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was wollte Kahr  ? Eutlarvun-, der Bayerischen Bolkspartei. Der Kampf Mischen dem Zentrum und der Bayerischen Bolkspartei ist aus dem Stadium des Wortgeplänkels in das der realen Kämpfe getreten. In der Pfafo gehen die Mit­glieder der Volkspartei sraktionsmeise zum Zentrum über, im rechtsrheinischen Bayern   hat die Leitung der Bayerischen Volkspartei   mit der Säuberung der Partei von zentrumsver- dächtigen Prominenten begonnen. Der Univerfitätsprofesfor Dr. B e y e r l e. der die Bolkspartei seit 6 Jahren im Reichs- Parlament vertritt, ist von der Kandidatenliste verschwunden, Arbeitersekretär Schirmer entging mit Mühe dem gleichen Schicksal. DieG e r m a n i a", die diese Tatsachen mitteilt» benutzt die Gelegenheit, nun aus der Schule zu plaudern. Im Rovem- der vorigen Jahres, als in Bayern   die Losung vomM arsch nach Berlin  " auftauchte, sprach sich Beyerle in derAugs- burger Postzeitung" energisch für den v e r s a s s u ng s- mäßigen Weg einer bürgerlichen Regierung unter Bei» beHaltung des Außenministers Stresemann aus. Darauf er- schien in derDeutschen Tageszeitung" vom 7. No- vembcr folgende Notiz: Neichstagsabgeordnetcr Prof. Beyer!« wird von der Baye- rifchen Bolkspartei energisch abgeschüttelt. Ihm, Wirths Freund und badischen Landsmann, wurde bedeutet» bah er von der Bayerischen   Bolkspartei nicht mehr aufgestellt werde und daß er bei ihr nicht» mehr zu sagen hat." Woher hatte das Organ des deutschnationalen Land- bundes seine Weisheit? DieGermania  " gibt heute Antwort auf diese Frage. In denauf die Diktatur aus- gehenden" Kreisen wurde der Artikel Beyerles als S t ö» rung der eigenen Pläne empfunden. Sie inszenier- ten ein Kesseltreiben gegen den unbequemen Profesior, dessen Ursprung im engsten Aktionsausschuß der Bayerischen Volkspartei   zu suchen ist und. wie dieGermania  " sich aus drückt,mit einer protestantischen Persönlichkeit des hohen bayerischen   Justizdienstes zusammenhängt, die sich auch anheischig gemacht hat, mit der Wünschelrute des Artikels 48 der Rsichsverfasfung ein« Direktorialversasiung aus dem Nichts zu zaubern." Diese geheimnisvolle Persönlich- keit, die natürlich niemand anders als K a h r ist, hat auch die betr. Notiz in dieDeutsche Tageszeitung" lanciert. Danach erklärt es sich»wenn das Thema Kohr im Hitler- Prozeß so sorgfältig umgangen und wenn�dafür Sorge getragen wurde, daß derGeneralstaatskommissar" rechtzeitig ins Ausland verschwand. Mit Recht charakterisiert dieGermania  " die Bayerische Volkspartei   als eine Partei, in der der demokratische Gedanke beinahe ausgetilgt Ist und das offene Bekenntnis zur monarchistischen Restauration al» Allheil- mittel für das deutsche Staatsleben gefordert und mit stetig zunehmendem politischen Druck deren Dogma gemacht wird. Aber ist es so, wie kann dann eine Partei, die saubere Der- hältnisie liebt, mit einem derartigen Parteigebilde zusammen- arbeiten? Wie kann sich überhaupt noch ein einigermaßen klarer Kopf der Illusion hingeben, ein bürgerlicher Rechtsblock fei, wie die Wahlen auch ausfallen mögen, denkbar?"�Die Deutschnationalen bezeichnen den völkischen Block als schlimmer denn sozialdemokratisch, das Zentrum nennt die Bayerische   Bolkspartei ein« Putsch- und Mon- archistenpartei was bleibt da von der viel gerühmten natio- nalen und antimarxistischen bürgerlichen Cinhestsfront noch übrig? » München  , 17. Lprll.(Eigener Drahtbericht.) Nachdem die Bayerische Volkspartei   offiziell davon abgesehen hat, auch in den anderen Teilen des Reiches dem Zentrum mit eigenen Kandidaten entgegenzutreten oder zum mindesten die sogenannten föderalistischen Parteien oder Gruppen gegen das Zentrum zu unterstützen, ist es bezeichnend, daß das Hauptorgan der Bayerischen Bolkspartei. herBayerische K u r i« r", es al» die erste
Aufgab« bezeichnet, daß die Partei die bisherige terrltorkak« Begrenzung aufgibt und den zahllosen deutschen   Katholiken, die die gegenwärtig« Zcntrumspolitik nicht billigen, die Möglichkeit gewährt, einer kulturpolitisch zuverlässigen Partei anzugehören. Diese aggressive Haltung des Blattes steht In direktem Gegensatz zur Auffasiung des anderen Hauptorgans der Bayerischen Bolkspartei, derA u g s b u r g e r P o st z e i t u n g", die den Konflikt mit dem Zentrum außerordentlich bedauert und der Hoffnung Ausdruck gibt, daß die Gegensätze in absehbarer Zeit wieder beigelegt werden können und müssen. Sozialüemokratische wahlerfolge. Tie Provinz geht voran k Räch einem scharf geführten Wahlkampf fand vor kurzem in Plaue   an der Havel   die Wahl zur Stadtverordneten- Versammlung statt. Die Wahl war ein voller Erfolg der Sozialdemokratischen Partei. Sie vereinigte fast die Hülste aller abgegebenen Stimmen auf sich. Im alten Stadtparlament standen ö Sozialdemokraten 6 Bürgerlichen gegenüber. Jetzt wur« den 7 Sozialdemokraten, l Kommunist und ö Bürgerliche  gewählt. Sozialdemokraten und Kommunisten gewannen je einen Sitz. Di« Wahlbeteiligung betrug SIL Pro». Don 1382 Stimmen entfielen 662 auf die sozialdemokratisch« Liste, 147 auf die kommu- nistisch« und 589 auf die bürgerliche List«. Ganz ähnlich verliefen die Wahlen zum Gemeindeparlament am letzten Sonntag in dem schlesischen Lckerstädtchen Lühn am Bober. Dort hatte der Bürgerblock mit Hilfe der Stahlhelmer und der Iungdosünger nicht» unversucht gelassen, um die Sozialdemokrori« niederzuringen. Unsere Plakat« wurden systematisch abgerissen. täglich wurden verlogen« Flugblätter gegen die Sozialdemokratie verbreitet und am Wahltag selbst«in Schlepperdienst organisiert, wie ihn dies Kleinstädtchen bisher nicht kennen gelernt hatte. Trotzdem bracht« die Wahl unserer Partei einen schönen Erfolg. Bei«in« Wahlbeteiligung von 86 Pro» von 839 Wahlberechtigten hatten 719 gestimmt!«hielt der Bürgerblock zwar 493 Elimmen, aber die Sozialdemokratie hat bei 222 Stimmen gegenüber den letzte» Wahlen noch 33 gewonnen und damit ihr« vier Etadtvn» ordneten- und zwei Magiftratssitze voll behauptet. Trotz des un- geheuren Aufgebots bürgerblöckischer Wahlagitation! Diese Wahlen in den beiden ganz verschieden gearteten Stödt- che» zeigen, daß dort, wo die Parteigenossen auf sich selbst vertrauen, auch der stärkst« Ansturm der vereinigten Reaktionär« ihre Reihen nicht wankend machen kaim. Wenn die Parteigenossen überall im Reich« am 4. Mai ihre Pflicht so wacker erfüllen, wie die in Plaue   und Lähn, dann werden die Ordnungsblöckler am Morgen nach dem Wahltage sehr lang« Ge- sichter machen! Also ans Werk, Genossen im Reich, laßt euch von den schlichten Brüdern in Plaue   und Lähn nicht beschäment wiöerruf öes wiöerrufs. Arthur Diuter sorgt für Abwechselung. Arthur Dlnter erklärt« vor einiger Zeit mit viel Getös« seiner Partei, der Deutschvölkischen Freiheitspartei  , in der daß- völkischenDeutschen Zeitung" den Krieg, well«r in Thüringen   nicht al, Reichstagskandidat aufgestellt wurde. ImDeutschen Tage- blatt", dem Organ der Deutschvölklschen Freiheitspartei, erschien darauf ein Widerruf, in dem gesogr wurde. Dinier sei inzwischen in einem anderen Wahlkreis al» Kandidat aufgestellt worden und widerruf« deshalb fein« Kampfansage. In derDeutschen Zeitung" erscheint nunmehr ein Widerruf de« Widerruf». Da» Blatt meldet au» Jena  : In einem Aufruf« an sein« Wühler tellt Dr. Arthur Vinter mit. daß er durchaus nicht aus sein« Splhenkandidatur in Ihüringeo»«sichtet habe. Da«, aber in Hessen   noch heißer An- strenguna bedürfe, fiedele er für die ganze Zeit des wanllampic» nach Hessen   über. Er fordert sein« Wähler auf. In einmütiger Geschlossenheit hinter Ludendorff-Hitler-v. Graes« zu stehen! Es wäre interessant zu erfahren, ob der Aufenthaltswechsel Arthur Dinier« ganz freiwillig oder ob er die Folge«Ine» mehr oder minder sanften Hinouswurf» ist. Man erzählt sich, daß Dinker seine große Klappe auch seinen Froktionssreunden im
Landtag« gegenüber durchaus nicht im Zaume hält und daß der Knabe Arthur mit feinen Diktaturgelüsteu ihnen schon lange fürchter- lich ist._ Die Sürgerschast ist beunruhigt. Thürmger Städteverband gegen Thüringer   Regierung. Weimar  . 17. April.  (Eigener Drahtbericht.) Der Vorstand des Thüringer Städteverbandes beschästigte sich in einer Sitzung mit dem Notgesetz der neuen Regierung über die Gemeinde- und Kreisordnung und faßt« dabei folgenden Beschluß:Der Vorstand des Thüringer Städteverbandes hält sich verpslichtet, darauf auf- merkfam zu machen, daß der Erlaß von N o t g« s e tz e n auf das äußerste beschränkt werden muß. Di« Rechtssicher- h e i t und das Vertrauen zum Recht leidet zweifellos dar- unter, wenn wichtige Fragen ohne zwingende Beranlasfunge zum Gegenstand«ine» Notgesetzes gemacht werden, besonders dann, wenn sie wenige Tag« später vom Landtag durch ordentliches Gesetz ge- regelt werden können." Dieses Notgesetz der Thüringer   Regie. rung bringt einen ziemlich starken Abbau der Gemeinde- Parlamente, schränkt die Selb   st Verwaltung der Städte und Gemeinden ein und verleiht den Bürgermeistern größer« Rechte. * Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, daß die Be- völkerung Thüringens   nicht nur die Arbeiterschaft, sondern auch weite Kreise des Bürgertums, das von den Deutsch  - völkischen erpreßte Borgehen der thüringischen Regierung mit ernster Sorge erfüllt. Die Völkischen üben einen Terror aus, der auf die Dauer jede geregelte Arbeit Innerhalb Re- gierung und Parlament unmöglich macht. Es wird sehr zu überlegen sein, ob die Bevölkerung Thüringens   nicht Schutz bei der Reichsregierung suchen soll, wenn die Re- gierung Thüringens   nicht stark genug fein sollte, sich trotz des deutschvölkischen Terrors in verfassungsmäßigen Dahnen zu halten._ Gefangenenaustausch. Ruhropfer gegen den Spionagehauptmann. Wie WTB. hört, haben im Anschluß an den bekannten Spionogeprozeß gegen den französischen   Hauptmann Bendarie» dArmvnt zwischen der deutschen   und der französischen   Regierung Berhandlungen über den Austausch politischer Gesangenener statt- gefunden. Al, deren Ergebnis wird zunächst die Freilassung der deutschen   Reichsangehörigen Berdum, Berger. Schwebet. v. Wedelstaedt, S ch u ltz«- P el tum. Minbe erfolgen, die zum Teil bereits seit Jahren in Strafanstalten festgeholten werden. und deren Strafzeit meist noch lang«, in einem Falle bis 1937, läuft. Di« obeng«ionnten Reichsdeutschen find zum Teil Landräte, Bürgermeister ufw zum Teil Richter, die als Geiseln für d'Armont wider olle» Recht eingekerkert worden find. Leipzig  , 17. April.  (TU.) Als Ergebnis der deutsch  -französsschen Verhandlung� über den Austausch politischer Gefangener hat der französisch» Hauptmann d'Armont, der wegen Spionage zu 12 Jahren Zuchthau» oerurteilt worden Ist, Leipzig   heut« nachmittag in Richtung Frankfurt   a. M. verlassen.(Er ist offenbar gar nicht im Zuchthau» gewesen. Red.) Die.Berglsch-AlärNsche Zelluug" hat tn ihrer Rummer vom 14. d. M. In einem ArtikelEbert» Dollarbesitz" nach dem Ursprung der Spende von 500 Dollar gefragt. Wie wir dazu von unterrichteter Seit« erfahren, hat der Reichspräsident diese Summ« dem.Hauptausschuß für A r b e i t« r w o hl f a hr t" über- wiesen als Teilbetrog einer Spende, die er von Freunden au» Nordamerika mit d« Bitte erhalten hat, sie für uotleidend« deutsch  « Arbeiter zu verwenden. Daß die Annahme derBeraisch- Märkischen Zeitung", es handle sich um eine Unterstützung der Kieler  Ausgesperrten, durchaus abwegig ist, ergibt sich au, der inzwischen erfolgten Beröffentlichunq desHouptaueschusse» für Arbeiterwohl- fahn" imVorwärts" vom 31. März d. I.. aus der hervorgeht. daß die Spende dem Houvtausschuß bereit» im Januar d. I-, also vor Ausbruch des Streik» und unabhängig von diesem, zuge- gangen ist.
von öen Reichtümern der /kamt. Von Franziska Mann. Lächerlich' werden nicht wenig« denken,lächerlich, heute von den Reichtümern der Armut sprechen zu wollen." An die kann in dieser Zeit doch nur jemand glauben, der nie mlt Hungernden in Berührung gekommen ist. Ich widerspreche! Gerade, weil ich oft Gelegenheit habe, Darbenden in» Aug« zu schauen, beharre ich: Di« Reichmmer der Armen können unerschöpfliche sein. Nie habe ich Leute bewundert, nur weil sie«in Schloß besaßen, aber nicht selten bewunderte ich Menschen während der letzten unsag- bar harten Lahre, deren Blicke Besitztümer spiegelten, die kein Un- weiter und wie schwere sind über uns dahingerast vernichten konnte. Ja, immer sicherer werde ich, daß ich nie im Leben so oft Ursache zur Bewunderung hatte al» jetzt. Zwischen die Mühlsteine des Leben» Geraten  « betreten den Saal, um an denLichten Sonntagen" teilzunehmen. Di« Kleidung der meisten zeugt vonverblichener Herrlichkeit". Schöne, alt« Schmuckstücke bestätigen die Versicherung von deneinst besseren Tagen". Qualen, hervorgerusen durch Entbehrungen fast jeder Art, haben in die Züge der meisten unserer Gäste Furchen gezeichnet, haben ihre Schultern gebeugt, haben sie äußerlich und innerlich oer­wandelt. Die ersten Tön« einer Geige erklingen, oder«in Cello singt: feine Rezitation oder schöne Lieder ertönen. Welch ein« Ber- önderungl Gebeugt« haben sich aufgerichtet, in ihr« trüben Augen ist ein merkwürdiger Schimmer gekommen. Beim Anhören heiterer Dichtungen hallt laute» Lachen durch den Raum, unbefchwerte». fröh- liches Gelächter. Jedesmal entzückt und überrascht mich vön neuem die unoer. nichtet gebliebene Aufnahmebereitschaft der Hörer, ihr Will«, sich mit- reißen zu lassen. In der Art des Dankes und des Händedrucks beim Abschied offenbart sich ein« so erschütternde Hingerissenheit, daß Ich immer wieder ergriffen werde. Ja, ich bewundere, bewundere: denn jene alle wissen, daß sie zu Hause gleich wieder ihre kühlen, sonnen- losen in jeder Beziehung sonnenlosen Stuben betreten, sie wissen. daß sie zurück in grau« Dürftigkeit müssen, und doch konnte der zündende Funke in ihnen aufflammen. Sie blieben sieghaft tn Kämpfen, die ständig mühevolles Sichwehren gegen die Wucht nieder- ziehender Gewalten forderten. Tag und Nacht martert sie die Angst um Zukünftiges. Wie ein Gespenst verfolgt sie der Gedanke, baß sie zu den langsam Hingeopferten geHöven werden. Und doch können zwei Stunden guter Kunst ihnen einen Tag verklären. Viel« ver- sichern, daß es nicht nur ein Tag ist, Wie groß muß der innere Reichtum eines Menschen sein, den restlose materielle Vernichtung langjähriges Darben auf male. riellen und geistigen Gebieten nicht seelisch völlig lähmt. Es bedarf aber nicht erst einesLichten Sonntags", um Ge- peinigt« vor der Gefahr des Zusammenbrechens zu schützen. Ein .auch nur Armer",«n« Persönlichkeit ohne da» kleinst« Bankkonto
kann berufen sein, mnkrnftet« Herzen au» Verbitterung zu erlösen. Hoffnungen werden ja nicht nur durch Geld belebt, sondern auch durch starke geistig« Kräfte. Im Grund« sind wir doch alle nichts andere» als verirrt« Kinder(auch die lautesten unter un»), die sich heimlich danach sehnen, daß man ihnen liebevoll über die Stirn« streiche. Heut« lechzen nun Menschen in hundertfach erhöhtem Verlangen noch verstehender Sympathie, jene Menschen besonders, die schuldlos zu Boden geworfen wurden. Aberman" hat sich an Gestalten, an Schicksal« ihrer Art gewöhnt.(Furchtbar« Tragik, dies:Sichge- wöhnt haben',) Wer hat Zeit, stillen Heroismus zu ergründen? Seelische Verheerungen sind nicht wetchtn sichtbar. Und doch wollen fast Deryichtete sich so gern« trösten lassen. Sie warten eigentlich bewußt oder unbewußt immer aus den«inen, der ihnen zuhören wird, nur zuhören. Sie sind abgeschnitten von Menschen, trotz der vielen, die neben ihnen gehen. Sie leben wie auf«wer Insel. Sie fühlen ständig die Entstellungen, die st« zumRichtwiedererkennen" machten. Einmal aber treffen sie doch den Menschen, in dessen Nähe sie beredt werden, den, der sie zum Sprechen ermutigt. Und flehe: Di« Resignierten erkennen sich, sich wieder. Sie können ihr schäbiges Kleid vergessen. Alle Unruh« weicht. Zerquälte fühlen plötzlich das Dunkel In sich gelichtet. Sie atmen auf. Sie hören ihre eigene Stimm« leise, ohne Verbitterung sprechen. Sie fühlen einen Blick auf sich rühm, der nicht? zu sogen scheint, als:Du Armer." Sie wissen selbst nicht, was sich da in ihnen zu regen be- ginnt. Gleich einer göttlichen Botschaft ist es über sie gekommen: Wie immer die Gegenwart dich foltert, etwas blieb dir, da, nicht sterben tonnt«. Freude an der Füll« de« Seins, aus dem Geist in dir geboren, für den äußerliche Leide» nicht existieren, kann auch dich noch überfluten." Sie staunen und lächeln. Sie sehen Dinge. für die sie sich längst erblindet hielten. Dos Gut« und Schöne von einst tönt leise in ihnen, obwohl sie wissen, daßdraußen" Fühllosig- keit für sie notwendiger ist als Gefühl. Sie können in diesen Minuten aber nicht an das Notwendige denken. Ideale und Illusionen um- rauschen sie von neuem. Sollte allein die Näh« eines Menschen genügen, der mit dem Herzen steht, solch ein Wunder zu vollbringen? Sollten sie doch noch aus ihrer Isolierung zu befreien sein? Und dann? Ein wenig zögernd erheben sie sich: sie wider. stehen tapfer dem Verlangen, das Gespräch auszudehnen. Ihre ab- gearbeiteten, abgemagerten Hände ruhen eine Sekunde fest in den Fingern des anderen, dem sie vielleicht nie wieder begegnen werden. Ihr Gehen bevor sie lästig werden könnten ist auch«in« Helden. tot, denn sie wissen, daß sie zurück zu den vielen müssen, für die ch« Reichtümer wertlos wenn nicht störend sind. Ich sprach nicht von Künstlern, deren geheim« Schätze mon wohl immer ahnte, auch wenn man wenig tot, sie zu schützen. Ich dachte an einfach« Menschen und an das Paradies, welche» auch sie in sich tragen. Man kann nicht Reichtümer der Armen streif«», oh»« sich der natürlichen, fast triebhaften Opferbeveitschast derer zu erinnern, dt«
sich durch dos gleiche Schicksal, also durch Schicksalsgemeinschast. ver- bunden fühlen. Mit einem im Augenblick noch ärmeren wird freudig der karge Bissen geteilt.(Siehe die lächelnde Gleichgültigkeit der Zuvielen an ihren«ich besetzten Tischen!) Die greis« Bünde au» dem fünften Stockwerk zu führen, erscheint dem vcm Tode schon g«- zeichneten Schwindsüchtigen au» der Kellerwohnung ein« selbstoer- ständliche Liebestat. Di«Stütze", welcheIhre Dame" viel« Iah« tn Glück und Glanz bedtente.bleibt" und teilt derenErniedrigung". Denn. ach. so ist die Welt auch heut« noch: in schäbiger Bekleidung. in schlechter Ernährung, in Arbeiten, die man frühernicht an. rührte". In materiellem Abstieg, der endlich dahin führen muß. fremde Hilf« in Anspruch zu nehmen, wenn mnn weiterleben will. in oll diesenSymptomen" sieht die Welt nur den äußeren Zu- sammenbruch, denkt nicht an die oft erforderlich« Größe. Ich will rvahrüch nicht all« Armen oder neu Verarmten mit einem Heiligenschein umgeben. Aber Ursache ist reichlich vorhanden. viel« von ihnen zu bewundern Nicht wenige leisten Uebermensch. liches. FürGröße" jedoch haben wir kein« Augen. Durchaus nicht. Auch nicht die Besseren von uns. Um so bedeutungsvoller ist es, daß die Natur allein den Ausgleich zu schaffen geneigt ist. Sie segnet am liebsten gerade die Menschen, die vom Unterganz bedroht sind, mit Flügeln.__ .Wetterleuchte»»' In öen kammerfplelen. Diese» StrinSberg-Drama ist am meisten von der Zeit über- holt. Die Tragik seine» Gestall-n verblaßt hinter dem Dämmerjt.leier der Patina. Uns ist der pensionierte Beamte, dessen Verzweiflung in der lädierten bürgerlichen Ebre seines Namen» ib« Ursache bat. kein« trogisck»«. sondern nur«in« bedauernswert« Erscheinung. Ach! seine Tochter könnte Gott behüte! in'» Variete, unter den Einfluß ihres Stiefvaters m die Gesellschaft fahrenden Volks geraten! Was bedeutet un» heute solch einFall"? Al» Strind» bmgWetterleuchten" schrieb, gab tt noch in der bürgerlichen Ge- scllschas»«tz, tragische» Gruseln, ivennProstttution.Bariete". Boheme" am Horizontrand ihrer Weltan'chauung auftauchten. Heut« ist da» Gruseln satt einem Verständnis gewichen. Albert Bassermann   mußt« die undankbore Gestal» des Beamten der Teilnahm« ter Zütgenossen nahe bringen. Auch er vermocht« es nicht. Sein Spiel blieb vollendet, fern und sympathisch. Die Gestalt interessierte aber als historischer Typus einer überwundenen bürgerlichen Epo«h«. Gertrud Eysoldt   gab die geschieden« Gatti» mit den kleinen Bosheitszügen, bi« Strindberq feine» Frauen«. stalten mi�uqebcn pfleat. Sie vermochte, verständlich z», nx-tzen- aber auch st« blieb historisch. Ebenso wie die anderen: Martin Wolsgang al» Bruder de» ljelden. Else Bassermann   als Luise. Di« Regie führt« Richard Gern er. nach der Inszenieruna Neinhordt-. Auch sie liegt Jahrzehn!« zurück. Grabesluft weh! aus ihr. Es»rar wie eine spiritistisch« Seance. vt« FrShi-he-nwstell«, der«kademle der»Saft« arftb»t.««tve» L-nd«ra»»tlellungen umsassen. von denen dl« ein« dem Bitdliauer Mar Krule. dt.«weS führenden um« d« ww.r« ReUni.«»)««»».*«»»»»,. gfaidmet ist.