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1. Stabilität der Währung, Notenbank.

Der Bericht führt aus, daß die durch die Rentenbant er reichte Stabilität nicht bie endgültige Regelung darstellen tann. Zur Erreichung einer dauernden Stabilität schlägt der Bericht alternativ vor, entweder die Schaffung einer neuen Notenbank in Deutschland   oder eine Reorganisation der Reichs bant. Die Möglichkeit der Aufrechterhaltung der Reichsbank ist also vorgesehen. In jedem Falle soll ein einheitliches Wäh rungsgeld in Deutschland   geschaffen werden.

Die Notenbant foll für die Dauer ihres Notenausgaberechtes ( 50 Jahre) das ausschließliche Notenprivileg haben( jedoch unter Bei­behaltung der Privatnotenbanken und vorerst auch der Rentenbank). Alle auf Papiermarf lautenden Zahlungsmittel sollen aus dem

Verkehr verschwinden. Die neuen Banknoten sollen zu wenig

stens einem Drittel mit Gold oder Golddevisen ge= deckt sein, dabei ist im wesentlichen an Guthaben bei ausländischen iift im wesentli bei au Banten   gedacht.

Der Bericht sieht vor, daß die auszugebenden Noten normaler weise in Gold einlösbar find, betont aber, daß nach Ansicht der Er. perten bei Errichtung der Bank die Berhältnisse die Noteneinlösung noch nicht gestatten werden, die Einlösung soll aber Platz greifen, sobald die Verhältnisse es gestatten.

Die Notenbank ist im wefentlichen gedacht als Bank der Banten  ",

tie nur sichere turzfristige Wechsel zu dem von ihr festzusehenden Diskontsatz diskontiert und im übrigen Girogelder annimmt. ausüben.

Goldmart dieser Borzugsaftien für die eigenen finanziellen Zwede der Reichsbahngesellschaft verwendet werden können.

Der Generaldirektor der Reichsbahngesellschaft ist deutsch  , ebenso der Borsigende des Verwaltungsrats. Der Ver­waltungsrat besteht im übrigen aus 18 Mitgliedern, von denen je die Hälfte von der deutschen   Regierung und von einem Treuhänder der Obligationäre bestellt wird. Von den vom Treuhänder zu te­stellenden 9 Mitgliedern sollen 5 Deutsche   sein, so daß also im ganzen der Verwaltungsrat aus 14 deutschen und aus 4 nichtdeutschen Mitgliedern besteht.

Die Reichsbahngesellschaft soll in ihrer Geschäftsführung voll ständig frei sein. Die

fannt.

Rechte der Reichsregierung

hinsichtlich der Tarif- und Betriebsaufsicht sind grundsätzlich aner­Zur Wahrung der Intereffen der Obligationäre wird ein be: sonderer Eisenbahntommissar bestellt. Solange der Zinsen­dienst nicht not leidet, wird sich seine Tätigkeit im wesentlichen dar­auf beschränken, den Stand des Unternehmens. namentlich in finan zieller Hinsicht, zu beobachten und darüber zu wachen, daß die Inter effen der Gläubiger nicht gefährdet werden.

Dem Bericht ist als Anhang das Gutachten der von dem Komitee beauftragten besonderen Eisenbahnfachverständigen bei­gefügt. Dieses Gutachten, auf das der Komiteebericht sich stützt, be­zeichnet an verschiedenen Stellen die betriebliche Vereinigung der Rhein- Ruhr  - Bahnen mit dem übrigen Reichsbahnnetz als eine Vor­auslegung für den Erfolg seiner Borschläge.

Ein

bei Hitler  .

Befreiungs- Besuch" bei Hitler  .

Verhaftung seines Gehilfen.

München  , 9. April.  ( TU.) Der Oberbayerische General­anzeiger" in Landsberg   am Lech meldet: Gestern nachmittag fam hier ein Auto mit vier Herren des Völkischen Blods an, um einen Bejuch bei Hifler im Gefängnis zu machen zweds Einholung von weiteren Direttiven für die Wahlen. Als die Herren nach dem Besuch bei Hitler   im Hotel Goggel" einen Jmbiß zu fich nahmen, tamen Beamte der Münchener   Staatsanwaltschaft in Zivil und verhafteten einen Herrn, den schon längst wegen Hochverrats gesuchten und seit längerer Zeit flüchtigen Hermann Esser  , den sie sofort per Bahn nach München   brachten. Nach

diesem Vorfall hatte sich in Landsberg   das Gerücht verbreitet, auch Ludendorff fei hier gemesen und von der Staatsanwaltschaft ver­haftet worden. Das stimmt aber nicht!

Jarres verordnet.

Seine Zuständigkeit gibt er teilweise ab.

Der Reichsminister. des Inner Jarres hat folgende Ber ordnung erlassen:

Die mir durch§ 2 der Berordnung des Herrn Reichspräsidenten  über die Aufhebung des militärischen Ausnahmezustandes und die Abwehr staatsfeindlicher Bestrebungen vom 28. Fe bruar 1924 erteilte Befugnis zu Beschränkungen des Brief, Posts, Telegraphen und Fernsprechgeheimnisses, zu Anordnungen von zu Beschränkungen Cigentums übertrage auf

ſoll auch furzfristige Darlehen an das Reich geben, aber die Beträge III. Finanzielle Bestimmungen. Haussuchungen und Beschlagnahmen sowie de Bendessentral.

und die Art dieser Darlehen( höchftens 100 Millionen Mark für läng­stens 3 Monate) sollen im Bankgefeß genau festgesetzt werden. Das Reich foll an den Gewinnen der Bank Anteil haben, die Bank soll aber

von jedem Regierungseinfluß frei

fein. Die Bant foll ein Rapital von 400 millionen Gold. mart haben, movon 300 Millionen in Deutschland   und im Ausland durch Zeichnungen aufgebracht werden sollen. Sie wird verwaltet von einem deutschen   Präsidenten und dem nur aus Deutschen be stehenden Direktorium, das einen fenfultativen Beirat( gedacht ist wohl an die Aufrechterhaltung des Zentralausschusses) haben kann. Neben dem deutschen   Direktorium ist ein General Board"( General­direktion) eingefeßt, das aus fieben Deutschen   und sieben Ausländern besteht. Es faßt seine Entscheidungen mit einer Majorität von zehn Mitgliedern. Diefer" General Board" hat gewiffe Bollmachten in denjenigen Fragen, die die Interessen der Gläubigerstaaten berühren. Ein ausländisches Mitglied dieses General Board" soll der Com­missioner( bevollmächtigter Kommissar) sein. Er hat darüber zu wachen, daß die Vorschriften, die sich auf die Notenausgabe und die Aufrechterhaltung der Notendedung beziehen, beachtet werden. Der General Board" fann auch mit einfacher Majorität beschließen, wenn der Präsident und der Commissioner in dieser Majorität ent­halten sind. Für seine Aktionsfähigkeit ist daher eine Kooperation zwischen der deutschen   und der ausländischen Gruppe stets notwendig. Ein umfangreicher besonderer Nachtrag enthält einen bis ins einzelne detaillierten Plan über die Bank.

"

vor:

Das Gutachten der Sachverständigen schlägt folgende Leistungen behörden, in Preußen außerdem auf die Oberpräsi denten und den Polizeipräsidenten von Berlin  . Meine unmittelbare Zuständigkeit zu solchen Maßnahmen wird hier burch nicht berührt."

a) für die Moratoriumszeit:

1. Jahr 1924/25 1000 Millionen Goldmart, und zwar 800 Mil­lionen aus einer auswärtigen Anleihe und 200 Millionen aus dem Dienst der Eisenbahnobligationen. Die 800 Millionen dienen zur Finanzierung der Sachleistungen und der Befagungsfoften. Soweit Anleihen nicht zustande tommen, tönnen Leistungen von Deutschland  nicht gefordert werden.

2. Jahr 1925/26 1220 Millionen Goldmart, bestehend aus dem Dienst der Eisenbahnobligationen, der Industrieobligationen und 500 Millionen aus dem Verkauf von Vorzugsaktien der Eisenbahn. b) für die Uebergangszeit:

3. Jahr 1926/27 1200 Millionen Goldmart, bestehend aus dem Dienst der Eisenbahnobligationen, der Industrieobligationen, der Beförderungssteuer und aus Haushaltsmitteln.

( Schluß in der Morgenausgabe.)

Die Börse in übler Stimmung. Der Verlauf der Micum- Verhandlungen, die gestern zu feinem Ergebnis führten, gibt der Börse Anlaß zu ernsten Besorgnissen. Man ist sich in Banffreisen darüber flar, daß es der Industrie un­möglich ist, aus eigener Kraft die bisherigen Laften aus dem Micum Bertrage auch weiterhin zu tragen, sieht aber auch nicht, woher die Regierung die Mittel nehmen sollte, um in den Vertrag ein­zutreten, ohne das mit Mühe aufgestellte Budget umzustoßen und damit die Stabilität der Währung in Frage zu stellen. War schon deshalb an eine durchgreifende Befferung der Stimmung im heutigen Effettenverkehr nicht zu denten, so brückt die immer fühlbarer werdende Einschränkung der Kreditgemährung der Reichsbank und die damit verbundene Berknappung des Geldmarktes immer weiter auf die Tendenz.

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II. Die deutsche Reichsbahn. Aus den Reichsbahnunternehmen soll eine Aktiengesett. fich oft gebildet werden. Diese Aktiengesellschaft wird vorweg mit einem Betrage von 11 Milliarden Goldmart erftſtelliger Obligationen telaftet, die mit 5 Broz. jährlich zu verzinsen und mit 1 Broz. jährlich zu tilgen sind. Die jährliche Leistung von 660 Milan, lionen Goldmark ist in die

Reparationstaffe

zu bezahlen. In voller Höhe ist diese Zahlung erst vom vierten Jahre ab zu leisten; fie beträgt im ersten Jahre 330, im zweiten 465, im britten 550 Millionen Goldmark.

Das Attienkapital der Reichsbahngesellschaft von insgesamt 15 Milliarden Goldmark soll in 2 Milliarden Goldmark Vorzugs aftien und 13 Milliarden Goldmark Stammattien zerfallen. Dem Reiche gehören die gesamten Stammattien sowie 500 Millionen Goldmark der genannten Borzugsaktien, während 1,5 milliarden

Anne Marie Happenpappen.

Und ihr Landesverrat.

Bon Hans Wesemann  .

E

is dnd

Das ungehpure Verbrechen war geschehen. Nie wieder gute zumachenden Bérrat an den heiligsten Gütern der Nation hatten feile Schurten begangen: die Sachverständigenfommission hatte festgestellt, wieviel Maz Bier von den völkischen Verbänden bei ihrer Arbeit für die Befreiung Deutschlands   verbraucht worden war, und Poincaré  hatte in der Kammer verlangt, daß dieses Bier auf das Reparations­fonto anzurechnen fei. Für den Weigerungsfall hatte er mit Sanktionen gedroht.

Die nationale Volksfeele fochte. Es hagelte Protesticlegramme. Die völfifche Bresse forderte den Kopf aller Novemberverbrecher und inszenierte schnell ein paar Pogrome, um dem beleidigten Nationalempfinden Genüge zu tun. Die Justiz aber handelte wie immer mit eiserner Energie. Sämtliche marristisch verfeuchten Blätter von der Germania  " bis zum Roten Fahne" wurden im Geiste in Schuzhaft genommen, und 1586 743 deutschnationale Horchposten wurden im Nachtragsetat bewilligt zur permanenten leberwachung des öffentlichen Lebens.

Wer ist's? war die allgemeine Frage, auf die alle Wettbureaus schon im voraus Unfummen einfaffierten- natürlich hatte die Mehr zahl auf einen margistischen lebeltäter getippt.

Endlich piaßte die Bombe. Die politische Polizei verhaftete als Berbrecher die 64jährige Anne Marie Happenpappen, ihres Zeichens Toilettenfrau im Adlon  . Ein Zufall hatte die Spur auf sie gelenkt. Ein Besucher ihres Domizils hatte nämlich beobachtet, wie sie mit einem Herim der Ententekommission ein vertrauliches Gespräch hatte und daraufhin Geld von ihm in die Hand gebrüdt betam! Daß dies des öfteren vorgekommen war, bestätigten auch andere Besucher von einwandfrei nationaler Gesinnung. Nun griff man zu. Und alles wurde furchtbar klar. In den geheimen Räumen fand man cufgehängt ganze Bündel von Zeitungspapieren, die fast sämtlich aus saterlandslosen Blättern geschnitten waren. Daher also hatten die Spipne der Entente ihre Kenntnisse über unsere patriotischen Belange gezogen. Daß die elende Berräterin auch gut nationales Zeitungs papier dazwischengenischt hatte, bewies nur, mit welchem Raffine ment sie zu Werte gegangen war.

Da gab es fein Zögern mehr. Juftitia fat ihre Pflicht. Frau Happenpappen wurde wegen Landesverrats zweimal zum Tode und 3u Lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt. Außerdem wurden ihr tie bürgerlichen Ehrenrechte und die WC.  - Pensionsberechtigung ab

erkannt.

Ganz Deutschland   jauchzte dem höchst gerechten Richter zu. Maurenbrecher aber schrieb in der Deutschen Zeitung", daß nun

Auch die Gerüchte van drohenden Insolvenzen dauern wenn sich auch einige dieser Schwierigkeiten als gergfügiger herausgestellt haben als zuerst verlautete. Immerhin wirften Käufe des Publikums und Käufe der Baissespekulation zur Erledigung dieser Engagements zu Beginn der Börse etwas belebend auf den Markt. Doch fonnte diese Stimmung nicht lange anhalten, da die Spetulation alsbald zu neuen Verkäufen schritt und auch einzelne Erefutionsverkäufe, zum größten Teil freiwillige, fich wieder bemerkbar machen.)

Die Lage am Devisenmartt bleibt unverändert, wenn auch die Anspannung des Geldmarktes hier zu einer gewiffen Erleichte rung geführt hat. Im Tauschverkehr stellte sich gemäß feiner Ent­widlung an der New Yorker Börse der französische Franken etwas höher und wurde gegen englische Pfunde mit 72 gehandelt.

endlich die große Reinigung der politischen Atmosphäre in Deutschland  begonnen habe.

Der militärische Oberbefehlshaber verhängte die Zensur über fämtliches Toilettepapier. Die Bölfischen aber, damit nicht zufrieden, forderten kategorisch, deß in Zukunft nur völlisch einwandfreies Bapier verbraucht werden dürfte, um jeden etwa neu geplanten Berrat schon im Reime zu erstiden.

Das geschah denn auch, womit einem tief gefühlten patriotischen Bedürfnisse endgültig abgeholfen wurde.

Die Nibelungen  

im

tod

Die Niebelungen- Trilogie Friedrich Hebbels ist die monumentale Tragödie einer hiftorischen Zeitenwende. Brunhild   ragt noch in die alte Götterepoche und aus ihr in die christliche Zeit. Siegfried ift der fubjektiv- unschuldige Verräter der alten Welt, die er, indem er sie verrät, gleichzeitig mit der neuen verbindet. In ihr lebt Hagen   als der Repräsentant der Vergangenheit und als ihr Rächer an Siegfried. Ginem unerbittlichen Weltgesetz gemäß tommen sie alle um, die Uebergangsmenschen, die Dämmerwesen der Zwischenzeit, die Star fen und die Degenerierten, und übrig bleibt der Bertreter des neuen Lebens, des Christentums, der die Laft des letzten Hunnenkönigs übernimmt, um fie im Namen dessen, der am Kreuz erblich" zu tragen. Wäre das Abzeichen unserer modernen Rasse- Heiden nicht das Produkt einer borniert tändelnden Phantasie, sondern ein wirt. fiches Symbol des alten Germanentums, man fönnte fagen: in Hebbels Nibelungen" fiegt das Kreuz über das Hakenkreuz. Diese Weltanschauung manifeftiert sich in der gehämmerten, un erbittlichen Tragit. der Charattere und der Schicksale, die vonein ander abhängig, ineinander übergreifen und wie die Räder eines Mechanismus von komplizierter Logik mit tödlicher Konsequenz gegenseitig ihre Ursachen bilden und ihre Wirkungen auslösen. Es gibt nicht viele solche Trilogen, in denen nichts willfürlich, nichts lose, nichts schwebend ist. Die Nibelungen bilden einen Guß in drei Teilen. Jürgen Fehling   wollte alle drei an einem Abend im Staatstheater spielen. Es gelang ihm: eine einheitliche Regieleistung. Es gelang ihm nicht: die Einheit des Werks zu wahren. Er mußte in 6 Stunden komprimieren, wozu 10 gerade ausgereicht hätten. Infolgedessen mußte er Höhepunkte geben, statt der Entwidlung mit höhepunkten. Es war, als zeigte man von einem univerfalen Weltbrand nur die ragenden Stichflam­men und die bannernden Explosionen. Dafür entschädigte allerdings die künstlerische Defonomie der Szene. in der aus den sparsamsten Mitteln der Farbe, der Kleidung( Kostüme von Birchan), der hori zontalen und vertikalen Treppe", bie einzelne Plateaus" bildete, Die Nibe ungen" Hebbels starte Wirkungen herausgeholt waren. Die Nibe ungen" Hebbels maren zerrissen, um den" Nibelungen" Fehlings trop der kurzen Dauer zu einer regietechnischen Einheitlichkeit zu verhelfen.

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Dennoch wäre auch diese nicht fühlbar geworden ohne die Kriemhild der Agnes Straub  . Die vertrat als Einzige des Dich. ters Rechte an diesem Abend. Wo fie stand, war die Lockerung des Werts nicht vorhanden. Wenn sie sprach, schmiedete sie zerbröckeln. des bramatisches Gemäuer zusammen. In der Entwicklung von der

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Deutschnationale Verlogenheit.

Auch sie müssen erfüllen.

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Breslau  , 9. April.  ( Eigener Drahtbericht.) In einer deutsch  nationalen Wählerversammlung machte in Breslau   der befannte Staatsratsabgeordnete und jetzige Reichstagskandidat, Professor Freiherr   v. Freytag 2orinhoven, der aus dem Baltikum  stammt, einige bemerkenswerte Geständnisse. Nachdem er zunächst auf die Freikarten der Abgeordneten geschimpft hatte, denen er die Verbindung mit ihren Wählern offenbar erschweren will, und nach dein er versucht hatte, die sozialdemokratische Minderheit im Richs= tag für alle Handlungen der Reichstagsmehrheit verantwort. zu machen, wandte er sich gegen die bisherige Erfüllungspolitif. Auf Borbehalt eines jozialdemokratischen Diskussionsredners, dağ auch der deutschnationale Parteivorsitzende, Hergt, fich bereits für die Fortsetzung der Erfüllungspolitik festgelegt habe, antwortete v. Freytag- Loringhoven, der als Vorfämpfer des völfischen Ge danfens innerhalb der deutschnationalen Partei gilt, gleichfalls mif einem bemerkenswerten Bekenntnis für die Fortsehung der Er­füllungspolitik. Wenn die Deutschnationalen zur Regierung tommen würden, würden sie die bisherige Außenpolitit fortführen, aber in anderem Geiste", nämlich dem Geiste der Wahri afugkeit. Die Opfer der Erfüllungspolitit follen also auch nach der Memung der völkisch- deutschnationalen Richtung weiter gebracht werden, aber gleichzeitig soll ihnen durch Waffengeflirr jede verföhnliche Wirkung im Auslande genommen werden.

Der von den Deutschnationalen zum Reichstag aufgestellte Arbeiterfekretär Röser fuchte seine Aufgabe darin, als Arbeiter gegen den Achtstundentag zir sprechen, wobei er sich im wesentlichen auf Renegaten berief, die aus der fozialdemokratischen Bartei heraus­geworfen wurden, wie Winnig, Frante, Kloth usw. Wer also bei der Sozialdemokratie als Schädling der Arbeiterinteressen heraus­fliegt, fann bei den Deutschnationalen immer noch zu hohen Ehren

tommen.

Wahlerfolg in Finnland  .

Helsingfors  , 8. April.  ( Eigener Drahtbericht). Bei den Reichs­tagswahlen erhielten hier der finnländische Bled 21000, die Sozialdemokratie 18 000, die Kommunisten 10 000, die Fortschrittspartei 9000, die Schweden   8000, die Agrarier 4000

Stimmen.

lächelnden liebenden Unschulb bis zur rächenden hassenden Schuld bewahrte sie die von Hebbel   beabsichtigte Darstellung einer ganzen Generation und einer ganzen Epoche. Sie lächelte, wie ein Mäd­hen, fie meinte, wie eine Mutter, fie schrie, wie eine Megäre. Gie und glaubhaft und erschütternd auf den Mienen ihres Gefichts, den steigerte ein weiches Antik zur grauenvollen Grimasse und sichtbar Schwingungen ihrer Stimme, den Bewegungen ihrer Hände und den Linien ihres Körpers lag ihre Entwicklung dem Zuschauer gleichfam dargeboten. Sie allein überzeugte. Ihre Träne war echt und ihr Haß machte zittern. Sie lieferte endlich die Erklärung für die an­gebliche Unverständlichkeit des Weibes.

Heinrich George   war ein polternber, nur am Ende überzeugender Fast alle anderen zeigten mehr Eifer, als können und Berständnis. Hagen  , tein finsterer Höllenmensch, sondern ein schlauer, nervöser und ungeduldiger Bösewicht. Robert Taube  - gab einen Günther, der nicht schwach und nicht gütig, nicht Werkzeug in der Hand der Ge­schichte war. Im zweiten Teil gelang es ihm, seine Tragit an ein. zelnen Stellen durchzusetzen. Er hätte mehr an das Mitleid appel­lieren sollen. Der Siegfried Carl Eberts betonte mehr die jugend­lich- reckenhaft- sonnige Seite des Charakters, als die heldenhafte, männliche. Er fönnte um einen Grab brutaler werden. A'erander Granach   war nur in der Erscheinung als König Ekel überzeugend ein christlicher Heide unter heidnischen Chriften, ein fultivierter Bar­bar. Er schrie nur zu viel; wie übrigens alle, mit Ausnahme Leo Reuß  '( als Volfer). Von den Männern sind noch zu erwähnen: Georg August Koch   als Dietrich von Bern   und Kraußned als Rüdiger. Bon den Frauen: Rofa Bertens als Ute und Elia Wagner als Frigga; übrigens die Einzigen, die edel und einfach sprechen fönnen. Ida Maria Sachs als Brunhild   ist, obwohl fchwarzhaarig, feine waltürenhafte Jungfrau. Ihre Fülle ist nicht Straft, sondern glatte Weichheit. Die Männer überschrien fiches war ein unaufhörliches Gepolter und man hatte doch kein Barden­gefchrei zu liefern! Es war ein Mißverständnis.

Die Aufführung war vielleicht äußerlich veranlaßt durch den Erfolg des Nibelungenfilms. Ihre innere Notwendigkeit entscheidet nur die Frage: finden wir eine Beziehung zu Hebbels Gestalten? finden wir sie, die neuen Menschen, die von unten kommen, finden die Arbeitenden eine Brücke zu den Fürsten der Legende? Durch die Vermittlung Hebbels finden wir sie, und durch die der ihm eben­bürtigen Straub. Auch unsere Zeit ist ein Untergang, ein Ueber­gang und ein Aufstieg. Auch heute, morgen oder übermorgen fann der und jener Chel seine fönigliche Laft, die blutige, friegerische Krone feinem Erben übergeben, einem im wahrsten Sinne christlichen Dietrich, der das Zeitalter der Humanität einleiten wird.

R- th.

Die Bolfsbühne veranstaltet am Starfreitag, mittags 1,12 Uhr, in ber Oper am Königsplaß ein geintliches Konzert, bei dem Gertrud Bindernagel  ( Staatsoper) Arien und Lieber von Berdi, Hugs Bolf und Schubert mit Orgelbegleitung zum Vortrag bringen wird. Prof. Wolfgang Reimann spielt Digelwerke von Bach und Neger, der Staats- und Domchor bringt unter Leitung von Prof. Hugo Rüdel   Chöre zu Gehör.

Am

25. April, abends 7 Uhr, gelangt in der Alten. Barniſonfirche dia matt bauspassion mit dem Philharmonischen Orchester und dem Chor der Singalademie unter Leitung von Prof. Georg Schumann   zur Aufführung