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lichkeit. Die Entwicklung der Kultur erscheint ihm durch solche Egalisierung gefährdet. Mit diesen Annahmen verfennt er indessen das Ziel des Sozialismus. Er will Förderung der Kultur, er will bis jetzt durch die einseitige Kapitalverlagerung gebundene Kulturkräfte frei machen. Der Gedanke der Egali fierung ist immer das Produkt beschränkter Köpfe gewesen. Der Sozialismus weiß, daß Schichtungen in der menschlichen Gesellschaft nicht schlechthin aufhebbar sind. Deshalb bebeutet Klaffenkampf auch nicht Kampf gegen jede Schichtung mit dem Ziel eines Egalisierens, einer öden Gleichmacherei, sondern nur Beseitigung der gegenwärtigen Klassenbildung, die darauf beruht, daß ganz wenige im Besiz übermäßiger Mengen von Produktionsmitteln sich befinden und die anderen von ihnen abhängig find. Wenn diese Schichtung erst von einer solchen der geistigen Leistung abgelöst sein wird, wie es der Sozialis mus anstrebt, dann erst wird die Persönlichkeit wahr

haft zu ihrem Rechte kommen.

Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es der Mitarbeit aller geistigen Kräfte. Denn der Sozialismus ist eine geistige Angelegenheit, eine Sache der Idee. Mit Das was man schlechthin, meist unverstanden, Marrismus nennt, ist nur eine sozialökonomische Lehre, vom Weg, den die Gesellschaft auf dem Wege zum Sozialismus hin ein schlagen wird. Diese Lehre, ihrem Wesen nach wiederum etwas Geistiges, betrachtet auch die Idee als die Triebfraft alles geschichtlichen Geschehens, die nur an den äußeren Be gebenheiten ihr Korrektiv und die Grenze der Möglichkeit ihres Wirkens findet.

Materialismus im philosophischen Sinne hat er nichts zu tun.

Wenn man das begriffen hat, ergibt sich auch ohne wei­teres, daß die religiösen Bedenken, die gerade von den An­gehörigen geistiger Berufe gegen die Zugehörigkeit zur Sozial demokratie gehegt werden, gegenstandslos find. Die Sozial­demokratie ist ihrer Lehre nach feineswegs antireligiös. Der Sozialdemokrat hat fein anderes Verhältnis zur Religion mie der Angehörige jeder anderen Partei auch. Daß der Sozialdemokratie als Partet die Verbindung mit der Kirche fehlt, ist nicht aus ihrem Wesen Erklärbares, vielmehr ledig. lich aus der Stellung der Kirche im alten Obrigkeitsstaat.

Die Sozialdemokratie ist die Kulturpartei des arbeitenden Menschen überhaupt. Das tritt im Alltagstampf, wo es ge= rade im Augenblick fast nur um nackte Intereffen geht, in den Hintergrund, wird aber in den kommenden Jahren um so deutlicher sichtbar werden. Denn die Sozialdemokratie ist nicht, wie es ihre Gegner gerne wahr haben möchten, eine abgetane Partei, deshalb vor allem nicht, weil sie eine Idee hat, die ungebrochen ist. Ihr wird die Zukunft auch deshalb gehören, weil sie auf den Tatsachen aufbaut. Zu diesen ist auch das zu rechnen, daß der Beamte heute ein­gereiht ist, zwar nicht durch seinen Willen, aber durch die Tatsächlichkeit der Lebensverhältniffe, in die große Kampf front der auf Fortschritt zielenden Arbeit gegenüber dem sozial reaktionären Kapital. Man tann diesen Kampf Klassenkampf nennen. Der Name tut nichts zur Sache. Wesentlich ist auch hier wieder nur die Tatsächlichkeit des Ringens der großen Wirtschaftsmächte im Staat, in dem jedem Staatsbürger zwangsläufig feine Stelle angewiesen ist. Darüber kommen auch jene nicht hinweg, die behaupten, Klassentampf sei eine fünstlich von der Sozialdemokratie in das Bewußtsein der Massen gehämmerte Konstruktion des gesellschaftlichen Lebens. Denn die natürliche Gegenfäßlichfeit der großen Produktionsfaktoren Rapital und Arbeit ist nun ein­mal gegeben, und Klassenkampf ist nur der begriffliche Aus­druck für die Spannungen, die fich auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet daraus ergeben und die Entwicklung tragen. In diesem Kampf um eine Neugestaltung unseres gefell­schaftlichen Lebens, deffen einzelne Phasen wir noch nicht zu überblicken vermögen, in dem wir nur die nächste, die Demo fratisierung der Wirtschaft sehen, sicher nicht die legte Berstufe zum Sozialismus steht das Beamtentum in einer Front mit allen abhängig Schaffen den. Indessen fällt ihm eine besondere Aufgabe zu: geistiger Bortrupp des arbeitenden Boltes zu sein, der vermittels der

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Vasantasena" in der Volksbühne. " Basantasena" ist nach den Angaben feines beutschen Bearbei­ters Lion Feuchtwanger das Schauspiel eines nicht genau festzustellenden indischen Dichters( er könnte Bhafa heißen), obwohl es der Prolog einem legendarischen König Sudraka zuschreibt. Es dürfte zwischen den Jahren 450 und 650 entstanden sein, also etwa ein Jahrtausend vor den Dramen Shakespeares worauf Feucht manger in seiner Vorrede nachdrücklich und mit dem leisen Triumph eines literarischen Pfadfinders und glücklichen Schahgräbers hin weist. Ein Teil der Hochachtung, die wir einerseits vor den Jahr hunderten, andererseits vor Indien empfinden, kommt dem Stüd zu gute. Wäre Lion Feuchtwanger sein Berfasser und nicht, sein euro päischer Mittler, wer weiß, ob die nörgelnde Stimme der Kritit nicht um jenes Gran Bosheit schärfer flänge, das man gern einem lebendigen Autor entgegensprigt. Vor einem toten, einem un bekannten und gar noch indischen Dichterwerf, das die Batina der respektablen Jahrtausende trägt, fenkt sich die referierende Feber; obwohl sie gerne bemerken würde, daß in diesem Stüid die Ereig niffe naiv durcheinanderlaufen, die Gestalten von unwahrschein lichem Edelmut triefen und andere von unmenschlicher Bosheit, ein grausamer König auf märchenhaft schnelle Weise erschlagen und von einem edlen Nachfolger ersetzt wird, Güte und Tugend Lohn, Nieder­tracht Strafe finden und indische Dichter und Lenker an idealer Ge­rechtigkeit faft mit der himmlischen Justiz konkurrieren. Aber das mag einmal wirklich so gewesen sein, da Basantasena" ja im alten Indien spielt und nicht etwa im neuen München . Der verarmte Raufmann Tscharudatta, der aus freigiebiger Güte arm geworden, rettet sowohl Basantasena, die schöne Bajadere, vor den impertinenten Nachstellungen des feigen, füfternen und größenwahnsinnigen Königsschwagers, als auch den Hirten Arjata, der einmal einer Prophezeiung zufolge König werden soll, vor dem Tyrannen Balata. Der Königsschwager erwürgt infolge ver­schmähter Liebe Basantasena im Park und flagt, um seine Tat zu vertuschen, den edlen Kaufmann des Mordes an der Bajadere an. Zum Glück ist das Attentat nicht gelungen. Basantasena lebt. Gegen den Kaufmann verdichten sich die Indizien. Aber als er gerade auf dem Schafott steht, erscheint Basantasena. Gleichzeitig hat der Hirt Arjaka den Königsthron gewonnen. Was ist natürlicher, als daß er dem Kaufmann, der eben dem Tod entgangen ist, auch noch ein Bandgut schenkt, das diefer edle, mit seiner Bajadere vereint, bis an das selige Ende bewohnen wird!.

Ein Dieb ist edel und gibt, von Reue erfaßt, das Gestohlene der rechtmäßigen Befiherin Basantasena. Diese, noch edler, schenkt ihm dafür ihre Sklavin, die er liebt und mit dem Geraubten lostaufen dafür ihre Sklavin, die er liebt und mit dem Geraubten loskaufen wollte. Ein Henker hat das Brinzip, mit der Urteilsvollstreckung möglichst lange zu warten. Ein Knobe verschmäht das ersehnte Gold, weil die Geberin weint: Wenn die indische Welt wirklich so ist, wie sie der Autor hier schildert, dann können wir Europäer uns

bedeutsamen Stellung, die ihm im Staatsgangen zugewiefen| im übrigen vorgeschlagenen an fich berechtigten Forderungen ist, den Staat durchbringt mit dem Geiste des arbeitenden durchsetzen fann, ohne Frankreich einen neuen Vorwand zu Bolkes. Mit anderen Worten: der von Poincaré angestrebten Sabotage des Berichtes Sozialdemokratie zu bieten, müssen die Verhandlungen mit der Reparations­fommission zeigen. Hier liegt die schwerste Hemmung für die Durchsetzung von Einzelwünschen.

Beamtenschaft und

find durch eine Schidfalsgemeinschaft mit einander verbunden, auf einander angewies fen; je flarer und vorbehaltloser dies er. tannt wird, desto größer wird der Vorteil für die Gesamtheit des deutschen Boltes sein.

Wirtschaft und Reparationsfrage.

Die Kreditbeschaffung der Landwirtschaft. Eine Rede des Ernährungsministers.

haltung begünstigen, ohne zugleich den Reallohn gegen eine neue Minderung zu sichern. Interessant waren die Ausführungen Kariz zur Kreditfrage. Dazu führte er aus:

In Bremen hält der Deutsche Landwirtschaftsrat feit Freitag seine 53. Plenarverfammlung ab. Aus diesem Anlaß hielt der Reichsernährungsminister Graf Kanig eine Rede, in der Auch der Handelstag für Annahme. er fich die Klagen der Landwirtschaft über riedrige Preise für Ebenso wie der Reichsverband der deutschen Industrie Lebensmittel, über steuerliche Ueberlastung und wachsende Ber hat jetzt die Spikenorganisation der deutschen Handelskam- chuldung zu eigen machte und erneut für Schutzölle eintrat! Man will also unter allen Umständen die Verteuerung der Lebens mern, der Deutsche Industrie- und Handelstag, in einer Entschließung der Haltung der Regierung zum Gut: achten der internationalen Sachverständigen zugestimmt. Allerdings glaubte man, auf einige Vorbehalte nicht verzichten Nachdem die Golddiskontbank eingespielt sein wird, fönnen wir mit ziemlicher Sicherheit auf eine Erleichterung in der wei­zu können. Die Entschließung hat folgenden Wortlaut: Der Deutsche Industrie und Handestag erklärt, daß in bem teren Hergabe von Personaltrebiten feitens der Reichsbank rechnen. Gutachten der internationalen Sachverständigen über ble Deckung der Bis dahin ist die Reichsbank aus währungspolitischen Gründen deutschen Kriegslaften die ungeheuere Berarmung Deutschlands an leider nicht in der Lage, weitere Kredite zu geben. Der seiner Natur Land und Gut ebenso unterschäßt wie seine Leistungsfähigkeit er nach furzfristige Personalfredit als einziges Notventil kann aber heblich überschätzt wird. Gleichwohl ist er aber ebenso wie die auch niemals eine genügende Basis zur Behebung der Not der Land­Reichsregierung der Auffassung, daß eine grundsätzliche mit wirtschaft sein. Wir müssen deshalb mit allen Mitteln darauf hin­arbeit an ben Plänen des Gutachtens der interarbeiten, bie Ersetzung der kurzfristigen Bersonalkredite durch lang. nationalen Sachverständigentommiffion feitens Deutschlands eintreten muß.

Bei dieser genaueren Bearbeitung müssen, unbeschadet anderer noch zu äußernder Wünsche, folgende Forderungen durchgesezt werden:

1. daß eine militärische Befehung deutscher Gebiets­teile von der Annahme der Bedingungen des Gutachtens an nut noch innerhalb der Grenzen, innerhalb des Maßes und der Zeitdauer, wie solche im Bersailler Bertrage festgelegt find, stattfindet,

2. daß alsbald die volle wirtschaftliche Souve ränität des Deutschen Reiches in feinem ganzen Hoheits gebiet ungeschmälert in bezug auf Verfassung, Gefeßgebung und Verwaltung wiederhergestellt wird, insonderheit in bezug auf Zölle, Steuern, Berkehr, Währung, Rechtspflege, Freiheit von Berson und Eigentum, und daß die perhafteten und aus gewiesenen deutschen Staatsangehörigen alsbald die Frei­heit und die Genehmigung zur Rückkehr in die Heimat er halten,

friftige Realtrebite zu erträglichen Binsfäßen baldmöglichst zu erreichen. Da die landwirtschaftlichen Hypothekeninstitute vor der Hand ohne nennenswerte Barmittel sind, müssen wir uns, wenn wir meiter produktionsfähig bleiben wollen, wohl oder übel mit dem Gedanken vertraut machen, die Anfurbelung der Realkredite auch

durch

Aufnahme ausländischer Kapitalien

zum mindesten in Erwägung zu ziehen. Der inländische Anleihe markt ist nicht mehr aufnahmefähig für Pfandbriefe. Der private Geldgeber, der überhaupt noch Geld zu vergeben hat, gibt dieses lieber der Industrie, weil sie schnelleren Umfaß und beffere Garantie für hohe Berzinsung und baldige Rückzahlung bietet. Sofern eine erträgliche Einigung über das Sachverständigengutachten erzielt merden follte, womit dann eine politische und wirtschaftliche Ent­spannung eintreten dürfte, wird eine günstigere Atmosphäre für langfristige Auslandsdarlehen zu erwarten sein. Zu diesem Zwed ließe sich dann& B. denken, daß ein großes, der Landwirtschaft naheftehendes Bant- oder Kreditinstitut eine wertvolle Garanties bant darstellte. Da die Industrie schon längst mit ausländischer Krediten arbeitet, werden auch die Landwirte, nachdem der inlän­3. daß durch die noch zu vereinbarenden Ausführungsdische Kreditmarft versagt, in die Zwangslage verfeßt werden, nach bestimmungen zu dem Gutachten die Tätigkeit der vorgesehenen allen Hilfsmitteln zu greifen, die sich nur irgend zeigen. Banik be Rontrollinstanzen in einer Weise geregelt wird, welche ihre gründet weiter en befannten Standpunkt der Regierung zum Anwendung lediglich zum Zwecke der Bereitstellung wirt Sachverständigengutachten. schaftlicher Leistungen aus dem Bertrage ermöglicht, und daß bie Dorgeschlagene, äußerst ungünstige, für die Sicherheit der Kriegs laften feineswegs erforderliche Gestaltung der Eisenbahn. Derwaltung eine grundlegende Wandlung erfährt,

4. daß der Einfluß des Auslandes auf die geplante neue Goldbank, wie er in den Vorschlägen für die Zufarimen­fegung und Tätigkeit des Generalrats geplant ift, im Interesse der nationalen Würde unseres Boltes, wie im Intereffe der internatio­nalen Kreditwürdigkeit der Bant von Eingriffen in die Bermal tung grundsäglich ferngehalten und die Tätigkeit des Kommissars auf die Ueberwachung der Notenausgabe beschränkt

wird.

Diese Stellungnahme erfolgt in der Ueberzeugung, daß die un­vertüdbaren Gefeße des Wirtschaftslebens, denen lle Bölter unterliegen und deren Einfluß die Sachverständigenkommission im Gegensatz zu den früher uns auferlegten Diftaten anzuerkennen und zu berüdsichtigen bestrebt gewesen ist, letzten Endes in Zukunft das Höchstmaß der Leistungen bestimmen werden, welche das Deutsche Reich infolge des verlorenen Krieges ohne Beeinträchtigung feiner notwendigen Kulturaufgaben und der Freiheit feiner Bevölfe rung aufzubringen in der Lage sein wird."

Ein Teil der Vorbehalte erledigt sich dadurch, daß er in dem Bericht der Sachverständigen enthalten ist und daß er in dem Bericht der Sachverständigen enthalten ist und daß dieser ein unteilbares Ganze darstellt. Das gilt von den Vor­behalten über die wirtschaftliche Souveränität. Ob man die

gleich begraben laffen. Jedenfalls fehlt uns die hohe Kultur der Bajadere und die Kultur, die den Respekt vor der Bajadere gebiert. Uns fehlt die humane Harmonie, welche den Sklaven dem Herrn nähert, die Treue, die stärker ist, als der soziale Unterschied, die Musit, die indische Menschen durchströmt und das Land in ein un­vollkommenes Baradies wandelt, die duftende Metapher, die jeden Menschen zum Dichter macht. In jenem Indien tritt das Menschliche vor das Soziale. Bei uns Barbaren gibt es feine Kapitalisten, die aus Edelmut arm werden. Also tritt das Soziale vor das Menschliche, Unmenschliche. Es ist ein Verdienst der Boltsbühne, uns mit der unwahrscheinlichen, beneidenswerten Traumwelt, einem genialen alten Dichter, seinem sehr begabten Bearbeiter befannt­gemacht zu haben.

Dieses Stück soll mit der leichten Anmut, die den Märchen zu fommt, gespielt werden; im Helldunkel des Metaphysischen, aber des heiteren Metaphysischen. In der Vergegenwärtigung des Geschehens möchte man trotzdem das zarte antiquarische Aroma nicht missen. Der Blütenstaub indischer Jahrhunderte muß über der Handlung liegen wie über den Bärchen aus Taufend und einer Nacht. Schauspiel mit Mufit. Ein Teil der Bühne ragte in den Zuschauer Die Regie der Boltsbühne( Paul Hendels) verbrämte das raum hinein. Kostüme, Beleuchtung, Szenerie hatten den spielerisch märchenhaften Charakter. Aber dem Spiel felbft fehlte die innere märchenhaften Charakter. Aber dem Spiel felbft fehlte die innere Leichtigkeit. Es wurde zum Teil mit dem Ernst gespielt, ber etwa unserer Borstellung von dem tiefsinnigen Indien Tagores entsprechen würbe. Die sehr begabte Gertrud Rani hatte Innigkeit und Schwermut. Sie bedürfte eines anderen Regiffeurs, um die Aus. geglichenheit zwischen dem anmutigen Leichtfinn und der Lyrik der Bajadere zu finden. Karl Ludwig Achaz betonte mehr das majestatische Bathos in der Gestalt des verarmten Kaufmanns auf Roften der Heiterkeit dieser Gestalt. Leonhard Stetet hatte die dankbare Rolle dieses Stüdes: den grotesken faunhaften Königs fchwager. Stefel ließ sich stellenweise verführen, Gesten und Stimme zu übertreiben. Im zweiten Teil erst gelang ihm die faft vollendete Mäßigung. Bon den anderen zeichnete fich Julius Sachs durch deutliches Sprechen aus. Die übrigen beflamierten oder tranchierten Verse in Silben. Durch diese Sprachverwilderung ging manche leuchtende Weisheit des alten indischen Dichters verloren.-th.

Zur Psychologie der Eisenbahnunfälle.

Kahrs Amtsnachfolger.

München , 25. April. ( 85.) Von toohlinformierter Seite wird 5e­ftätigt, daß Kahr einen weiteren Erholungsurlaub angetreten hat, bon bem er nicht mehr auf seinen Bosten zurückkehren wird. Sein Rüdtritt wird damit definitiv werden, wenn auch ein Abschieds. gefuch noch nicht von ihm eingereicht worden ist. Als mutmaß lichen Nachfolger Sabrs nennt man in politischen Kreisen den jebigen Innenminister Dr. Schweher, von dem angenommen wird, daß er einem neuen Kabinett Knilling nicht mehr angehören wird. Die Entscheidung hierüber hängt selbstverständlich von dem defini tiven Ergebnis der Landtagswahlen und von der Regierungs bildung ab.

Ab Wünsche des völkischen Blocks".

München , 25. April. ( BS.) Eine Abordnung des Baltischen Blods" erschien, wie wir erfahren, gestern bei dem Bayerischen Minister des Innern, Dr. Scweyer, um ihm die Forderungen zu unterbreiten, die Verbote der nationaliozialistischen Arbeiter partei, des Böttischen Beobachters" und der Drganisationen Ober­land und Reichsfriegsflagge aufzubeben und die Verurteilter des Hitler- Broaches, foweit fie fich noch in Haft befinden, frei­aulaffen. aulaffen. Der Minifter beschränkte fich darauf, die Forderungen entgegenzunehmen und bedeutete der Abordnung, daß die Ent scheidung Sache bes Ministerrates fein werde.

Eisenbahntatastrophen. Zu diesem Ergebnis gelangte der amerifa nische Eisenbahningenieur Reyes, der sich wohl am eingehendsten mit der Psychologie der Eisenbahnunfälle beschäftigt hat. Gewiß liegt eine Fahrlässigkeit vor; sie ist eine Augenblicksschwäche des Gehirns, wie fie jeder im täglichen Leben an sich beobachten tann, wird gewöhnlich durch die Störung im Betriebe ausgelöst. Solange und dieses Versagen der Aufmerksamkeit oder des Gedächtnisses die Dinge von der Alltäglichkeit nicht abweichen, ist die Gefahr für Ratastrophen gering. Aber bei einer Abweichung von der Norm ist bei allen Beamten eine erhöhte Nervenanspannung notwendig. Dabei ist es belanglos, ob dieser ungewöhnliche Vorfall von einer Berspätung herkommt, von der Einschiebung eines Sonderzuges oder ob ein unerwartet andersstehendes Signal plößlich die Aufmerksam. feit des Beamten auf sich lenkt und damit auf Sekunden oder Minuten aus dem gewohnten Gedankengleis reißt.. Mit dieser " Unsicherheit des Menschengeistes" wird man immer rechnen müſſen, und alle Bestrebungen, die die Eisenbahnunfälle verhüten wollen, gehen darauf aus, möglichst viele mechanische Borrichtungen einzu­Schalten, die unabhängig von Menschen automatisch die begangenent Fehler verbeffern oder ihre Folgen aufheben. So hat man zu Weichen gegriffen, die nur einmal benugt werden fönnen und sich dann wie­anzufündigen, sondern die zugleich auch den Bua automatisch zum der automatisch schließen. Man hat Signale erfunden, die sich nicht darauf beschränken, dem Lokomotivführer die Sperrung einer Strede Stehen bringen, sobald das Signal auf gesperrte Fahrt" steht. Diese Bervollkommnung der Betriebssicherheit auf der Eisenbahn hat in den letzten Jahrzehnten gewaltige Fortschritte gemacht, und wenn sich auch leider die Katastrophen nie ganz vermeiden lassen, so find fie doch sehr viel geringer geworden. Intereſſant iſt z. B. die Berech nung, daß die Eisenbahn verhältnismäßig viel weniger Opfer fordert als die idyllische alte Bostkutsche. Die gemächlich durch das Land trabende Boftfutsche hat in der guten alten Zeit den Tod von zehn­mel mehr Reisenden verursacht als die moderne Eisenbahn, Die deutliche Abnahme, und zwar hat Deutschland lange Zeit den Rekord amtliche Statistik der Eisenbahnunfälle zeigt von Jahr zu Jahr eine der Betriebssicherheit gehalten, so daß hier die wenigsten Unfälle vortamen, während sich die meisten in Amerika ereigneten.

Battiffini- Gaffspiel. Eine Hochflut von Solisten. In Char­ lottenburg die Cahier und Baklanoff, in der Staatsoper Tauber, in der Boltsoper Battistini . Der Italiener ist die größte Attrattion, was schon aus der Autofülle hervorgeht und aus dem Umstand, daß jedes Bravourſtüd doppelt verlangt wird. Das Bublifum glaubt höchst italienisch zu sein, wenn es da capo" unb bis" ruft, auch mitten in die Orchesterabschlüsse hinein. Mir scheint da ein bißchen Raffletum mitzuflatschen; denn fchließlich, wofür be­bezahlt man soviel Geld? Battistini fingt aber vor einem Parkett von Künftlern und Sangesmeistern. Er singt den Renée in Berdis Mastenball" nicht mehr wie ein Jüngling, soweit Kraft, Fülle, Größe des Tons in Frage fommen. Durch die Bogen eines mächtigen Orchesters bringt sein Organ nicht hindurch; gewiß nicht in den tiefen Lagen. Aber das Wunder, biologisch und fünstlerisch, bleibt groß genug. Der Atem ist flingend geworden, auf ihm schwebt der Ton glanzpoll dahin. Keine Betlemmung, fein unebler Beitlang. Alles ist schön und weich gebettet, wundervoll ausgeglichen und

Das furchtbare Unglück auf der Gotthardbahn erhält seine fondere Note durch die romantische Alpengegend, in der es erfolgte. 3m übrigen aber ist es ein Eisenbahnunfall, wie sie leider immer wieder vorkommen. Der Grund für die Katastrophe lag wie bei den meisten Unfällen in einer Abweichung von dem gewöhnlichen den meisten Unfällen in einer Abweichung von dem gewöhnlichen Ablauf des Betriebes. Das gewöhnliche Gleichmaß war durch die Berspätung des Güterzuges gestört worden, der vor dem Bafeler Schnellzug läuft. Solche an und für sich harmlose Störungen find in ihren Auswirkungen in den meisten Fällen die Ursachen der