neuem Kriege kommt, der zur Zerreißung Deutschlands führen müßte. Die Durchführung einer gerechten Steuerpolitik liegt deshalb sowohl im nationalen Interesse, wie im Interesse der deutschen Arbeiterschaft. Das Gutachten der Sachverständigen gibt dem deutschen Volke noch einmal die Möglichkeit, im Innern den Kampf um eine gerechte Verteilung der unvermeid- baren Lasten auszunehmen. Die Sozialdemokratie wird diesen Kampf mit derselben Beharrlichkeit führen, die sie in den vergangenen vier Jahren gezeigt hat. Bon ihrer Stärke und von ihrem Einfluß im neuen Reichstag hängt es ab, ob auf dem Gebiete der Steuerpolitik die feste Grundlage für die Durchführung der ErMungspolitik im Innern geschaffen werden kann. Ihre Stärke und ihr Einfluß ist der beste Schutz gegen neue Inflation.__
General Lügenüorff! Ter»Vorwärts" hat den Dolchstoß geführt. In einer Versammlung in Bamberg erzählte neulich, völ- kischen Blättern zufolge, cherr Ludendorff , wie er im Herbst 1918 tapfer für die Fortsetzung des Widerstandes kämpfte, wie aber am 2V. Oktober die Widerstandskrast„vor einem Wort der Partei des Präsidenten Ebert zufammenbra�", das folgen- dermaßen lautete: Deutschland soll— das ist unser fester Wille als Sozialisten— seine Kriegsslagge für immer streichen, ohne sie dos ietztonal siegreich heimgebracht zu haben. Ludendorff verleumdet und er verleumdet bewußt. Er muß wissen, daß der„Vorwärts" für die national« Verteidi- gvng eingetreten war und daß er noch kurz zuvor angesichts der überstürzten Waffen still st andsbitte der OHL. den oft zitierten Satz geschrieben hatte:„W ehe dem Volk, das seine Waffen fünf Minuten zu früh an die W a n d st c l l t!" Er muß wissen, daß siä) dieser Satz gegen seine Absicht wandte, den Gegnern ohne vorherige Friedens- fühlmlgnahme durch eine Bitte um Waffenstillstand den mili- tcirischen Bankerott zu offenbaren. Der Artikel, aus dem Ludendorff jenen Satz zitiert, wurde geschrieben, als tatsächlich durch die Schuld der OHL. alles zu- fammengebrochen war. Er wandte sich an die ausländischen Sozialisten, die die Haltung des„Vorwärts" als„kriegs- patriotische angegriffen hatten, und fragte: War es wirklich ein solches verbrechen von uns, baß wir von Beginn he» Krieges an für die Verteidigung unseres Landes eintraten? Welche Gewähr konntet ihr ans dafür bieten, dag im Fall unseres Versagens nicht die Pläne der französischen veraichwngz. Politiker verwirklicht worden wären? Zum Schluß heißt es dann: Wir aber hierzulande wollen den Tatsachen ins Gesicht sehen. Wir stehen gegen eine gewalüge Uedermacht, diesen Krieg wer- den wir nicht gewinnen. Wir kämpfen keinen Augenblick länger als wir müssen, und wir kämpfen»«cht um den Sieg, sondern um einen Frieden, der nicht den Keim neuer Kriege in sich trägt. Deutschland soll— das ist unser fester Wille als Sozialisten— seine Kriegsslagge für immer streichen, ohne sie das letziemal siegreich heimgebracht zu haben. Das ist eine schwere moralische Belastungsprobe für jede» Volk, und jene, die sie bi» zur Unmöglichkeit des Gellogens steigern wollen, nehmen eine schwere Verantwortung auf sich. Wehrlos k-a n n kein Frieden uns machen, Sicherheit gibt auch dem Sieger nur ein Frieden, der alle eniwcnfnet und aus Feinden Freunde macht. Aber ein« Gefahr auch für ihn ist ein Frieden, in den ein Volk heimkehrt, um in der blutigen Geschichte der Ver- gangenheit zu lesen, daß di« Besiegten von heute die Sieger von morgen sind! Der Sinn ist vollkommen klar. Der Artikel war nichts anderes als eine Mahnung an das Ausland, die gegen Deutschland gerichteten Dernichtungspläne nicht zu ver- wirklichen. Er sagte vollkommen zutreffend voraus, daß ein Gewalt frieden keine Ruhe und keine Sicherheit vor neuen
Es wirb Frühling im Hof. Von(Erna Büjing. Der Frühling hält«s für sein gutes Recht, sich nicht nach dem Kalender zu richten. Pünktlich ist nicht einmal der Frühling draußen, der Bäume und Sträucher, Blumen und Wiesen mit seinem Besuch oeehrch und der Frühling im Hof ist noch säumiger. Dort brütet Tag für Tag d!« dumpfe Gleichmäßigkeit. Die schlechtverputzten Haussasscden bröckein ab. unter der Klopfftang« liegt beständig Schmutz, da die Teppichbesitzer sich nicht nach der Klopszeit richten, aus den fensterlosen Kellern riecht's nach erfrorenen Kartoffeln und übergärigem Sauerkohl und die Beweise für das gut« Ergehen der Leute aus dem Vorderhaus duften oft aus den Müllkästen. Draußen niag der Frühling mit jedem noch so alten knorrigen Straßenbaum schäkern, im Hof bleibt? seuchtkalt. Und dennoch wlrds langsam Frühling im Hof. Frau I., ein abgehärmtes Weib, aufgesogen von Arbeit und Sorgen, legt ihres Mannes gewaschenm Strohhut ins Fenster. Jedes Jahr, wenn der Saft in die Bäume steigt, wäscht sie ihn— aus Pflichtgefühl. Einst war er schneeglöckchenweiß, dann wurde er butterblumengelb und jetzt ist er braun wie Tabak. Heber ihm schaukeln, auf Bügel gehängt, zwei dünne Kinderkleider und Frau T.'s Bluse. Sie wurden schon zum drittenmal gefärbt. Dies- mal blau. Die lieben Mchbarn regen sich darüber auf. daß Frau I. und ihre Kinder immer dieselben Farben tragen und sagen:„Die Frau will sich absichtlich jung machen." Aber, grau T. ist viel zu müde, um wählerisch zu sein, wenn der Frühling kommt, färbt sie. aus' Pflichtgefühl und— ein Färbepukver reicht für alle«. Frau M., die spitz« Zunge, wagt sich wieder aus den Hos. Im Winter hat sie Rheumatismus, wovon die Zunge freilich ni« be- troffen wird. Die spitze Zunge, die sonst immer schinäht, ist heul« tobfreudig. Frau M. schnarrt wie ein Radio-Lautsprecher und er» zählt:„Eben Hab« ich an den Sohn des Handschuhhändlers, bei dem ich Aufwartestelle mache und der nur feine Kundschaft hat, «inen Brief nach der Post getragen. Ja, der Sohn macht seinen Doktor in München . O, dos ist ein schneidiger Bengel geworden. Er sagt selbst, es wird anders, bald wird wieder stramm gestanden. Er wird den Widerspenstigen schon die Fiötentön« beibringen. Ach. und ich bin so stolz auf den jungen Herrn, ich Hab ihn doch auf dem Arm getrogen." Der alte Schuhmacher hat heute das Fenster geöffnet, denn es ist draußen wärmer als drinnen. Mühselig und sorgfältig, so weit es seine zitterigen Hände und sein« schwachgewordenen Augen zu- lassen, besohlt und flickt er Schuhe sür altbekannt« Kundschaft. Sein Enkelchen sitzt neben ihm und spielt mit einer armlosen Puppe. Dies« hat ein Stubenmädchen aus dem Vorderhaus in den Müll- kästen werfen sollen. Das Mädchen wogte es nicht, sie zu versehen» ken, stellt« die Puppe jedoch neben den Müllkosten, damit da»«eine
Kriegen geben werde. Ts war ein leidenschaftlicher Appell an die Sieger, ihre Uedermacht nicht zu mißbrauchen. Wir stellen fest: In dem Krieg, in den wir— nach dein Zeugnis des Herrn von T i r p i tz— dank dem Versagen der damaligen Leitung„hineingeschlittert" sind, hat„die Partei des Präsidenten Ebert" stets nüch bestem Wissen und Gewissen dem deutschen Volke gedient. Auch der Artikel des „Vorwärts" vom 20. Oktober verfolgte keinen anderen Zweck als den. nach Möglichkeit die entsetzliche Lage zu erleichtern. in die das deutsche Volk schon damals— neunzehn Tage vor dem 9. November— durch die Schuld Ludendorffs ge- raten war. Der von Ludendorff nachgeschwätzte, blöd« Schwindel, nach dem der Krieg eigentlich dur�-inen„Vorwärts» Artikel verloren worden wäre, stammt aus einem Heft der „Süddeutschen Monatshefte", das den berühmten„Dolchstoß" behandelt. Mail kann nach dieser Probe den Wert des ganzen Materials schätzen!___ wenn Luöenüorff gesiegt hätte... Schärfster Terror. — Sofort erschieße«! München , 29. April. (Eigener Drahtbericht.) Der„Lay«- risch« Kurier" veröffentlicht folgend« Mitteilung, für deren Echtheit er jede Berantwortung übernimmt: In einer B«- sprechung mit Führern der unlitärischen Verbände der Rational- sozialisten. die am 23. Oktober o.?. in München stattfand, wurden, wie wir zuverlässig wissen, für den Fall der Ausrufung der Reichsdiktatur Ludendorff-Hitler(„mit dem Ziel«. der national-völkischen Idee mit Gewalt in Deutschland zum Ziele zu verhelfen") folgende Weisungen durch den Hauptmann a. D. GSriiug. den Führer der Hitlerfchen Sturmabteilungen , gegeben: Die Führer habe« in ihren Bezirken'Ausrufe zur Uebernahme der Gewalt sofort vorzubereiten. Ts muß mit dem schärfsten Terror vorgegangen werden. Wer die geringsten Schwierig- keilen macht, ist zu erschießen. E» ist notwendig, daß die Führer fich seht schon die Versöulichkeiten her- aussuchen, deren Beseitigung notwendig ist. Windestens einer muß zur Abschreckung nach Erlaß des Aufrufes s o- fort erschossen werden." Dazu bemerkt der„Bayerische Kurier": Der jetzt zum Abschluß gekommene Hitler-Prozeß habe zur Genüge bewiesen, daß die völki- schen Wehrmannschaften, was Roheit der Ausschreitungen anlangt, in nichts hinter der Roten Armee zurückstanden. Der Erlaß des preußischen Hauptmanns a. D. Göring stelle an Brutalität der G«- sinnung und rücksichtslosen Terror selbst die Vorgänge der bayeri- schen Räterepublik weit in den Schatten. « Der„Sa ize tische Kurier" oergißt hinzuzufügen, daß diese selben Banditeni die„selbst die Vorgänge der bayerischen Räte- republik weit m den Schatten stellen", von der bayerischen Justiz als lobenswerte Ehrenmänner behandelt wurden. So- wohl im großen wie im kleinen Hitler -Prozeß wurden sie ge- radezu als Nationalhelden gefeiert. In beiden Fällen kam di« Strafe einem ehrenden Freispruch gleich. Wenn der„Bayerische Kurier" also heute die Hitler -Banditen mit der„Roten Armee " auf eine Stufe stellt, bestätigt er da- mit, daß die bayerische Justiz eine SchandefürDeutsch- land ist...__.. völkische Moral. In der Theorie und in der Praxis. Uns wird geschrieben: In der„Deutschen Zeitung" vom Dienstagabend prcfcgt ein Dr. Erich Kühn aus München das Folgende:.Böckisch werden dos heißt: in jedem, der es gut und ehrlich meint, den deutschen Bruder ehren". In di« Praxis übertragen sieht das folgendermaßen aus: Am Moniag ist in Fürstenau der Borsitzende der doutschdemo- tratischen Partei für Osnabrück , Provinziallandtagsabgeardneter Adamczyt von einem völkischen Klempner lehrling durch einen Revolverschuß schwer verletzt worden. Adamczyt hat sein ganzes
Mädchen sie sah. Es herzt die Puppe, hält sie ans offene Fenster und sägti«Du, es stiert nicht mehr!" Auf dem Dach, in einer Abart von Hühnerstall, hält sich«in Mann, der sein Geld nicht entwerten lassen wollt«, Rassetauben. Der Täuberich, ein schneeweißer Kröpfer, pustet sich auf, tritt in den zierlichsten Schritten hin und her und tut alles, um ihr. der schneeweißen Kröpfertaube, zu gefallen. Tief, tief drunten im Hof sieht sie eine braune Huhntaube mit Hühnern sich um das tägliche Brot balgen. Di« Farbe imponiert ihr, desgleichen die gedrungene Gestalt und dieser aufrechte Hühnerschwo-nz, das ist doch mal etwas anderes. Sie hat es satt, dieses Schlohweiße, Schlanke und im günstigsten Falle Ausgepustete. Doch, di« undurchschlüpfbaren Drahtmaschen sind zwischen ihr und dem Huhntäuberich. Schließ. lich bekundet ihr Täuberich fein« Liebe durch Schnabelhieb«. So wird die Rasseveinheit der schneeweihen Kröpfersannl!« gewahrt. Es wird Frühling sin Hos.
Schach, Monarchie und Weltkrieg. Wilhelm II. wurmte e» gewollig, als er erfuhr, daß— es war während de« Weltkrieges— zwischen England und Amerika ein Schachturmer vermittels eines direkten Kabels oeranstaltet wurde. Er hätte auch gar zu gerne so etwas arrangiert. Da«r aber leider keinen Verbündeten hatte, zu dem«in Unterseekabel geführt hätte. mußte er sich mit dem bescheidenen Telephon begnügen und erwartet«, daß auch diese kulturelle Großtat seinen Gegnern gewaltig im- ponieren würde. Kaum hatte er den Wunsch ausgesprochen, wurde auch sofort der Wiener Schachklub davon verständigt. Die Geiegen- Izeit war günstig: Wilhelm wollte sich in den nächsten Tagen noch Wien begeben, und so eilte denn ein Funktionär des Wiener Schach- klubs sofort in die k. k. Telegraphen direktion, wo er die strikte Forderung erhob, man möge augenMcklich ein« ständige, direkte Acrbindung mit Berlin herstellen. Dort war man über diese Zu- mutung, jetzt mitten in der„großen Zeit", wo man di« Arbeitskrast eine» jeden Angestellten und Arbeiters auf das alleräußerste au»- nützen mußt«, um nur di« notwendigen Anforderungen erfüllen zu können, aus das höchste entrüstet. Der Herr vom Schachklub erwiderte aber, die Zeit sei sogar noch viel größer, denn Seine Majestät habe es ausdrücklich gewünscht. Da gab«s natürlich kein Zögern, und alle erforderlichen Anordnungen gingen prompt hinaus. So weit, io gut. Längst war Gras über die Geschichte g»- wachsen, als eines Tages unerwartet einige Monteur« von der Telegraphendirektion in den Räumen de« Wiener Schachklubs er- schienen, wo sie sich an der Telephonleitung zu tun machten. Als man sie fragte, was sie denn so eifrig zu arbeiten hätten, da doch ousnahmsweise keine Störung vorgekommen sei. erwiderten sie, sie hätten doch den Auftrag, wiederum eine direkte Leitung mit Berlin herzustellen und seien jetzt mit den Endarbeiten gleich fertig. Darob großes Erstaunen. Niemand wußte etwas von der Sache. Schließlich begab sich der Sekretär des Schachklubs zu feiner Er- zellenz, dem Herrn Postgewaltigen. „Hm, ja. wissen Sie, Seine Kaiserlich« Hoheit, der Kronprinz beabsichtigt dieser Tag« nach Wien zu kommen. Da haben wir irn»
Leben sür di« Aermsten de: Armen eingesetzt. Mit selbstloser Hin- gab« hat«r sein Lehramt für die geistig Schwachen und für die Taubstummen ausgeübt und sich dadurch in weitesten Kreisen da- durch die größte Hochachtung erworben. Völkisch werden, das heißt weiter noch der„Deutschen Zei- tung":„In allen: Materiellen nur untergeordnete Mittel zum geijti- gen sittlichen Zweck sehen." Nach den bis jetzt imrckdersprochenen Veröffentlichungen heißt das. sich wi« Oberstleutnant Griebel und feine Getreuen in guten Schweizer Franken bezahlen zu lassen und nachher den idealen deutschen Mann zu markieren. Völkisch sein heißt aber endlich nach der„Deutschen Zeitung": „Für ein« sittliche Ordnung kämpfen." Wie dieser Kampf gekämpft wurde, darüber hat ja der kleine Hitler -Prozeß zur Ee- nsige Auskunft gegeben. Jetzt wissen wir es, die Völkischen haben für die sittliche Ordnung gekämpft, als sie auf die Frau Auer mit dem Gewehrkolben losgingen und als sie den alte» weißhaarigen Bürger- meister Schmid mißhandelten und bespien.
Deutschnationale Renommisterei. Wie Herr Stubbendorff die Franzose» in die Flucht jagte. Der deutschnational« Spitzenkandidat für den Wahlkreis'Pots. dam I, der Rittergutsbesitzer Stubbendorff, hatte auf dem Deutschnationalen Bezirksparteitog der Priegnitz in Perleberg End« Februar als Houptreferent seine Zuhörer mit folgender Anekdote begeistert, die das dortige deutschnationale Blatt aus seiner Red? ausführlich wiedergab: Gelegentlich der Brandenburgischen Land- bundwoche in Berlin fei er aufgefordert worden,«inen Bortrag über die Lage der deutschen Landwirtschast vor ausländischen Pressevertretern zu halten, er aber habe erklärt,«r lehn« es ab, vor Franzose«»der Belgiern zu sprechen, und das habe er auch durch- gesetzt: kein Franzose und kein Belgier sei daraufhin erschienen. Dieses eine Beispiel beweise, daß es nur genüge, energisch aufzu- Ire len, um sich Achtung zu verschaffen, und in diesem Sinne müßte Deutschlands Außenpolitik geführt werden. Lebhafter Beifall hotte dies« markigen Ausführungen unterstrichen. Durch«inen Zufall war uns dieser Bericht aus dem Perleberger Lokalblättchen zu Gesicht gekommen und wir waren der Sache nach- gegangen. Vom Derein der ausländischen Presse in Berlin wurde uns damals erklärt, daß von einer Einladung seiner Mitglieder zu einem derartigen Vortrag nichts bekannt sti und daß im übri- gen der Verein grundsätzlich«ne Einladung abgelehnt haben würde, die»me solche einschränkende Bedingung enthalten hätte. Andererseits erfuhren wir später, daß tatsächlich während der Dran- denburgtschen Landbundwoche eine Anzahl englischer, amerikanischer und sonstig«: ausländischer Korrespondenten direkt« Einladungen zu einem Bortrogsabend in der Prioatwohnung des Lorstandsmit- glicdez des Reichslandbundes Dr. Hillger erhalten hatte. Uebri- gei» sollten die Stubbendorff«nd Genossen bei dieser Gelegenheit derart plump nationalistische Vorträge gehalten haben, daß von den englischen und amertkamschen Teilnehmern bemerkt wurde, am besten würde es fein, wenn von alledem nicht«ine Zeile ins Ausland tclegrnphtert werden würde, sonst würden die Herren von der Land Wirtschaft' aus di« ausländischen Kredit« lange warten können, auf. die sie reflektierten. Am letzten Sonnabend hotte nun einer unserer Genossen Ge- legenheit, in einer öffentlichen Versammlung bei Neu-Ruppin den Dr. Hillger. der ihm als Diskussionsredner entgegengetreten war, darüber zu befragen. Dr. Hillger bestätigt«, daß es der Reichskandbund gewesen war, der au» dem Berzetchnis der. Mitglieder des Vereins der ausländischen Presse einen Auszug selbst vorgenommen und die Einladungen selbst abgesandt hatte. So sah also in Wirklichkeit di« national« Heldentat des Herr» StubbendPff aus: die Herren vom Reichslandbmtd laden auf eigene Faust und direkt ein paar Engländer und Amerikaner ein und dann brüstet sich einer von ihnen öffentlich damit, daß er mit seiner Weigerung, vor Franzosen und Belgiern zu sprechen, durchgedrungen sei. Und— im Vertrauen darauf, daß sein« Renommisterei den Weg aus dem Perleberger Kreisblättthen nicht in die breit« Oeffentlichkei: nehmen werde— er empfiehlt dies sogar als besonders nachahmen«- weNes Beispiel„nationaler Außenpolitik". Ein typisches Beispiel deutschnotionaler Kraftmeierei und Unehrlichkeit.
Hieramts gedacht, er könne doch möglicherweise auch den Wunsch haben, daß zwischen den beiden Hauptstädten der verbündeten Reich« ein Schachturnier veranstaltet werde. Es ist gut, allen Möglich- ketten Rechnung zu tragen." Aber Kronprinz Wilhelm teilte den Ehrgeiz seines kaiserlichen Voters in diesem Punkte nicht. Er dacht« gar nicht an Schach . Und so kam die Postexzellenz um die Genugtuung, einen hohen Wunsch innerhalb weniger Stunden in die Tat umzusetzen und um die damit verbundenen Anerkennungen und Orden. Hanns Margulies- Wien.
„Das Lied an die Freiheit" war em Kotiert betitelt, das der Fried rich-Hogar- Chor(M. d. DASB.) unter Leitung seines Ehvrmeisters I. G. Rohrbach im großen Fesffaale der Reuen Welt veranstaltete. Unter den aufgeführten Werken interessier« eine Ouvertüre„Robespierre " von Litöiff(nicht Lichoff, wie das Pro- gramm verzeichnete), die diesen Vorkämpfer frei heitl icher Ideen aus den Märztogen des Jahres 1848 aus beträchtlicher Höhe zeigte. Das übrig« Programm enthielt Chorvorträge, di« das prachtvolle Stimm, Material des Hegar-Chares aufs beste beleuchteten. Unter dielen Chören nahm ein« Sonderstellung Oskar Frieds„Erntelied" ein. das sich in aparter Weise steigerte und den Orchesterroutmer verrät. A cspella-Chöre von Guggenbühler und Angerer, sowie Uthincmns „Tord Foieson" gaben fernerhin die Brücken tendenziösen Inhalte» zur Sozialiftischen Kantate von Hemme, die in ihrer musitalifchei, Fakwr etwa» reichlich zusammengeborgt erscheint, aber vom Chore in klangvollster Weis« zum Vortrag gebracht wurde. Solistisch daran beteiligt war die Sopranistin Gertrud Wolf, die Tenöre Paul Rohnke. Robert Schilasti und Mar Willhagen, schön« Stimmen von Mit- gliedern aus dem Chore, die ober bei weitem übertroffen wurden durch den samtweichen und höchst beachtenswerten Bariton von Willi Ariel(gleichfalls Mitglied des Hsgar-Chores), auf den man nicht genug hinweisen kann. Dt« orchestralen Partien vermittelt« der „Berliner Orchester-Verein" trotz der Anfeuertmg des temperamentvollen Dirigenten Rohrbach nicht immer tonfchön und rhythmisch präzise. rs Kleiber dirigiert die Siasouietonzerke des Siaais Orchesters. Der Dresdener Generalmusikdirektor Fritz Busch ist von der Lei- tung der Sinfoniekonzerte des Staatsorchesters zurückgetreten. An feiner Stelle wird Generalinufikdirektor Erich Kleiber die Konzert« leiten, ur.b zwar sowohl die drei letzten dieser Saison als auch die sämtlichen im nächsten Jahre. In dem Konzert am 9. Mai bringt Kleiber zum erstenmal Mahlers„Lied von der Erde " zur Aufführung. „Saul", eine Tragödie in zwei Teilen von L u d w i g B e rg e r. zeigt» bei ihrer Urauffühtung in Darmstadt keinerlei größere literarische Oualitöten als die übrigen dramaüfchen Arbeiten des von seiner Tätigkeit am Deutschen Theater bekannten Dersossers. _ H. o.Z. Sie Staatlichen Museen bleiben Sonntag, den 4. Kai. wegen der Sohle» zum vieMSto,, tue den Sesuch des Publikum» geschlossen. Ans dem Swrwabend am 30.'.'lprtl wird»um lchteu Mal« da» raflek. torische Achtspiel von Kurt«chwerdtteger vorgesügri. Rudolf vlilmne, sdricht seine svrechmelodssch- Loutdichtung.Lngo Icrna*»or. Herwärts Salden spielt eigene expressionistische Slaoierwerte.