fall ist, wenn das Thermometer in menigen Stunden rasenh fieigt, alle Schneemassen sich in Wasser auflösen und der Boden in der frischen Wärme seinen Frühlingsgeruch ausströmen läßt. Der Norddeutsche ist weniger begünstigt, höchstens an den Küstenstrichen tut der meiche Seewind gleiche Wunder. Wie ist der Westmind noch fo falt," feufzt manches arine Menschenfind, das feinen Winterfatarrh in der Frühlingsluft ausheilen möchte.
Lage, dann nur noch Stunden sind es, die uns von dem Leben in der Natur noch trennen. Bon einem Leben, das zunächst Arbeit und nochmals Arbeit heißt. Aber Seine Majestät der Laubentolonift hat feinen ganzen Hofstaat schon beisammen: Alt und jung, gros und flein mariet auf den Marschbefeht. Wie es in alten Königzeilen hieß:„ Der König ist tot es lebe der König!" to beißt
es jeff: Winter vorbei stich faust mit veller Kraft in die Erde hinein und das alte zied Frühling ist da. Und der erste Spatens vom Werden und Bergehen beginnt von neuem.
Die Jaselschule Scharfenberg im Tegeler See , die wechselnd Gemeindeschüler als jogenannte Aufbauichüler und Schüler höherer Zebranstalten aufnimmt, bat au Ostern einige Bläge in der Oberstufe neu au besezen, die durch den Wege gang der Abiturienten frei werden. Schüler mit dem Zeugnis für Oberielunda eines Gymnasiums, Realgymnafiums oder einer Obers realschule, die es treibt, ihre legten Echuljahre draufen in der Natur in enger Gemeinichaft mit ihren Lehrern und Kameraten unter freteren Unterrichtsformen unter Bevorzugung ibrer Neigunge fächer zu verleben, wollen fich am Mittwoch oder Sonntag der nächsten Wochen bei dem Leiter der Scharfenbergichule( Linie 28, Endstation Tegelort) aur der Schulinsel vorstellen.
Der Wunsch nach dem Montag, nadh der gewohnten| lich! Das follte gar nicht erlaubt werden. Das Baffin ist mit Bureauarbeit und dem gewohnten Aufenthalt in der Börje farsfantigem Binfeleisen eingefaßt. Wenn das Mädchen huschte durch ihn durch. Jürgen hätte nicht sagen fönnen. nur um fünf Zentimeter fehl springt, fchlägt es sich Schulter meshalb und wann er an das Fenster getreten mar. Die und Arm vom Körper meg. Aber aufregend wird die Sache Fichtengruppe im Garten stand reglos. Ein hängender Aft sein. Jedenfalls besser, als hier zu fizen." ftörte die Symmetrie. Auch morgen wird dieser Ast genau so wegstehen und übermorgen auch und auch noch in zehn Jahren. Dieser stupide Sonntag bringt einen um jeden Ge banten. Ah! und diese mörderische Zimmereinrichtung!"
er nie mehr nachtbuntel werden würde. In fernen Geräuschen Der Himmel mar gleichmäßig blau und fah aus, als ob der Nachbar. Jürgen hob die linke Schulter, hob die rechte Schulter, das linte Bein, das rechte. Die Bewegungen wurden zu einem gedrückten Tanz. Die Glaskugein stander reglos. Der hin- und herschwingende Elefantenrüffel im Salon 30g weiße Fäden und blieb fchief hängen. Jürgen sah deut lich den schiefhängenden Perpendikel. Gähnend und die Hände über dem Kopfe erhoben, wie ein Gefangener, der unter entfichertem Revolver abgeführt wird, ging er in den Salon, fab blöd auf den funktionierenden Berpenbitel.
Die Sonntagsgeräusche drangen auch durch das offene Fenster in das Wohnzimmer, mo Elisabeth sich langmeilte. Run, also was? Zu den Alten? Oder im Barf spazieren gehen?... Daß du aber auch diese unverständliche Abneigung gegen das Autofahren hast!"
„ Eine Grenze nach oben muß eingehalten werben, Herz chen," sagte er gähnenb. llebrigens, menn du millit, fönnen wir auch fahren. Loß euer Auto tommen... Much fang meilig!"
„ Die rojo, Studie und mein Borträt hängen schon feit Donnerstag. Außerdem noch zwanzig feiner besten Arbeiten." Und fie sprach von den großen Fortschritten, die ihr Geliebter gemacht habe. Gehen wir in die Ausstellung!"
Barum nicht gleich zum Zahnarzt!" Oder sonst jemand besuchen?"
Sogar die Sonne scheint anders als an Werktagen, und elle Geräusche haben chen anderen Klang. Einen cfelhaften Der Schiund der grauen Beere verschlang alle Vorschläge. Slang! Unerträglich! Men ift wehrios... Da stehe ich alio Ben denn beindjen! Die figen ficher auch alle zu Haufe fozusagen auf der Höhe des Lebens, habe feine Sorgen, feine und wissen nicht, was sie mit sich anfangen sollen. Ein Glück, Schmerzen, und weiß nichts anzufangen mit dieser Höhe.. baß nicht alle Tage Sonntag ist... Gehen mir in den Sogar die Spaken zwitschern Sonntags anders als in der 3irfus! Da tritt heute zum erstenmal eine Akrobatin auf Woche," sagte, dunklen Druck in der Brust, Jürgen und öffnete die. Ropf voran, weißt bu, aus fechsundzwanzig Meter Höts ein Buch, fegte es wieder weg, ergriff den Federholter. 15-1 herumterioringt in ein Baffin. das mur vier Meter lang und lich glauble er, deutlich gelehen zu haben, daß das intenja hundertfünfzig Zentimeter breit ist. Dent an: dieses winzige bnbnilo gelächelt hatte." Unsinn!" rief er zornig fich selbst zu.| Loch in der Manege und dabei diese riesige Höbel unbegreif
Die Zauntür drückte die beiden hinaus. Jürgen sah zurück in den gepflegten Garten, betrachtete das glänzende Meffingschild, auf dem nur Kolbenreiher stand, und zog den Hut vor der Tante, die, starr blidend, wie ein altes Bild im Fensterrahmen schwebte.
dem fünfzehn Meter hohen Standplage aus gefprungen und wieder am Seil emporgezogen worden war zu dem fechsund. zwanzig Meter hohen Standplag dicht unter der Zirkustuppel, Kinderreifen und das Baffin einem schwarzen Bleistiftstrich von der aus gesehen die Manege einem am Boden liegenben glichen, erklärte Jürgen ausführlich, jetzt liege die Gefahr fo gar noch weniger darin, daß das Mädchen sich durch die ge maltige Wucht des Sturzes den Kopf auf dem Grunde des Baffins zerschellen müsse, wenn sie nicht, im Wasser angelangt, im entscheidenden Bruchteil der Sekunde blitzschnell die Drehung zurück zur Wasseroberfläche ausführe. Die Musik fchwieg. Das Publikum verstummte. Die Akrobatin blidte hinunter auf den Bleistiftstrich, in den hinein sie sich stürzen mußte, breitete die Arme aus. Frauen fah weg. Auch Elisabeth sah weg.
Nachdem die Afrobatin von dem zehn Meter und von
,, Langweilig ist das nicht. Du siehst, sogar ein Sonntag: nachmittag fann ausgefüllt werden," sagte Jürgen,
während die Tante mit einer ihr ganz fremden Bangig feit die Bibel aufschlug und Säße las, bie, vor grauen Zeiten erfonnen, oft von ihr gelesen, gehört, ausgesprochen und ge fungen, the auch jetzt nichts fagten. Sie fühlte sich einer Ohn macht nahe, litt unter der Angstbetlemmung, daß dann alle fie betrachten würden und sie vielleicht ein ganz anderes Geficht haben werde als fie habe.
Und während der Mädchenkörper in der Luft eine meiche Drehung machte und, Kopf voran, Hände wie betend zu fammengelegt, gleich einem bleiernen Fische an der oberste Galerie und an der erhöht fizenden Musikkapelle vorbei fent. recht in die Tiefe stürzte, dem schwarzen Strich und dem rapid größer merdenden Sägmehlkreis in verzehnfachter Schnellig feit entgegen, blidte die Tante noch einmal auf das breit vor ihr liegende Land hinaus, das in der Ferne schon von der rötlichen Dämmerung genommen wurde, und schaukelte plöff. lich in sich zusammen.
( Fortjeßung folgt.)