Tierkunst im Zoo.
Im stimmungsvollen Rahmen des Antilopenhauses wird zum ersten Male eine Sammlung von Gemälden und Blaftifen veran staltet, die als er st er origineller Bersuch einer zoologischen Runstwertung Beachtung verdient. Beranstalter sind die Direktoren des 300s. In der Jury sizen namhafte Künstler, wie Krauß und Elevogt. Trotzdem bleibt das fünstlerische Resultat enttäuschend, wenigstens soweit man über die Klaffiftit und forrett gegebene Wirklichkeit hinaus jenes Besondere und Einmalige sucht, das das Geheimnis des beseelten Tierförpers ist. Das zeigt sich besonders deutlich bei den Gemälden. Die typischen„ Lierstilleben", ins Erotische übersetzt, gut gestellte Gruppen von allerlei Getier, wenn auch manches recht nett beobachtet, beherrschen den Plan. In den Werken zweier Moderner, Leichard und Zylinsky, die übrigens bie einzigen find gibt die Energie von Farbe und Linie eine unmittelbare Wirkung animal scher Atmosphäre. Zu erwähnen sind noch die hübschen Aquarelle von Dr. Römer in ihrer erotischen Bunt. heit und den phantastischen Kombinationen.
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Die Plastiten, als Hauptteil der Ausstellung, haften durch weg ein gutes Niveau- als Kunstgewerbe. Aber es bleibt immer hin ein Fortschritt, wenn man die anmutigen und spielerischen Borgelanpressen vergleicht mit den ebel- langweilig ftilisierten Hirschen, Pferden und anderem Getier, wie man sie als Ehrengaben von Bereinen und Schmuck der guten Stube folange fobrizierte. Hier haben Christlieb und Schmidtfessel mit ihren teramischen Arbeiten Anerfennung verdient.
Eine Kunst für sich, vortrefflich gefaßt in ihrer geschmeidigen Ammut und spielerischen Sicherheit, find die kazen von Prof. Krouß. Zwei Rompofitionen," Paviane" von Christlieb und„ Das Götliche im Tier" von Janitschet, haben in ihrer Geschlossenheit und ausdrucksvollen Kraft beinahe etwas von der Monumentalität ägyptischer Tiergötter.
Da eine dauernde Wiederholung ähnlicher Ausstellungen ge. plant ist, werden sicher mit der Zeit auch mehr Vertreter der, moder. men Richtung zu Worte tommen, was auf jeden Fall eine größere Mannigfaltigkeit gewährleisten würde.
Fener im Landesfinanzamt.
Am Karfreitag gegen 9 Uhr vormittags brach in einem Ber. fonalraum im dritten Stod des Landesfinanzamts Brandenburg, Kronpringen- Ufer, ein Feuer aus, das sich sehr schnell verbreitete und auf den Dachstuhl übergriff. Die auf den Lärm herbeigeeilte Feuerwehr hatte mehrere Stunden mit Ablöschungsarbeiten zu tun. Das Feuer ift infolge eines Dfenbrandes entstanden. Der Schaden ist erheblich.
40 Senaben nur 6, dagegen von den 73 Mädchen 36. Bei der int Anschluß an die Prüfung stattfindenden Berufsberatung entprachen die Berufswahlwünsche der Prüflinge im wesentlichen dem Brüfungsergebnis. Die Mädchen bevorzugten die funstgewerblichen Berufe, die Senaben aber entschieden sich mehr für technische und handwerksmäßige Berufe. Landesberufsamt und Kunstgewerbeschule bemübten sich gemeinsam in den Beratungsstunden den Eltern und den Kindern ausführlichste Ratschläge zu geben. Die Brüfungen und Beratungen sollen möglichst weiter ausgebaut werden, um ihren Rugen für die Berufswahl noch zu steigern.
Soll man Reifesparkarten kaufen?
Unmittelbar nach der Einführung der Rentenmark und dem Abebben der Inflation tauchte die Reichsbahn mit einer ganz neuen Einrichtung auf, mit Reisesparmarten zu 2 und 5 m t., deren Ankauf angelegentlich empfohlen nurde. Das Publikum, das feinen größeren Wunsch hatte, als endlich einmal ein paar Eparmart mert beständig anzulegen, aber die anfangs redyt feltene Rentenmark nicht erhalten fonnte, griff eifrig nach dieser neuen wie es meinte auch wertbeständigen Anlagemöglichkeit, und besonders war es die wander. und reifeluftige Jugend, die sich von ihren Wochenlöhnen und Monatsgehältern ein paar Mart abtnapfte und fich Reisesparmarten taufte, um zum Sommer das Reisegeld zusammenzuhaben Der Bahn flossen da. mals ganz enorme Summen zu. Dann tamen die alarmierenden Nachrichten, daß die Personentarife erhöht werden müßten. Die Tarife der von der mittleren und unteren Boltsklasse benutzten dritten und vierten Klasse wurden um 40 Proz. erhöht, dafür die der ersten und zweiten Klasse erniedrigt. In jener Zeit war es merkwürdig und auffällig still von den furz vorher fo sehr gepriesenen Re.fefparmarten. Das hatte auch seine Gründe, wie der tleine Sparer bald genug nach der Tariferhöhung fest ftellen tonnte. Die Sparer hatten der Bahn im November und Dezember zwar gutes Geld gegeten, hatten aber nach der Tarifs erhöhung nur Anspruch auf eme mindere Leistung. Ein Beispiel mag das erhellen. Ein Jugendwanderer will von Berlin in den Thüringer Wald . Das sind etwa 300 Kilometer. Er wollte sich britter Klasse leisten, die damals 3 Pf. je Rilometer foftete. Deshalb mußte er zur Hin. und Rüdjahct= 600 Kilometer 10 m. für Sparmarfen zusammensparen. Das gelang ihm auch. Anfang Februar hatte er feine Reise durch die Sparmarten zusammen. Dann tam die Tariferhöhung, die den Tarif in der dritten Klaffe Don 3 Bf. auf 4,5 Bf. und den der vierten Klaffe von 2 Pf. auf 3 Bf. herauffezte. Geht der Jugendwanderer nunmehr mit seinen über 18 m, lautenden Reisesparmarken zur Bahn, so bekommt er dafür Fahrtarten, die insgesamt nur über 400 Kilometer gelten. Er tommt also für feine Sparmarten zwar hin nach Thüringen , muß aber zurüd für 200 Kilometer neu bezahlen. Das find zurzeit aber 9 M., um die er für sein der Bahn damals gegebenes gutes Ge jetzt zu furz tommt. Auf eine an die Reichsbahn ergangene entsprechende Anfrage von privater Seite erwiderte nunmehr die Reichsbahnhauptverwaltung in Berlin B. folgendes: Die Deffentlichkeit ift mie in 3meifel darüber gelassen worden, daß es sich bei Einführung der Karten entsprechend den Anregungen, aus denen sie entsprungen sind, nur um Schaffung einer bequemen Sparmöglichkeit für die Reifenden, nicht um den Verkauf wertbeständiger Tariffilometer handelt." Mit anderen Worten, die Reichsbahn lehnt die Wertbeständigmachung der Reisefparmarten ab. Kommt eine neue Tariferhöhung Kommt eine neue Tariferhöhung oder eine neue Inflation und die Inhaber der Sparmarken haben nicht die Möglichkeit, ihre Karten sofort abzufahren, fo fönnen fie unter Umständen zu den schon erlittenen Verlusten noch ganz beträchtliche neue erleiden. In der Tat hat diese an fich sehr begrüßens- und fördernswerte Einrichtung der Reisefpar. marfen nur dann einen 3wed, wenn die Bahn für das gute Geld, Der Borfizende des gute Geld, das sie betommt, späterhin auch gleichwertige Ware gibt. Mit anderen Worten: Die Mit anderen Worten: Die Sparmarten müssen über Kilometer lauten. Wer heute auf Grund seiner Sparmarten z. B. das Recht erwirbt, 500 Kilometer abfahren zu können, der muß das ohne jegliche Sorge auch nach 4 bis 5 Monaten fönnen. Zurzeit nun entfaltet die Reichsbahn wieder auffältige Reflame für ihre Sparmarten. Solange aber der Reichsbahn eine Bert beständigkeit nicht bindet, muß dringend davon abge raten merden, die Sparmarten der Reichsbahn zu kaufen. Die Reichsbahn verfündet zwar fühn in ihren Rettamen: Wer Resesparmarten fauft, spart für die Reise." kauft, erspart bestimmt erger, Verdruß, Enttäuschungen und neue Wer aber die Reifefparmarten in ihrer heutigen Form nicht
Eröffnung der Nordsüdbahn- Verlängerungsstrecke. Infolge des drohenden Hochbahnerstreits stand auch die Eröffnung der Verlängerungsstrede der neuen Nord- Südbahn in Frage. Da die Streitgefahr beseitigt ist, fann heute auch die Eröffnung der Verlängerunasstrede der Nord- Südbahn hal. lesches Tor- Belle Alliance- Straße- Gneise. naustraße mit Betriebsbeginn erfolgen. Der Untergrundbahnhof Hallesches Tor hört damit auf, füdliche Endstation der Nord- Südbahn zu sein. An feine Stelle tritt nunmehr bis zur Bollendung der Reststrecke nach Neukölln der Bahnhof Gneisenaustraße.
Die neue Wohlfahrtspflege.
Nachdem durch die Verordnung über die Fürsorgepflicht die gesamte Wohlfahrtspflege auf eine neue Grund. lage gestellt werden muß, bat fich am legten Donnerstag im Rathaus unter dem Borsiz des Oberbürgermeisters Böß eine Ron ferenz mit der Durchführung dieser Verordnung beschäftigt. Bom Magistrat war dazu Frau Stadtrat e ŋI, Etcdtrat Schüning und Direktor Dr. Liebrecht erschienen. Der Borfizende des Reichsbundes der Kriegsbefd; ädigten. Pfändner, trug die Forde rungen der Kriegsopferorganisationen für die Neugestaltung vor. Er wies darauf hin, daß nach deren Auffassung die Fürsorge für die Kriegsopfer nach wie vor Sache des Reiches sei. Nachdem jedoch die Durchführung der Verordnung der Stadt Berlin als Landes- und Bezirksfürsorgeverband übertragen sei, forderten die Kriegsopfer Trennung von der Armenpflege, Erhaltung der Schwer. beschädigtenvermittlungsstelle bes Beirates und der anschließenden Ausschüsse. Die Kriegsopferfürsorge müsse bei der Neugestaltung Die Grundlage der Fürsorge bilden. Der Bertreter des 3entral verbandes der Invaliden und Witwen Deutschlands wies darauf hin, daß auch die Arbeitsinvaliden sowie die Klein rentner fich für die Erhaltung der Kriegsbeschädigten- und Hinter bliebenen Fürsorgestellen und Ueberführung ihrer Fürsorge an diese Dienststellen einfekten.
Keine Ermäßigung der Fernsprechgebühren. Gegenüber vor einigen Tagen erschienenen Mitteilungen, daß im Reichspoftministerium eine Herabsehung der Fernsprechgebühren, insbesondere der Einrichtungsgebühren erwogen werde, wird von zuständiger Stelle mitgeteilt, daß dies nicht zutrifft. Gin Drittel der gesamten Einnahmen aus dem Fernsprech und Telegraphen verkehr wird augenblicklich für Bauten, Telephoneinrichtungen und andere werbende 3wede verwandt. Solange für diese Aufgaben andere Einnahmequellen nicht zur Verfügung stehen, fann an eine Herabjegung der Telephongebühren nicht gedacht werden Die Reichspoftverwaltung fieht sich um fo weniger zu einer Ermäßigung der Gebühren veranlaßt, als die Anträge auf Errichtung eines Fernsprechanschlusses in steigendem Maße zunehmen.
Ein schwerer Autounfall.
Bon einem Auto wurde Donnerstag abend 10% Uhr eine umbefannie Frau vor dem Hause Dresdener Straße . 40 überfahren und getötet. Die Räber gingen ihr über den Kopf, fo baß fie auf ber Stelle verfchied. Die Leiche wurde nach dem Schauhause getracht. Die Tote ist etwa 65 bis 70 Jahre alt und etwa 1,50 Meter groß. Sie hat graumeliertes Haar und trug ein weißes Hemd, eine graue Unterhose, einen schwarzen Unterrod mit Borte, einen Schwarzen Oberrod, eine rote und darüber eine blau- weiß gestreifte Blufe, eine wollene Weste mit roter Kante, einen grauen Mantel mit robem Kragen und Aermelaufschlag, schwarze Strümpfe und hohe schwarze Schnürschuhe, einen schwarzen Plüschhut und hatte bet sich eine schwarze Markttafde. Als Schmud trug sie auf der Bluse eine Brosche in Gestalt eines Türtenschwertes. Das Auto fuhr davon, ohne sich um die Verunglückte zu fümmern, und entfam uncrfannt.
Berufswahl bei künstlerischer Begabung. Wenn Kinder fünstlerisch begabt find, wird den Eltern die Berufswahl zu einer besonders schwierigen Aufgabe. Das Landes. Berufsamt Berlin ist bemüht, auch in folden Fällen den Eltern mit Rat beizustehen und ihnen jede mögliche Unterstützung zuteil werden zu lassen. Gemeinsam mit dem Landesberufsamt veranstaltet die Staatliche Stunstgewerbefcule halb jährlich vor der Edulentlaffung eine Prüfung von zeichnerisch und künstlerisch befonders veranlagten Echülern und Schülerinnen der Gemeindefculen und der höheren Lehranstalten. Die fürzlich veranstaltete Prüfung zum Dftertermin fand wieder rege Beteiligung und Fracote gute Ergebnisse. Die Mädchen waren mit 73 Teilnehmerinnen fehr viel stärker als die Knaben vertreten, von denen sich nur 40 beteiligten, und sie wiesen im allgemeinen auc beitere Leistungen auf. Eine höhere Schulbildung hatten von den
Berluste.
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Unsere Wählerversammlungen.
Am Donnerstag, dem Grünen" Donnerstag, haben nur wenig Versammlungen stattgefunden und auch in diesen machte sich die Nähe des Festes, das besonders die Frauen in der Wirtschaft fest hält, bemerkbar. In einer gut besuchten Wählerversammlung in Karlshorst legte der Referent, Genoffe Schiff, die wahren Gründe des Glends dar, das das deutsche Bolt in den letzten Jahren über sich ergehen lassen mußte: der durch die Unfähigkeit des taiserlichen Regimes verlorene Krieg, die durch tommunistische Butsche geschwächte Front der sozialistischen Arbeiter fchaft, der Steueregoismus der befigenden Schich ten, die unter Führung von Helfferich und Stinnes die Erfüllungspolitit der Regierung Birth- Bauer- Rathenau planmäßig fabotier ten und damit das Nationalunglück der Ruhrbesetzung mitverschulde ten. Erzberger hatte burz vor seinem Tode die er stefozialisten reine" Reichsregierung Fehrenbach- Heinze als die teuerste der deutfchen Geschichte bezeichnet, weil sie uns das Londoner Ultimatum und die Besetzung der drei Rheinhäfen eingebracht hatte; die Er eiqniffe haben ihm insofern unrecht gegeben, als die zweite sozialistenreine" Regierung Cuno- Beder- Rosenberg uns noch viel teurer zu stehen gekommen ist. Jezt hat das deutsche Bolk dar. über zu entscheiden, ob es bie lekte durch die Sachverständigenvor. schläge gebotene Gelegenheit des Wiederaufstiegs und der natioChaos zusteuern will. Da es nalen Befreiung ergreifen oder noch schlimmerem, verewigtem nisten und sporadischen Erscheinen von Bölkischen zu feiner Dis. trog der Anwesenheit von Kommufuffion fam, konnte der Vorsitzende nach einer anfeuernden Schluß rebe mit einem von der Versammlung begeistert aufgenommenen Hoch" auf die Sozialdemokratie die Versammlung schließen. In Zehlendorf sprach Genosse Reuter in einer für die Bewohner des südlichen Ortsteils veranstalteten Bersammlung, die ben Umständen entsprechend recht zufriedenstellend besucht war, wies sie doch gegenüber einer an derselben Stelle fürzlich veranstalteten Kommunistenversammlung einen um das Bielfache Stärkeren Besuch auf. Genosse Reuter fesselte durch seinen Vortrag die Versammlung, die ihm nach seinem Schlußwort durch lauten Beifall dankte.
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Ermordung zweier Amerikaner durch Albaner. Das griechische Kriegsministerium teilt mit, daß in der Nähe von Tirana von neuem zwei Amerikaner ermordet worden seien. Es handle fich um zwei Touristen, die mit Morgan auf seiner Jacht gereist waren Die Genannten wurden von Albanern die sie nach dem Wege fragten, irregeleitet und dann in einem Walde ermordet. In offiziellen albanischen Kreisen herrscht große Erregung. ba in furzer Zeit vier Ameritaner albanischen Banditen zum Opfer gefallen find.
Gewerkschaftsbewegung
40 Jahre deutscher Werkmeister- Verband.
1884-1924.
fich die Geschichte der Angestelltenbewegung. Zur Zeit der Gründung In der Geschichte des Deutschen Wertmeisterverbandes spiegelt des Verbandes waren die technischen Angestellten schutzlos. Sie waren den Arbeitern. gleichgestellt. In der Gewerbeordnung war ihnen nicht die Kündigung eingeräumt, auf die die kaufmännischen Angestellten Anspruch hatten. Aus diesem Grunde fand der Gedanke des Zusammenschlusses der deutschen Werkmeister, der vom Rheine aus außerordentlich schnell sich über alle deutschen Gaue verbreitete, bei allen Wertmeistern lebhaften Anflang. Ganz besondere Tätig feit entfalteten dabei die Wertmeister in Rheinland und Westfalen und im Freistaate Sachsen. Heute steht der Deutsche Wertmeisterverband mit 170 000 Mitgliedern, wenn man seine wirtschaftliche macht betrachtet, an der Spize aller Verbände. Besonders in ge werkschaftlicher Beziehung hat der Werkmeisterverband außerordentlich viel geleistet.
Längerer Jahre bedurfte es, ehe die dringenden Wünsche der tech Schon im Gründungsjahre fegte die Gemertschaftsarbeit ein. nischen Angestellten, in der Gewerbeordnung ihre Rechte und damit eine längere Kündigungsfrist festzulegen, praktische Gestalt annahmen. In erster Linie ist das dem Deutschen Wertmeisterverbande zu ver banken. Auch bei der Ausgestaltung des Unfallversicherungsgesetzes hat er mitgepirft. Seine Tätigkeit ist auch von den Staatsbehörden anerkannt worden, denn zwei seiner Mitglieder wurden seinerzeit dem Borläufer des jezigen Borläufigen Reichswirtschaftsrates, be rufen. An dem Ausbau der Sozialversicherung hat der Werkmeisterverband besonders eifrig mitgearbeitet und auch bei der Anpassung der Kündigungsvorschriften des Berggefeßes an die Gewerbeordnung bahnbrechend gewirtt. Schon 1911 hat er sich im Angestelltenverficherungsgefeß für eine beffere Gestaltung und eine Gemeinschafts. arbeit mit der Invalidenversicherung eingesetzt. Besonders bemerkenswert ist, daß der Deutsche Wertmeisterverband sich als erster Arbeitnehmerverband ein soziales Programm( im Jahre 1909) gab, das für die kommenden Jahre und auch heute noch die Richtschnur für die soziale Arbeit des Verbandes und seiner Mitglieder bildet. Daneben hat fich der Werkmeisterverband auch stets für seine bedürftigen Mitglieder und Invaliden eingefeßt. Am Schlusse des Jahres 1923 waren es rund 30 Millionen Goldmart, die den Mitgliedern als Gegenleistung für ihre Beiträge wieder zugeflossen find. Neben den Unterstügungseinrichtungen, die der Verband geschaffen hat, errichtete er noch selbständige Unternehmungen, unter denen befonders hervorzuheben find die Sterbefasse und der Brandversiche rungsverein, weiter die Wertmeister- Sparbank, die erste Arbeitnehmersparkasse, die überhaupt in Deutschland geschaffen wurde. dorf dicht am Rheine liegt, in dem die Hauptverwaltung unterge Der Verband selbst befigt ein eigenes Haus, das mitten in Düsselbracht ist. Außerdem unterhält der Wertmeisterverband im Reiche 39 Gefchäftsstellen, die die Sicherheit für glatte und erfolgreiche Wahrnehmung der Interessen der Mitglieder bieten. Am Ostertage selbst hat der Verband noch ein Uebriges getan und die noch vorhandenen Gründer an dem Jubeltage, der auch sie ehrt, mit einer Ehrengabe bedacht.
Absehung eines Betriebsratsmitaliedes.
Ein Konflikt in Aschingers Wurstfabrik. ftätten auch die Burstmacherei angehört, wurde im vergangeren In Aschingers Zentrale, der neben mehreren BetriebswerkHerbst Kurzarbeit eingeführt, dergestalt, daß an jedem Mittwoch die Arbeit ruhte. Von Mitte Dezember ab wurde aber wieder des mittwochs, ja jogar am Sonntag vor Weihnachten, gearbeitet. Die Arbeiter glaubten, hierdurch fei die Kurzarbeit beseitigt und die Bollarbeit wieder dauernd eingeführt. Es stellte sich aber bald heraus, daß die Direktion anders bestimmte. Sie wollte die Kurzarbeit nur vorübergehend aufgehoben haben, um den zu Weihnachten besonders starten Bedarf an Eßwaren zu decken. Die Fleischer in der Wurstmacherei waren unangenehm überrascht, als am Dienstag, den 8. Januar, angeordnet wurde, es müßten an werde wieder nicht gearbeitet. Das Betriebsratsmitglied der Wurst diefem Tage 15 000 Baar Würfte gemacht werden und am Mittwoch macherei setzte sich mit dem Direktor telephonisch in Verbindung und erhielt den Bescheid, der Direktor werde sogleich fommen, um über die Streitfrage mit dem Betriebsrat zu verhandeln. Das war bei Beginn der Frühstücspause. Die Fleischer beschlossen, die Verbandlung abzuwarten, erst nach Abschluß derselben wieder an die Arbeit zu gehen und die hierdurch versäumte Arbeit nachzuholen. Nachdem anlaßte die Fleischer, wieder an die Arbeit zu gehen und verhandelte die Arbeit zwei Stunden geruht hatte, tam der Direktor. Er ver
mit dem Betriebsrat.
einer Klage beim Gewerbegericht Sie beantragte, der Dielen Borgang machte die Firma A'chinger zum Gegenstand Kündigung des Betriebsratsmitgliedes der Fleischer zuzustimmen und feine Amtsenthebung auszusprechen. Die Firma begründete ihren Antrag mit der Behauptung, tas Betriebsratsmitglied habe die bestellten 15 000 Würfte werden nicht gemacht, wir wollen doch die Fleischer veranlaßt, die Arbeit ruhen zu lassen, er habe gejagt, lettere Angabe wurde durch den als Zeugen vernommenen Meister mal sehen, wer hier zu bestimmen hat, die Direktion oder wir. Die der Wurstmacherei bestätint, non dem Betlagten aber ents schieden bestritten. Die Firma fagte weiter, felbft wenn die Fleischer aus eigenem Willen, ohne Mitwirkung des Beklagten, die Arbeit hätten ruhen lassen, so hätte dieser. als Betriebsrat die Pflicht gehabt, sie zur Aufnahme der Arbeit a fzufordern und selbst an die Arbeit zu gehen. Er habe durch sein Berhalten die Pflichten des Betriebsrats verletzt. Auch der Betriebsrat der Zentrale habe das Berhalten seines Mitgliedes und der Fleischer gemißbilligt, sich aber nicht mit der Ründigung einverstanden erflärt.
Das Gericht hielt den Tatbestand auf Grund der Aussage des Meisters, die mit den Angaben der Klägerin übereinstimmt, füi feftgestellt und urteilte dahin: Die Zustimmung zur Kündi gung des Beklagten wird persagt; zum Betriebsratsmitglied ist er nicht mehr geeignet, er wird seines Amtes enthoben.
Zum Warenhausstreik.
Der Streit bei A. Jandorf und KdW. geht weiter. Heute vormittag versammeln sich die Streifenden in den Sophien- Sälen, um Angestellten wird uns dazu geschrieben, daß der Schiedsspruch, der zu der Situation Stellung zu nehmen. Bom Zentralverband der gegen seinen Willen für verbindlich erklärt wurde, von den Arbeitgebern abgelehnt, von der FAG. jedoch angenommen worden sei. Weiter heißt es in der Zuschrift: Durch diese Tattit der FUG. ist also folgende Situation entstanden: Auf der einen Seite. unterwirft man fich einem Schiebsspruch und verlangt sogar seine Berbindlicherklärung; auf der anderen Seite jedoch führt man einen Streit gegen den gleichen Schiedsspruch. Diese Tattit wirkt um so befremdender, als ben streitenden Angestellten die Tatsache der Annahme dieses Schiedsspruchs von der FAG. vor. enthalten wird. Was geht hier vor? Heißt es nicht, ein ge= wagtes, ja, ein unverantwortliches Spiel mit den Interessen der Einzelhandelsangestellten treiben, wenn man sie unter Barolen in einen Kampf führt, die durch Annahme des Schiedsspruches durch bie FAG. gewiß nicht ihre grundsätzliche Bedeutung perloren haben, für den augenblicklichen Streid jedoch hinfällig geworden find?
Wir möchten es uns versagen, vor Abschluß dieses Streites auf die verschiebenen Einzelheiten näher einzugehen, wir wollen jedoch fchon jest einwandfrei festgestellt fehen, daß eine von lediglich egoistifchen Motiven geleitete, gewiffenlofe Führung mit der Existenz Hunberter von Angestellten Schindluder treibt! Die fogenannte Freie