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Falls feine neuen wirtschaftlichen Schwierigfelten entstehen, ist mit ber Fertigstellung ber Strede nach Neukölln für ben Herbst des Jahres 1925 zu rechnen.

Möckernbrücke O

Kochstraße

Hallesches Ter

O Prinzenstraße

O Gnelsenaustraße

Bellealliancestr..

6301

In einer Begrüßungsansprache, die Oberbaurat 8angen meister auf dem Bahnhof Belle Alliance Straße hielt, wurde auf die ungeheuren Schwierigkeiten hingewiesen, die der Bau der 1% Rilometer langen Berlängerungsstede, der in der Hauptsache in die schlimmste Inflationszeit fiel, verursacht hat. Sum Gelingen ecs Welterbaues hat insbesondere auch der unerwartet starte Berkehr auf der Nordfüdbahn beigetragen. Im ersten Jahre ihres Bestehens find 42 Millionen, in der letzten Zeit annähernd 200000 Fahrgäste täglich befördert worden. Die fich dabei infolge Wagen mangels ergebenden Unzuträglichkeiten dürften durch die Einstellung von 8 Dreimagenzügen neuen Systems behoben werden. Weitere 40 neue Wagenmodelle sind bereits im Hinblick auf die tommende Berlängerung der Nordjüdbahn bis nach Neukölln in Auftrag gegeben. Im ganzen sind über 100 neue Bagen bestellt, so daß eine Besserung des Berkehrs auf der Berliner   Hoch- und Untergrundbahn sich bereits in furzer Zeit bemerkbar machen dürfte.

Jm Grunewald  .

Der Sonntag war fonnenklar und warm, und die Ausflügler fwärmten auf allen Wegen. In Paulsborn drängten sich die Gäfte im Garten, und in Hundefehle war es inüppeldide voll, und alle waren laut und luftig. An einem Baum gelehnt, neben dem Restaurant Baulsborn steht ein Händler mit Apfelfinen. Er steht blaß und verhärmt aus und er verhofft sich eine Eimahme von her guten Laune ber Ausflügler. Neben ihm steht eine große Rifte mit Apfelfinen, die schwer ift. Er hat sie vom Bahnhof Grunewald um den See herum nach Baulsborn geschleppt, vielleicht auch den meiten Weg von Schmorgendorf, oder von Zehlendorf  , und er ist von dem langen Weg und der Last noch ganz erschöpft. Jetzt steht er neben der Rifte und ruft: Buckersüße Apfelsinen! Blutapfel. finen! Zehn Pfennige das Stüd!" Da tommt eine Schar von Aus. flüglern vorüber. Raum hören sie den Breis, fangen fie auch schon an zu höhnen: 8ehn Pfennig bas Stüd! Der Kerl ist moll ver rildi! In der Stadt friege ich 20 Stüd für eine Mart!"

Der Händler ist erst ganz still, dann entgegnet er: Ich muß aber erst die Rifte hierher schleppen, und die ist schwer. Da tann ich boch nicht für dasselbe Geld verkaufen wie in der Stabt!" Ein junges Mädchen, elegant angepuppt und mit dem neuen modernen Frühjahrshut, meint schnippisch: Na, warum schleppt er die Rifte her! Dann soll er eben zu Hause bleiben, wenn sie ihm zu schwer ift!" Immer mehr Menschen haben sich um den Händler gefchart, die nicht kaufen, sondern über die unverschämten Breise schimpfen. Da tritt aus der Menge eine Frau, geht auf ben Händler zu und sagt still imb bestimmt: Geben Sie mir zwel Apfelfinen!" Man fteht es ihr an, baß fie bie zwanzig Pfennige eigentlich notwen biger zu anderen Dingen braucht unb nugbringender anwenden

Zönnte.

Einen biden Herm, der mit gwei eleganten Damen ebenfalls ander der Menge steht, hat der Eintauf der Frau schier den Aber verfchlagen. Er steht erst ganz starr, dann meint er: So' ne un nerfchämte Bande! Da hilft einer dem andern! Aber wartet mal, nach den Wahlen, dann find wir wieder Herrn im Hause!" Mit diesen wuchtigen Worten wendet er sich zum Gehen und meint zu feinen Begleiterinnen: Rommt Rinder! Ich hab' einen Morbs hunger. Boll'n mun gehn nach Paulsborn und was Wertbeständi ges effen!"

Die Todesurteile gegen Jande und Goldbach. Berwerfung der Revision.

Das Reichsgericht hat die Revision der Todesurteile gegen den Arbeiter Hans Jan de und den Bureauboten Kurt Goldbach verworfen. Die beiden 20jährigen Angeklagten waren, wie er innerlich, am 15. Dezember o. 3. von den Geschworenen des Land­gerichts 1 des Mordes an dem Bolizeiwachtmeister Steiner, den fie im Februar vorigen Jahres in der Oranienstraße niedergeschossen hatten, zum Iobe verurteilt worden, außerdem waren sie megen unbefugten Baffenbefizes unter erschwerten Umständen zu drei Jahren Zuchthaus und zu bauerndem Ehrverluft verurteilt worden. Beide waren nachträglich noch von der Straffammer wegen eines Revolverüberfalls auf Bolizeibeamte und Wächter anläßlich ihrer Berfolgung bei einem eine Woche nach dem Morde verübten Einbruche zu weiteren fechs bzw. vier Jahren Zuchthaus verurteilt worben. Dieses Urteil war bereits rechtsfräftig geworden, und Jonde und Goldbach find inzwischen in das Suchthaus nach Sonnen burg   übergeführt worden. Nunmehr haben Justizrat Bittor Frant! und Rechtsanwalt Müller- Stromener einen An trag auf Wiederaufnahme des Berfahrens in dem Mondprozeß gestellt, indem sie sich hierbei auf medizinische Gutochten berufen, daß begründete Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit Gold bechs  , der den verhängnisvollen Todesschuß abgegeben hat, be­fänden. Das Lobesurteil dürfte übrigens in Anbetracht ber Jugend der beiden Mörber, bie bei der Begehung der Tat erst 19 Jahre alt waren, taum vollstrect, fondern in tebenslang Ilche Suchthausstrafe umgewandelt werden.

Zwei Autounfälle.

3mai fchwere Autounfälle, die fich in Berlin   ereignet und zwet Menfchenopfer gefordert hatten, famen jetzt zur gerichtlichen Ber. handlung.

Bor der Berufungsstraflammer des Landgerichts III   hatte sich der Privatkraftwagenführer Frig Neumann zu verantworten. Er war im Herbst vorigen Jahres mit einem neuen Adler wagen in schnellster Fahrt den Kurfürstendamm   in der Richtung nach Halensee   entlanggefahren. An der Kreuzung der Fafanen ftraße tam ein Radfahrer und wurde, ehe er ausweichen konnte, von dem vorbeifahrenden Auto ergriffen und mit großer Ge walt zu Boden gefchleubert. Der Rabfahrer erfitt einen schweren

Dujardin

der wundervolle

Weinbrand

UERDINGEN A RH

2

Schäbelbruch, ber batb barauf feinen Tod zur Folge hatte. In der Beweisaufnahme waren die Zeugenaussagen, wie immer in solchen Fällen, sehr widerspruchsvoll. Der Staatsanwalt hielt aber das Berschulden des Angeklagten für vorliegend, weil er in zu schnellem Tempo und nicht weit genug rechts auf dem Fahrdamm gefahren sei. Nach längerer Beratung fam das Gericht zu einer Berurteilung des Angetlagten. In der Begründung führte Landgerichtsrat Siegmann aus, daß ange­fichts der vielen Autounfälle von den Kraftwagenführern eine ganz tefondere Aufmerksamkeit verlangt werden müsse. Vor allen Din gen liege die Schuld auf Seiten des Angeklagten, da er in zu gefahren jei. Trogdem habe bas Gericht den Fall milde an­Schnellem Tempo durch die belebte Bertehrsstraße gesehen und froh der ichweren Folgen des rasenden Fahrens nur auf eine geringe Gefängnisstrafe erkannt. Dem Antrage des Bertei­digers entsprechend gab das Gericht auch zu verstehen, daß dem bisher unbescholtenen noch jugendlichen Angeklagten Strafaussetzung ge­währt werden könne.

vor der Berufungsstraftammer des Landgerichts I   zur Berhandlung. Ein zweiter, durch ein Auto verursachter Todesfall gelangte Hier hatte sich ber Autoführer Mar Hempel, megen Körperver. letzung mit Tobesausgang angeklagt, zu verantworten. Am 11. Auguft hatte ber Angeflagte in der Danziger Straße, in der Nähe der Hoch balm, eine alte Frau überfahren und tödlich verletzt. Wie zwei als Zeugen vernommene Polizeibeamte befundeten, war an jenem Tage, dem Berfassungstage, in der dortigen Gegend ein sehr starter Straßenverkehr. Die beiden Beamten standen unter dem Hochbahn bogen auf Bosten und fahen das Auto des Angeflagten in schnell nicht einmal die Nummer des Wagens festellen fonnten. Einer ter Fahrt vorbetsausen. Es fuhr so schnell, daß die Beamten von ihnen äußerte zu seinem Kollegen: Wenn da mur nichts pas­fictt". Sie wollten gerade unter das Bublifum gehen und fragen, ob jemand die Nummer gesehen habe, als sich das Unglüd ereignete. Bier Häufer weiter hatte das Auto eine alte Frau erfaßt, die tot auf dem Etraßenpflaster liegen blieb. Das Gericht verurteilte den Angeklagten au fechs Monaten Gefängnis. Es. möge bei diefer Gelegenheit erneut darauf hingewiesen werden, daß gerade die gewerkschaftliche Organisation der Berufs. mäßige Fahren in belebten Straßen. Gerade die Angehörigen biefer traftfahrer besonders scharf Stellung nimmt gegen das unvorschrifts. Organisation, die den meitaus größten Teil der Kraftwagenführer umfaßt, haben das größte Intereffe daran, daß die öffentliche Mei nung fo'che Borkommnisse, wie sie in den beiden Gerichtsverhand lungen festgestellt wurden, als beklagenswerte Ausnahmen betrachtet.

Sexualreform und Strafvollzug.

follte es für den Antauf eines Rittergutes bienen. Je diefem Falle meldete sich bei Schulz ein Oberpräsident Dor Bülow, der sich zur Bürgschaft bereitertlärie. Schulz mertte aber den Schwindel und ließ sich von dem Oberpräsidenten  " beffen Telephonnummer geben, die fich nachher als die des Hotels herausstellte, in dem Lorenz wohnte. Runmehr konnte Lorenz ver haftet werden. Rechtsanwalt Bahn beantragte, den Angeklagten auf seinen Geifteszustand untersuchen zu lassen, da er schon beim Militär auf Grund des§ 51 wegen Betruges und Urkunden­fälschung freigesprochen wäre. Das Gericht lehnte diesen Antrag ab, sah aber alsdann entsprechend den Darlegungen des Verteidigers niert angelegten Betrugsmanöver nur auf ein Jahr Gefäng die Sache verhältnismäßig milde an und erkannte trotz der raffi­nis, auf welche Strafe sechs Monate Untersuchungshaft in An­rechnung tamen,

Weil's Weyl ist!

In Erinnerung an den Aerzteftreit.

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Bolkspartei samt den Deutschnationalen und auf der anderen Seite Als in der Berliner   Stadtverordnetenversammlung die Deutsche  die Kommunisten, ihre Bundesgenossen im Haß gegen die Sozial­demokratie, sich der gegen die Krankenkassen streifenden Aerzte an­nahmen, tat besonders der zur Deutschen   Boltspartei gehörende Sanitätsrat Dr. Faltenberg fich durch wütendes Geschimpf her­vor. Mit seinen damaligen Ausfällen gegen die Aerzte, die sich in den Dienst der Kaffen stellten, weil sie den Kampf nicht auf dem Rücken der Versicherten ausfechten lassen wollten, hat Dr Falken­eine Beift, erfüllt von Grimm über den Mißerfolg der streikenden berg der Aerzteschaft sicherlich feinen gu'en Dienst erwiesen. Dieser Aerzte, schimpft jetzt weiter in der Berliner   Aerzte forre­fponden3", dem Organ bes Groß Berliner   Herzbebundes, der die Führung im Aerzteftreit gehabt hat. Er berichtet über die Existenz des dem Krankenhaus Moabit   angegliederten Werner Siemens Institutes für Röntgenforschung( auch der Borwärts" hat in Nr. 141 einen Bericht darüber gebracht) und rüffelt dann den Krankenhausdirektor Prefeffor Dr. Klemperer, der in feiner Feftrede, indem er den ärztlichen Mitgliedern der instituts erwiesene Förderung bantte, gefagt habe( wir zitieren in städtischen Gesundheitsdeputation für ihre dem Plan des Röntgen­der von Dr. Falkenberg wiedergegebenen Gaffung): insbesondere Herrn Dr. Benl, meinem Studiengenossen, der immer da zu finden ist, wo es gilt, das Intereffe der Kranfen zu fördern. Ueber diese Anerkennung regi Dr. Faltenberg sich auf, und er nennt es Pflicht" der Berliner   Aerzte, ganz energisch dagegen Einspruch zu erheben, daß Herr Profeffor Klemperer gerade diefen Zeitpunti als ben geeignetsten erachtet hat, für Herrn Dr. Wenl einzutreten". Zur Erläuterung fügt er hinzu: Die Berliner   Aerzte­

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Ueber Kriminalistische Seruatreform" sprach im Haedel- Goal auf Einladung des wissenschaftlich- humanitären Romitees ber mifchaft befindet sich in schweren wirtschaftlichen Rämpfen um thre nifterialdirektor Dr. Erich Wulffen  .

Die Flucht ins Wasser.

Der Bolizeiwachtmeister Finger traf auf einem nächtlicher Streifaange durch die Straße hinter dem Giethause vor dem Ge­bäude der Breußischen Genossenschaftskaffe einen Mann, der fich näberte, feuerte der Unbekannte fofort einen Schuß auf den bort in verbächtiger, Weife au schaffen machte. Als er fich ihm Beamten ab, der in der Notwehr ebenfalls von seinem Dienst revolver Gebrauch machte und einen Schuß auf den Angreifer ab­cab. Darauf flüchtete der Mann nach der Eifernen Brücke, sprang

Existenz, und wie die Stellungnahme aller medizinischen Fakultäten In einer bis in die Einzelheiten gehende Barallele zwischen dem zeigt, handelt es sich hier auch um die Intereffen der Wissenschaft, geltenden Strafgefeßbuch und dem von ber Regierung herausge- ba müffen wir verlangen, daß Bertreter, unserer Wissenschaft nicht hobenen Borentwurf vom Jahre 1919, fchilberte Wulffen die Aus- diejenigen mit Lobfprüchen bedenken, welche die Interessen durch ihr fichten der zu erwartenden Seruatftrafrechtsreform. Der Verhalten aufs Schwerste geschädigt haben. Weil Genosse Dr. Borentwurf bedeutet in doppelter Hinsicht einen Fortschritt. Er feßt Wen im Aerztestreit auf die Seite der Kranten­die Mindeftstrafe start herab, fäßt in sehr vielen Fällen die Gelb- faffen trat und ihnen beiftand in ihren Bemühungen, die Strafe zu und sieht neben der Gefängnisstrafe die Unterbringung in ärztliche Bersorgung der ertrantten Raffenmitglieder sicherzustellen, fir manche Gerualdelikte die Höchststraße ganz unmotiviert hinauf Dr. Klemperer, der anderer Meinung ist und beshalb von 2 mit eine Heilanstalt vor. Im übrigen aber schraubt der Borentwurf loll er die Interessen der Wissenschaft geschädigt" haben? Profeffor und schweigt nach wie vor in der Buchthausstrafe, die sich längst berg angeschnauzt wird, wird ja wohl wissen, warum er sich mit überlebt bot. Gr folgt der bestehenden Anschauung des Berichts, den oben wiedergegebenen Worten über unseren Genoffen Dr. Went beurteilt, macht sich aber nicht frei von dem Borurteil der Straf. Schimpfepistel niebrigerzuhängen indem er die Bornahme unzüchtiger Handlungen an Rindern milde geäußert hat. Wir benfen, daß es genügt, die Faltenbergsche barleit ber Blutfchambe, bie der größte Teil des Auslandes tänaft was zu biefer Rampfestelle die Aerztefchaft fagt. fallengelassen hat und die in der Hauptsache die Folge der unseligen Wohnungsverhältnisse ift, bestraft den Chebruch und leistet der De nunziation aus niedrigsten Motiven Borschub, glaubt dem Bolts. empfinden Rechnung tragen zu müffen, indem er nicht nur die gleichgeschlechtliche Betätigung von Männern, sondern auch die der etwas völlig Unfaßbares, und wird vielleicht letzten Endes durch die Frauen unter harte Strafe ftellt. Dieses Boltsempfinden ist aber bestehenden Gefeße beeinflußt. Die Homosexualität muß unbestraft bleiben; es ist ein Schußalter festzulegen, über deffen Höhe noch zu diskutieren wäre. Eine Ungeheuerlichkeit bedeutet es, die Gefell  fchaft nach wie vor von Sexualdelikten durch Einsperrung des Delin quenten schüßen zu wollen. Das Gegenteil wird erreicht. Die Gin famkeit der Belle, die Abgeschlossenheit von der Welt, stillt nicht den Trieb, sondern steigert ihn bis ins unendliche. Die Freiheits beraubung wird zur Quelle neuer Bergeben. Mehr noch: die Freiheitsberaubung mit feinem fittlich- peinlichen Zwang treibt den Bestraften in eine Stampfstellung gegen die Umwelt und macht ihn gegenüber fittlichen Einwirkungen unzugänglich. Ift bas die Tragit des Strafvollzuges überhaupt, jo ist es eine persön liche Tragit, daß der Referent als oberster Leiter des gesamten fächsischen Gefängniswesens durch die Ungunft der wirtschaftlichen Berhältnisse gehindert ist, den Strafvollzug so auszubauen, wie es das neue Strafvollzugsreglement erfordert und wie es ihm feit jeher vorfchwebt. Gerade auf diesem Gebiete wird noch mehr gewilden Trittbrett und Bahnsteig und wurde etma naufert als auf irgendeinem anderen. Gefängnisse werden trog 50 Meter weit mitgefchleift. Mit schweren Bera steigender Kriminalität gefchloffen, Beamte abgebaut. Die Bevil legungen an Kopf und Beinen schaffte man den Verun­ferung aber, und speziell die Innungen, haben aber so wenig Ber  - glückten nach dem Kreistrantenhause in Reinickendorf. ständnis, daß sie sich gegen die produttive Arbeit der Gefangenen zur Wehr zu sehen. Sie allein ist jedoch imftande, feelische Gesundung zu bringen. So wie die Dinge liegen, fann das Gefängnis höchstens noch zur Abschreckung dienen, menn legteres überhaupt möglich ist, von einer Befferung Bann aber teine Rede sein. Das fernelle Problem bei der Freiheitsberaubung des Individuums ist aber eines ber schwierigsten.

Es ist felbstverständlich, daß Sittlichkeitsverbrecher nicht der Freiheitsstrafe, sondern höchstens der Heilanstalt als Sicherung gegen Berbrechen unterliegen. Diese Sicherungen simb es, die an die Stelle der Strafe treten follen. Der Begriff Strafe muß verfchwin den, das ist eine soziale Forderung. Darin, daß auch der Bor entwurf in fehr vielen Fällen die Geldstrafe an Stelle der Frei heitsstrafe porsieht, ist eine Borwärtsentwicklung zu erbliden. Bor läufig aber muß bie Gnadeninstanz als Bionier der zukünftigen Ge febgebung, als Bentil gegen ungerecht harte Urteile, eine Stätte zur Erprobung vernünftiger Rechtsprechung werden.

Der Mann mit der guten" Bürgschaft. gierungssupernumerar Alwin Lorenz wegen Be Großangelegte Schwindelmanöver führten den früheren Re­truges vor das große Schöffengericht Berlin- Mitte. vorigen Jahres hatte er versucht, das Bankhaus Gabriel u. Co. Im Februar um 20 Millionen Mart zu betrügen, indem er erklärte, er hätte ein Rittergut in Medienburg gekauft und brauche die e Summe noch als Resttaufgeld. Lorenz erbct sich, eine Bürgschafts­erklärung des Landwirtschaftsministeriums, das hinter ihm stände, beizubringen. Bald nachdem Lorenz weggegangen, rief ein Herr an, der sich als Dr. v. Alberty vom Landwirtschaftsministerium bezeich nete und erklärte, das Ministerium hätte großes Interesse für Lorenz und würde die Bürgschaft für das aufzunehmende Darlehen übernehmen. Kurze Zeit später erschien Lorenz wieder bei dem Banthaus und legte eine mit dem Dienststempel per. fehene Bürgschaftserflärung bes Landwirt. Ihaftsministeriums vor. Als diese Erklärung dem Banfier nicht genügte und dieser eine andere Faffung entwarf, ging Lorenz von neuem meg und brachte dann die neue Erklärung wieder unter­Stempelt und mit den Unterschriften eines Ministerialrats bon Alberty und eines Ministerialdirektors o Glaute versehen zurüd. Das Banthaus ließ sich aber durch diese Unterschriften, nicht ohne weiteres zur Zahlung des Betrages veranlassen, sondern fragte zu­nächst beim Landwirtschaftsministerium an. Dort tannte niemand einen Lorenz. Dieser ließ sich danach auch bei dem Bankhaus nicht mehr fehen, fuchte nun aber durch eine ähnliche Schwindelei einem Ingenieur Schulz ein großes Darlehen abzuschwindeln. Auch hier

ber das Geländer ins Waffer und schwamm in der Richtung nach der Schloßbrüde davon. Obgleich der Beamte ihm fofort am Ufer folgte, hat er nichts mehr von dem Flüchtling ent bedt, Er ist wahrscheinlich durch die Kugel getroffen worden und bannertrunten. Ein Abfuchen des Waffers nach der Leiche batte bisher noch feinen Erfolg. Der Beamte bat lediglich einen Streiffuß erhalten, der feinen Mantel beschädigt hat.

Bestern nachmittag gegen 4% Uhr sprang der Friseur Bruno Aus einem fahrenden Juge gefprungen und verunglückt. Dat schewsky aus Reinickendorf   auf dem Bahnhof Wittenau­Norb aus einem fahrenden Zuge. Dabei glitt er aus, geriet

Kinder ohne Aufsicht. In Abwesenheit der Eltern spielte ber Sohn Albert des Schuhmachers Gaul, B'anufer 40, mit Streichhölzern. Dabei geriet eine Kommode in Brand und der tieine Junge brach, durch den sich entwickelnden Rauch betäubt, besinnungslos zusammen. Die durch Haus bewohner alarmierte Feuerwehr fonnte den Brand schnell löschen und brachte den schwerertranften Knaben nach dem Urban- Krankenhause. Ueberfall- und Plünderungskommandos. tommandos, die bisher nur am Tage in Anspruch genommen wer Die Ueberfall­den fonnten, und die Blünderungsfommandos, die in der Nacht ein­zugreifen hatten, find jeßt in Ueberfalltommandos vereinigt worden, die jederzeit dem der Hilfe Bedürftigen zur Verfügung stehen. In dem legten Bierteljahr sind diefe Kommandos, die doch mur für Gonderfälle eingerichtet worden sinb, nicht weniger als 885 mal in Anspruch genommen worden, und zwar die Plünderungsfommandos in 101 und die lleberfallkommandos in 284 Fällen. Begründet war der Anruf in 367, unbegründet in 18 Fällen..

Der Berliner   Sängerchor( Chorm. Ph. Held) veranstaltet am Sonntag, Mitwirkende find Staatsopernsängerin Frau Gertrud Bindernagel  den 13. April, nachm. 4 Uhr, in der Bhilharmonie ein Rongert. Als und Drgelvirtuose Walter Drm eniti intereffiert worden. Es gelangen u. a. Chöre von segar, Lendivai, R. Straus zur Aufführung.

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