Kr. 204<- 41. Jahrgang
2. Heilage öes vorwärts m..,«»
ZeinSe öes Achtstundentages. Tie Kommunisten als Handlanger der Reaktion. Die Vereinigte Sozialdemokratische Partei plant die Durchführung einer Volksabstimmung über den A ch t st u n- dentag. Der Allgemeine Deutsche Eewerkschaftsbund be- schästigt sich mit Vorarbeiten für eine Abstimmung über das Abkommen von Washington . Hier ist ein ernster Ver» such, dem Drängen der Unternehmer aus Verlängerung der Arbeitszeit eine gesetzliche Schranke zu setzen und den Acht- stundentag zum gesetzlichen Normalarbeitstag zu machen. Der Wille, den Achtstundentag wieder zu erobern, beseelt nicht nur sozialdemokratische Arbeiter, sondern auch ch r i st- liche Arbeiter und Arbeiter in den Hirsch-Duncker- schen Gewerkschasteni er ist lebendig in den Arbei- tern, die heute verdrossen beiseite stehen oder von extremen Experimenten das Heil erwarten. Bei den parlamentarischen Wahlen zersplittern sich— leider!— immer noch die Arbeiter- stimmen. Wird aber bei einem Referendum die Frag« des Achtstundentages aus dem Parteikampf heraus- gehoben, werden alle Arbeiter vor die klare und konkrete Frage gestellt: Achtstundentag oder nicht, auf die sie mit I a oder Nein zu antworten haben, so sind wir über- zeugt, daß eine gewaltige Mehrheit des Volkes für den Acht» stundentag entscheiden wird. Der Sieg des Achtstun- dentages bei der Schweizer Volksabstimmung zeigt, wie berechtigt diese Erwartung ist.' Die Kommuni st ische Partei aber versucht von vornherein, diese aussichtsvolle Aktion für den Acht- stundentag zu durchkreuzen! Die.Rote Fahne" wütet fast täglich gegen eine Volksabstimmung über den Acht- stundentag, und das mitteldeutsche Organ der KPD., der „Klassenkampf" in Halle schreibt: .Was aber bezweckt dieser Antrag der VSPD in Wirklichkeit? Er ist«in erneuter infamer Anschlag gegen die Arbeiterschaft. Er will den Arbeitern vorreden, als ob sie durch irgendeinen.demokratischen" Schwindel den Achtstundentag sichern oder zurückgewinnen könnten. Er will sie d u r ch diese Illusion vom Kampfe abhalten. Er will da- � urch die Front der A r b er t e r s cha f t zersplittern und dem Kapital sein Vorgehen leicht machen. Mögen getrost die Stimmen der Proleten für den Achtstundentag abgegeben werden; die Abstimmungsakten werden in den Archiven vermodern, während- dein dr« Arbeiter neun, zehn und zwölf Stunden schuften müssen. Die Arbeiterschaft ist nicht mehr so töricht, daß sie auf diesen sozialdemokratisch«� Schwindel hereinfallen wird. Sie wird den Kampf um den Achtstundentag selbst führen, auch gegen diesozialdemokratischen.Kapitalstnechte. Sie wird sich, da die Vewerkschaftsfül�er sabotieren, eigene Kampsorgan« sckiosfen. Sie wird der Bourgeoisie, die mit brutalen Mitteln zum Angriff vorgeht, mit denselben Mitteln entgegentreten." Da zeigt sich, was es mit dem Emtreten der Avmmu- nisten für den Achtstundentag, für die Einheitsfront der Arbeiter auf sich hat! Hier ist die Gelegenheit, die Arbeiter oller Parteirichtungen zusammenzuführen, um den Acht- stundentag zurückzugewinnen. Da stellt sich die Kommu- nistische Partei gegen die Arbeiterfront schützend vor die Unternehmer! Die Konsequenz wird sein, daß sie ihre Anhänger auf- fordert, gegen den Achtstundentag beim Referendum zu st i m m e n oder den Sieg des Achtstundentages durch Stimmenthaltung zu durchkreuzen. Weil die Kom- munisten fürchten, daß die sozialdemokratische Aktion für den Achtstundentag Erfolg haben wird und damit ihren Schwindel von der sozialdemokratischen Kapttalsherrschast aufdecken wird, wollen sie lieber die Arbeiter unter dem Zehnstundentag weiter schuften lassen. Die so handeln, sind nicht Freunde der Arbeiter, sondem gewissenlose Demagogen. Sie sind die Schrittmacher der Reaktton! Sie wollen nicht positiven Erfolg im sozialen Kampf, sondern nur Putsch und B l u t v e r- gießen und Chaos— weil das allein die Atmosphäre ist, in der ihre Tschekamethoden, ihre gewissenlose Revo- lutionsspielerej gedeihen kann. Schamloser kann die KPD. ihr wahres Gesicht nicht zeigen, als durch die Sabotage des Kampfes für den Achtstundentag!
PolitischesWirkenoüerRevolutionsromantik! Zum Kampf um den Achtstundentag. Es ist das Wesen der Reoolutionsromantik, daß sie weder klare Vorstellungen von den erreichbaren Zielen des politischen Wirtens hat noch Einsicht besitzt, welche Mittel im Ringen um gestellte Ziele erfolgversprechend sind. Di« Stellung der Kommunisten im Kampfe um den Achtstundentag ist typische Reoolutionsromantik. Der Acht- stundentag an sich ist ihnen nichts Wertvolles, ist für sie kein Kampfziel. Er ist für sie nur„Parole", das heißt ein Mittel, das die Massen erregen soll. Erfolg im Kampf« um den Achsstundentag dürfen sie nicht wünschen, well dann die Er- regung abklingen würde. Es ist ihnen mit dem Kampf um den Acht- stundentag nicht ernst. Er ist für sie nur Propagandamittel für ein« von ihnen erträumte romantische Revolution für ihre Diktatur. Was mit solcher Reoolutionsromantik erreicht wird, lehrt die Geschichte des Kampfes um den Normalarbeitstag in England: „Der vorläufige Feldzug des Kapitals war mißglückt, und das Zehnstundenqesetz trat am 1. Mai 1S48 in Kraft. Unterdes hatte jedoch das Fiasko der Chartisten partei, deren Führer eingekerkert und d«r«n Organisation zersprengt, bereits das Selbst- vertrauen der englischen Arbeiterklasse erschüttert. Bald darauf vereinigt« die Pariser Iuniinsurrektion und ihre bluttg« Erstickung, wie im kontinentalen Europa so m England, olle Fraktionen der herrschenden Klassen, Grundeigentümer-und Kapi- talisten. Börlenwölf« und Krämer. Protektionisten und Frei- Händler, Regierung und Opposition. Pfassen und Freigeister, sunge ch'imn und alte Nonnen, unter den gemeinschaftlichen Ruf zur Rettung dii. Eigentums, der Religion, der Familie, der Gesell- schaftl Die Arbeiterklasse wurde überall verfemt, in den Bann getan. Die Herren Fabrikanten brauchten sich also nicht zu genieren. Sie brachen in offene Revolte aus, nicht nur wider das Zehnstundengesetz, sondern wider die ganze Gesetzgebung, welche seit 1833 die„freie" Aussaugung der Arbeitskraft einigermaßen zu zügeln suchte. Es war eine? r o- slavery Rebellion(Rebellion für die Sklaverei) in Miniatur, während mehr als zwei Iahren durchgeführt mit zynischer Rücksichtslosigkeit, mit terroristischer Energie, beide um so wahlseiler, als der rebellische Kapttalist «cht» riskiert« außer der Haut sein« Arbeiter."
Die Internationale öes Nationalismus.
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Da« pariser nationalistische Witzblatt„Cc Rice" bringt in setner Nummer vom 26. April dieses Bild: Links der Wahlsieg des italienischen Faschismus, rechts der des bayerischen Hakenkreuzlerwms. darunter der unschlüssige französische Wähler.„De Rice" fordert ihn auf, nicht lange zu überlegen und gleichfalls nationalistisch zu wählen.
So Marx über den Rückschlag nach 18�8 im Kampfe mn den Rormalarbeitstog und über die Ursachen des Rückschlags. Di« Parallel« ist schlagend und lehrreich! Kommuni st ische Re- oolutionsromantit hat die Reaktion in Deusschland gestärkt. hat den Achtstundentag zerbrechen Helsen , hat die Rebellion des Unternehmertums gegen die gesamte Arbeiterschutzgesetzgebung entfesselt. Die Ueberwindung der Reaktion erfordert die Ueberwindung der kommunistischen Revolu- tionsromantik durch ernstes, zielbewußtes sozialdemo- kratisches Wirken. Der Achsstundentag ist für uns ein große« positives Ziel— nicht«in demagogisches Mittel. Seine Wiedergewinnung ist der größte positive Erfolg, der heut« wider die Reaktton möglich ist, ist ein Akt der Be» freiungderArbeiterklass«. Zu diesem Ziele führen allein sozialdemokratisch« Methodenl'
Vorauf es ankommt! Maedonald über das deutsche Volk. Deutschland muh am 4. Mai Sorge tragen, daß e« nicht selbst die Aussichten aus Besserung seiner Lage zerstört. Seine Freunde stehen im Ausland im LagerderDemotratie und der Arbeiterschaft. Macdonald schrieb am Zl. März folgendes Geleilwort für eine in Deutschland erscheinende Skizze seines Werkes: „wir müssen dazu sehen, daß das deutsche Volk nicht zermalmt, nicht versklavt, nicht zu Paria» berabgedrückt werde, weil seder derartige versuch ein Unrecht ist und eine Gesahrfür Europa ." Die deutschen Wähler müssen am 4. Mai zusehen, daß sie durch ihre Abstimmung das Werk solcher Männer nicht unter- graben. Die Wähler hatten das Geschick Deutschland » in der eigenen hauh!'_ Volkspartei und öürgerblock. Die kommunalpolitische Tagung der Deusschen Volkspartei in Hessen-Nassau beschäftigt« sich mit der Listenaufstellung für die Ge» meindewahlen. Man beschloß: „Alle Sonderlisten von Interessenverbänden müsien unbedingt »«mieden werden. Rur durch Einrechung« die großen Liften
der Parteien oder Vereinigungen sei eine wirksam« Vertretung berechtigter wirsschaftlicher Interessen gewährleistet. Auch da» Verbot der Listenverbindung, wodurch die Sonderlisten und Zersplitterungen zahlreiche bürgerliche St'mmen verloren gingen, erfordere gebieterisch«in« Sammlung des Bürgertums." Di« Volkspartei kann sich nicht verleugnen. Der Bürgerblock bleibt der Traum chrer Sehnsucht.
Unser Kampf für öle Jitgenö.. Von Klara B o h m> S ch u ch. Das einzige, was uns aus dem beispiellosen Zusammenbruch des Krieges an wirtlichen Werten geblieben ist, sind.die Kinder, ist die heranwachsende Jugend. Dieses Gut zu schützen, ist erste Pflicht des Staates, wenn Deutschland sich wieder lebensstark entwickein soll. Die Heranwachsenden sollen Verantwortung tragen für die Volks» gemeinschast, das ist aber nur möglich, wenn auch die Gesamtheit, d. h. der Staat als Zusammenfassung der Gesamtheit des Voltes, sich seiner ganzen Verantwortung für die Jugend bewußt ist. Dar, um bekämpft die Sozialdemokratie sede politische Verhetzung der jungen Generation und fordert eine staatsbürgerliche Erziehung, die zur klaren Be» urteilung aller politischen, wirsschastlichen, sozialen und kulturellen Zusammenhänge im Staatswesen führt. Eine Erziehung, die ein freies, wertbewußtes Volk heranwachse» läßt, das dereinst einen Ehrenplatz«innimmt in der friedlichen Gemeinschaft der Völker. Damit die Klügsten und Besten dereinst die Führung w der deutschen Republik übernehmen können, verlangt die Sozial, demokratie die gleichen Bildungsmöglichkeiten für alle Kinder des Volkes. Es ist gelungen, trotz großer Widerstände aus bürgerlichem Lager das Grundschulgesetz ,zu schassen und damit für die ersten vi« Schuljahre eine Volksschule sü? alle, für arm und reich. Weiter ist der Aufbau in der Gesetz» gebung nicht gediehen, weil die Wählerschaft sich in den Reichstags» wählen 1920 ein« Mehrheit in das Parlament gewählt hatte, die für die Aufbauplön« der Sozialdemokratie nicht zu haben war. Run Hot die Wählerschaft am 4. Mai wieder die Ent» scheidung, ob die gerechtaufbauende Schulgesetzgebung fortge» führt w«d«n kann oder ob das alt« Unrecht d« Klaffen» und Besitz- bildung von neuem triumphiere» soll.