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Wenn die Deutsch nationalen regieren... Em Grvstayrarier mit dem Armenattcst und ei« Flüchtling, der zugrunde gerichtet wird. Wir berichteten über den Fell de» ooter-Sndischen Fides- tommißdescher» v. H a a s e. Diese Agrariertype steht keineswegs allein. In derP o rn in e r s ch e n Tagespost' war nun kürzlich folgendes zu lesen: Einem in der Rühe Pollnow» wohnenden Veslher eine» 5S0t> kilorgen großen Gute» ist auf seinen Antrag das Armeurecht bewllllgi worden zur K.age gegen feinen Pächter auf Aufhebung de» Pachtvertrages. Auch ein Zeichen unseres Wirtschaftseiends. Was steckt hinter dieser aufsehenerregenden Notiz? Der Groß- agrarier mit dem Armenrecht trägt den schonen Namen o. d. O st e n» Fahl deck und ist in Gutzmin bei Sydow, Kr. Schlawe, ansä'sig. Dieser adlig« fyevr verpachtete im Jahr« 1619«inen Teil seine» Gute» an einen Herrn Str Der Vertrag geht bi» zum Jahr« 1931. Die Pacht ließ sich Herr v. d. Osten zuerst in Geld. und noch Aenderung de» Vertrages in Naturalien zahlen, weil er hierbei bester wegkam. Jetzt steht de? Preis für Roggen schlecht und deswegen möchte der Großagrarier das Gut wieder in eiffen« Regie übernehmen, um so mehr, als die Wirtschaft, die bei der Verpachtung verlottert war, durch die Umsicht und den Fleiß des Pächters wieder In Zug gebracht worden ist. Da kein Grund für eine Aufhebung des Pachtvertrages vorhanden ist, muß ihn Herr v. d. Osten an den Haaren herbeiziehen. Der Pächter hat da». Leutevieh auf den Wiesen weiden lassen, und diesen Umstand benutzt Herr v. d. Osten, um aus dem Klage weg« gegen seinen Pächter vorzugehen. Aber de? Großagrarier scheint s e l b st nicht daran zu glauben, daß er den Prozeß gewinnt. Da er in diesem Falle den Prozeß selbst zahlen müßt«, hielt er es für gerajen, flugs beim Amtsvorsteher Epptng in Sydow vor» stellig zu werden, um sich«in A r m e n a t t e st ausstellen zu lasten. Wer wollt« bezweifeln, daß Herr v. d. Osten durchaus berechtigt ist, diesen Schritt zu unternehmen? Er unterhält«inen M a r st a l l mit zwei K u t' ch e r n, baute sich vor ewigen Jahren«in prachtvolle» Schloß, d««r luxuriös einrichten ließ, und behielt', vyn feinem 5739 Morgen großen Gut den Wal d"v o n 4 9.99 Morgen, von dem 2999 Morgen Altholz trägt und schlag» fähig in eigener Lewirischaswng steht. Außerdem bezieht dieser be» dauerbSwerte Herr eine unverhältnismäßig hohe Pocht au« den übrigen Ländereien. Bmtsvorsd'her Epping zeigte sich aber wenig einsichtsvoll. Er weigerte sich, dem Wunsch« de« Herrn v. d. Osten nachzukommen. Und was geschah? Der Landeat de« Kreise» Schlawe veranlaßt« Herrn Epping unter Strafandrohung, demnotleidenden" Großagrarier da» Armenattest auszustellen. Run kann dieser arm« Mann getrost klagen. Verliert«?, dann wird der sowieso viel zu reiche Sraat die Ehre haben, auch einmal etwa» für diesen verhungernden Großagrarier zu tun. Dazu ein Gegenstück: Der Flüchtling Gottlieb Temp» lin au» Lensan, Westpr., schloß am 8. Januar 1923 mit Frei­ herrn o. Senden? Natzlafs einen Pachtvertrag aus den Dorfkrug für die Dauer von 12 Jahren ob. Templin hinter- legt« 2999 Mark als Sicherheit und zog zu. Nun«rklärt« der Freiherr plötzlich, das Vermögen des Pächters reiche nicht hin. um die Gastwirtschaft zu übernehmen, und hob den Pachtvertrag auf,'"Die Kaution stdöch g a b er nicht heraus. Um nicht zu verhungern, wurde der Flüchlling Hofgänger in Natzlaff. Aber da� nützte nicht viel, und die Armut klopfte an sein« Tür. Um fein Recht dem Freiherrn gegenüber behaupten zu können, war es für' ihn Doräussetzung, ein Armenott« st zu erwerben, Der AVl»Vor st e h e r, eben dieser Freiherr v. Senden, wies sein Ge­such selbstverständlich kurzerhand zurück, und beim Amtsgericht hat«« der Flüchtling keinen besseren Erfolg. Cr muß also auf st de RechNshilse verzichten, weil er di« Prozeßkosten nicht er­schwing«» kann. So, geschehen im Jahre des Heils 1923. Fürwahr, es ist eine Lust zu leben für Großagrarier. Und mckn sieht, die Sache kloppt, wenn Deutschnationale«gieren und kein« Sozialdemokraten an der Futterkripp« sitzen.

Aufführung, für die Friedrich Basil verantwortlich zeichnet«, war des. Inhalts durchaus würdig. Das sensationelle Werk, das übrigens von der Metropolitan Opera in New Port angekauft worden ist, wird heut« in Berlin im' Theater Folies Caprtce» aufgeführt. Die Roll« de« Ludendorff liegt in den bewährten Händen von Ferry Sitla, Wilhelm II. wird von MarAdalb«rt und die weibliche Haupt» rolle der Germania von Venta Eön«land dargestellt.

Neue» vom kin Klux Klan. Der Gründer des.Nachtreiter- Orden» Ku Kux Klan". Colonel Simmon», der den Haß gegen Negex. Katholiken und gegen olle» Nichtamerikonische oder doch nicht voll, 199prozentig Amerikanische kultiviert, hat sich vom Geschäft Zurückgezogen. Denn ein Geschäft ist der Ku Klux Klan neben manchem anderen auch, und für seinen Gründer sogar ein sehr gutes.' Dieser hat sich setzt gegen«in« Abfindungssumme von 149.999 Dollar zur Thronentsagung bestimmen losten. Hinter diesem finanziellen Arrangement steht natürlich ein» Palastrevolution, ein Kampf zwischen Simmons und feinem nunmehrigen Nachfolger Dr. H. W, Evans. Ein« Konkurrenzklaufel scheint der erftere bei seinem Ausscheiden allerdings nicht unterzeichnet zu haben: denn es ist alsbald in Jocksonville in Florida , wohin er sich zurückgezogen hatte, ein Konkurrenzorden. der Orden derRitter vom Flammenden Schwerte" gegründet warben. Die amerikanische Press«, die dem Klon nuT-ZU. einem sehr geringen Teil günstig gesonnen ist, be- grüßt di� Neugründung mit entsprechenden Kommentaren. Der Syracus? Herald" schreibt etwa:Der Klan hat jetzt nicht mehr das Monopol als Hoßorganifation Er hat nunmehr in dieser istn- ficht Konkurrenz zu befürchten, und Zwar lehr sachverständige, Kon» tumnz. Dielleicht werden die beiden Rivalen bald aneinander geraten und, wie zwei Klans In einem Roman von Walter Scott , sich gegenseitig austeiben." Die New PorterWorld", ein« der erbittertsten Gegnerinnen de» Klan, schließt einen scharfen Leitartikel mit der Bemerkung, daß der Klanalltäglich Haß vertauft an all«. die das Bedürfnis zu solcher Ausschweifung verspüren, und Zwar Zum sehr angebrachten Satz von 19 Dollar pro Kops". Da» Analphabetentum ln den Sonst etländern. Di« Sowsttpneste verSffentlntst statistisch« Angaben übe», den Prozentlatz der Analpha- beten in' den einzelnen Ländern beb Sowjctbundes. Noch diesen Angaben befinden sich die meisten de» Lesen» und Schreiben» Un- kundigen.in der Sowsetrepuvlik Aserbeidscha» in Transkaukaflen. wo 92 Proz. der Einwohner Analphabeten sind. Daß unter d«n No- modcnvölkern, z. B. den Kirgisen, fast gar kein« Schrif:kundigen zu 'Inden sind, erklärt sich durch die Lebensweife dieser Doiksstämme. Ucberraschend wirkt«der vi« große Zahl der Analphabet«, unter den Wolgadeutschen , bei denen, wie der Ost-Expreß berichtet, M'A Proz. als unkundig des Lesens und Schreibens angegeben wer- den. Hie? müsten freilich die verwüstenden Nachwirkungen des Bürgerkriegs und der Hungerzeit in Anrechnung gebracht lv«rd«n.

Die Opfer der Irdischen chrtppeepldewle. Erg die koeben»erögeiilllchten Datep der Indilcken volkSzäblmig vom Jahre 1921 geben endgültig« Hu»- tun!» über die wdil-ben Ovler der großen Grippeepidemie in den Jabren 1018/19. Allein die Todesopfer betrug«, bei ein« Ges-mibevilterung von »20 Millionen Seele» 12 Millionen.

Schockt uuS üie Demokraten. Ter verfängliche Wahlaufruf. Im demokratischen Wahlaufruf befindet sich der Satz: Aus dem Elend d«r Inflation haben uns nicht die Phrasen, Der- brechen und Wortbrüch« der Hölz. Fuch»-Machaus Hitler , Kohr, Zeigner, Ludend or ff hemusgerissen, sondern die erfolgreiche Wirkung unserer politischen und wirtschaftlichen Ge- danken und die unerschütterliche und zähe Arbeit unseres Freundes Dr. Schacht. Dieser Satz. der. geeignet ist. so ziemlich bei allen Par- teien Anstoß zu erregen, hat auf der Rechten besonders stür- mische Proteste hervorgerufen. Die Scheripkesse wußte sogar zu melden, de? Rei-stsbankpräsident hätte ihn zum Anlaß ge- nommen, aus der Demokratischen Partei auszutreten. Wie dieBossirche Zeitung" zu melden weiß, trifft das nicht zu. Sie schreibt: Nach unsrer Information trägt sich b«r Reichs bankpräsident mtt solchen Absichten n i t. Er legt vielmehr Wert aus dt« Feststellung, daß er nach wie vor gar kein« Beranlossung hat, au» seiner Zugehörigkeit zur Demokratischen Part«, einen Hehl zu machen. Allerdings hat sich Dr. Schacht seit seiner Wahl zum Reichs- bankpräsidentcn von jeher aktiven Tätigkeit innerhalb der Partei zurückgezogen, weil er seine Stellung al» eine überparteiliche ansieht. C» Ist' deshalb auch selbstverständlich, daß er an der Ab- fassung de» Wahlaufruf» nicht beteiligt war, und daß er von der Nennung seines Namens wie alle übrigen Leser de» Parteiaufrufes erst durch die Zeiwngslektüre Kenntnis«rhaltcn hat. Dis Folge wird nun wohl eine Hetze gegen Schacht fein. weil er nicht aus der Demokratischen Partei austritt. Man muß sich immer zu helfen wissen. Wieüer einer.». Da» Schicksal der Völkische « ist dke Frau. Wull« kämpft einen Helden kämpf um die Rasseechcheit feiner Großmutter. Von Graes « wir» behauptet, daß«r auch nicht ganz stubenrein sei. Die G a n z völkischen rächen sich für solche An- Zweifel trng ihrer absolut arischen Gesichter dadurch, daß sie Helfferich, Hergt, Preyer und alle die Grafen und Baron« der halb völksschen veutschnotionalen der jüdischen Blutverseuchung bezichtigen. Wer soll da al» Laie nun noch klar sehen, wenn die ganzen und die halben sich gegenseitig der Mischung zeihen? Um das Maß einstweilen! voll zu machen, veröffentlicht ein deutschvölkifcher Führer Pommerns, Prof. Egenolfs in Stettin , zonibebend vi« folgende Erklärung: Ein durch Mißverständnis oder böswillige Absicht entstanb-ene» Gerücht in der Provinz Pommern behauptet, daß d«r Unterzeichnete zurzeit im Dzuti»> tischen verband tätig. mit einer ungarischen Züdin verheiratet sei. Ich stelle hiermit fest, daß dies nicht zutr-kst: oicrmehr ist meine Frau Un- gor in au» alter streng katholischer Familie. Wer nach dieser meiner durch alle pommerschen Zeitung«» gehenden Erklärung die» Gerücht noch weiter in Umlauf setzt. macht sich der böswilligen Verleumdung schuldig. Da» ist ein Trost im völkischen Leid Di« schwarzhaarig« Frau Egenolsf ist nicht jüdische, sondern nur katholische Ungarin., Ab« es bleistt des Leids noch genugsam. Di« Frau ist also doch kein« Deutsche . Ja, nicht einmal ein« Arivrin. Denn die Ungarn gehören nün«istir.al Waton M gekiagtl nicht zur flenn o- uischen'Edelrasse. Sie werden zur. ura1»al tatsche» Völker» gruppe.' ganz wie die Fmmn, gerechnet. Ihre Spreche wird unter, die finuisch-ugrlsch« Gruppe rubrizstrt, doch steht sieder Sprache her eigentlich«,, Ugren(Wogulen, O st j a k e n) am nächsten. Bedemsom« Ethnologen hatten di« Ungarn oder Madyaren gar für di« Nachfahre» der Hunnen, gegen denen König Attila(Etzel) b«. tanntlich dl« germanischen Edetinge nach der Heldensage in schwerem Kampfe, standen.' Ist e» für die Deutschvölkischen nun ertaubt, eist,.Fremd- st ä m m i g«' zur Gattin zu nehmen? Do« Progvamjn k»er Deutsch - völkischen verlangt besondere.Gesetze zur Pflege der Stpp«, und Fannlie" und ferner.Ausweisung all«r... zugezoge- nen oder eingebürgerten F r« mdstä mwlgen"., Wo, tut dieDeutschvölkische Freiheitspartei ' gegen ihren pommerfchen Führer, der da» Glück hat, ein« Frau aus dem ugnschen Stamm zu haben? Di« Haibvölkischen der Deutschnationolen sind in ihren Forderungen noch reinrassiger al» die Ganzvölkische». Sie haben folgende Punkte aufgestellt: L* Deutschland ist von veutschbkütlge» zu regleren. 2. Die deulsche Familie ist von fremdrassige» Eindringlingen fr�zuhalten.... Wie verträgt«» sich mit diesen völkischen Hochzielen, daß ein germanischer Edeling ein ugrisch-finnische», spitzback entnochiges, schlitzäugiges Hunnenweib zun. Ehegespunst erkürt? Antworten Sie, Professor, Egenolfs!_ Verschiebung üer Nlicum-Verhanülungen. Besprechung mit de» Bergarbeiterverbäuden. Köln , 31. März.(WTB.) Wie die �kölnisch« Dolkszeitung" meldet, werden die Verhandlungen mit her Mlrum, di« in dieser Woche stattfinden sollten, um mehrere Tag« verschoben werden. Heute fand ja Düsseldorf «ine Besprechung der Vertreter der Berg-, arbeiterverbände mit d« Mlcum über die Micumocrträge statt._ Zaschistenterror ln Italien. Mailand , 31. März.(EP.) Bei einem Streit wegen der Wahl- anschtäg« sind bei Parma ein Mitglied der Faschtstenmiliz erschlagen und ein anderes schwer verlctzt worden. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor. Di« Täter tonnten noch nicht«mittell werden. Die Faschisten befahlen den Antlsajchistm in einem Maueranschlag. die Siadt, innerhalb 2 4 Stunden zu räumen, und tündigien Rache an. Auch au» anderen Städten, werden Dahl- ousfchreitungen gemeldet. Llättermeldungen zufolg« wird in ver» schieden«» Orten d« Abbruzen jede Wahlpropaganda der: Oppositionsparteten verhindert. E» werden kein« Anfch'üg« dieser Partei«» geduldet, und.selbst die demokratischen Kandidaten werden verhindert, Wahlversammlungen abzuhalten. Auch der vatikanisch« Osservatore Romano beklagt sich über«inige gegen die Kirche vorg«komm«nen Ausschreitungen. Neues Kabinett paschitsch. Velgrod. 29. März.(WTB.): Da» neue Kabinett Paschitsch. Pribttschewltsch verfügt im Parlamem über 135, di« Opposition üb«r 127 Mandate. In die letztere Zahl sind jedoch die zur Prüjung bereit» angemeldeten Mandate der kroatischen Abgeordneten nicht eingerechnet Bei der Einbeziehung dieser Zahl stellt sich da» Stimmen verhS'ini, auf 135 Reglekungs- gegen 152 Opposition»- stimmen. Deshalb glaubt man cm eine neue Kabtn«tt»tnse alsbald nach Erledigung des Budget«, fall» die Anerkennung der kroatischen Mandate solange verzögert werden kam Bisher sind In Bel­ grad 62 kroatische Abge ordnet» eingetroffen, geprüft sind jedoch nur die Mandat« von 29 Abgeordnet«»,...

pokncarSs Regleruagsprogramm. Oberflächlich und vorsichtig. Varl». 81. März.(Eigener Drahtbericht.) Da» politische Glaubensbekenntnis, mit dem sich da» neue Ministerium Poincare am Montag der Kammer und dem Senat präsentierte, ist in den Fragen der inneren wie der äußeren Politik sehr oberflächlich. Es sind mehr oder weniger Allgemeinheiten, die darin in einer allerdings ungewöhnlich verbindlichen Form gesagt werden. Jede Festlegung ist mit großer Vorsicht vermieden. Auf dem Ge- biete der inneren Politik wird dos Hauptgewicht auf die Durch. führung der vom Senar in den letzten Wochen verabschiedeten Finanzresorm gelegt, die Mein dem Land« gesunde Verhält- niss« wiederzugeben und die Währung dauernd zu stabilisieren in der Lag« sei. Die allgemeine Richtung der Politik der neuen Regierung wird als der Versuch einer Konzentration aller republikani- sehen Kräfte definier! au» der die Parteien,die die Revolution vor­bereiten und die Abschaffung des Privateigentums anstreben', ebenso ausgeschlossen bleiben füllen wie die Parteien,die die Revolution vorbereiten und di« die republikanische Tradition unterhöhlen und di« parlamentarischen Institutionen zu beseitigen trachten". Weder Dil- tatur des Proletariats, noch Diktatur eines einzelnen, das ist die vag« Formel, in der die innere Politik des zweiten Ministeriums Pöincarö zusammengefaßt wird. Ganz im Phrasenhaften bleibt di« Regierungserklärung bei der Behandlung der.au ßen politischen Fragen. Sie be- teuert, daß Frankreich niemals imperialistische Absichten oerfolgt habe drß es lediglich durch die Arglist eines böswilligen Schuldners zur Besitzergreifung vo» Pfändern und durch die geheimen Rüstun» gen Deutschlands zur Unterhaltung einer starken Armee gezwungen sei, dt« der Verteidigung dien«. Auf der andern Seite scheut die RegierungserNärung iriHt das Bekenntnis zu einem notiona- len Egoismus, für de» die FormelErst Frankreich , dann Europa " geprägt wirk». Die' Stellungnahme zu den aktuellen Fragen der Reparationen und der Sicherhstt ist besonders vor- sichtig, unterscheidet sich aber von srüheoon Erklärungen Pom- eorö» dadurch, daß sie geflissentlich jede Schärf« oermeidet und durch tue'Betonung einer prinzipiellen Verständigung»- bereitschaft die Türm für die Zukunft ossenhält. Sie unterstreicht zwar erneut, daß die Räumung der Ruhr nur schrittweise und nach Maßgabe der deutschen Zahlungen«rfol- gen könne, gibt aber gleichzeitig doch der Hoffnung Ausdruck, daß die Lorschläge der Sachverständigen die Möglichkeit einer tasche» Liquidation des Reparationsproblews bieten werden und schließt mit der Versicherung, daß die stcmzösische Regierung bereit sei, zusammen mit den Alliierten in diesen Dorschlägen die Elemente für«in« defmitioe Lösung zu suchen. Poincarö» Regierungserklärung schloß mit den Worten: Was Frankreich betrifft, so verlangt es nur Achtung vor den Verträgen. Möge der Frieden, der uns versprachen, und der unterzeichnet ist. uns morgen vergönnt fein. Mit dem größten Eifer und mit der größten Freud« werden gerade wir auf di« neue Sonne zuschreiten, deren solange verzögerten Aufgang die Welt erwartet."> Sodann beschloß die Kammer entsprechend dem Wunsche Poincare», di« Interpellation über die ollgemein« Politik der Re« gierung auf Dienstag nachmittag zu, vertagen.,, Räch einer längeren Debatte,... di«, mm Nachmittag, fortgesetzt wurde und in der der Etatberichterstatter,»an Poincare unterstützt, die wirtschaftlichen Ergebnisse der, Ruhrbcsetzung als immer, befriedi- gender bezeichnete, wurden die drei Budgetzwölftel angenommen: ebenso fand mit 499 gegen 55 Stimmen, der Gesetzentwurf An- nähme, der die Kredite für das Wirtschaftsjahr 1923 regelt und ein« Verminderung der Ausgaben um 58 Millionen vorsieht. Dieser Gesetzentwurf ermächtigt insbesondere den Marineminister, im Jahre 1924 zwei Kreuzer, sechs Torpedoboot« und zwei Untersee » boote aus Stapel zu legen al» Ersatz für die Einheiten, die die Altersgrenze erreicht haben. polncaräs Aufnahme. Varl», 31. März.(Eigener Drahtbericht.) Sowohl in der Kam- wer wie im Senat fand die neue Regierung ein« ungewöhnlich k ü h l e A u f n a h m«. An der Ovation, die die Freund« Poincare» beim Eintritt de» Kabinetts zu inszenieren versuchten, sollen sich noch nicht einmal zwei Dutzend Abgeordnet« beteiligt haben. Poincare selbst, der sofort nach Beginn der Sitzung die Tribüne bestieg, wurde mit eisigem Schweigen empfangen.. Die Verlesung der Regierung»- erktärung wurde mehrfach durch lärmend« Zwischenrufe unterbrochen. Insbesondere die Anspielung auf den Eintritt mehrerer Politiker der Opposition in das neue Kabinett, die ihre Meinung nicht zu verleugnen brauchten, gab zu minutenlangem Tu- mult Anlaß. Der linksraditaleParis Soft" bezeichnet die Regierungserklä- rung al» nichtssagend und schablonenhaft. Weder ihr Inhalt noch ihre Form seien irgendwie bemerkenswert. Di« Quintessenz fei, daß sowohl im Innern wie nach außen die Poincare (che Politik wie i t e r g e f ü h r t werden solle. Frankreich verlange den Respekt vor den Verträgen und werde an der Ruhr bleiben, bis es völlige ' Genugtuung erhalten habe. Die neue Regierung zeige damit, daß sie nach wie vor jeden Versuch einer Berständigung ablehne und die Forderungen des zurückgetretenen Kabinetts in ihrer Gesamtheit anfrechterhalte. Man müsse sich fragen, wie Poincare sich die Ver- ständigung mit den Alliietten denke, wenn er im voran», jede Kon- zession ablehne. Di« Regelung der großen internationalen Probleme, von der die Konsolidierung des Frieden» in Europa abhänge, werde damit unmöglich. PoincetrL und Stresemann. Pari», 31. März.(Eigener Drahlbericht.) De »-Temps" zieht eine Parallel« zwischen dem Programm der neuen französischen Regierung und der Red« Stresemann» vom Sonntag. Ihr wesentlicher Unterschied liege darin, daß die Regierungserklärung de» Ministerium» Poincare von einem S t a a» s m a n n« redi- giert fe », der sich über die Parteien erhebe, während S t r e s e m a n n al4 Partei mann gesprochen Hab«, dessen Hauptbestreben zu sein scheine, seine Truppen zusammenzuhalten, um seine«igen« Position in,, der Regierung nicht zu verlieren. Herr Stresemann Hab« wohl Verständnis für die Notwendigkeiten der außenpolitischen Lage, aber. da er dem rechten Flügel seiner Partei Rechnung tragen müsse, Hab« er am Sonntag Erklärungen abgegeben, die d i e s« n N o t w e n b i g- ketten in» Gesicht schlügen. Er habe di« Entwaffnung Deutschland » als ein« Schmach bezeichnet und erkläit, daß er die militärischen Seheimorganisationen nicht bekämpfen werde. Da» sei entschieden zu stark. Wenn Deutschland einen neuen Krieg vorbereiten wolle, so müsse da» der ganzen Welt in un- zweideutiger Weis« zur Kvnntni» gebracht werden. Jede» Land werd« dann sehen, wo»«» zu tun haben werde. E. V. Morel, der bekannt« britische Sozialist und Kriegsgegner, ist für den Nobel-Friedensoreis vorgeschlagen. Die ägyptische Re- gierung befürwortet seine Wahl. El»«esopotamlsche» Parlament ist»l« vesetzgedend«- ver- sammlung de« Irak eröffnet worden.