Westarp unter den Erfüllern.
Die Deutschvölkischen prangern ihn an. Dem völlischen„ Deutschen Tageblatt" ist zu entnehmen, daß Graf West arp fürzlich in einer Versammlung in Lichterfelde sich unter die Erfüllungspolitifer mit Vorbehalten" begeben hat. Das völkische Blatt höhnt über ihn, daß er sich frampfhaft bemüht habe, sowohl die Volksparteiler Stresemanns als die Anhänger des Zentrums von der Notwendigkeit der Bildung einer großen Koali tion von Hergt über Marr und Stresemann bis Maregli zu überzeugen. Dabei habe er auch den Böllischen ins Gewissen geredet, daß sie doch um Gotteswillen nicht durch ihr Trillerpfeifenprogramm die Bildung einer fo gefegneten Regierungstoalition verhindern möchten. Aber fchließlich habe fogar Westarp fich mit dem Sachverstän digengutachten und mit den Aufgaben beschäftigt, die möglicherweise eine deutschnationale Regierung hinsichtlich der Reparation zu erfüllen haben würde.
Dabei hat der deutschnationale Führer den ganz Schlauen spielen wollen und erklärt, die Deutschnationalen würden als Regierung sich zu Verhandlungen auf der Grundlage des Sachverständigengutachtens bereit erflären, aller dings mit Vorbehalten, aber unter Umständen auch ohne Borbehalte, jedoch nur zu dem 3wede, 3eit zu gewinnen in der Hoffnung auf eine Bertiefung des eng lisch - franzöfifischen Gegensages! Ist diefer Bericht des völ fischen Tageblattes" richtig, so ergibt sich daraus die folgende Konsequenz: Graf Westarp , der ehemalige Landrat und Abgeordnete von Meriz- Bomst, will die deutschen Wähler ebenso ebenso düpieren, wie seinerzeit die jüdischen Wähler seines damaligen Wahlkreises, denen er durch schmeichelnde Briefe ihre deutsche Gesinnung bescheinigte. Aber er will darüber hinaus fogar die eng= lische und franzöfifche Regierung irrefüh= ren. Das Bestreben würde jedoch von einer so großen diplomatischen Tölpelhaftigkeit zeugen, daß schon dadurch der Judengraf aus Bomst für Regierungszwecke endgültig erledigt fein sollte. Man hat allerdings bei den Deutschnationalen schon wiederholt so großen Unverstand gefunden, daß man auch damit rechnen muß, die Partei würde den Weftarp zum Außenminister machen, von dem dann die Entente schon vorher weiß, daß er sie bemogeln will.
Graefe und die Juden.
Nicht hinauswerfen, aber taltstellen.
Zum Schluß dieser progammatischen Erklärung, deren Berbreis tung ihm damals am Herzen lag, sagt Graefe weiter:
Mir scheint also ein Antrag auf prinzipiellem Ausschluß der Juden usw. aus der Gesamtpartei dem Wesen einer politischen Partei nicht gerecht zu werden, wenigstens nicht innerhalb unserer ftaatsbürgerlichen Auffassung."
Der große und ehrliche Führer der Deutschvölkischen, der heute fogar den Borzug genießt, politischer Beauftragter Ludendorffs für Norddeutschland" zu sein, stand also vor wenigen Jahren noch auf dem Standpunkt, daß man die Juden in der Deutschnationalen Partei dulden, ihre Beiträge in Empfang nehmen, aber sie von jedem Einfluß fernhalten solle. Ein solches Berhalten würde man sonst wohl als unanständig verzeichnen, aber schließlich ist es nur deutschvöltisch!
Go
Fraktion Stegerwald- Ludendorff. Chriftliche Gewerkschaften- völkische Kampfverbände. Wir haben bereits vor einigen Tagen im Borwärts" über die systematische Agitation berichtet, die neuerdings von den völti fchen Kampfverbänden Stahlhelm", Jungdo" usw. für die christlich nationalen Gewerkschaften und gegen den AfA- Bund getrieben wird. Das Material über die neue Roalition Stegerwald- Ludendorff häuft sich immer mehr. bringt die in München erscheinende„ Deutsche Presse" ein völkisches Organ, vom 24. April den Wortlaut einer Flugschrift des„ Verbandes Deutscher Techniker"( chriftliche Gewerkschaft) unter der Ueberschrift Bolitisch national- gewertschaftlich marristisch". Die technischen Angestellten werden darin aufgefordert, sich auch gewerkschaft lich streng national und völkisch zu organisieren, und aus diefer politischen Erwägung heraus sich den christlichen( 1) Gewerkschaftsverbänden anzuschließen. Auch den kaufmännischen Angestellten und gewerblichen Arbeitern sowie den freien Berufen wird derselbe Rat erteilt:
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ließ. Die Geldgeber müssen also sehr wohlhabende Leute sein. Unser Breslauer Parteiblatt, die Bolkswacht", fann einige diefer schlesischen Geldgeber nennen, deren Namen den sozialen Charafter der Freiheitspartei in ein seltsames Licht rücken. Wie die„ Volks= wacht" mitteilt, ist ein Teil der Geldmittel für die völkische Agitation in der oberschlesischen Großindustrie gesammelt worden, und zwar vor allem durch Bermittlung des Bergaffessors v. Da mm, der auf der völlischen Kandidatenliste steht. Vor einiger Zeit hat die Bolkswacht" außerdem den Direktor Euling der oberschlesischen Borsigwerfe als Geldgeber der Rechtsradikalen genannt. Dieser scheint neuerdings jedoch parteipolitisch direkt nur noch die Deutschnationalen zu unterstützen. Dagegen gehört zu den Geldgebern der Bölkischen eine der größten Großgrundbefizerfamilien Schlesiens, oder doch wenigstens eines ihrer hervorragendsten Mitglieder. Das ist die Prinzessin Ratibor , die jetzt in Berlin , Bendlerstraße, wohnt und sich besonders dem rechtsradikalen Bandenführer v. Heyde= brecht zuwendet, der ebenfalls auf der völkischen Kandidatenliste sieht. Schwerindustrielle und Großagrarier pflegen fich zu überlegen, welche Partei fie unterstützen. Ihre Neigung zur võitischen Freiheitspartei beleuchtet die wirtschaftliche Einstellung der Rechtsradikalen deutlicher, als taufend Flugblätter das vermögen.
Huldigung vor Sozialdemokraten...
wenn sie im Ausland find.
In Dänemark ist unsere Parteigenoffin Nina Bang zum Kultusminister ernannt worden. Sie ist Margistin, was in Deutschland heute fast dem Begriff des Staatsver brechers nahe kommt. Aber da Nina Bang nicht in Deutsch land , sondern in Dänemark lebt, so darf sogar die deutschnationale Preffe ihr liebevolle Aufmerksamkeit widmen. Im Lotal- Anzeiger" wird über die neue Frau Minister geurteilt: Aus allen Lagern sind von heute ab die Brillengläser auf den neuen Kultusminister gerichtet, und wie geschickt sie die Fäden knüpfen, wie brutal sie einen Knoten durchhauen wird, das kommt alles in das große Buch. Und das weiß Nina Bang , die bei großer Weiblichkeit sehr scharf durch die Wände sieht, und die an der Nase herumzuführen jo leicht teinem gelingt.
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Gewiß bestehen noch nicht für alle Wirtschaftszweige," fo heißt es wörtlich, streng nationale oder gar völlische Verbände. Aber bei scharfer Betrachtung der Verhältnisse kann man doch feft. stellen, daß sich die Gedankenwelt des christlich- nationalen Deutschen Gewerkschaftsbundes( DGB.) von parteipolitich im Zentrum oder deren Ablegern gebundenen Personen abgesehen am Es ist das nette bei dieser Wahl, daß eigentlich alle Menschen stärksten den völlisch- sozialen Ideen nähert. In den einzelnen Be- der verschiedensten politischen Färbungen dieser überzeugten Sozialrufsverbänden diefer Spikenorganisationen mit nahezu 2½ Millio- demokratin den Ministerplatz gönnen. Nicht, daß man von vernnen Mitgliedern finden die meisten Erwerbsarten schon heute die Möglichkeit ihrer wirtschaftlichen Interessenvertretung. Dort stehen fich die völlisch- foziale Jdee und die geiftig freibenden Kräfte der Organisationen auch nicht so scharf wie Wasser und Feuer gegenüber, als das im margistisch- freigemertschaftlichen Lager der Fall ist. Der Wahlkampf unserer Tage beweist das wieder in vollem Umfange
Ludendorff hat wiederholt darauf hingewiesen, daß es gelte, die große Zahl von Mitläufern und gedankenlofen Anhängern des Marrismus aufzuklären und sie den Weg völkisch- sozialer Ideen zu führen. Das ist in der Tat die Aufgabe, und diese Zeilen sollen den Weg zeigen, um sie zu lösen."
In der Abwehr völkischer Angriffe gegen die Echtheit der Rassengefinnung sieht sich die Deutschnationale Partet genötigt, zu ver zweifelten Mitteln zu greifen. Ihr medlenburgischer Führer, Justizrat Dr. Knebusch, veröffentlicht in der Kreuzzeitung" eine aus Diese Flugschrift, in der die christlichen Gewerkschaften bereits dem Februar 1920 stammende programmatische Erklä rung, die der jetzt ganz vöitische Albrecht von Graefe thm als die zuverlässige völtische Rampftruppe anerkannt geschicht hat und in der die Frage behandelt wird, wie sich die Deutsch werden, ist diesmal nicht etwa vom Stahlhelm, sondern von der nationale Partei zur Judenfrage zu stellen habe. Graefe weist Landesgeschäftsstelle München des„ Berbandes Deutscher Technifer" im Eingang feiner Erklärung darauf hin, daß im deutschnationalen alfo von den christlichen Gewerkschaften selbst herausParteiprogramm und in der Parteiarbeit ohne Scheu, aber in angegeben. Reichskanzler Mary rühmt in seinen Wahlreden immer ständiger Form, auf den zerfetzenden Einfluß des Judentums" wieder die Weimarer Verfassung . Was sagt er zu dem neuen Bündim Wirtschafts- und Geiftesieben Deutschlands hingewiesen werden nis zwischen christlichen Gewerkschaften und Böttischen? Was sagt er zu der Koalition Stegerwald- Ludendorff? müsse. Dann fährt er fort:
Aber ich halte es nicht für zuläßig, daß eine politische Partei bestimmte Personen aus Gründen, die nicht auf dem Gebiete der Die Geldgeber der Deutschvölkischen. matellojen Ehre liegen, programmäßig ausschließt, obwohl sich die Schwerindustrie und Großzagrarier. setben restlos zu den Zielen der Partei bekennen; das scheint mtr unvereinbar mit anderen allgemeinen politischen Grund Breslau , 30. April. ( Eigener Drahibericht.) Die Böllische Frei fäßen, zu denen auch wir uns bekennen, z. B. der Gleichheitspartei, die in ihren Wahlflugblättern gern sich mit arbeiter heit aller vor dem Richter usw. Wenn unsere Politik steis eine flare, gegen den Einfluß des Judentums gerich tete Politit ist, so werden die Juden wenig Neigung verspüren, zu uns zu tommen; tut es body diefer oder jener, fo liegt es im Sinne unseres Programms, daß er nicht zu maßgebendem Einfluffe gelangen darf; damit ist auch der Hauptgefahr einer mala fides beim Emtritt von Juben vorgebeugt."
Biedermeiermorphium.
„ Der Störenfried", von Benedig.
Zehn Minuten lang reizt es, die lieben Leute auf der Bühne von Postkutschen, seeligen Großvätern und wohlgepflegten Georginen beeten erzählen zu hören. Auch schmunzelt man gern, wenn Adele Sandrod als Drachen von Schwiegermutter die entzückendsten Gatten, die hoffnungsreichsten Verliebten und den bravsten Königsberger Onfel in Galle bringt. Bald aber ist dieser Urväterreiz vorbei. Es wird langweilig auf der Bühne und man dentt, weil die Phantasie zum Einschlafen verurteilt ist, daß Rederich Benedig, der Matador der hausbackenen Dramatit im Theater am Kurfürften damm, nicht nur wie eine angenehme Reliquie gezeigt werden foll. Am Kurfürstendamm will man mit Benedig ein Programm madjen. Man will mit ihm einen Reißer austragen. Man will mit ihm die modernen Dramatifer beschämen, denen die Theatertür zugeworfen wird. Diese Schwiegermutter aus der Residenz, diefer Störenfried, nach dem das ganze Stück benannt wird, soll nicht nach einigen Tagen der Erinnerung wieber eingemottet werden, nein, es foll Raffe machen, wenn möglich eine ganze Serie von Aufführungen deden und den Kurfürstendammpatrioten die Ueberzeugung bei bringen, daß die alte Zeit golden war, daß die neue Zeit schundig geworden ist. Sand in die Augen, Grabesfand in die Augen
Für Ohr und Augen Adele Sandrod! Sie hat nun jede Lust am Heroinentum überwunden. Sie ergibt sich ihren Jahren und ver meldet die großartigen Orgeltöne der Tragödin. Sie versteht sich dazu, die Stimme zu preffen, sie zu überfugein, fie in den weiner lichen Distant hinauszuheben und überfippen zu lassen in richtiger Schwiegermutterspißigkeit. Adele Sandrod ist heute in feiner Geste mehr der Maria Stuart verwandt, fondern nur noch der Jofephine Dora. Sie bleibt allerdings ein sehr tolles Phänomen, das angeftaunt wird, weil man hinter ihrer lächerlichen Bewegung immer noch Schiller und Jbsen vermutet. Sie erlaubt sich die besondere Freude, die Bühne und die Menschen, die ihr dort nahestehen, nach ihrem imponierenden Ebenbild unzumodeln. D. h: fie spielt, um das Bartett deutlich zu umschmeicheln und vergißt darüber, daß fein Talent über die Rampe springen sollte. Als Parodie mag bas alles gelten. Doch die Parodie wird bald vergeffen, und es macht fich breit ein Stil, der um bas Klatschen der Parkettbesucher um jeben Breis bettelt, der großartige Auftritte und Abgänge fucht. Die Künstler benten nicht mehr daran, daß all solches gewaltsame Herauspressen der Persönlichkeit dem ordentlichen Theater schadet. Die Persön lichkeit muß da fein, fie darf sich aber nicht aufbrängen. Man drängelte fich am Kurfürstendamm in die rolig verfälsche Bergangen. heit. Man schmuggelte dieses niedliche Einftmals wie Morphium und Rofain in Die verwöhnten und überlasteten Nerven der Theater befucher, um sie einzubämmern und ihnen den Geschmad om guten und modernen Theater abzugewöhnen, May Hochdorf.
freundlicher und sozialer Gesinnung brüstet, hat in Mittel- und Niederschlesien den Wahlkampf in der letzten Woche mit unge heuren Geldmitteln aufgenommen. Das ist um so auffälliger, als diese sogenannte Freiheitspartei hier nur über einen sehr geringen Mitgliederbestand verfügt, da sie tie antisemitische Betätigung bisher beinahe ganz den deutschsozialen Runze- Brüdern über
Die Pauke.
Was ein echter deutscher nationaler Bürger ist, der hat Sinn für deutsche Sittlichkeit und Würde, außerdem liebt er es, wenn man ihm mancherlei aur inneren Erbauung von Idealen spricht, auch labt er gerne fein Herz an träftigen vaterländischen Worten. Alles das findet er im, Lokal- Anzeiger". Deffen Barde und Prophet zugleich aber ist Herr Huffong. Niemand fann so schön die natio nale Baute schlagen wie er und niemand tommt dem bürgerlichen Bedürfnis nach patriotischer Wallung, die angenehm befriedigt und nichts foftet, fo bereitwillig entgegen. Er ist der eigentliche Meister der flirrenden Phraje, des teutonischen Theaterdonners, der fitschigen Heldenpose und der sentimentalen Gefühle. Und das Beste ist, er steigert sich in seinen Leitartikeln wenigstens in all diesen in all diesen Schwulst so hinein, daß er ihn beinahe mit Ueberzeugungstraft vor. trägt. Da fchreibt er 3. B. neulich ein Fanal" für Helfferich. In biefem verhältnismäßig furzen Artifel fommt 22mal das Wort beutfch" vor. Es bonnert einem in den Ohren wie eine Bagneriche Steffelpaute, wenn man zu Ende gelesen hat. Nichts Genaues weiß man nicht. Die Blechmusik hat das Ohr fo betäubt, daß es teine Unterscheidungen mehr machen kann aber die Grundmelodie ist einem fo eingepautt, daß man sie noch wochenlang in den Ohren brummen hört. Und als gewissenhafter Deutscher fragt man fich dann war da vielleicht doch noch irgendeine besondere Schönheit verborgen, die Dir entgangen ist? Und man jucht in der Erinnerefultatios. Es bleibt nur das Bumbum der Pauke. rung Aber das Bublifum hat einen majestätischen Lärm gehört und sowas imponiert immer. Und selbst wenn es nachher wider Erwarten doch noch fritisieren follte, nüht es ihm nichts. Das Ein trittsgelb wird nicht zuriidgezahlt. Hans Wesemann.
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fchwer, denn ber enge Zusammenhang mit feinem Auftraggeber, der Eine originelle Künstlerhilfe. Der Künstler hat es besonders in früheren Seiten bestand, ist vollständig geschwunden. Heute schafft der Künstler ins Unbekannte, nur von seinem ganz persön lichen Geschmad geleitet. Um wieder eine engere Verbindung zwi fchen Künstler und Besteller herzustellen und zugleich diesem fo schwer ringenben Stande eine Existenzmöglichkeit zu gewähren, hat man in Wien einen eigenartigen Verfuch mit der Bildung eines " Künstlerfonds" gemacht, über den im„ Kunstblatt" berichtet wird. Eine Anzahl von Bersonen hat sich zusammengetan, die monatlich je 3000 Stronen zahlen. Die fich ergebende Summe wird einzelnen Stünftern in bestimmten Raten zur Verfügung gestellt, so daß ihr Lebensbedarf gededt ist. Dafür verpflichten sich die Künstler, ihre Arbeiten zu einem festgelegten Preise dem Fonds in der Weise zur Berfügung zu stellen, daß jeder Teilnehmer die Werke um die Hälfte diefes Preises erwerben fann. Die Arbeiten, auf die fein Anspruch erhoben wird, werden dem üblichen Kunsthandel zugeführt, und der Erlös wird zunächst zur Rückerstattung ber Beträge der. Teilnehmer Derwendet, soweit diese nicht bereits durch Kunstwerte erfolgt ist. Etwaige Ueberschüsse fließen den Künstler zu. Auf diese Weise ist der Künstler in der Lage, sich ohne Nahrungsjorgen feiner Arbeit zu widmen, und er braucht sich nicht um den Abjaz
herein davon überzeugt wäre, daß sie es schon meistern wird. Im Gegenteil, die Sachen, die unter das Unterrichtsministerium fallen, sind heute teilweise so verfahren, daß es auch einem Genie graue Haare sehen würde, wollte es sie alle in das richtige Geleise bringen. Aber die Sympathie ist auf Nina Bangs Seite. Weil sie ein kluger und guter Mensch ist, ein sehr gebildeter Mensch, der unglaublich piel geleistet hat. Doktor der Geschichte, Journalist, Reichstagsabgeordneter usw. Und dann dies, daß es eine Frau ist, die ganz still und bescheiden auf das Podium steigt und sich den Blicken aller Welt preisgibt als erster weiblicher Minister. Das erzeugt Achtung.
Diese Anerkennung einer sozialdemokratischen Parlamentarierin ist immerhin schon etwas. Die Leser und Leserinnen des" Lofal- Anzeiger" werden sich allerdings ver wundert fragen, wieso gerade im Ausland eine Sozialdemo fratin so allgemeine Achtung genießen kann, daß eigentlich alle ihr das Ministeramt, gönnen" und von ihr Großes erwarten; während diese Leser doch gewöhnt sind, in ihrem Leibblete zu lesen, daß Sozialdemokraten und Marristen ,, vaterlandslofe" Burschen feien, die zu nichts anderem berufen feien, als mit Stumpf und Stiel ausgerottet zu werden.
Aber es ist das Schicksal aller Sozialdemokraten, daß fie fast immer nur in dem anderen Lande gelobt werden, und so mag sich auch die„ Lotal- Anzeiger"-Gemeinde trösten. Wenn eine deutsche Sozialdemokratin ins Ministerium berufen wird, gelangt sie nur an die Futterkrippe", bei der dänifchen aber erzeugt ihr Auftreten Achtung! Worans fich jeder für den 4. Mai die nötigen Folgerungen selber ziehen darf!
Blutiger Aufstand in Havanna . Nach amerikanischen Meldungen ist es auf Havanna zur Eingeborenenmeuterei gekommen. Beim Eingreifen der Polizei hat es mehr als 50 Tote gegeben.
feiner Werte zu bemühen. Zugleich aber erzieht er sich ein festes Bublifum, über dessen Wünsche er unterrichtet ist und für das er arbeiten fann. Die Teilnehmer helfen Künstlern, ohne eine für diese bedrückende Wohltätigkeit auszuüben; sie können Werte von Künstlern, die sie interessieren, um den halben Preis erwerben. Das Risiko, das für beide Teile dadurch entsteht, ist nicht sehr groß. Jebenfalls hat sich der Versuch nach mehrmonatiger Erfahrung vortrefflich bewährt.
Der gefilmte Vejuvausbruch. Im Tivoli- Kino in Rom gelangie dieser Tage unter dem Titel„ Die weiße Schwester" ein Film zur Vorführung, der nach einer Novelle der englischen Schriftstellerin Crawford gearbeitet ist. Es ist eine rührjelige Geschichte, die aber ihren Sensationsreiz dadurch erhält, daß sie in italienischem Milieu den Ausbruch des Befud mit naturgetreuer Realistit dem Zuschauer Dor Augen führt. Das Bild diefes Ausbruchs ist, wie italienische Zeitungen einstimmig versichern, eine Sehenswürdigkeit für sich. Er. möglicht wurde die realistische Treue der Darstellung durch die Erfindung eines italienischen Gelehrten, den fogenannten„ Bulcanometer", der es dem Zuschauer ermöglicht, das Aufsteigen der Lava aus dem Kraterboden bis zur Mündung und den Fluß der glühenden Masse, der sich über blühende Dörfer ergießt und alles Leben vernichtet, Schritt für Schritt zu verfolgen.
Esperanto als Schulfach. Die Förderung einer internationalen Einheitssprache steht bei ben großen Sulfurvölfern noch recht in den Kinderschuhen. Nur die Schweiz ist damit vorangegangen, die Kenntnisse des Esperanto auch in weiteren Kreifen des Volkes zu verbreiten. Schon vor zwei Jahren hat die Schuldirektion Genf den Unterricht in Esperanto in den oberen Primaschulfaffen eingeführt. Zwei Unterrichtsstunden in der Woche haben nach den jeht abge schlossenen Erfahrungen die Schüler so weit gefördert, daß sie in neun Monaten Esperanto in Wort und Schrift vollständig be= herrschen.
Mufitabende beim Berliner Oberbürgermeister. Ein aus erwählter Kreis namhafter Tonfünstler war fürzlich beim Oberbürgermeister von Berlin , Dr. Boeß. zu einem Mufittabend verfaminelt. Der Oberbürgermeister beabsichtigt, durch regelmäßige Mufitatbenbe das zeitgenöffische Schaffen zu fördern und besonders jüngeren Berliner Künstlern durch Veranstaltung von Autoren und Seliftenabenden im Bürgerfaal des Rathauses den Weg in die Deffentlichkeit zu ebnen.
Das deutsche Schlenforschungsinstitut auf der britischen Aussfet lung. Deutschland enisendet einen der hervorragendften Bertreter feinet Kohlenforschung, den Leiter des Mülheimer Instituts, Prof. Franz Fischer, auf den technischen Weltfongreß, der anfäßlich der Weltausstellung in Wembley stattfindet. Das Thema feines Vortrages lautet:„ Die Umwandlung der Kohle in Del". Der Vortrag dürfte lautet:„ Die Umwandlung ber Rohle in Del". Der Vortrag dürfe bei den Vertretern aller Weltstaaten lebhaftes Intereffe auslösen.
Alexander Molf whd Mitte Mai im Deutschen Theater in der im Rahmen einer Fenvorstellung in Szene gehenden Aufführung von Aischhlos Der gefeffelte Prometheus die Litelrolle barstellen. Die Junge Bühne bringt das Drama Sebastian" von Pant Baudisch noch in dieser Spielzeit zur Uraufführung
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