(Brühben entsprang, ist sie bei ihm zum Fanatismus gewor- den. Er kämpfte mit der Hysterie des Fanatikers, mit der RüMchtslofigkeit und der grenzenlosen GemissenlosiAkeit des Fanatikers. So wurde fem Kampf zu einem hagerfüllten Kampf gegen die Personen, die die Republik behaupten und auf eine gesunde Erundlage stellen wollten. Gegen diese Männer, gegen die Erzberger, Scheidemann , Wirth, Nathenau, entfesselte er eine wilde personliche Hetze. Diese Hetze, das Aufpeitschen der Leidenschaften und der Rache- und Mordinstinkte, bei denen, die solcher Hetze eine gewisse seelische Disposition entgegenbrachten Schüler, junge Offiziere. Angehörige des Mittelstandes, die die Geldentwertung zur Verzweiflung trieb—, das war die eigentliche politische Kampfform Helfferichs. Sic kam in allen seinen öffentlichen Reden, in allen polemischen Artikeln, die er schrieb, zum Durchbruch. Sie hat jene Stimmung in Deutschland erzeugt, die zur Ermordung Crzbergers und zur Ermordung Ra- jhenaus, zum Emporwuchern des Antisemitismus und der völ- tischen Bewegung geführt hat und damit zu einer Bedrohung der Republik und der Demokratie, gerade in einer Zeit, in der die Festigkeit der Republik und der Demokratie die erste und unumgängliche Voraussetzung für eine Erleichterung in der Reparationsfrage, für die Befreiung der besetzten Ge» biete war. Mit einer erstaunlichen Unbefangenheit ging Helfferich im politischen Kampfe vor. Seine Materialauswahl war selbst da, wo es sich um nachprüfbare statistische Zahlen handelte, mit einer ans Gewissenlose grenzenden Leichtfertigkeit be- trieben. Mit solchen Methoden konnte er nur starke politische Eindrücke hervorrufen in einem Volke, das unter dem Drucke einer brutalen außenpolitischen Lage sich der Verzweiflung und der aus Verzweiflung geborenen illusionären Leicht- gläubigkeit hingegeben hat. Für diese Massen, die nicht Mehr auf politische Argumente hörten, und nicht mehr den Geboten politischer Klugheit folgten, sondern der wildesten demago- gischen Agitation sich preisgaben, war Helfferich der Führer. Zl'm wirtlichen Führer Deutschlands in der schweren Situa- ilon der Nachkriegszeit fehlte ihm alles. Es fehlte ihm die Beständigkeit der politischen Auffassung und des politischen Kurses, jene Beständigkeit, die es allein ermöglicht, die großen Linien der politischen Zukunft zu sehen und zu verfolgen Helfferich kam es in seiner Politik weniger auf große geschicht- liche Resultate an als auf die Schaffung von Situationen, in denen feine Persönlichkeit hervortreten sollte. Die Größe im Unglück, die Beharrlichkeit im Ringen um den Wiederauf- ktieg Deutschlands selbst mit der Aussicht, den Erfolg des Rin- gens nicht mehr zu erleben, gingen ihm ab. Bor allem aber kehlte ihm die Würde, die der deutsche Staatsmann der Nach- kriegszeit dem Ausland gegenüber zeigen muß. Als er am lautesten davon sprach, bewiesen seine Reichstagsreden ein Mindestmaß wahrer nationaler Würde. Jene Rede, die er c>m Borabend der Ermordung Rathenaus hielt, zeigte ihn im vollen Gegensatz zu einem von wal'rer Würde und wahrer nationaler Ergriffenheit getragenen Staatsmann. Es mar die innere Ergriffenheit die Helfferich fehlte, das tiefe mensch- liche Fühlen mit der Masse des wahrhaft leidenden Volkes, das Mitleid und die wahre Liebe zum Volk. Dieser Mangel bestimmte seine Stellung der Arbeiter- ichast gegenüber. Kühl und fremd und verftöndnis'os verhielt er sich zu ihren Problemen. Er sah die deutsche Ar- beiterschaft und ihre Entwicklung unter dem Gesichtswinkel der Traditionen des kaiserlichen Regimes. Er hat nie ver- standen, daß innere Freiheit und soziale Gerechtigkeit im Innern Boraussetzungen sind für die Befreiung Deutschlands . Er hatte kein Gefühl dafür, wie sehr, der brutale Geist der sozialen Bedrückung der Arbeiterschaft und der sozialen Un- gerechtigkeit das Wachsen wahrer Staatsgesinnung und wahren Staatsgefühles bei der deutschen Arbeiterschaft hem- men mußte. Seine Politik war darum leer, ideenlos und schematisch — mochte auch die äußere Form und das Tempo seiner Rede darüber hinwegtäuschen. Seine außenpolitische Richtlinie war der einzige theoretische Protest gegen den Vertrag von
Versailles , den er immer wiederholte, ohne praktische Wege für die Befreiung Deutschlands zu zeigen. Diesen Prote.l gegen den Vertrag ron Versailles verband er mit einer Leug- nung der deutschen Leistungsfähigkeit für Reparationsliese- rungen, deren Begründung jeder Sachverständige, des Auslandes ihm als unrichtig in jedem Zeitpunkte nachweisen konnte. Diese Leugnung der deutschen Leistungsfähigkeit verknüpfte er mit der Behauptung, daß das deutsche Steuer- system dem deutschen Besitz unerträgliche Lasten auserlege. Er wurde zum Vorkämpfer aller Steuerunwtlligen und aller Steuersaboleure. Er lieferte den Kreisen, die bewußt auf den Versall der deutschen Währung spekulierten, um sich ihren Steuerverpflichtungen zu entziehen, willkommene nationa- listische Vorwände für ihr Treiben, das die Grundlagen der staatlichen Existenz Deutschlands unterwühlte. In seinen Reden fanden" die äußeren Gegner Deutschlands willkommene Borwände für die Fortsetzung ihrer Unterdrückungspolitit. Innenpolitisch war der Blick Helfferich-t rückwärts ge- wandt, niemals vorwärts. Er wollte die Befreiung der kapi- talistischen Wirtschaft von den Fesseln der Staatswirtschaft, die ihr der Krieg und die Nachkriegszeit auferlegt hatte. Er wollte zurück zum deutschen Kaisertum; den Weg dazu sollte ihm der Rechtsblock unter seiner Führung bahnen. Sein politischer Kampf war Kamps um die persönliche Macht. Er be- gann mit dem Feldzug gegen Erzberger , der mit der Er- mordung Erzbergers endete. Er schritt vorwärts mit seinem Feldzug �egen das deutsche Steuersystem, indem er Äe Bundesgenossenichaft oller Steuerunwilligen auch aus den bürgerlichen Mittelparteien gewann. Gestützt auf diese Ge- folgschaft glaubte er sich nach der Konferenz von Genua am Vorabend feines politischen Zieles. Seine Illusion brach zu- sammen, als der feige Mord an Rathenau die bedrohte Republik noch einmal emporriß. Aber die von ihm geführten Kräfte waren doch stark genug, um eine deutsche Außen- volitik zu verhindern, die um die Klipve der Besetzung des Ruhrgebietes herumgesteuert wäre. Während der Ruhr- besetzung hatte er starken politischen Einfluß auf die bürgerliche Regierung Tuno. Die Folge dieses Einflusses war das Versagen der Finanzpolitik, das Versagen der Kreditpolitik der Reichsbank. der ungeheure Sturz der deutschen Währung. Es ist ein trauriger Weg. den Helfferich zurückgelegt hat. Ein anderer hätte ihn unter dem Druck der ungeheuren Er- schütterung, die die Morde an Erzberger und Raihenau her- vorriefen, aufgegeben. Aber der politische Ehrgeiz in Hclffe- ruh war stärker als jede andere Empfindung, starker selbst als die Stimme des Gewissens. Dieser traurige Weg der Helsferichschen Politik war ein Leidensweg des deutschen Volkes, ein Leidensweg, der ohne seden Ausblick auf endliche Erlösung halte bleiben müssen, wenn die künftige Polltik m Deutschland von Helfferichschem Geiste geführt worden wäre. Die innerpolitische Lage Deutschlands mag Helfferich mit der Hoffnung erfüllt haben, daß sein Ziel, der große Rechts- block unter seiner Führung nahe sei. Niemand vermag heute zu sogen, welche Rolle in einer so'chen Konstellation Helfferich gespielt haben würde. Leicht möglich, daß er dann dieselbe Politik geführt haben würde, die er bei den Mittelparteien als nationalen Verrat beschimpft hat. Leicht möglich, daß ihn belei- digter Ehrgeiz und Eifersucht auf Leute wie Westarp in solcher Konstellation von der Seite der Deutschnationalen wegge- trieben haben würde. Das Geschick hat ihn hinweggerafft in einen, Augenblick, an dem das deutsche Volk vor einer fchwe- ren und ernsten Entscheidung steht, vor einer Cnlfcheidung. die ihm ohne das Wirten Helfferichs in dieser Schwere er» spart geblieben wäre. » Reichspräsident, Reichsreglerung und preußische Rsgierung habe der Witwe Helfferichs Belleidstelegrammc gffandt. • In unserer Skizze des Lebenslaufes von Helfferich im Abendblatt sind durch Druckfehler einige Zeitangaben ungenau. Wir Vledelhol>.n deshalb: Helfferich wurde mit 2 7 Jahre» Dozent an der Berliner UniversitÄ, er trat IVOS in Vi« Leitung der Bagdadbahn ein.
als Volitiker. Während des Krieges war Helfferich Gegner des u n e i n- ges 6) rankten Unterseebootkrieges. Er war sich klar darüber, daß der Eintritt Amerikas in den Krieg die imabwenddare Folge des uneingeschränkten Untcrsceboot'rieges fein würde. Er sah für diesen Fall nicht nur den Verlust des Krieges, sondern auch furchtbare Folgen für dv; fernere Entwicklung Deutschlands voraus. Er kleidete feine Ueberzeugung in die Worte:—- „Wenn die Sarle des uvclngcfchränkten U-Boot-Krieges nicht sticht, u u d j i e w i r d u I ch t st e ch e o. so sind wir verloren, sind wir aus Jahrhunderte verloren." So Helfferich während des Krieges. Und nach dem Kriegs hat«r sich bemüht, die furchtbaren Folgen des Kriegsoerlustes infolge des Unterscoboottncges auf die Schullern der Sozialdemo- lrati» zu wälzen. Trotz seiner klaren Einsicht, daß Deutschland nach dcm Kriegvvcrlust lang- und schwer, ja jahrhundertelang zu leiden haben werde, hat er die Männer und Parteien beschimpft, die die deutsche Politik entschlossen aus diese Lage einstellten. Wußte er selbst einen rasch zum Ziele der Befreiung führenden politischen Ausweg zu zeigen, war er sich klar über die Folgen der von ihm gesordcrten Katastrophenpolitik? Darüber unterrichtet eine Episode aus dem Auswärtigen A u s s ch u h, die der Genosse Stampfer am 22. Juni im Reichstage schilderte: »Ich will also auf gewisse Vorgänge in der oereinigten Sitzung des 7. Ausschusses und des S. Ausschusses zu sprechen kommen. Wir sprachen in dieser Sitzung, wie gesagt, über die uns auch jetzt be- fchästigenden Verträge und Herr Reichsminister Dr. R o t h e n a u erlaubt« sich, Herrn H>«lfferich darauf aufmerksam zu machen, welche Folgen die von ihm gewünschte Ablehnung der Ber- träge haben würde. Herr Dr. Rathenau wies vollkommen zutreffend darauf hin. daß das Fallen dieser Verträge gar nichts anderes be- deute, als da» Introsttretcn des nackten Londoner Finanzdiktat». und Herr Helfferich wurde gebeten, sich darüber zu äußern, wie er sich zu diesem Tatbestand stelle. Herr Helfferich ergriff das Wort und sprach, wie Sie sich denken können, sehr zung-ngelenkig, wie wir es ja stets an ihm gewöhnt sind. Als er aber durch Zurufe immer wieder genötigt wurde, auf die Frage des Ministers Dr. Rothenau, wie es denn mit dem Londoner Finanzdiktat stünde, einzugchen, da sagt er:„Ja. meine Herren, dobeiwürdenwirauchnicht stehenbleiben." Als Ich ihm dann zurief:„Und d a n n?', da drehte sich Herr Helfferich mir zu und sagte nichts weiter als die historischen Worte, die ich im stenographischen Protokoll des Reichstages für ewige Zeit festhallen und darum wörtlich wiederholen will:„Ja. dasandere wird sich dann eben entwickeln."(Lebhafte Rufe: Hört. hört! und Lachen links.— Gegenruf« von den Deutschnationalen. — Abg. Dr. Reichert: Nichts unterschlagen!) Herr Helfferich wird ja Gelegenheit haben, zu ergänzen.— Herr Helfferich sagte: .Da» andere wird sich eben entwickeln," weiter nichts, und dann setzte er sich." Damit hatte H e l s f e r i ch sich als Politiker selbst gekennzeichnet. Ohne Verantwortungsgefühl, ohne Rücksicht auf die Folgen steuerte seine Politik in die Katastrophe. Nicht nationale Befreiung, neue« nationales Unglück mußte ihr Ergebnis fein. Helfferich and Erzberger . Nach der Srmordnung Erzbergers wies die deuffchnotlonale Presse die moralische Schuld Helfferichs an dem Alten- tat zurück Dasselbe ManSver wiederholte sich nach dem tragischen Ende Rathenaus. Es verdient festgehalten zu werden, daß dieselbe Presse heute in den Nekrologen die unheilvolle und skrupellose persön- liche Hetze Helfferichs lobend hervorhebt. So heißt es in der »Kreuzzeitung ": „Noch in aller Gedächtnis ist lein erbitterter Kampf gegen einen der größten Schädlinge der Revolutionszeit: Matthias Erzberger. hicr zeigte sich heljferich in lelner ganzen Größe. Er stellte sctue Person in tert Kamps der Reinigung unseres stark angckränketten össenkllchea Lebens. Seine unerbittliche Logik und das stark belastende Material trieben den sonst so geschickten Erz- berzer in die Enge, so daß er als Geschlagener die Wahlstalt ver- lassen mußte. Don da ab war Helfserich ein populärer Mann."
das neue Schlagwort. Bon Otto Pottgießer. In der Untergrundbahn ist es erschreckend voll. Eln Herr mll außergewöhnlichem Umfang hat besonders unter unbehaglicher Be- drängnis zu leiden. Cr gehört zu den seltenen Fahrgästen, die den Bogen noch nicht weg haben und di« günstigeren Plätze noch nickst kennen, auf denen man zwar auch geque scht wird, aber doch wenig- stens seine Knöpfe an Hose und Mantel behält. Dieser Herr mit der roten Wrinnase und der geringen Erfahrung im Untergrundbahn-
fahren schimpfte:..... Sauwirtschaft--- schlimmer wie'n Viehiransport--- das ist nun die neue Organisation--- überhaupt: Organisation--- so'n Quatsch--- kein Wunder --— Na, der neue Reichstag..... 1* *
Menschenauflauf! Hundesänger haben ein Schoßhündchen ohne Maulkorb gesehen und gefangen. Unter den Angesammelten sind auch einige besonder» starte Hundeanhänger, die dle günstige Ge- legenheit benutzen, um über die blödsinnige Hundesperre zu wettern. Zum Schluß kommt dann:„Na——— wartet man I Der neue Reichstag!!" » Cmpfangsraum einer Redaktion. Der Sekretär ist demüht, den Besucher von der Unmvgllchkell seiner Zumutunzen, seine„No- velle" zu veröffentlichen, zu überzeugen. Der Belucher und gleich- zeitige Verfasser ist entrüstet ob solcher maßlosen Behandlung durch so'n gewöhnlichen SekretSr---!.... Frechheit--- so schützt Ihr geistige Kopfarbeiter--- die Bude muß Euch versiegelt werden--- na, wartet man——- der neue Reichstag!!!" m An einem Fernbahnhof. Sonnabendnachmittag vor dem Hauptetvgang stehen einige Trupp» Jugendliche in Wanderkluft. Jungen» und Mädels. Link» von mir kcmmen noch Hand in Hand «in Jungs und ein Mädel angeschnauft. Einfach. Sauber. Einer der Trupps winkt ihnen schon freudig zu. Scherzworte von wegen nicht ausgeschlafen und den Kamm nicht gesunden schallen en'gcgen. Rechts von mir zwei Damen erheblich älteren Jahrganges, die sicher- llch nicht nur von der Substanz leben. Die imitierten Blumenbeete auf ihren Köpfen lassen erkennen, daß es bald Frühling werden soll. Und trotzdem—---.... nun sehen Sie nur. Gnädigste, diese Jugend--- ist so was früher denkbar gewesen?—— Jungens und Mädels und kein einziger Erwachsener?-- Dle fahren nun heut schon los--- was machen die nur draußen, wenn sie so ganz ohne Aufsicht sind?—— Aber es ist ja kein Wunder—— die neue, verwahrloste, respek'los« Erziehung--- die sogenannte Freiheit, hinter der sich nur Unmoral und Unsitte versteckt--- kein« Religion--- aaach, wo werden wir nur noch hinkommen?"
Während sie dann ein Auw bestiegen, sagte die Begleiterin:.Lassen Sie nur, liebste Frau fg.—— der neue Reichstagüll * Ich.sitze In meinem bequemen Lederkludfessei vor meinem großen Diplomaten mit ollen Finessen und rauche eine große, dicke Zigarre. Durch das offene Fenster meines im ersten S'ock gelegenen Arbeits- zimmers meiner Dreizehnzimmervilla mit Radioeinrichtung in Hmtata scheint die Sonne. Ich bin gerade dabei, an Stelle der allen nicht wahr zugkräftigen Dolchstoßlegende eine neue zu erfinden und habe mein« blau« Brill« in di« Höh« gerückt. Da steigt plötzlich zu meinem Schrecken ein Kerl durchs Fenster. Schieberin Ütz «, schwarzer Kragen, zerlumpte Kleidung. Ein Bekannter au» früheren Tagen. Dieser Eindringling kriegt mich kurzerhand bei der Gurgel und schreit:„Ick wer Dir lernen, dicke Zijarren zu roochen! Die Sachen ha'm uffjeheert!" Nam das Tintenfaß, goß mir den Inhalt übers Gesicht, bekleckerte mein schönes, neues, seidenes Oberhemd und rief:.Warte man. Exkolleje, der nete Ret ch stach l! l!!" Meine gute Frau fuhr mir mit einem nassen Lappen übers Gesicht und sagt«:.Ausstelzen--- stempeln gehn!l" Empört üb«? diese sachlich sowohl wie persönlich außergewöhnliche Besör- derung zum Wachzustand rief ich, sslbstoerständlich nur im Halb- schlaf:.Warte man, der neu«--* * Am Stammtisch des Restaurants.Zur deutschen Schnauz«". Um den Tisch zerhackte Gesicht«. Wchlgenährte und auch abgelebte Herren..Aeöh-- Schweine republik -- blödsinniger Achtstundentag-- pflaumenweich gehandhabter Beamte nobbau-- die roten Hunde sitzen alle noch an der Krippe-- dieses Pöbel --— Aber, meine Herren, warten Sie nur, der neu'« Reichstaglllü" Prost! Prost! Profil » Am Brandenburger Tor spazieren zwei Obdachlose. Ab«? nicht aus der Fröbclstraße, Sie hoben Is-Relsekoffer. Die llnterhal'ung geht um die Schlußfolgerungen«ine» bekannten Münchener Pro- zessez und darüber, ob es sich lohne, bi» zum Zusammentritt des nenen Reichstages noch nach Hause zu fahren. Man kann doch nicht wissen, ob nicht inzwischen ncch moralisch marschiert und dann vorneweg eln Schild getrogen wird:.Hier kommt der neu« R« ich»'tag l l l" « Denkt schon setztan den 4. Malt Sorgt dafür, daß aus dem Schlagwort der Kampfruf werde:.Der neu« Reichstag — unser Re'lchstag!"_ Serliner Naturschutz. Die schöne Jahreszeit, die sich nur ividersfebend einstellt, lockt doch unwiderstehlich üs Frei-?, und besonders der in der Sleinwüste ein- qekerkerte Großstädter sucht nach Erholung in der freien Natur. Freilich ist es nur spärliches Grün, das sich ihm in der nächsten
Umgebung darbietet, und der Unverstand der vielen Ausflügler trägt nicht selten dazu bei. die karge Natur im Umkrei» der Großstädte noch zu verunstalten. Die vielen Frühstück» papiere, die nach einem Sonntag den Grunewald bedecken, sind dafür ein kleines Zeichen. Für Berlin hat der„Zweckrerband Groß-Derlms" vom Staat für 10 Millionen Mark 10 000 Morgen Wald erworben, um sie zu er- hellen, und durch d!e GemeindeVe.ldunqen ist de: städii'ch« Waldbesitz jetzt doppelt so groß. Durch da» Gesetz von 1922. da» im preußischen Wohlfahrtsministerium ausgearbeitet wurde, ist dem Magistrat Berlins die Handhabe gegeben, die schützende Hand aus sämtliche Waldungen innerhalb der Grenzen der aesamten Stadt zu legen. Aber trotzdem bleibt dem Berliner Naturschutz noch viel zu tun, wie F. Klose in der Zeltschrift„Naturschutz" ausführt. Der größte Feind der Grünflächen ist die Siedlung, und so not- wendig diese ist. so sollte sie uns doch den Bestand der lebensnatwcn- digen Grünflächen unarvetestet lassen. Es soll nun demnächst ein amtliches„Grünflächsn-Verzeichnis" für den tz-Kilometer-Gürtel um Groß-Berlin veröffentllcht werden, mit dessen Hille es leichter möglich sein wird, des Grün zu schützen. Abcr nicht nur die Siedlungen, sondern auch die Bevölkerung selbst schädigt die Natur. Auch wenn man davon absieht, daß weit über 1000 Morgen Daucrland infolge sahrlässizer Brandstmunt�n in den letzten Jabvm neu aufg?f"ftet werden mußten und der Wildbestand durch das Wildern außer- ordentlich gelitten bat, so spielen doch die Spaziergänger und Aus- flügler den Grünflächen übel mit. ..An schönen Sommcrw-en zählt der Grunwcaüd well über 120 000 Belucher", sagt der Veifass-r.„Neun der"P vorzugsweise Frauen und Kinder, sind von grotesker Verständnis- losiol it m bezua a>-f das Bl irenp'lücken. W"s da an Ge' ig herunteraerissen wird, wie ungeheuerlich verarmt die Bodenflera jener„Wälder" ist. davon ist es schwer, eine anschauliche Schilderung zu entwerfen. Unbeschädigte Weiden sind auf Meilen nicht mehr zu finden, e, sei denn, daß Ihre Zwelge weit«--m Erdboden entfernt sind. Auch die Tierwell wird durch solchen Masienbcsuch selbstoer. ständlich beeinträchtigt, zudem sorgt eine belondcre Sorte von Natur- freunden dafür, alle seltenen Formen von Kä'ern und Schmeticr- linaen auszurrtten. die etwa v-'ch r-'ri'an�n lind, Saubere Arbeit leisten auch die Zictzen. die börarimsten Forstschädlinge." Die Holziuchcr und die„Vaumschinder", die die Rind« abhauen, machen aus den Wäldern um Berlin eine Karikatur de« Waldes. Do» Berliner Polizeipräsidium hat aus diesem Grunde vor kurzem eine Naturschutzverordnung erlassen, die fast olle Tiere und Pflanzen unter Schutz stellt und all« Handlungen rerbietet. di« den Wald in seiner Eigenschaft als Erholungzstätte beeinträchtigen. Unser neuer Roman. Der Roman„Dle Flüchtlinge", dessen Abdruck beut« beginnt, ist ein Werk des sinnlsch'n Dichter« Johanne» üinnankosti. Er fü'r' uns in dl« Heimat des Verfassers, und zwar in bäuerische Äreile. Aus der eigenar üen Mentalität dieser Kreise, aus dem Ei�ntumsfauatism"» und K'-'V-i- stolz, erwachsen die kennzeichnenden Züge der Charaktere. A'll d-m Ebaraktenon und d m Milieu baut sich mit zwingender Logik ei-« reich bewegte und lvannent« äußere Hand'ung aus. denen trogilck'« Muckh in ibrer vollen Auswirkuno schließlich gelähmt wird durch «m fatalistisches Sicheraeben ins Schickaß das ebenfalls für die Bauernseele in hohem Maße charakteristisch ist.