Einzelbild herunterladen
 

mit den Organen der preußischen Regierung vereinbarte. Ein gan­zer Stab von Geheim- und Ministerialräten war seit Tagen mit dieser wichtigen Aufgabe betraut. Große Kopfschmerzen verursachte Herrn Jarres insbesondere die Frage des Kranzes, den er im Ramen der Reichsregierung am Sarge des Verstorbenen niederlegen follte. Denn Kränze pflegen gewöhnlich mit einer Schleife geschmückt zu sein, und da nun einmal, laut Reichsver faffung, die Farben des Deutschen Reiches Schwarz- Rot- Gold find, mußte auch Herrn Jarres' Kranz diese Farben tragen.

Dieser Gedante war aber dem schwarzweißroten Herzen des Ministers offenbar unerträglich. Des= halb beschloß er zunächst, einen Kranz mit weißer Schleife an­fertigen zu lassen. Nun machte man ihn darauf aufmerksam, daß eine solche Absicht eine ungehörigkeit sein würde. Das sah Jarres auch ein und noch am Dienstag morgen hieß es, die Schleife des offiziellen Kranzes merde doch schwarzrotgold sein.

Das erfuhren nun die Herren der Baterländischen Verbände". Daraufhin erinnerten die Geisler und Konsorten in nicht mißzuver stehender Weise an den Präz edenzfall des Regierungsfranzes am Grabe Schlageters, deffen schwarzrotgoldene Schleife ab. gerissen worden war. Anstatt nun gegenüber dieser Unver frorenheit erst recht an seiner Absicht festzuhalten, die Reichs­farben zu zeigen, fiel Herrn Jarres ein zweites Mal das schwarz­weißrote Herz in die Hosen und er suchte nach einem Ausweg.

Am Abend war nach langem Nachdenken dem genialen Minister die Batentlösung" eingefallen: überhaupt feinen Kranz, überhaupt teine Schleife, dafür aber ein Blumengebinde in Form eines eifernen Kreuzes.

Nur so war es dem Minister der Deutschen Republik möglich, feine schmähliche Rapitulation vor den Bölkischen zu mastieren, ohne zugleich in flagranten Gegensaz zu den Bestimmungen der Verfassung über die Hoheits­zeichen des Deutschen Reiches zu geraten. Wäre nicht eine Dele­gation des Reichsbanners Schwarz Rot- Gold" und anderer republikanischer Organisationen anwesend gewesen, dann würde eine offizielle Beranstaltung der Reichsregierung ausschließlich im Zeichen der Ludendorff und Hitler   Farben und Abzeichen verlaufen sein.

$

Das Schandurteil von München  . Auch die bayerische Regierung unzufrieden. München  , 2. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Verurteilten Hitler  , Kriebel und eber wurden zur Berbüßung ihrer Strafe bereits in die Festung Landsberg   übergeführt. Böhner befindet sich infolge seiner Erfrantung noch auf freiem Fuß.

In maßgebenden Kreifen der Bayerischen   Boltspartei und somit in Regierungstreisen hat das Urteil im Hitler Prozeß die allerschwersten Bedenten hervorgerufen. Man spricht nicht nur von einem Fehlurteil, sondern geradezu von einer Justizkatastrophe". Mit diesem Wort überschreibt der Bayerische   Rurier feinen Leitartikel, der umso bemerkens werter ist, als er trog allerschärffter Kritik die polizeiliche Zensur unbeanstandet passieren fonnte. Die rechtlichen Unmöglichkeiten dieses Urteils sieht man vor allem in der dem General Luden. borff eingeräumten Sonderstellung und ferner in der den übrigen Angeklagten augebilligten Bewährungsfrist, d. h. der be. dingten Begnadigung. Auf Grund einer rechtlichen, von einem Prozeß festgestellten Tatsache, die bei der Urteilsfällung offenbar grund fäglich unberücksichtigt blieb, ist die These in der Sonderstellung des Generals fachlich nicht haltbar und auf bloße Konstruktionen auf gebaut. Genau das gleiche gilt aber auch von jenen Sägen, mit Denen die Urteilsbegründung die Bewilligung von Bewährungs­fristen zu rechtfertigen sucht. Nach den geltenden rechtlichen Be­stimmungen dürfen Bewährungsfristen nur solchen Berurteilten zugebilligt werben, die nach ihren persönlichen Berhältnissen und nach den Umständen der Tat besondere Berüd­fichtigung verdienen und die Erwartung rechtfertigen, daß sie sich auch ohne die ganze und die teilweise Boliftredung der Strafe fünftig wohl verhalten werden". Dem steht bie Tatsache gegenüber, daß sich die Verurteilten ihrer Tat noch rühmten und erklärten, daß fie, wenn

Architekturstudium und Kunsthochschulreform. Der jezige Bro­reftor der Technischen Hochschule   in Berlin   und Leiter ihrer Archi­tetturabteilung, Regierungsrat Prof. Erich Blund, nimmt zu der jetzt im Gange befind then Berschmelzung der Berliner   Kunst hochschule und Kunstgewerbeschule folgendermaßen Stellung: Diese Zu ammenlegung hat eine Bedeutung, die über den Rahmen der zunächst beteiligten Sunstschulen hinausreicht. So hat zum Beispiel bie Architekturabteilung der Technischen Hochschule, die demnächst in ihr neues Heim, die ehemalige Militärtechnische Akademie, über lebein wird( zwischen Fasanenstraße und Kurfürftenallee gegenüber der Hochschule für Mufit) ein großes Interesse an der Zusammen­legung des Kunstgewerbes mit der bildenden Kunst. Gerade für die Architekten ist es von Wert, daß schon während des Studiums eine Fühlungnahme mit dem Kunstgewerbe erfolgt, da in der Braris des Architekten nicht nur die Malerei und Pastit, sondern auch das Kunstgewerbe von großer Bedeutung ist und fich fast immer mit der prafischen Arbeit eines Bauleitenden verbindet. Dadurch, daß die Ardyitet urabteilung in ihrem neuen Helm nur wenige Schritte von ber zukünftigen Wirkungsstätte der freien und angewandten Rünstler" entfernt ist, wird das bisher schmerzlich entbehrte zu fammenarbeiten in der Schulung aller am Bauwert tätigen fünftle. rischen Kräfte endlich möglich."

Mannigfaltigkeit des Vogelzuges. Die Ringversuche, die von der Bogelwarte Roffiten seit einer langen Reihe von Jahren ausgeführt werden, haben in jünofter Zeit wieder sehr bemerkenswerte Ergeb. nisse aezeitigt, die die Mannigfaltigkeit im Bogelzug enthüllen. Wie im St. Hubertus" mitgeteilt wird, zeigte sich ein Schwan, der im Agust 1921 auf dem Mauersee im füblichen Ostpreußen   beringt wurde, am 15. Januar 1924 an der Südküfte der Zuiderzee in Hol land. Der Bogel   ist also zunächst nach Norden und dann an der Rüste entlang nach Westen gewantcrt. Ein schwarzer Storch dagegen, der in der Frigener Ferst bei Königsberg   im Juni 1923 beringt wurde, fiel Anfang Oftober 1923 einem griechischen Bauern im nord. westlichen Beloponnes, in einem Dorfe bei Batras, in die Hände. Dieser Bogel hat also eine direkte füdliche Richtung eingeschlagen. Ueberhaupt scheint die Wanderstraße der schwarzen Störche anders zu verlaufen wie die der gewöhnlichen weißen Störche, und zwar etwas mehr- westlich über die Balkanhalbinsel  . Ein bei Tharau in Ostpreußen   im Juli 1923 martierter Jungſtorch wurde im Dezember 1923 bei Beirut   in Syrien   angetroffen. Die Bogelfenntnis scheint dort freilich nicht sehr groß zu sein, denn der Adebar wurde als Adler" nach Rossiten gemeldet.

Wenderungen im Spielplan der Staatsoper Infolge Streits bes Thor  . und Ballettperfonals. Es werden gegeben: im Dpernbauie: am 3: Tristan und folde", Anfang 6 1hr, am 4. Ariadne auf Naros", Anfang 711, Her, am 5. Mona Lila", anfana 7%, br, am 6. Tiefland an 7 Ubr, am 7. Elettra", Anfang 8 1br. In der Oper am Königs.  plat: am 3. und 4. Tiefland", Anfang 7, Ubr, am 5., 6 und 7. Barbier von Sevilla, Anfang 7 Uhr, am 8. Gianni Schicchi  " und Su annens Bebeimnis", Aufang 7%, Uhr. Die Novität Tote Stadt" am 11. d. M. bleibt aufrechterhalten.

Henning Berger, der belannte schwebliche Erzähler, ist im Alter von 52 Jabren in Stopenbagen gestorben. Bon seinen Berten ist der Chilago- Roman Sintflut am belanntesten geworden. Er wurde auch bramatisiert am Berliner   Theater aufgeführt.

|

fie es noch einmal zu tun hätten, genau fo handeln würden, wie sie| Militärkontrolle zur Völkerbundsaufsicht fordern. Es ist bei ben gehandelt haben. Entweder haben die Berurteilten Hochverrat be. Beratungen des Bölkerbundsrats hierüber zuzuziehen. gangen, und dann konnte und durfte dieses ausdrückliche Bekenntnis zum Hochverrat als solcher nicht bei der Strafwürdigung und bei der Beurteilung der Frage, ob ein fünftiges Wohlverhalten zu er warten sei, außer Ansaz bleiben, oder sie haben feinen Hochverrat begangen, und dann bedurfte es auch nicht einer Bewährungsfrist. Ein Drittes ist rechtlich unmöglich. Wird trotzdem ein Mittelweg eingeschlagen, so fann dos nur als Prämie auf den hoch perrat mirten.

Das Gericht hat weiterhin von einer Anwendung des§ 81 Abs. 2 des Reichsstrafgesetzbuches( Aberkennung der Beamteneigenschaft) Abstand genommen, obgleich ein Teil der Angeklagten gerade ihre Beamtenpflichten aufs gröblichste verlegt und sich dieser Verlegung

Große öffentl. Kundgebung!

"

Sonntag, den 6. April, vormittags 9%, Uhr, in der Brauerei Friedrichshain( Großer Saal). Tagesordnung:

Das Münchener   Urteil gegen Ludendorff­Hitler ein Freibrief für Hochverräter!" Genossen, forgt für Maffenbesuch dieser Versammlung!

noch gerühmt hat. Es hat schließlich davon Abstand genommen, die Bestimmung des§ 9 Abs. 2 des Republitschußgefeßes( Gegen Ausländer ist auf Ausweisung aus dem Reichsgebiet zu erkennen"). auf Hitler anzuwenden. Ist Hitler   aber Ausländer im Sinne des Republitschutzgesetzes und kommt das Republitschußgefeß überhaupt zur Anwendung, tann konnte unter allen Uniständen auch jene Be­ftimmung zur Anwendung gelangen. Das leugnen wollen, heißt jeder Willfür Tür und Tor öffnen. Die Berücksichtigung der be­sonderen Umstände, die im vorliegenden Falle gegeben waren, fonnte nur Sache jener Instanzen sein, die die Begnadigung ausüben( alfo bie Justizverwaltung. D. R.  ), niemals aber Sache des er. fennenden Gerichts, das an das materielle Recht gebunden ist und nicht einem fubjektiven Werturteil zuliebe davon abgehen kann.

Das Urteil des Münchener   Volksgerichts ist auch in dieser Hin ficht ein Fehlurteil, deffen Rüdwirtungen auf das Ansehen der bayerischen Justiz unabsehbar sind. Sache aller verantwortlichen Organe tes bayerischen   Staates, als der Gesamiregierung sowie des neu zu bildenden Landtages wird es sein, den Schaden wieder zu heilen, ben das Ansehen der bayerischen Justiz in diesem Prozeß erlitten hat. Das ist auch tie Auffassung amtlicher bayerischer Stellen. Also endlich!

Kahr  , Loffow und Seifer in Meran  . Meran  , 2. April( TU) Kahr  , Losfow und Seißer  , die vor der Urteilsverkündung im Hitler- Prozeß aus München   ab­gereift find, halten sich zurzeit hier auf.

Labour Party   und Deutschland  . Lahme Ausreden der Deutschen Tageszeitung". Endlich hat die Deutsche Tageszeitung" nach der Demastierung ihres Wahlschwindels durch das eindeutige Telegramm der engli schen Arbeiterpartei die Sprache wiedergefunden. Allerdings noch nicht gang. Denn außer einer dreisten Ueberschrift: Borwärts". Schwindel ausgerechnet bringt sie nur ein Gestammer heraus. In der( angeblichen) Buschrift jenes anonymen, ber eng. lischen Arbeiterpartei nahestehenden Politifers" sei doch gar nicht ge. fagt worden, daß die Arbeiterpartei den Wahlfieg der deutschen  Rechtsparteien wünsche. Das sei nur eine Entstellung des Bor. wärts". Der Anonymus habe gemeint, baß nur das Wiedererwachen des deutschen   Selbstbewußtseins, gleichgültig wie sich die inner. politische Entwicklung in Deutschland   fonst gestaltet, ein Gegengewicht gegen Frankreich   schaffen farn

Diese nachträgliche Lesart ist eine plumpe Berdrehung sowohl des Inhalts der Zuschrift wie auch des offenkundigen unsauberen 3wedes ihrer Veröffentlichung durch die Deutsche Tageszeitung". Wenn die D. T." weiter besonders betont, die Unterzeichner des Telegramms an den Borwärts" feien Beine Mitglieder des jeßigen Rabinctts, so weiß man nicht, ob diese Bemerkung ein Ausfluß von Dreiftigkeit oder pon Dummheit ist. Wahrscheinlich beides. Amtierende Minister pflegen nicht zugleich im Vorstand ihrer Partei zu bleiben. An diesem Grundsatz hat auch die deutsche   Sozialdemokratie stets festgehalten. Hingegen scheint es die Absicht des Herrn Hergt zu sein, falls ihn die Torheit deut scher Wähler vorübergehend auf einen Ministerposten heben würde, gleichzeitig die Parteigeschäfte der Deutschnationalen weiterzuführen. Weiter flagt das Agrarierblatt über dieses angebliche unzulässige Eingreifen in innere deutsche   Verhältnisse, das doch von ihm verursacht wurde. Wie würde es erst diesen Faben weiterfpinnen, wenn das Telegramm von a mtierenden Kabinettsmitgliedern unterzeichnet worden wäre! Schließlich schreibt die D. L", sie habe ihrem Gewährsmann Gelegenheit gegeben, zu der Angelegen. heit noch selbst Stellung zu nehmen. Solange fich der betreffende Herr hinter seiner Anonymität vertrieht, ist eine folche Er widerung vollständig belanglos; denn wer bürgt uns dafür, daß dieser anonyme Engländer-wenn er schon Engländer ist nicht 8. B. Houston Stewart Chamberlain   heißt? Das dürfte näm. lich der einzige Engländer sein, der einen Sieg der deutschen  Reaktion aus vollem Herzen wünscht.

Entwaffnung und Waffenkontrolle.

BIB.   meldet: Eine Anzahl pazifistischer Organisationen, die bem Deutschen   Friedenstartell angehören, haben vor einigen Tagen beschlossen, sich mit einer Rundgebung an die Deffent. lichkeit zu wenden. Die Kundgebung lautet:

Die Rechtsbefugnis des Völkerbundes richtet sich nach den geltenden Verträgen nur gegen die Besiegten des Weltkrieges. Das ist eine Unbilligteit, sie ist zu beseitigen. Das Aufsichtsrecht über Deutschland   ist im Sinne des Art. 8 der Böllerbunds azung zu einer Aufsicht des Bölkerbundes über alle dem Bölterbund angehörenden Staaten auszugestalten. Dann ver­wirklicht sich der wahre Bund gleichberechtigter Bölter."

Rundfunk in der Wahlpropaganda.

Bie die Radio- korrespondena" erfährt, wird der Berliner  Rundfunksender in allernächster Zeit in den Dienst der be ginnenden Wahlpropaganda gestellt werden. Ursprüng­lich follte für diesen Zwed eine besondere Gesellicaft gegründet werden, wovon jedoch aus verschiedenen Gründen Abstand ge nommen worden ist. Die Angelegenheit ist jetzt von den Parteien direkt in Angriff genommen worden, und die Parteisekretäre find bereits zufammengetreten, um eine Verständigung hinsichtlich des Durchspruchs von Wahlprogrammen und ähnlichen Verlautbarungen eine Einigung herbeizuführen. Die Einrichtung foll auf die Grund­lage unbedingter Parität gestellt werden, so daß alle Parteien gleichmäßig zu Worte fommen. Wahrscheinlich werden allabendlich, gegen 8 Uhr, also vor Beginn des Abendkonzertes, Barlamentarier oder sonstige Vertreter der einzelnen

Barteien den angeschlossenen Teilnehmern ihre Wahlparolen und politischen Biele auseinanderiezen.

Kommunistischer Terror.

Bor ben Wählern des 1. Wahlkreises fprach gestern abend Genosse Paul Hirsch   in einer öffentlichen Wählerversammlung im Rosenthaler Hof in der Rosenthaler Straße. Trezdem Genosse Hirsch in seinen ruhigen Ausführungen zum Frieden in der Arbeiter­fchaft mahnte, fam es zu wüsten Tumultszenen, die schließ lich in eine Schlägerei ausarteten. Bei Beginn der Debatte brang ein fommunisti cher Stoßtrupp in den Saal, und bald war eine Schlägerei im Bange, bei der mehrere unserer Genos. fen blutig geschlagn wurden. Da die Kommunisten, die auch noch auf der Straße unseren Genossen Hirsch belästigten, den Faal nicht räumen wollten, rief der Wirt des Lotals die Schupo herbei, die die Räumung vollzog.

Neuwahlen in England?

Wunsch der Konservativen.

Condon, 1. April.  ( Eca.) In parlamentarischen Kreisen bricht fich die Ansicht immer mehr Bahn, daß die fonservative Bartei sich auf Neuwahlen in der nächsten Zeit vorbereitet. In einem Tele­gramm, daß Baldwin an die Konferenz der Ronfervativen von Yorkshire   gerichtet hat, fordert er sie auf, bereit zu sein für den Baterland erfüllen zu können. In einer Rede in Dundee   fagte bevorstehenden Rampf, um ihre Pflicht gegenüber Rönig und Robert Horne, die Frage, bei den nächsten Wahlen werde sein, ob Sozialismus oder Individualismus England regieren foll

Da die Ronfervativen in der Lage find, die parlamentarische Lage jeden Augenblid umzuwerfen, so muß man diesen Stimmungen innerhalb der tonservativen Partei besondere Bedeutung zumeffen.

Die weltumspannende Labour- Party Condon, 1. April.  ( Eca.) Zu der Reichstonferenz ber Arbeiterparteien des britischen   Reiches wurden folgende Parteien und Gewerkschaften eingelanden:

Die australische, kanadische, neuseeländer, die rhodesische, die füdafrikanische Arbeiterpartei, die australischen, fanadischen, indischen, neufundländer, transvaalischen und fapländer Gewerkschaften.

Mieterschutz in England.

Keine Mehrheit für die Vorlage.

Condon, 2. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Novelle zum Mieterschußgesez, deren Beratung am Mittwoch im Unterhaus zu einer heftigen Debatte führte, beschränkt. Das Kündigungs­recht der Hausbefizer auf die Fälle persönlichen Bedarfs, wenn der Schaden des Hausbefizers größer ist als der des Mieters. Besonders bekämpft wird von den Konservativen und Liberalen- die Bestimmung, daß tein Kündigungsgrund vorliegt, menn ber miet 3ins wegen Arbeitslofigfeit nicht bezahlt werden kann, und außerdem die rüdwirtende Kraft des Gefeßes. London  , 2. April.  ( WTB.) Der Regierungsentwurf, der vor­sieht, daß beschäftigungslose Mieter wegen nichtentrichtung ber Miete nicht ermittiert werden dürfen, wurde von den Konservativen heftig befämpft. Asquith   fündigte an, daß die Liberalen die zweite Lefung nicht unterstüßen würden. Eine Nieder. lage der Regierung erscheint daher unvermeid. lich, doch ist es unwahrscheinlich, daß sie den Rücktritt der Regie­rung zur Folge haben wird.

Das Ende der Geheimverträge. Condon, 2. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Die am Dienstag im Unterhaus vom Staatssekretär Ponsonby abgegebene Er­flärung, daß in Zukunft fämtliche internationalen Verträge vor ihrem Abschluß 21 Tage lang dem Parlament vorgelegt werden sollen, wird in der Arbeiterpartei mit großer Begeisterung aufgenommen und als das Ende der Geheimverträge der eng tischen Politik bezeichnet.

Die Deutschlandhilfe.

140 000 Kronen aus der Tschechoslowakei  . Prag  , 2. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Nach Mitteilung des Sozialdemokrat", dem Organ der Deutschen Sozialdemokra tischen Partei der Tschechoslowakei  , hat die Deutschlandhilfe der Deutschen Sozialdemokratischen Partei in der Tschechoslowakei  den Betrag von 140000 Aronen erreicht. Neben dieser Sammelaktion find aber gleichzeitig zum gleichen Zwede auch Sammlungen von fozialdemokratischen Gewerkschaften, Genossen­on- schaften fchaften und anderen Organisationen veranstaltet worden.

Um allen Bölfern die Einschränkung ihrer Rüstungen zu er möglichen, ist Deutschland   im Bersailler Bertrag die Ent waffnung auferlegt worden.( Einleitung zu Teil V des Ber. trages.) Sie war vertragsgemäß nach Art. 203-210 unter Ron­trolle interalliterter Militärtommissionen durch. zuführen. Der französische   Militarismus wünscht diese Kontrolle dauernd beizubehalten. Das deutsche   Rechtsempfinden wehrt sich gegen die unzulässige ständige Ueberwachung: sie belastet unser Bolt finanziell und demütigt es moralisch.

Die Botschaftertonferenz verlangt die Wiederaufnahme der Kontrolltätigkeit. Aber für die Dauer verlangt der Versailler Vertrag in Art. 213 von Deutschland   nur, die Rechtsaufsicht des Völkerbundes zu dulden, d. h. jebe Untersuchung zu dulden, die der Rat des Böllerbundes mit Mehrheitsbeschluß für notwendig erachtet". Diese Untersuchung würde finngemäß, fobald das Be. dürfnis anerkannt ist, durch einen internationalen Ausschuß geübt werden, in dem auch Neutrale Sig und Stimme haben. Deutsch  land muß deshalb den sofortigen Uebergang von ber alliierten

Der Nationalheros unter Aufsicht. Ueberwachung Marschall Pilsudskis.

Warschau  , 2. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Großes Aufsehen erregt hier der Prozeß, welcher die Tatsache ans Licht gefördert hat, daß Marschall Bilsudski während der vorigen Regierung mitos Glombiniti durch subalterne militärische Organe a uf Schritt und Tritt überwacht wurde. Bilfubfti, als Zeuge vernommen, bezichtigte Mitglieder der genannten Regierung, die Uebermachung über ihn verhängt zu haben, weil sie einen Staats. ft reid zur Errichtung einer Rechtsdiktatur plante. Wie verlautet, beabsichtigen die Mitglieder des Kabinetts eine gemeinsame Beleidi gungsflage gegen Bilfubfti einzuleiten.