Nr. 185 41.Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Hölz und die Kommunisten.
Eine Selbstcharakterisierung.
Die Kommunistische Partei stellt Mar Hölz an die Spize ihrer Reichsliste zur Reichstagswahl. Bei der Wahl 1920 stand an der Spize ihrer Liste Klara Zetkin . Beide Namen symbolisieren die Entwicklung der Kommunistischen Partei in den letzten Jahren: von Klara Zetfin zu Mar Hölz, vom politischen Kampf und dem Ringen um die Geister zum Kampf mit Dynamit und Handgranaten, vom Ideal zum Unteroffiziersgeift.
Traurig und klein ist der Geist, der aus dem durch Hölz symbolisierten neuen Programm der Kommunistischen Partei spricht. Mar Hölz ist wahrhaftig nicht der Typ des großen Revolutionärs, des Befreiers der Arbeiterschaft. Mit ihm charakterisiert sich die Kommunistische Partei . Zu seiner Beurteilung veröffentlichen wir ein Dokument, das bei einem Besuch eines unserer Genossen in der Strafanstalt Breslau im Dezember 1922 entstand. Hier urteilt hölz über sich selbst und die KPD.:
Protokoll.
Anlaßlich einer Besichtigung der Strafanstalt Aletschtau bei Breslau betr. Gefängnisarbeiten bot mir der Direktor der Strafanstalt an, wenn ich ein Interesse daran habe, mit dem Strafgefangenen Mag Hölz zu sprechen. Nachdem ich mich vorgestellt, bantte ö18 für den Besuch und nach furzer Auseinanderseßung, daß wir politische Gegner find, bekannte er sich zu folgendem: Ich bekenne, daß ich
falsche Methoden angewandt
habe und würde, wenn ich dereinst in die Freiheit zurückkehren sollte, Ich niemals wieder folche Methoden anwenden. habe für mich feinerlei Vorteile erstrebt, sondern meine Handlungsweise war dittiert von dem einzigen Bestreben, dem Proletariat zu helfen. Ich stehe noch heute zum Proletaiat und meine ganze
Tätigkeit war und ift darauf gerichtet, dem Proletariat zu helfen. Ich habe aus uneigennügigen Motiven gehandelt und nicht den geringsten persönlichen Borteil aus meiner Tätigtent
gezogen.
Ich habe gefehlt und deshalb büße ich jetzt.
Ich betreibe jetzt mein Wiederaufnahmeverfahren, weil ich betr. des Mordes an dem Gutsbesizer Heß unschuldig verurteilt worden bin. Ich bin von meinen fommunistischen Parteigenossen leider im Stich gelaffen worden und werde, falls es mir gelingt, einmal wieder freigelaffen zu werden, den Schleier wegziehen, der die kommunistische Führerschaft bebedt.
Daß ich bei der Arbeiterschaft noch nach meiner Berurteilung Ber trauen besaß, ist bewiesen, daß im Bogtlande für mich und für die Bewerkstelligungen meines Wiederaufnahmeverfahrens 285 000 m. gesammelt worden sind. Diese Gelder sind von meinem Parteigenossen Goldstein und Genoffen unterschlagen worden. Meine Genoffen in der fommunistischen Partei haben an mir und meiner Frau erbärmlich gehandelt Bon obiger Summe hat meine Frau nicht 10 m erhalten, obgleich sie sich in großer Notage befand. Meinem Parteigenoffen und Berteidiger, Rechtsanwalt eg ewish, habe ich die Berteidigung entzogen, weil ich die Ueberzeugung gc wonnen habe, daß er das Wiederaufnahmeverfahren hintertreibt und damit bewirkt, daß ich ja nicht wieder in Freiheit gelegt werde. Die tommunistische Partei und ihre Führer
fchütteln mich jetzt überall ab
und behaupten, ich sei nie ihr Mitglied gewesen, und dabei habe ich nur für diese Bartei gearbeitet. Meine Frau war nach meiner Berurteilung in dem fommunistischen Geschäft in Berlin eingeftellt, ist aber durch die führenden Genossen herausgeefelt worden, so daß sie sich anderweitig ein Brot suchen muß. Diese war erst am Sonnabend hier und hat mir bitter ihre Rot gefiagt. Mein Schwager, der Baumeister Ludwig, hat mir einen Brief geschrieben - den Unterzeichneter felbst gelesen, in dem er sich erbietet, auf sein Haus eine Hypothef aufzunehmen, um das Geld für das Wieder. aufnahmeverfahren zu beschaffen Der Brief ist im herzlichen Sinne gehalten und er schreibt mir, daß er in mir immer noch einen ehrlichen Menschen fieht.
Mar Hölz wünscht nun, daß ein führender Polititer - und er wandte sich
durch mich
-
fpeziell an meine Partei
mit dem Reichsjustizminister sprechen fotite, um auf diese Weise eine Audienz für seinen Schwager Ludwig zu erbitten. Einen tommunistischen Abgcord. neten den Unterzeichneter vorschlug-lehnte Mar Hölz rundweg ab. Es war der einzige Wunsch, den er mir mit auf den Weg gab, daß es feinem Schwager ermöglicht werde, mit dem Suftizminister feinen Fall zu besprechen.
Auf meine Frage, ob er schon vor dem Striege fich partei. politisch betätigt habe, schilderte er feinen Lebensgang furz mie folgt:
Auf dem Lande aufgewachsen sein Vater ist noch Landarbeiter, hat er erst mit 21 Jahren schreiben gelernt und fich um Politit nicht gefümmert. Am ersten Tage des Krieges eingezogen, wurde er nach mehrjähriger Kriegszeit fchwer ver. wundet und schloß sich der Unabhängigen Sozialdemokratischen Bartei im Jahre 1916 oder 1917 an. Nach dem Kriege schloß er sich Der Kommunistischen Partei an.
Alle führenden Kommunisten im mitteldeutschen Bezirk haben mit ihm die Borgänge besprochen, bevor die Affion eingeleitet
wurde.
Taft alle sind ausgerüt. Mag Hölz hat erklärt: Ich stehe zu meinen Taten und bleibe hier! Es wäre mir ein leichtes gewesen, ebenso wie Eberlein, Schneider u. a. na Rußland zu fliehen."
Mar Hölz macht den Eindruck eines intelligenten Menschen, der durch seinen Hungerstreik in Münster und vielleicht auch die Schwere der Berurteilung feelisch sehr mitgenommen ist. Der Gefangenendirektor erklärte, daß er feinerlei Klager über Hölz zu äußern habe. Hölz selbst tiagt nicht über Behandlung und Effen, fendern nur über seinen Gesundheitszustand. Die Ausführungen bes Ministerialdirektors Huhmann im Landtage, der ihn fürzlich in Breslau besucht habe, seien nicht zutreffend in Bezug auf seinen Gefundheitszustand.
Unterzeichneter würde auch vom Standpuntie des politischen Gegners bereit sein, etwas für ihn zu tun und hatte den Eindrud, Baß der Besuch für ihn eine wahre Erleichterung in feinen Seelen qualen gewesen sein muß. gez. Otto Fritsch, Biegnig, Schloßstraße 22.
KREKH
Freitag, 18. April 1924
Die Toten des Weltkrieges.
Maßstab 1: 50000000
NORD
SCHWEDEN
BOUGIEN
POLEN
PETERSBURS
MOSKAU
UKRAINE 1
PARIS
STERR
UNG
RUMAN
MITTELLANDISCHES- MEER
JUGOSLA
BULS
S
TURKESTAN
BIRIEN
CHIN- REICH
PEKING
WLAD/ WOSTON
Der Weltkrieg hat rund 11 Millionen Soldaten das Leben gekostet. Die Gärge nebeneinander geftellt ergeben eine Reihe, die von Paris bis Wladiwostot, also über ganz Europa und Asien reicht. Deutschland hat 1872 635 Tote und 4247 882 Verwundete und Verstümmelte. Dazu kommen noch 800 000 am Hunger gestorbene Zivilpersonen.
Nieder mit dem Krieg!
Die Sozialdemokratie ist die Partei des Friedens.
"
So Hölz und so die KPD . 1922. Und nun ist Hölz| lichung von Kaisern, Königen und Feldherren? Wenn man sich die Spitzenkandidat der KPD. für ihre Reichsliste. Der Kreislauf Personen, die hinter dem Bund völlischer Lehrer" stehen, ansieht, vom Butschismus über die bessere Einsicht zum Putschismus 3. B. die des Profeffors v. Freytagh- Loringhoven, könnte man fehr zurüd beginnt aufs neue. Sollen abermals Taufende von leicht zu diesem Ergebnis tommen. Arbeitern in diesen Kreislauf verstrickt werden zu ihrem Berderben?
Mit Messer und Gummiknüppe!. Kommunistisch- völkische Methode.
Bremen , 17. April. ( Eca) Ja einer Jozialdemofra. tischen Wahlverfammlung tam es nad) einer Rede des preußischen Innenministers Severing zu Schlägereien zwischen dem jozialdemokratischen Saalschuh und kommunisten. 2tit Stöden, Gummitnippeln und Messern gingen lettere gegen den Saalschuh vor. In feinen Schlußworten wandte fich Minister Severing hauptsächlich gegen die Radikalsten on lints, nachdem er vorher gegen die äußerste Rechte gesprochen hatte.
Wenn ein Sozialdemokrat das Treiben der Bölkischen geißelt, dann antworten darauf die- kommunisten mit Messer und Gummifnüppel. So berennen Völkische und Kommunisten gemeinfam die Sozialdemokratie. Kann deutlicher demonstriert werden, wer die wahren Freunde der Arbeiter find?
Kommunistische Schule.
Die Vorschule der Völkischen.
wissensfreiheit" gefordert. Besonderer Schuß wird natürlich f die Weiter wird in diesem Programm volle Religions- und Ge chriftlichen Glaubensbekenntnisse verlangt und Fernhaltung von Glaubenslehren, die dem deutschen Sittlichkeitsgefühl zuwider laufen und deren Inhalt volts- und staatsstörenden Charakter trägt. Diese Forderungen laufen darauf hinaus, alle Anschauungen. die ihti ben Kram der Bölfischen paffen, gewaltsam zu unterdrüden.
Ebenso wollen fie auch auf dem Gebiete der Kunst verfahren. Hier fordern fie Unterbrüdung aller schädigenden Einflüsse in Schrift. tum und Presse, Bühne, Kunst und Lichtspiel mit anderen Worten also: sie wollen alle ihnen unliebsamen Kunst- und Presseerzeugnisfe befeitigen, z. B. Tollers Hinkemann" und die Bilder von George Grofz.
Das wahre Gesicht der Völkischen zeigt sich mehr und mehr. Wenn jetzt bei den Reichstagswahlen diese Leute auf dem Plan er scheinen, dann gilt es, ihnen die rechte Antwort zu erteilen. Stein Arbeiter darf auf die Phrasen der Böltischen hereinfallen, am Wahltage
alle Stimmen für die VSPD!.
Soziales Dumping.
Ein Zeichen von Unternehmerunfähigkeit. Der Ansturm des Unternehmertums gegen den Achtstundentag hat zwei starke Triebfräfte. Ein Teil des Unternehmertums sieht in der Frage des Achtstundentages nicht eine wirtschaftliche Frage, sondern eine soziale Machtfrage. Das sind die eigentlichen Scharf.
brücken wollen. Ein anderer Teil der Unternehmer will die Ber längerung der Arbeitszeit zur Vergrößerung des Profits. Das sind jene Unternehmer, die nicht technisch und produktionswirtschaftlich denten, sondern als Händler und Spekulanten. Die Zusammenhänge zwischen Arbeitsintensität und Arbeitszeit entziehen sich ihrem Gefichtstreis, Sie haben in der Inflationszeit mühelos Spekulations. gewinne gemacht, indem sie die Differenz zwischen der inneren Kauf. kraft der Mark und dem Auslandswert der Mark ausnuten zur Unterbietung der Konkurrenz auf dem Weltmarkt. Das Valuta: dumping gab ihnen Extraprofite Run wollen sie eine neue Konjumftur durch Unterbietung der Weltmarktpreise schaffen. Die Möglichkeit dazu sollen ihnen geben: längere Arbeitszeit und Hunger. löhne der deutschen Arbeiter. Nach dem Balutabumping das soziale Dumping.
In Dresden ist ein bekannter t'ommunistischer Fühmacher, die der Arbeiterschaft den Herrenstandpunkt ins Auge rer der Arbeitslosen, namens Schüttler, der der ganz radikalen Richtung angehörte, dieser Tage zu den Deutsch pöllischen übergetreten. Schüler war ein besonders eifriges Mitglied des Borstandes der Erwerbstojen. Aehnliche Borgänge werden uns täglich aus allen Teilen des Reiches gemeldet, und immer sind es die linfesten und radi falten kommunisten, immer wieder Erwerbstoje, die diesen Weg gehen. Ein Arbeiter. sei er auch erwerbslos, der durch die Schule der Sozialdemokratie gegangen ist, würde folchen Schritt für schlimmer denn Streitbruch empfinden, als über laufen zum Todfeind der Arbeiterschaft. Aber die fommuni stische Schule verwirrt alle flare politische Orientierung. Das Berede vom ein gut Stüd Weges gemeinfam geben" fuggeriert, daß die Bölkischen so schlimm gar nicht seien. Nun lod: die Möglichkeit, sich durch Agitation für die Bölkischen Das Einnahmequellen zu verschaffen. Erwerbslosigkeit ist hart. politische Gewiffen und die Einsicht hat die Schule der BD. ge tötet. Go loufen Arbeiter zu den Bölkischen.
Was wären die Böltischen ohne ihre fommunistischen Zutreiber, ohne diese schlimmen Feinde der Arbeiterbewegung, die nur Berwirrung und Unheil fäen!
Völkische Kulturpolitik.
Bor einiger Zeit trat der Bund völkischer Lehrer Deutschlands " mit einem Aufruf an die Deffentlichkeit, in welchem alle völkischen Lehrer aufgefordert wurden, im Interesse einer völkischen Schulreform dem Bund beizutreten. Der Aufruf schloß mit den Worten: Der deutschen Jugend eine aus wahrhaft völkischem Geist geborene deutsche Schule unter einer deutschbewußten und deutschempfindenden Lehrerschaft!
Was ist unter völkischer Schul, reform" zu verstehen?
In Hammer und Schwert", dem Organ des( jezigen) Nationalsozialisten Sepp Derter finden wir eine Art Programm der Nationalfozialisten, in welchem auch die kulturpolitischen Ziele dargelegt wer den. Es wird dort gefordert:
Erziehung der Jugend zu förperlich gesunden und geistig freien Menschen nach den großen Ueberlieferungen deutschen Geisteslebens." Körperlich gesunde Menschen, sind das jene unreisen Burschen, die mit Gummifnüppel und Schlagring bewaffnet durch die Straßen ziehen und Leben und Sicherheit ihrer Mitmenschen gefährden? Geiftig freie Menschen, find das jene Produkte völkischer Jugenderziehung, die in isenbahnwagen, Aborten usw. ihr Juden raus!"
an die Wände schmeren, die mit ganzer Lungenkraft hatenfreuz am Stahlhelm gröhlen? Was ist unter den großen Ueberliefe rungen beutfchen Geisteslebens" zu verstehen? Etma bie Berherr
Gegen diese Unternehmermethoden finden wir in der Rol. nischen Boltszeitung" folgende Ausführungen:
Die zweite Hauptaufgabe des Produktionsproblems ist die Umformung des Produktionsprozeffes an sich zu stärkster Ratio nalität und Gewinnergiebigkeit, und zwar in der Richtung: kleiner Nußen, großer Umfaß. Unsere Abfagmöglichkeit wird zurzeit durch die Weltmarktpreise und-lage diftiert. Güte und niedriger Preis der Ware find Hauptbedingungen für verstärkten Absatz. Erstes Erfordernis dafür bleibt nun immer Steigerung der menschlichen Arbeitsleistung; in diesem Rahmen hat das Problem der Arbeitszeit nur untergeordnete Bebeutung. Dagegen ist das altbewährte billige Rezept der niedrigen Löhne, um den Gestehungspreis einer Ware unter Weltmarktpreis zu halten, das zurzeit als das Nonplusultra" aller tapi talistischen Wirtschaftsweisheit gepriesen wird, ein sehr zwei schneidiges Schwert. Einmal wird dadurch die Kauftraft des Inlandmarktes start verengt, anderseits wirft es auf die Luft des Arbeiters am Betriebe schädigend zurück, von den politischen Folgen ganz zu schweigen. Außerdem können niedrige Löhne nur so lange zum Nußen einiger weniger sich erhalten, als der Staat seine schüßende und funktionierende Hand über solche profitliche Wirtschaftsanschaungen hält.
Biel mehr scheint uns notwendig, auf einen anderen Faktor des Produktionsprozesses hinzuweisen, deffen Erörterung im allgemeinen vorsichtig zurückgestellt wird, nämlich auf die Ver. befferung der Betriebsorganisation und der Produktionsmittel. Der Betriebsfachmann, der Organi= jator und Ingenieur, die vor dem Kriege die deutsche Industrie auf. gebaut haben, müssen wieder um Betriebe zur rechten Geltuna tommen"