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Der Jude ist schuld!

Sagt die hohe Justiz.

Das Amtsgericht Bernigerode verurteilte einen Agitator der deutschvölkischen Mitteldeutschen Arbeiter partei" zu 30 m. Geldstrafe, weil er in einer nicht angemel­deten politischen Versammlung gesprochen hatte. In der Urteilsbegründung wird dem Wernigeroder Tage blat" zufolge zunächst dargelegt, daß die Versammlung eine politische gewesen und daß deshalb zu Recht auf eine Strafe erkannt worden sei. Eine Gefährdung der staatlichen Ordnung habe dagegen nicht vorgelegen. Nach diesen Ausführungen heißt es dann weiter:

Das deutsche Bolt erkennt mehr und mehr, daß das Juben tum schwerste Schuld an unserem unglud trage und das erfassen immer weitere Rreife. An einen Aufstieg unferes Boltes ist nicht zu denken, wenn wir nicht die Macht des Juden. tums brechen. Nicht nur die Deu  'schoölfischen meinen das, fon­dern auch die Deut chnationalen, wie man in den Zeitungen der letzten Tage lesen fonnte. Die Gedanken, welche die Angeklagten vortrugen, stellen seine Gefährdung unserer öffentlichen Ruhe bar, nein, sogar die Besten unseres Boltes teilen diese An­

schauung.

Vom Osterverkehr.

gesetzt worden. Hinterher hatte er nur 11 000 m. abgeführt und behauptete, daß er nicht mehr als 12 900 m. aus der Bersteigerung erlöft hatte. Mis die Auftraggeberin damit nicht zufrieden war, ver­mies er fie auf einen Bermert der von ihr unterschriebenen Auf­tragser eilung, nach welchem der Versteigerer nach zweimaligem Brets zu versteigern Das Schöffengericht hatte den Angeklagten, fruchtlofen Bersteigerungsverfudh berechtigt fei, auch unter dem gegen den die Kurdin Sarafanzeige erstattet hatte, der unter. schlagung schuldig befunden und zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt. Die Berufungsstraffammer änderte das Urteil dahin at, daß der Angeklagte nicht der Unterschlagung, sondern der Untreue schuldig fi und verurteile ihn zu 600 milliarden Mart. Auf die vom Staatsanwalt eingelege Revision hob das Rammergericht das Urteil der zwe.ten Instanz auf, weil weder Unterschla. gung noch Untreue vorliege, sondern aus anderen rechlichen In der erneuten Verhandlung vor der Kleinen Straffammer, als Gründen nur ein Betrugsversuch in Frage kommen fönne. Berufungsinstanz, beantragte Ser Staatsanwalt erneut Berurteilung wegen Untreue. Der Verteidiger vertrat die Ansicht, daß für das neue Urted nur die rechtliche Würdigung des Rammergerichts zu­grunde gelegt werden fönne. Ein Betrug licge jedoch nicht vor, so baß reifpregung erfolgen müffe. Die Straffammer war Neumann harte aber Soppeltes Glüd an diesem Lage, denn hinter­her wurde gegen ihn von der Stra tammer in einer zweiten Straf­fache in der Berufung verhandelt. Er war vom Schöffengericht wegen Betrug, Untreue und Unterschlagung in bier Fällen zu einem Jahr Gefängnis verurieüt mor ben. Es handelte fich wiederum um Borgänge bei Bersteigerungen. Tie Strafiammer hob ebenfalls das erste Urteil auf, so daß der Un­getlagte auch in diesem Falle freigesprochen wurde.

Der geftrige Freitag, den man den stillen Freitag nennt, weil an diesem Tage, ohne Theater und Konzerte, erholungsbedürftige Menschen die Kneipen stürmen, um sie in später Stunde lärmend und johlend, des füßen Weines voll", zu verlassen, hat nur sehr wenige Großstädter ins Freie und Frische geführt. Der falte Wind, die herbe Luft und eifige Regenschauer dazwischen dämpften das Berlangen nach Wald und Heide und ließen einen Blah am marmen Ofen wünschenswerter erscheinen. Sadtbahn, Straßenbahn und Hochbahn   hatten wirklich einen stillen Tag, und in den Restaurants rund um Berlin   standen die Kellner beschäftigungslos umher. Auch der Verkehr auf der Fernbahn war matt und hielt sich in mäßigen Grenzen. Nur die 3üge nach Frankfurt   a. M. und Dres: ben wie en starte Belegung auf Aber auch der heutige Sonnabend steht unter dem Zeichen luftloker Tendenz. Auf den Bahnsteigen der Fernbahnhöfe und an den Schaltern fehlt das leb. bafte, quirlende Treiben, die Hajt uid Hege mit Stoffern und Schachten, und auf den Straßen sieht man nur wenige Menschen, die den Bahnhöfen zustreben, um einen turzen Osterausflug nach Thüringen   zu machen, in den Harz, an die Ostsee   oder sonst nach einem schönen Fedchen Erbe, das sich rentenmarkträfige Mitbürger leiften fönnen. Man traut dem himmel nicht und fürchtet fich vor den Launen des unzuverlässigen Wettergottes. Die Stadtbahnzüge, die Zubringer zu den Fernbahnhöfen, ruhiges Dfterfest. Die Straßenbahn hat aber für die Feier­tage thr Berfonal mobilgemacht und einen verstärkten Ber. tehr nach den Bororten und den bekannten Ausflugslotalen Dorgesehen. Fehlt nur noch die Senne und warmes, zweifelfreics Wetter, das hoffentlich morgen und übermorgen nicht fehlen wird. Bange genug haben wir in diesem Jahr die Sonne entbehren müssen, spart wird bis zum Aeußersten, bis zur Lähmung des ganzen Ber­Sparfamfeit ist jetzt die Parole in allen Berwaltungen. Ge und der armen, gefchundenen Kreatur, die fich feinen Ausflug ins Gewaltungsapparates. Wenn aber eine Behörde von irgendwem ein birge oder an die See leisten kann, ist es gewiß zu gönnen, daß paar Bfennige zu fordern hat, dann benti anscheinend fein Mensch fie fich in den Ostertagen in warmer, wohltuender Luft im Freien mehr an das Gebot, zu sparen. Dann wird den Pfennigen tummeln fann. Der Garten- und Laubenlandbefizer aber wartet nachgejagt, um sie einzutreiben- tofte es, was es fehnsüchtig auf Sonne, bamit er endlich feine Erde bestellen fann. Doch niemals wohl haben zu Ostern an einem so späten Termin wie in diesem Jahr Felder, Bäume und Sträucher so fahl aus. gefehen.

Sollte dieser Paffus wirklich in der Urteilsbegründung zu finden sein, dann wird sie ein Dokumentoon histo rischem Wert für den beispiellofen Niederwaren heute nicht voller als sonst, und alles beutet auf ein sehr gang unserer heutigen Justiz bleiben. Ein Staat, der einen derartigen Geist in seiner öffentlichen Rechtsprechung duldet, streicht sich selbst aus den Reihen der Rulturstaaten.

Reinliche Scheidung. Angelika Balabanoff aus der Kommunistischen Partei ausgeschloffen. In der Moskauer Bramba" vom 8. April wird folgender Be­fchluß der Zentralen Kontrollfommiffion der Kommunistischen Bariei Rußlands   veröffentlicht:

In Anbetracht des Ueberganges Angelita Balabanoffs auf ihre alte Stellung des Mensche wismus und der aktiven Unterstützung der fonterrevolutionären italienischen Sozialdemo fratie(!), die einen heimtüdischen Kampf gegen die Kommunistische Internationale   führt, und Taufende italienische Proletarier wegen ihrer Sympathien für die Kommunistische Internationale   aus ihren Reihen ausschließt, beschließt die Zentrale Rontrollfommiffion, Angelita Balabanoff aus den Reihen der Mitglieder der Rom. unistischen Partei Rußlands   auszuschließen."

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E.

In einem Artikel derselben Nummer der Bramba" sucht der Sekretär der Rommunistischen Kontrollfommission E Jare. flawski unter Anhäufung von Beschimpfungen und Berbächt gungen gegen Angelika Balabanoff ihren Ausschluß aus der Partes zu rechtfertigen. Wir denken schreibt er mit Scham daran, daß Angelika Balabanoff im Berlauf einiger Jahre Mitglied der Kommunistischen Partei Rußlands   war." Diese Scham" des all­gewaltigen Sekretärs der Kommunistischen Kontrollkommission, der befugt ist, jede ihm nicht genehme Person aus der Partei heraus. zuwerfen, ist die größte Schamlosigkeit, die man sich vor stellen kann. Der Aufwand an Beschimpfungen und Kraftworten ift aber notwendig, um den starten Eindrud abzuschwächen, ben der Ausschluß Angelita Balabanoffs nach dem Bekenntnis Jars flawffis felbst in den Kreisen der Kommunistischen Partei ausüben dürfte, zumal die sonst üblichen Mittel der Bekämpfung Anders. denkender, wie Gefängnis, Berbannung usw., in Anbetracht der Abwesenheit der Delinquentin nicht anwendbar find.

Moderne Alchimisten.

Wie Papier   zu Gold wird.

Am 3. Dober vorigen Jahres gründeten sechs Beteiligte notariell eine tiengesellschaft zur Finanzierung der Anton Kreiselschen Schlächtereiunternehmungen" mit einem Stammfapital von 12 mil liarden Mart, die später von den Gründern eingeteilt werden sollten. Stammtapital war nur noch 3 Dollar wert, Die Gründer 14 Tage später stand der Dollar bereits auf 4 Milliarden, und das mußten die Kosten für die Gründung aus ihrer Tasche bezahlen. Am 4. Dezember wurde das Unternehmen hanbeisgerichtlich eingetragen. Inzwischen versuchten die Gründer durch Verkauf von Zwischen scheinen, die über 10 000 m. lauteten, Geld in die Kaffe zu be­fommen. In einer Sigung im November beschlossen sie, Arrien felbft unter das Publikum zu bringen und von dem Erlös 75 Pro3. In bie eigene Tasche zu steden und nur 25 Broz. an die Geschäfts getauft, meil bie Käufer annahmen, daß zu ihren Werten auch die Streifelsche Schlächteret gehöre. Man verschwieg dem Bublifum, daß dies Kreifels Brivatbesig ist. Die Atiengesellschaft hatte überhaupt feine Sachwerte, nicht einmal ein Bureau und Bureaumöbet Die treibende Kraft war ein gewisser Behtold, der den größten Teil der Attien hinter sich hatte. Diefer verbreitete, um Geld zu schaffen, daß fich auch ein anderes großes Schlächtereiunternehmen für die Gesellschaft intereffiere. Auch ein Broturist Fleischmann von war die Stabilisierung ber Mart getommen. Fleifdymann stellte einer Bant am Kurfürstendamm   wurde hinzugezogen. Inzwischen nun ein Edhreiben aus, daß seine Bant berett fei, die Aftien mit 30 Goldpfennig pro tausend Papiermart aufzu nehmen. Dieser Brief mar ein Bluff", der aber feinen 3wed er fehenen Retlamegesellschaft, der auch feinerseits ein Schreiben ohne Ggenzeichnung ausfertigte. Mit diesen beiden Briefen wandte man Attiengesellschaft intereffierte und bereit war, die Attien aufzulaufen. sich nun an ein Privatgeschäft mit dem Erfolge, daß es fich für die um ein Gegengewicht gegen die anderen Aftienbefizer zu schaffen, follten eine entsprechende Anzahl Aften erworben werden. Das Bankgeschäft zahlte 120000 Goldmart, um den erforderlichen Boften aufzubringen. Das wurde aber durch allerlei Madenschaften, bei benen noch ein Agent Erdmann, eine Gräfin Baffen. beim und ein Braf Tarnowiti beteiligt waren, planmäßig un­wieder benutzt, um andere Leute einzufangen. Ein zweiter Banfier möglich gemacht. Die Namen der Gräfin und des Grafen wurden füßte 20000 m. und ein Brivatmann roch 5000 Goldmart bei biefen verwickelten Geschäften ein. Bas fie an Gelb betamen, verteilten bie Unternehmer unter fish. Der erste Bankier machte endlich Anzeige und so wurden die Machenschaften von der Kriminalpolizei aufgededt und die fünf Genannten verhaftet. Fleischmann befchloß alles, was er heraustekommen hatte, in Sach. werten anzulegen. Er schickte seine Geliebte nach Hanau  , um dort burch fie Silber, Gold, Platin ufm auftaufen zu laffen. Als fie jegt von ihrer Reise zurüdfehrte, murde fie auf dem Anhalter Bahn. hof von Krinnnalbeamten in Empfang genommen. Eine ganze An. zahl Aften befinden sich wahrscheinlich noch in den Händen des Bublifums.

Rein anderer als Lenin hat vor zwei Jahren Angelifa Balabanoff als eine Genoffin von idealer Reinheit und Uneigen mügigkeit charakterisiert, die in unübertrefflicher Weise alle ihr auf erlegten Aufgaben erfüllt hat. Es genügt, diefes Seugnis Benins  anzuführen, um den Wert der jest gegen Angelika Balabanoff erreichte. Behtold intereſſierte weiter den Beteiligten einer ange­laffenen Bannbuile zu ermessen. Zur Einschätzung Angelitas Bala banoffs, die bei der Gründung ber tommunistischen Inter. nationale zur Gefretärin der Eretutive gewählt wurde, bedarf es aber auch des Zeugniffes Lenins nicht. Mer bie Tätigkeit dieser Genoffin in Rußland   wie im Auslande fennt, wird den Schlag zu würdigen verstehen, den die Kommunistische Bartel fich selbst burch ihren Ausschuß zugefügt hat. Die gegen fie erhobene Antlage ist aber nur ein Borwand. In Wirklichkeit ist An. gelifa Balabanoff ausgefchloffen worden, weil ihre reine idealistische Gesinnung sich mit der Braris der kommunistischen   Gewaltmenschen nicht verträgt. Neben Ginomiem und Radek ist in der Rommunistischen Internationale tein Blag für Angelita Balabanoff. Menschen von reiner Gesinnung, die das selber nicht einsehen und daraus ihre Konsequenzen ziehen, werden von den Moskauer Diftatoren unter Beschimpfungen und Berdächtigungen aus der Partei herausgeworfen. Das ist die wich tigste Lehre, die in allen Ländern aus dem Ausschluß Angelita Balabanoffs gezogen werden muß.

Enteignung der baltischen Barone.

Riga  , 19. April.  ( Eigener Drahtberidyl) Im lettländischen Bartament wurde der Iniativantrag der beiden sozialistischen   Bar­teien und der lettsch- baltischen Bauerngruppe, ber bie Enteig. nung des baltischen Großgrundbefizes, der im Laufe der Jahrhunderte der eingefeffenen Bevölkerung entriffen worden ist, ohne Entschädigung verlangt, mit 50 gegen 39 Stimmen in britter Lesung angenommen. Lettland   ist damit der erfte Staat Europas  , der ohne Entschädigung Großgrundbeh zur Aufteilung enteignet. Die Deutsche Fraktion", die hauptsächlich die baltischen Barone vertritt, verließ vor der Abstimmung ben Saal. Der fran. aöfifche Gesandte, Graf Gertel, fuchte den Ministerpräsidenten auf und verhandelte mit ihm über die Frage der Entschädigung des enteigneten Großarundbesitzes der Ausländer. Wie wir hören, hat das Kabinett sich entschloffen, ein Gefeß auf Entschädigung für den ausländischen Großgrundbesitz einzubringen.

Trennung von Staat und Kirche.

Riga  , 19. April.  ( Eigener Drahtbericht) Nachdem die Budget. fommission bei der zweiten Lesung des Budgetentwurfs die Finanz­mittel für die Kirchen abgelehnt hatte, brachte der Innen­minister Birsneel bei der britten Lesung des Haushaltsplanes abermals den Antrag ein, die Budgets der lutherischen, fatholischen, griechisch- orthodoxen und altaläubigen Kirche zu erneuern und auch einen Bosten für die ifraelitische Konfeffion aufzunehmen. Die Go. zialdemokraten nehmen scharf gegen den Antrag Stellung. Bei der Abstimmung wurden die Budgets der einzelnen Kirchen der Reihe nach abgelehnt.

Die Republik Griechenland   ist von der franzöfifchen Regierung offiziell anerkannt worden.

Ein Inder Bürgermeister von Staffufta. Der Leiter ber Svarai( Selbständigkeitspartei Das ist mit 50 gegen 12 Stimmen bie für den europäischen   Kandidaten abgegeben wurden, zum Bürgermeister von Raffutia gewählt worden. Sein Programm: unentgeltlicher Boltsschulbesuch, unentgeltliche ärztliche Hilfe und Berbefferung der Wohnungsverhältnisse.

molle!

Kleinarbeit" bei Behörden.

20 Milliarden Papiermart, d. h. zwei Pfennig in Bold, hat das Bezirksamt Charlottenburg   einem Mann abgefordert, der die Kosten der Fürsorgeerziehung seines Sohnes deden muß. Um diesen Betrag einzutreiben, murde ein gebrudtes Formular herausgesucht, vor fchriftsmäßig ausgefüllt und unterzeichnet, sorgfältig getnifft und zufammengefaltet, burch eine aufgeflebte Siegelmarte verschlossen. mit der Adresse beschrieben und dann der Post übergeben. Das Schreiben enthielt die Aufforderung, die 20 Milliarden Bapiermart innerhalb breier Tage an bie Bezirksamtstaffe im Charlottenburger  Rathaus, vormittags zwischen 9 und 1 Uhr, unter Borlegung der Benachrichtigung einzuzah'en oder den Betrag unter Angabe der Ge­einen mit der Maschine geschriebenen Bettel von sechs Zeilen, der fauber schäftsnummer einzusenden. Das Formular war vervollständiat durch aufgeklebt war. Er drohte dem Zahlungspflichtigen, bei unentschuldigter Nichtzahlung oder unpünktlicher Zahlung bie Angelegenheit an den zuständigen Armenverband zweds zwangsweiser Beitreibung der Resten zurückzugeben". Um Gottes willen, nein, dazu durfte es der Mann nicht auch noch fommen lassen! Er beellte sich, auf dem Rat haus die zwei Pfennig abzuliefern. Die Quittung wurde von zwei Beamten unterzeichnet, wie es laut Borschrift bei so wichtigen Dingen noch mit der Gewissenhaftigkeit, die eine geordnete Verwaltung zu gefchehen hat. Ohne Zweifel find die zwei Pfennig dann auch fordert, gebucht worden. Tinte usw. vor der Eintreibungsaftion nötig gewesen ist, um die Wieviel Aufwand an Arbeit, Papier, Sache fertig zu machen, fann man sich denken.

Der Laie schüttelt zu solcher Kleinarbeit" der Behörden ver wundert den Kopf, aber er versteht eben nichts davon. Ein be fanntes Wort sagt: Gerechtigkeit muß sein, mag darüber die Welt zugrunde gehen. Die den Pfennigen nachjagenden Behörden scheinen Ausgaben ben hundert oder tausendfachen Beirag foften. zu denken: Ordnung muß fein, mag das Bergnügen uns an

Ein nächtlicher Juwelendiebstahl.

Charlottenburg   bet bem Kaufmann 2. Jacob ein[ werer Ein bruch verlibt, bei dem den Dieben Werte von über 100 000 Die im ersten Stod gelegene Wohnung eingebrungen. Sie hatten die Mart in die Hände gefallen find. Allem Anschein nach sind die Diebe in der Zeit von 2 bis 3 Uhr nachts mit Hilfe einer Leiter in Fensterscheibe eingebrüdt und bann von innen die Fenster aufge Ehepaar nicht gewedt murbe. U. a. fiel ihnen eine Berlentette, riegelt. Sie besorgten ihre Arbeit" lautlos, so daß das schlafende die aus 84 Berlen befbeht, in die Hände, ferner zahlreiche andere Juwelen und Smudgegenstände. Die Kriminalpolizei  Färung bes Ginbruchs führen tönnen. nimmt Kriminalfommissar Entdeckung ihrer Tat zu verhindern. titellungen, die zur Auf­imm an, deß die Diebe die Bestohlenen betäubt haben, um die Genneth. Simmer 105, Bolizeipräsidium, entgegen.

In der Nacht zum Rarfreitag murde in der Bleibtreustr. 25 in

Aufruf des Papiermark- Notgeldes.

Der Reichsfinanzminister hat das auf Papiermart lautende Rot geld, beffen Aussteller in Württemberg, im unbejezten Gebiet des Landes Heffen fowie im Gebiet der freien Stadt Danzig   und ber freien Stadt Hamburg   ihren Siz haben, mit Wirkung vom 1. Mai 1924 aufgerufen. Die Einlösungsfrist läuft bis ein [ hließlich 31. mai 1924. Ausgenommen von diesem Aufruf bleiben das Notgelb der deutschen   Reichsbahn und die Staatstafienfcheine Württembergs.

ausgegebenen Die Taufendmartscheine. Die Reichsbant zahlt für die von ihr Emission sie angehören und ob sie einen roien ober grünen 1000- Mart- Noten, gleichgültig melcher Stempel tragen. nicht mehr als 1000 Reichsmart.

Die Spartaffe in München- Gladbach ist durch eigen­mächtige Kreditgebung feitens ihres Direttors Ichwer geschädigt worben. Wie mitgeteilt wird, hat der Direktor der Kaffe der jest in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Firma Loeb u. Co. in Trier  über 3 mei Millionen Goldmark Kredit gewährt und bies fowie ohliche Geschäfte abgeschlossen. ohne die Genehmigung des Berwaltungsrates einzuholen. Ferner hat er sich Berungierte Genoffe Baul Mielig in einem groß angelegten Referat treuungen dadurch, schuldig gemacht, daß er während der In ftationsgeit mit den ihm anvertrauten Geldern petuliert hat. Er ist beshalb fcfort feines Amies enthoben worden, und es ist ein Straf. und Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet worden. Sein eigenmächtiges Borgehen wurde dadurch erleichtert, daß es zu einer Zeit erfolgte, als der Oberbürgermeister und mehrere Beigeordnete, darunter der Sparkassenbezernent, ausgewiesen waren.

Preimal verurteilt, dann freigesprochen.

Das mechfelvolle Schidfal einer Anflage zeigte sich bei dem Aus. gang einer Verhandlung vor der Straffammer bes Landgerichts I. Der Auftionator Ernst Neumann   hatte von einer Frau eine Möbeleinrichtung zur Bersteigerung im Jahre 1920 übertragen er. halten. Er ſelbſt hatte den Wert auf 30 000 m. eingeschäßt und es war auch für Sie Bersteigerung diefer Betrag als Mindestpreis feft.

Das Rundfunkprogramm.

Heute, Sonnabend, den 19. April.

Hanse. 8,30 Uhr: VI. Sonderveranstaltung der Funkstunde A.-G. Mattia 7 Uhr: Vortrag des Herrn Prof. Adolf Weißmann  : Musik im Battistini. 1 Zueignung aus Faust". von Goethe( Karl Zander  vom Deutschen   Theater, Berlin  , Rezitation), 3. Adagio aus dem H- moll- Konzert, von Dvorak  ( Otto Urack  , Violincello Mattis Battistini. 4. a) Tod in Uelzen  , von Liliencron  . b) Die Wallfahrt Berlin  , Rezitation). 5. a) Volkslied aus dem 16. Jahrhundert, von nach Kevelar, von Heine Karl Zander   vom Deutschen   Theater Burmeester, b) Serenade, von Pierné( Otto Urack  , Violoncello), am Flügel: Dr. Felix Günther.

In einer öffentlichen Wählerversammlung in Lichtenrade   ffi­alle Fragen, die mit dem Ausgang der Bahlen am 4. Mai ver. bunden find. Nur eine starte sozialdemokratische Barlamentsfraktion fann Front machen gegen die taftung ber bretten   Waffen, gegen die Klaffenjufta und gegen die wirtlichen Hechperräter. Der Redner behandelte dann den Münchener   Brozeß und betonte, daß nur ge blenbebe und verzweifelte Menschen einer derartigen Bartei" ihre Stimme geben fönnten. Aber tie 26 verschiedenen Parteien, die zur Wahl antreten, zeigen das Unglüd des deutschen   Boltes. Mort für Wort widerlegte ber Referent den nationalistischen Schachtruf, beffen legte Weisheit dahin geht, mit fliegenden Fahnen über den Rhein   zu Deutschlands   Befreiung" zu marschieren. In der Dis. fuffion fprachen zwei Rommunisten über Berliner   Berhältnisse in ziemlich fachlicher Art.

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Der Bahnhof Gneisenaustraße der Nord- Süd ist heute frilh um Uhr dem Berkehr übergeben worden.

Scheunenbrand in Riederichönhausen. Ein großes Schadenfeuer beschäftigte am Rarfreltagabend die Feuermehren Berlins  , Bankows und Niederschönhausens. In der achten Abendstunde brach in der mit Futterporraten gefüllten Scheune des Molkerei. haufen Feuer aus, das sich mit riesiger Schnelligkeit über das ganze befizers Müller in ber Kaiser Wilhelm- Straße in Niederschön. Gebäude ausbreitete. Als bie ersten Böschzuge an der Brandstelle eintrafen, ftand die Scheune bereits in hellen Flammen, jo daß die Löschmannschaften sich auf den Schuh ber umliegenden Stal­fungen und Gehörte beschränken mußten. Die Scheune brannte bis auf die Umfaffingsmauern nieder. Nach ben bisherigen Feststellungen fiegt Brandiftung vor, und zwar handelt es sich um den britten Fall dieser Art in Niederschönhausen   innerhalb der legten Zeit.