Nr. 202 41. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Maiveranstaltungen

der Gewerkschaften Berlins am Donnerstag, 1. Mai, vorm. 10 Uhr

1. Veranstaltungen der Industriegruppen: 3. Veranstaltungen von Gewerkschafts­

Baugewerbe: Saalbau Friedrichshain.

Unterkommissionen:

Befieidungs- und Textilinduftrie: Brauerei Königstadt, Schönhauser Berwaltungsbezirt Charlottenburg: Hehenzollern- Festfäle, Berliner Ede Bilmersdorfer Straße.

Allee 10/11.

Graphische Induftrie: Badbrauerei, Fidicinſtr. 2/3.

Gemeinde- und Staatsbetriebe: Rönigsbant, Gr. Frankfurter Str. Lebens- und Genußmittelindustrie: Sophienfäle, Sophienstr. 18. Verkehrsgewerbe: Sämtliche Räume des Gewerkschaftshauses, Engel ufer 24/25.

Metallindustrie: Walhalla- Theater, Weinbergsmeg. Holzindustrie: Reue Welt, Hasenheide.

2. Veranstaltungen einzelner Verbände:

Fabritarbeiterverband: Dresdener Rafino, Dresdener Str. 96. Borzellanarbeiterverband: Staatliche Porzellanmanufattur, Char lottenburg( Speisesaal).

Steinarbeiterverband: Musifersäte, Kaiser- Wilhelm- Straße 31. Jimmererverband: Böhmisches Brauhaus, Landsberger Allee 11/13. Sofflerverband: Boekers Festfäle, Weberstr. 17. Böttcherverband: Rosenthaler Hof, Rosenthaler Straße 11/13. Dachdeckerverband: Sophiensäle, Sophienstraße. Tabatarbeiterverband: Schweizergarten am Friedrichshain . Zentralverband der Angestellten: Haberlands Festsäle, Neue Friedrichstraße, Großer Eaal. Die Angestellten der Sozial versicherung müssen diese Versammlung besuchen. Allgemeiner freier Angestellten- Bund, Ortskartell Berlin .

Berwaltungsbezirk Spandau: Concordia- Festsäle, Klosterstr. 13/15 ( 10% Uhr).

Verwaltungsbezirk Tempelhof: Wilhelmsgarten, Berliner Straße 49. Berwaltungsbezirt Wilmersdorf: Bittoriagarten, Wilhelmsaue. Berwaltungsbezirk Zehlendorf: Lindenpart.

Die Gewerkschaftsmitglieder, die in diesen Bezirken wohnen, nehmen an den Bezirks- Moifeiern teil.

Die Angestellten besuchen die Versammlung des 3d. in Haber. lands Festsälen oder die Versammlungen der ihnen nahestehenden Industriegruppen.

Mitgliedsbuch legitimiert.

Tagesordnung in allen Bersammlungen: Der 1. Mai und die Gewerkschaften. Referenten sind: Aufhäuser, Crispien, Eichhorn, Haß. Hehschold. Hildesheim , Horlik, Kaspar, Klose, Paul Lange, Majdyte, Otto Meier , Mar Müller, Müntner, Ortmann, Plettl, Tarnow, 3ista, Hans Goftfurcht, Pfaffenschläger.

Arbeiter, Angestellte, sorgt für Massenbesuch dieser Bersammlungen! Macht sie zu wuchtigen Kundgebungen gegen die Reaktion!

Gewerkschaftskommission Berlins und Umgegend.

Bartelveranstaltungen am Naghmittag und Abend des 1. Mai

( Konzert, Gesang, Ansprachen, Rezitationen, turnerische Darbietungen, Tänze.)

Mitte: Brauerei Königstadt, Schönhauser Allee 10/11.

Tiergarten: Artushof, Berleberger Str. 26.

Wedding : Bazenhofer Ausschant, Chausseestr. 64.

Prenzlauer Berg und Friedrichshain : Brauerei Friedrichshain.

Kreuzberg : Bodbrauerei, Fidicinstr. 2/3.

Charlottenburg: Spandauer Bock.

Cladow: Lokal Bäumann.

Weißenfee: Turnhalle, Pistoriusstraße. Bankow: Linder, Breite Straße 34.

Buch: Göpfert, am Bahnhof.

Blankenburg : Rug, Dorfftr. 1.

Niederschönhausen : Schloß Schönhausen , Lindenstr. Buchholz: Rojjad, Hauptstr. 71.

Reinidendorf- Oft: Bürgergarten, Hauptstr. 51.

Spandau : Concordiasäle, Riosterstr. 13/15, und Lofal Erbsmehl Reinidendorf- Weft: Hartmanns Brauerei, Scharnweberstr.

( am Stadtpart) Hakenfelde .

Wilmersdorf : Biftoriagarten, Wilhelmsque 114/115.

Wannsee : Reichsadler, Königftr. 26.

Schöneberg : Schloßbrauerei, Hauptstr. 122/123.

Lichterfelde : Lichterfelder Festsäle, Zehlendorfer Str. 5. Tempelhof , Mariendorf , Marienfelde , Lichtenrade : in Mariendorf , Sportshaus( Karlshöhe), Bahnhof Mariendorf .

N

Rosenthal: Waldemar Schneider, Hauptstr. 3. Hermsdorf : Böttcher, Wafbfee Ede Berliner Str.

Ansprachen halten: Aufhäuser, Klara Bohm- Schuch, Pfarrer Bleier, Crispien, Dr. Deiters, Karl Dressel, Pastor Frande, Dr. Freund, Fendel, Göring , Haß, Hehschold, Heinig, Herrmann, Hirsch, Katzenstein, Dr. Cowenstein, Dr. Lohmann, Lempert, La Grange, Litfe, Meier, Mielih, Dr. Mojes, nietisch, Revenflow, Liesbeth Riedger, Rofin, Ruben, Seger, Todenhagen, Dr. Weyl, Dr. Witte, Dr. Zechlin, Zista. Außerdem werden als Vertreter der öfferreichi­fchen Sozialdemokratie in verschiedenen Maiveranstaltungen der

Oberschöneweide : Mörners Blumengarten, Wilhelminenhofstraße. Partei die als unsere Gäste anwesenden Genossen Dr. Otto Bauer

.

Neukölln: Neue Welt, Hasenheide.

Treptow : Nitschte, Am Treptower Part 26.

Baumschulenweg: Kino Baumsajulenstraße.

Johannisthal : Bürgergarten, und Bartrestaurant.

Adlershof : Wölftein, Bismardstr. 75.

Alt- Glienice: Bohne, Grünauer Straße.

Köpenid: Spindlersfeld, Erholungsheim,

Bohusdorf: Lokal Bierbach, Bahnhofstraße.

Grünau : Lokal Werner, Kopernifusstraße 108.

Rahnsdorf- Wilhelmshagen: in Wilhelmshagen.

Karlshorst : Fürstenbad, Höhnower Weg.

Lichtenberg : Schwarz, Möllendorfftr, 25/26.

Biesdorf : Borath, Marzahmer Etraße 31. Saulsdorf: Gemeindeschule, Adolfstr. 25. Kaulsdorf - Süd: Sanssouci , Moltkestraße. Mahlsdorf : Anders, Bahnhofstraße.

und Dr. Renner- Wien Ansprachen halten.

Vormittagskundgebungen der Partei:

Wannsee : vormittags 11 Uhr Reichsadler, Königstr. 26. Blankenburg : vormittags 10 Uhr Klug, Dorfstr. 1.

Tagesordnung:

1. Mai 4. Mai." Referenten: Dr. Korach, Landa.

Genoffinnen und Genossen! Im Hinblick auf die am 4. Mai stattfindende Reichstagswahl müssen unsere

Mittwoch, 30. April 1924

Wirtschaft

Die Untersuchung über die Textilwirtschaft.

Die deutsche Textilindustrie befindet sich seit dem Abstoppen der Inflation in einer glücklichen Lage. Den Auslandsmarkt frei­lich, der ihr in den Jahren der Geldentwertung offenstand und großen Nugen brachte, hat sie zu einem großen Teil eingebüßt. Um so mehr war aber jetzt am Inlandsmarkt zu holen, der jeden Preis zahlte, weil meite Bevölkerungskreise den lange zurüd­gehaltenen Bedarf an Meidung und Wäsche jetzt zu decken suchtent. Kaum war dieser Massenbedarf erkennbar geworden, so setzten die Fabritanten auch ihre Breise herauf. Eine fapitalfräftige Spe­tulation, die in dieser aus der Not der durch die Inflation aus gepowerten Massen hervorgegangenen Martilage große Gewinn möglichkeiten witterte, bemächtigte fich der Situation. Während der Abfaz im Textileinzelhandel und bei den Maßschneidern infolge der Preistreiberei bereits zurüdging, erhielten die Spinnereien und Webereien ebenso wie die Großkonfektion noch Aufträge auf Monate hinans! Damit wurde die Gefahr einer Krise heraufbeschworen. Denn wer sollte die hochgetriebenen Breise bezahlen, wenn der Markt seine Aufnahmefähigkeit einbüßt, weil die Kauf kraft der Maffen hinter den steigenden Breifen zurückbleibt? Die Textilwirt schaft geriet so auf eine abschüffige Bahn. Inzwischen versuchten die Produzenten, den Auslandsmartt wiederzugewinnen, indem man nach dem Ausland billiger verkaufte als an inländische Kunden. Im Inland aber forderte die rücksichtslose Kartell­diktatur der Produzenten zu immer schärferen Widerspruch bei Berarbeitern und Abnehmern heraus. Die Spinnereien und anderen Zweige der Textilindustrie, die ihre Rohstoffe unmittelbar aus dem Ausland einführten und dafür Devisen zahlen mußten, machten von dem gesetzlich ihnen zustehenden Recht Gebrauch, auch von ihren Ab­Sie beschränkten aber ihre Devisenforderungen nicht etwa auf den nehmern die Zahlung in fremder Währung zu verlangen. Anteil, den der Rohstoff an dem Brodukt hatte, sondern ließen sich das gesamte Produkt, z. B. Garn, fremde Währung geben. Mit anderen Worten: auch der Gegenwert der von ihnen in Renten­marf gezahlten Löhne. Kohlen und Maschinen usw. mußte von den Abnehmern in fremder Währung gezahlt werden. Die Differens zwischen dem eigenen Devisenaufwand und dem Devisenerlös, bei Garn 25 Broz. des Preises, steckte der Textilfabrikant in seine Tasche zu einer Zeit, wo nicht einmal für Lebensmitteleinfuhren immer ausreichend frembe Zahlungsmittel zur Verfügung standen!

Der heillese Wirrwarr, der so in der Textilwirtschaft eingerissen ist, hat sogar dem bürgerlichen Reichswirtschaftsministerium zu denken gegeben. Aber es müßte fein bürgerliches Ministerium sein, wenn es sich durch diese Gefährdung der Bersorgung mit Klet­bung hätte aus der Ruhe bringen lassen. Anstatt mit fester Hand zuzugreifen, beschloß es, eine Untersuchung über die Verhält­niffe, nicht etwa schleunigst selbst durchzuführen, sondern in ailer Gemächlichkeit dem Reichswirtschaftsrat anzuvertrauen.. Dieser hat jetzt die Enquete begonnen. Der amtliche Bericht über die erste Sigung liegt vor. Er lautet:

Die mit großer Spannung erwartete Untersuchung des Bor läufigen Reichswirtschaftsrates über die Berhältnisse in der Lertilwirtschaft hat am Dienstag, den 29. April, begonnen. Der Vorsitzende des Wirtschaftspolitischen Ausschusses, Direttor Kraemer, der seitens des Reichswirtschaftsministers mit der Durchführung der Enquete betraut worden ist, eröffnete die erste Sigung des Untersuchungsausschusses. Zum Borsigenden wurde Staatssekretär a. D. Dr. August Müller, zum stellvertretenden Borsitzenden Tarnow , zu Berichterstatern Mar Cohen- Reuß und Czieslik gewählt.

Der Ausschuß behandelte zunächst die Frage der Deffentlich­feit der Verhandlungen, denen allgemein großes Interesse ente gegengebracht wird. Er entschied sich jedoch zunächst für Ber traulichkeit der Beratungen, behielt sich aber vor, zu einem späteren Zeitpunkt gegebenenfalls die Deffentlichkeit herzustellen. Hierauf fand eine allgemeine Aussprache über die zur Durch führung der Enquete geeignetsten Wege und Methoden statt. Nach dem man sich darüber verständigt hatte wurde beschlossen, die in Frage fommenden Berbände um Benennung von Sachver ständigen zu ersuchen, deren Anhörung Mitte Mai erfolgen soll. Man sieht: Auch der Reichswirtschaftsrat hat es mit der brennen­den Frage nicht übermäßig eilig. Wenn es so weitergeht, wird das Ergebnis der Untersuchung nicht früher vorliegen, als bis die Krise in der Legtilwirtschaft bereits ausgebrochen ist. Ob dann die jetzt zu erwägenden Maßnahmen noch einen Sinn haben werden, steht dahin. Der ganze Borgang ist ein bezeichnendes Beispiel dafür, wie zaghaft eine bürgerlich geleitete Wirtschaftspolitit gegen Unter nehmer vorgeht, die durch ihr Verhalten das Gemeinwohl auf

Maiveranstaltungen zu eindrucksvollen Kundgebungen für Republik und Sozialismus werden. Agitiert Ihr Mund

nach Kräften für guten Besuch der 1. Mai ist diesmal im besonderen Maße Kampf- und Werbetag für die Sozialdemokratische Partei . Nur im Kampfe werden wir siegen!

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