Sir. 194 41. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Von der Mode und ihren Kleinigkeiten.
Frauen, die über zu viel Zeit verfügen, und Frauen, die durch irgendeine extravagante Umwandung ihres Körpers ihre Persönlichkeit in das richtige Licht sehen wollen, sind meistens die Schöpfer der Mode. Ihre Ideen werden in den vornehmen Ateliers in Stoff und Seide verarbeitet, ihr Geschmad veranlaßt Künstler, sich in Farbensinfonien oder Disharmonien auszuleben. Was die ganz Großen im Reiche der Mode heute tragen, trägt morgen eine fleine Oberschicht und übermorgen tragen es alle. Ja, die Frauen, die fertige Konfettion taufen, müssen sehr aft diese oder jene Sache nehmen, da die Geschäfte doch nur moderne Kleider" führen. Bedauerlich aber ist es, daß ein Umschlagen in der Damenmode, sei es beispielsmeise das plötzliche Unmodernwerden irgendeiner Garnitur( Treffen, Soutache, bezogene Knöpfe usw.), die Nichtbeachtung von Spitzen oder die Ablehnung jeglicher Stickerei, Millionen fleißiger Hände arbeitslos machen kann.
Das Zebra als Vorbild.
Das Streifenmuster, uns schon seit langem gut befannt, verschwindet auch jetzt nicht von der Bildfläche. Mit Geschmad zur Anwendung gebracht, verleiht es der Trägerin, nur durch sich selbst, die gewünschte Linie, ohne daß es einen Auspuh verlangt. Da hat man in großen Streifen vielleicht schwarz mit braun, schwarz mit lila oder schwarz mit grau, Muster, die sogar ältere Frauen fleiden, oder man bevorzugt, womöglich auf dunkelblauem Grunde, den fleinen roten Streifen, falls man es nicht vorzieht, mehrere ver. schiedenfarbige Streifen zusammenzusehen. Dabei fann sowohl der Grund hell sein und durch dunkle Streifen abgedämpft werden, ebenso wie ein dunkler Grund durch helle Streifen farbig gehoben werden kann. Ebenso belebt man große dunkle Streifen, indem man fleine, andersfarbige neben ihnen laufen läßt. Das Streifenmuster erfordert, genau wie das große Blumenmuster, von der Schneiderin ein geschicktes Zuschneiden. Die kleinste Unregelmäßigfeit im Schnitt macht sich störend bemerkbar. Da zum Frühling ein startes Hinneigen zur Schwarzweiß- Mode zu verspüren ist, werden wir aller Boraussicht nach mit einer Verpflanzung der Zebras unter den nördlichen Himmelsstrich zu rechnen haben. Während man das Streifenmuster ganz auf die Stoffwirkung einstellt, wird das einfarbige Kleid zuweilen reich ausgeputzt. Hauptfächlich benutzt man die Stiderei und zwar so ausgiebig, daß manche Kleider mit geffidten Garnituren über und über besät find und tatsächlich zu einem eingehenden Studium auffordern. Man gewahrt in Platt oder Stielstich gestickte Bambushütten. eigenartige Boote oder abfonderliche Schriftzeichen, alles Dinge, die Völkern nichteuropäischer Kultur entlehnt find. Da das Erotische offenbar Trumpf ist, nennt man das tiefgegürtete Kleid mit bunter Taille und einfarbigem Rod das Tut- anch- Amon- Modell. Es hat mit dem toten ägyptischen König ganz bestimmt nicht das geringste zu tun, aber auf die eine oder die andere Modeschöne wird der Name allein schon den nötigen Eindrud machen. Wollstiderei fieht man ver. schiedentlich als ziemlich breites Gurtband oder Halsausschnittgarnitur an einfachen Kleidern. Ebenso werden Mantelmanschetten und Mantelfragen bestidt, während etliche Tuchmäntel sogar ein regelrechtes gestictes Stilleben find. So erblickt man große Blumen, die Blätter zweifarbig schattiert, mit ausgeftidtem Kelch und feinen S'aubrefäßen. Nebst den Tuchmänten sieht man Donegal, Cover coat, Rips und Lederol, einer Art Lederersah. Unter den Mantelgarnituren gibt es außer der Stiderei Volants und Plissees. Zu erwähnen ist der seitlich angebrachte Schluß, der aus einer fesch gebundenen Schleife besteht. Meltere Frauen bevorzugen jedoch den soliden Gürtel. Das Jadeft ist gänzlich verschwunden. Heutzutage fennt man nur die Strickjacke und das Jadett als solches, vollkommen gleich ob Tailormade, ob furze oder lange Form, hat einzig und allein als Rostümjade Geltung.
Das Apachen- Muster.
Leuten, denen es sehr wohl ergeht, haben oft ein merkwürdiges Intereffe für wirtschaftlich verfunkene Schichten. So trägt man, das ist in diesem Falle die Dame von Welt, heute das Apachentuch. Es wird einfach um den Hals gefnotet und hängt feß. fo sagt der Berliner, in zwei gleichen Enden herab. Selbst an Kleidern findet es wiederholt als oft sehr fleidfame, im Farbenton abstechende Halsgarnitur Berwendung und an den billigen Blusen wird es befcheis dener Weise durch einen bunten Lappen ersetzt oder angedeutet, wie
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1.
Juha Uutela, der Bitmann, saß an seinem Tisch und tat die letzten Striche mit dem Rasiermesser.
Er legte das Messer beiseite und fah in den Spiegel. Ein stilles Leuchten breitete sich über seine Züge.
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Wie man doch jünger wird, wenn der Bart unterm Rinn weggenommen ist!" sagte er in Gedanken. Ich erkenne mich taum wieder."
Er blieb noch fizzen und sah sich an.
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Falten? Na, das sind doch keine Altersfalten", dachte er wieder und strich dabei mit dem Finger über die von der Nafenwurzel ausgehenden Linien, wie um sie wegzureiben. Jetzt merft man taum mehr etwas davon."
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Dann stand er auf sein Mund lächelte, und die kleinen flugen Augen strahlten unter der breiten Stirn und den langen freundlichen Stirnfalten.
Er wusch sich das Geficht ab und stellte das Rafierzeug in einen fleinen Wandfchrant.
t?" lächelte er, indem er sich das dicht dunkelbraune, im Maden gerade abgeschnittene haar fämmte.„ Solch ein Mann wird ia gar nicht alt!"
Bei diesem Gedenten tam er sich gerade und spannträftig Dor wie ein junger Bursch.
Aber er begnügte sich nicht mit dem bloken Gefühl, er moffte auch fehen. Darum ging er durch die offene Rwischentir in die Kammer und stellte den dort auf der Kommode fichenden Drehspiegel in geeigneter Weise schräg- um auch feine Schultern sehen zu fönnen
Sein furzer, gedrungener rper war wirklich noch gerade Im Nacken lief zwar eine ziemlich tiefe Altersfurche hin, und auf den fno big dürren Stern ruhte die Last der Jahre aber davon bemerkte er feftift nichts.
le aft meg mich mohl ein Trember fhäßen?" lächelte er. rieden mit dem, mas er gefehen, während er mit furzen Altmänner britten in die Stube zurüidging.
Er ging nach hinten und begann durch das Fenster in die vom Schnee befreite graue Frühlings andschaft zu schauen. Da erst erinnerte er fich, worauf eigentlich das Bartscheren und auch all das andere beruhte.
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man's nennen will. Die Frau, die etwas auf sich hält", trägt zum Apachentuch auch die Apachenfrisur. Und dieser Bubenkopf, bis vor kurzem hieß er Bolschewiſtenfrisur, macht einen sehr natürlichen EinDruck, wenn der Friseur ihn täglich zweimal behandelt. In Paris trägt jede Dame die gleiche Frisur, in Berlin scheint's auch nachgerade Mode zu werden. Bohin man blickt: die Seitenlocken. Sie find meistens Ersatz und werden an einem sichtbar getragenen Reifen, dem fogenannten Bubireifen, befestigt. Ferner fommt der Bandpuh in Aufnahme und hin und wieder verdedt ein breites Band die Stirn vollständig. Damit aber die Haartracht das Ihre zur allgemeinen Farbenfreudigkeit beiträgt, färbt man die Haare rot, im möglichst weichen, warmen Ton. Farbenfroh sind auch die Schirme. Die Bezüge präsentieren sich in allen möglichen lichten und grellen Tönen bei deutlicher Ablehrung der schwarzen Farbe.
Oft ist die Kante des Bezuges so gewebt, daß sie start hervortritt. Der Auslauf der Stangen wird farbig gestaltet, vornenhmlich in Koralle oder Elfenbeinersah. Der Schirmgriff hat entweder diefelbe Farbe bei gleichem Material oder er steht zu ihm in einem nahezu derben Kontrast. Die Klumpen, die man früher als Schirm griffe bezeichnete, bilden sich sichtlich zurück. Einst hatten sie die Größe von Kindstöpfen, jezt haben sie nur noch den Umfang von zwei ausgewachsenen Wallnüssen. Weil alles nach einem farbigen Einschlag strebt, wollen die Schuhe auch nicht leer ausgehen. Darum weisen sie teilweise die luftigsten Farben auf Gei es lila, knallroter und grasgrüner Stoff mit Lac oder handele es sich um schwarze Schuhe mit goldenen Bemalungen. Alles Kostbarkeiten, die nur für einen fleinen Kreis bestimmt sind. Ob der teuere Schuh nun gerade bequem ist, das steht auf einem anderen Blatt. Im Schau: fensterglanz macht er sich ganz nett, aber im nüchternen Alltagslicht fieht er aus, als fei er über und über mit Flecken bedeckt. Die buntesten Wiesen- und Zierblumen wachsen aber nicht nur auf Schuhen, sondern auch auf Schürzen. Dabei sei sogleich ver: raten, daß die Jumperschürzen jetzt das modernste sind; sie machen den Dirndlschürzen erfolgreiche Konkurrenz An den bunten Kleider: schürzen, die im Schnitt und in der Garnierung immer Schritt für Schritt mit der Mode gehen. bemerkt man Plissees. Bor geraumer Zeit wurde man an sie nur durch halboerloschene Ladenschi'der mit der Aufschrift Plisseebrennerei erinnert. Heutzutage sind wir Zeugen, mie fich in fleinen und feinsten Räumen Plissee: brennereien etablieren. So gibt es eben viele Erwerbsmöglichkeiten, die völlig von den Modeschwankungen abhängen.
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Die Geschäftsleute tun alles, um durch prächtige Schaufensterauslagen die Kaufluftigen zu reizen. Dabei geht der einzelne sehr verschieden vor, aber der Hauptstützpunkt ist stets die Farbe. Der eine wirkt durch die ruhige Gleichheit, der andere durch Kontraste. Farbenwogen unverarbeiteter Stoffe als prächtigste Ergänzung aller cusgestellten Kleidungsstücke und Wäschegegenstände sieht man z. B. bei Grünfeld, bei dem der bunte Blumenfranz Motiv und Symbol der Ausstellung ist.
Er versant so tief in diese Gedanken, daß er gar nicht bemerkte, wie die Tür der Stube leise geöffnet wurde. „ Guten Tag, Juha!" erklang eine bekannte Stimme an der Tür.
Uutela fuhr beinahe zusammen.
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,, Guten Tag, Schwester!" antwortete er mit dem Lächeln noch auf den Lippen und mit still trahlenden Augen. Die Schwester aber blieb an der Tür stehen und sah über rascht nach ihm.
" Nun, was denn?" wunderte sich Uutela, obwohl er angesichts der lleberraschung seiner Schwester immer wieder lächeln mußte.
Freitag, 25. April 1924
Das teure Theater.
Man schreibt uns:
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Berlin hat die teuersten Theaterpreise. Das Publikum nimmt das schweigend hin oder aber es pertröstet sich mit den Boltsbühnen und den sonstigen Vereinsermäßigungen. Dazu wäre endlich einmal etwas zu sagen: Erstens ist es gar nicht der ursprüngliche und alleinige Sinn der Volksbühne, billig Theater zu machen", zweitens ist es notwendig zu erkennen, daß der Bezieher von Vereinsermäßi gung die verkörperte Hilflosigkeit unserer Theaterfinanziers darftell, daß er also geradezu Zeigefinger auf die Unhaltbarkeit der gegenwärtigen Zustände ist. Man fagt:„ Die Berliner Theater lind oft nur halb gefüllt es müssen also hohe Eintrittspreise genommen werden, um die Sache irgendwie rentabel zu machen." Das ist genau dieselbe Tattit, die auch unsere Eisenbahn einschlägt.( Und dabei liest nun schon jeder Backfisch Henry Fjord: hohe Leiſtung, billige Breife gibt hohe Kauftraf.) In Hannover fißt man für 4 und 6 Mart im Parkett wiewohl auch diese Preise für die meisten unerschwinglich sind hier fall man 15 und 20 Mart zahlen. Manches ist aber ganz unverständlich. Bie will man etwa begründen, daß im Großen Schauspielhaus der 3. Ring auf dem man taum etwas versteht und wenn man Pech hat, auch nichts sieht 3 Mart kostet, während für den Galerieplak im„ Deutfchen Theater" man nur 1,50 Mart zahlt? Im Staatlichen Schauspielhaus zahlt man für die numerierte Galerie, die wegen des vorzüglichen Baues einen sehr guten Plah darstellt, ein schließlich Garderobe 2,50 Mart. Ueberhaupt die Garderobe. Dafür werden in einigen Theatern geradezu unverständliche Breife genommen. Im Großen Schauspielhaus, das für breitere Massen in Frage kommt, verlangt man für die Garderobe nicht weniger als 70 Pfennig. Dafür bekommt man ein Pfund Fleisch. Am ersten und zweiten Feiertag war das Große Schauspielhaus ausverkauft. An diefen beiden Tagen faßen 10 000 Menschen im Zirkusbau. Das gibt für die Garderobe eine Einnahme Don 7000 Mart. Ein Angestellter des Hauses erklärte, die Gebühr für die Kleiderablage müsse so hoch sein da davon die Hei zung bestritten werden müsse". Er wurde auf die hohen Einnahmen an ausverkauften Tagen verwiesen. Und nun schloß sich der Kreis abermals; denn die erwartete Antwort lautete: An vielen Tagen ist das Haus nur halb gefüllt." Auch die Theaterdirektoren scheinen wie die meisten Geschäftsleute noch immer dem im Kriege eingeführten, jetzt aber geradezu verderblichen Grundfah zu huldigen: Hohe Preise, tleiner umfaß. großer Rußen.
Bunner!
Unser täglich Brot gib uns heute..."
Unter dem Borsiz des Landgerichtsrats Hartung sprach gestern zum ersten Male das Potsdamer Schöffengericht in einem Aufruhrprozeß Recht. Sieben Potsdamer Arbeiter waren angeflagt, sich am 25. Oftober v. J. des Verbrechens aus§ 124 in Tateinheit mit§ 253 schuldig gemacht zu haben.
Immer greifbarer huschte das Hungergespenst im Oftober dunkler wurden seine Schatten. Hunderte von hungernden Menschen, Dorigen Jahres durch die Straßen von Potsdam , und immer darunter viele Arbeitslose, standen am 25. Oktober im Hof des tation, die beim Magistrat nach Brotverteilung vorstellig geworden Stadtschlosses und warteten auf das Ergebnis einer Depu mar. Abgelehnt! Ein Murren ging durch die Menge. Aus dem Murren wurde ein Rufen, ein Schrei nach Brot. Wir haben Hunger! Gebt uns Brot! riefen die Menschen. Alles blieb still. Hunger trieb die Angeklagten in die Läden. Die als Zeugen geUnd in den Bäckerläden da lagen verlockend die Laibe Brot. Der Hunger trieb die Angeklagten in die Läden. Die als Zeugen geladenen Bäckermeister stillten den Hunger, gaben 20, 30, ja 80 Brote her. Jedes Brot wurde in drei Teile geteilt. Als der Hunger gestillt war, wurde die Menge auch stiller. meinten die 19d Zeugen. Wie Peitschenhiebe fielen da plößlich die Worte des Staatsanwalts in dieses Hungerfapitel:„ Ich habe damals an den fraglichen Tagen selber beobachtet, daß die Eindringlinge Zigaretten im Munde hatten. Da kann der Hunger doch nicht so groß gewesen sein. Ich bin bereit, mich als Zeuge vernehmen zu lassen." Die Bäckermeister, vom Borsigenden darüber befragt, ob sie Zigaretten bei der Menge beobachtet hätten, tonnten sich darauf nicht befinnen. ( Bielleicht, Herr Staatsanwalt, rauchten die Hungernden Zigaretten, Der Antrag erging wegen Aufruhr in Tateinheit mit Erpressung auf die Uebersättigte nur halb aufgeraucht auf die Gasse geworfen hatten.) 6 Monate Gefängnis. Die Berurteilung erfolgte aber nur bei den Angeklagten wegen Erpressung, und das Urteil lautete bei jedem auf 6 Wochen Gefängnis. Zwei Angeklagte wurden freige sprochen. Eine Bewährungsfrist behielt sich das Gericht vor.
,, Und hättest's auch nicht gehofft- nicht wahr?" fragte Uutela ein wenig spiz. Aber es reute ihn sofort, und er fuhr brüderlich fort:
" Ich habe es mir ja auch selber überlegt. Es ist allerdings schade, daß dies eine Fremde erben soll, da zwischen
uns
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,, Behüte!" rief die Schwester aus." Daß du von so etwas 44 aber. anfängst. Ich habe übergenug zum Leben Sie brach unsicher ab und sah wieder dem Bruder ins Gesicht. „ Was, aber?"
"
Wo du schon so alt bist," sagte die Schwester leise, durch das Lächeln ihres Bruders ermutigt.
,, Alt?" lächelte Uutela. Hast du nicht eben das Gegenteil gefagt?"
Du siehst ja aus, wie... wie wenn du dich verheiraten mollteft!", lachte fie, ihm fröhlich die Hand drückend. ,, Scheint's dir fo?" lächelte Uutela. Was würdest du Nicht wegen des Aeußeren. Aber wenn man schon fast denn sagen, wenn ich mich verheiraten wollte?" ein Siebziger ist. Und wenn man fünfundpierzig Jahre verWirklich wahr?" begann die Schwester hastig. Haft heiratet gewefen ist, dann.. du mich denn deshalb gerufen?" Aber wer von uns
" Nun, nun!" beruhigte Uutela.
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beiden foll denn jetzt den Kaffee kochen?" lenkte er scherzend ab.„ Es ist noch Feuer im Herd."
„ Nun, dann ich doch wohl". erwiderte die Schwester heiter und machte fich fofort ons werf.
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Uutela holte feinerfeits of herbei und fekte sich dann auf die Wandbant, um nach Neuigkei'en zu fragen auf den Lippen immer noch das Lächeln und in den tiefliegenden Augen das ftille Strahlen.
Der hat doch etwas," dachte die Schwester, indem sie dann und wann feine Rüge musterte.
„ Ich tomme ja gar nicht aus dem Verwundern," begann fie auf Umwegen. Daß du dir auch noch den Bart abgenommen haft.
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„ Ach, die Winterzotteln!" lacht Uutela, ihr scherzhaft zublin end.
Das hat doch wohl aber sicher einen 3wed?" forschte die Schwefter nun mutiger.
Uutela sah seine Schmefter lange mit dem geheimnis nellen Läbeln auf feinen Rügen an. Dann sagte er mit ge dämpfter. faft zärtlider S'imme:
Ja, Karoliina, es ist in wohl fo, daß ich im Ernst daran gedacht hebe, mich zu verheiraten."
Der Schmelter wäre beinah der Deckel des Kaffeeteffels aus der Hond gefallen.
Das hätte ich nicht geglaubt!" entfuhr es ihr.
" Dann genügt's, was?" lächelte llutela absichtlich zweideutig. Aber es reute ihn wieder sofort, daß er sich zu dem für einen alten Mann unpassenden Scherz hatte hinreißen lassen, und er fuhr ernst fort:
,, Wer kennt denn die Bedürfnisse des anderen, Bedürf niffe gibt es mancherlei. Und wenn ich nun ein folches hätte, obwohl du es nicht fennit?"
Ich fenn's ja auch nicht. Ich dachte mur, es müßte dir nun wohl sein, nachdem du dein Gehöft verkauft hat und hier deine alten Tage zubringen fannst. Geld i't da und was man sonst braucht, du hast alles, was du gewollt haft." Untelas kleine Augen blikten auf.
,, Wenn ich aber doch nicht alles hätte, was ich gewollt habe? Wenn noch eins fehlte?"
Die Schmester sah ihn überrascht an. Sie hatte, nie die Augen ihres Bruders so lodern und seine Stimme so tief aus der Brust grollen hören.
" Du schein't von all diesen Dingen nichts zu verstehen," fuhr er fort. indem er aufstand und dicht an seine Schwefter herontrat. Dann fah er ihr in die Augen und fragte ver traulich leise:
" Hast du denn geglaubt, daß die felige Maiia und die Rätnere Lumikangas das erste gewesen sind, worauf ich mein Blicke neheftet habe?"
,, Das habe ich freilich..."
( Fortsegung folgt.)